Ich glaube, wenn dich so ein kleiner Satz einer einzelnen Person schon so aufregt, hattest du noch nie wirklich mit Veganern zu tun, die wirklich meinen, missionarisch unterwegs sein zu müssen.
Mich hat dieser Satz gar ned mal aufgeregt (würde mich eben auch interessieren, an welchen Teilen du genau abliest, wo mich der Satz emotional stark negativ erregte). Wenn einer in einer Diskussion sich damit brüstet, dass er als Mensch XYZ sich ja mit der Materie befasst habe, dann erwarte ich einfach, dass er dieses Verhalten in einer Diskussion auch zeigt. Ansonsten fällt es mir selber einfach schwer diesen Menschen ernst zu nehmen. Und um ehrlich zu sein: mich hat dieser Satz sogar amüsiert, weil ich mir da schon denken konnte, in welche Richtung die Diskussion schwappt. ;)
Und hieran sieht man eigentlich nur das, was ich die ganze Zeit schon versuche zu verdeutlichen: Dass wirklich wahnsinnig viel in einen einzelnen Satz hineininterpretiert wird, ohne dass dies überhaupt nötig ist.
Wie ist denn der folgende Satz in deinen Augen richtig zu interpretieren?
Das was Veganer nervig macht ist, dass sie die Scheuklappen ablegen und sich ernsthaft mit der Materie befassen.
Meine Interpretation: Letztendlich sagt der Teil "dass sie die Scheuklappen ablegen und sich ernsthaft mit der Materie befassen." aus, dass Veganer eben keinen Tunnelblick mehr haben und sich eben mit der Materie befassen. Wenn also dasteht, dass sich Veganer mit der Tierhaltung und Ernährung beschäftigen, dann kann man so alleine stehen lassen. Es gibt da nur ein Problem: Der Satzteil zu Beginn "Was Veganer nervig macht ist, dass [...] befassen" Das sagt nämlich aus, dass Veganer sich damit beschäftigen und dafür von anderen Gruppen, die nicht vegan leben angefeindet werden. Warum feindet man als Gruppe andere für ihr wissen an: Weil die eine Gruppe, in dem Falle der Veganer, Wissen zu Tage fördert, was die andere Gruppe nicht sehen will, weil sie sich durch dieses Wissen bedroht fühlt. Es wird damit also die Gewohnheitskeule geschwungen und nicht-Veganer werden automatisch herabgestuft und zu Leuten diskreditiert, die sich gegen die Wahrheit wehren, weil ja im Satz explizit gesagt wird, dass sich speziell der Veganer mit der Materie befasst und dafür finden sie ihn auch noch nervig. Das sind natürlich nur sechs Worte und damit Kleinigkeiten, aber Kleinigkeiten sind nicht wenig, sie bedeuten unter Umständen alles in der Kommunikation.
Nein. Denn wenn das Argument ist, Veganer seien missionarisch unterwegs, weil sie den "Sinn" erkannt haben (wie es hier ja nun schon oft vorgeworfen wurde, zum Teil mag es sogar stimmen, aber eben nur auf sich selbst bezogen, nicht auf die Allgemeinheit), sehe ich das nicht als Argument sondern als Meinung. Vielmehr müsste es dann heißen: Veganer sind missionarisch unterwegs, weil es ein ernst zu nehmendes Problem ist. Aber nicht wir sind es dann, die sie deswegen runtermachen sollten, denn unabhängig davon besteht das Problem weiterhin. Und: nicht nur.
Erstmal habe ich das Argument, dass Veganer missionarisch unterwegs seien niemals erwähnt und wenn, dann wäre das kein Argument sondern eine These, also eine Behauptung. Letztendlich ging es darum, dass es in einer Diskussion eben nicht nur um die eigene Meinung geht. Weiterhin habe ich versucht zu erörtern, wie man sich als Veganer in einer Diskussion erfolgreich selber abschießen kann, nämlich mit Überheblichkeit. Klar kann man auch persönliche Erfahrungen in eine Diskussion einarbeiten, allerdings eignen sie sich je nach Fall eher nur als Beispiel und weniger als Argument.
These-Argument-Beispiel sind wichtige Teile einer Diskussion, haben wir schon in der Schule im Deutschunterricht gelernt. Und was ein Argument ist etc. pp. lege ich nicht fest, sondern der Duden.
Eine These von mir war übrigens auch: "Möchte ich Menschen überzeugen, dann muss ich sie so behandeln, wie sie behandelt werden möchten." Angeführt habe ich diese These vor allem mit unterschiedlichen Menschentypen. Der Köder muss eben immer dem Fisch schmecken und was herauskommt, wenn das nicht der Fall ist, hat man als Beispiel an der Diskussion zwischen @LadyEndivie08 und Bastet gesehen. Beide haben auf unterschiedlichen Ebenen diskutiert und es ist nix rausgekommen. Allerdings, wenn ich mich mit dem oben genannten Zitat positioniere, dann brauche ich mich im Umkehrschluss auch ned wundern, wenn Fachwissen erwartet wird. Habe ich das nicht, mache ich mich unglaubwürdig. Und wie soll ich sagen: Solche Diskussionen lesen auch andere und prägen das Bild, welches man über die Gruppe hat, auch logischerweise mit. Und genau durch sowas wirken Veganer unter Umständen auch nervig.
Oder um es mal so zusagen: Wenn Veganer sich zum Diskutieren dieses Rahmen wählen:
Das was Veganer nervig macht ist, dass sie die Scheuklappen ablegen und sich ernsthaft mit der Materie befassen.
-- Diskussion, allerdings kommen keine wirklichen Fakten, man redet eigentlich nur von sich selber.
Ich muss noch hinzufügen, dass ihre Quellen auch nur auf Studien basieren und daher auch nicht immer 100% wissenschaftlich sind. So einfach ist das mit der Wissenschaft nämlich auch nicht. Und gerade bei dem Thema tierische Produkte ist sie vorurteilsbehaftet da sie sich selber ja auch von Mischkost ernährt. Deswegen ist es logisch, dass sie trotzdem pro-Tierprodukte (in dem Fall auch Milch ist). Ich kenne ihre Videos und weiß auch von dem Inhalt. Ich finde es nur nicht gut sich genau Mailab herauszusuchen die auch noch von Funk finanziert wird.
Dann sind an ihrer negativen Außenwirkung selber schuld.
Beide Beiträge markieren gut den Start und das Ende der Diskussion. Und wenn man sich den Verlauf ansieht kann sich folgendes Bild über veganer bilden. Veganer werten andere Essformen ab, und behaupten nur sie würden sich mit der Materie befassen und finden sie andere auch noch nervig. Gleichzeitig reden sie nur von sich, stellen quasi ihre eigene Anschauung einfach so als Fakt dar und wenn unangenehme Argumente kommen sollten, dann ist das alles nur gekauft oder unseriös.
Veganer sind an sich nicht nervig, weil sie angeblich mehr Wissen haben: Sie werden zuweilen als Nervig empfunden, weil es bestimmte Menschen unter ihnen gibt, die leider Gottes eher eine stark polarisierende Minderheit sind, die sich durch den Veganismus profilieren müssen (gerade im Internet). Die glauben, die hätten mehr wissen und dabei unreflektiert andere über einen Kamm scheren, der das nicht tut. Dabei werden Horrorstories aufgetischt, wie das Milch ja reines Gift sei, obwohl das so als Aussage alleine nicht stimmt. Gleichzeitig wird sich über andere erhoben.
Letztendlich schaden diese Leute doch ihrer eigenen Sache, und dabei finde ich Veganismus gar nicht mal so verkehrt, da er als Lebensweise auch durchaus die richtigen Fragen stellt, über die wir alle etwas genauer nachdenken sollten. Allerdings braucht es dafür die Diskussion und die erreicht man nicht, indem man andere als Scheuklappenträger diskreditiert, oder ihnen übertriebene Horrorstories über tierische Produkte erzählt, einfach um ihnen Angst zu machen oder um eben durch abschreckende Videos sie emotional zu manipulieren. Bei all den Sachen, gerade wenn wir merken, dass man uns manipulieren will, wehren wir uns eben auch.
Menschen haben nunmal unterschiedliche Bedürfnisse und auf die Bedürfnisse gilt es einzugehen. Wäre es, statt auf Angst zu gehen bei ärmeren Leuten nicht sinnvoller ihnen zu zeigen, dass sie mit weniger Fleisch sich besser fühlen und dabei sogar Geld sparen könnten? Setzt natürlich voraus, dass wir Lösungen finden, wie gesunde Lebensmittel käuflich günstig zu erwerben sind.