Ich bin aus zweierlei Gründen hier. Erst einmal habe ich vor einigen Tagen eine Geschichte aus diesem Topic gelesen, und wollte dazu ein Kommentar verfassen. Zweitens weiß ich ja jetzt, dass die Frau mit den Bandagen von dir ist, und habe deine eigene Rechtfertigung zu der Geschichte in Form deines Schein-Kommentars gelesen, und darauf wollte ich noch ein bisschen eingehen.
1. Kommentar zu „Der zweifache Zwergenschlächter“
Zunächst einmal; ich habe die anderen Geschichten, die diese Charaktere behandeln, nicht gelesen (war zu faul danach zu suchen, ich finde du solltest dieses Topic in einen Blog verwandeln und alle deine Geschichte dort posten und taggen, da ich am ehesten Epik mit über 1500 Wörtern lese die nicht zu einem Fandom gehört und danach ist in Themenform etwas schwer zu suchen, selbst mit der Übersicht im Startpost) aber genug der Penibilität, ich finde die Geschichte süß.
Ich möchte insbesondere auf zwei Punkte hinweisen, die mir aufgefallen sind. Zunächst mal: Der Spannungsbogen. In der Geschichte geht es darum, dass hässliche Gartenzwerge kaputt gemacht werden. Gartenzwerge, die canonically jeder in der Geschichte hässlich findet, und für die sich canonically niemand in der Geschichte interessiert. Selbst diejenigen, die sich anfangs augenscheinlich interessieren, interessieren sich in Wirklichkeit gar nicht dafür. Nun ist es aber folgendes eine gängige Regel in Detektivgeschichten: „The crime has to be significant“, Der Grund dafür ist der Spannungsbogen. Zum Beispiel war für mich alle Spannung weg, als ich wusste, wer der Täter war (was denke ich klar sein sollte, sobald das Baumhaus erwähnt wurde, aber dazu später). Das Motiv des Täters war zwar unklar, aber wieso sollte mich das Motiv interessieren? Es sind nur hässliche Gartenzwerge! Dass am Ende noch ein Twist kommt, kann man vorher nicht wissen und daher trägt es auch nicht zur Spannung bei.
Mit anderen Worten: Normalerweise übernimmt in einer Detektivgeschichte das Crime den Spannungsbogen, und selbst wenn rauskommt, wer der Täter ist, muss der Täter noch überführt und dingfest gemacht werden, und da es sich um eine große Straftat handelt, sind die Stakes für den Detektiv nach wie vor hoch und es existiert weiterhin Spannung. Bei einem Crime, das aber niemanden interessiert, ist das nicht gegeben.
Damit will ich nicht sagen, dass man keine Detektivgeschichte über hässliche Gartenzwerge schreiben kann, sondern eher, dass man eben den fehlenden Spannungsbogen ersetzen sollte. Ein Beispiel dafür wäre eine hohe Gage gewesen, die die beiden für ihre Detektei unbedingt brauchen … aber es geht um ein paar Euro, in die die beiden nicht einmal besonders investiert sind. Irgendeine Form von „Wir müssen diesen Fall unbedingt richtig lösen koste es was es wolle obwohl es nur Gartenzwerge sind“ hätte die Spannung erzeugen können. Eine Wette zum Beispiel, oder irgendetwas in der Art. Btw, schau mal, wenn du Zeit hast, in die Netflix-Serie „American Vandal“ rein. Hat mich ein bisschen an diese Geschichte erinnert.
Der zweite Punkt ist das Informationsmanagement, das für eine Detektivgeschichte wichtig ist. In diesem Fall gibt es beim Lesen der Geschichte nicht genug Ungewissheit. Der Modus operandi des Täters war klar, als das mit dem Baumhaus und den Steinen neben den Zwergen klar war; etwas anderes hätte es nicht sein können. Da fehlte die Ungewissheit. Detektiv-Geschichten, die nicht auf einem abstrusen Trick beruhen, funktionieren finde ich ähnlich wie die typischen Einstein-Rätsel, von denen du vielleicht gehört hast. Bei einer Straftat haben wir ja drei wichtige Dinge: Motiv, Gelegenheit (Alibi?) und die Möglichkeit, das Verbrechen auch ausgeübt zu haben (durch den nötigen Skill). Man möchte dann Personen finden, auf die alles davon zutrifft. Das können Detektivgeschichten sich zunutze machen, zum Beispiel, indem sie 3 Hauptverdächtige haben, und jeder von denen erfüllt nur 2 der genannten Bedingungen, braucht aber drei, und des Rätsels Lösung ist dann ein falsches Alibi, ein verstecktes Motiv oder ein Trick, der zur Straftat begangen hat; und die Hinweise darauf müssen obskur in der Geschichte versteckt sein.
Aber genug der Theorie: Warum ich das hier anspreche ist, weil es hier nur eine mögliche Art gegeben hat, wie die Tat hätte begangen werden können, was das Informationsmanagement sicher schwer gemacht hat, da du vermutlich wusstest, dass es aus ist, sobald du das Baumhaus erwähnst; weshalb Kim in diesem Moment auch der Tathergang klar geworden ist. Eine Alternative wäre gewesen, dass, als Kim den Garten und das Haus untersucht hat, sie auf dem Balkon des Hauses stand und von dort aus das Baumhaus, einen anderen Balkon eines Nachbarn und einen dritten Baum gesehen hat, oder so; mit anderen Worten: Es hätte mehrere „Baumhäuser“ geben können, von denen aus das Verbrechen hätte begangen werden können, und des Rätsels Lösung wäre gewesen, herauszufinden, von wo aus geschossen wurde. Und dann hätte man bei den jeweiligen Grundstücken klingeln können und Alibi sowie Motiv klären können, wo man dann natürlich vielleicht auf Lügen oder Verschleierungen getroffen wäre. Und dann hätten die Charaktere sich denken können: „Hm, einerseits bietet das Baumhaus die beste Möglichkeit zum Schuss, aber Person mit dem Balkon hat das größere Motiv aber auf dem Grundstück mit dem Baum wohnt der beste Schütze“, yadda yadda. Das nur so als Ansatz, wie man den Tathergang verschleiern kann, indem man zu viele Informationen gibt.
Da du selber Detektivgeschichten magst, erzähle ich dir hier aber vielleicht auch nur Sachen, die du schon längst weißt, und die hast es in diesem Fall absichtlich recht leicht gestaltet (vielleicht ist es ja eine Geschichte für Kinder?) und für diesen Fall höre ich mal auf mit dem langen Herumgerede und sage dass mir die Geschichte gut gefallen hat und sie mir Lust darauf gemacht hat, in nächster Zeit noch mehr von deinen Kurzgeschichten zu lesen.
2. Zur Frau mit den Bandagen
Ich habe ja bereits ein Kommentar geschrieben, aber dein Text zu deiner Abgabe hat mich nochmal zum Nachdenken angestiftet, und daher will ich dich, weil das gerade eben ja noch nicht gereicht hat, noch mehr mit genrespezischer Theorie langweilen.
Irgendwie erinnert mich das in Hinblick auf die Humorfarbe ein wenig an Deadpool oder One Punch Man.
Da ich diese beiden Fandoms kenne und auch ganz lustig finde, möchte ich deine Kurzgeschichte mit denen vergleichen und aufzeigen, warum OPM und Deadpool so gut funktionieren.
Gerade bei OPM lässt sich das sehr gut analysieren, da dort immer wieder das gleiche Schema angewendet wird. Zunächst einmal haben wir ein Monster, das auftaucht, und anfängt havoc zu wreaken. Es ist immer ein sehr arrogantes, überhebliches Monster, das sich für das stärkste Wesen auf dem Planeten hält, sodass sich direkt der Wunsch auftut, dass diese Kreatur doch bitte in ihre Schranken verwiesen werden möge. Daraufhin taucht Saitama dann auf und tut genau das, auf eine Weise, die überhaupt nicht arrogant ist. Der zentrale Punkt, warum das bei Saitama funktioniert, ist weil er unter seiner Stärke leidet. Für ihn ist seine Unbesiegbarkeit zu einer Last geworden. Bei Deadpool verhält es sich ähnlich; denn zumindest verspürt er nach wie vor Schmerzen, und die Zuschauenden haben ihn dabei beobachtet, wie viel er verlieren und durchmachen musste, bis er in diesen Zustand der Unsterblichkeit versetzt wurde. Er hat sich seinen Zynismus und Sarkasmus dahingehend also verdient.
Eine ähnliche Backstory oder ein solche Aufbau existiert bei der Frau mit den Bandagen nicht, da man auf ihre Innenwelt keine Einsicht hat. Man weiß nicht, was sie will oder was sie bewegt, ob sie leidet oder nicht. Das ist anders bei Saitama und Deadpool, die zwar beide in Comedy-Serien auftreten und OP sind, aber trotzdem als gescheiterte Geister dargestellt werden.
Und ich glaube, gerade das ist bei massively OP Characters sehr zentral: Sie dürfen lächerlich overpowered sein, müssen aber eben auch irgendwie einen fatalen Fehler besitzen, der die Tatsache, dass sie so stark sind, wertlos erscheinen lässt. Ich finde, ein sehr, sehr, sehr gutes Beispiel gerade im Comedy-Kontext ist eine meiner Lieblingsstellen aus OPM. Es geht um Kapitel 11, am Ende des Kampfes zwischen Saitama und dem finalen Monster des House of Evolution. Das Monster bekommt einen Power-Step-Up, indem es sich in den „Carnage Mode“ versetzt, und sagt, dass es nun eine Woche lang, bis nächsten Samstag, nur noch in Rage ist und unaufhaltsam töten, töten, töten wird. Dabei wird es wesentlich größer, schneller und stärker. Saitama ist davon sichtlich bestürzt, und es sieht ein paar Seiten lang so aus, als würde das Monster ihn fertig machen, während er mit Horror darüber nachdenkt, dass das Monster nun eine Woche lang wüten wird … bis Samstag … und weil Samstag der Tag ist, an dem der Sale im Supermarkt stattfindet, realisiert Saitama, dass er ebendiesen verpasst hat, was seine Bestürzung verursacht. Daraufhin tötet er vor Wut das Monster mit einem Schlag.
Einen ähnlichen Witz hätte man in der Geschichte mit der Frau mit den Bandagen sicher auch bringen können. Indem die Frau eben über irgendetwas absolut schockiert ist und in totalen Aufruhr gerät, bis der Vampir merkt, dass es aus einem lächerlichen Grund passiert. Durch so etwas würde sie mehr relatable erscheinen und weniger cocky. Ich meine nicht, dass so etwas die einzige Möglichkeit wäre; aber es ist ein Beispiel, wie man dafür sorgen kann, dass OP Charaktere overpowered sein dürfen. Ein anderes Beispiel: Sie hätte anfangen können zu heulen, nachdem der Vampir sie beleidigt hat, oder sie hätte einen Breakdown haben können weil ihre Klamotten kaputt gegangen sind (Vergleich: Puri Purisoner aus OPM, der versehentlich die handgestrickten Pullover seiner Boyfriends zerstört, wenn er seine Muskeln anspannt), oder ihre Bandagen im Gesicht hätten abfallen können und ihr einen Nervenzusammenbruch gegeben, weil sie nicht will, dass man ihr Gesicht sieht (und der Vampir hat das Gesicht gesehen und ist entweder so schockiert, was er gesehen hat, dass er es nicht in Worte fassen kann, oder es ist ein total normales Gesicht und er wird ultra wütend dass sie nicht nur unsterblich ist sondern auch noch einen für nichts und wieder nichts so übertrieben self-conscious ist), oder so etwas.
Nun mag man zwar einwerfen, dass die Frau mit Bandagen ja insofern einen Flaw hat, als dass sie sehr schlecht im Kämpfen ist; aber das Problem dabei ist, dass halt Unsterblichkeit Dimension Kampf ist und Kampffertigkeit die gleiche Dimension hat und deswegen als Schwäche meiner Ansicht nach nur dann ausreichen würde, wenn das dazu führen würde, dass die Kämpfe zum Beispiel für ihren Geschmack viiiel zu lange dauern und sie eigentlich nur nach Hause ins Bett will aber ihrem Gegner nicht genug Schaden zufügen kann, um das zu erreichen, oder so.
Ich hoffe mal, dass dir diese Gedanken zumindest irgendwie weitergeholfen haben und nicht einfach nur eine Qual durchzuschauen waren :x Ich freue mich auf deine nächsten Geschichten :>