Die Intention ist, den persönlichen Interpretationsspielraum auf ein Minimum zu reduzieren, indem objektivere Grenzen für die Löschung benannt werden.
Und meine Kritik richtet sich genau gegen diese Intention. Diese Intention ist weder erreichbar noch konstruktiv.
Ich war dabei, als der Verhaltenskodex in seiner jetzigen Form geschrieben und verfasst wurde (unter anderem mit Input von Leuten mit tatsächlichem juristischen Hintergrund); ich weiß, du auch, weswegen es mich etwas wundert, dass du hier auf diese Weise an der Sache beteiligt bist. Der Verhaltenskodex ist ganz bewusst offen, vage und schwammig formuliert. Warum? Weil hier letztendlich das BB Hausrecht hat und selbst entscheidet, was hier stehen soll und was nicht. Der Verhaltenskodex soll eine faire Basis bieten, auf der moderative Eingriffe nachvollzogen werden können, soll aber ganz bewusst keine objektiven Maßstäbe und Kriterien liefern, die Löschungen unabdinglich machen oder verbieten.
Und das ist gut so, denn letztendlich gibt es in jedem Fall einen Ermessensspielraum; Kontext ist gefragt und Feingefühl. Der Verhaltenskodex wie er ist erkennt an, dass es diese Spielräume gibt, und legt die Instrumente in die Hände der Betreiber*innen, damit sie entscheiden können, wo wann und wie die Grenzen sind.
Es ist nicht möglich, objektive Richtlinien zu schaffen, die ganz klar entscheiden, welche Beiträge gelöscht gehören und welche nicht. Mach Umfragen im Modforum zu den Beiträgen, die du gelöscht hast, und frag nach, wie viele deiner Kolleg*innen die bisherigen Löschungen in diesem Forum unterstützen und auch selber vollzogen hätten. Wenn die Zahl nicht in jedem Fall 100% ist, dann haben die neuen Regelungen ihr Ziel verfehlt. Es ist nicht machbar. Es geht einfach nicht, egal wie sehr man es sich vielleicht wünscht. Moderationsarbeit ist Ermessesarbeit. Sie kann nicht durch einen Algorithmus ersetzt werden.
Die Kritik, die hier vorliegt, hat nie die bestehenden Regeln kritisiert und kann daher auch nicht durch Regelanpassungen bereinigt werden. Die Kritik richtet sich daran, wie die Moderation lange bestehende Regeln interpretiert hat. Neue Regelungen ändern nichts daran. Der "Cut" hätte genauso gut mit dem üblichen Verhaltenskodex als Basis vorgenommen werden können.
Okay, hast du konkrete alternative Vorschläge und/oder Handlungsanweisungen, wie man es erreicht, ein angenehmes Klima für alle Beteiligten (das schließt auch Harry Potter-Fans ein) zu schaffen? Das soll keine Fangfrage sein, ich bin ernsthaft interessiert.
Generell wird es immer dazu kommen, dass es Gruppen gibt, deren Interessen diametral auseinandergehen. Der Umgang damit sollte so aussehen, dass man sich fragt, wessen Interesse schwerer wiegt. Im vorliegenden Fall: Wog das Interesse der Personen, die über Transfeindlichkeit aufklären wollten, der sie zT. selbst zum Opfer fallen, schwerer als das Interesse von bestimmten Harry Potter Fans, sich nicht über diese Transfeindlichkeit aufklären lassen zu wollen? Ich finde, das Interesse der unterdrückten Minderheit wiegt hier schwerer. Beiträge, die wie das obige Beispiel von SasukeTheRipper hätten gegebenenfalls nicht einmal gelöscht werden müssen, sondern ganz klar von der Moderation in einem eigenen Beitrag denunziert werden sollen, mit dem Hinweis dass weitere Beiträge dieser hetzerischen/provokanten Art gelöscht werden, weil sie dem Verhaltenskodex widersprechen.
Ich bin der Ansicht, dass die Provokationen von Seiten der trans Gemeinde fast durchgehend reaktionär waren und nicht stattgefunden hätten, wenn sie nicht zunächst auf Provokationen, Ignoranz und Sticheleien von Seiten der Fans gestoßen wären.
Ich weiß, du hättest hier gerne eine Lösung, die unabhängig von irgendwelchen "Seiten" funktioniert. Eine rein objektive Lösung, die funktioniert, egal wer auf welcher Seite ist und wie die sich nennen. Aber das ist halt letztendlich die Fantasievorstellung, die nicht in der Realität umsetzbar ist. In der Realität muss man sich den Fall konkret anschauen, das Vorurteil loswerden dass "immer beide Seiten schuld sind" und dass beide Seiten irgendwie inhärent gleich wären (im Sinne von: gleich viel Aufmerksamkeit verdienen, gleich große Stakes in der Diskussion haben, gleiches Interesse haben und mit den gleichen Grundvoraussetzungen starten).
Das obige ist natürlich "hätte wäre könnte", wir sind jetzt an einem Punkt, wo das nicht gemacht wurde.
Um deine Frage vollständig zu beantworten, gehe ich noch darauf ein, wass man jetzt noch tun kann. Die beiden Beiträge von Alaiya und Bastet, die du vorhin gelöscht hast, gingen auf einen extrem wichtigen Punkt ein, den man sich hätte zu Herzen nehmen sollen, anstatt sie zu entfernen:
Hier geht es um Vertrauen. Warum sollte ich jetzt noch weiter in AD Topics gehen und dort diskutieren? Mir wurde wochenlang gezeigt, dass es einen Bias gibt, und jetzt sind drakonische Löschpolitiken und unbequeme Postbegrenzungen eingeführt worden, die dafür sorgen, dass das Schreiben von Beiträgen total unrewarding ist. Wieso sollte ich mir die Mühe geben, einen ausführlichen 2.000-Wörter-Beitrag zu schreiben, wenn der einfach gelöscht werden kann, wenn irgendein Mod findet, dass das irgendeiner subjektiven Regel widerspricht? Gerade wenn ich mich zB. nur auf einen kleinen, unproblematischen Teil eines anderen Beitrags beziehe, der dann aus anderen Gründen gelöscht wird? Die Beiträge, die ich hier schreibe, speichere ich mir vor dem Absenden ab, damit ich sie notfalls als Blogpost veröffentlichen kann, wenn sie gelöscht werden. Das schafft keine Basis für Vertrauen im Umgang mit der Moderation, das mich dazu anreizen würde, mich konstruktiv an Diskussionen zu beteiligen.
Hier geht es halt darum, was ihr letztendlich tun könnt, um das Vertrauen wieder aufzubauen. Beiträge mit Entschuldigungen; die letzten 2 Beiträge von Elize und dir finde ich in der Hinsicht schonmal hilfreich, auch wenn ich finde, dass diese "Beide Seiten"-Rhetorik nach wie vor offenbart, dass man das Thema dann letztendlich doch noch nicht ganz verstanden hat.
Es ist ja nun auch nicht so, als müsste man hier entscheiden, es entweder Harry Potter Fans oder Kritiker*innen recht zu machen; letztendlich sind das Problem ja nicht alle Harry Potter Fans, sondern nur die, die ignorant, provokativ und beleidigend sind. Und da ist halt die Frage, ob man es solchen Fans hier ein angenehmes Klima machen will oder nicht. Denn es ist ne entweder/oder Frage. Man kann es nicht beiden Parteien gleichzeitig recht machen. Der Verhaltenskodex liefert die Chance, hier eine Entscheidung zu treffen, wem man es recht machen will, und alles was ihr tun müsst, ist das halt einfach zu tun.
Bisher habe ich jedenfalls nicht das Gefühl, dass hier die Entscheidung gefallen ist, dass man es Leuten, die trans sind oder solche verteidigen, bequem machen will, und wenn ich mir so die Beiträge von anderen Leuten aus dem "Lager" anschaue, dann scheint dieses Gefühl nicht nur bei mir zu bestehen. Die Rhetorik hier ist konsequent, dass "beide Seiten" an allem Schuld sind und man "beide Seiten" gleich viel bestrafen muss; das ist eben schlicht und ergreifend nicht die Erfahrung, die ich hier in den letzten Wochen gemacht habe. Die Erfahrung war, dass wir diplomatischen Posts diplomatisch begegnet sind, und dass wir provokanten Posts sehr direkt gegenübergetreten sind. In fact; ich kann mich sogar explizit daran erinnern am ersten Tag nach provokanten Posts betont diplomatisch und verständnisvoll reagiert zu haben und ruhig zu versuchen, die Sache zu erklären, woraufhin dann zT. mit mehr Provokation und Ignoranz bzw. deren Duldung reagiert wurde. Und jetzt wird es so übermäßig dargestellt, als müsste man "beide Seiten" abstrafen.
Und ich stimme Bastet halt letztendlich zu; ihr könnt nicht nach dem, was hier die letzten Wochen abgelaufen ist, einen bequemen Cut machen und all den Kontext ignorieren, und dann einfach von uns erwarten, dass wir jetzt glauben, dass ihr uns wohlgesonnener seid, wenn ihr nach wie vor die Beiträge löscht, die auf diese Probleme hinweisen. Den aggressiven Tonfall, den Bastet und Alaiya einschlagen, den habt ihr euch über die letzten Wochen mühselig durch eure Moderationsarbeit erkämpft. Ich finde es etwas viel, jetzt zu erwarten, dass sie euch direkt wohlgesonnen sind, nur weil ihr.. ähm.... jetzt noch mehr Beiträge von ihnen löscht? ...
Ihr macht halt deutlich, dass euch der Tonfall wichtiger ist als wer recht hat oder wie es zu diesem Tonfall gekommen ist. Und das ist eine Priorität, die ich dann doch ziemlich fragwürdig finde, gerade wenn ich mir überlege, welches Thema hier überhaupt zu dieser Situation geführt hat. Hier geht es in JKR um eine Person, die bewusst anti-trans Legislation und Think Tanks finanziert, die dann z.T. direkt auf anti trans Legislation und Mandate einwirken, die in den letzten Monaten rapide zugenommen haben.