Ja, ja, ja und ja.
Mein Vater war jahrelang arbeitslos und ist auch zur Tafel gegangen. Kenne auch genug Leute die Hartz 4 kriegen persönlich.
Die Gastarbeiter, schön, dass du das ansprichst, sind auch in Katar und werden da so behandelt ;)
Ich verstehe nur nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Sind alles Probleme die angegangen gehören, macht keines dieser Probleme mehr oder weniger wichtig.
Ganz einfach: Wir sollten erst einmal vor unserer eigenen Haustür kehren und unsere Hausaufgaben machen bevor wir mit dem Finger auf andere Länder zeigen. Oder denkst du, dass andere Länder nicht wissen was in Deutschland so abgeht? Oder das China nicht weiß wie abhängig wir eigentlich von ihnen sind und es im Endeffekt mit Geldern sogar unterstützen, dass solche Arbeitsbedingungen möglich sind. Der Besen gehört erst einmal vor der eigenen Tür gekehrt.
Und du wirst bestimmt mit deinem vollumfänglichen Wissen sagen können, wie es den Menschen in Katar wirklich geht? Du warst ja definitiv auch schon da!
Like come one, wenn du schon so ein Argument raushaust, von wegen, dass wir es ja nicht wissen können, weil wir nie da waren, dann kannst du es genau so wenig wissen, also behaupte bitte nicht allen Menschen gehts super, du scherst sie genau so über einen Kamm.
Das war nicht meine Aussage. Aber alles zu glauben was einem die Medien auftischen wollen ist definitiv der falsche Weg. Mehr will ich damit nicht sagen. Und so wie es in China und Katar sicher auch genug glückliche und unglückliche Menschen gibt so gibt es in Deutschland diese genauso.
Wenns so einfach wäre und wir einfach überall "Hier kein Rassismus und hier keine Homophobie"-Sticker hinkleben könnten, würde ich dir ja zustimmen. Aber gerade wenn es um so einen Weltsport wie Fußball geht (oder auch Olympia), ist es fast unmöglich da nicht politische Dinge einfließen zu lassen. Wer das nicht erkennt ist halt einfach nur Blind vor Liebe, oder will einfach nicht drüber nachdenken, weil oh nein dann wird ja mein Entertainment gestört!
Nein, es ist nicht unmöglich, es soll nur einfach immer dort hineingetragen werden weil es eine weite öffentliche Ebene ist. Sprich die Plattform wird ausgenutzt. Wo kommen wir dahin, wenn Fußball jetzt Thema für alle möglichen politischen Themen wird? Dann kann ja jeder da demonstrieren wo er gerade Bock hat. Fußballstadien gehören den Vereinen und die können genauso von ihrem Hausrecht Gebrauch machen. Gehst du auch in einen Zoo mit Protestplakaten und schimpfst Tierquälerei? Nein, sowas gehört sich nicht allein schon dem Respekt für die Angestellten. Plattformen auszunutzen für seine eigenen Ambitionen und Weltbild ist absolut schäbig. Entweder man macht es da wo es stattfindet oder auf einer Demo. Aber "Unschuldige" da mit reinziehen ist ein Unding. Davon mal ab gehören Proteste in Deutschland auch angemeldet.
Politische Aktivitäten haben im Fußball also nichts verloren. Dann schlage ich doch vor, wir scheißen einfach alle darauf, was in Katar für Zustände herrschen, wie krass Menschenrechte dort mit Füßen getreten werden und schauen und gefälligst die Spiele an, weil wir ja eigentlich fußballbegeisterte Menschen sind. Wundervolle Idee.
Das sollte man mal strikt trennen lernen. Oder protestierst du auch wenn irgendein Musikkünstler in Katar ein Konzert abhält? Oder das Bayern München schon seit Jahren ein Sponsoring mit Quatar Airways hat? Das ist wieder so typisch deutsch immer empören wo es nur geht aber selbst nicht an die eigene Nase fassen.
Ich habe auch bei denen gemerkt, dass sie diese Dienstmädchen und Gastarbeiter nicht mal mehr als gleichgestellte Menschen betrachten.
Nur mal dazu. Glaubst du wirklich, dass das bei uns anders ist? Hast du mal mit Gastarbeitern in Deutschland zu tun gehabt oder mit Menschen die in Ausbeuterfirmen arbeiten? Du wirst überwacht, psychisch unter Druck gesetzt und nicht selten kriegst du selbst für einen Krankenschein richtig Ärger. Selbst normale Angestellte schauen oft mit herabwürdigen Blicken auf Gastarbeiter.
Und ich finde es naiv, wenn man tatsächlich denkt, dass Sport unpolitisch sei. Das ist nur eine Ausrede, um nicht hingucken zu müssen.
Dann rede mal mit einem gestandenen Bundesligaspieler über Politik und die Welt. Meinst du echt die beschäftigen sich in ihrem Job mit solchen Themen und haben gerade nichts besseres zu tun? Meinst die Fans im Stadion sind nur da um sich über Corona auszutauschen? Politische Themen sollen immer nur dort hineingetragen werden aber zwischen Vereinen, DFB und Fans gibt es den ganz klaren Konsens, dass Politik, Rassismus und andere Themen im Sport nichts zu suchen haben. Was drumherum passiert kann man sich gerne drüber beschweren aber dann bitte auch einen eigenen Platz dafür suchen und nicht im Haus eines Fußballvereins. Sonst können wir demnächst jede Freizeiteinrichtung als Protestaktion missbrauchen.
Wir sprechen über einen Sport, in dem PoC ständig Affenlauten ausgesetzt sind, wir reden über einen Sport, in dem Frauen deutlich weniger gefördert werden als Männer, über einen Sport in dem es fatale Auswirkungen auf die Karriere hat wenn man sich als homosexuell outet. Ein Sport in dem sich die Europäer über alles stellen, aber lassen wir die Politik aus dem Fußballstadion, gehört da null hin. Ganz ehrlich, man kann Fußball mögen, aber man kann doch auch mal kritisch draufschauen und nicht alles so hinnehmen wie es ist?
Und was passiert mit diesen Zuschauern die mit solchen Dingen auffällig werden? Lebenslanges Stadionverbot und Anzeige. Frauen werden in dem Sinne nicht weniger gefördert aber Frauenfußball ist eben nicht so beliebt wie Männerfußball. Und als Fußballkenner muss ich auch sagen, dass zwischen Frauen- und Männerfußball nun einmal auch qualitativ noch große Welten Unterschied sind. Man könnte ja auch mal eine ganz einfache Frage dazu in den Raum werfen: Warum gibt es nicht einmal Spiele zwischen Profimännern und Profifrauen? Beliebtheit spielt nun einmal ein großen Faktor. Sieht man ja auch schon daran, dass in Amerika statt Männerfußball eben Männerbasketball sehr beliebt ist. Homosexualität ist im Fußball auch ein Thema welches dort eigentlich nicht hingehört. Aus meiner Sicht ist es mir auch völlig egal was jemand privat macht. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass vor allem der Profifußball multikulturell ist und dort das Thema Homosexualität auch schwierig mit einigen Nationalitäten zu vereinbaren ist.
Über welche Medien sprechen wir denn? Sky oder DAZN? Oder auch Medien die sich außerhalb der Sportbubble bewegen?
Über alle Medien. Der Konsens der getroffen wurde ist, dass man in deutschen Medien nur noch über Vergehen in Stadien berichtet aber diese bildtechnisch kaum noch zeigen wird. Diese werden dann nur noch an die Polizei übermittelt um diese Menschen zu enttarnen.
Deutschland ist sicher nicht das tollste Land der Welt, aber Deutschland hält sich an die Allgemeine Menschenrechtsverordnung, was vielen Menschen in solchen Ländern wichtig wär. Hier muss zum Glück niemand in den Knast wenn er dem anderen seine Meinung geigt im Gegensatz zu deinem China-Beispiel.
Hier dann aber eben die Frage: Fühlen alle Chinesen sich unglücklich weil sie ihre Meinung nicht äußern dürfen? Wird es kulturell nicht sogar vorgelebt? Ich würde es mir nicht anmaßen irgendeinen Chinesen in China zu bewerten nur weil wir eine Verordnung haben die ihn gar nicht stört. Ich finde das ist ziemlich dünnes Eis.
Das ist kein Problem der "anderen Länder", das ist ein Problem der gesamten Menschheit. Und ja, China sollte das interessieren, sowas nennt man "Shaming and Blaming", man kann diese Länder nicht aufgrund von Menschenrechtsverletzungen besrafen, aber es wirft ein schlechtes Weltbild auf diese Länder.
Das mag sein aber hat China dadurch irgendeinen Nachteil? Auch jetzt durch Corona haben wir deutlich zu spüren bekommen wie abhängig wir eigentlich von China sind. Und warum sind unsere Preise so günstig? Weil unsere und chinesische Firmen günstig herstellen können. Stell dir mal vor wir würden die ganzen Chips und alles in DE herstellen. Unser Leben wäre unbezahlbar. Wir finanzieren mit jedem Elektronikkauf den Markt in China und damit indirekt auch Menschenrechte. China würde das erst interessieren, wenn wir alle auf unsere Interessen verzichten und dort nicht mehr einkaufen würden. Wird das irgendein Land machen? Garantiert nicht.
Auch Arbeitslosigkeit gehört in die Kerbe der Sozialen Ungleichheit, dass Deutschland in dem Bereich definitiv nachholbedarf hat bestreite ich auch nicht, aber sich nur auf sein eigenes Land zu konzentrieren ist halt nicht mehr zeitgemäß, europa- un weltpolitik werden in Zukunft immer wichtiger.
Naja aber wo wir hinfahren, wenn wir uns jetzt nicht mal um uns selbst kümmern hat Corona doch eindrucksvoll gezeigt. Unser Gesundheitsystem ist marode und braucht dringend eine Veränderung. Unsere Langzeitarbeitslosen sichen vor sich hin ohne Unterstützung oder mit Zwangsmaßnahmen. Firmen setzen Mitarbeiter immer stärker unter Druck usw. Uns gleitet unsere eigene Politik aus der Hand und dann wollen wir mit dem Finger auf Andere zeigen? Mir wärs peinlich ganz ehrlich.
Ich könnte natürlich auch ausführlicher antworten,
Ich habe noch kein Argument gesehen welches mir zeigt, dass man als Fan oder Spieler über Politik reden sollte. Es ist genauso Whataboutism politische Probleme auf den Freizeitbereich auszulagern der für andere sogar ihr Job ist. Man könnte es auch Rosinenpickerei nennen. Man meldet seine Probleme immer bei den Themen die einem am wenigsten selbst wehtun.