Liebste Freundys,
ein Einkauf bei mir sieht in etwa so aus: Mit den ersten Sonnenstrahlen erhebe ich mich aus süßesten Träumen. Ich wasche und creme mein Gesicht, putze meine Zähne, bürste mein langes, kastanienbraunes Haar. Je nach Jahreszeit trage ich ein knielanges Kleid in Weiß oder Pastelltönen oder eben ein flauschiges Mäntelchen. Dazu einen hübschen Hut, im Winter eine gestrickte Mütze und vielleicht ein paar Wollhandschuhe, stets aber nur das adretteste Schuhwerk . Nach einem kleinen Snack verlasse ich dann das Haus und schwinge mich auf mein Damenrad, wenn die Schneemassen es zulassen. Ich fahre gemächlichen Tempos über die Feldwege meiner Heimat und winke dem fleißigen Arbeitsvolk auf dem Weg zum Markt zu. Meist nutze ich den Markttag, um das frische Angebot der lokalen und regionalen Produzent:innen beschauen zu können. Dabei hüpft mir meist eine Auswahl aus Obst und Gemüse, Eier, Milch und Käse, manchmal auch ein paar haltbare Fleischwaren - selten auch etwas Frisches - in mein Weidenkörbchen. Die Händler:innen haben meist einen Schwank aus ihrem Leben oder erheiternde Alltagsgeschichten zu erzählen, über welche ich oft silberhell lache. Wenn mein Körbchen dann voll oder zu schwer zu tragen ist, trete ich den Heimweg an, um meine Leckereien im Kühl-, Eisschrank oder in meinem Lagerkeller zu verstauen, sofern ich die Zutaten nicht augenblicklich für das nächste Mahl verwenden will.
...also so stell ich mir das Leben zumindest vor. In der Praxis sitz ich 9 Stunden im Büro, bekomme tagsüber gesagt "hmm, beim Wocheneinkauf haben wir X nicht bedacht", also fahr ich im kalten Sonnenuntergang noch schnell zu Rewe (bin Besserverdienende, also get lost mit euren Diskountern), kaufe dann 1-5 Artikel, die - ganz egal, was ich da kaufe - immer 27 € kosten, fahre heim und werf mich gerädert auf die Couch, bis ich mich erinnere, dass ich noch kochen wollte. Am Wochenende findet nebenbei der Großeinkauf statt, der ebenfalls im örtlichen Rewe - manchmal auch im 10-km-entfernten Edeka - begangen wird. Der ist zwar nur 300 m von meinem Haus entfernt, aber natürlich fahr ich da trotzdem immer mit dem Auto hin, weil ich es kann. Und nein, das hat nichts damit zu tun, dass wir jedes Mal 18 bis 30 Liter Getränke kaufen, die ich einfach nicht (so weit) tragen kann.
Online Lebensmittel shoppen würde ich recht ungerne. Ich wär gerne weniger shy und würde tatsächlich gerne mal bei den ganzen Landhäusern stehenbleiben, die Eier, Kartoffeln, Honig und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse direkt vertreiben, aber naja. Nur Getränke hab ich ab und an online gekauft, wenn das eben irgendwelche fancy Spezialsachen sind, die es vor Ort eh nicht gäbe. Wobei Getränke wegen des Gewichts auch unabhängig davon die eine Sache sind, bei der ich darüber nachgedacht habe, sie liefern zu lassen (als ich zuletzt geschaut hab, gab es im Osten auf dem Land aber auch kein Angebot dafür). Die eine Stunde pro Woche, wo wir den Großeinkauf begehen, kostet uns jetzt auch nicht mehr Zeit, als sich durch die Online-Maske zu klicken, nur um dann am Ende festzustellen, dass XY noch gut gewesen wäre, aber man nicht dran gedacht hat, weil man nicht am Regal davon vorbeigegangen ist.