“Mama, erzähl mir doch noch eine Geschichte!”
Das kleine Gesicht halb in der Decke vergraben, blickte sie mit ihren großen blauen Augen zu ihrer Mutter, welche liebevoll wie jeden Abend an ihrem Bett saß und ihr sanft über ihre Haare strich.
Kurz lächelte die Frau lieblich und hauchte ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn.
“Ich erzähle der eine Geschichte über unser Land, eine uralte Geschichte voller Mythen und Legenden”
Die Augen des kleinen Mädchens begannen zu glitzern, sie mochte solche Geschichten, vor allem wenn ihre Mutter sie ihr vor dem Schlafen erzählte.
Tänzelnd flackerte die Flamme der Kerze auf einem alten, hölzernen Tisch, welche das Zimmer kaum erhellte, es jedoch eine angenehme, beruhigende Atmosphäre verströmen lies.
“die Geschichte beginnt vor langer, langer Zeit…”
Vor tausenden von Jahren, wo die Ebenen in denen wir unsere Dörfer errichtet haben noch nicht geboren waren, weit im Süden hinter den Gebirgsketten des Isilia-Gebirges, ragte ein mächtiger Vulkan aus dem Meer empor. Er war so gigantisch, dass er alles um sich herum mit ewigem Schatten strafte. Seine Glut ließ alles Leben erlischen, er schien wie der Hölle entsprungen und nicht auf diese Welt zu gehören. Sein Feuer war so heiß, dass es alles in Asche verwandelte, das Meer verlischen ließ und das Land welches daraus entstand von den Menschen “Das verfluchte Land” getauft wurde.
Jedes mal wenn der Berg sein Feuer über das Land verteilte deuteten die Menschen es als Zeichen ihrer Unwürdigkeit und brachten Opfergaben dar um den Gott des Berges zu besänftigen.
Sie opferten ihre Ernten, sogar ihr Vieh, damit hofften sie das die Flammen, welche sich in immer größeren Terretorien ausbreiteten, wieder verschwinden würden.
Obgleich es an den Opfergaben lag, taten sie es jedes Mal, wenn der Berg erneut erwachte und das Land bedrohte unter Asche zu begraben.
Jahrhunderte hielten sie an der Tradition fest, bis der Berg schwarzen Nebel über das Land legte, sein Feuer empor stieg und dies mehrere Wochen anhielt.
Aus den zuckenden Feuern stieg ein Wesen empor, sein Körper so heiß wie das glühende Magma im inneren des Berges, seine Augen strahlten wie Rubine und seine Schwingen ließen die Luft vibrieren.
Mit teuflischer Wut fegte es über das Land hinweg, als wollte es sich an den Menschen rächen, mit seinen Feuern brannte es die Wälder nieder und schuf die flachen Ebenen und die Täler, so wie wir sie heute kennen.
Es dauerte nur wenige Tage, die dieses Ungetüm wütete, doch es hatte gereicht um die Menschen fast von diesem Planeten zu tilgen, als die Verzweiflung am größten war und die Menschen die Hoffnung verloren, verschwand es in den tiefen des Berges, aus welchem es empor gestiegen war.
Die Menschen erzählten sich Geschichten, dass jedes Mal, wenn der Berg schwarze Wolken über das Land legte, glühende Augen im inneren Erschienen und kurz darauf der brennende Vogel sein grausames Werk weiterführte.
Dies wiederholte sich immer und immer wieder, die Abstände wurden immer kleiner, sodass die Menschen fürchteten bald von der Erde zu verschwinden, da erinnerten sie sich an alte Schriften in denen beschrieben wurde wie man die Erde in größter Not retten kann, neun Auserwählte sollten es sein die dem Bösen einhalt gebieten und mit ihren Kräften das Unheil besiegen konnten…
“…doch diese Geschichte erzähle ich dir ein anderes mal.”
Vorsichtig strich die Mutter dem Mädchen über die Wangen.
“Doch eines verrate ich dir, es hat mit deiner Kette zutun”
Lächelnd zwinkerte die Frau ihrem Kind zu, welches aufgeregt zu seiner Kette schaut und den weißen Stein betrachtete, welcher darin eingelassen war.
In Gedanken an diese Erinnerungen liefen Shizea feine Tränen über die Wangen, sie vermisste die Zeit voller Freude und Sorglosigkeit und es war die Schuld dieser verfluchten Kette, dass sich alles geändert hatte. Sie wollte diesen Gegenstand nicht, sie wollte keine Auserwählte sein…sie wollte Leben…Leben mit ihrer Familie, ein einfaches Leben fernab von großen Städten oder Leuten die ihr körperliche und seelische Schmerzen zufügten.
Dieser Seth machte alles nur noch schlimmer, warum nur musste er sich auf dem Weg in ihr Dorf befinden, wieso nur musste er diese Typen anschleppen…
Seufzend warf sie ihren Kopf zurück, einzelne Strähnen fielen ihr über die Augen, sie musste sich erholen bevor sie dem nachkam, worum sie der Fremde gebeten hatte, immer ein Teil ihrer Gedanken waren die Pläne die sie schmiedete um sich irgentwan dafür zu rächen, was er ihr angetan hatte, niemals würde sie ihre erste Begegnung mit ihm vergessen.
“Ich geh mit Scherox ein bisschen nach draußen, ich bin vor Sonnenuntergang wieder da!”
Sie wartete nicht auf die Antwort ihrer Eltern und war mit den letzten Worten schon aus dem Haus verschwunden.
AN solch einem Tag wollte sie ihrer Mutter nicht beim nähen oder Kochen helfen, lieber war sie mit Scherox unterwegs und genoss die wärmenden Sonnenstrahlen.
Wie jedes Mal, als sie sich von zu Hause weg schlich….gut, sie musste sich eingestehen schleichen konnte man es nicht nennen, eher rannte sie jedes Mal unerlaubt weg und dass so schnell, dass sie sich einreden konnte, dass sie gar nicht hören konnte, dass ihre Eltern etwas dagegen hatten.
Ihre braunen Haare wehten im Wind als sie über die Felder lief und dafür jedes Mal erboßt erhobene Fäuste der Dorfbewohner erntete, doch das war ihr egal, sie liebte es einfach sie frei zu bewegen, nicht darauf zu achten wohin sie lief, sie wollte einfach nur die Freiheit und die Natur genießen.
Ihr lieblings Ort waren die weiten Ebenen ein Stück weit entfernt vom Dorf, von dort aus konnte sie Kilometer weit sehen und den Wind betrachten, welcher die Gräser aufgeregt tanzen ließ.
Neben ihr saß Scherox, schon als kleines Mädchen war es bei ihr, ihre Eltern schenkten es ihr, damit es sie beschützen konnte, da sie sich schon immer gern unerlaubt entfernt hatte.
Anfangs empfand sie es als eine Last immer einen Verfolger zu haben, doch im Laufe der Zeit wurden sie Freunde und verbrachten freiwillig soviel Zeit miteinander.
“weißt du Scherox…irgendwann möchte ich durch das Land reisen, die großen Städte besuchen, fremde Menschen kennen lernen und einfach dorthin gehen wohin der Wind mich trägt”
Fragend blickte das rote Pokemon, welches sich kniend neben Shizea befand, seine Gefährtin an.
“..und du wirst mich natürlich begleiten, nicht wahr?”
Es nickte kurz und wandte sienen Blick dann ab, tat es Shizea gleich und sah weiter über die schönen Ebenen, als sich auf einmal ein unnatürlicher Schatten über die Gräser legte.
“Mh? Es sind doch gar keine Wolken zu sehen?”
Ungläubig sah Shizea nach oben und sie hatte recht, der Himmel strahlte in einem friedlichen blau..woher kam also der Schatten?
Ein Mark betäubendes Geräusch lies sie ihre Hände nach oben reißen und auf ihre Ohren legen um diese zu schützen, ihre Augen waren zusammen gekniffen und erst als sie sie wieder öffnete konnte sie den Ursprung des Lärms erblicken.
Scherox stand vor ihr, seine Scheren vibrierten leicht, eines seiner Beine war zu Boden gedrückt worden, es wurde scheinbar von etwas getroffen und das so kraftvoll, dass es kaum standhalten konnte.
“Was…was ist passiert?!”
Rief sie aufgeregt und versuchte an ihrem Gefährten vorbei zu schauen, sie konnte so etwas wie einen roten Kragen erblicken..und …Klauen, Klauen welche über Scherox seine Scheren lagen und scheinbar zu ihr gelangen wollten.
Erschrocken sprang sie auf und wich zurück, mit geweiteten Augen sah sie sich hektisch um, als sie einen Mann erblickte, welcher Mit schwarzem Mantel und verdeckten Gesicht hinter dem fremden Pokemon stand.
“Keine Angst mein Kind..ich möchte nur den Stein, welchen du um deinen Hals trägst”
Verängstigt ging sie weiter einige Schritte zurück und umfasste ihre Kette, niemals würde sie sie weggeben, sie hatte sie von ihren Eltern geschenkt bekommen und ihr wurde immer und immer wieder gesagt wie wichtig sie doch sei.
“Niemals, ich werde sie ihnen nicht geben und schon gar nicht wenn sie mich so hinterrücks angreifen!”
Shizea fasste sich langsam und sie war einfach nurnoch sauer wie hinterhältig dieser Kerl doch war.
“törichtes Mädchen…”
Erhob seine rechte Hand als er diese Worte sprach, darin befand sich ein rot leuchtender Stein, er flimmerte und zuckte, als würden Flammen darin wandern und versuchen die Hülle des Steins zu durchbrechen.
Der Fremde nahm den Stein zwischen Zeigefinger und Daumen und richtete ihn dann auf das Snibunna welches Schrox noch immer daran hinderte Shizea im Notfall helfen zu können.
Eine rötlich schimmernde Ura ging von dem Stein aus und legte ich dann langsam um das mit scharfen Zähnen besetzte Pokemon, seine Augen begannen zu glühen, es schien immer stärker zu werden als Scherox auch noch mit dem zweiten Bein zu Boden gedrückt wurde.
“Nein..Scherox, halte durch, du kannst es besiegen, das ist doch ein Kinderspiel für dich!”
Ein lautes Lachen hallte durch ihre Worte, welches sie verstummen ließ.
“Du bist so töricht, du hättest dir lieber beibringen lassen sollen, wie man diese Geschenke einsetzt!”
Bei seinen letzten, immer lauter werdenden Worten hob das Snibunna seine Kralle und schliff mit einem Geräusch als würden zwei Metalle gegeneinander schleifen gegen den Brustkorb des Schrox, welches sofort seine Schützenden Scheren fallen ließ und weiter zu Boden sank.
Starr sah Shizea zu ihrem Freund, welcher keuchend auf der Erde ruhte.
“Steh auf…bitte steh auf!”
Ihre Augen weiteten sich als sie den Blick des gegnerischen Pokemons bemerkte, diese glühenden Augen…was sollte sie nur ausrichten..
“Snibunna..Schlitzer….reiß sie in Stücke!”
Kaum waren diese Worte in Shizeas Gehör gedrungen tauchte auch schon dieses schwarze Ungetüm vor ihren Augen auf, sie wollte noch einen Schritt nach hinten machen, doch sie stolperte, was für ein Glück, der Sturz bewahrte sie davor von Snibunnas Klauen zerrissen zu werden, daher nahm sie in Kauf unsanft auf dem Boden zu landen
“Metallklaue!”
Hätte man sein Gesicht durch die Kaputze erblicken können, hätte man wohl sehen können, wie der Fremde mit aufgerissenen Augen das Scherox betrachtete welches sich vor ihm aufgebaut hatte.
Es war zu spät Snibunna zurück zu rufen, es würde nicht mehr rechtzeitig ankommen, bevor Scherox ausholen würde.
Schwarzer Stoff flog durch die Luft und glitt vom Wind getragen zu Boden, rote Perlen schwebten kurz in der Luft, ein krächzendes Geräusch erklang als der unbekannte nach hinten fiel, über dem Bauch eine Schneise wie von einem Schwert, welches das Ergebnis von Scherox scharfen Scheren war.
Das Snibunna drehte sich verwirrt um und sah seinen Trainer am Boden liegen.
“Besser, du rührst dich nicht, sonst wird mein Scherox ihm liebend gern den Rest geben.”
Nun war es Shizea welche Menschen untypisch herzlos lächelte, odch die Tatsache, dass sie diesem..Schwächling eine Abreibung verpasst hatte stärkte sichtlich ihr Selbstbewusstsein.
Dass der Kerl daran sterben könnte war ihr egal, früher bemerkte sie schon, dass sie solchen Situationen gegenüber …kulanter reagierte als es vielleicht angebracht wäre.
Sie würde nun auch keinen Skrupel haben Scherox den Todestoß ausführen zu lassen und sich den Stein zu schnappen, irgendwie zog dieses flimmern sie in den Bann und ließ sie das Gefühl haben, dass sie ihn unbedingt besitzen musste.
“Scherox, erlöse ihn von seinem Leid!”
Scherox hob seine rechte Schere, sie öffnete sich, sie würde nieder schnellen und den Körper des Fremden in Fetzen reißen, doch dazu kam es nicht.
Ein hellblauer Bezug legte sich um Scherox, welches sich versuchte zu wehren, doch die Bewegungen wurden langsamer, bis es gänzlich vom Eis umschlossen wurde.
“Scherox!” Was?!”
Erneut hatte sich das Blatt gewendet und nun kreuzte Snibunna seine Klauen und Shizea wusste was nun folgen würde, doch eine Stimme hielt es zurück.
“Snibunna, schnapp dir Korus und verschwinde”
Zuckend duckte das Snibunna zusammen, entfernte sich dann von Shizea und begab sich zu seinem Verletzten Trainer, welche sich noch immer vor Schmerzen krümmte.
Es half ihm sich aufzurichten und in dem aufgezogenen Schatten verschwanden sie dann und ließen eine verwirrte Shizea zurück, welche sich nach kurzer Zeit zu ihrem eingefrorenen Scherox begab und versuchte das Eis mit einem Stein aufzubrechen.
“Beeindruckend für ein kleines Mädchen…wirklich, sehr beeindruckend, jedoch wirst du deinen kleinen Freund nicht daraus befreien können, solange ich es nicht will”
Von einem Hassgefühl übermannt wandte sich Shizea um und erblickte einen Mann mit silbernen Haaren und einem grauen Mantel.
“oh..verzeih dass ich mich nicht vorgestellt habe…mein Name ist Amion”
Kurz verneigte sich der Fremde und sah Shizea dabei süßlich lächelnd an.
“mir ist egal wie du heißt, mach, dass das Eis verschwindet!”
Nach den Worten erhob sich Amion und blickte zu Shizea welche wütend zu ihm sah und laut schnaufend atmete.
“Wenn du es wirklich möchtest…dann zwing mich doch dazu..”
Ohne Nachzudenken rannte Shizea auf ihn zu, ihr Bewusstsien, welches sie bei dem Kampf gegen den anderen getankt hatte, ließ sie keinen Zweifel fühlen, kurz bevor sie bei Amion ankam, sprang sie hoch, holte mit ihrer linken Faust aus..und…
Sie verlor ihr Ziel aus den Augen, sie sah nur seinen Mantel welcher neben ihr flatterte, dann spürte sie wie sie an der Taillie berührt wurde..es wurde so unsagbar kalt, Schmerz durchzuckte ihren Körper, als das Fleisch und die Haut wo die Hand des fremden lag ein gefroren wurde und er mit seinen Fingernägeln das Eis und alles was daran klebte herunter riss.
Mit einem qualvollen Schrei welcher mehrmals über die Ebenen hallte fiel sie zu Boden, krümmte sich vor Schmerzen und versuchte das Blut in ihren Körper zu pressen, welches unaufhaltsam aus ihrem Körper strömte.
“das war wohl nichts kleine Prinzessin..”
ShIzea sah es nicht, jedoch wandte er sich zu ihr, legte mit seiner Zunge das Blut von seinen Finger und lehnte sich dann zu ihr herunter.
“Ich habe da einen Vorschlag für dich..”
Mit Kraft stieß er Shizea mit dem Fuß in den Rücken woraufhin sie sich noch mehr krümmte und vor Schmerzen windete.
“Du wirst noch etwas Leben, jedoch verspreche ich dir, deinen Eltern nicht das Leben herauszupressen, wenn du tust was ich sage”
Shizea riss ihre schmerzverzehrten Augen auf und versuchte den Fremden anzublicken.
“In dem Wald vor eurem Dorf liegt ein verletzter Junge, er wurde vergiftet..”
Er stoppte kurz und warf Shizea einen kleinen Beutel zu in welchem sich ein Gegengift in Blätterform befand.
“…du wirst dich um ihn kümmern und ihn begleiten, du wirst darauf achten, dass er nur das tut, was wir wollen”.
Nachdem sie die Worte vernommen hatte..wurde ihr schwarz vor Augen, sie tauchte in eine ruhige, stille Welt, fernab von den Ereignissen dieses Tages.
Das war noch gar nicht solange her und nun saß sie hier, gelehnt an der Mauer eines Gebäudes, zusammengekauert…ängstlich…was war sie doch schwach geworden, sie hatte so was wie Mitgefühl für Seth empfunden, doch das war falsch, es ging nur darum ihre Familie zu retten, sie umschlang den Dolch, versteckte ihn in einer ihrer Taschen und richtete sich auf, sie hatte nur noch ein Ziel vor Augen, sie würde das alles beenden und dann nach Hause zurückkehren und friedlich in die Arme ihrer Eltern fallen.