Hallo bellchen!
Ich wollte dir mal einen kurzen Kommentar hinterlassen, weil mir dieser Absatz aus deinem letzten Update aufgefallen ist:
Zitat
Zwar mag ich das Verwischen nicht und liebe das Plakative, aber es könnte denk ich noch mehr Tiefe vertragen.
Die fehlende Tiefe in deiner Coloration ist nicht zwingend aufgrund von fehlenden "Schichten" da. Bei dir liegt das, meiner Meinung nach, schlichtweg daran, dass die Farben deiner Schatten a) zu hell sind und entsprechend schön fast in den Basecolors verschwinden und B) zu nahe an der Sättigung und der Grundfarbe als solche dran sind.
Zu Punkt a): Sanfte Schatten sind nicht immer "falsch". Ist ein Objekt stark beleuchtet, sind natürlich auch die Schatten, die es gibt, entsprechend hell. Damit das aber entsprechend "stimmig" aussieht, braucht man in einem Bild Context Clues wie eine klar gekennzeichnete Lichtquelle. Zielst du nicht auf diese Effekt ab ist es ratsam, etwas mutiger zu sein, was die Dunkelheit deiner Schatten betrifft. Das bedeutet in deinem Fall: Arbeite mit stärkeren Schatten. Das sieht am Anfang meist einfach sehr seltsam aus, sobald du aber alle Schatten gesetzt hast, wird dir das Gesamtbild dann doch stimmig erscheinen. Da du jetzt digital arbeitest hast du außerdem den Vorteil, deine Schatten nachträglich nochmal zu bearbeiten. Je nachdem welches Programm du benutzt kannst du die Ebene so lange du willst mit Tools wie Sättigung, Kontrast und Helligkeit ausrichten, bis du das Gefühl hast, dass sie passt. Entsprechend: trau dich ruhig. Hier hast du ein paar Beispiele, bei denen ich versucht habe, bewusst einen hohen Kontrast zwischen Licht und Schatten zu setzen. Dadurch bekommt ein Bild automatisch sehr viel mehr Tiefe. Man kann es natürlich auch so weit treiben wie Comic Bücher oder auch Persona 5- hier wird oft sogar komplett mit Schwarz als Schatten gearbeitet und das funktioniert, wenn man es kann, auch ganz ausgezeichnet.
B) ergibt sich stellenweise auch aus den Beispielbildern oben. Gezeichnete wirkt plastischer, wenn Schattenfarben nicht bloß aus etwas dunkleren Tönen bestehen als die Flatcolors. Haut tendiert zum Beispiel zu einem Rotton oder sogar etwas Violett- beobachte deine Umgebung und studiere Bilder von Profis und du wirst sehen, dass Schatten (und auch Highlights) meist aus anderen Farben bestehen als man ursprünglich so denkt. Dieses Video zeigt den Unterschied zwischen einer Einfarb-Schattierung und Schatten mit Untertönen sehr gut.
Dazu muss aber gesagt sein, dass Shading ein gigantisches Thema ist. Von Values über Farbenlehre bis hin zur richtigen Balance zwischen warmen und Kalten Tönen und wie sich welche Farbe auswirkt, das alles kann man gar nicht mal eben erklären oder gar lernen. Entsprechend würde ich dir raten, Stück für Stück an diesem Thema zu arbeiten. Durchforste mal das Netz, es gibt so viele gute Tutorials und Guides zu diesen Themen, dass du mit Sicherheit etwas findest, was für dich hilfreich ist. Wichtig ist, dass du dich traust, deine Coloration etwas ausdrucksstärker zu machen. Denn das schöne an einer gut gelungenen Colo ist, dass das Lineart noch so messy und die Pose noch so gewöhnlich sein kann, das Bild wirkt trotzdem sehr viel besser.
Ein bisschen Lob möchte ich dir aber auch geben: Deine Anatomie ist schon auf einem guten Weg. Ich kenne diesen Stil irgendwoher, habe ihn bisher aber noch nicht so häufig benutzt gesehen, weil er doch im Verhältnis zu anderen Manga Stilen recht realistisch ist, was die Proportionen betrifft. Hier und da wirken die Hälse noch etwas "wonky" (bei Yura Fuji zum Beispiel) aber im Großen und Ganzen kommt das hin. Ich hoffe, dass du demnächst auch etwas Material von dynamischeren Posen hast, denn die sind eine echte Challenge und zeigen gut, wo noch Probleme liegen und woran man noch arbeiten kann.
Das wars soweit dann auch von mir. Wenn du Fragen hast, melde dich ruhig! (: