*seufz* Jetzt hatten mich schon mehrere gefragt...
Und
daher, auch wenn das ganze eigentlich als Videoreview geplant war (das
sicherlich, früher oder später noch kommt), hier das Schriftliche Review
zu Digimon Adventure, der ersten Staffel von Digimon.
Nostalgiker seid gewarnt: Die Wahrheit ist halt bitter.
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Zuerst einmal aber ein wenig etwas zur Entstehung der Serie, da diese auch einige der Probleme recht gut erklärt.
Zuerst
einmal: Das Digimon-Franchise war schon zwei Jahre alt, als Digimon
Adventure erschien. Vorher waren bereits V-Pets und der Manga „Digimon
Adventure V-Tamer 01“ (aus dem aus Marketingtechnischen Gründen Taichi
als Charakter übernommen wurde) erschienen.
Digimon
Adventure hatte im Gegensatz zu seiner nachkommenden Staffel eine recht
lange Planungsphase. Man fragte Satoru Nishizono bereits im Sommer
1998, ob er die Geschichte zum Werbeanime zu den digitalen Monstern
schreiben würde. Es solle eine Serie sein, die erst einmal ein Jahr
läuft (also etwa 50 Folgen hat) und das Prinzip des Franchises, wie auch
einige zentrale Digimon aus den V-Pets vorstellt. Das Taichi der
Hauptcharakter sein sollte wurde recht schnell beschlossen, immerhin war
der Manga gerade auch in Vorbereitung.
Nun
sei dazu gesagt: Satoru Nishizono, auch wenn er zu diesem Zeitpunkt
beinahe schon 10 Jahre in der Branche tätig war, hatte vorher noch nie
an einem derartigen Projekt gearbeitet. Er hatte bisher nur von zwei
Serien die Series Composition gemacht („Daisy“ und „Doctor Slump“) und
während die eine nur kurz war, hatte er bei der anderen einen Manga, als
Vorlage, an dem er sich entlang hangeln konnte. Um es gelinde
auszudrücken: Er war verunsichert und ließ sich von Hiromi Seki, der von
Bandai beauftragten Produzentin, sehr viel hinein reden. Dazu kam, dass
sein Hauptcharakter, Taichi, von Reiko Yoshida und Hiroshi Izawa
geschrieben wurde, er also, bezüglich des Hauptcharakters vor beendete
Tatsachen gestellt wurde.
Da
man ja Budget sparen musste, war es auch nicht erlaubt, dass sich das
Storyteam der Serie mal für einen Tag mit dem Filmteam zusammensetzt
(immerhin sind ja die ersten beiden Filme Canon und der erste Film -
Digimon Adventure - kam auch vor Release der Serie in die japanischen
Kinos), um einfach mal alles abzusprechen. Die Kommunikation lief
praktisch ausschließlich über die Produzenten und Reiko Yoshida ab, die
zu beiden Teams gehörte.
Dazu
war Digimon Adventure eine der ersten Serien, die Toei vorrangig mit
Hilfe von Computeranimation animierte, und das Budget war begrenzt.
Und all das schlägt sich leider sehr deutlich in der Serie nieder.
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Zuerst der wohl offensichtlichste Punkt: Die Story
Nun,
hier gibt es die Stimme in meinem Kopf, die sagt: Digimon Adventure hat
keine Story. Digimon Adventure hat vier voneinander vollkommen
unabhängige Stories und ein Special.
Die
erste Story handelt davon, wie sieben Kinder in eine digitale Welt
kommen und dort Digimon kennen lernen und nur zurückkönnen, wenn sie ein
böses Digimon namens Devimon besiegen.
Die
zweite Story handelte davon, dass diese sieben Kinder ein weiteres böses
Digimon besiegen mussten und dabei McGuffins, so genannte Wappen,
sammeln mussten.
Die
dritte Story geht um das Rätsel des achten Kindes, das die sieben Kinder
in der realen Welt finden müssen, während ein böses Digimon namens
Vamdemon versucht das Kind zuerst zu finden.
Die letzte Story handelt davon, wie diese nun acht Kinder in die Digiwelt zurückkehren, um neue Bösewichter heraus zu fordern.
Dann gibt es noch ein Special mit so einem Oberbösewicht, der aber nach 25 Minuten bereits den Lebensgeist aushaucht.
Eine
Verbindung gibt es zwischen den Geschichten nicht, außer, dass es immer
wieder dieselben Charaktere gibt. Aber die Bösewichte gehören nicht
zueinander, haben nichts miteinander zu tun oder gemein, außer eben,
dass sie „böse“ sind.
Dies
lässt sich, wenn man nur ein wenig die Interviews durchliest (oder
Nishizono selbst fragt) recht leicht begründen: Er hat nie weiter
geplant als ein Arc. Diese Aussage: „Wir haben nicht weiter als bis zu
Devimons Tod geplant, als wir anfingen zu schreiben“ wurde schon von
vielen als „Digimon Adventure sollte erst einmal nur 13 Folgen haben“
missinterpretiert. Was aber Blödsinn ist. Wie gesagt: Es war von Anfang
an fest, dass es ein Jahr laufen sollte. Was es eigentlich heißt war:
„Wir haben erst mal die 13 Folgen geplant um dann zu schauen, was wir
dann so machen mit der Story.“
Um
es einfach zu machen: Als sie die ersten Folgen schrieben, wussten sie
nicht, dass es Etemon, Vamdemon, die Meister der Dunkelheit und
Apocalymon geben würde. Als sie mit den Etemonfolgen anfingen, wussten
sie noch nichts von Vamdemon und als sie mit Vamdemon anfingen wussten
sie noch nichts von den Meistern der Dunkelheit.
Und
dies resultiert darin, dass es in der Story keinen überspannenden
Handlungsbogen gibt und die „Arcs“ gegeneinander recht widersprüchlich
wirken.
Dies
fällt nicht zuletzt bezüglich der Meister der Dunkelheit arg auf: Diese
wussten, dass die auserwählten Kinder irgendwann kommen würden. Sie
haben ja ursprünglich verhindern wollen (also vor 3000 Jahren, nach
Zeitrechnung der Digiwelt), dass diese überhaupt ihre Digivices
bekommen. Als aber Gennai mit den Digivices entkam, beschlossen sie erst
einmal gar nichts zu tun. Sie haben nicht versucht die Digiwelt zu
beherrschen, sie haben nicht versucht die Digimon und Digivices zu
finden, sie haben sich 3000 Jahre lang zurückgezogen und gar nichts
gemacht.
Auch
als die Kinder in die Digiwelt kamen, schwach waren und leicht zu
besiegen gewesen wären, haben sie nichts gemacht. Erst als die Kinder
wieder aus der Digiwelt weg waren, da haben sie ihre Faule Hintern nach
3000 Jahren Ferien mal hochbekommen, um diesen Weltherrschaftsplan
durchzusetzen. Nur dass die Kinder zu dem Zeitpunkt schon stark genug
waren. Well, Shit happens.
Allgemein
fragt man sich, warum die bösen Digimon, die allesamt die
Weltherrschaft wollen und damit ja Konkurrenten sind, sich nicht
gegenseitig bekriegen.
Und
das ist nur eins von vielen Plotholes. Überlegt man, was denn nun die
Motivation jener Lichtwesen war, überhaupt mal „Kinder“ zu erwählen,
stößt man auf weitere. Immerhin hatten sie die Kraft des Lichtes, die
Digimon digitieren lassen kann... Und anstatt diese direkt zu nutzen,
haben sie diese in Digivices gepackt und sind deswegen selbst
draufgegangen. Naja, Pläne können scheitern...
Die Liste lässt sich endlos fortführen.
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Das zweite Problem, sind die Charaktere.
Ich
hatte ja schon erwähnt: Taichi wurde Nishizono vorgeschrieben. Er konnte
an diesem Charakter wenig machen, außer mit dessen Entwicklung zu
arbeiten.
Aber
das war nicht das einzige, was Satoru Nishizono vorgeschrieben wurde.
Denn in seinen ersten Skizzen kamen sechs Kinder in die Digiwelt. Aber
das passte Bandai so nicht. Man wollte immerhin bestimmte Digimon
vertreten haben. Nämlich Agumon, Gabumon, Piyomon, Tentomon, Gomamon,
Palmon und Patamon. Als die Grunddigimon verschiedener V-Pets. Also
musste noch ein siebtes Kind her. Mittlerweile weiß ich wer diese
„Ergänzung“ war: Mimi.
Aber halt, meint vielleicht der ein oder andere: Was ist mit Hikari?
Naja,
die war so oder so nicht eingeplant. Doch wie schon erwähnt: Der Film,
der allererste, mit Taichi und Hikari die ein Agumon im Kinderzimmer
großziehen, der kam vorher raus. Und man, was war dieses Hikari-Kindchen
„kawaii“. Alle schwärmten von ihr. Also wurde kurzfristig entschlossen,
dass sie auch noch einen Partner bekommt. So einfach ist das.
Und ja, auch das schlägt sich nieder.
Zuerst
einmal aber noch etwas anderes: Satoru Nishizono machte einen
Grundlegenden Fehler beim Planen der Charaktere. Es ist eben ein Fehler,
der sich auf seine damalige Unerfahrenheit mit der Materie zurückführen
lässt. Er beschloss den Charakteren „Themen“ zu geben. Also ihr
Wappenthema und dazu ein (ich zitiere) „ein alltägliches Problem, mit
dem sich Kinder gut identifizieren können“.
Dieses Problem trifft nicht auf Taichi zu, denn er wurde vorgeschrieben.
Aber Yamato und Takeru hatten das Problem: Scheidung der Eltern.
Sora: Missverständnis mit Mutter, fühlt sich deswegen ungeliebt.
Koushiro: Ist adoptiert.
Jyou: Kann die Erwartungen seines (ironischer Weise nie namentlich genannten oder gar auftauchenden) Vaters nicht erfüllen.
Mimi: Naja, sie ist das extra, hier fiel ihnen einfach kein Problem mehr ein, weil sie Last Minute dazu geschrieben wurde.
Über die Wappen muss ich denke ich nichts sagen, ihr wisst alle, was die Wappen sind.
Dies
führte zu einem Problem: Die Charaktere wurden von dem gesamten
Schreiberteam auf diese eine Stärke und dieses eine Problem reduziert.
Was dazu führte, dass sie endlos platt waren und ihre einzelne
Charakterentwicklung war, dass sie die Nichtigkeit des Problems und ihre
Stärke erkannten. Und das weiß das Schreiberteam selbst seht gut.
Das Problem diesbezüglich war sicherlich auch, dass es einfach zu viele Charaktere waren.
Wie
gesagt: Geplant waren sechs. Sechs Charaktere plus Digimon ist schon
eine Menge, aber lässt sich bewältigen. Sieben Charaktere waren
eigentlich schon zu viel, von acht Charakteren für 54 Folgen ganz zu
schweigen.
Das
ironische an der ganzen Geschichte ist Mimi. Das Anhängsel, dass einfach
kein Problem mehr abbekommen hat und daher einzig ein Problem durch ihr
Verhalten, nicht aber durch andere hatte, also nicht durch ihre Familie
hatte. Sie war ausgearbeitet. Sie hatte eine glaubhafte Entwicklung.
Sie hat sich in dem Szenario als einziger Charakter halbwegs glaubhaft
verhalten. Eben weil sie nicht in dieses Klischee gedrängt werden
konnte. Nicht so sehr wie die anderen, die nie lernen mussten, ihr
eigenes Verhalten zu ändern.
Und
ja, Taichi ist die andere Ausnahme. Aber mal ehrlich: Taichi beansprucht
die Hälfte der Screentime gefühlt für sich allein, da wäre alles andere
enttäuschend.
Was?
Hikari hab ich gar nicht aufgezählt? Na, warum ist doch klar: Hikari
sollte nicht da sein. Die Leute hatten keine Lust sie zu schreiben und
das merkt man so super deutlich in der Serie. Das Mädchen namens Hikari.
Ihr Wappen? Licht - Hikari. Schenkelklopfer! Sie hatte keine wirklichen
Charaktereigenschaften oder einen Konflikt und demnach natürlich auch
keine Charakterentwicklung. Sie war einfach nur da und hatte vorrangig
zwei Aufgaben: Niedlich sein und als Konflikt-Katalysator für Taichi zu
dienen. Übrigens: Dass sie nicht eingeplant war, wird der aufmerksame
Zuschauer zu Beginn von Folge 13 bemerken. Als Leomon von der Legende
der auserwählten Kinder berichtet, ist davon die Rede, dass einmal
„SIEBEN Kinder“ in die digitale Welt kommen werden, um diese zu
retten... Sieben, nicht acht.
Was
bei den anderen fünf Charakteren das Problem ist, ist dass sie maßlos
übertrieben sind in jeder Hinsicht. Okay, Jyou war weniger das Problem.
Er wurde zwar oftmals zu neurotisch gemacht, eben für den Comic Relief,
aber sein Problem nahm nie überhand.
Bei
Koushiro war auch das Problem selbst nicht mal das große Ding. Ja, klar,
wenn man es verheimlicht, dass man weiß, dass man adoptiert ist, dass
bedrückt. Gerade einen 9jährige. Übertrieben war bei ihm dafür die Sache
mit dem Computer. Ja, es gibt auch 9jährige Computercracks. Aber die
können keinen Laptop nach 1999 Standard mit einer Hand halten. Und sind
auch ansonsten... Anders, als sie es mit Koushiro vorstellen.
Sora
war in mehr als nur einer Hinsicht ein Problem. Zum einen: Ja,
natürlich, man streitet mal mit seiner Mutter. Auch mal heftiger. Und
ja, jedes Kind ist sauer auf seine Eltern, wenn sie ihm was verbieten,
was ihm wichtig ist - das ist verständlich. Nicht aber verständlich ist,
dass das Kind daraus den Schluss zieht, dass seine Eltern ihn nicht
lieben. Ja, okay, dass sie ihrer Mutter eine Woche lang genau dies
vorhält, das wäre verständlich. Aber keine eineinhalb Jahre. Nicht wegen
sowas. Dazu kommt, dass uns vom Anime „erzählt“ wird, dass sie ja super
sportlich und total der Tomboy sei. Gezeigt wird uns nur ein Mädel, was
weibischer ist, als Mimi, und dabei permanent die Damsel in Distress
ist, die Taichi retten darf.
Und
dann wären da natürlich noch Yamato und sein kleiner Bruder. Ich habe
Yamato ja schon umgetauft, auf Heulboje. Er ist unselbstständig,
selbstmitleidig, egozentrisch und das größte Arschloch der dort
dargestellten Welt. Er entwickelt sich bis zur viertletzten Folge um
nichts weiter, hat einen vollkommen überzogenen Konflikt und verhält
sich einfach, wie der letzte Arsch. Und bei ihm rege ich mich drüber
auf. Mehr noch, als über Soras Damsel-in-Distress-ness, mehr noch, als
über Koushiros Mukis im linken Arm. Warum?
Ganz
einfach: Weil er neben Taichi die meiste Screentime hat, man es also
permanent ertragen muss, zum anderen aber auch, weil er eben genau die
Stärke, die angeblich seine größte sein soll, nicht hat. Er ist einfach
kein guter Freund. Er lässt sich von ein paar Sätzen eines Baumes dazu
bringen, zu versuchen, seinen „besten Freund“ (erneut, die Serie erzählt
uns eine Sache, aber zeigen tut sie uns das genaue Gegenteil) zu
vernichten, sprich zu töten. Er kümmert sich nicht um seine „Freunde“,
sondern nur um sich selbst und eventuell noch um Takeru, wobei dieser
für ihn auch nur ein Mittel ist, sein eigenes Ego zu pushen. Takeru
braucht ihn nicht, aber er braucht Takeru, weil ohne Takeru gibt es
niemanden, der ihm sagt, wie toll er ist.
Das
schlimme ist ja, dieser Konflikt mit der Scheidung der Eltern... Gut,
das erfährt man nicht in der Serie, sondern in extended Materialien.
Aber: Ja, natürlich ist es schlimm für Kinder, wenn sich die Eltern
scheiden lassen. Aber die Sache ist, dass die Scheidung eine ruhige
Scheidung war. Kein Streit oder dergleichen. Und Yamato hat selbst
entschieden zum Vater zu gehen und nicht zur Mutter. Die Eltern haben
die Kinder nicht zwanghaft auseinander gerissen, sondern Yamato hat sich
selbst dafür entschieden. Was die Sache mit dem Bemuttern Takerus noch
falscher macht, als es ohnehin schon ist.
Ich
könnte mich jetzt sehr lang und breit über sämtliche Facetten von diesem
Charakter aufregen, aber das ist praktisch einen kompletten Eintrag
wert. Fakt ist nur eins: Es ist nicht gut, dass eine Kinderserie einen
Charakter zum Idol der Freundschaft idealisiert, der so ziemlich der
mieseste Freund der ganzen Gruppe ist.
Takeru?
Naja, der war wiederum vorrangig ein Triggerobjekt für Yamato. Als
Charakter selbst kann man vorrangig sagen, dass er sich seinem Alter
nicht mal annähernd gerecht verhält. Aber sonst...?
Davon
abgesehen, sind die Charaktere natürlich letzten Endes nichts anderes,
als die mit dem Problem verbundenen Stereotypen. Beziehungsweise
allgemein eben Stereotypen. Taichi ist für den mutigen Helden dabei noch
recht „fleischig“, Mimi, wie gesagt, auch, aber die anderen sind zu
sehr auf ihren Stereotypen reduziert. Sora ist halt das „irgendwie
Tomboy-Mädchen“, Yamato der „emotionale Rivale des Helden“, Jyou der
klassische Strebertyp, Koushiro der Nerd, Takeru das Nesthäkchen und
Hikari die niedliche kleine Schwester.
Viel mehr kann man zu den Charakteren leider Gottes nicht sagen.
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Was mich zu den Partner-Digimon bringt.
Für
mich einer der größten Fehler der Staffel: Diese haben keinen eigenen
Charakter und keinen wirklichen eigenen Willen. Sie sind die Schatten
ihrer Partner, das Spiegelbild, das externe Gewissen. Am ehesten haben
noch Gomamon und Tailmon einen eigenen Charakter - aber die anderen
sechs? Niente.
Sie
entwickeln sich charakterlich nicht weiter und sind auch - von ein paar
sehr erzwungenen Konflikten abgesehen - die praktisch willenlosen
Sklaven ihrer menschlichen Partner.
Natürlich:
Weitere acht zusätzliche Charaktere wären zu viel gewesen. Aber... Es
ist halt schon schade, dass in einer Serie, die sich Digimon Adventure
nennt die Digimon auf Platz 2 kommen. (Und hey, ich bin die letzte
Person, die eine Digimon ohne Menschen Serie haben wollte - nur ein
wenig mehr Action von den Digimon selbst ist Wünschenswert).
Und mehr kann man zu denen auch praktisch nicht schreiben.
Nächster Punkt wäre dann wohl die Gruppendynamik
der Hauptgruppe. Etwas, das ich normal praktisch nicht anspreche, was
hier aber dann doch irgendwie erwähnenswert ist - eben weil die
Gruppendynamik nicht wirklich gegeben war.
Das Problem mit der Gruppe war, dass man sich
nicht einmal wirklich bemüht hat, Dynamik hinein zu bringen. Die
Dialoge in der Gruppe waren sehr statisch, da sie praktisch nach
demselben Schema abliefen: Wir reden nicht miteinander, wir reden mit
Taichi.
Dadurch
ergab sich, dass zwar jeder mit einem oder zwei anderen Charakteren
irgendeine Beziehung hatte, aber bestimmte Charaktere haben (so gut wie)
nie miteinander gesprochen, da die Kommunikation immer über Taichi
ablief.
Man
kann das Verhältnis zwischen Yamato und Taichi bestimmen. Man kann das
Verhältnis zwischen Yamato und Takeru bestimmen. Aber danach wird es
schon schwer, und das, obwohl Yamato und Jyou eine ganze Folge
miteinander hatten: Viel kann man über die beiden nicht sagen. Über
Yamato und Sora oder Yamato und Koushiro oder auch Yamato und Hikari
kann man gar nichts sagen.
Bei Sora war die Bezugsperson neben Taichi wohl am ehesten Takeru und etwas auch Mimi.
Jyou kam allein mit Taichi und Mimi wirklich zusammen und hat hier wirklich interagiert.
Koushiro ebenfalls nur mit Taichi und Mimi.
Takeru mit Taichi, Sora und Yamato.
Hikari nur mit Taichi und ein wenig mit Sora.
Mimi
hatte da noch am meisten, da man bei ihr zumindest sagen kann, was sie
auch von Sora, Koushiro und Jyou hält - und nicht nur von Taichi. Wobei
es viel auch nicht ausmacht.
Die
Tatsache, dass die Gruppe praktisch zerfällt, sobald Taichi mal nicht
da ist, wundert einen da nicht wirklich, auch wenn es eben schon beinahe
lächerlich auf Taichi zentriert wirkt. Ja, die anderen bekommen es
nicht mal hin ihre Wappen zu aktivieren, so lang Taichi nicht dabei ist.
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Kommen wir zu weiteren Charakteren - wir wollen ja Gründlich sein - und zwar zu den Nebencharakteren, wobei ich hier alles von Leomon und Ogremon, über Gennai, hin zu den Eltern der auserwählten Kinder.
Hier
sind praktisch die einzigen, die ich wirklich loben kann Leomon und
Ogremon. Neben Gomamon wahrscheinlich die Digimon mit dem meisten
Charakter in der Serie. Beide sind zwar ebenfalls stereotyp, aber
durchaus lustig und sie haben beide eine Entwicklung, die ich gerade bei
Ogremon sehr interessant fand.
Ansonsten:
Gennai ist die weise alte Mentorfigur, die mit ihrer Existenz einfach
vorrangig viele Fragen aufwirft, die die Serie jedoch nie beantwortet.
Er ist da, weil eine solche Figur gebraucht wird.
Die
Eltern... Hach, die sind so ein zwiespältiges Thema. Denn auch wenn sie
natürlich aus jetziger Sicht sehr mager gestalten waren, so war es
damals, 1999, tatsächlich ein Fortschritt, dass die Eltern überhaupt in
die Handlung eines Anime mit der Demographie vorkamen. Insofern, es ist
halt ein sehr, sehr „relatives“ Thema. Nur viel Hintergrund hatten sie
nicht und Entwicklung suchte man hier auch vergebens. Am meisten
ausgearbeitet wurden noch die Eltern von Takeru und Yamato, doch viel
war es letzten Endes auch nicht.
Die letzte Charaktergruppe, die ich eben mal noch anspreche, das sind die Bösewichte.
Warum kurz?
Naja,
viel zu sagen gibt es nicht. Wie gesagt, ihr Aufbau per se ist schon
einmal unlogisch und vieles wird nicht erklärt und einen richtigen
Charakter mit Antrieb und dergleichen haben sie nicht. Am ehesten kann
man wohl noch Pinocchiomon und Etemon sowas wie einen Charakter
zusprechen, nur letzten Endes lässt es sich für alle zusammenfassen: Sie
sind böse, weil sie eben böse sind. Sie wollen die Welt erobern und
andere quälen, weil böse Menschen Digimon das so wollen.
Es
gibt dabei keine Aktion und Reaktion, keine Entwicklung, keine
Ausgangssituation mit Ursachen, sondern einfach nur „die da, die sind
böse“ und unsere Helden sind die strahlenden Ritter, die das Böse
besiegen.
[Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v481/kaen_kazui/004.jpg]
Davon weggehend möchte ich gerne die Digiwelt und die diversen Prinzipien von Digivices und Digitation kurz ansprechen, einfach, weil damit so viele Logikfehler verbunden waren...
Bezüglich
der Digiwelt ist eins meiner Hauptprobleme, dass ihr der digitale
Aspekt praktisch komplett fehlt. Zwar ist der Aspekt der seltsamen Orte
aus den Spielen übernommen worden, aber digital ist nicht wirklich
etwas. Es wirkt mehr wie eine seltsam gestaltete Fantasy-Welt. Sehr
surreal, aber nicht wirklich etwas neues.
Ein
zweites Problem ist die Sache mit der „Zeit“. Wir erinnern uns:
Irgendwie verging die Zeit in der Digiwelt viel, viel schneller, als in
der realen Welt. Aber wie viel schneller wird nie definiert und damit
verhadern sich die Schreiber sehr arg. Eine Sache, die Sache mit den
Meistern der Dunkelheit, die 3000 Jahre warten, habe ich ja schon
erwähnt. Aber gleichzeitig wäre zu nennen, dass in den mehreren hundert
Jahren, die vergehen, während die Kids in der realen Welt das achte Kind
suchen, keins der Digimon, die sie vorher kannten, weiterdigitiert ist.
Nicht einmal Elecmon, dass nicht viel Überwinden müsste, um mal aufs
Adult-Level zu kommen. Gleichzeitig ist auch keins der Digimon in
Abwesenheit trotz des herrschenden Krieges draufgegangen.
Dazu
kommt eben die Sache mit den Digivices und den komischen Lichtwesen.
Also, diese Lichtwesen haben die Kraft zur Digitation entdeckt. Und dann
hatten sie keine bessere Idee, als diese in kleine Geräte zu packen,
anstatt sie selbst zu verwenden. Und das ironische ist, dass sogar ein
fremdes Digimon, wie Leomon, sehr einfach die Warp-Digitation nach
EINMALIGER Nutzung des Digivices erlernt. Bei den Kindern ist es nur für
Agumon und Gabumon möglich, weil Taichi und Yamato ja was besonderes
sind.
Das
war alles nicht durchdacht. Es fehlte einfach der Aspekt, dass von
Anfang an durchdacht wurde, wie diese Welt funktioniert, wie die
Digitation funktioniert und wieso man Kinder dafür braucht (also vor
allem: Warum ausgerechnet Kinder?). Schade eigentlich, weil der Film
damals ja eigentlich wunderbare Grundlagen gelegt hat, um das ganze von
Anfang an einbringen zu können...
Genau
so wenig Gedanken gemacht wurde sich über den Punkt, wie die reale Welt
auf die Monster reagiert. Im gesamten reale Welt Arc (so sehr ich
dieses auch mag), ist das Verhalten der Menschen sehr convinient. Weder
Militär, noch auch nur Polizei schalten sich ein, als ein paar riesige
Monster ihr Unwesen in Tokyo treiben. Größere Schäden scheint es auch
nicht wirklich zu geben und selbst darauf, dass Venom Vandemon praktisch
den gesamten südwest Zipfel Odaibas plättet wird nie eingegangen.
Oh, und Nebel ist in dieser Welt ein Grund, dass keine Züge mehr fahren...
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Als letzten inhaltlichen Punkt, ehe ich mich kurz der Technik widme, ist die oftmals so hoch angepriesene Moral von Digimon Adventure...
Die es nicht gibt.
Ernsthaft,
man findet nicht wirklich viel moralisch wertvolles an der Serie, weil
die eigentliche Moral reines „erzählen“ ist, aber nie gezeigt wird.
Wie eben die Sache mit der Freundschaft und Yamato, die ich bereits angesprochen habe.
Allgemein
ist eben nicht viel „Freundschaft“ und „Zusammenhalt“ bei der Gruppe zu
bemerken. Das geht dann wiederum vorrangig auf das Mangel an
Gruppendynamik zurück.
Alles,
was man diesbezüglich mitbekommt, sind hohle Phrasen, die einem an den
Kopf geworfen werden. Aber pädagogisch Wertvoll? Nope. Das weiß ich bei
weitem bessere Serien. Und ja, spätere Digimonstaffeln gehören dazu.
Oh,
und bevor ich es vergesse: Diese ganze „Leb deinen Traum“-Klamotte kam
in der Serie selbst nie vor, was viele vergessen. Ich sage mal, dass es
ein glücklicher Zufall war, dass dies am Ende von Zero Two dann vorkam,
aber in Adventure war dies nie ein Thema. Auch diese „Sei du
selbst“-Klamotte, die gerne reingedichtet wird, kam nie vor. Nicht mal
als hohle Phrase.
Zuletzt die technischen Aspekte der Serie.
Und
ich sag es euch: Ich bin es so leid bezüglich der Animation immer und
immer und immer wieder zu hören „Ja, aber damals ging es halt nicht
besser!“
Doch, ging es!
Natürlich
lässt sich die miese Animation vorrangig damit erklären, dass das
Budget der Serie begrenzt war. Und sicher ginge es heute mit demselben
Budget zumindest etwas besser...
Aber
das ändert nichts daran, dass die Animation nun einmal mies war. Es gab
viele Standbilder, sehr viele Standbilder. Animationen, die es gab,
waren oftmals geloopt und secondary Animation suchte man vergeblich.
Dazu
kam, dass die Zeichungen oft unordentlich waren und es mehr als einmal
grobe Colorationsfehler, wie auch direkte Zeichenfehler gab.
Solche Fehler tauchen zwar in jedem Anime von Toei irgendwo auf, nur sind sie hier leider oftmals sehr Augenstechend.
Ansonsten
wurde viel mit 3D gearbeitet - oder besser gesagt: Man hat viel
versucht mit 3D zu arbeiten. Dies sticht allerdings schon
übelkeitserregend aus dem Rest der Zeichnungen raus, weil es einfach
kein gutes 3D ist und man sich nie bemüht hat es einzuarbeiten. Gerade
in einigen Szenen, wo es in der gezeichneten Umgebung eingesetzt wird,
sticht es dank dem blassen und zweidimensionalen Aquarellstil Adventures
einfach nur unangenehm heraus.
Dazu
kommt die sehr langweilige Kameraführung. Das es mal Vogel- oder
Froschperspektiven gab, war eher die Ausnahme. Meistens waren es gerade
gerichtete Shots im Sinne von Weitwinkel, Totale auf einen Charakter,
Halbtotale oder Detailansicht des Gesichtes.
Sicher
gab es Ausnahmen, aber die waren eben nie mehr und hatten oft auch
damit zu tun, dass anders nicht ins Bild gepasst hätte, was man zeigen
wollte...
[Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v481/kaen_kazui/009.jpg]
Dazu kam das Charakterdesign der menschlichen Charaktere.
Damit
meine ich nicht mal den Zeichenstil mit den Megafrisuren auf den
riesigen Köpfen, die auf spindeldürren Minikörpern mit
überdimensionierten Händen und Füßen sitzen, sondern eher wie
Realtitätsfremd das Design war.
Kinders, die Handschuhe im Sommer tragen? Wirklich?
Von einigen Furchtbaren Farbkombis fange ich gar nicht erst an zu sprechen.
Und
dann so Fälle wie Jyou, bei dem man ja sofort sieht, dass er Nerd ist,
erkennt man an der Brille und dem Pullover. Und Sora, bei der sie sich
bis zum Ende der Serie nicht einig waren, ob das, was sie auf dem Kopf
trägt nun Helm oder Mütze ist. Aber ernsthaft: Wer geht bitte mit einem
Helm auf dem Kopf aus dem Haus?
Das
wäre alles weniger schlimm, wäre es wirklich rein Fantasy. Nur
dummerweise kommen die Charaktere aus der realen Welt. Und als solche
würde ich erwarten, dass sie sich zumindest halbwegs normal Kleiden. Was
heißt: Keine Helme, keine Handschuhe im Sommer.
Zuletzt noch der einzige wirklich rettende Punkt der Staffel: Die Musik.
Takanori
Arisawa war ein wirklich guter Komponist, der es wirklich schaffte sehr
atmosphärische Musik zu schreiben. Es gab sehr viele verschiedene
Stücke, die vielleicht nicht großartig komplex waren, aber durchaus
verschiedenen Stimmungen und Situationen angepasst waren. Dabei wurden
vorrangig klassisch orchestrale Stücke verwendet, was irgendwo
allerdings wirklich passte.
Einziges
Manko, das ich schon bei Zero Two weniger merke, als bei Adventure,
ist, dass man sich ab und an an diverse andere Serien mit
Arisawa-Soundtrack erinnert fühlt. Zum Beispiel Sailor Moon, aber auch
ein paar andere.
Merkt
man aber nur, wenn man die Serien im direkten Vergleich betrachtet,
weshalb ich es verzeihen kann, zumal der gute Mann mehr als 1000 Stücke
allein für Digimon komponiert hat!
Naja,
und eine Sache, eine bestimmte Sache möchte ich noch erwähnen: Folge
21. Die mit Abstand beste Folge der Serie – rein Qualitativ. Die Folge
wurde vom Filmteam gemacht und ist daher gesamt weitaus Effektiver was
sowohl Drehbuch der Folge, als auch Animation und Gesamtatmosphäre
angeht.
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Alles in allem überwiegen bei der Serie jedoch aus Qualitativer Sicht die negativen Punkte.
Es
gibt vieles, wo ich zwar wohlwollend anrechne, dass man es versucht hat
und einzelne Sachen, die sogar durchaus gelungen sind. Mein
Lieblingsbeispiel dafür ist und bleibt Mimi. Das ungewollte Extra, das
sich so hervorragend entwickelte.
Alles
in allem merkt man aber, dass eine sehr unerfahrene Gruppe die Serie
schrieb und auch im technischen Teil beteiligt war und sich dabei viel
zu sehr von den Produzenten beeinflussen ließ. Auch andere Sachen sind
bei der Produktion schief gelaufen und ziehen die Serie leider Gottes
herunter.
Sicher
war die Serie - das möchte ich trotzdem so sagen - damals in vielerlei
Hinsicht tatsächlich innovativ und ja, auch wenn ich über die reale Welt
gemeckert habe: Nach damaligen Standarts war die reale Welt äußerst
real dargestellt und die Eltern hatten, verglichen mit anderen
Animeeltern beinahe ja schon Hauptrollen.
Nur
ändert es nichts daran, dass ich es aus heutiger Sicht betrachte und
aus heutiger Sicht sehe ich die Fehler und ich habe heute mehrere
Serien, auch für dieselbe Altersgruppe, die die Probleme wesentlich
besser gelöst hat. Nicht zuletzt wäre dabei auch DoReMi zu nennen, das
beinahe Zeitgleich mit Digimon lief.
Es
mag irgendwo auch für mich nostalgisch sein, doch ich schaffe es
mittlerweile kaum eine ganze Folge der Serie anzusehen, selbst wenn ich
mal einen ganz nostalgischen Tag habe, da die Qualität so weit zu
wünschen übrig lässt und die Story den Drang in mir hervorruft, den Kopf
gegen irgendwas zu schlagen, während ein Großteil der Charaktere bei
mir für pure Mordlust sorgt.
Wenn
mir nach Digimon Adventure ist, dann lese ich lieber die Romane, die
von Hiroyuki Kakudou (dem Regiesseur der Serie) und Hiro Masaki (einen
der Autoren, die mehrere Folgen der ersten drei Staffeln geschrieben
haben) geschrieben wurde.
Diese
sind zwar nicht Fehlerfrei, weil einige Logikfehler, wie auch die
Tatsache der zu großen Menge von Charakteren sich leider nicht mehr
ändern lassen, jedoch sind sie wesentlich stringenter Erzählt und haben
wirklich EINE Geschichte anstatt vier getrennte, da hier die Sache mit
den Dark Masters erklärt wird und die Bösewichte miteinander in
Verbindung gebracht werden.
Auch
Charaktere wie Sora und Yamato sind wesentlich besser ausgearbeitet und
haben wesentlich besser dargestellte Charakterentwicklungen.
Das war es von mir zu dem Thema. Die übergreifende Bewertung der Staffel findet ihr in diesem Post hier.