Ihr fragt euch nun bestimmt, was das zu bedeuten hat, oder nicht? Ich habe vor kurzem das Buch "Elfenritter" gelesen, was ich auch in meinem Copyright vermerkt habe und da gab es diese in ähnlicher Form, wodurch ich dies auch gerne machen möchte. Die Charaktere werden wohl kaum viel von ihrer Vergangenheit preisgeben, daher könnt ihr dadurch mehr über sie erfahren. Ich hoffe es gefällt euch.
I.Schriftenauszug: Die Tagesschriften des Fürst van Küring
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19. September 1997
Die Tage ziehen vorbei, als würden sie in Zeitnot sein und es wird immer kälter. Die Bäume verlieren schon ihre bunten Blätter. Vor ein paar Tagen stattete mir ein Unternehmer einen Besuch ab, um nach einer Genehmigung, für ein Hotel zu fragen, was er bauen wollte. Da es jedoch auf mein Grundstück grenzte, habe ich ihm das nicht bewilligt. Mein Besitz wird auch mein Besitz bleiben. Außerdem wäre Touristik das letzte, was ich momentan gebrauchen könnte. Lärm und Trubel ist nichts als Verbrennung meiner stillen und freien Zeit, die ich kaum noch habe.
Ich habe mir vorgenommen den anstehenden Winter in meinem Wohnsitz zu verbringen, anstatt der Gräfin noch einen Besuch abzustatten. Auf die alte Schreckschraube mit den Falten wie ein nicht gebügeltes Hemd kann ich gut und gern verzichten. Dazu kommt noch, dass ich mich nicht wohl fühle, ich hoffe ich werde nicht krank. Doch selbst wenn, Juvina ist nicht mehr bei mir. Vielleicht werde ich es meiner Frau gleich tun und sie bald wiedersehen. Ach was rede ich da? Ich sollte die Gelegenheit ergreifen, um die Bibliothek meiner Kellerräume aufzusuchen, damit mir die Tage ein wenig reizvoller werden. Momentan ist der Alltag recht eintönig und Veränderung scheint auch nicht in Sicht.
27. Oktober 1997
Es ist ein eisiger Herbst und darauf wird ein wohl noch kälterer Winter folgen. Heute kamen Kinder mit Früchten vorbei und wollten mir welche verkaufen. Ich habe sie weggeschickt. Wieso weiß ich im Endeffekt nicht mehr. Vielleicht war ich nicht in der Stimmung dazu.
Die Tage gingen schnell vorüber, ich weiß nicht wo meine Zeit geblieben ist. Bald werden die Bälger aus dem Dorf wieder meine Villa aufsuchen, um mit ihren „gruseligen“ Kostümen zu imponieren. Wie naiv sie doch sind. Was bringt es ihnen, durch die Eiseskälte zu laufen, um von mir Süßigkeiten hinterher geschmissen zu bekommen? Diese Kinder sind mir wirklich ein Rätsel. Sie sollten ihre Zeit wertvoller gestalten, beispielweise mit lesen und lernen. Aber auf so etwas kommen sie natürlich nicht. Ich werde mich heute früher zu Bett legen, da mir die Glieder schmerzen. Zwischen röcheln und husten wird es natürlich schwer sein, mal auszuspannen. Mein Personal meinte, sie machen sich Sorgen. Völlig unberechtigt. Mir geht es gut.
13. Januar 1998
Ich konnte es einfach nicht mehr in meinen Schlafgemächern aushalten. Tagelang war ich an das Bett gefesselt und meine Krankheit, die ich vergeblich hoffte nicht zu bekommen, will sich nicht bessern. Doch das soll mir jetzt egal sein, denn ich habe dadurch eine interessante Entdeckung gemacht: Während ich in Mantel, Schal und Hut eingewickelt den Weg durch mein weites Grundstück schritt, traf ich auf halbem Wege eine kleine Familie. Nein, es waren nicht etwa Menschen, sondern ein hellblaues Pokémon, mit einer wilden, schwarzen Mähne und einem Sternenschwanz kreuzte mir den Weg, hinter ihr drei tapsige Jungen ihrer Art, jedoch ohne aufgeplustertes Fell und mit kleinerem Körpermaß. Ich schaute ihrem Treiben zwischen kargen Bäumen und dem weiß bedeckten Boden eine Zeit lang schweigend zu, das daraus bestand, dass sich die Kleinen gegenseitig im Schnee wälzten. Zwar fragte ich mich, was sie um diese Jahreszeit in der kalten Landschaft machten, aber andererseits war es auch sehr erfreulich mal etwas anderes als nur die Selben vier Wände vor Gesicht zu Gesicht zu bekommen. Nachdem sie verschwanden, war meine Laune durch ihre Spielereien ebenso beschwingt wie ihre. Ich werde sie demnächst wieder aufsuchen.
4. Februar 1998
Die Tage habe ich immer wieder nach der kleinen Familie Ausschau gehalten und ihnen zugeschaut. Es ist wirklich eine Wohltat für meine Seele, sie so unbeschwert und frei zu sehen. Nur der Mutter scheint etwas auf dem Herzen zu liegen, doch trotzdem ließ sie mich näher an ihre Jungen heran als sonst. Einer kam sogar an meine Hand und seine feucht nasse Schnauze streifte für einen winzigen Augenblick meine Haut. Bemerkenswerte Wesen, diese Pokémon. Ich habe in der Bibliothek ein Bestimmungsbuch gefunden. Scheinbar sind es Sheinux und die Mutter ihre dementsprechende Weiterentwicklung, der ich mir nicht mehr ganz sicher bin. Ich lasse keine freie Minute aus, um sie zu sehen. Selbst wenn es an meinen Kräften zehrt, ich möchte sie treffen. Vielleicht wollen sie ja ein warmes Heim, so habe ich schon mal gedacht, aber schätzungsweise bleiben sie lieber in der Natur. Verständlich, so finde ich. Doch wenn nicht, so habe ich überlegt, wäre in meinem Wohnsitz ein Platz für sie frei.
15. Februar 1998
Heute hat sich etwas Schreckliches ereignet. Zwar habe ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, doch erahnen kann ich es zweifelsohne, was genau geschehen ist. Am frühen Abend hörte ich einen lauten Schuss, darauf folgend zwei Weitere. Sofort rannte ich aus dem Haus heraus, vergaß dabei ganz meine Pantoffeln gegen festes Schuhwerk auszutauschen. Hätte mich so ein Bekannter gesehen… ich will gar nicht daran denken, welche Gerüchte die Welt durchflutet hätten. Aber in diesem Moment habe ich nun mal an nichts Anderes mehr, als an diese kleine glückliche Familie gedacht. Jedoch konnte ich diese nicht mehr finden. Sie war wie vom Erdboden verschluckt und unter dem kargen mit Schnee versehenen Ästen kam ich mir so hilflos vor. Was sollte ich gegen eine Waffe schon großartig ausrichten? Und wer trieb auf meinem Grundstück sein Unwesen? Gerade als ich heimkehren wollte, kam mir ein Wimmern zu Ohren. Als ich dem Laut folgte, fand ich eng an einen Baum gekuschelt eines der kleinen Sheinux. Als es mich mit seinen großen weinerlichen Augen ansah war eins klar: Ich würde es aufnehmen, denn ich hatte das ungute Gefühl, dass ich nie wieder das Zusammenleben der Familie erblicken würde. Doch ich war mir sicher, dieses Sheinux sollte nun bei mir leben.
16. Februar 1998
Ich bin wirklich froh, dass ich das Pokémon mit nach Hause genommen habe. Zwar sorge ich mich gerade nicht wirklich um mein Wohlergehen, doch dafür umso mehr um das von Sheinux. Es ist sehr geschwächt. Wieso kann ich nicht sagen, aber es hat hohes Fieber und es frisst nicht viel. Vielleicht hat die Kälte sich in seinen Leib getrieben. Meine Ärzte meinen, es stehe in den Sternen, wie es ihm ergehen wird. Ich hoffe stark, dass es ihm bald wieder gut geht, denn es wäre zu schade, wenn ein so junges Leben erlischt. Aufgrund meiner Sorge habe ich Medizin aus dem Dorf herbestellt. Ich hoffe sie treffen bald ein, ebenso Schwester Joy. Man sagt, sie kenne sich gut mit Pokémon aus. Mag sein, dass ich mir zu viele Sorgen mache, aber ich will kein Risiko eingehen. Aus irgendeinem mir unergründlichen Zweck haben mich diese runden Augen gefesselt und werden mich so schnell nicht mehr loslassen. Ich bin wohl etwas verweichlicht, da mein Herz sich um ein Pokémon rührt. Dennoch möchte ich, dass es bei mir bleibt.
13. März 1998
Wie es scheint hat Arceus meine stillen Gebete erhört, denn der Kleine ist munterer als ich es je zu denken vermocht hätte. Vielleicht waren es aber auch die vielen heilenden Hände, die es bewirkt haben. Ich bin mir nicht sicher. Jedenfalls bin ich froh, dass er die Blüte seiner jungen Jahre wieder genießen kann. Ich hingegen spüre, wie die Lebensenergie immer mehr aus meinen Gliedern weicht. Wie lange mir die aufweckende Art des Sheinux noch Freuden bereiten kann ist fraglich. Hoffentlich bleibt mir noch genug Zeit, um ihn reifen zu sehen. Ich habe gehört, dass sich Pokémon bei so genanntem Training und guter Pflege weiterentwickeln. Wieso habe ich dieses Wunder noch nie erlebt? Mein Lebenslicht wird bald verloschen sein, ich spüre es. Doch es gibt so vieles, was ich noch nicht gesehen habe. Wenn ich recht darüber nachdenke, weiß ich gar nichts über diese Welt. Was würde ich nur dafür tun so viele Dinge ungeschehen zu lassen und dafür so vieles Anderes erblickt zu haben. Das Einzige was mir noch bleibt ist zu hoffen, dass der Kleine mich ein Wunder lehren wird. Er ist einzigartig. Wenn ich nur daran denke, dass jemand solche Geschöpfe wildert… einfach schrecklich!
23. März 1998
Einfach nur atemberaubend! Der Kleine springt immerzu durch die Villa und ist unglaublich freudig. Wenn die Ärzte nicht hinschauen, stehle ich mich aus meinem Zimmer und unternehme mit ihm einen kleinen Spaziergang oder sehe, wie er Attacken ausprobiert. Er wird unglaublich schnell groß und es fällt mir immer schwerer ihn abends auf meinem Schoß zu betten. Dennoch ist er der wertvollste Besitz, den ich momentan habe. Dieses weiche blaue Fell, die runden gelben Augen, einfach alles ist so einzigartig, dass ich glaubte alles dagegen wäre wertlos. Mein Land, mein Wohnsitz, was bedeutet das schon alles gegen ein so kleines und aufgewecktes Leben? Ich glaube ich habe nun gelernt was es heißt, dass Leben zu schätzen. Zwar kommt die Erkenntnis spät, vielleicht auch zu spät, aber besser als gar nicht.
1. April 1998
Heute war ein wirklich amüsanter Tag. Mir ging es besser als sonst. Vielleicht ist ja doch noch Besserung in Sicht, auch wenn meine Ärzte etwas Anderes sagen. Jedenfalls hab ich heute mit Sheinux trainiert und es erfreute mich wie ein kleines Kind. Zu sehen, wie er freudig die Trainingsgeräte auf meinen Befehl hin angriff, war einfach überwältigend. Man fühlte sich, als wäre man selbst derjenige, der springen, laufen und angreifen würde. Ein gutes Gefühl. Außerdem habe ich ihn in den Sinn des ersten Aprils eingeweiht, wodurch er recht verdutzt war. Es gibt noch so viel, was ich den Kleinen beibringen möchte. Ich hoffe diese Chance bleibt mir noch vergönnt.
9. April 1998
Unglaublich! Ich habe heute mit Sheinux ein kleines Dorfturnier bestritten. Kaum zu glauben, dass wir siegten. Zwar ging es mir danach, als wär eine Horde von Rebellen über mich hinweggefegt, doch das war es mir wert. Es fühlte sich nicht an, als würde nur er kämpfen, sondern ich hatte das Gefühl, ich stünde auch auf dem Kampffeld. Als würden Trainer und Pokémon verschmelzen. Ja es stimmt, ich nenne mich sogar schon Trainer, doch es ist mir egal was die Leute nun denken. Alle Jahre habe ich mir darüber zu viele Gedanken gemacht, doch dieser Tag übertraf einfach all meine Erwartungen. Ich wage es nicht es in Worte zu fassen, so großartig waren diese Minuten voll Anspannung und Ehrgeiz. Ja, es mag komisch klingen, dass ein alter Mann wie ich sich noch auf einem kleinen Turnier vergnügt und sich fortan einen Trainer nennt. Doch es hat mir sehr gefallen und ich beneide die Gunst der Jugend, mit einem dieser Geschöpfe in die Welt ziehen zu können.
20. April 1998
Sheinux und ich haben hart trainiert. Zu hart vielleicht, denn ich spüre jeden einzelnen Knochen meines abgemagerten Körpers. Meine Ärzte meinen, sich solle mich mehr schonen, sonst würde ich den Sommer nicht mehr erleben, doch dabei will ich meine knappe Zeit noch genießen. Gestern brach ich beim Training jedoch zusammen, was mir den Anlass dazu gab eine längere Pause einzunehmen. Als ich erwachte, saß Sheinux besorgt neben meinem Bett. Herzlich, dass es sich um mich sorgt, dabei wollte ich nicht, dass es das muss. Ginge es nach den pflegenden Gemütern um mich herum, so solle ich die Finger von ihm lassen und meine verbliebene Zeit ruhig gestalten. Jedoch, was würde mir das bringen? Ich weiß, ich habe übertrieben, aber ich sehne mich so sehr nach diesem Wunder. Zugern würde ich es noch erleben…
5. Mai 1998
Die letzen Tage war ich nicht fähig zu schreiben und auch immer seltener konnte ich das freudige Leben des Sheinux erleben. Am liebsten würde ich irgendjemand für mein Schicksal verantwortlich machen und ihn steinigen lassen, doch das geht nicht. Ich kann meiner Krankheit nicht mehr davonlaufen, selbst wenn ich es noch so sehr wollte. Das einzige was mir noch bleibt, ist auf das Wunder zu hoffen.
28. Mai 1998
Meine Hand ist zittrig und ich schaffe es kaum, den Füller über die Seiten des Buches zu führen. Allein bleibt mir die Erkenntnis, wie prächtig Sheinux aufgewachsen ist. Sein Fell glänzt wie frisch gebürstet und seine glückliche Art macht jede Menschenseele munter. Er besucht mich stetig in meinem Zimmer und fordert mich zum Spielen auf. Zugern würde ich ihm diesen Gefallen tun und aus dem Bett steigen, doch meine Kräfte haben scheinbar ihren Tiefstand erreicht. Meine Gedanken schweifen immer häufiger zu meinem Ende, was ich nun nicht mehr verhindern kann. Dennoch ist meine größte Sorge das Wohlergehen von Sheinux. Wer würde richtig für ihn da sein und ihn trainieren, damit er der Beste wird? Ich weiß, dass es sein Wunsch ist. Das spüre ich einfach.
7. Juni 1998
Arceus war mir gnädig. Ich bin erleichtert, das Wunder erlebt haben zu dürfen. Als es mir zu Tage sehr schlecht ging kam Sheinux und hat mir seinen Segen gegeben. Er ist nun ein Luxio. Atemberaubend, als der Lichtschwall ihn umgab und er an Größe und Stärke gewann. Danke, dass ich das noch erleben durfte. Ich hoffe, mein Neffe wird gut für ihn Sorgen. Lyoxo soll mich niemals – vergessen.
Schriften des Fürst van Küring
gestorben, 13 Juni 1998