Das ... war seltsam. Simon strich sich leicht über den rechten Arm, mit dem er hart auf dem Boden auf kam, als der Wind durch sie hindurch gefegt ist. Der Aufprall war zum Glück nicht wirklich verherrend. Er konnte seinen Arm noch normal bewegen, worüber er sich gleich zu Beginn versichert hatte. Mehr als ein größerer blauer Fleck wird es nicht werden. Zum Glück.
Aber dennoch. Seine linke Hand ist an die Stange seiner Sense geglitten, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, und umfasste diese. Seine Augen verließen den Soldaten nicht. Erst als erwähnt wurde, dass es der Vater einer dieser ... Rebellen hier war, wandte er sich misstrauisch eben jenem zu. Es war nie gut, jemanden in den Reihen zu haben, dessen Verwandtschaft auf der anderen Seite stand. Das beeinträchtigte das Kampfverhalten.
Simon bemerkte gar nicht, wie er angesprochen wurde von dem Mädchen, mit dem er selbst erst wenige Augenblicke zuvor noch geredet hatte. Erst nachdem ein weiteres Mädchen zu ihnen getreten war und sich vorstellte, schaute er sich zu ihr um.
Jemand schrie, dass sie stoppen sollten und Simons Griff um seine Sense verfestigte sich nur, dennoch blickte er weiter auf die Weißhaarige. „Lisanna ... Es freut mich. Mein Name lautet Simon.“ Er wandte sich an das zweite Mädchen. „Und du, 'ehemals verletztes Mädchen'?“ Er schmunzelte leicht trotz der Situation, in der sie steckten. „Wie haben deine Eltern dich gerufen?“
Als Simon hörte, was der werte Herr Anführer da von sich gab, runzelte er die Stirn. Er hatte keine Probleme damit, den Vater eines Freundes töten zu müssen, wenn es dazu diente, seine Ziele zu erreichen. Dennoch war Simon niemand, der einen Gegner unterschätzte und er erkannte, dass der Hauptmann stärker war als er selbst. Nur widerwillig ließ er seine Waffe los, als der Hauptmann einen anderen Ausweg als Kampf suchte und der werte Herr Anführer damit einverstanden war.
Es dauerte nicht lange, bis die anderen die Sachen zusammen gesucht hatten. Eine Augenbraue hob sich interessiert, als der werte Herr Anführer auf einmal ein ... Haus aus dem Ärmel schüttelte? Hu? Das war interessant. Das musste er bei Gelegenheit nachfragen, wie das genau funktionierte. Das war mehr als praktisch.
Aber mussten sie wirklich die Leichen anzünden? Simon rümpfte bei dem Gestank die Nase und wandte sich von dem brennenden Haufen ab. Das würde zumindest jeden in der näheren Umgebung aufmerksam machen, dass hier etwas passiert war. Er schüttelte den Kopf und trat neben das braunhaarige Mädchen, das zuvor verletzt gewesen war, während sie das Lager und die Leichen hinter sich ließen. „So,“ meinte er und schaute zu ihr hinab. „Wie ist dein Rufname?“
Heute war wirklich nicht ihr Tag. Es war das Chaos pur, aber immerhin konnten sie dem Kampf gegen Arians Vater entgehen, worüber sie sichtlich erleichtert war.
Nachdem die Leichen verbrannt wurden, verließ die Gruppe das Lager und Aiyana merkte, dass der Mann mit der Sense zu ihr trat und nach ihrem Namen fragte. Sie hatte sich zwar schon zuvor vorgestellt, aber wie es aussah, geriet sie durch die sich überschneidenden Ereignisse in den Hintergrund, allerdings hatte sie seinen Namen mitbekommen, Simon hieß er. „Mein Name lautet Aiyana“, stellte sie sich lächelnd vor. Allerdings lächelte sie nur der der Höflichkeit wegen, denn sie war momentan nicht gerade in guter Stimmung. Sie konnte sich keine zwei Sekunden auf einen Gedanken konzentrieren, einerseits war sie verwirrt, sauer und einfach nur müde, von den ganzen Ereignissen.
Simon nickte, als sie sich vorstellte. Aiyana und Lisanna. Und natürlich der werte Herr Anführer, den gab es auch noch. Er schaute zu den anderen der Gruppe, die er noch nicht kannte. Doch glitt seine Aufmerksamkeit wieder zurück zu Aiyana. „Du besitzt nicht zufällig die Freundlichkeit, mir sagen zu können, was es mit dem Haus, was der werte Herr Anführer hervor gezaubert, auf sich hat?“ Seine Stimme war neugierig, etwas, was gar nicht zu dem Bild passte, was er zuvor von sich gezeigt hatte, als er über das Schlachtfeld zu Aiyana gekommen war. „Und, bevor ich weiter mit euch mitreise, wäre es sehr freundlich von dir, mich darüber aufzuklären, wer ihr überhaupt seid und was ihr vorhabt? Außer Soldatenlager im Wald zu überfallen?“ Er schmunzelte. Die Arme vor der Brust verschrenkt, blickte er abermals zum werten Herrn Anführer, der scheinbar irgendeinen Zettel las, den er aus seiner Tasche herausgezogen hatte.
Als er sie nach dem Haus fragte, musste sie selbst kurz nachdenken. Sie hatte nie darüber nachgedacht, wie das funktioniert. „Da muss ich dich wohl enttäuschen, ich weiß auch nicht wie das funktioniert“, antwortete sie Simon. Danach fragte er, was sie eigentlich vorhatten, außer Soldatenlager zu überfallen. Sie musste etwas schmunzeln. „Wenn es nach mir ginge, hätten wir das Lager gar nicht überfallen.“ Sie blickte ihn und fügte hinzu: „Unser Ziel ist es, Setos zu stürzen. Unterstützung könnten wir sicher gebrauchen, ich hoffe also, dass es auch in deinem Interesse liegt, Setos Herrschaft ein Ende zu setzen.“
Mittlerweile waren sie schon ein Stückchen in den Wald hinein gegangen und hatten das Söldnerlager hinter sich gelassen. Ihr Ziel war es also, Setos zu stürzen? Nun, das war ein Ziel, was auch Simon verfolgte. „Und wie genau plant ihr, dieses Ziel zu-“ Weiter kam der Sensenträger nicht.
„Hilfe! Bitte, könnt ihr mir helfen?“ Eine Rascheln ertönte neben der Gruppe und aus einem der Büsche kam eine Person hervor. Eine junge Frau, vielleicht Anfang zwanzig blickte flehend zu ihnen. Ihr Blick blieb an Aiyana hängen. Sie rannte auf sie zu und warf sich ihr regelrecht an den Hals der Braunhaarigen. Ihre langen, zu einem Zopf geflochtenen Haare wippten beim Rennen nach links und rechts. „Bitte. Ich habe gesehen, was ihr im Lager gemacht habt. Ihr könnt mir helfen, ich weiß es.“ Ihre Stimme war regelrecht verzweifelt, als sie Aiyana in die Augen blickte, in ihren eigenen meerblauen standen unvergossene Tränen. Ein Schluchzer entrang ihrer Kehle. Einige Blätter und Zweige hatten sich nicht nur in ihrem langen Rock und in ihrer hellen Bluse verfangen sondern auch in ihrem blonden Haarschopf und ließen sie sehr zerrupft aussehen.
Aiyana war glücklich zu hören, dass er das selbe Ziel hatte, aber bevor sie das Gespräch fortführen konnten, wurden sie unterbrochen. Eine junge Frau warf sich ihr um den Hals und flehte um Hilfe. Aiyana war erst etwas überfordert mit der Situation und vor allem von der Reaktion der jungen Frau. Sie hatte gesehen, was wir im Lager gemacht haben? Sollen wir etwa noch mehr Soldaten das Leben nehmen?, fragte sie sich innerlich.
„Beruhige doch erstmal“, sagte Aiyana ruhig und löste sich vorsichtig aus der Umarmung der Frau, da ihr diese nähre zu einer fremden Person sehr unangenehm war.
Aiyana blickte die schluchzende Frau an, danach wanderte ihr Blick hilfesuchend zu Simon. Sie war sichtlich überfordert mit der Situation. Vorsichtig fragte Aiyana die junge Frau: „Was ist denn überhaupt passiert?“
Die junge Frau schniefte abermals, löste sich aber wieder von Aiyana. Sie strich sich mit einer Hand kurz über die Augen, die andere in ihre Bluse verkrallt. Sie schaute sich um und musterte die Gruppe kurz. Alle starrten sie entweder neugierig, verwirrt oder misstrauisch an. „Mein – mein Name lautet Tasja. Eigentlich...,“ sie beruhigte sich langsam wieder und ihre Stimme klang nicht mehr so verzweifelt wie eben noch. „Eigentlich ist es gar nicht so ... so wild, aber ... aber ich dachte, ihr würdet mich als Feindin sehen und mich angreifen.“ Tasja schaute etwas verunsichert zu den männlichen Wesen in der Runde, doch wandte sie sich schnell wieder Aiyana zu. „Aber es ist sehr, sehr wichtig. Mein Vater. Er – er -“ Sie schluchzte abermals und wieder traten Tränen in ihre Augen. „Setos hat ihn umgebracht. Vor zwei Monaten. Wir ... wir haben nichts mehr von ihm. Unser Haus ist abgebrannt. Meine kleine Tochter und ich. Wir sind ganz allein. Sie wird nie erfahren, wie ihr Großvater war. Aber ... aber.“ Die Blonde blickte hoffnungsvoll die Gruppe an, ihre Hände vor ihrer Brust gefaltet. „Er hatte ein Tagebuch in einem geheimen Fach in seinem Zimmer. Ich wäre euch sehr, sehr dankbar, wenn ihr mir das Tagebuch aus der Ruine bringt. Ich würde es ja selbst machen.“ Ihr Blick wurde trauriger und sie senkte ihn etwas. „Räuber haben sich unsere Ruine als Versteck gesucht. Ich weiß nicht, wie viele es sind. Aber ich bin nicht stark. Ich bin eine einfache Bäckerin. Doch ihr!“ Tasja schaute wieder auf, abermals leuchtete Hoffnung in ihren meerblauen Augen. „Ihr seid stark, ihr habe es bewiesen! Es wäre kein Problem für euch, das Tagebuch zu besorgen. Doch ihr solltet vorsichtig sein. Ich weiß, dass die Räuber einige Fallen aufgestellt haben, um ungewollte Besucher abzuhalten. Und Späher sind auch in den Bäumen. Aber ihr seid meine einzige Hoffnung. Ich will nicht alles von meinem Vater an Setos verloren haben.“
Anfangs war Aiyana ja ziemlich misstrauisch, dass einfach so eine unbekannte um Hilfe bat, aber irgendwie hatte sie Mitleid mit der Frau. Es war sicherlich nicht einfach, so alleine. Sie konnte sehr gut nachvollziehen, wie Tasja sich nach dem Verlust ihres Vaters fühlen musste und dass sie dieses Tagebuch haben will.
Es hatte zwar nichts, mit dem eigentlichen Ziel der Gruppe zu tun, aber Aiyana fühlte sich einfach verpflichtet, der Frau zu helfen. Allerdings war sie sich auch bewusst, dass von der Idee, einer wildfremden Frau zu helfen, nicht alle begeistert waren. Aber zur Not, würde sie der Frau auch alleine helfen. „Leute, ich weiß, eigentlich bringt uns das nicht weiter, aber wir sollten der Frau helfen!“, meinte sie zu der Gruppe. Sie war schon gespannt auf deren Reaktion.
Auch Simon hatte Tasja aufmerksam zugehört und sie gemustert. Sie schien wirklich verzweifelt zu sein über die Tatsache, dass das Tagebuch ihres Vaters nicht in ihrem Besitz ist. Er schaute zu den anderen und vor allen Dingen zum werten Herrn Anführer, was er dazu zu sagen hatte. Schlussendlich war er es doch, der die Entscheidung traf, was sie tun würden. Aber schon allein auf Grund des flehenden, hoffnungsvollen Blickes der Blonden müsste man ihr doch schon helfen, oder? Außerdem hatte sie genauso unter Setos gelitten, wie wohl alle der hier Anwesenden.
OT: So, dann jetzt also mein kleines Sidequest ^^ (Das euch hoffentlich einigermaßen Gefallen wird Q_Q *unsicher* Es ist das erste mal, dass ich ein Quest mache) Ihr könnt Tasja jetzt noch ausfragen über Dinge, die ihr wissen wollt und was sie noch nicht gesagt hat, was aber wichtig ist, zu wissen. Ansonsten könnt ihr euch auch gerne untereinander unterhalten (Charakterentwicklung, yay ^^)