Beiträge von Eagle

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“

    @ Maunzi: Wilde Kiesling tragen die zu 50 % Wahrscheinlichkeit mit sich herum. Bestenfalls machst du mal einen Abstecher zur Grundwassersenke.


    Zwei Fragen meinerseits:


    1.) Mir ist es jetzt schon einige Male ergangen, dass während des Pokéballwerfens ein mir völlig unbekanntes Phänomen in Erscheinung getreten ist. Schon beim Werfen erklingt ein völlig anderes Geräusch und der Pokéball bewegt sich statt den dreimal nur einmal auf dem Boden. Jemand ähnliches beobachtet, bzw. weiß was das ist?


    2.) Ich bin auf der Suche nach Herzschuppen. Zwar habe ich gelesen, dass man im Weißen Wald/Schwarzen Stadt diese kaufen kann, was bei mir allerdings noch nicht der Fall ist. Liebiskus tragen Herzschuppen allerdings mit sich herum. Weiß jemand, wo ich welche in freier Wildbahn finden kann? Andere Alternativen?

    Man kann Pokémon nur Übertragen und nicht mehr zurückbringen. Man kann sie dann ein einem kleinen Spiel fangen in dem man sie abschiesst. o,o Sonst einfach in die Spielanleitung gucken.


    Ab wann und wie kann man Pokémon übertragen aus den Spielen der 4. Generation?
    Auf Route 15, nach der Liga, gibt es eine Art Park der Freunde. Es heisst Porterlabor und dort können Pokémon übertragen werden. Dazu benötigt man jedoch 2 DS. Dazu dürfen die Pokémon keine Items tragen und/oder VMs beherrschen. Eier und das Strubbelohr-Pichu lassen sich auch nicht übertragen. Die Pokémon muss man dann in einem Spiel einfangen.

    Also das Übertragen ist soweit klar. Über Wi-Fi mit älteren Editionen tauschen geht aber gar nicht, habe ich das richtig verstanden?

    Nachdem du sämtliche Trainer in der Kampf-AG (Stratos City) besiegt hast, bekommst du den EP-Teiler als Anerkennung deiner Leistung überreicht.

    Nicht mit Infos geizen.Wie man beim ersten Erkunden Stratos' City (in etwa) gesagt bekommt:


    Zitat

    In Stratos City eine bestimmte Person zu finden, ist wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen.


    Den Namensbewerter findest du im nördlichen Bereich der Stadt (die Endstraße Richtung Route 4). Er sitzt im Erdgeschoss des ersten betretbaren Haus auf der linken Seite.

    Ich gehöre ja mit meinen dreiundzwanzig Jahren hier im Forum eher zum "alten Eisen." Folglich sind natürlich meine alten Kindheitssendungen noch einmal einen Ticken älter, als es die meisten von euch angesprochenen sind. Damals habe ich jede Menge Zeit vor der Glotze verdrödelt; eigentlich recht vertane Zeit, wenn ich so heute drüber nachdenke. Zum krassen Unterschied für heute, sitze ich in den letzten Jahren fast gar nicht mehr vor der Glotze (dem Internet sei's gedankt). Meine Erinnerungen an "damals" sind allerdings längst noch nicht verblasst. In den letzten ein, zwei Jahren bin ich immer öfter über irgendwelche Serien gestolpert, die sich noch ganz vage in meinen Gedanken hallen.




    Ich überwinde dann mal meine Hemmungen betreffend dieses mir doch überhaupt nicht gelegenen Bereichs und möchte dir nun meine völlig ehrliche und unverblümte Meinung über deine Skizzen mitteilen. Da mir jedoch, wie bereits mehr als einmal hier im Forum und Chat erwähnt, jegliche Zeichungen, Malereien und Skizzierungen weit über meinen auf diesem Gebiet doch recht stark begrenzten Horizont hinaussteigen, fällt dieser Kommentar natürlich sehr positiv und somit zu Gunsten deines Selbstbewusstseins aus.


    Zu den ersten drei Bildern sei gesagt, dass ich wirklich erstaunt bin, wie man so detailliert und absolut treffend aus seinen Gedanken heraus zeichnen kann. Ein Rätsel und ein Wunder für mich zugleich. Erstangefertigte Skizzen, denen man einfach sofort ansehen kann, was sie darstellen sollen, und dann auch noch so, dass man sie wohl problemlos einem jeden kunstbegeisterten hier im Forum ohne schlechtes Gewissen unter die Nase halten kann. Ich muss dir wohl nicht sagen, dass ich das, was du innerhalb von keiner Stunde fertig gebracht hast, nicht einmal in einer Woche zustande bekommen würde. Erwähnenswert sollte auch sein, dass, wie du mir auch gesagt hast, eben diese Drachenpokémon nicht einfach zu zeichnen sind und du diese Aufgabe jedoch sehr beachtlich angegangen bist.


    Ich kann - ich betone es hier einfach mal besonders stark - einfach keine negative Kritik an diesen deiner Zeichnungen äußern. Hier und da haben sich vielleicht einige kleinere Schönheitsmakel eingeschlichen, die ich aber nicht wirklich erkenne, geschweige denn als erwähnenswert betrachte, da es sich einfach um Skizzen handelt, die du frei aus deinen Gedanken zu Papier gebracht hast (was Bild eins bis drei betrifft). Mich persönlich würde es sehr freuen, wenn du noch weitere deiner Werke hier zur Schau stellen würdest. Auch in anderen Bereichen (nicht nur Pokémon) darfst du die User hier mit deinem Talent erfreuen.


    In der Hoffnung, dass dieser Kommentar genug Inhalt bietet, um seine Existenz zu rechtfertigen:
    Dein Bro

    Part 3: Von Cliquen und Cliquen-Bildung

    Rays Laune war erstmalig, seit seiner Anwesenheit auf der Celebi-High, auf dem Tiefstand. Fassungslos über das, womit Sonja ihn vor wenigen Augenblicken konfrontiert hatte, ließ er sich völlig von dem unaufhaltsamen Schülerstrom Richtung Mensa treiben. So sehr hatte er den Tag herbeigesehnt, an dem er endlich seinen Kindheitstraum ausleben könnte und zu einem waschechten Pokémon-Trainer ausgebildet werden würde. Und jetzt dieser Rückschlag - wobei dies wahrlich noch milde ausgedrückt war. Finch, der Zahlen liebende und Entei bevorzugende Krawattenträger soll ihn unterrichten – in Pokémon-Training? Warum konnte sich Ray eben dies überhaupt nicht vorstellen? Wohl vielleicht, weil alleine die Vorstellung, er würde sich plötzlich mit Finch mitsamt seinem Anzug und Krawatte und umringt von grölenden Schülern einen hitzigen Pokémon-Kampf liefern, geradezu lächerlich skurril sein würde; selbst für Rays sonst so blühende Fantasie. Es war einfach nicht fair. Wie konnte es nur sein, dass gerade eine solche Witzfigur ihn unterrichten musste? Es war geradezu so, als würde Finch mit voller Absicht nur darauf drängen, Rays Leben an der Celebi-High so kompliziert wie möglich zu machen. Ein Komplott, um ihn wohlmöglich doch noch zur Aufgabe zu bewegen; Ray förmlich aus der Schule ekeln. Aber da hatte sich dieser Zahlenfanatiker gehörig geschnitten. So leicht würde sich ein Ray Valentine nicht geschlagen geben.


    Ohne es wirklich realisiert zu haben, hatte sich Ray zwischenzeitlich in der Mensa eingefunden. Eine Dreiviertelstunde Frühstückspause zur Erholung, Entspannung und natürlich das Allerwichtigste von allem, sich an den Annehmlichkeiten der hiesigen Schulcafeteria in Form eines ausgiebigen Frühstücks zu erfreuen, standen Ray nun als Ausgleich dieser wahrlich niederschmetternden Erfahrung bevor. Er tat also das, was er immer nach einer solch frustrierenden Schulstunde tat: das soeben Erlebte verdrängen und somit alles, was er halbwegs aufgeschnappt und sich ansatzweise eingebläut hatte, schnellstmöglich wieder vergessen; den Kopf für wirklich wichtige Dinge und Fragen frei räumen. Zum Beispiel, mit welchen cholesterinreichen Leckereien er sein Tablett beladen sollte. Eile war geboten, denn die wenige Zeit bis bereits die nächste Stunde nachrückte war leider nur begrenzt.


    Nach kurzem Anstehen an dem reichlich bedeckten Frühstücksbuffet war Ray für diesen heiteren Akt der Völlerei gut gerüstet. Beide, er und Sonja, ließen sich an einem der lang gezogenen Tische nieder, an dem sich bereits jetzt schon etliche in gelbe Uniformen gehüllte Raikouianer tummelten. Die Vorherrschaft der anderen beiden Tische lag dagegen bei den Farben rot und blau. Nur wenige Schüler sonderten sich von der Gemeinschaft ihrer „Haustische“ ab und hielten stattdessen abseits an den kleineren Tischen einen kleinen Plausch unter Freunden. Eine Seltenheit war der Anblick von gemischt gefärbten Bänken. Wirkliche Freundschaft zwischen Entei, Raikou und Suicune schien es also nicht zu geben, wie es sich Ray jedoch bereits anhand der Reaktion seiner Hauskameraden bei seinem gestrigen Erscheinen zusammengereimt hatte.
    „Weißt du ...“, sagte Sonja, die sich gerade eine Orange schälte, „ ... ich sage gerne: ‚Um auf seinem Lebensweg voranzuschreiten, muss man manchmal eine Pause einlegen.’ Denk einfach nicht mehr drüber nach, okay? Es wird schon werden.“
    „Ach, Finch kann mir den Buckel rauf und runter rutschen“, winkte Ray ab. „Ich meine, wie schlimm kann er noch werden? Vielleicht ist er ja in Pokémon-Training anders drauf?“
    „Ja, vielleicht ...“, antwortete Sonja, klang dabei jedoch nicht weniger verunsichert, als es Ray mit seiner Äußerung betreffend seines Professors war.


    Der Genuss von mit Schokolade überzogenen Donuts und knackigen Cornflakes ließen Ray seinen Kummer und seine Sorge schließlich doch vergessen und spendete seine finchfreie Zeit stattdessen damit, sich eifrig und frei von irgendwelchen Hemmungen an den Diskussionen seiner Hauskameraden zu beteiligen. Das Übliche, worüber sich Teenies eben in ihrem Alter so unterhielten: Überflüssige Hausaufgaben, die neusten Ergebnisse der regionalen Pokémon-Meisterschaften, das geradezu lächerliche Piercing des Mädchens am gegenüberliegenden Entei-Tisch und ...
    „Was ist das eigentlich für eine komische Type, dieser Malcom? Warum darf der hier so ungeschoren mit seiner Straßenkluft rumlaufen?“
    Irgendwie hatten Ray, Sonja, zwei weitere ihrer Klassenkameradinnen und ein interessiert lauschender Mitschüler des zweiten Jahrgangs das Thema von Rays merkwürdigem Zimmerkameraden aufgegriffen. Eine Angelegenheit von höchster Interesse, schließlich machte dieses Thema bereits auf dem ganzen Campus seine Runde und bot mehr als reichlich Stoff für Spekulationen.
    „Ich habe gehört ...“, flüsterte Linsey Mac Cullen, eine von Rays und Sonjas Klassenkameradinnen mit gesenktem Kopf verstohlen in die kleine Runde ihrer Zuhörer, „ ... dass es sich bei dieser Grangerfamilie um eine Bande von Emporkömmlingen handeln muss; so etepetete Leute, ihr wisst schon.“
    „Und er kommt aus Baumhausen City“, tat Alexa Catterfield , eine Schülerin der ersten Jahrgangsstufe nicht weniger geheimnisvoll und leise in der Runde kund.
    „Baumhausen City? Das liegt doch in Hoenn? Was macht der dann hier in Johto?“, fragte Lence White, der letzte Teilnehmer ihrer Diskussion aus der zweiten Jahrgangsstufe. Doch auf diese Frage konnten sich weder Alexa noch ihre Klassenkameraden einen Reim machen.
    „Ich habe eben nur gehört, dass die Grangerfamilie die Schule gelegentlich mit Spenden in mehrstelligem Bereich unterstützt“, meinte Linsey mit einem Schulterzucken. „Wahrscheinlich sind deshalb alle Lehrer so von Malcom eingenommen.“
    „Das grenzt ja schon fast an Bestechung ...“, meinte Lence, sichtlich angewidert.
    Die Runde nickte einstimmig.
    „Wenn man vom Teufel spricht ... Schaut mal, wer da kommt ...“


    Alle Augen folgten Alexas Fingerzeig in Richtung des Buffets, aus welcher just in dem Moment Malcom – durch sein farbloses Erscheinen besonders auffällig – heranschritt. Ray glaubte, dass sich der Lärmpegel in der Mensa mit dem Erscheinen Malcoms plötzlich schlagartig reduziert hatte. Mit einem reichlich bestückten Tablett in seiner Hand schweifte sein Blick – dem Anschein zufolge auf der Suche nach einer Sitzgelegenheit – durch die rappelvolle Cafeteria. Für den Hauch eine Sekunde blieb sein Blick an dem Raikou-Tisch haften, bevor er sich, Rays freundlichem Gruß und Aufforderung, sich doch zu ihnen zu setzen, zum Trotz, an einem kleinen Tisch abseits des Trubels niederließ.
    „Arroganter Sack ...“, murmelte Lence unter abermaligen zustimmendem Kopfgenicke seiner Zuhörer und wandte sich, sichtlich von dem Anblick seines Hauskameraden angewidert, ab.
    „Wo willst du hin? Hey, Ray?“
    Unter den verwirrten Blicken seiner Sitznachbarn hatte sich Ray erhoben und steuerte – wie konnte es anders sein? – direkt auf den Tisch an, an dem sich Malcom von der Allgemeinheit abgesondert hatte.


    „Hey, Malcom. Na, was macht die hohe Kunst?“
    Der Weg zwischen dem Raikou-Tisch und den Malcoms war kurz und schnell überwunden. Auf Rays Frage folgte eine lange Minute des Schweigens, bevor Malcom antwortete.
    „Ich sagte doch, du sollst mich mit ,Eagle’ ansprechen“, knurrte Rays Gegenüber. Er hatte nicht einmal einen Augenblick damit verschwendet, Ray, den ungebetenen Gast einen seiner Blicke zu würdigen. Abweisend beschmierte er ein Brötchen mit Erdbeermarmelade.
    „Na gut, dann eben Eagle“, antwortete Ray und obwohl er sich bereits von der ersten Sekunde seines Erscheinens völlig unerwünscht fühlte, verharrte er regungslos an dem Tisch. „Magst du nicht vielleicht zu uns rüber kommen?“
    „Reicht es eigentlich nicht, ...“, begann Eagle, weiterhin Ray die kalte Schulter zeigend, „ ... dass du mein Zimmer in Beschlag genommen hast? Musst du mich auch noch hier meiner Freiheit berauben?“
    „Mach ich doch gerne“, sagte Ray, breit grinsend. „Also, wie sieht es aus? Kommst du zu uns rüber?“
    „Seh ich etwa so aus?“, entgegnete Eagle. Seine und die Augen Rays kreuzten sich für den Augenblick einer Sekunde. Eine Sekunde, in der seine smaragdgrünen Augen Ray unmissverständlich klar machten, dass sein ganzes Erscheinungsbild ungebetener nicht sein konnte. Ray jedoch ließ nicht locker, wie es sich nun mal für ihn nicht anders geziemte.
    „Also, um ehrlich zu sein ...“
    „Hey, Granger, du große Nummer.“


    Ray sah rot. Nicht nur, weil es plötzlich an dem Tisch von roten Uniformen nur so wimmelte, sondern auch, da die soeben vernommene Stimme in ihrer Angriffslustigkeit kaum noch zu überbieten war. Drei Schüler des Entei-Hauses hatten sich an dem Tisch eingefunden, an dem Eagle nicht nur sein Frühstück, sondern auch seine Einsamkeit in vollen Zügen auskosten wollte. Doch nun war es zweifelsohne vorbei mit dem Frieden. Offensichtlich erkannte dies auch Eagle, denn erstmalig schweifte sein Blick von dem halb fertig geschmierten Brötchen zu den Gesichtern hinauf, die sich soeben am Tisch eingefunden hatten. Ray erkannte die drei Besucher als Billy Finch, Nicholas Vance und Rico Tarik wieder, drei Schüler aus seiner Jahrgangsstufe.
    „Habt ihr kein Zuhause?“, entgegnete Eagle kühl.
    „Markier hier mal nicht den Breiten, Granger.“ Rico Tarik hatte sich dem Tisch am nächsten genähert und war nun mit Ray auf gleicher Höhe, ignorierte diesen allerdings. Nicholas Vance und Billy Finch hielten sich einen halben Meter von ihrem Kumpel entfernt. Das brachiale Auftreten der Entei-Fraktion an dem kleinen Tisch hatte inzwischen in der belebten Mensa für gespannte Spannung gesorgt. Eine Stecknadel fallen zu hören, wäre in jenem Moment ein Leichtes gewesen.
    „Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Denkst wohl, du könntest dir alles erlauben, nur weil deine Alten Kohle wie Heu scheffeln und sich bei den Lehrern einschleimen.“
    „Bist wohl neidisch, oder warum laberst du mich hier voll?“, erwiderte Eagle. Er hatte mittlerweile sein marmeladenbeflecktes Messer fallen gelassen und sich erhoben. Keiner der beiden, weder er noch Rico Tarik, wagten einander zuzublinzeln. Einer zänkischer als der andere warfen sie sich böse Blicke zu.
    „Neidisch, auf dich? Dass ich nicht lache. Ist heute nur ein besonderer Tag, oder bist du immer so selten dämlich?“, fragte Rico Tarik boshaft grinsend.
    „Suchst du etwa Streit?“ Eagle hatte seine Faust geballt. Und trat hinter dem Tisch hervor. Genau im gleichen Moment machten Nicholas und Billy einen weiten und aussagekräftigen Schritt ihm entgegen und somit an die Seite Ricos. Eagle rührte sich nicht, war aber sichtlich durch die Übermacht seiner Gegner eingeschüchtert.
    „Fühlst dich wohl stark, wenn du deine beiden Gorillas dabei hast“, sagte Eagle mit ausdrucksloser Stimme.
    „Pech, wenn man keine Freunde hat, Granger. Oder vielleicht doch? Was willst du eigentlich hier, Valentine?“ Ray wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis auch er in die Diskussion eingebunden wurde. Er wandte seinen Kopf in Richtung Ricos, der ihn in gewisser Weise angesprochen hatte. „Wundert mich ehrlich gesagt, dass du noch nicht längst von der Schule geflogen bist, so blöd wie du bist.“
    Auch Ray fühlte sich von der Übermacht dieser drei Enteiianer stark in Bedrängnis gerückt, was ihm sein rapide schneller werdender Herzschlag auch unzweifelhaft klar machte. Doch blieb er ruhig. Er ging jede Wette drauf ein, dass keiner der dreien darauf aus war, hier eine Schlägerei anzufangen, geschweige denn, den ersten Schlag zu tun.
    „Weißt du, Rico: Ich denke, du bist ein harmloser Trottel, aber ich will ganz offen sein – nicht jeder denkt so positiv über dich.“
    Ricos Gesicht nahm einen Hauch rot an. Er und seine beiden Kumpels hatten sich nun komplett Ray zugewandt.
    „Wer hat denn dich überhaupt um deine Meinung gebeten. Machst du dich hier jetzt etwa für Granger stark?“, fragte Rico. „Aber weißt du was? Laber doch einfach weiter. Vielleicht kommt ja irgendwann doch noch was Sinnvolles dabei raus.“
    Ray grinste. „Gut, dann fangen wir doch mal an. Was hältst du davon: Dein Gesicht auf einer Briefmarke, und die Post geht pleite.“
    Sogar Eagle konnte sich ein leises Kichern auf Rays schlagfertige Beleidigung nicht verkneifen. Rico dagegen – inzwischen knallrot – war weitaus weniger angetan.
    „Du Ar...“
    „Oh, Hallo Professor Cenra.“
    Rico hatte bereits seine Faust zum Schlag gegen Ray erhoben, als die Stimme Sonjas laut durch die mucksmäuschenstille Mensa echote. Alle Anwesenden wandten sich erst zu ihr und schließlich zu einer Frau im mittleren Alter um - ohne Zweifel Mitglied des Lehrkörpers – mit wellendem, aschegrauem und schulterlangem Haar und in einer schwarzen ärmellosen Ledertracht gehüllt, die sich dem Ort des Geschehens näherte. Rico ließ schlagartig seine Faust sinken.
    „Gibt es ein Problem, meine Herren?“, fragte Professor Cenra, als sie an den Tisch mit Ray, Eagle und der Entei-Fraktion erreichte.
    „Nein, alles in Ordnung, Professor.“ Unterwürfig schenkte Rico der soeben angekommenen und nach dem Rechten sehenden Lehrkraft ein schleimerisches Lächeln, bevor er, Nicholas und Billy das Weite suchten, nicht jedoch ohne Ray und Eagle einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Professor Cenra wusste offensichtlich genau, wo sie bei den drei Entei-Schülern dran war, und obwohl sie – zumindest nahm das Ray an – nur von Sonja herbeibeordert wurde, um den drohenden Streit ein jähes Ende zu bereiten, vertiefte sie sich mit ihrer Schülerin in ein Gespräch.


    Schließlich und endlich gab auch Ray klein bei, seinen Klassenkameraden und Zimmergefährten zum Aufbruch an den Haustisch zu bewegen und so neigte sich diese doch recht ereignisreiche Frühstückspause ohne weitere Zwischenfälle ihrem Ende hingegen.
    „Lass ihn halt“, meinte Sonja schließlich, als sie und Ray sich an einem Tisch im Klassenzimmer für Gemeinschaftskunde niedergelassen hatten. Ray warf einen Blick über die Schulter zu dem Tisch, wo Eagle erneut sein einsames Dasein fristete, jedoch mit seiner gesamten Situation gänzlich zufrieden schien.
    „Ja, schon, aber ...“
    „Guten Morgen, Klasse.“
    Ray zuckte beim Klang der Stimme erschrocken zusammen und zwang sich den Blick von seinem Klassenkameraden abzuwenden. Professor Cenra hatte den Raum betreten. Sie sollte also ihre Lehrerin in Gemeinschaftskunde sein, und wie es sich herausstellte, waren die Raikou-Schüler in diesem Fach völlig unter sich. Sah man nämlich von Eagles Schwarzweiß-Kombination ab, lag der gesamte Raum in ein sonnigwarmes Gelb gehüllt.
    „Wie ich sehe, ist unser ‚vermisstes’ Schaf auch eingetroffen.“ Professor Cenra hatte sich am Lehrerpult niedergelassen und ihren Blick auf Ray gerichtet. „Schön, dann haben wir ein Problem weniger – zumindest eines ...“
    „Häh?“ Zwar konnte sich Ray aus der „vermissten Schaf-Geschichte“ halbwegs einen Reim machen, doch von mehr auch nicht. Problem? Welches Problem?
    „In meinem Gemeinschaftskunde-Unterricht, Mr. Valentine, ziehe ich es vor, meine Schüler in Gruppen arbeiten zu lassen“, belehrte Professor Cenra Ray auf seinen sichtlich verdutzten Gesichtsausdruck hin. „Das hätten Sie erfahren, sofern Sie am Dienstag pünktlich zum Unterricht erschienen wären.“ In ihrer Stimme lag Kühle und Sachlichkeit. Wären wohl diese Worte von Professor Finch gekommen, hätte sich Ray von diesen angegriffen gefühlt. Doch war er sich halbwegs sicher, dass Professor Cenra ohne Vorbehalte zu ihm sprach – zumindest bislang. „Somit ist unsere Miss. Lynn in guten Händen. Bleibt nur noch ...“ Professor Lynn wandte sich in Richtung Eagles um der, von allen Anwesenden in der Klasse allein an einem Tisch saß. „Mr. Granger, ich bitte Sie höflichst, sich einer Gruppe anzuschließen, sofern Sie weiterhin an meinem Unterricht teilhaben möchten – und das möchte ich Ihnen raten.“ In ihrer Stimme lag die gleiche Rationalität, die sie bei Ray vor wenigen Augenblicken angewendet hatte.
    Die ganze Klasse, Ray eingenommen, hatte sich nun Eagle zugewandt, der sprachlos und wie versteinert an seinem Tisch saß.
    „Nun, Mr. Granger?“
    „In Ordnung, Professor ...“ Unter dem lauten Knarren seines Stuhles, hatte sich Eagle erhoben. „Wenn Blicke töten könnten.“ Einem jeden Schüler im Raum schwebte wohl dieser Satz in Gedanken. Man konnte wahrscheinlich von Glück sprechen, dass es sich bei Eagle nicht um ein hitziges Feuerpokémon handelte, welches mit einem glühenden Hitzestrahl ein jedes Metall zum Schmelzen bringen konnte. Doch selbst, wenn er die Macht des Feuers in sich tragen würde, wäre er wohl an der eisigen Barrikade, von der Professor Cenra förmlich abgeschirmt wurde, gescheitert. Recht verunsichert schweifte Eagles Blick durch die Runde, suchend nach einem Partner oder Gruppe, der er sich anschließen konnte.
    „Nehmen Sie doch bitte in der ersten Reihe bei Mrs. Lynn und bei Mr. Valentine Platz. Dann können wir auch endlich ohne Umschweife mit unserem Unterricht beginnen“, schlug Professor Cenra schließlich vor. Ein Vorschlag, der im Grunde keiner war; sondern ein striktes Geheiß. Widerwillig aber folgsam ließ sich Eagle linker Hand zu Sonja nieder. In etwa so, wie es Ray bei seiner Ankunft im Matheunterricht getan hatte, ließ er seine Tasche als deutliches Zeichen seiner Unzufriedenheit lautstark auf den Boden donnern. „Und noch etwas, Mr. Granger. Sie werden in Zukunft nicht mehr ohne Uniform an meinem Unterricht teilnehmen, haben Sie verstanden?“
    Eagle schwieg. Wie zuvor in der Mensa herrschte im Klassensaal eine Totenstille.
    „Ich interpretiere Ihr Schweigen dann mal als ein ,Ja, Professor.’. Gut, dann wollen wir beginnen.“

    wie kann ich ein eigenes Thema machen ?:?:


    Bevor du aber wahllos irgendwelche Themen erstellst, solltest du dir sicher sein, dass du:


    1.) Im richtigen Bereich bist, um deine Thema zu stellen
    2.) Die Frage/Diskussion überhaupt der Erstellung eines eigenen Threads würdig ist und nicht besser in einem Sammelthread (wie z. B. dem Sammelthread für Heartgold/Soulsilverfragen) besser aufgehoben wäre
    3.) Die Frage/Diskussion nicht bereits von einem anderen User erstellt worden ist. Hierfür Suchfunktion


    [Blockierte Grafik: http://img96.imageshack.us/img…lschpostenleichtgemac.jpg]

    Kapitel 5: Mensch sein will gelernt sein


    Part 1: Perspektivenwechsel


    Es öffentlich eingestehen mochte ich es zwar nicht, aber ich war durchaus dafür dankbar, Colin als hilfreiche Stütze in dieser prekären Lage an meiner Seite zu wissen. Wirklich auf seine Nase binden, musste ich ihm das natürlich nicht. Zwischen ihm und mir würde sich nichts ändern, mit Ausnahme, dass er nun aus den Augen von Stans Körper wirklich zwergenwüchsig auf mich wirkte. Es galt nun so schnell wie möglich, dieses Ding zu finden, welches die Schuld an meinem und Stans Dilemma trug. Nur wo sollte die Suche beginnen? Guter Rat war teuer, denn die Welt war groß und obwohl mein Blick aus dieser luftigen Höhe etwas weiter reichte, genügte einer dieser wenigen Vorzüge des Menschseins bei weitem nicht aus.

    Colin hielt es für die beste Idee, fürs erste wieder nach Moosbach City zurückzukehren, um sich um die Verletzungen zu kümmern, denen ich aufgrund meiner dramatischen Flucht unterlag. Sowohl mir als auch Stan fiel es mit voranschreitendem Tag immer leichter, die hohe Kunst der Fortbewegung des anderen zu beherrschen. Dennoch war es einfach ein merkwürdiger Anblick für mich, mich selbst, also Stan dabei zu betrachten, wie er so neben mir durch die Landschaft stolperte. Ich meine, wie würdet ihr euch dabei fühlen, euch auf Schritt und Tritt dabei zu beobachten, wie ihr den für euch einfachsten Dingen dieser Welt nachgeht? Äußerst abstrus will ich meinen. Und in genau einer solchen Situation befand ich mich nun. Nicht allzu selten kreuzte sich der meine und der Blick Stans, wie wir uns neugierig aneinander anstarrten. Doch noch immer wollte ich nicht wirklich wahrhaben, dass die menschliche Gestalt, die sich in Stans Augen spiegelte, tatsächlich ich sein sollte. Es war geradezu lächerlich. Ich, Sheinux, Sohn des Sechsten Hauses, unangefochtener Champion und Revierherrscher des westlichen Nationalparks und großmeisterlicher Mülltonnendurchwühler, (ihr kennt den Rest, denke ich) plötzlich in einem dieser schwächlichen menschlichen Körper gezwängt. Alle meine Fähigkeiten angefangen von meinen herausragend geschärften Sinnen bis hin zu meinem „schockierenden“ Temperament ruhte nun auf den Schultern Stans, der sicherlich mit eben diesen Dingen überhaupt nichts anzufangen wusste, geschweige denn, sie gezielt einzusetzen vermochte. Die verbale Kommunikation zwischen uns funktionierte natürlich auch nicht so richtig. Stan schien mich zu verstehen - so wie ich es noch gestern bei mir der Fall war -, doch dafür blieb nun mir Stans Geshuwe und sein Gebrabbel völlig verschlossen. Folglich war ich offensichtlich für jegliche Pokémkommunikation taub. Stans Gestik jedoch, hatte sich kaum gewandelt und solange dies der Fall war, konnte ich mir glücklicherweise alles notwendige aus den überdeutlichen Gesichtsausdrücken Stans zusammenreimen. Ganz anders war es natürlich nun mit mir und Colin. Ich war ja bereits einiges von ihm gewohnt, aber mit dieser Menge an verbalen Ergüssen, mit denen er mich förmlich pausenlos bombardierte, war das Non plus Ultra der Schmerzgrenze meiner Ohren. Und zu allem Überfluss war ich ihm natürlich nun, wo mich ihm endlich verständig machen konnte, hilflos ausgeliefert.
    „Wie oft willst du es noch hören? Ich heiße Sheinux und Schluss! Nichts Spitzname und ähnlicher Unfug!“
    „Und was hast du die ganze Zeit so gemacht, als du dich noch nicht Stan angeschlossen hast?“
    „Erdbeeren gepflückt und jetzt gönn mir doch mal ein wenig Ruhe ...“
    „Wie sieht es eigentlich in einem Pokéball aus? Sag schon.“

    Es war später Nachmittag, als endlich die hohen Zinnen Moosbachs wieder in Sichtweite rückten. Wie ich bereits nach weniger Dauer in den von Menschen überfüllten Gehwegen feststellen musste, waren die menschlichen Sinne bei weitem weniger geschärft, als ich anfangs angenommen hatte. Zwar stanken die Auspuffgase widerlich und kribbelten streng in meiner Nase, als sie es auch bereits vor wenigen Tagen bei mir in meiner normalen Form getan hatten, doch waren sie dank der miserablen Sinne der Menschen weitaus erträglicher. Das, oder Stans Körper war einfach weitaus resistenter gegen diese Dinge, als ich es in meiner Pokémon-Gestalt war. Stan hingegen, gefangen in meinem Körper, schien wahre Höllenqualen zu leiden. Für einen Fremden wirkte er wohl recht süß, wie er so neben mir brav hertrabte, alle halbe Minute wild zu Niesen begann und bedacht darauf, den unheilbringenden Füßen der rücksichtslosen Menschen auszuweichen, sich gelegentlich ängstlich an meine lang geratenen Beine schmiegte. Es erfüllte mich mit Trauer, ihn so mit anzusehen. Gleichzeitig fühlte ich mich irgendwie in jene Zeit zurückversetzt, in der es mir nicht anders ergangen war.
    „Komm, ich trag dich“, seufzte ich schließlich, als ich mir dieses Bild des Elends einfach nicht mehr mit ansehen konnte und schloss Stan, glücklich shuwuhend, in meine schmächtigen gleichzeitig aber starken Arme. Sein Fell, wenn auch weich, geschmeidig und wohlgepflegt, versengte mir regelrecht die von meiner Flucht aufgescheuerten und vor Schmerzen nach wie vor ziependen Hände und ließ mir das wenige kümmerliche Fell meines Körpers regelrecht zu Berge stehen. So groß war der Schmerz, dass ich nicht einmal wirklich Interesse dafür verspürte, die silberne Aluminiumvorratskammer zu plündern, deren Inhalt lecker und einladend unter ihrem Deckel hervorlugte.

    Colin hatte derweil einen der wenigen wirklich freundlichen und hilfsbereiten Passanten um eine Wegbeschreibung zu einem Menschenarzt gefragt. Nach kurzem Fußmarsch durch die belebten Fußgängerzonen fanden wir uns bald in einem etwas weniger besuchten Teil Moosbachs wieder und erreichten im orangegelben Lichte der sich langsam zur Ruhe bettenden Abendsonne eine kleine, aber fein herausgeputzte Arztpraxis mit schneeweißer Fassade und schwarzweiß marmorierten Treppenstufen, die uns Augenblicke später zu einer sündhaft teuer wirkenden Glastür – zweifelsohne dem Eingang – führte. Sah man von dem markanten und wohl in jeder Arztpraxis – sei es nun für Pokémon oder Mensch – vorhandenen markanten pharmazeutischen Geruch ab, erinnerte dieser Ort nur wenig an ein Pokémon-Center. Statt einem großen Eingangsbereich mit vielen bunten Sitzgelegenheiten und Tischen zum Plaudern, hatte es hier einfach nur einen langen, mit Landschaftsportraits geschmückten und gut beleuchteten Gang, der am Ende in einen Warteraum führte. Wenige Meter linker Hand zu dem Ausgang – das Anmeldezimmer, in dem Colin kurzerhand den beiden bereits müde wirkenden, aber freundlichen Arzthelferinnen mein Kommen ankündigte.
    „Hm, das sieht aber sehr schlimm aus“, meinte eine von beiden, während ihre durch Brillenglas verstärkte Augen meine Hand abtasteten. „Wie ist das passiert, tut es sehr weh?“
    Es war für mich noch immer ein durchaus merkwürdiges Gefühl, von einem Menschen wirklich direkt angesprochen und um eine Antwort gebeten zu werden. Irgendwie fühlte ich mich hier an diesem fremden Ort und umringt von lauter unbekannten Gesichtern immer mehr in die Rolle Stans hineinversetzt.
    „B-bin gestürzt – ziemlich schlimm“, log ich der mir mitfühlende Blicke zuwerfenden Frau stammelnd zusammen und zog meine Hand reflexartig zurück.
    „In Ordnung. Nehmt doch einfach noch etwas draußen Platz. Ihr werdet sicherlich bald aufgerufen werden“, antwortete sie, ohne offensichtlich wirklichen Verdacht zu schöpfen, dass ich sie soeben dreist belogen hatte. Colins Ellenbogen rammte mir leicht in die Seite.
    „Machst dich wirklich gut in deiner Rolle als Stan“, feixte er leicht grinsend.

    Im Wartezimmer herrschte nur noch wenig Treiben. Ein etwas älterer Herr mit einer wahrhaft widerspenstigen und rotgeschwollenen Triefnase und eine Dame in mittleren Menschenalter begrüßten uns freundlich, als wir in das Wartezimmer eintraten und Platz nahmen. Nun folgte etwas, wofür nicht nur der Raum mit seinem Namen stand, sondern mir persönlich ganz besonders auf die Nerven ging: warten. Die vielen bunten Heftchen, die sich auf einem Glastisch in der Mitte des Raumes nur so türmten, konnten mir aufgrund meiner Leseschw- ähm, mir aufgrund meines mangelnden Interesses natürlich gestohlen bleiben. Ebenso natürlich das lächerliche Spielzeug am anderen Ende des Raumes, mit dem sich halbwüchsige Menschenkinder ihre Wartezeit auf den Onkel Doktor versüßten. Colin fand natürlich schnell Interesse für eines der Magazine während sich Stan – auf einem für ihn viel zu groß geratenen Stuhl – die Zeit damit vertrieb, neugierig seinen neu hinzugewonnenen Schwanz mit seiner Vorderpfote zu erhaschen. Die Zeit verrann unterdessen langsam – viel zu langsam für meinen Geschmack. Hätte ich noch die Gestalt eines Pokémons, wäre ich wohl ohne weiteres Zögern in einen der von mir verhassten Pokébälle verschwunden, in dem die Zeit schneller zu verstreichen schien. Doch nun, in Stans Körper, musste ich natürlich wohl oder übel die schier endlose Wartezeit auf Menschenmanier überstehen. Nach einer enorm langen Zeit des Nichtstuns – es konnte mittlerweile bereits die Nacht über uns hereingebrochen sein – öffnete sich endlich die Tür zum Doktorzimmer und die Patientin, die die ganze Zeit über den praktizierenden Arzt mit ihren Wehwehchen in Form eines einbandagierten Fingers in Beschlag genommen hatte, trat heraus. Der Mann mit der kontinuierlich tropfenden Nase genoss als nächstes das Privileg, den Raum des Doktors zu betreten. Somit waren es nur noch Colin, die Frau mit ihrem undefinierbaren Leiden und meine Wenigkeit, die den Warteraum in Beschlag nahmen. Minuten verrannen. Minuten, die mir eher wie Stunden vorkamen. Colin schnappte sich eines dieser Heftchen nach dem anderen. Stan hatte sich zwischenzeitlich eingekringelt und döste schläfrig vor sich hin. Ich hasste das einfach - dazusitzen und abzuwarten ... Wie lange konnte es bloß dauern, dem Herrn Tropfnase ein Päckchen Taschentücher und ordentlich Bettruhe zu verschreiben? Die kümmerlichen Muskeln in meinem Körper zuckten erregt. Wer einst behauptet hatte, die Zeit würde jede Wunde heilen, hatte sich wohl noch nie in einer solchen Lage befunden, wie ich zu jenem Moment durchleben musste. Meine vernarbten und erdbeerroten Hände brannten von Sekunde zu Sekunde heißer und heißer. Und dann noch dieser unbändige Druck im Hosenschlitzbereich. Ich hasste das Menschsein, auch wenn es noch nicht einmal einen Tag bislang andauerte.

    Mittlerweile trennte uns nur noch die Dame als frisch aufgerufene Patientin davon, das Büro des Arztes zu betreten. Doch meine Geduld war erschöpft. Ebenso wie meine Willenskraft vor der Gewalt, unter meiner Hose, die mir bereits die Wirbelsäule hinaufkroch und mir Rückenschmerzen bereitete. Meine Augen waren bereits ohne meinen eigentlichen Willen einige Male zu dem einzigen bisschen Grün gesprungen, das in einer kniegroßen Vase eingetopft in der Ecke stand und zu eben diesem Ort machte ich mich ohne viele Worte auf. Wie war das noch mal? Ich hatte dieses gar schändliche Ritual der Menschen doch bereits einige Male unbemerkt beobachtet. Da war dieser Reisverschluss und der musste nach unten gezogen werden – genau so und dann ... Ah, diese Erleichterung ...“
    „Sta-, ich meine Sheinux! Was um Himmels Willen treibst du da?!“
    Colins bestürzt klingende Stimme ließ mich jäh zusammenschrecken und beinahe, aber nur beinahe mein Ziel verfehlen, während ich mit dem Rücken zu ihm gerichtet mein sündiges Geschäft verrichtete. „Das siehst du doch – Wasser lassen. Was soll sein?“
    Das Scharren eines Stuhls verriet mir, dass Colin sich soeben erhoben haben musste.
    „A-aber doch nicht hier und so. Das geht doch nicht ...“
    „Warum nicht?“, entgegnete ich ihm, nach wie vor meinen Dingen nachgehend. „Eure Rasse hatte damals auch keinerlei Skrupel, einfach so mein Revier zu markieren.“
    „Schon ... Aber das ist nun mal – das ist eben die freie Wildbahn. Unter uns machen wir das nicht so. Da geht man eben auf die Toilette“, belehrte er mich. Zumindest dachte er das, denn irgendwie verstand ich von seinem Gefasel, obwohl wir nun die selbe Sprache beherrschten, kein Wort.
    „Wieso Toilette? Ich habe doch gar keinen Durst ...“

    Part 2: Der voreingenommene Mathepauker


    Blau-, gelb- und rotgekleidete Schüler strömten von den unterschiedlichen Richtungen herbei, von wo ihre jeweiligen Häuser lagen, trafen sich am Schnittpunkt der Brücke und bildeten einen kunterbunten Schülerstrom, der genau in Richtung Schule floss. Mitten unter ihnen – Ray und Sonja.


    Das Symbol Raikous schimmerte in dem Lichte der frühen Morgensonne an der Brust von Rays neuer Schuluniform, während sich er und Sonja, mitten unter etlichen ihrer Schul- und Klassenkameraden, unaufhaltsam dem lindgrünen Gebäudekomplex näherten.
    „Wo warst du eigentlich gestern Abend?“, fragte Ray beiläufig, indessen das Schulgebäude näher und näher kam. „War gestern noch kurz auf dem Sprung und habe da erst mitbekommen, dass es in der Mensa kein Abendessen gibt, sondern bei uns im Schulhaus selbst. Hatte ich noch mal Glück gehabt, sonst wäre ich doch tatsächlich noch einmal Richtung Schule gestiefelt.“
    „Das hättest du dir eigentlich denken können“, antwortete Sonja. „Andy hat es doch noch erwähnt, kurz bevor er dich allein gelassen hatte.“
    „Meinst du nicht, ich hätte nichts Besseres zu tun, als Andy zuzuhören?“, feixte Ray. „Es erklärt aber immer noch nicht, warum du gestern nicht beim Abendessen warst ...“
    „Ähm – nicht so wichtig ...“, entgegnete Sonja und wedelte durch Rays Frage scheinbar äußerst angespannt mit ihrer Hand vor ihrem Gesicht herum, als würde sie versuchen, ein lästiges Insekt zu verscheuchen. „Oh, wir sind ja schon fast da. Das ging aber schnell. Staune immer wieder darüber, was das für ein riesiger Bunker ist.“
    Ray linste verstohlen zu seiner Gehgefährtin hinüber. Sonja, ihren Kopf zur Seite gewendet, mied seinen Blick. Kam es ihm nur so vor, oder versuchte Sonja tatsächlich verbissen vom eigentlichen Thema abzulenken? Konnte tatsächlich die Möglichkeit bestehen, dass sie sogar aufgrund ihrer Schüchternheit freiwillig hungrig ins Bett gegangen war? Für Rays Vorstellungsvermögen absolut undenkbar. Je länger er seinen Blick auf die Gestalt zu seiner Linken richtete, desto weiter schien sich der Kopf mit der sonnenblumengelben Haarpracht von ihm zu entfernen. Bei ihr handelte es sich offensichtlich um einen schwierigen Fall, doch Ray fasste sich eine Entscheidung. Noch bevor dieses Schuljahr dem Ende neigen würde, würde er Sonja umgekrempelt haben; beginnend zu dieser Stunde. Von nun an stand sie unter strenger Beobachtung – seiner Beobachtung.


    „Sag mal, was steht den heute eigentlich auf dem Plan? Hoffentlich was Interessantes, oder? Wobei – Schule und interessant? Passt irgendwie ja nicht so zusammen ...“, lenkte Ray schließlich vom Thema ab, worüber Sonja recht erleichtert zu sein schien. Als ob nie ein Sterbenswörtchen über ihr Fehlen beim gestrigen Abendessen gefallen wäre, schwenkte ihr Kopf schlagartig zu Ray hinüber.
    „Wenn ich mich nicht täusche, eine Doppelstunde Mathe, dann ...“, Sonja ignorierte das überdeutliche Aufstöhnen ihres Freundes und fuhr fort, „... zwei Stunden Gemeinschaftskunde, zwei Stunden Arbeitsgemeinschaft – da müssen wir uns übrigens noch etwas raussuchen – und dann über den Mittag hinaus noch drei Stunden den Anfänger-Kurs für Pokémon-Training.“
    „Pokémon-Training?“ Rays Kopf, noch vor einer Sekunde lustlos hinunter baumelnd, schwang schlagartig empor. „Echt, Pokémon-Training? Na, das ist doch mal was. Vielleicht bekommen wir ja heute schon unser Partner-Pokémon?!“
    „Möglich, wobei ich glaube gehört zu haben, dass es erst morgen soweit sein soll“, antwortete Sonja schulterzuckend.
    „Morgen erst?“, stöhnte Ray niedergeschlagen. „Na, besser spät als nie ...“


    Unter der Führung Sonjas passierte Ray den munter plätschernden Springbrunnen vor dem Eingang des Schulgebäudes und fand sich bereits wenige Augenblicke später im Raum 314 wieder, wo der Mathematikunterricht abgehalten werden sollte. Die Tür zum Saal hatte bereits sperrangelweit offen gestanden, als die beiden Neuankömmlinge den Raum betraten. Rays Blick schweifte herum. Ein typischer Klassensaal: große Klapptafel, Lehrerpult, ein schneeweißes Waschbecken, etliche Schränke, die sicherlich vor langweiligem Lehrmaterial nur so überquollen, und jede Menge Dreierbänken mit den dafür vorgesehenen Sitzgelegenheiten, von denen bereits etwa die Hälfte in Beschlag genommen wurden. Ray stierte sofort begierig zu den Bänken in den hinteren Reihen, wo er die Stunde verschlafen könnte, so wie er es bereits seit jeher getan hatte. Sonja hatte hingegen jedoch andere Pläne.
    „Ray, kommst du?“
    „Wie – was?“
    Leicht irritiert suchte Ray seine mittlerweile verloren gegangene Klassenkameradin und fand diese genau an dem Ort, den er bislang immer vehement gemieden hatte: am Fenster in der ersten Reihe, linker Hand zum Lehrerpult.
    „Du willst doch nicht allen Ernstes ...“, stöhnte Ray und ließ seiner Unlust freien Lauf, indem er seinen ganzen Körper schlaff hängen ließ.
    Sonja machte indessen mit ihrer Hand eine stumme, aber vielsagende Geste, mit der sie Ray gebot, zu ihr hinüber zu kommen. Dass er Opfer einbringen musste, um seine neue Freundin auf den „Pfad der Tugend“ zurückzuführen, hatte er geahnt, doch dass es in einer solchen Bestrafung ausarten würde, hatte er sich nicht einmal in seinen blühendsten und wildesten Fantasien ausgemalt. Aber was half es? Er musste wohl oder übel in den sauren Apfel beißen – Sonja zuliebe. Sein ganzer Körper schien wie aus Granit gemeißelt zu sein, als er missmutig zu dem Tisch seiner Freundin herüber schlurfte, seinen Rucksack vom Rücken gleiten und achtlos auf den Boden plumpsen ließ und schwerfällig neben Sonja Platz nahm. Seine Banknachbarin schien jedoch nicht im Geringsten im Klaren zu sein, welches Opfer sie unbeabsichtigt von Ray abverlangte. Nicht wissend, aber überglücklich schenkte sie ihm über seine getroffene Entscheidung, ihr Gesellschaft zu leisten, ein Lächeln.


    Mit jeder weiteren verstreichenden Sekunde füllte sich das Klassenzimmer mehr und mehr mit den Schülern aller drei Häuser. Rays Uhr machte seinem Besitzer inzwischen mehr als deutlich zu verstehen, dass nun bald Schluss mit lustig war. Nur noch wenige Minuten, bis der Unterricht beginnen würde. Wie es der Zufall wollte, betrat gerade, als Ray zum gefühlten zwanzigsten Mal gelangweilt auf die Zahlen seiner Digitaluhr starrte, der erste Erwachsene dieses Morgens den Raum und ließ die Tür unüberhörbar in ihre Angeln fallen, woraufhin schlagartig das noch vor wenigen Sekunden so lebhafte Geschwätz der Schüler verstummte. Seiner Autorität völlig bewusst, trat der adrett in einem grauen Nadelstreifenanzug und weißer Krawatte gekleidete Pauker wichtigtuerisch vor sein Pult und ließ dort seinen kohleschwarzen Aktenkoffer nieder. Die akkurat auf seiner Nase sitzende kreisförmige Brille und die scheinbar millimetergenau getrimmte Kurzhaarfrisur machten Ray unmissverständlich zu verstehen, dass der Spaß nun entgültig sein Ende gefunden hatte.
    „Guten Morgen, Klasse“, sagte er mit öliger Stimme.
    Nicht unbedingt chorreif – manch einer früher, manch einer später - entgegnete die Klasse den Gruß ihres Lehrers.


    „Professor Finch“ hieß es, als der Pauker seinen Namen überdeutlich mit Großbuchstaben an die fleckenreine Tafel geschrieben hatte und am Pult Platz nahm. Sein Blick schweifte über die Runde. Mit wahrhaft schleppender und einschläfernder Stimme begann der Mathepauker das zu tun, weswegen Ray glaubte, die ersten Tage auch getrost aussetzen zu können: Anwesenheitskontrolle und das Konzept seines Lehrplans vorzustellen.
    „Nacht ...“, murmelte Ray leise zu Sonja herüber, als Professor Finch gerade bei dem Namen Dinas Fabien angekommen war und diese mit einem knappen „hier“ ihre Anwesenheit verkündete.
    „Ray, was tust du da?“, zischte Sonja über dessen Verhalten empört, der seine Arme überkreuzt auf dem Tisch ausbreitete und dort seinen Kopf zur Ruhe bettete.
    „Nach was sieht’s denn aus? Ich verleg die Mittagspause vor“, gähnte Ray bereits im Halbschlaf versunken.
    „Granger Malcom.“ – „Anwesend.“
    Gerade als Ray nahezu gänzlich im Traumland versunken war, wurden seine bereits erschlafften Sinne noch einmal auf die Probe gestellt. Ohne jeglichen Zweifel erkannte er den Klang dieser Stimme wieder. Ray zwang seinen bleischweren Kopf noch einmal in die Höhe und warf einen Blick über die Schulter. Dort, am anderen Ende der zweiten Reihe, saß er und beanspruchte eine ganze Bank für sich allein – Eagle. Er schien also doch über so etwas wie einen eher geläufigeren Namen zu verfügen, was jedoch immer noch nicht erklärte, warum er der einzige Schüler war, der keine Schuluniform trug und stattdessen mit seiner Straßenkluft – dasselbe Outfit, das er bereits am gestrigen Tage getragen hatte, glänzte. Ein jeder im Raum schien dieses gar freche Auftreten des Raikouianers zu missbilligen und - sofern sich Ray nicht irrte - gespannt auf eine gehörige Standpauke des Lehrers ihm bezüglich zu warten. Doch Pustekuchen: Der Blick Professor Finchs ruhte einige Sekunden auf seinem Schüler, angriffslustig wie ein ausgehungertes Pokémon, das man um eine Mahlzeit betrogen hatte und jeden Moment zum Sprung ansetzen würde, schweifte dann aber urplötzlich wieder auf sein Blatt und fuhr mit „Gruice Beatrice“ fort. Eagle grinste und lehnte sich selbstzufrieden auf seinem Stuhl zurück und schien dabei das boshafte Geflüster unter seinen Klassenkameraden eher wie ihm gebührenden Applaus zu genießen. Ray verstand die Welt nicht mehr und auch Sonja konnte auf seinen verwirrten Blick in ihre Richtung nur die Schultern zucken.
    „Ist bislang in jeder Anwesenheitskontrolle so gewesen; egal bei welchem Lehrer. Frag mich nicht ...“


    Unter der einschläfernden Stimme Professor Finchs fand Ray schnell wieder Ruhe, unterließ es allerdings seiner Banknachbarin zuliebe, wieder mit dem Kopf auf dem Tisch in seiner eigenen Sabberpfütze zu schnorcheln und nutzte stattdessen die Gelegenheit, um sich mit den noch fremden Gesichtern in seiner Klasse etwas vertraut zu machen. Das zwischenzeitliche wütende Gesumme unter seinen Klassenkameraden bezüglich seines Zimmerkameraden war auch nach einigen wenigen, aber äußerst strengen Blicken seines Lehrers verstummt und so wartete man gelangweilt das Enden seines langwierigen Aufrufens ab. Mittlerweile stand in der deutlich durch Mädchen herausstechenden Klasse der Buchstabe „T“ auf dem Plan. Allzu lange konnte es also nicht mehr dauern.


    „Townsend Sora.“ – „Hier.“
    Ray suchte – so wie er es die ganze Zeit über getan hatte – die Klasse nach dem Gesicht ab, zu dem die Stimme gehörte, und wurde bei einem Mädchen fündig, die zwei Reihen hinter ihm an einer der vielen mädchenübervölkerten Bänke saß.
    Die Blicke der beiden Schüler hatten sich noch keine Sekunde gekreuzt, als sich in Ray ein Taubheitsgefühl von der Brust bis hinunter zu seinen Füßen mit nachfolgenden Krämpfen in beiden Beinen breitmachte. Der Puls wurde schneller, der Herzschlag unregelmäßiger. Es kribbelte ihn überall, doch Kratzen vermochte den Juckreiz nicht zu hindern. Ihm war so kalt, dass ihm seine wenigen Haare an der armfreien Schuluniform zu Berge standen und gleichzeitig kochte sein Blut, als dass er glaubte, auf seiner Stirn müsste man inzwischen leicht Eier braten können. Raum und Zeit schienen aus ihren Fugen geraten zu sein. Ja, er schien sich förmlich in die Lüfte erhoben zu haben, zu schweben, während sein Blick weiterhin auf dem hinreizenden Gesicht zwei Reihen hinter ihm ruhte. Sie, wie auch ihre beiden links und rechts von ihr sitzenden Klassenkameradinnen, gehörte der knallroten Uniform zufolge dem Hause Entei an. Doch irgendetwas war an ihr anders. Sie war anders. So viele Mädchen gab es in ihren Reihen, aber Sora hatte etwas Besonderes an sich. Etwas, mit dem sie sich so sehr von den anderen ihres Geschlechts absonderte, dass sie für Ray beinahe nur Luft waren. Mit wallendem, ebenholzfarbenem Haar und einem Gesicht, so liebreizend, makellos, bezaubernd - einfach nur bildschön, wie man es wohl nur von einem dieser schnulzigen Liebesfilme her kannte, die Ray bislang doch so erpicht gemieden hatte. Und dann dieser Name – Sora – einfach nur anbetungswürdig ...
    „Valentine Ray? Wo ist Valentine Ray?“
    Ein anderes, viel schmerzhafteres Gefühl breitete sich schlagartig in Rays linker Seite aus und verdrängte die soeben erstmalig verspürten Gefühle gänzlich aus seinem Kopf und somit kehrte Ray wieder auf den harten Stuhl des Klassenzimmers zurück. Unsanft hatte ihm jemand seinen spitzen Ellenbogen in seinen Körper gerammt und ihn somit wieder zurück in die Realität befördert.
    „Ray, psst!“, zischte die noch recht verschwommen und kilometerweit klingende Stimme Sonjas zu seiner Seite.
    „Häh, was?“ Ray zwang seinen Blick erstmalig von Sora abzuwenden und drehte sich wieder in Richtung des Pultes um.
    „Valentine Ray also nicht anwesend“, hörte er Professor Finch aus noch weiterer Entfernung sagen.
    „Wie bitte? Ich bin doch hier“, rechtfertigte sich Ray lautstark.
    Professor Finch hob seine Braue und musterte die Gestalt Rays scharf. „Schlafen Sie sich gefälligst zukünftig nachts aus, Valentine.“
    „Wozu bin ich dann in den Unterricht gekommen, wenn nicht zum Schlafen?“ Ja, das war eigentlich die typische Antwort, die Ray in solchen Momenten parat hatte, um seinem Gegenüber Paroli zu bieten. Doch viel zu sehr kreisten sich noch seine Gedanken um das herzallerliebste weibliche Geschöpf, welches zu seinem Rücken saß. Konnte er es wagen, sich noch einmal umzudrehen? Sollte er sie vielleicht noch jetzt ansprechen; sich ihr vorstellen?


    „Alle anwesend, wie ich feststellen muss. Ein seltenes Vergnügen ...“
    Zu spät. Ausgerechnet jetzt hatte der liebe Herr Professor natürlich ausgequakt. Ray verteufelte schon jetzt die Gestalt in Anzug und Krawatte, die da so vor dem Lehrerpult hin und her hampelte und ihn daran hinderte, sich um wirklich wichtige Dinge im Leben zu widmen. Freunde, Spaß und die Schülerin in Rot, die auf den Namen Sora hörte, beispielsweise.
    Professor Finch stellte der Klasse inzwischen seinen wohl ausgetüftelten Lehrplan vor; weiterhin mit schleppender, einschläfernder Stimme. Von seinem sinnlosen Gefasel schnappte Ray nur die Hälfte auf. Warum sollte es ihn überhaupt interessieren?
    „ ... sicherlich alle bereits wissen, werden Sie bis zu drei Jahre an dieser Lehranstalt studieren können. Die wenigen Fähigen unter Ihnen, die das Privileg genießen, noch von mir in der Oberstufe unterrichtet zu werden und ein in den Schoß gelegtes Geschick im Umgang mit Zahlen, Variablen und Formeln besitzen, denen die Mathematik förmlich wie Blut durch die Venen fließt, dürfen schon jetzt den Tag herbeisehnen, wenn sich endlich die ‚Spreu vom Weizen trennt’ und wir gänzlich unter uns sind. Den anderen ...“, er klang plötzlich wie eines dieser Tohaido, die Ray einst in einem Pokémonaquarium gesehen hatte, und welches die Witterung seiner wehrlosen Beute aufgenommen hatte, „ ... denen an der Mathematik nichts liegt, sie diese hohe Kunst begreifen wollen und nur ein Quäntchen von dem begreifen, mit dem ich sie in der nächsten Zeit konfrontieren werde, werden wahrscheinlich zwei äußerst harte Jahre bevorstehen, die sie – wenn überhaupt - nur mit Fleiß und harter Arbeit bewältigen können.“
    „Blah, blah, blah ...“, blaffte Ray leise und nahm - Sonjas Schnauben zum Trotz - wieder Schlafposition auf dem Tisch ein.
    „Ich werde nun beginnen, Sie mit etwas Wiederholungsstoff zu konfrontieren. Wenn ich Ihren Namen aufrufe, erwarte ich eine korrekte und möglichst schnelle Antwort von Ihnen.“


    Professor Finch stoppte kurz und studierte sorgfältig die Übersicht der Namen seiner neuen Klasse. „Vance Nicholas, drei mal neun?“ – „Siebenundzwanzig“, kam es wie aus der Pistole von einem Entei-angehörigem aus der letzten Reihe hervorgeschossen.
    „Gut, nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte. Weiter im Text: Anderson Jenny, bilden Sie die Quersumme aus zweiundfünfzig!“ – „Sieben“, antwortete eine Enteischülerin sofort, die zur Linken Soras saß.
    „Gut, weiter so“, lobte Professor Finch seine Schülerin und begann, erneut auf der Klassenliste nach seinem nächsten Opfer zu suchen.
    Ray bemerkte, wie seine Aufmerksamkeit von Sekunde zu Sekunde immer weiter schwand. Eine Tortour, wie Ray fand. Wen kümmerte dieses alberne Mathematikgefasel überhaupt? Schließlich waren sie doch hier, um etwas über Pokémon zu lernen. Sollte er in seinem ersten Pokémonkampf etwa seinen Widersacher mit langweiligen Formeln und Berechnungen in den Schlaf sülzen?
    „Blair Hannah, lösen Sie bitte folgende Gleichung nach C auf: C / C-X = 3“
    Sogar Ray schreckte es aus seinem Wachschlaf auf und stutzte heftig bei dieser von seinem Lehrer gestellten Aufgabe; auch wenn sie nicht ihm galt. Bitte was für ein Ding? Er hatte nicht einmal die leiseste Idee, von was der Mann in Anzug und Krawatte gerade redete, geschweige denn, von ihm wollte. Was nach wo auflösen? Hannah, die er sofort an ihren heftigen Schweißbrüchen als ein Mädchen aus dem Hause Suicune erkannte, schien nicht weniger ratlos, als es Ray war.
    „Ich weiß es nicht, Professor ...“, antwortete Hannah nach etwa einer halben Minute des Kopfzerbrechens.
    „Sie wissen es nicht? Sehr schade, sehr schade ...“, antwortete Professor Finch und klang dabei allerdings nicht im Geringste, als dass er es bedauerte, keine Antwort von seiner Schülerin erhalten zu haben. Vielleicht täuschte sich Ray, doch glaubte er den Ansatz eines Grinsens auf den Lippen seines Lehrers erhascht zu haben. „Die Antwort wäre C = 3X / 2 gewesen, wie wahrscheinlich jeder andere von Ihnen weiß.“ Sein Blick schweifte durch die Runde. Hannah schwieg und ließ ihren Kopf von dieser Schlappe niedergeschlagen hängen.
    „Nächste Frage, Lynn Sonja, lösen Sie bitte folgende Aufgabe: 5,5 * 0,12 / 0,1“
    Rays Stirn lag inzwischen mit mehr Falten da, als ein Karpador Schuppen hatte. War diese Person denn noch ganz bei Trost, sie mit solchen Fragen zu löchern? Das musste ein Scherz sein ...
    „Äh, 6,5?“, antwortete Sonja nach etwa einer Viertelminute des intensiven Grübelns, klang über ihre Antwort aber so verunsichert, dass Ray schon fast seinen heißgeliebten MP3-Player darauf verwettete hätte, dass ihre Antwort für den vornehmen Mathematiker nicht der Richtigkeit genug besaß.
    Professor Finch linke Augenbraue machte eine steile Bergpfad und musterte nun Sonja besonders scharf, schürzte dann aber seine Lippen wieder zu einer leicht höhnischen Grimasse. „Fast“, sagte er. „Ein guter Ansatz, aber eine falsche Antwort bleibt eine falsche Antwort. Die korrekte Antwort wäre 6,6 gewesen.“
    Der Falschheit dieser Antwort zum Trotz gab es für diese Leistung Sonjas von der Klasse anerkennendes Getuschel. Sonja steckte wohl dadurch diesen Rückschlag auch wesentlich besser weg, als Hannah.


    Weiter ging es. Von einer weiteren Entei-Schülerin verlangte der Mathematiker erneut eine - Rays Meinung nach - recht einfache Frage ab. Von Conner Kathrin, einer Schülerin des Hauses Suicune aber abermals eine schier unlösbare Bruchrechenaufgabe. Täuschte er sich, oder stellte Professor Finch absichtlich den Häusern Suicune und Raikou äußerst knifflige Fragen, während sich die Enteiianer nur mit Grundschulaufgaben zufriedengeben mussten?
    „Valentine Ray, von Ihnen möchte ich Folgendes wissen: Ziehen Sie bitte aus 1225 die Wurzel.“
    Ja, das hatte er sich beinahe gedacht. Natürlich wurde er mit einer um nichts in der Welt lösbaren Aufgabe abgespeist. Nicht einmal im Traum dachte Ray daran, auch nur eine seiner grauen Zellen zu bemühen, um dieses eh zum Scheitern verurteilte Unterfangen zu bewältigen.
    „Nun, Mr. Valentine?“, hakte Professor Finch nach etwa einer halben Minute nach.
    „Da muss ich meinen Taschenrechner fragen, Professor“, antwortete Ray, unterdrückte hierbei nicht einmal seinen spöttischen Unterton und erntete hierfür von vielen seiner Klassenkameraden heiteres Gekicher, spürte jedoch gleichzeitig den erschütternd wirkenden Blick Sonjas auf sich ruhen. Auch seinem Professor war es überhaupt nicht zum Lachen zumute. Diesen Gesichtsausdruck – voll mit blanker Wut gegen ihn gerichtet - kannte Ray nur zu gut. Doch was kümmerte es ihn? Warum es noch länger hinauszögern. Lieber gleich mit offenen Karten spielen.
    Professor Finch gebot seiner Klasse mit einer aussagekräftigen Handbewegung zum Stillschweigen, während er über seine kreisförmige Brille die Gestalt äußerst unlustig beäugte, von der er soeben diese gar freche Antwort erhalten hatte.
    „Äußerst witzig, Valentine“, sagte Professor Finch, während seine Augen immer größere Proportionen annahmen, in denen sich Ray schon beinahe spiegeln konnte. „Versuchen wir es vielleicht einfach erneut ...“
    Nachdem Ray seine übliche Palette an Mathematikwitzen ausgefahren hatte („7 x 7? Na, ganz feiner Sand natürlich“ ; „Wie oft ich von 130 die Zahl 9 abziehen kann und was am Ende übrig bleibt? Einfach, so oft wie man will und es bleiben immer 121 übrig.“), nahm Professor Finch wieder an seinem Pult Platz. Ray glaubte ihn nun bereits seit über eine Minute nicht mehr blinzeln gesehen zu haben, während der Blick seines Paukers weiterhin auf ihn haftete.


    Den verbliebenen Rest der Doppelstunde durfte die Klasse in Stillarbeit einige - selbst für Ray doch recht leicht zu knackende - Aufgaben aus ihrem Mathematikbuch lösen. Zwischenzeitlich durfte sich Ray jedoch noch einige Male anhören, wie schändlich doch sein Einfluss auf die Klasse sein würde und er es sicher doch überlegen sollte, so schnell wie möglich wieder seinen Koffer zu packen. Ray jedoch blieb standhaft und nahm die leeren Worte seines Lehrers stillschweigend hin. Wegen dieses Typen die Segel hissen? Soweit würde es wohl noch kommen! Was interessierte ihn Mathe? Pokémon, deswegen war er hier. Die Zahlen und der ganze Algebraquatsch konnte ihm gestohlen bleiben, soviel war klar.


    Schließlich und endlich – das lang ersehnte Läuten der Schulglocke. Die erste Hürde war geschafft. Die Frühstückspause stand bevor. Mit einem letzten Wort des Abschieds und einem vielsagenden, vernichtenden Blick in Richtung Rays verabschiedete sich Professor Finch von seiner Klasse und verließ als erster den Klassensaal. Ray gähnte schläfrig und sog die nun lehrerfreie Luft tief in seine beiden Nasenlöcher, als ob er in den letzten beiden Stunden nicht gewagt hätte, zu atmen. „Was für ein Idiot“, grollte er in Sonjas Richtung. „Ist dir aufgefallen, dass der uns – aus welchem Grund auch immer – die extra schweren Fragen gegeben hat?“
    Sonja seufzte tief. „Dann ist es wohl wahr ...“ Sie neigte ihren Kopf leicht seitlich in die Richtung ihres Freundes. „Er ist der Hauslehrer von Entei und man sagt ihm nach, dass er die Schüler seines Hauses gerne den anderen vorzieht ...“
    „Vorziehen? Parteiisch ist er, das trifft’s eher ...“, schnaubte Ray. „Ich hoffe, den muss ich in der Woche nicht allzu oft ertragen ...“
    Sonja wirkte auf diesen Satz Rays äußerst bedrückt. „Äh, ich weiß nicht, wie ich dir es sagen soll, Ray, aber du wirst ihn wohl oder übel heute noch mal wiedersehen – in Pokémon-Training. Er ist unser Lehrer.“

    Nun habe ich mir bereits zum dritten Mal "Command and Conquer - Die Stunde Null" zugelegt. Zwei Mal hintereinander hatte ich es tatsächlich geschafft, die ein und die selbe CD irgendwie zu verlieren; nicht noch einmal. Dieses Spiel werde ich wohl nie wieder rausrücken, geschweige denn aus meiner Stube entfernen. Endlich ordentliche Luftwaffe .


    Naja, Tiberian Wars und Alarmstufe Rot 3 sind auch tolle Teile der Serie, aber wenn es um die Lufthoheit geht, kommen diese Games an "Die Stunde Null" definitv nicht ran. Heute leider zu viel um die Ohren gehabt, dafür geht's aber morgen rund.
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    Im Grunde sehr wenig Inhalt, was mich trotzdem nicht nur einmal zum Grinsen gebracht hat. Ich finde, das du dieses Konzept echt toll rüberbringst. Viele Ideen, die ich gerne in meine erste MD-Geschichte eingebaut hätte, aber einfach nicht gegangen wäre. Die geweckten Instinkte - da frag ich mich, wie man sich wohl fühlen muss, plötzlich mit solch feinen und geschärften Sinnen aufgestattet zu sein. Irgendwie hatte ich mir das sogar schon beinahe gedacht, dass es die gute plötzlich zu einer Mülltonne führte und irgendwie wurde da mein Grinsen (du weißt warum) immer breiter. Allerdings hält die Großstadt wohl eine andere Form der ... kulinarischen Leckereien in diesen blechernen Vorratskammern bereit.^^


    Zitat

    Ich sprach ja noch wie ein Mensch, wieso sollte man mich deswegen nicht mehr verstehen können? Ich sprach doch noch wie ein Mensch, oder?


    Ja, bei diesem Satz wurde mein Grinsen auch noch einmal ordentlich weit. Auch wenn ich mir die Antwort bereits denken kann, bin ich auf die Auflösung dieser Frage sehr gespannt; nicht zu vergessen, wie du es umsetzen wirst.


    Alles in allem ein - für meinen Geschmack - recht humoristisches Kapitel, trotz der ziemlich düsteren, slumsähnlichen Umgebungsbeschreibung. Viele weitere dieser Art werden wohl nicht kommen, dennoch sehne ich mich bereits jetzt nach der Fortsetzung. Bleib unbedingt dran!

    Ich wiederhole einfach noch einmal das, was ich bei meinen Vorschlag zum User des Jahres gesagt hatte:


    Zitat

    Meine Wahl geht an Orestes, die, wie ich finde, hier im Forum einen ausgezeichneten Job ausführt und stets eine vorbildliche Haltung einnimmt. Angefangen bei ihren Tätigkeiten rund um den Bereich GFX und Fanstorys, bis hin zu dem Fanclub, den sie so liebevoll aufgebaut hat und führt. Beherzt und aufopferungsvoll hat sie - zumindest sehe ich das so - für jeden User ein offenes Ohr und so etwas verdient einfach die Nominierung zum User des Jahres 2010.


    Sehr viel treffender kann ich es einfach nicht sagen.

    Hier, im Finale, möchte ich dann auch mal meine bescheidene Stimme zum Besten geben. Ein Glück, dass man nicht nur eine sondern zwei Stimmen verteilen darf, denn zwischen diesen beiden Mitarbeiterinnen zu wählen, wäre für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Bianca (Compicat) und Katharina (Akatsuki) stechen für mich bei dieser Auswahl deutlich hervor. Beide sind in ihrem Tun äußerst kompetent, fleißig und - was für mich besonders wichtig ist - bleiben stets höflich, sachlich und geduldig. Kein Drang nach Aufmerksamkeit sondern stets das gute Bild des Forums und der ganzen Fansite vor Augen.


    Nicht ohne Grund ist wohl Bianca in 2010 in den Rang eines Super-Moderators erhoben worden - zurecht, will ich meinen. Den "Anregungen, Beschwerden und Feedback"-Bereich zu moderieren ist sicherlich keine leichte Aufgabe. Dennoch glänzt sie hierbei mit einer beachtlichen Geduld und Sachlichkeit, wie ich sie wohl niemals an den Tag legen könnte. Katharina fällt mir persönlich natürlich durch ihre Arbeiten in den kreativen Bereichen des Forums positiv auf, wobei auch sie im Bereich der Moderation eine (würde ich zumindest mal behaupten) fleckenreine Weste trägt. Außerdem: mein Ava :love:
    Mit beiden lässt sich wunderbar reden und beide scheinen auch immer ein offenes Ohr für Jedermanns Problem zu haben. Absolute Vorzeigemoderatorinen, von denen man gerne mehr in den Reihen des Staffs sehen würde.

    Als TM70 im Dukatia City Kaufhaus.
    Das Bemühen von Pokéwiki hilft übrigens bei vielen Problemen und überhaupt kannst du dererlei Fragen auch hier stellen, ohne permanent neue Threads zu eröffnen.


    Edit: Nein, ich bin nicht "ganz schön schlau hä", sondern weiß mir einfach in den meisten Fällen gut selbst zu helfen. Das ist alles.

    Wird auch gelegentlich in den Kecleon-Läden (die in den Dungeons) zum Verkauf angeboten. Ferner kannst du auch durch Wunderbriefe (im Anschluss zu einer kleinen oder großeren Aufgabe) diese Items erhalten. Hierfür die Suchfunktion in Kombination mit diesem Thread (oder halt in dem kompletten Mystery Dungeon-Forum, je nachdem welche Edition).


    Beispiel: