Cattléya
Erstmal: fühl dich mal ganz doll geknuddelt!
Achtung, dies wird vermutlich ein langer Text, obwohl ich versuche mich auf das wesentliche zu beschränken. Meldet dich gerne per PN, wenn du dich weitergehend austauschen möchtest.
Ja, das Leben ist hart und unfair und eigentlich ein ewiger Kampf. Solange man seinen Weg nicht gefunden hat, wird der Kampf auch hart und unfair bleiben. Ich kann dir nur raten dich auf dich und deinen Weg zu konzentrieren, auch wenn das erstmal ungerecht deiner Mutter gegenüber klingt. Solange du mit dir selbst nicht im reinen bist, bist du nämlich auch keine große Stütze für deine Mum. Ich kann einerseits verstehen, dass sie sagt du sollst dein Leben auf die Reihe bekommen, andererseits finde ich es enorm unfair von ihr. Denn sie hat mit deiner Erziehung den Grundstein für deine Zukunft gelegt und dass du so mit dir struggelst liegt zu einem gewissen Teil auch an ihr.
Zum Thema Ausbildung:
Was hast du denn bereits gearbeitet? Hast du dabei schon irgendwas gefunden, dass dir liegen würde? Dann konzentriere dich erstmal darauf und versuche mögliche Alternativen in die Ausbildungssuche einzubeziehen. Wenn du im Spätsommer/ Herbst eine Ausbildung anfangen willst/ musst, dann musst du tatsächlich jetzt anfangen zu suchen. Biete grundsätzlich die Möglichkeit an im Betrieb ein kurzes Praktikum zu machen um den Ausbilder/ den Verantwortlichen von dir zu überzeugen. Hab auch keine Scheu vor Bewerbungsgesprächen, die andere Seite ist oftmals genauso nervös 😉 ich weiß das, da ich seit letztem Jahr auf der anderen Seite sitze.
Zum Thema Krankheit:
Ja, es ist hart wenn man so eine Diagnose erhält und zieht auch erstmal den Boden unter den Füßen weg. Letztes Jahr im Januar rief mich der Mann meiner Mutter an um zu erzählen, dass er sie vor 2 Tagen wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus gebracht. Sie hat eine schwere COPD, weshalb sich ihr Zustand so verschlechtert hat, dass sie am besagten Tag auf die Intensivstation verlegt wurde. Meine kleine Schwester und ich ließen uns noch am selben Tag von unseren Partnern zu dem Krankenhaus fahren um sie zu sehen und mit dem Arzt zu sprechen. Der machte uns wenig große Hoffnung. Sie wurde immer wieder bewusstlos und bekam zusätzlichen Sauerstoff. Er meinte die nächsten 24h sind entscheidend, wen sie dann intubieren müssen, sinken ihre Chancen aufgrund der fortgeschrittenen COPD enorm. Vielleicht half unser Besuch beim kämpfen, denn 2 Tage später konnte sie tatsächlich wieder auf die reguläre Station verlegt werden. Bei ihrer Entlassung wog sie nur noch 33,6 kg, wobei sie schon immer sehr schmal war. Sie ist seitdem rauchfrei und hat auf ein normales Gewicht zugenommen.
Bei der Mutter (79) meiner Kollegin (62) wurde im November beim Zahnarzt eine geschwulst im mundraum festgestellt. Die Untersuchung beim Onkologen bestätigte den Verdacht: ein bösartiger Tumor. Sofort wurde ihr Chemotherapie verordnet. Die erste hat sie gut verkraftet, die zweite nicht, weil sie sich im Krankenhaus tatsächlich mit SARS-COV2 infiziert hat. Seitdem ist sie abwechselnd im Krankenhaus und zuhause. Mittlerweile bekam sie sogar schon Bestrahlung. Meine Kollegin und ihre Familie versuchen die ganze Sache mit viel Humor zu nehmen. Ich merke aber immer wieder, dass meine Kollegin sehr unkonzentriert ist, weil sie mit den Gedanken immerzu bei ihrer mum ist, die leider in einiger Entfernung wohnt. Sie stürzt sich trotzdem in die Arbeit, weil sie da genauso gestrickt ist wie ich. Wir müssen uns beide tief in die Arbeit wühlen um uns bei solchen Themen abzulenken.
Abschließend möchte ich noch einen kleinen weiteren Tipp geben. Obwohl ich bekennender Sportmuffel bin, habe ich festgestellt, dass radfahren mir hilft mich zu konzentrieren und gelegentlich sogar meine Fantasie beflügelt. Einige Lösungen für Probleme auf der Arbeit sind mir so schon gekommen. Es wirkt sich also sowohl körperlich als auch seelisch positiv aus, dass ich seit Ende Januar 3x pro Woche auf dem Heimtrainer in die Pedale trete. Laufen könnte mit Sicherheit denselben Effekt haben, ist für mich aber nicht umsetzbar, weshalb wir uns für den Heimtrainer entschieden hatten.