Wahoo!
2023 sollte mein Kinojahr schlechthin werden. In keinem Jahr bislang war ich so oft im Kino wie in diesem Jahr. Da wird jetzt einfach die Kindheit nachgeholt, da Kinobesuche meiner Mutter immer zu teuer waren und es dementsprechend vielleicht mal einen Film im Jahr auf der großen Leinwand zu bestaunen gab.
Für das vergangene Jahr zähle ich jedoch 17 Kinobesuche.
Den Auftakt machte für mich dabei im Januar M3GAN. Ein amüsanter Auftakt des Jahres, jedoch scheint der Film auch schon wieder ziemlich in Vergessenheit geraten zu sein, auch wenn man mit der Puppe eigentlich das Meme-Potenzial ausreizen wollte. Ich erinnere mich da eher nur noch dran, am Tag darauf mit den Kollegen auf der viel zu weit entfernten Schulung darüber gesprochen zu haben.
Danach war es eine ganze Weile lang still. Ich glaube zwar, in der Zeit ein oder zwei Filme verpasst zu haben, die interessant hätten sein können, aber bis man das nächste Mal auch aktiv mitbekommen hat, dass etwas läuft, hatten wir März. Am 22. ging es dann zur John-Wick-Vorpremiere. Mit den Vorpremieren hatten wir es bislang nicht so, was sich nunmehr definitiv ändern sollte. Denn mal wieder prallgefüllte Kinosäle zu erleben, hat mich doch mit Freude erfüllt. Der Film gefiel auch, vor allem die kleine Gastrolle von Sven Marquardt, wo der Film schon teilweise in Berlin spielt. Insgesamt ein guter Kinoabend und ein solider Abschluss für die Filmreihe - wobei ja für 2024 schon ein Spin-off angedacht ist, wenn mich nicht alles täuscht.
Weiter geht es Anfang April mit dem Dungeons & Dragons Film, der im Gewand einer Marvel-esken, kurzweiligen Actionkomödie daherkommt, die Quirks, Lore der Forgotten Realms hervorragend einfängt und motiviert, direkt selbst zum Ikosaeder zu greifen. Hier lässt sich Michelle Rodriguez auch in einer ihrer besseren Rollen erleben, lel. War auf jeden Fall ein Film, der gerne wahlweise eine Fortsetzung - vielleicht auch nur eine Fortsetzung im Geiste - bekommen darf. An der Kinokasse konnte er leider nicht überzeugen, also fraglich, ob und - falls doch - in welcher Form hierauf warten sollte.
Im Mai, nachdem endlich auch die Grillsaison nach einem viel zu langen Winter wieder eröffnet werden konnte, erfreuten wir uns an Evil Dead Rise. Das titelgebende Böse ist zwar in seiner Manifestation nicht unbedingt das Gruseligste, was man je zu Gesicht bekommen hat (wohl auch gerade weil man es permanent vor sich hat), doch die Bildsprache christlicher und okkulter Symbole lässt den Film durchaus stimmig wirken. Hat schon Spaß gemacht.
Was wäre ein Filmjahr ohne Nicolas Cage? Als Dracula durften wir ihn im Juni als Meister von Renfield auf der Kinoleinwand bestaunen. Und mit "wir" meine ich meine Freundin und mich, weil wir den Kinosaal für uns alleine hatten. Nicolas Cage polarisiert ja ohnehin: Man hasst ihn oder liebt ihn. Uns hat ins Kino gelockt, auch wenn der Film ansonsten recht belanglos ist. Er unterhält kurzweilig, die Story ist aber sehr seicht und die Bildsprache seltsam derb und Gore-lastig. Doch ich bereue nichts! Allein schon, weil es eine interessante Erfahrung war, den Kinosaal für sich alleine zu haben.
Zwei Wochen später vergnügte man sich mit The Boogeyman. Wir haben gerade zu zweit mühsam rekonstruiert, worum es im Film eigentlich ging, weil...naja, man hat ein Monster im Dunkeln und ein paar traumatisierte Kinder. Das ist jetzt nicht revolutionär, aber überwiegend doch stimmig, wobei hier oft der Umgang mit dem Monster in Richtung Showdown kritisiert wurde, was ich bedingt unterschreiben würde. Die letzte Szene war dafür wieder on point und hat sich nachhaltig in mein Gedächtnis eingebrannt.
So, wir haben immer noch Juni und Indiana Jones 5 läuft in den Kinos an. Wir haben uns die Wochen davor noch schnell die ersten beiden Teile angesehen (für den dritten hat die Zeit leider nicht gereicht, und wegen des großen zeitlichen Abstands haben sie wohl einfach keinen vierten Teil gedreht, naja, machste nix). Wir waren also vorbereitet. Und ich sag mal so: Für das, was machbar war, fand ich ihn solide, wenn auch definitiv nicht herausragend. Tragosso hat's aber schon gut zusammengefasst: Gutes De-Aging, fragwürdige Synchro im gleichen Atemzug, Actionszenen, die auf motorisierte Verfolgungsjagden beschränkt wurden, weil...naja, ist naheliegend. Und ein definitiv zu weirdes Finale, das zwar immerhin keine Aliens beinhaltete, aber naja. Finale Szene macht's versöhnlich und beendet's ganz nett, auch wenn es ein wenig gezwungen war.
Jetzt aber zum wohl spannendsten Monat: dem legendären Juli, der uns Barbenheimer beschert hat. Für ein Double Feature hat's leider nicht gereicht, weil das in unserem Kino nicht angeboten würde, dafür aber für die Barbie-Vorpremiere am 22. Juli, wo nun wirklich keine Sitzplätze übrig geblieben sind und sogar die ansonsten roten Vorhänge pink angestrahlt wurden. Tolle Bilder, toller Humor, toller Cast. Das allein mag zwar nicht der Grund für den finanziellen Erfolg sein, aber irgendwo isses trotzdem verdient. Oppenheimer haben wir uns dann 1-2 Tage danach angesehen und mich emotional sehr mitgenommen. Für einen Film, in dem eigentlich nichts passiert, als dass alte weiße Männer sich drei Stunden lang sehr viele Worte entgegenscheuchen, konnte man selten wirklich Luft holen. Das war aber auch notwendig, weil nicht alle Handlungsstränge inhaltlich die nötige Grundspannung aufbauen hätten können. Wurde aber geschickt gelöst und ließ mich mit sehr fragwürdigen Gefühlen zurück.
Der August wurde dann wieder mit einem Genrewechsel und einem Film begonnen, auf den ich schon relativ lange gewartet habe. Talk To Me war bereits Ende 2022 erstmals auf irgendwelchen Filmfestivals zu sehen gewesen, was für viele Reviews und ziemlich gute Kritiken im Vorfeld sorgte. Mich persönlich hat er dann aber nur bedingt überzeugt, weil die Prämisse des Films, die sich als gesteigertes "Blickst du zu lange in den Abgrund, blickt der Abgrund auch in dich" zusammenfassen lässt, zwar interessant ist, bei mir aber kein Gefühl von großer Bedrohung oder Angst (davon abgesehen, dass ich sowieso schon beim Verdacht auf einen Jumpscare im Genre sterbe) auslöst wurde, da die Auswirkungen des "Bösen" sich auf zu wenige Akteur:innen beschränkten. Dass irgendwelche Huans wieder ihr Mowl im Kino nicht halten konnten und dauernd dumme Witze reißen mussten, hat der Kinoerfahrung jetzt auch nicht unbedingt geholfen.
In der gleichen Woche sind wir noch in Insidious: The Red Door gegangen. Ich glaube, ich hatte bislang noch keinen Insidious-Film gesehen, aber...ja, kann man schon machen. Fesselnde Horrorpassagen gab's jetzt leider nicht, weshalb man doch oft auf Jumpscares zurückgreifen musste, aber war schon' okayer Film jetzt. Immerhin war Ghost im Soundtrack vertreten.
Im September gingen wir in A Haunting in Venice. Die anderen Agatha-Christie-Verfilmungen von Gilderoy L-, äh, Kenneth Branagh hatten wir nicht gesehen, und ohne den Hauch des Übernatürlichen, der die Handlung umgibt, hätten wir uns wohl auch gegen einen Besuch entschieden. Nachdem andere Teile der Serie sich eher mäßiger Beliebtheit erfreuen, muss ich aber sagen, dass das ein solider Film war. Ja, der hat Laune gemacht und die übernatürlichen, manchmal gar ein wenig schaurigen Elemente sehr elegant über die klassische Who-Did-It-Spürnasengeschichte gelegt.
Die Woche drauf war es wieder Zeit für eine Vorpremiere. The Nun 2 lief nämlich an, und nachdem Teil 1 der vielleicht belastendste Teil der Conjuring-Reihe war, hatte man natürlich einige Erwartungen. Die konnte der Film aber leider nicht erfüllen, da im ersten Teil bereits angeteasert wurde, wie es weitergeht, und somit das Vorgehen, um das Böse letztlich zu stoppen, sehr linear verläuft. Zwar sind die einzelnen Szenen, die ein Erscheinen des Dämons implizieren oder zur Folge haben, in sich gewohnt beklemmend, aber schaffen leider kein Rundes Gesamtwerk.
Wo hingegen keine Erwartungen bestanden, war The Equalizer 3, der passend zum im gleichen Jahr erschienenen letzten Teil der John-Wick-Saga nun auch die Action-Reihe rund um Denzel Washington beenden sollte. Doch ich wurde positiv überrascht. Teil 3 nimmt die Quintessenz aus Teil 1 und Teil 2, welche ich für sich genommen immer ein wenig unstimmig fand, und kombiniert sie zu einem Film, der die philanthropische Seite des Protagonisten wie auch sein handwerkliches Können im sympathischen Spiel präsentieren.
Wir sind mittlerweile im Oktober, wo auch Killers of the Flower Moon erschien. Meine Freundin ist eingeschlafen. Viel mehr habe ich über den Film auch nicht zu sagen. Das ist definitiv die Sorte Film, auf die man wirklich Bock haben muss, denn Leonardo DiCaprio spielt hier zur Abwechslung kein charismatisches Arschloch, sondern ein dümmliches und rückgratloses Arschloch. De Niro zuzusehen, ist einigermaßen unterhaltsam, aber am Ende des Tages heften wir uns dann doch die meiste Zeit an Leos Fersen und warten und warten, dass etwas passiert. Und sorry, wenn ich mein Spektakel sehen möchte, aber die Nüchternheit, mit der sämtliche Gräueltaten im Film präsentiert werden, hat mir dann endgültig den Spaß verdorben.
Und wo wir schon dabei sind: Zwar nicht im Kino gesehen, aber ebenfalls 2023 passiert ist The Killer. Und "ist passiert" ist gelogen, denn in der ersten Stunde ist wirklich nichts Relevantes passiert, außer dass man sich zum fünfzigsten Mal die selben unangenehm geleckten inneren Monologe anhören durfte, weshalb ich dann einfach ausgemacht habe. So. Fand Asteroid City btw auch kacke.
Joah, vor Halloween haben wir uns noch den Five Nights at Freddy's Film gegeben. Keinem Film könnt ich so 'ne glatte 5/10 geben wie diesem. War ganz unterhaltsam, vor allem, wenn man da iwie in der Lore drin ist und einem das alles was bedeutet, aber wenn nicht, dann hat man teilweise Dialoge und extra betonte Namedrops, wo man sich als Leihe einfach nur denkt "aha, ist der jetzt Deutscher oder wieso ist das gruselig?". Der hatte wohl ein FSK 16, aber ich glaub, den könnte man auch irgendwelchen 12-Jährigen antun. Außer paar Jumpscares war da eigentlich nix.
Den letzten Kinofilm des Jahres haben wir uns am 21.12. mit Der Junge und der Reiher angesehen. Ein Film, der vor allem durch seine Bilder besticht. Inhaltlich war's ein wenig weird und hat sich wie eine Reise durch die letzten 40 Jahre Ghibli angefühlt. Nicht der beste Miyazaki-Streifen, aber dennoch sehenswert. Ich war nur leider verdammt müde, als ich ihn gesehen habe. Und jetzt bin ich's auch, weil ich seit 23 Stunden wach bin. Gute Nacht.