Beiträge von Eagle

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“

    Wurde der Dialog zwischen deinen Protagonisten und Ursaring auf dem Marktplatz von Schatzstadt ausgelöst? Das ist nämliche der letzte entscheidende Faktor, der erfüllt sein muss, um die Glitzerquelle vollständig zu reaktivieren. Sollte dies noch nicht der Fall sein - noch einige Tage weiterquesten und abwarten.

    Sobald du die blaue/rote Kugel erhalten hast, kannst du dort Kyogre bzw. Groudon finden und evt. sogar Rayquaza, sofern du alle Anforderungen erfüllst. Für den Erhalt einer dieser Kugeln ist das Bezwingen von Rot und der Erhalt der Sonderstarter (von Professor Eich und Troy) erforderlich. Die Kugel ansich erhältst du dann von Mr. Pokémon.


    Alles weitere: Felsenherzturm

    Über Hot-Spots mit anderen tauschen bzw. gleich die verfügbaren Download herunterladen. Alternativ dir einen USB-Connector zulegen. Es geht halt immer drauf hinaus, dass du dich mit anderen Leuten treffen und tauschen musst, bzw. halt Internet und diverse Connections verfügbar sein müssen. Hierfür hilft halt das Bisaboard in Form des Tauschbasars und des Chats. Wenn du nicht gerade ein Landei bist, wie ich eins bin, empfiehlt sich Hotspots wie beispielsweise die von Mc-Donalds zu benutzen. Ansonsten: USB-Connector for the win.

    ~Kapitel 3: Unterricht - der Inbegriff der Langeweile~


    Schrill und für seine Verhältnisse viel zu früh riss die Weckfunktion seines MP3-Players Ray aus seinen sorgenfreien und reich mit jeder Menge Abenteuer und Action gespickten Träumen. Seine Hand fingerte blind von seiner Bettedecke hinüber zu seinem Nachttisch, wo sein Wecker bereits darauf wartete, von seinem Besitzer zum Stillschweigen gebracht zu werden – mit Erfolg. Binnen eines Augenblickes war wieder absolute Ruhe eingekehrt. Eine trügerische Stille, die nur wenige Augenblicke wieder beendet werden sollte.


    „Auch endlich wach? Sieh zu, dass du in die Gänge kommst.“ Ray linste verschlafen einen Spalt weit durch den Raum und konnte durch das grellblendende Morgenlicht die verschwommenen Umrisse Eagles, seines neuen Klammenkameraden, ausmachen. Bereits pikobello rausgeputzt, gestriegelt und gebügelt schwang er seinen Schulrucksack auf den Rücken. Eagles Blick traf die noch stark verkrusteten und tonnenschweren Augen Rays. „Oder mach was du willst. Im Grunde ist’s mir eh egal.“ Ohne seinen Stubenkameraden eines weiteren seiner Blicke zu würdigen, verließ Eagle das Zimmer.
    Ray ließ seinen Kopf schlaftrunken in sein Kissen zurückplumpsen. Er fühlte sich zermalmt; konnte weder seine Arme noch seine Beine richtig spüren. Viel zu lange hatte er in der vergangenen Nacht noch wachgelegen und in Erinnerungen über seine Erlebnisse geschwelgt. 23:00 Uhr, 24:00 Uhr – er konnte nur mutmaßen, wann er sich endlich gänzlich seiner Müdigkeit hingegeben und Ruhe gefunden hatte. Auf jeden Fall war es so spät, dass es seiner Meinung nach absolut gerechtfertigt war, auf die heute anstehenden ersten zwei Stunden zu verzichten. Draußen war es sicherlich noch ganz ungemütlich. Kalt, neblig und eklig feucht. Ganz anders sein weiches, gemütliches und warmes Bett. Ray zog sich seine Bettdecke zurecht bis sie ihm ans Kinn reichte. Ja, die Schule konnte sicherlich noch zwei Stunden auf ihn warten.


    „Ray? Bist du da?“
    „Uff ...“
    Ray hatte sich noch nicht richtig auf die Seite gewälzt, als es an die Tür pochte. „Hallo, Ray?“
    „Sonja? Was’n los?“, murrte Ray schlafestrunken der Stimme seiner Freundin entgegen, die offenbar vor verschlossener Türe beharrlich auf ihn wartete.
    „Was los ist?“, gluckte es überrascht hinter der Tür hervor. „Wir müssen in die Schule. Du willst doch wohl nicht an deinem ersten Schultag zu spät kommen, oder?“
    Ray stöhnte leise in sein Kopfkissen hinein. Ein innerlicher Konflikt – und das bereits zu solch früher Stunde. Einerseits hatte Sonja mit ihrer Äußerung in gewisser Hinsicht einen Punkt. Außerdem hatte Ray seine neue Klassenkameradin bereits in ihrer ganzen seltsamen Art geradezu in sein Herz geschlossen. Doch auf der anderen Seite war da sein Bett; so kuscheligweich und warm ...
    „Ray?“
    „Nein, natürlich nicht ...“, log Ray und kämpfte sich mühselig aus den Federn.


    Es war noch schrecklicher, als es sich Ray noch vor einer knappen Minute ausgemalt hatte. Eiskalt lief ihm der Schauer über den Rücken und ein jedes seiner Haare sträubte sich regelrecht empört, als seine nackten Füße den bitterkalten Boden berührten und sein ganzer Körper gleichzeitig von einem nicht weniger kühlen Luftzug von dem einen Spalt weit geöffneten Fenster erfasst wurde. Dieser Bestrafung für seinen guten Willen, den er zu dieser frühen Morgenstunde aufwand, noch nicht genug, wurde er sich im genau im selben Moment seiner höllisch vor Schmerzen ziependen Waden bewusst – wohl eine Folge seines langen Marsches, den er gestern zurückgelegt hatte. Betrübt schweifte Rays Blick auf sein warmes und einladendes Bett hinüber. Aber was half es? Seufzend warf er sich in Schale. Neue Socken, Unterwäsche und den selben Fummel, wie er bereits gestern getragen hatte. Zähneputzen musste natürlich auch sein, wenn er nicht unbedingt wollte, dass seine neuen Klassenkameraden aufgrund seines blumigen Mundaromas einen großen Bogen um ihn einlegten. Bewaffnet mit Zahnbürste und Becher öffnete er die Tür woraufhin er sofort von der seines Erachtens nach viel zu fidelen Sonja in Empfang genommen wurde.
    „Ah, da bist du ja endlich. Hast dir aber ordentlich Zeit gelassen. Aber ...“ Sonja stoppte abrupt.
    „Aber was? Stimmt was nicht?“, gähnte Ray auf Sonjas unklarer Aussage hin.
    „Deine Uniform. Du kannst so nicht rausgehen. Ist gegen die Etikette, weißt du?“, antwortete Sonja.
    „Ich hab aber keine Uniform“, erwiderte Ray schulterzuckend. „Wenn ich zaubern könnte, wäre ich in Hogwarts und nicht auf der Celebi-High und würde mit einem Zauberstab rumfuchteln. Außerdem glaube ich, dass Eagle auch keine Uniform anhatte, als er das Zimmer verlassen hatte ...“ Er wedelte dabei Sonja vielsagend mit seiner Zahnbürste vor dem Gesicht herum.
    „Äh, Eagle? Wer soll das sein?“ Sonja wirkte verwirrt.
    „Mein Stubenkamerad. Die gezähmte Bestie, du weißt schon“, antwortete Ray und kräuselte erstmalig an diesem Morgen seine Lippen zu einem Schmunzeln.
    „Äh, lassen wir das Thema besser ...“, nuschelte Sonja. „Schau doch mal in den Schrank von ihm. Dürftest ja die selbe Größe haben.“
    „Ich soll ihn beklauen?“ Ray betonte das letzte Wort mit äußerster Sorgfalt. Verblüfft suchte er den Blick Sonjas, die seinem aber vehement auswich.
    „Er zieht sie so oder so nicht an ...“, murmelte Sonja kleinlaut, während sie mit ihren Augen Löcher in den Boden bohrte. „Jetzt beeil dich besser, sonst kommen wir wirklich noch zu spät.“


    Ray schlurfte zurück in sein Zimmer und tat wie ihm geheißen. Und tatsächlich – im Schrank seines Stubenkameraden fand er eine scheinbar völlig unangetastete Schuluniform, so wie er sie bereits von seinen Hauskameraden her kannte. Eilig schlüpfte er in die gelben Hosen, das ebenso gelbe, freiärmelige Polohemd sowie in die Schuhe. Alles passte wie angegossen. Er konnte von Glück reden, dass Eagle und er tatsächlich die selbe Statur hatten. Eine Weile betrachtete er sich von allen Seiten im Schrankspiegel. Eigentlich ganz schick, zumindest um Längen besser als die Klamotten, die er von seinen ehemaligen Schulen her kannte. Jetzt, wo er mit den Farben seines Hauses in den Startlöchern stand, konnte es also wirklich losgehen. Sein erster Schultag hatte nun offiziell begonnen.

    Part 5: Ein seltsamer Vogel


    Da war er nun. Von seinen beiden neuen Freunden Sonja und Andy verlassen, mit nichts weiter als seinem Gepäck und der Information, dass hinter der Tür eine Art Monster auf ihn lauern müsste, mit welchem Ray von diesem Zeitpunkt an sein Zimmer teilen sollte. Ray warf einen Blick über die Schulter den Gang hinunter. Beide, Sonja und Andy, waren inzwischen außer Sicht geraten. Allein auf dem weiten und ihm noch unbekannten Gang des Jungenflügels zurückgelassen, überkam Ray abermals das Gefühl der Einsamkeit, welches er abgrundtief verabscheute. Doch sollte er sich aus Furcht vor dem, was die strammen Jungs seines Hauses vielleicht bereits in Ketten geworfen und in dem Zimmer eingesperrt hatten, etwa auf dem Gang schlafen? Allein bei der bloßen Vorstellung, wie wohlmöglich ein gemeingefährliches, sabberndes Ungetüm angekettet und wild knurrend auf einem der gemütlichen Schulbetten saß und beharrlich auf seine allabendliche Gefangenenration wartete, zauberte Ray ein belustigtes Grinsen in sein Gesicht. Unter heftigem Kopfschütteln vertrieb er seine Ideen, eine skurriler und irrer als die andere, aus seinen Gedanken. Was für ein Schwachsinn. Sicher handelte es sich dabei nur um einen kranken Scherz Andys und Sonjas. So eine Art von Witz, um Neuankömmlinge, wie er einer war, an ihrem ersten Schultag erst einmal richtig auf die Schippe zu nehmen. Ja, so musste es sicher sein. Einen wirklichen Entschluss musste er nicht fassen. Von Anfang an bestand nicht einmal der Hauch der Möglichkeit, dass er zurückgezogen in einem Zimmer für sich alleine verbringen oder gar auf dem Gang kampieren würde. Nein, sein Entschluss war gefasst. Komme, was da wolle. Ray näherte sich dem Eingang seines wohlmöglich zukünftigen Quartiers. Jetzt, wo er sich Auge in Auge mit der massiven Holztür in Blickkontakt stand, bemerkte er die Lettern, die die Fassade der eichenholzfarbenen Tür zierten. „Adlerhorst – Betreten auf eigene Gefahr“, hieß es unmissverständlich auf großen Buchstaben geschrieben. Ray schmunzelte, blieb aber gänzlich unbeeindruckt, legte seine Hand auf die silberne Türklinke und betrat somit das verwehrte Reich seiner übrigen Klassenkameraden.


    Zwei Dinge machten den entscheidenden Unterschied zwischen diesem und Andys Zimmer. Stünden nämlich nicht zwei normale, sondern zwei Etagenbetten in diesem Raum und würde nicht eine solche makellose Ordnung herrschen, hätte man meinen können, in Andys Zimmer zu sein. Doch eben diese beiden Faktoren machten den entscheidenden Unterschied. Diese und die Tatsache, dass nicht Andy, sondern ein in schwarzen Jeans und in einem weißen Shirt, mit ebenso schwarzweißer, rücklings aufgezogenen Schirmkappe auf dem Kopf gekleideter Teenager mit dem Rücken gegen die Wand gepresst auf dem Bett saß und dem Eindringling namens Ray mit seinen smaragdgrünen Augen finstere Blicke zuwarf. Er senkte sein noch vor wenigen Sekunden gelesenes Buch, auf dessen Einband drei große und prächtige Vogelpokémon in den Farben blau, gelb und rot abgebildet waren. „Was willst du? Kannst du nicht anklopfen?“, fragte er mit schneidender Stimme und ohne seinen ebenso messerscharfen, auf Ray ruhenden Blick zu senken. Ray ließ derweil die Tür hinter ihm ins Schloss fallen.
    „Freut auch mich, dich kennenzulernen. Geile Bude übrigens. Hast doch hoffentlich nichts dagegen, wenn ich mich hier breit mache, oder?“
    „Was heißt hier ‚breitmachen’? Hey, was soll das? Bekloppt oder was?!“
    Nachdem er seinen Rucksack achtlos in die Ecke gefeuert und seinen Koffer einfach in der Mitte des Zimmers stehen gelassen hatte, ließ sich Ray bäuchlings auf das freie Bett fallen, das neben dem seines Stubenkameraden stand. „Schön flauschig“, seufzte Ray und zog sich in die Länge. „Hier geh ich nie wieder weg.“
    „Da habe ich aber noch ein Wörtchen mitzureden!“
    Der ursprüngliche alleinige Besitzer des Zimmers hatte sich zu voller Größe aufgerichtet. Fäusteballend baute er sich vor seinem Mitschüler auf. „Das kannst du mal knicken. Mach, dass du hier raus kommst!“ Ray aber machte keine Anstalten, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen, im Gegenteil. Als ein mehr als nur eindeutiges Zeichen seines Entschlusses, zog er sich die Schuhe aus und breitete sich nun gänzlich auf dem federweichen Bett aus.
    „Bist du schwer vom Begriff? Du sollst den Abgang machen, sonst ...“
    „Sonst was?“, gähnte Ray gelangweilt und schenkte seinem tobenden Gegenüber ein müdes Lächeln. „Willst du dich dann etwa bei den Lehrern ausheulen, dass du dein Zweibettzimmer mit jemandem teilen musst? Die werden sich freuen. Bist ja bereits jetzt schon beliebt, wie Fußpilz. Ich bleibe hier und damit basta. Und wenn es dir nicht passt – da ist die Tür.“ Ray machte eine schnippische Handbewegung Richtung Ausgang.
    „Was erlaubst du dir eigentlich? Ich war schließlich zuerst hier, klar?“, tobte Rays Stubenkamerad. „Wenn hier jemand geht, dann du!“
    Ray, nach wie vor unbeeindruckt und die Ruhe selbst, winkte abermals ab. „Ich für meinen Teil fühl mich hier sau wohl, auch wenn die Atmosphäre zu wünschen übrig lässt.“ Ein Grinsen breitete sich sekundenschnell in seinem Gesicht aus. „Aber dagegen lässt sich ja Abhilfe schaffen ...“
    „Abhilfe? Was meinst du damit? Hey, bist du taub? Ich rede mit dir!“


    Ray war von seinem Bett gesprungen und offenbarte der Welt erstmalig den Inhalt seines Koffers, über den sich bereits Andy wegen seines Gewichts beklagt hatte.
    „Ein Laptop?“ Die Stimme seines Klassenkameraden nahm zum ersten Mal nach Rays Eintreten einen anderen Ton an, war jedoch noch weit davon entfernt, freundliche Gesinnung zu zeigen. „Bist du bekloppt? Hast du etwa nicht mit den Einschulungspapieren auch die Hausordnung bekommen, auf der stand, dass Computer und die Dinger hier auf dem Campus verboten sind? Das Ding wird dir sofort beschlagnahmt, wenn das erst rauskommt.“
    „Sülz hier nicht rum, sondern hilft mir lieber.“ Ray hatte den Laptop auf dem Tisch am Ende des Raums und in der Nähe der Kleiderschränke aufgebaut. „Der Adapter müsste auch in der Tasche sein. Wie sonst soll ich denn meinen MP3-Player aufladen, wenn nicht so? - Hat’s hier eigentlich auch ne Steckdose? - Ah, hier.“
    „Du kannst sie echt nicht mehr alle haben“, sagte Rays Zimmergenosse halb überrascht, halb stocksauer, reichte diesem jedoch und ohne weiteres Aufmucken den Stromadapter.
    „Ich hab dich auch lieb“, feixte Ray, während er über die Tastatur seines Laptops rumfingerte. „Ha! W-Lan-Empfang habe ich auch, prächtig. Jetzt nur noch die Sicherheitsbarriere umgehen und ...“ Ray stoppte kurz, beschleunigte die Handbewegungen auf seiner Tastatur und knackte Augenblicke später selbstzufrieden seine Finger. „... da ist der Ray online.“
    „Du kannst sie doch nicht mehr alle haben – sich in das Schulnetzwerk zu hacken ...“
    Ungeachtet des Kommentars seines Klassenkameraden barg Ray nach kurzem Kramen seinen heißgeliebten MP3-Player aus den Tiefen seiner Hosentaschen. „Endlich ...“ Er führte die Öffnung des MP3-Player in einen extra dafür vorgesehenen Schlitz in seinem Laptop ein. „Auf der Hinfahrt einfach so der Saft ausgegangen; was für eine Blamage ... So, aber jetzt: etwas Musik.“
    „Ich kann mich nicht erinnern, dich hier in meinem Domizil zu ... Was zum Geier soll das sein?! Mach das gefälligst leiser!“
    Ray warf einen belustigten Blick über die Schulter. Sein Zimmergefährte hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck seine beiden Ohren zu. „Was ist los? Magst du etwa kein Tetris? Ist doch stark, oder?“
    „Stark? Ohrenkrebserzeugend trifft’s eher!“, brüllte der in schwarz-weiße Tracht gehüllte Junge gegen die Tonflut aus Rays Laptop an. „Dreh’s wenigstens etwas leiser, verdammt!“
    Doch sogar Ray fand, dass er ein sich ein klein wenig in der Lautstärke verrechnet hatte. Schließlich wollte er ja nicht riskieren, dass auf dem Campus plötzlich die Existenz seines illegal eingeschmuggelten Laptops die Runde machte. „Hast vielleicht recht - ein Ticken zu laut.“ Ray klappte den Bildschirm herunter. Die Musik erstarb augenblicklich. Ray erhob sich und streckte sich gähnend in die Länge, bevor er sich wieder auf seinem Bett niederließ. „Mit wem habe ich es eigentlich zu tun? Hast du auch einen Namen, oder soll ich dich ‚Tetris-Hasser’ nennen?“
    Rays Schulkamerad tat es seinem Stubenkameraden gleich, warf seinem Gegenüber aber über dessen dreistes und aufdringliches Auftreten weiterhin finstere Blicke zu.
    „Wenn ich dir es sage, ziehst du dann Leine?“
    „Nö, sag es mir aber trotzdem“, sagte Ray frech grinsend.
    Sein Klassenkamerad schnaubte abfällig. „Eagle ist der Name, merk ihn dir gefällig.“
    Ray runzelte die Stirn. „Eagle? Was soll denn das für ein Name sein?“
    „Der Name, mit dem du mich anzureden hast, wenn du hier bleiben willst, klar?“, knurrte Eagle zähneknirschend.
    „Alles klar, eure Hoheit.“
    Ray war mit dieser Entwicklung zufrieden. Wieder einmal hatte er seinen Kopf durchgesetzt und seinen Willen bekommen. Die Bestie war gezähmt und er hatte seinen rechtmäßig angestandenen Posten erhalten.


    Den verbliebenen Rest des Tages verbrachte Ray in seinem Zimmer. Mit Eagle, seinem Zimmergefährten, wechselte er jedoch kaum ein Sterbenswörtchen. Durch diesen Dickschädel hindurchzudringen, würde seine Zeit dauern, das wusste Ray. Für heute doch hatte er einen großen Sieg errungen.
    Nach einem kleinen Happen mit dem Großteil der anderen Hausbewohnern in der extra dafür vorgesehenen großräumig eingerichteten Küche des Raikou-Schulhauses, ließ Ray den erlebten Tag in den weichen Daunen seines Bettes noch einmal Revue passieren. So viel hatte er an nur einem Tag erlebt, dass man ein ganzes Buch hätte damit füllen können. Doch sein Leben an der Celebi-High hatte gerade erst begonnen.

    Part 4: Das Hause Raikou


    „Das Haus Raikou, Mr. Valentine, auch wenn es sich bei Ihnen um einen wirklich schwierigen Fall gehandelt hat.“
    „Wieso schwierig?“
    „Ist Ihnen klar, dass Sie sich kontinuierlich widersprochen haben? Wenn Sie sich nur mal ...“
    „Nein, lassen Sie gut sein. Ich will es gar nicht sehen ...“
    Ray und Sonja, die nun mit seiner besiegelten Aufnahme in das Hause Raikou zu seiner neuen Klassenkameradin zählte, hatten ihren Weg wieder zurück in das stinkige Kabuff in Sekretariatsform gefunden. Wie es ihm prophezeit wurde, war die alleinige Herrscherin dieses auf Gesetzen und Paragraphen gebauten Reichs in der Zwischenzeit mit der Auswertung von Rays Testergebnissen fertig.
    „Also Raikou?“, vergewisserte sich Ray.
    „Ja, knapp“, fügte die Sekretärin beiläufig hinzu und rückte sich ihre Brille zurecht, die ihr nach einem schrillfreudigen Quieken Sonjas ein gutes Stück die Nase heruntergerutscht war. „Sie werden den Weg zu Ihrem Haus alleine finden, nehme ich an?“
    „Logisch“, antwortete Ray lässig. „Trifft sich auch hervorragend. Mein ganzer Krempel ist bereits vor der Haustür geparkt.“
    Gut hörbar drückte die Bürokratin Rays Testergebnissen den in blauer Tinte geprägten Schulstempel auf, legte die Dokumente präzise und millimetergenau auf einen Stoß, die sich Augenblicke später zu den anderen Akten, in einem rappelvollen Schulordner, gesellten. „Weitere Instruktionen erhalten Sie dann von Ihrem Hauslehrer. Sie dürfen gehen.“
    „Nichts lieber als das. Man dankt“, verabschiedete sich Ray mit einem kurzen Handwinken und überließ ohne weiteres Zögern das Hoheitsgebiet wieder seiner rechtmäßigen Befehlshaberin.


    Rays Freude, sich nun als ein vollwertiger Schüler der Celebi-High zählen zu dürfen, gepaart mit dem gleichzeitig angenehmen Vergnügen, auch noch in das Hause Raikou aufgenommen worden zu sein, in dem er sich bereits jetzt richtig heimisch fühlte, war nichts im Vergleich zu der Begeisterung, die Sonja ausstrahlte. Ihr mit Büchern und Heften prallgefüllter Rucksack hüpfte im Gleichschritt ihrer von dem Boden abfedernden Freudensprünge auf und ab; selbst als sie den Springbrunnen, der sich am Eingang der Schule befand, und selbst dann noch, als sie mit anhaltendem „Klong, Klong“ die massive Eisenbrücke überquert und endlich das andere Ufer erreicht hatten.
    „Ist ja gut, bleib locker ...“, sagte Ray, konnte sich dabei aber selbst ein Grinsen nicht verkneifen.


    Das Schulhaus Raikou war mittlerweile bereits in Sichtweite gerückt. Viele in gelbe Hosen und Jacken gekleidete Schüler begrüßten Sonja auf ihr Erscheinen herzlich, musterten gleichzeitig allerdings Ray, den Eindringling, recht argwöhnisch; waren ihm beinahe schon feindlich gesonnen.
    „Hey, hey, ich komme in friedlicher Absicht, keine Sorge“, lachte Ray, dessen Coolness sich jedoch erstmalig, seit er einen Fuß auf den Campus gesetzt hatte, verflüchtigte und von einer Spur eines mulmigen Gefühls ersetzt wurde. Inzwischen hatte die „gelbe Bedrohung“ bereits solche Ausmaße angenommen und gegen ihn und Sonja Überhand gewonnen, dass Raikou-Heerscharen sogar bereits Versuche unternahmen, ihn, den ungebetenen Eindringling, zu umzingeln. „Bin der Neue im Club“, fügte er rasch hinzu und versuchte die Panik, die mehr und mehr seine Kehle zuschnürte, zu bändigen.
    Schützend, wie ein menschliches Schild, baute sich Sonja mit weit ausgebreiteten Armen zwischen Ray und der finster dreinblickenden Meute auf. „Es ist in Ordnung, er gehört zu uns.“
    „Ray?“
    Andy kämpfte sich durch seine Hauskameraden hindurch, die langsam aber sicher ihrem neuen Kameraden etwas mehr Diskretion zollten und Freiraum gewährten, ihn jedoch nach wie vor skeptisch beäugten.
    „Du hast es geschafft? Raikou, ja?“
    „Jaaah, sonst wäre ich ja nicht hier, oder?“, antwortete Ray, nun wieder mit zunehmend wachsendem Selbstbewusstsein und regelmäßig werdenderem Herzschlag.
    „Klasse, Glückwunsch! Echt tolle Leistung.“ Andy reichte seinem neuen Hauskameraden die Hand.
    „Ist doch nichts dabei“, sagte Ray lässig, entgegnete aber dabei den freundlich gesonnenen Gruß Andys.
    „Dein Gepäck ist übrigens oben“, sagte Andy und machte mit seinem Daumen eine vielsagende Geste über die Schulter Richtung des Raikou-Hauses.
    „Wunderprächtig. Kann ich auch gleich meine Bude beziehen“, sagte Ray. „Wo hast du den Krempel geparkt?“
    „Oben bei mir; im zweiten Stock“, antwortete Andy. „Komm eben mit.“
    Ray hatte bereits seinen Fuß auf die erste Treppenstufe seines neuen Wohnheims gesetzt, als ihm plötzlich klar wurde, dass sich das herumhüpfende Etwas mit Namen Sonja von seiner Seite gelöst hatte. Er warf einen Blick über die Schulter und suchte das Gelände nach seiner verlorenen Kameradin ab, die er wenige Augenblicke später auch problemlos ausmachen konnte. Regungslos und mit hängenden Schultern hatte Sonja genau an der Stelle Wurzeln geschlagen, an der sie vor wenigen Minuten noch von den Raikou-Scharen in die Zange genommen wurden. Traurig blickte sie in seine Richtung. Ray zögerte keine Sekunde. Er wusste sofort, was es zu tun galt.
    „Wo bleibst du denn? Willst du mich etwa mit diesem Verrückten hier alleine lassen?“ Sein Kopf machte eine Geste Richtung Andy.
    „Das habe ich jetzt mal überhört“, murrte Andy, als sich Sonja freudenstrahlend ihnen wieder angeschlossen hatte.


    In dem Schulhaus, welches Ray nunmehr als Unterschlupf für seine kommenden Schuljahre dienen sollte, herrschte angenehme Kühle. Er hatte kaum richtig auf dem grau marmorierten Boden Fuß gefasst, als er von Andy und Sonja eine ebenso marmorierte Wendeltreppe hochgeführt wurde. Abermals löste sich Sonja immer mehr von seiner Seite, während sie sich unaufhaltsam dem zweiten Stock näherten. Doch bereits als er den Mund aufmachen wollte, fuhr ihm Sonja, deren Abstand sich zu ihnen inzwischen auf fünf Stufen erweitert hatte, ins Wort. „Es geht nicht, Ray“, sagte sie mit ernstem Nachdruck in ihrer Stimme, schaute ihn dabei aber mit wehleidigem Gesichtsausdruck nach. „Der zweite Stock ist für die Jungen, musst du wissen ...“ Ray jedoch winkte ab.
    „Quatsch, pfeif auf die Vorschriften. Regeln sind wie billiges Porzellan: gemacht, um in Stücke geschlagen zu werden. Und jetzt hoch mit dir!“


    Es folgte ein langes Hin und Her, das Sonja schließlich und endlich verlor und sich dem Willen ihres neuen Freundes beugen musste. Andy erreichte als Erstes die Tür zum zweiten und letzten Stockwerk. Sonja fühlte sich allem Anschein nach sichtlich unwohl in ihrer Haut, den Jungenetage trotz Geleitschutz zu erkunden. Ray verlangsamte seine Schritte, während er Andy einen langgezogenen Korridor hinab folgte, der regelmäßig links und rechts von einer Tür unterbrochen wurde.
    „Und hier schlafen alle Jungen?“, wollte Ray wissen, als sie ihren Gang vor der verschlossenen Türe Andys Quartier beendeten.
    Andy kramte in seiner Hosentasche nach seinem Schlüssel und versenkte diesen dann zielsicher in das Türschloss. „Jepp, aber eben nur wir Raikous, versteht sich.“
    Mit einem leisen Klicken öffnete sich die Tür und mit einem weiteren kehrte das Licht in das durch die Vorhänge verdunkelte Zimmer ein. Andy teilte sich offensichtlich sein Zimmer mit drei weiteren seiner Klassenkameraden. Je ein hölzernes, zweistöckiges Etagenbett stand links und rechts zueinander. Auf dem Boden – das reine Chaos aus getragenen Klamotten, achtlos weggeworfenen Papierchen, nicht mehr funktionierenden Kugelschreibern und einer sich langsam schwarz färbenden und ranzig riechenden Bananenschale, wie man es von Teenies in ihrem Alter aber wohl auch nicht anders erwartet hätte. Vor dem mit Vorhängen verriegelten Fenster stand ein quadratischer Tisch mit vier Stühlen, auf dem ein ähnliches Durcheinander herrschte, wie auf der Ablage der Sekretärin in der Schule. Während Rays von dem Tohuwabohu begeisterter Blick durch das Zimmer schweifte, konnte er problemlos Andys Bett ausmachen. Aus unterschiedlichen Perspektiven lachte Andys Freundin Sarah von Photographien entgegen, die die Wand um das Erdgeschoss des linken Etagenbetts zierten, und genau an Fuße dieses Bettes standen sowohl Rays Tasche als auch sein Koffer.
    „Hey, kann ich nicht vielleicht hier bleiben? Gefällt mir richtig gut bei euch“, feixte Ray. Sonja hatte hingegen gehörigen Abstand zu der miefigen Jungenstube eingenommen und wedelte vielsagend mit der Hand vor ihrem Gesicht.
    „Sind bereits ausgebucht, sorry“, antwortete Andy augenzwinkernd und ignorierte Sonja gekonnt. „Aber jetzt wo du es ansprichst: es könnte vielleicht etwas – problematisch werden, dich unterzubringen ...“
    Was war los? Ray bemerkte die Unsicherheit, die plötzlich in Andys Stimme lag. Zwar konnte Ray nicht behaupten, Andy sonderlich gut zu kennen, doch dieses eigentümliche Verhalten war ihm neu. Ray zog die rechte Augenbraue in die Höhe.
    „Warum, was soll los sein?“
    „Also – ähm, das siehst du am besten selbst ...“, antwortete Andy, schnappte sich Rays Rucksack und marschierte voran.


    Es ging für die drei den Gang in die selbe Richtung hinunter, wie sie ihn auf ihren Hinweg bereits gemeistert hatten, bis ihr Weg vor einer Tür am anderen Ende des Korridors sein Ende fand.
    „Also ...“, begann Andy mit nach wie vor unsicher klingender Stimme, „ ... wir hatten hier mit einigen – Schwierigkeiten zu kämpfen, bevor du überhaupt auf der Bildfläche erschienen warst.“
    „Und?“, fragte Ray und musterte Andy, von dessen Gestammel er nur die Hälfte verstand, mit fragendem Blick.
    „So wie ich das mitbekommen habe, hast du in deiner Klasse noch vier weitere Kameraden und einer – naja, einer ist eben etwas schwierig.“ Andy betonte das letzte Wort mit äußerster Sorgfalt. „Er hat sich vehement geweigert, sein Zimmer mit irgendjemand anderem zu teilen, musst du wissen, geschweige denn, in ein Vierbettzimmer zu ziehen. Und jetzt ...“, Andy stoppte kurz, „ ... ja, deine drei anderen Klassenkameraden teilen sich jetzt ein Dreibettzimmer und der eine ist in einem Zweibettzimmer untergebracht. Du hast also entweder die Möglichkeit, dir auch ein Zweibettzimmer zu suchen, oder du kannst deinen Klassenkameraden irgendwie überreden.“
    Sonja wirkte bestürzt. „Oh, doch nicht der ... Ich habe davon gehört. Muss ein höllischer Aufruhr gewesen sein.“
    Ray verstand die Welt nicht mehr, was ihm jedoch auch reichlich egal war. Nie und nimmer käme es für ihn in Frage, die kommenden Jahre alleine in einem für ihn viel zu groß geratenen Zimmer zu verbringen. Langeweile? Einsamkeit? Keinem, dem er auf die Nerven gehen konnte? Nie und nimmer!
    „Schon in Ordnung“, sagte Ray und schenkte sowohl Andy als auch Sonja ein Lächeln. „Ich komm schon klar.“
    „Ähm, okay. Dann lass ich dich jetzt mal alleine. Muss Sarah unten beim Kochen helfen“, meinte Andy und entfernte sich mit schnellen Schritten von seinen beiden Hausbewohnern.
    „Nimm Sonja mit“, rief ihm Ray nach.
    Sonja warf Ray einen mitleiderfüllten Blick zu. „Viel Glück“, tuschelte sie leise. „Und – danke. Wir sehen uns.“

    Part 3: Die gehemmte Künstlerin


    „Hi! Was dagegen, wenn ich mich etwas zu dir geselle?“
    „W-Was?“
    Ray hatte endlich eine Entscheidung gefällt. Seine Wahl war auf kleinen Vierpersonentisch gefallen, der sich recht abseits von den langgezogenen Bänken befand. An dem von ihm auserkorenen Platz saß bereits eine Schülerin, die ihrer gelben Schuluniform zufolge zum Hause Raikou gehörte. Auf Rays ersten Augenschein hin, gehörte das Mädchen mit dem weit zum Rücken herunterreichenden gelben Haarzopf in etwa dem selben Alter an, wie er. Offenbar unendlich tief in die Arbeit in ihren Notizblock vertieft, zuckte sie auf Rays Frage hin erschrocken zusammen, bevor ihr Blick ganz langsam zu Ray in die Höhe schweifte.
    Die Unsicherheit, die in der Stimme des Mädchens lag und dann noch diese Beklommenheit, die sich in ihren graublauen Augen wiederspiegelte, blieben Ray nicht verborgen. Freundlich wie er war, wiederholte er seine Frage.
    „Ob ich mich setzen darf, oder erwartest du noch jemanden?“
    Diese Frage war überflüssig, das wusste Ray. Jener Art von Menschen war er schon oft während seiner bisherigen Schulzeit begegnet, auch wenn er nie richtig verstand, worin die Ursache der Komplexe waren, mit denen dieser Personenkreis so verbissen kämpfte. Schüchternheit, Verlegenheit, Furcht – all dies waren Dinge, die Ray niemals richtig verstanden hatte.
    „Wenn du magst ...“, murmelte das Mädchen, wandte sich von Ray ab und schenkte ihre ganze Aufmerksamkeit wieder den Notizen, die sie in ihren Block hineinkritzelte.
    „Danke“, sagte Ray erleichtert und nahm ihr gegenüber Platz. Die Last seines Tabletts war inzwischen bereits so schwer geworden, dass er ein „nein“ auch nicht ohne Weiteres akzeptiert hätte, so aber war es definitiv einfacher.


    Händereibend machte sich Ray über seine Ausbeute her, bei der er sich wahrlich nicht hatte lumpen lassen. Zwei Stücke Torte, ein gigantisches Stück Schokoladenkuchen, einen Berg voll Waffeln mit einem nicht weniger großen Berg voll Schlagsahne und Plätzchen und Hülle und Fülle. Hungrig wie er war, kostete er eine Leckerei nach der anderen, woraufhin sein Magen bei jedem weiteren Bissen vor Freude höher zu hüpfen schien.
    „Boah, erste Sahne die Torte!“ schmatzte er. „Magst du was auch was davon?“
    Abermals schreckte seine Tischgefährtin auf seine Worte hin erschrocken in sich zusammen. Rays sahnebeschmierte Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln, als sich ihre Blicke trafen. Er wäre nicht der, der er nun mal war, wenn er sich einfach so stillschweigend über seine Mahlzeit hermachen und dann am Schluss einfach so das Weite suchen würde. Das wäre in seinen Augen unhöfflich, ein absolutes Unding und ein völlig falsches Verhalten.
    „Ob du auch etwas willst?“, wiederholte er. „Ich schaff es ja doch nicht alles.“ Er schob sein Tablett demonstrativ etwas in die Mitte des Tisches.
    Die bleistiftfreie Hand der Raikouianerin zuckte ein wenig, als würde sie innerlich einen verbissenen Kampf führen. Ihre Augen ruhten auf den mit Zuckerguss und Schokolade überzogenen Plätzchen.
    „Nur keine falsche Scheu. Ist ja genug da“, sagte Ray freundlich und rückte das Tablett noch weiter an sie ran. Ihre Augen huschten kurz von den süßlich duftenden Gebäck zu Ray, dann aber schlagartig wieder zum Tablett hinab.
    „Du meinst ...?“
    „Jetzt nimm schon“, herrschte er sie an, verlor dabei allerdings nicht die Freundlichkeit in seiner Stimme. „Du willst mich doch nicht beleidigen, oder?“ Genau im richtigen Moment, als sich ihre Blicke abermals trafen, zog Ray eine zuckersüße Schnute; wohl süßer und zahnsteinzerstörender als der komplette Inhalt seines Tabletts zusammen, woraufhin auch das Mädchen sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte und sich endlich eines von Rays Plätzchen in den Mund schob.
    „Danke ...“
    Rays Grinsen wurde breiter. „Geht doch.“


    Die Augen des neusten Schülers der Celebi-High ruhten noch eine ganze Weile auf seiner Tischgefährtin, die mittlerweile einen Großteil ihrer Zurückhaltung gegenüber Ray verloren hatte und sich bereits den fünften Keks in Folge genehmigte.
    „Ach, wie unhöfflich von mir. Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt.“ Ray klopfte sich auf die Brust. „Ray Valentine. Freut mich, dich kennen zu lernen. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“
    Sie zögerte einen Augenblick, bevor sie antwortete. „S-Sonja, Sonja Lynn. Freut auch mich, dich kennen zu lernen.“
    „Alles klar S-Sonja, Sonja Lynn. Darf ich dich auch Sonja nennen?“, lachte Ray.
    „Nur Sonja reicht, denke ich ...“, antwortete sie. Ihre Wangen nahmen einen leichten Hauch von rosa an.
    „Okay, ‚nur Sonja’“, feixte er lächelnd und auch Sonjas Lippen kräuselten sich - von Rays Art angetan - zu einem Lächeln.


    Der Inhalts seines Tabletts hatte sich bereits fast seinem Ende zugeneigt, als Sonja erstmalig das Wort ohne Aufforderung ergriff. „Ray? Darf ich dich etwas fragen?“
    Rays Augen lösten sich von den letzten Krümeln vor ihm und legte seine Gabel beiseite. Er lächelte. „Ob du mich etwas fragen darfst? Aber du fragst mich doch gerade schon etwas ... Naja, tu dir bloß keinen Zwang an.“
    „Äh, okay. Also – was ich fragen wollte ...“
    Sonja schien ihre Worte sorgfältig und mit viel zu viel Bedacht abzuwiegen.
    „Ja?“, hakte Ray nach.
    „Also, warum du keine Uniform trägst, wollte ich wissen. Außerdem glaube ich, dich noch gar nicht hier auf dem Schulgelände gesehen zu haben. Sorry, wenn es frech klingen mag ...“, fügte sie rasch ihrer Frage hinzu, doch Ray winkte ab.
    „Quatsch, warum sollte das frech sein? Ist doch eine berechtigte Frage“ korrigierte er Sonja. „Also, die Sache ist die: Ich wollte ja pünktlich zum ersten Schultag erscheinen, aber dann hat mich ein Schneckmag zu einem Marathon herausgefordert und bis es dann endlich zur Siegerehrung erschienen ist ... Naja, das hat halt seine Zeit gedauert, du verstehst?“
    Auf Sonjas anhaltenden verdutzen Gesichtsausdruck hin, rückte Ray dann aber doch schließlich mit der Wahrheit heraus und berichtete ihr von seiner Reise zu Celebi-Island und seine Einstellung über die ersten Schultage.
    „ ... oder habt ihr wirklich schon was Interessantes durchgenommen, geschweige denn bereits ein Pokémon erhalten? Naah?“, beendete Ray seine Ausfertigungen.
    „Um ehrlich zu sein – nein“, antwortete Sonja. „Stundenplan, was im Jahr für Stoff durchgenommen wird, bestehendes Wissen testen, etwas Sport ...“ Sie zuckte kurz die Schultern. „Das Übliche halt.“
    Ray, dessen Magen inzwischen prallvoll war und langsam von der Müdigkeit seiner Reise übermannt wurde, lehnte sich entspannt zurück. Er gähnte ausgiebig. „Sagte ich doch.“
    „Und du bist noch keinem Haus unterteilt?“ wollte Sonja wissen.
    „Nö, dürfte aber bald soweit sein“, antwortete Ray, krempelte seinen Ärmel hoch und warf einen Blick auf seine Uhr. „Noch eine knappe Viertelstunde. Ich leiste dir noch etwas Gesellschaft, wenn es dir nichts ausmacht.“
    Sonja schüttelte rege ihren Kopf. „Nein, natürlich nicht.“


    Nach einer langen Pause des Schweigens, wiegte Sonja abermals ihre Worte mit äußerster Vorsicht ab. „Hast du eine Ahnung, wo es dich hinverschlagen könnte; vielleicht eine Mutmaßung?“, fragte sie vorsichtig.
    Ray ahnte bereits, auf was Sonja hinauswollte, doch konnte er es ihr nicht verübeln. Es schien fast so, als hätte sie bislang noch keinen wirklichen Anschluss in ihrer Klasse und unter den Kameraden ihres Hauses gefunden. Es tat ihr offenbar sichtlich gut, mit Ray zu reden. Mit wachsender Zuneigung für Sonja schüttelte Ray seinen Kopf. „Keine Ahnung, sorry. Aber vielleicht klappt’s ja mit Raikou.“ Lächelnd zwinkerte er ihr zu.
    Sonja lief rot an, ließ zum ersten Mal ihren Blick von ihrem Gegenüber ab und tat so, als würde sie sich wieder mit ihren Notizen beschäftigen.
    Ray blieb es nicht verborgen, dass seiner Gesprächspartnerin das Thema peinlich zu sein schien, also lenkte er den Gesprächsstoff ab. „Sag mal, was machst du da eigentlich?“ Er machte einen Fingerzeig in Richtung Sonjas Notizen. „Sag bloß, ihr bekommt schon jetzt Hausaufgaben, oder was soll das sein?“
    „Nein, also das – das ist so ein Hobby von mir, weißt du?“
    Ray runzelte die Stirn. „Schreiben, in deiner Freizeit? Wusste gar nicht, dass man so was zu seinem Vergnügen machen kann ... Darf ich mal sehen?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, beugte er sich über den Tisch und versuchte dabei, einen Blick auf Sonjas Block zu erhaschen. Mit einem Anflug von Panik in den Augen warf sich Sonja mit der ganzen Gewalt über ihr Geschriebenes – so heftig, dass ihr gemeinsamer Tisch nach diesem Aufprall gefährlich ins Schwanken geriet.
    Sonjas Gesicht war zwischenzeitlich tomatenrot angelaufen. „Uuups, entschuldige.“
    „Nein, schon in Ordnung – mein Fehler“, entschuldigte sich Ray wahrheitsgemäß und stellte dabei sein ausgetrunkenes Glas wieder sorgsam auf sein restlos leergeputztes Tablett. „Hätte nicht so aufdringlich sein sollen.“ Er legte eine kurze Pause ein. „Nun denn, ich glaube, es wird auch langsam an der Zeit.“ Er erhob sich. „Die Bürotante dürfte so langsam mit meinem Fragebogen durch sein“, meinte Ray und griff sich die Überreste seines verspäteten Mittagessens.
    „Du gehst?“ Sonja wirkte erschüttert. „Jetzt schon?“
    Ray schwenkte seinen Blick zu Sonja hinüber. Eine Welle von heftig in die Magengegend stechendes Mitleid überkam ihm bei dem Gedanken, seine Gesprächspartnerin, die offenbar sehr viel von ihm hielt, einfach so zurückzulassen. Ray fasste einen Entschluss. „Magst du vielleicht mitkommen?“
    Sonja schreckte bei Rays Angebot so ruckartig auf, dass sie beinahe ein zweites Mal den Tisch zerlegte. „Gerne.“

    Okay, dann bringe ich hier einfach mal die drei Vorschläge, die ich auch bereits in dem Feedback zum Fanstoryjahr 2010 gebracht hatte. Auch wenn ich mich dieses Jahr wahrscheinlich gänzlich aus den Wettbewerben zurückhalten werde/muss (Faktor Zeit), würde ich mich dennoch freuen, diese Wettbewerbe zu sehen.

    Zeitungsartikel

    Also die Sache mit dem Zeitungsartikel fand ich persönlich richtig gelungen, auch wenn leider nur wenige auf den fahrenden Zug aufgesprungen sind. Brauch ich das Thema eigentlich noch weiter zu erläutern? Naja, okay. Aufgabe ist es, einen Bericht zu schreiben, wie man ihn aus einer Zeitung kennt. Beschränkung sollte hierbei natürlich auf dem Thema Pokémon liegen. Man könnte die Sache natürlich auch erweitern, denn Zeitungsartikel ist eben nicht immer Zeitungsartikel. Bildzeitungsniveau oder eher was wie die Frankfurter allgemeine; Fachzeitschrift oder vielleicht auch Schülerzeitung; Trendy Frauenzeitschrift oder eine Zeitung rund um den Pokémon-Sport. Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt. Mit einer Beschränkung von 1.500 Wörtern sollte man hierbei gut fahren.




    Der Prolog deines Videospiels

    Wer mich kennt weiß, dass ich gewissermaßen eine Schwäche für Nacherzählungen von Spielen habe. Im übrigen ist es allerdings auch nicht selten, dass man sich an vorgegebenen Handlungen und Charakteren orientiert bzw. tatsächlich eine bereits existierende Handlung mit eigenen Worten wiedergibt. Hierfür könnte man auch einen Wettbewerb halten. Man sollte die Grundhandlung eines Videospiels, wie man sie aus den ersten Seiten einer jeder Gebrauchsanweisung kennt, mit eigenen Worten wiedergeben. Je nachdem, um welche Art von Videospiel es sich handelt, weichen die Beschreibungen natürlich voneinander ab. Ein Spiel aus der moderne besitzt einen ganz anderen Prolog als ein Adventure aus dem Mittelalter; sollte klar sein. Für Abwechslung sollte also gesorgt sein. Eine Beschränkung, um welche Art von Videospiel es sich handelt, sollte es fast keine geben (Zombie-Schnitzelspiele z. B. sind grenzwertig). Wortbegrenzung sollte meiner Meinung nach bei 250 liegen. Problematisch sehe ich an diesen Wettbewerb eigentlich nur, dass man vielleicht wirklich zu 100 % den Prolog übernimmt, der in Beschreibung des Spiels vorliegt. Das müsste man dann wirklich im Auge behalten.




    Post apokalyptische Zukunft

    Ein tolles Thema meiner Meinung nach. Hier hat man auch sehr großen Spielraum (ob nun mit Pokémon, oder ohne; Auserirdische Invasoren; Umweltkatastrophe; Krieg, ...), wobei das Thema eigentlich klar sein sollte: Der Kampf ums nackte Überleben; manch einer düsterer und manch einer eher zuversichtlicher, soll dem Autor überlassen sein. Ein abschließendes Ende muss nicht unbedingt Vorgabe sein. Der weitere Verlauf darf also ruhig offen bleiben. Als Beschränkung würde ich 1.500 bis zu 2.000 Wörter vorschlagen, da dieses Thema doch einiges an Stoff bietet.



    PS: Sollten mir noch weitere Vorschläge in den Sinn kommen, werde ich sie hier noch erwähnen.

    Es spielt generell keine Rolle, in welches Forum du einblickst: in jedem findest du irgendwo ein, zwei User die denken, sie müssten unbedingt auffallen und ihre Grenzen bis zum absoluten Limit ausschöpfen. Wie du bereits richtig gesagt hast, gibt es verschiedene Sorten von Usern. Diejenigen, die wirklich nach dem Prinzip "Lesen - Denken - Posten" handeln; Forenbenutzer, die selten Beiträge schreiben und wirklich nur die reine Informationsquelle des Forums ausschöpfen; die Trollfraktion, ob nun die eher harmlosen oder schon die grenzwärtigen (Posthunting, E-Penis, spammen, der Langeweile wegen, den Drang aufzufallen, ...); und zu guter Letzt noch die Anfänger. Zu dieser Fraktion gehört nun auch meine Schwester, die hier ihre ersten Erfahrungen mit Foren sammelt. Sie handelt diesbezüglich recht vorsichtig, da ihr der Umfang des hier angebotenen doch recht weitläufig erscheint. Ich denke, das trifft auf einen Großteil der Neulinge zu. Die wenigsten, die wirklich noch nie in einem Forum waren, würden einfach so drauf los schreiben, sondern überlegen sich ihre Schritte. Was das Alter betrifft, so würde ich behaupten, dass dies kaum eine Rolle spielt. Ich werfe jetzt einfach mal die Feststellung "Körperliches Alter ≠ Geistige Reife" in den Raum; einen Satz, der sich in einem anderen, viel größeren Forum bereits mehr als einmal bestätigt hat. Man muss keine fünfundzwanzig Jahre Lebenserfahrung haben, um sich ordentlich benehmen zu können - im Gegenteil. Selbst mit dem zärtlichen Alter von zwölf Jahren sollte man bereits gewisse Grenzen kennen und sich den Regeln beugen, die einem auferlegt werden.


    So, langer Text, wenig Inhalt. Ich sehe es bislang also so: Qualität ist in diesem Forum definitiv gegeben, auch wenn sich mal das ein oder andere Thema versehentlich im falschen Bereich erscheint, oder eine Grenze aufgrund Lesefaulheit mal überschritten wird. Nun fragt man sich natürlich, wie es dann zu solchen Behauptungen kommen kann, dass hier das Niveau gelegentlich eine steile Talpfad macht. Nun, in dem einen Jahr, in dem ich nun hier in dieser Community verweile ist auch mir bereits ein Faktor ins Auge gesprungen, der an dieser Misere nicht ganz unschuld zeigt. Einerseits wird auf die strikte Einhaltung der Regeln gesetzt und diese gelegentlich sogar auf radikale (ja, radikale Weise) durchgesetzt, andererseits sitzt der Ursprung, der förmlich zum Trollen einlädt, in der Fraktion des Forenstaffs, oder bei den alteingesessenen Forenusern, bei denen meiner Meinung nach viel zu oft beide Augen zugedrückt werden. Die Umfrage zum Moderator und User des Jahres zeigt hierbei deutlich, dass sich meine "Theorie" (vielmehr ein Faktum) bestätigt. Trollen wird belohnt! Die Wahl der User wird unter anderem dadurch beeinflusst, dass die zur Wahl stehenden einfach die "geilsten Trolle" sind.


    Was ist ein Moderator für mich? Ein Moderator wacht über die Einhaltung der Regeln, die dieses Forum ihren Benutzern auferlegt. Dabei zählt auch er sich zu einem User, wie jeder andere auch. Auch für ihn gelten Regeln und Grenzen. Dummerweise sehe ich immer öfter (und ich habe mich auch bereits über das Verhalten eines Moderators intern beschwert - ohne sichtlichen Erfolg), dass das Verhalten so manch eines Forenmitarbeiters wirklich zu wünschen übrig lässt. Das ist der zweite Punkt, den ein Moderator für mich vertritt: Ein Moderator verkörpert eine Vorbildsfunktion. Wie bitte sollen die User ihre Grenzen kennenlernen, wenn gewisse User, die gelegentlich auch mal in einer geistigen Hochphase den ein oder anderen sinnvollen Post raushauen, oder gar Moderatoren einfach viel zu oft mit einem blauen Auge davon kommen? Frei nach dem Motto: wenn der das darf ... Wie sollen die User ihre Grenzen kennenlernen, wenn solche Menschen förmlich zum Trollen einladen? Gerade vor dieser Fraktion der Forenmitgliedern sollte man als "normaler" User mit einem gewissen Ehrfurchtsgefühl blicken. Stattdessen muss man sich bei dem genaueren Betrachten ihrer Beiträge eher die Kompetenz dieser User in Frage stellen. Um nur mal eines von vielen Beispielen zu nennen:



    Dieser User wird es höchst wahrscheinlich bei der Wahl zum User des Jahres noch sehr weit bringen. Für mich allerdings ist alleine die bloße Aufstellung zur Wahl eine bloße Beleidigung - ein Schlag in die Magengegend. Ein Troll, wie er im Buche steht. Aufgrund der Tatsache, dass er vielleicht mal gelegentlich etwas zu dem Forenleben beiträgt, wird hier aber mal ein Auge zugedrückt - ein Unding. Eben diesen Leuten sollte man viel öfters auf die Finger schlagen und vielleicht auch mal in den eigenen Reihen nach den Fehlerquellen suchen. Ich möchte nicht behaupten, dass dies der einzige Grund ist, warum es manchmal an fehlender Qualität der Beiträge hapert, aber die von mir angesprochene Thematik ist und bleibt ein Grund, den man nicht außer Acht lassen sollte.


    PS: Da ich ein Feind des öffentlichen anprangerns bin, werde ich mich vehement weigern, Namen zu nennen.


    Edit: @ unten: Klarer Fall von Post gelesen aber nicht verstanden. Wenn du etwas weiter denkst, wirst du vielleicht dahinter kommen und vielleicht den Funken Wahrheit, der dir in meinem Post vielleicht noch nicht in das Auge gesprungen ist, erkennen. Ansonsten erachte ich jede weitere Diskussion zu deinen Kritiken als Zeitverschwendung und damit als überflüssig. Vielleicht, aber auch nur vielleicht sind unsere Ansichten bezüglich dieses Thema aber auch so grundverschieden, dass wir völlig aneinander vorbeireden. Auch hierbei wäre jede weitere Diskussion sinnfrei.

    Part 2: Wenn der kleine Hunger quält ...



    „Endlich ...“
    Die Tür zum Sekretariat hinter Ray sprang in ihre Angeln. Erleichtert atmete er auf. Endlich dem Mief des stickigen, nach Kaffee und Tonerschwärze stinkenden Büros entronnen zu sein, war wie der rettende Atemzug nach einem schier ewig vorkommenden Tiefseetauchen. Er lehnte sich entspannt gegen den Eingang in der Bürokratiezentrale, welche ihm gut und gern gestohlen bleiben konnte. Er war frei; endlich erlöst. Zumindest für ein paar Stunden, denn so lange würde die Auswertung seiner Testergebnisse dauern, so meinte es jedenfalls die Schreibtischathletin, die hinter der Fassade der Tür zu seinem Rücken gerade sein lustlos dahingekritzeltes Geschriebenes auswertete. Schülerscharen zogen unterdessen an ihrem nun offiziell aufgenommenen Kameraden vorbei und nahmen das fremde Gesicht im Vorübergehen kurz in Augenschein, bevor sie einzeln oder in Grüppchen; munter miteinander schwatzend oder über den eben erfahrenen Stoff sehr nachdenklich schweigend in alle Himmelsrichtungen ausschwärmten.


    Lässig stieß sich Ray schließlich von der Tür zum Sekretariat ab. Eine Stunde blieb ihm, um den Campus – seine neue Heimat – etwas unsicher zu machen. Nicht unbedingt viel Zeit würde man meinen, insbesondere wenn man berücksichtigte, wie unermesslich groß das komplette Schulgelände schien. Unendlich viel Möglichkeiten taten sich vor Rays inneren Auge auf, verblassten sekundenschnell wieder und schufen sogleich Platz für die nächste Schandtat. Doch wurde er ausnahmsweise mal nicht von seinem unglaublich starken Willen in Richtung dem zum Baden einladenden gigantischen Schulweiher oder dem entdeckten Billardtisch in dem Gebäude unmittelbar zum Raikou-Schulhaus getrieben, stattdessen zog es ihn an einen ganz anderen Ort, den es allerdings vorher noch zu finden galt. Bereits während er im Sekretariat den Fragebogen ausfüllte, hatte sich sein Magen lautstark zu Worte gemeldet. Zu recht, denn die letzte Mahlzeit lag bereits seit Stunden zurück. Etwas zwischen die Zähne musste schleunigst her. Ray krempelte seinen Ärmel hoch und warf einen Blick auf seine Digitaluhr. 16:17 Uhr zeigte sie an; wohl zu früh für ein ausgiebiges Abendessen. Doch würden in einer solch gigantischen Schule derlei banale Wünsche wie einen kleinen Happen zwischendurch sicherlich nicht lange unerfüllt bleiben. Schlussendlich entschied sich Ray dann doch, seinem Magen klein bei zu geben, und trotz starkem Widerwillen einen Blick auf den Wegweiser zu werfen, den er bei seiner Ankunft einfach ungeachtet links liegen gelassen hatte.


    Klassenzimmer für Klassenzimmer ließ Ray auf der Suche nach einem Stillmittel für seinen Magen hinter sich. Es ging einen langen Gang entgegengesetzt des Sekretariats herunter. Türen sprangen derweil links und rechts von ihm auf. Schüler strömten ihm entgegen oder schlossen sich ihm in seine Richtung an. Ray spürte deren Blicke auf sich haften wie eine verlorene Fliege in einer düsteren Nacht an der einzigen funktionierenden Straßenlampe in Reichweite klebte. Uniformlos, wie er durch die Gänge stromerte, fiel er unter den ordnungsgemäß gekleideten Schülern auf wie ein buntes Hunduster. So gekonnt es ihm möglich war, ignorierte er das Tuscheln und Fingerzeigen hinter seinem Rücken und gab sich ganz dem stetig intensiver werdenden, herzhaften Kantinenduft und dem munteren, immer lauter werdenden freudigen Geklirre von Besteck hin, bis sein Marsch schließlich und endlich in der Schulcafeteria, einen Raum, in seinem Umfang etwa die Ausmaße der Aula besitzend, sein Ende fand.


    Selbstbedienung war das Motto, wie man es jedoch wohl auch nicht anders von einer Schulcafeteria erwartet hätte; doch hier anzustehen, lohnte sich wahrlich. Einen jeden Schüler, der seinen Weg in diese Hallen des Schlemmens und des sich gut Gehens fand, erwartete eine wahre Gaumenfreude des kulinarischen Hochgenusses. Tafeln beladen mit allerlei herzhaft duftenden Speisen und Getränken, die die hiesige Küche ihren hungrigen Schülern bereit hielt, waren links und rechts nebeneinander aufgebaut, sodass sie drei lange und breite Gänge bildeten. Weit abseits von Cash and Carry standen reihum Tische, Stühle und Bänke aller Größenordnungen bereit, die ihnen auferlegte Last zu tragen. Neben drei besonders langgezogenen Banken, gab es etwas abseits davon auch Sitzgelegenheiten für kleinere Runden und Zwiegespräche nur unter vier Augen. Sauerstoffspendende Pflanzen, die in Blumenampeln von der Decke hingen oder auch einfach nur schlichtweg eingetopft in der Ecke standen, dienten als Abrundung für diesen Unterschlupf eines jeden von der Schule genervten, oder auch einfach nur hungrigen Schülers.


    Ray ließ sich nicht lange lumpen und machte daran, kaum hatte er richtig Fuß gefasst, sich über die Schlemmereien her zu machen. Wer sich allerdings etwas wirklich Üppiges in Form eines warmen Mittagessens erhoffte, wurde hier enttäuscht. Das offenbar von Tageszeit variierende Buffet bot zur aktuellen Stunde eine Reihe von verschiedenen fruchtigen Kuchen und sahnigen Torten, Muffins, Kekse und anderes Gebäck, kalten Pfannkuchen, belegten Broten und Brötchen, Sandwiches, Laugengebäck, Waffeln mit Schlagsahne, Jogurts, Eiscreme, Obst aus aller Herrenländer in Hülle und Fülle, sowie süße Säfte in den verschiedensten Farben, Milch und natürlich Kakao, an.


    Vollbepackt mit sämtlichen Leckereien, nach denen es sein Herz gedürstet hatte, machte sich Ray abermals auf eine Suche - diesmal allerdings nach einer Sitzgelegenheit. Angesichts des eher geringen Andrangs, der zum Zeitpunkt in der Mensa herrschte, war dies jedoch nicht weiter schwer. Die drei langgezogenen Tische waren völlig unbemannt. Hingegen wurden die kleinen und abgelegenen Tische und Stühle von einigen wenigen Schülern bevölkert. Eine Art Klassen- oder Gruppenbildung, so wie Ray es auch bereits von früheren Schulen her kannte, gab es auch hier, wie er feststellen musste. Vergleichbar mit Vogelpokémon, die sich auf Stromleitungen unter ihresgleichen tummelten, so verhielten sich auch die verschiedenen Schüler und sammelten sich ihren Farben entsprechend grüppchenweise an den Tischen. In blaue, gelbe und rote Uniformen gezwängte Schüler beanspruchten einen Großteil der freien Sitzgelegenheiten – jedoch nur unter sich. Rot bei rot, blau bei blau und gelb bei gelb. Niemand schien auch nur ansatzweise in Erwägung zu ziehen, sich zu der „Konkurrenz“ zu bequemen und dort Platz zu nehmen. Für Ray, der sich selbst für einen absoluten Gruppenmensch hielt, war dies natürlich problematisch, schließlich stand für ihn noch gar nicht fest, zu welchem Hause er sich bald zählen durfte. Selbst er sah es als problematisch an, sich zu einer Gruppe Menschen zu gesellen, um die er, sobald erst die Zeit gekommen war, wohl einen großen Bogen machen würde. Andererseits hatte er sich bereits mit zwei Schülern aus dem Hause Raikou angefreundet, die ihm äußerst wohl gesonnen waren. Ihnen gänzlich den Rücken zu kehren, selbst wenn er wohlmöglich bald „die Farbe des Feindes“ tragen würde, konnte er sich irgendwie nicht vorstellen. Sein Blick schweifte über die Runde. Sollte er sich vielleicht einfach zu jemandem an den Tisch setzen? Zumindest die Raikouianer hatten bewiesen, dass sie selbst gegenüber völlig Fremden äußerst aufgeschlossen und freundlich reagierten. Ray seufzte innerlich. Je länger er sich darüber Gedanken machte, wo er sich nun hinsetzen sollte, desto schwerer schien das Tablett in seinen Händen zu lasten, außerdem wurde er bereits argwöhnisch von seinen vielleicht schon zukünftigen Klassenkameraden beäugt.

    ~Kapitel 2: Hier bin ich~


    Ohne auf weitere Formalitäten wie die eines „Herein“ zu warten, öffnete Ray die Tür und fand sich Augenblicke später im Schulsekretariat, einem in sich geschlossenen, quadratischen und fensterlosen Raum wieder, der von einem ellenbogenhohen Tresen geteilt wurde und den markanten Kaffeegeruch in der Luft hatte. Die Wände waren trist weiß tapeziert und gänzlich undekoriert. Seitlich hinter den Tresen versperrte ein großes, von oben bis unten mit jeder Menge von schwarzen Ordnern besetztes Regal die Sicht auf die blanke Wand. – Typisch Büro eben. Weit hinter der ebenholzfarbenen Barrikade, welche wohl die Sekretärinnen der Schule von den Wutausbrüchen so mancher Schüler schützen und abschirmen sollte, stand ein großer, recht unaufgeräumter Tisch; ein Dilemma bestehend aus allerlei wichtigtuerisch wirkenden Dokumenten, einer halb ausgetrunkenen Tasse Kaffee, Kugelschreibern, Bleistiften, Heftklammern, Tipp-ex-fläschen, Lochern, Tackern und sonstigen Schnickschnack, den man unbedingt brauchte, um den Büroalltag zu bewältigen. Zwischen all dem Chaos wachte ein leise summender Flachbildmonitor – besetzt von einer kleinen, leicht pummeligen Schreibtischathletin im mittleren Alter und schulterlangem, oxidroten Haar, die Ray, nach dessen Eintreten, hinter ihrer rechteckigen Brille recht fragend musterte, sich jedoch nicht von ihrem gut gepolsterten Schreibtischstuhl erhob.


    „Junger Mann?“
    „Hallo“, grüßte Ray. „Hier bin ich.“
    Die Sekretärin verschärfte ihren auf Ray haftenden Blick.
    „Bitte? Warum sind Sie nicht im Unterricht?“
    Ray zog wegen der Unkenntnis seiner Gesprächspartnerin auf übertriebene Weise eine Schnute.
    „Habt ihr in eurem ganzen Papierkrieg nicht gemerkt, dass euch ein Schüler bei der Einschulung gefehlt hat? Nun, hier wäre ich nun. Wenn ich vorstellen darf: Ray Valentine.“
    „Valentine?“ Nun erhob sie sich. Wie es zu einer erfahrenen Bürokratin ihres Formats gehörte, fing sie an, die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch zu durchblättern. „Valentine, Valentine ...“
    „Ray Valentine, wenn ich bitten darf“, unterbrach selbiger kurz das mühselige Dokumente Wälzen der Sekretärin. „Nun, wie sieht’s aus? Bin ich dabei?“
    Zwischen Daumen und Zeigefinger eingepresst, zog sie ein Stück Papier aus dem Aktenberg. Sie rückte ihre Brille zurecht und überflog schnell das darauf Geschriebene. „Valentine Ray, geboren am 17.03.1994, Wohnhaft in Dukatia City – sind Sie das?“
    „Volltreffer, der bin ich“, grinste Ray.


    Die Dame – immer noch das Dokument zwischen ihren Fingern – näherte sich Ray, bis sie den Tresen zwischen den beiden erreichte. „Warum waren Sie nicht bei Schulbeginn anwesend? Wir hatten Ihnen doch nach ihrer Anmeldung ein Schreiben zugesandt, auf dem wir Sie über den Start des Schuljahrs informiert hatten?“
    Ray winkte demonstrativ ab. Seine Gesichtszüge formten ein belustigtes Grinsen. „Ach, ich bin beim Gänseblümchenpflücken vom Weg abgekommen und dann waren noch die Akkus von meinem MP3-Player leer – ein Notfall, Sie verstehen?“ Sein Grinsen wurde breiter. „Bin ich hier jetzt fertig – kann ich gehen?“
    Die Dame wirkte hinter ihrem Tresen recht verloren und irritiert. Rays Grinsen hielt derweil an. Er schien die Verwirrung, die sein Auftauchen verursachte, förmlich zu genießen. „Also, in Ordnung – wenn das so ist ...“ Sie kehrte dem Schulanwärter in spe den Rücken zu, wanderte zu einem mit prallgefüllten, schwarzen Ordnern beladenen Regal herüber und zog dort einen dieser heraus. Nach kurzer Suche hatte sie gefunden, was sie gesucht hatte und reichte Ray ein einzelnes Dokument. „Da Sie die Einschulung verpasst haben, müssen wir dies nun hier nachholen.“
    Ray blickte auf das vor ihm liegende Stück Papier. „Was soll das hier sein – ein Test?“
    Die Sekretärin fixierte Ray scharf. „Das hier, was Sie vor sich sehen, ist ein Fragebogen, den für gewöhnlich alle neuen Schüler – sofern sie bei der Einschulung mit ihrer Anwesenheit glänzen ... -“, sie verlieh ihren Worten dadurch mehr Nachdruck, dass sie die letzten Worte außerordentlich scharf betonte, was Ray jedoch mit absoluter Gelassenheit in seinem Blick kühl parierte „ ... an ihrem ersten Tag in der Schule beantworten.“
    Rays Blick schweifte über den Fragebogen. Dem ersten Augenschein zu Folge war es kein gewöhnlicher Schultest, wie er ihn bislang kannte. Keine kniffligen Matheaufgaben oder unlösbare Fragen über Satzsyntax, sondern schien es sich bei diesem Sammelsurium viel mehr um eine Art von Charaktertest zu handeln. Rays Augen lösten sich von dem Fragebogen. „Und was soll das bringen, wenn ich das ausgefüllt habe?“
    „Das Ergebnis dieses Personalfragebogens entscheidet, welchem Haus wir sie zuordnen werden“, antwortete sie. „Sie wissen über die Häuser bereits Bescheid, nehme ich an?“
    „Nur dass es drei gibt. Entei, Raikou und das letzte habe ich wieder vergessen“, sagte Ray schulterzuckend.
    „Nun gut, dann lassen Sie mich kurz erklären“, seufzte sie. „Seit der Gründung dieser Schule werden die Schüler in eines von drei Häusern unterteilt: Entei, Raikou und Suicune, die nicht nur die Namen unserer Schulhäuser symbolisieren, sondern gleichzeitig auch die drei mystischen Pokémon, die einst die Landschaften Johtos auf ihrer unermüdlichen Suche nach den Elementen durchquerten.“ Hier stoppte sie kurz. „Auf jeden Fall“, fuhr sie fort, „werden die Schüler anhand dieses Fragebogens diesen drei Häusern zugeteilt. Die Schulhäuser bilden für die Schüler eine Art Gemeinschaft; man könnte sie schon als Familie bezeichnen. Sie leben gemeinsam mit ihren Kameraden in dem Ihnen zugeordneten Haus, lernen und arbeiten gemeinsam, auf dass Sie sich einen Rang als wertvolles Mitglied dieser Gemeinschaft erarbeiten.“ Sie hielt einen Moment inne. „Normalerweise ...“, hier wurde ihr auf Ray haftender Blick wieder schärfer, „ ... findet diese testgebundene Auslese in einer besonderen Schulzeremonie statt, aber ... die Umstände verlangen nun, dass wir es eher formlos halten.“
    „Und wie sollen diese Fragen entscheiden, welchem Haus ich zugeordnet werde?“, wollte Ray wissen.
    „Die Antwort auf diese Frage entnehmen Sie bitte aus den oberen Angaben des Fragebogens. Wenn Sie näher hinsehen werden Sie erkennen, dass dort alle maßgebenden Faktoren präzise erklärt werden“, antwortete sie mit abschließender Stimme. „Wenn Sie nichts dagegen haben zu stehen, dürfen Sie beginnen.“
    „Nein, ich stehe mir gerne die Beine in den Bauch“, antwortete Ray augenzwinkernd.
    „Gut, lassen Sie sich für die Beantwortung der Fragen alle Zeit, die Sie brauchen.“ Mit diesen Worten ließ sie die freche Bemerkung Rays offenbar spurlos an sich vorüberziehen und löste ihren Blick endlich von diesem ab, nahm dabei wieder auf ihrem schwarzen Bürostuhl Platz und begann, auf die Tasten ihrer Tastatur einzuhämmern.


    Ray seufzte bei dem Gedanken innerlich, sich mit dieser Formalität auseinander setzen zu müssen. Auch wenn es sich um keine gewöhnliche Prüfung handelte, verband er mit dieser ihm gestellten Aufgabe eines der Dinge, die er an der Schule hasste: stilles für sich Arbeiten. Aber was half es ihm? Da musste er jetzt notgedrungen durch. Widerwillig nahm er sich einen in einer Halterung befestigten Kugelschreiber, der auf dem Tresen für solche Formalitäten bereit stand, und schenkte dem Blatt zum ersten Mal seine ganze Aufmerksamkeit. Wie es die ihn nun völlig ignorierende Drehstuhlpilotin mitteilte, fand Ray bereits am Kopf des Blattes je einen kleinen Reim, der treffend und unmissverständlich die Eigenschaften und Voraussetzungen eines jeden der drei Häusern erklärte. Rays Augen huschten über einen jeden Vers.


    Es dich dürstet nach frischen Taten,
    etwas zu beginnen, du kaum kannst erwarten,
    niemals du entziehst dich einem Problem,
    Konfrontationen du immer kannst ins Auge sehn,
    dann die Türe stets dir offen sei,
    du dich zählst zu Entei, in unsrer Reih.


    Das Ende dieses sich ganz rechts auf dem Blatt befindenden Reims zierte eine orangerote, löwenähnliche Gestalt, dessen gesamtes Erscheinungsbild recht muskulös wirkte.


    Frohen Mutes blickend auf alles, was im Leben gesinnt dir gut,
    dabei der Drang sich zu entwickeln - nicht fehlen dir das tut.
    Streben nach Wahrheit, Charakter und Gerechtigkeit,
    grenzenlos dein Horizont dir sei – jetzt und in alle Zeit.
    Du an deine Ideale glaubst – Optimist dich man nennt,
    von nun an als Raikou man dich kennt.


    Unter diesem mittig aufgebauten Vers war das Abbild einer großen, gelbschwarzgestreiften Raubkatze mit auffallend großen Reißzähnen abgebildet.


    Vernunft und Logik du zählst zu deinen Stärken,
    Dinge du sehr gut dir kannst merken.
    Denkst stets sachlich, bist dabei mit Herz und auch mit Seele,
    doch auch der Sinn für Kameradschaft nicht tut dir fehlen.
    Überlegst dir jeden Schritt, nennst Scharfsinn dein eigen,
    bei Suicune du wahre Größe kannst dann zeigen.


    Das letzte Gedicht, das Ray am rechten äußeren Ende des Blattes fand, wurde durch ein blaues, besonders agil wirkendes und gepardenähnliches Erscheinungsbildes eines Pokémons abgerundet.


    Im Grunde fand Ray, dass er sich in jedes dieser Häuser hätte gut einfinden können. Wirklich vernünftig wollte er sich zwar nicht unbedingt nennen, doch konnte er ohne zögern von sich behaupten, immer ein guter Freund und Kamerad zu sein. Antriebsbereit war er auch, was eine Grundeigenschaft für das Hause Entei zu sein schien. Letztlich noch das Haus Raikou. Optimistisch war er allemal und seine Ideale – ja, die würde er sicherlich nie verraten.


    Zwar hatte er alle Fäden seiner Zukunft in der Hand, letztendlich war es ihm jedoch reichlich egal, zu welchem Haus er sich bekannte. Spaß haben würde er wohl in jeder dieser Familien, gleichgültig wessen Farben er von nun an tragen würde. Sein Blick schweifte über das gesamte Blatt hinüber und landete dann anschließend bei der ersten Frage. Auf den ersten Blick schien es ganz simpel zu sein. Einige Fragen, die sich mit einem simplen ja oder nein beantworten ließen, manch andere boten mehrere Antwortmöglichkeiten bereit, konnte sich aber auch durch einfaches Ankreuzen beantworten lassen. Ray las die erste Frage sorgfältig durch.


    1.) Sie sind nachts alleine unterwegs und werden von einer wildfremden Person angesprochen. Wie verhalten Sie sich?
    [ ] Ich grüße freundlich und frage nach seinem Begehr.
    [ ] Ich würdige ihn keines Blickes und gehe stillschweigend weiter.
    [ ] Ich grüße ihn, teile ihm jedoch mit, dass ich es eilig habe.


    Rays Blick entfernte sich etwas vom Papier. Er runzelte die Stirn. Was war denn das für eine dämliche Frage? Eine wildfremde Person – schön und gut, aber wie sieht er aus? Wenn es nun irgendein Vagabund wäre, völlig zerlumpt, abgebrannt und mit einer Duftnote, bei dem selbst ein Sleimok Reißaus nehmen würde, ja dann würde er sicherlich ihn einfach ignorieren. Aber wenn es jetzt vielleicht irgendein Mann in Anzug und Krawatte wäre ... Und überhaupt musste er doch erst einmal wissen, was die Person überhaupt von ihm wollte. Wenn er auf einen Pokémonkampf herausgefordert werden würde, ja dann hätte Ray sogar keine Bedenken, es mit dem stinkenden Penner aufzunehmen. Ray grübelte noch einige Sekunden. Es war für ihn aber schier unmöglich, seine Gedanken zu ordnen. Der Lärm der tasteneinschlagenden Sekretärin schien Sekunde für Sekunde lauter in seinen Ohren zu hämmern, die Temperatur im Büro heißer und heißer zu werden und sein Magen begann auch langsam vor Hunger zu rebellieren. Eher planlos setzte Ray mit dem bereits von seinem Schweiß durchgescheuerten Kugelschreiber einen Haken an die erste Antwortmöglichkeit und machte und sich der nächsten Aufgabe widmen. Ihm entfuhr bereits nach dem Lesen ein leises Aufstöhnen.


    2.) Schätzen Sie sich selbst ein. Halten Sie sich manchmal für extrem ängstlich?
    [ ] Ja
    [ ] Nein


    Eine weitere, total unüberdachte Frage. Was verstanden die unter „extrem ängstlich“? Wer würde denn schließlich im Angesicht drohendem Laufzeitende seiner letzten Akkus für den MP3-Player nicht völlig panisch reagieren? Wer konnte von sich schon behaupten, dass er ohne Furcht leben würde? Wohl niemand - da war Ray sich sicher und kreuzte daher abermals wahllos an. Dies tat er bei der nächsten und auch der übernächsten Frage. Die fünfte las er sich aufgrund des riesigen Textblockes gar nicht erst durch und setzte einfach das Kreuzchen in das Nein-Feld. Das zog sich weiter und weiter, bis er einige Minuten später schließlich und endlich vor den letzten beiden Fragen stand. Plötzlich – ein Läuten in Form einer glockenähnlichen Melodie. Ray schreckte auf.
    „Was war denn das?“
    Für einen kurzen Moment starb das Lärmen des kontinuierlichen Tastaturgehämmers, „Schulende“, antwortete die Sekretärin. „Die letzte Stunde hat soeben ihr Ende gefunden. Wie sieht es bei Ihnen aus? Sind Sie fertig?“
    Schulende? Das hatte etwas. Ray, bereits mit dem Beginn dieser Strapaze völlig antriebslos und unmotiviert, kritzelte abschließend noch zwei weitere Kreuzchen (abermals ohne die Frage überhaupt gelesen zu haben) in die dafür vorgesehenen Kästchen, legte den geliehenen Kugelschreiber und das Blatt demonstrativ zur Seite und somit auch wieder sein gewohntes Grinsen auf sein Gesicht. „Fertig!“

    Part 3: Am Ziel


    „Das ist aber echt nett, dass du meinen Koffer trägst.“
    „Weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich mich von dir habe überreden lassen. Was hast du da eigentlich drin? Das wiegt ja mindestens eine Tonne ...“
    „Zwei Tonnen. Zerkratz mir aber ja den Lack nicht, okay?“
    Während er sich an der Seite der beiden Schüler, die sich ihm mittlerweile als Andy und Sarah - beide aus dem Hause Raikou, was auch immer das sein mochte – vorgestellt hatten, zielstrebig in Richtung eines großen Gebäudes am Ende des Weges bewegten, warf er Andy einen flüchtigen Blick über die Schulter zu. Ray hatte dessen Hilfsbereitschaft gnadenlos ausgenutzt und ihm die Last seines Koffers aufgedonnert.
    „Du kannst von Glück reden, dass bei uns Geschichte ausgefallen ist. Du wärst ja verhungert, bevor du es zur Schule geschafft hättest“, meinte Sarah.
    „Glück im Unglück würde ich meinen“, lachte Ray. „Bei dir da hinten alles klar?“
    Andy grunzte etwas Undeutliches, was Ray allerdings nicht verstand, aber mal als „Ja, alles klar.“ interpretierte.


    „Park den Krempel gerade hier.“ Ray zog sich den Rucksack von den Schultern und warf ihn eher achtlos gegen die Hauswand mit dem auffallend gelben Dach. Sichtlich erleichtert, endlich seine Rolle als Packesel hinter sich zu haben, tat Andy es seinem Sklaventreiber gleich und ließ den Koffer – etwas sanfter als es Ray mit seinem Rucksack getan hatte – auf den Boden hinab.
    „Junge, Junge ... Der hat aber Gewicht“, stöhnte Andy, sich sein Handfläche reibend.
    Sarah, seine Freundin, legte ihre Hand liebevoll um die Schulter ihres Freundes und begann diesen, sanft zu massieren. „Alles in Ordnung? Tut es sehr weh?“
    „Alles okay.“ Andy schenkte seiner Freundin ein zärtliches Lächeln. „Danke.“
    Ray streckte sich und gähnte ausgiebig.
    „Danke dir.“ Er machte eine kurze Pause. „So, dann lasse ich euch beiden Turteltäubchen aber auch mal wieder alleine. Wo geht’s dann gleich zur Schule?“


    Ein letztes Mal hatte er noch die Freundlichkeit seiner beiden Weggefährten ausgenutzt und sich, ihren Weisungen entsprechend, ein Stück nach Norden gehalten und einen gigantischen Teich, über den sich eine nicht weniger beeindrucksvolle Brückenkonstruktion aus blankem Metall schwang, erreicht. Die beharrlich langsam ein zartes Orange annehmende Sonne zauberte auf die beinahe stillliegende Teichoberfläche ein wahrhaft traumhaftes Schauspiel der Lichtzauberei, wie man sie nur in der freien Natur sehen konnte. Die Luft war erfüllt von dem kühlen und charakteristischen Duft von kristallklarem Wasser und dem süßlichen Aroma von Seerosen. Rays Sinne schenkten jedoch keinem dieser Dinge wirklich Beachtung; nicht einmal, als der Kopf eines neugierigen Wasserpokémons hinter einer der vielen Wasserpflanzen hervorlugte. Nein, Rays ganze Aufmerksamkeit ruhte auf einem kolossalem Gebäude bei dem es sich zweifelsohne um die Celebi-High handeln musste und noch in weiter Ferne liegend in die Höhe ragte. Der lindgrüne Betonklotz war weder langweilig rechteckig oder quadratisch, wie man es vielleicht von einer gewöhnlichen Schule erwartet hätte, vielmehr wölbte sich das ganze Gebäude halbkreisförmig nach außen und sah somit einem auf dem Kopf stehenden U zum Verwechseln ähnlich. Links und rechts wurde die Anlage durch je einen nicht weniger grünen Anbau zur Seite hin ergänzt. Es war viel eindrucksvoller, als es sich der Neuankömmling in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte.


    Die Brücke, auf der Ray nun eine ganze Weile nach Westen gewandert war, mündete nun in einer Kreuzung. Ein Weg führte weiter Richtung Westen, ein anderer nach Süden. Der letzte allerdings interessierte den Schulanwärter ganz besonders, denn dieser führte haargenau in Richtung der Schule. Die anderen beide Pfade würden ihn zu den Wohnstätten Entei und Suicune führen; neben dem bereits besuchten Haus Raikou zwei weitere Schulhäuser, in denen die Schüler unterteilt waren – so zumindest hatten es ihm Andy und Sarah abschließend erklärt. Rays Blick haftete unentwegt auf dem Schulgebäude, während dieses mit jedem seiner Schritte näher und näher rückte. Endlich hatte er den letzten Meter der Brücke hinter sich gelassen und so den gigantischen Teich überquert. Nur noch etwa zweihundert Meter trennten Ray nun von seinem Ziel. Als letzte Sehenswürdigkeit blieb sein Blick auf einem prächtigen und eindrucksvollen dreistöckigen Springbrunnen haften, der sich ganz in der Nähe des Eingangsbereichs befand. Die unterste Ebene bildete einfach nur kreisrunde Fläche, die von der nächsten Etage das lebensspendende Nass erhielt. Drei hundeähnliche Wesen bildeten auf einer kleinen Insel dreiecksförmig angeordnet das Zentrum des zweiten Stockwerks. Um sie herum – ebenfalls eine kreisrunde, mit Wasser bedeckten Fläche. Erst beim zweiten Hinschauen erkannte Ray, dass in der Mitte der dritten und höchsten Etage eine kleine, zierliche Gestalt mit leicht verstrubbeltem Haar, zwei kleinen Flügeln auf dem Rücken, sowie zwei Fühler auf der Stirn und einem Augenpaar, so glänzendblau wie Saphire, thronte und jedem Vorrübergehenden einen Blick zum Verlieben schenkte; ein Bann, von dem auch Ray sich erst nach minutenlangem Gaffen entziehen konnte.


    Ray schwang die weite Doppelflügeltür auf und landete in dem, wie zu erwarten war, menschenverlassenen Eingangsbereich der Schule. Die Aula war dem Umfang des Schulgebäude entsprechend groß. Die Füße des Besuchers wanderten über den azurfarbenen Kunststoffboden, sein Blick dagegen in die Höhe. Das Schulinnere schien aus zwei Stockwerken zu bestehen; beide absolut parallel und wie das Schuläußere U-förmig untereinander laufend. Genau in der Mitte des Eingangsbereich führte eine Treppe von solch gewaltigem Ausmaß, dass gut und gern zwanzig Schüler nebeneinander bequem dieser hinauf oder hinunter laufen konnten, in das zweite Stockwerk. Ein mit bunten Flyern und Aushängen sämtlicher Größenordnung überwuchertes schwarzes Brett nahm einen Großteil der Wand zu Rays Rechter in Anspruch. Von verloren gegangenen Lieblingskugelschreibern, über interessierten Schachspielern für den hiesigen Schachclub, bis hin zu Ausschreibungen nach wackeren und mutigen Pokémontrainern schien hier alles zu finden zu sein. Ray wanderte sowohl an der Pinnwand als an dem Informations- und Wegweiser vorbei, den er gemäß seines eher mangelnden Interesses links liegen ließ. Er wollte die Schule auf eigene Faust erkunden doch vorab hier es, sich endgültig in der Schule einzuschreiben. Hierfür das Schulsekretariat zu finden, sollte sich für Ray trotz seiner mangelnden Ortskenntnis als keinerlei Problem herausstellen. Bereits in seinen bislang besuchten Schulen war das Sekretariat ein Ort, den er dank seiner aufsässigen Ader mehr als nur einmal aufsuchen musste, um dort vor dem T-Rex Rede und Antwort zu stehen. Den Weg nach Canossa – ja, wer Ray näher kannte, wusste, dass dieser Ort ihn seltsamerweise immer wieder wie magisch anzog. Er schlurfte rechts an der Treppe vorbei, schlug einen Bogen den Gang hinunter – und tatsächlich: Nach kurzem und ereignislosem Marsch fand er plötzlich rechter Hand eine eichenholzfarbene Tür, die so großen Lettern beschriftet war, dass selbst der wirklich größte und dümmste Unruhestifter diese mehr als deutlich als „Sekretariat“ entziffern konnte. Ray zögerte keine Sekunde und klopfte an die Tür.

    Part 2: Erste Schritte in eine neue Welt


    Über Funk hatte der erfahrene alte Seebär bereits vorab seinen Wunsch, mit seinem alten Kahn in den Hafen der Insel einzulaufen, angekündigt. Es folgte ein wahrhaft beispielloses Andockmanöver bei dem der Kapitän noch einmal deutlich zeigte, dass er sein Handwerk wahrlich verstand und noch lange nicht zum alten Eisen gehörte. Wie ein Faden ins Nadelöhr führte er seine alte Lady auf Heller und Pfennig an eine der beiden freien Schiffanlegestellen hin, bis das Schiff schließlich und endlich an der Anlegebrücke vor Anker lag.


    „Aye, wir sind da.“ Der Kapitän wandte sich zu seinem Fahrgast um. Er wirkte mit sich selbst mehr als zufrieden. „In Ordnung, Jungspund. Da wären wir nun – Celebi-Island.“
    Ray, der während des ganzen Anlagemanövers keinen Ton von sich gegeben hatte, war nicht weniger mit der Leistung des Fährführers zufrieden.
    „Danke, Opa. Hätte ich dir altem Knochen echt nicht zugetraut. Ein richtiger Haudegen.“ Mit einem schelmischen Grinsen klopfte er dem hilfsbereiten Greis anerkennend auf die Schulter.
    Der Steuermann schien von der neckischen Bemerkung seines Fahrgastes wenig angetan und verschränkte auf demonstrative Weise seine Arme über Kreuz.
    „Kapitän Jakob Faksen außer Dienst, wenn ich bitten darf, und was hast du eigentlich erwartet? Dass wir mit Haut und Haar untergehen werden?“
    Rays Grinsen wurde breiter. „Eigentlich schon, Jay.“
    „Wenn du hier so unglücklich bist, dann zieh endlich Leine! Dann bin ich dich endlich los“, tobte der von der Undankbarkeit seines Passagiers gedemütigte Seemann. „Und dass du mir ja nicht mehr unter die Augen kommst, geschweige denn, mich jemals wieder um einen Gefallen bittest!“
    „Gute Idee, danke, Jay. Zeit sich endlich wieder die Beine zu vertreten“, antwortete Ray, als ob er die Hälfte von Kapitän Faksens Worte überhaupt nicht wahrgenommen hätte. Lässig sprang er von der Balustrade am Bug des Schiffes, wo sich auch das nach hinten weit offene Fährhaus befand und peilte die Laufplanke an, während er sich durch die unzähligen leeren blauen Plastiksitzreihen schlang, auf denen einst Schüler aus aller Herren Länder stillsitzend die Fahrt nach Celebi-Island und somit zu ihrer neuen Schule abgewartet hatten. Ein solcher Mensch war Ray jedoch nie gewesen. Er hatte noch nie viel für Rumsitzen übrig und das würde sich wohl auch niemals ändern. Vielmehr mochte er Abwechslung und Action - insbesondere Letzteres. Vielleicht konnte er sich gerade deswegen bislang noch nie richtig mit Schule und alles, was mit ihr in Verbindung stand, anfreunden. Doch diesmal würde es anders werden, so dachte er. Schließlich hatte er es mit seinen eher durchwachsenen Leistungen mit ach und krach geschafft, die Aufnahmeanforderungen der Celebi-High zu erfüllen; die Schule, von der man behauptet, sie sei die herausragendste Lehranstalt auf dem Gebiet der Pokémon des ganzen Landes.


    Ja, Pokémon mochte er schon immer, auch wenn ihm noch nie die Ehre zuteil geworden war, ein Pokémon als seinen Freund zu bezeichnen. Leider gehörte Ray nicht zu einem der wenigen Auserwählten, die ihr erstes Pokémon durch einen glücklichen Zufall von einem Freund, Verwandten oder gar von einer Pokémon-Koryphäe in Form eines weltberühmten Pokémonforschers persönlich erhalten hatte. Nein, eine solche glückliche Fügung war ihm bislang leider vergönnt gewesen. Doch eben dies sollte schon bald der Vergangenheit angehören. Nicht mehr viel Zeit musste ins Land ziehen bis für ihn ein neues und aufregendes Leben beginnen würde. War dies doch der einzige Grund, warum er überhaupt hier war ...
    „Hey, Junge! Vergiss dein Gepäck nicht!“
    Ray zuckte erschrocken zusammen. Er hatte bereits seinen rechten Fuß auf die bereits ausgefahrene mechanische Laufplanke gesetzt, als er von der Stimme Faksens aus seinen pokémonüberfluteten Träumen gerissen wurde und sich plötzlich wieder, mitsamt der salzigrauen Seeluft um die Nase wehend, an Bord der Fähre wiederfand.
    „Häh?“
    „Deine Tasche und dein Koffer. Wo hast du nur deinen Kopf?“, rief Kapitän Faksen ihm von seinem Fährhaus nach und deutete auf Rays Habseligkeiten, die selbiger völlig geistesabwesend beinahe an Bord zurückgelassen hätte.
    „Ach, Quatsch! Ich doch nicht“, antwortete Ray, machte schlagartig kehrt, schenkte Faksen ein freches Grinsen, während er sich seine Tasche über die Schulter warf, seinen Koffer packte und nach einer kurzen Handbewegung zum Abschied abmusterte, sich dann doch noch einmal umdrehte. „Sag mal – wohin muss ich jetzt eigentlich?“
    „Schnurgeradeaus nach Norden und jetzt sieh zu, dass du endlich Land gewinnst, sonst helfe ich dir nach“, rief ihm Faksen nach, seine Hand Richtung Norden weisend.
    „Nachhelfen? Gerne! Ich bräuchte noch einen wackeren Gepäckträger, Interesse?“, feixte Ray, verließ dann aber endlich (nachdem er knapp einem alten Kompass, den Faksen ihm nachgeworfen hatte, entging) das Schiff.


    Ray - zuversichtlich und guter Dinge - hielt sich, dem Rat Faksens getreu, Richtung Norden und bereits nach kurzer Dauer hatte er die für ihre Verhältnisse recht leergefegte Hafenanlage mitsamt ihren regungslosen Kränen und schlafenden Gabelstaplern hinter sich gelassen. Erstmalig bereute er es, nicht bereits zu Schulbeginn hier gewesen zu sein, denn seit seinem Abschied von Kapitän Faksen war er keiner Menschenseele begegnet. Der Kiespfad, auf dem er zielstrebig und mit der brennenden Sonne im Rücken nach Norden marschierte, war, wie auch bereits der Hafen, völlig ausgestorben. Einsamkeit und Langeweile – das waren einige der Dinge, die Ray über den Tod hinaus nicht ausstehen konnte. Er brauchte einfach Leben um sich herum. Das kontinuierliche Knirschen des Kies’ unter seinen Schuhen ging ihm langsam aber sicher auf den Zeiger und die Sonne versengte ihm förmlich den Nacken. Dem noch nicht genug, schien sein Gepäck Schritt für Schritt schwerer auf seinem Rücken und in seiner Hand zu lasten und er hatte nichts, womit er sich ablenken hätte können. Sein Blick schweifte links und rechts über die ihm endlos vorkommende, monoton gleichbleibende und ebenso leergefegte Grünfläche mit seinen hier und da wie Unkraut wuchernden Margariten, Gänseblümchen und Wildkräutern.
    „Langweilig ...“, stöhnte Ray, dem mittlerweile der Schweiß in Strömen über sein Gesicht lief. „Man, wie ich das hasse.“


    Seine Geduld wurde wirklich auf eine harte Probe gestellt. Minuten zogen sich lang wie Stunden dahin, bis sich ihm endlich der lang ersehnte Anblick der ersten Zeichen von Zivilisation in Form eines langgezogenen, rechteckigen Betonklotzes mit braunen Dachziegeln und schneeweißer Fassade bot. War dies etwa die Schule? Ray beschleunigte instinktiv seine Schritte, doch je näher er dem Gebäude kam, desto sicherer wurde er: viel zu mickrig war das Haus, als dass es sich tatsächlich um die weltberühmte Celebi-High handeln konnte. Auch schien es dort ausgestorben wie bereits alles, was er bisher von der gesamten Insel her kannte, zu sein. Ray fluchte innerlich, während er durch eines der vielen Fenster lugte und einen Raum mit gemütlichen Sesseln und einem Billardtisch, jedoch menschenleer wie eh und je vorfand. Wollte man ihn etwa auf die Schippe nehmen – ihn verarschen? Hatte er sich vielleicht bei dem Datum so extrem vertan? Nein, er erinnerte sich an Faksens Worte. Er konnte sich keinesfalls irren. „Müsstest du nicht, wie die anderen Plagen auch, bereits längst in der Schule sein?“ Das waren seine Worte gewesen. Ray krempelte seinen Ärmel hoch. „15:27 Uhr“ las er auf seiner Digitaluhr. Vor lauter Erleichterung musste der Neuankömmling erst einmal tief Luft holen. Wahrscheinlich war der Unterricht noch voll im Gange und sämtliche Schüler schmorten noch im Klassenzimmer vor sich hin. Ja, das musste es sein. Doch wie ging es nun weiter? Recht planlos schlenderte er um das Gebäude, bei dem es sich allem Anschein nach um eine Art von Freizeitanlage für Schüler handeln musste, herum. Drei Pfade, einer geradeaus, einer links und einer rechts, zweigten sich von der Anlage zu seinem Rücken ab. Ray spähte in die Ferne. Wohin? Ja, das war eine gute Frage. Links, rechts oder geradeaus. Faksen hatte ihm gesagt, er solle sich immer nach Norden halten. Bislang war er mit den Ratschlägen und der Hilfe des alten Tattergreises gut gefahren. Doch da, gerade als er bereits den mittleren Pfad einschlagen wollte – die schemenhaften Umrisse von zwei Menschen, die sich in weiter Ferne auf dem rechten Pfad langsam von ihm entfernten. Sein Herzschlag begann zu rasen, während er seinen beiden Artgenossen nachwetzte. Die Habseligkeiten in seinem Rucksack trommelten ihm auf und ab gegen den Rücken, sein anthrazitfarbener Koffer schmetterte ihm hingegen pausenlos unbarmherzig gegen sein Bein und schnürte sich ihm immer tiefer in seine ihm bereits jetzt schon höllisch schmerzende Hand, doch es war ihm völlig gleich.


    „Hey, – ihr da – wartet mal ne Sekunde ...“ Es waren zwei Jugendliche, ein Junge und ein Mädchen – etwa in seinem Alter, vielleicht einen Ticken älter als er. Beide trugen ein farblich identische Uniform, die sich offenbar abhängig vom Geschlecht unterschied. Beide wirkten über das Erscheinen des atemlosen und schwer beladenen Fremden mehr als überrascht.
    „Hey, wo kommst du denn her?“, begrüßte ihn der Junge.
    Ray war von seinem Spurt völlig aus der Puste. Seine rechte Hand, die nach wie vor den schweren Koffer fest im Griff hatte, war mittlerweile völlig taub.
    „Bin etwas spät dran ...“, schnaufte er und ließ seinen Koffer auf die Erde sinken.
    „Spät ist gut. Die Schule hat bereits vor zwei Tagen begonnen“, meinte das Mädchen stirnrunzelnd.
    „Jaah, ich weiß. – Egal“, winkte Ray ab. „Wo geht’s hier zur Schule? Muss mich ja formhalber bei der Obrigkeit vorstellen. Die warten sicher schon sehnsüchtig auf mich.“
    Die beiden Schüler warfen sich eher ungläubige Blicke zu.
    „Immer nach Norden“, meinte das Mädchen weiterhin.
    „Noch weit?“, wollte Ray wissen.
    „Ein gutes Stück hast du noch vor dir“, antwortete sie.
    Ray stöhnte. Sein Blick fiel auf den ihm mittlerweile tonnenschwer vorkommenden Koffer. Missmutig versetzte er seinem Gepäck einen gehörigen Tritt.
    „Kannst ja deinen Krempel bei uns derweil abstellen“, meinte der Junge schulterzuckend. „Nicht dass es uns etwas angeht, aber du erregst jetzt schon Aufsehen wie ein bunter Hund.“
    „Du sagst das so, als ob das schlecht wäre“, entgegnete Ray breit grinsend. Das freundliche Angebot nahm er jedoch dankend an.

    Aktuell bin ich mit "Pokémon Ranger - Spuren des Lichts" beschäftigt. Allerdings muss ich sagen, dass dieser Teil für mich leider längst nicht so fesselnd war, wie der Vorgänger. Man wird einfach so in ein wildes und turbulentes Abenteuer geworfen, Action gleich zu Beginn des Spiels und eigentlich gar keine Zeit, sich mal etwas zu erholen, die Gegend in aller Ruhe etwas auszukundschaften, u. s. w.. Tutorials finde ich persönlich immer genial. Dieses unbeschwerte Noobsein - das vermisse ich hier ganz deutlich. Die Ranger-Schule in Almia - ja, die hatte was. Ich spiele eigentlich jeden Tag nur etwa eine halbe Stunde, was für mich eigentlich überhaupt nicht üblich ist. Ein neues Spiel fresse ich förmlich auf, hier allerdings begnüge ich mich mit diesen Zeiten. Es wird wohl noch Wochen dauern, bis ich das Spiel durchgespielt habe, was natürlich nicht unbedingt schlecht ist.

    ~Kapitel 1: Bühne frei für Ray~



    Part 1: Der Quälgeist



    „Wie lange dauert’s denn noch? Soll ihr hier etwa Wurzeln schlagen?“
    „Es dauert, solange wie es eben dauert und jetzt setz dich endlich hin und halt den Rand! Du raubst mir den letzten Nerv.“
    „Och, doch noch so lange?“
    Das Kyogre-Gewässer, über das die alte Fähre mit donnernden Motoren hinwegfegte, lag glatt und beinahe völlig regungslos da. Hier und da löste sich bereits die Schutzlackierung der von dem Zahn der Zeit arg in Mitleidenschaft gezogenen, verrosteten Fährboots. Obwohl das Seefahrzeug selbst für mindestens fünf Fußballmannschaften mehr als genügend Platz versprach, war nur ein Passagier einschließlich des Kapitäns an Bord des Schiffes. Die wenigen weißen Strähnen des verhutzelten, alten Fährführers flatterten wie Segel in der salzigen, von dem motorisierten Personenfrachters aufgewirbelten Meeresluft, während er – die Hand fest am Steuerrad - sein Schiff sicher durch die ruhige See führte. Hinter ihm – ein recht rastlos wirkender Jugendlicher, der sichtlich gelangweilt auf dem Bug hinter dem Kapitän auf und ab schlurfte.


    „Mir will es immer noch nicht richtig in den Schädel. Warum muss ich dich Rotznase eigentlich hier herumchauffieren? Müsstest du nicht, wie die anderen Plagen auch, bereits längst in der Schule sein und dort an den Nerven der Lehrer und nicht an den meinen sägen?“
    Ray schlang lässig seine Arme auf seinen Hinterschädel und spähte über die Reling in die Ferne hinaus.
    „Ich hab’s dir doch schon gesagt, Opa. Hab die Einschulung verpennt.“
    „So, so. Verpennt also ...“
    Selbst über das Motorengedonner hinaus konnte Ray mehr als deutlich die Verachtung, die in den wenigen Worten des Mannes lagen, wahrnehmen; was ihn jedoch reichlich wenig kümmerte.
    „Was soll’s? Sind doch nur die ersten Tage“, meinte Ray schulterzuckend. Sein Blick ruhte auf einem kleinen Schwarm verschiedenfarbiger Wasserpokémon, die amüsiert im Kielwasser des Schiffes planschten und versuchten, mit dem großen und fremden Ungetüm aus verrosteten Nägeln und Blech mitzuhalten. „Was soll ich schon groß verpassen? Die Lehrer kommen erst mal zehn Minuten zu spät, kritzeln sich die Namen ihrer Schüler auf, labern etwas über ihren Stoff, den eh keiner wissen will und dann ist die Stunde auch schon vorbei.“ Ray gähnte übertrieben herzhaft. „Da weiß ich mit meiner Zeit weitaus Besseres anzufangen.“
    „Mit einer solchen Einstellung wirst du es in deinem Leben nicht weit bringen, Junge.“
    „Sind wir bald da?“, nörgelte Ray, der den letzten Satz des Fährführers gänzlich überhört hatte. Die Nerven bereits blank liegend, raufte sich der Mann im hohen Alter sein lichtes Haar.
    „Und das ist der Dank, dass ich mich von dir Rotznase überreden haben lassen, dich außerhalb des normalen Fährenbetriebs in die Schule zu bringen. Wie konnte ich auch ahnen, dass du ein solcher Lümmel bist ...?“
    „Tja, ich würde sagen, ich bin ein Glückspilz“, feixte Ray. „Wie sieht’s aus? Sind wir jetzt da?“
    „Herr, lass Abend werden ...“
    „Und jetzt? Jetzt vielleicht? Jetzt aber, oder? ...“


    Das ferne Eiland und somit die Erlösung des geplagten Kapitäns rückte mit jedem weiteren „Sind wir bald da?“ Rays Stück für Stück näher. Beim Anblick des sehnsüchtig erwartenden Festlands verschlug es dem vierzehnjährigen Anwärter der Celebi-High erstmalig, seit er den hilfsbereiten Greis um seine Unterstützung gebeten hatte, die Sprache; wenn auch nur kurz.
    „Das ist sie – die Schule?“
    Der Kapitän warf seinem Passagier einen ungläubigen Blick über die Schulter zu, während er zielsicher die vor ihm liegende Insel ansteuerte.
    „Wo denkst du hin? Das ist ein Hafen, sieht man doch. Oder willst du mich gerade verschaukeln? Dachtest du etwa allen Ernstes, die Schule würde direkt am Ozean liegen und ich würde dich vor der Schwelle absetzen?“
    Ray grinste breit.
    „Irgendwie schon.“
    Doch das war schlecht gelogen; selbst Ray erkannte dies. Er war überrascht – zu sehr überrascht, als dass ihm eine seiner üblichen frechen und passenden Antworten zu diesem überwältigenden Anblick, der sich ihm bot, eingefallen war. Natürlich hatte auch er gewusst, dass der Schulcampus unmöglich an dem tosenden Ozean liegen konnte. Ganz so blöd, wie er sich sonst immer gab, war er schließlich nun doch nicht. Doch nicht einmal in seinen kühnsten Träumen hatte er eine solche Anlaufstelle für Schiffe vermutet. Ray konnte auf dem Fuße nicht nur einen, sondern fünf gigantische, durch jeweils einen links und rechts liegenden Steg, verbundene Ankerplätze für Schiffe ausmachen. Drei dieser Anlaufhäfen boten auch bereits für drei nicht weniger monströse Containerfrachter, die schwer mit Aberhunderten rechteckigen Containern aller Größenordnungen und sämtlicher Regenbogenfarben schwer überladen vor Anker lagen, sicheren Hafen. Zum Abladen der Fracht aus aller Welt standen zwei gewaltige Kräne, die steil in den Himmel hinauf ragten, an dem zweiten und vierten Pier bereit. Ein gutes Dutzend knallgelbe Gabelstapler, darauf wartend, die von den Kränen abgeladene Fracht in Empfang zu nehmen, waren in Reih und Glied im hinteren Teil der Anlage positioniert, wo Ray auch einige eher verwahrlost wirkende Baracken - offenbar Wohnanlagen für die Hafencrew - ausmachen konnte. Doch allem Anschein nach stand der Betrieb der Hafenanlage aktuell still, denn dafür, dass die Docks problemlos mit den weltberühmten von Oliviana City hätten konkurrieren können, herrschte zu jenem Zeitpunkt außerordentlich wenig Treiben an der Anlage.


    Ray stand mit hängendem Kiefer an der Reling, während sein Schiff unbeirrt den rechten freien Anlagehafen ansteuerte. Wenn allein der Hafen bereits solche Ausmaße besaß, wie groß würde dann wohl der Schulcampus sein?

    ~Inhaltsverzeichnis~



    Hintergrundinformationen


    Trivia


    Kapitel 1: Bühne frei für Ray
    Part 1: Der Quälgeist
    Part 2: Erste Schritte in eine neue Welt
    Part 3: Am Ziel


    Kapitel 2: Hier bin ich
    Part 1: Drehstuhlpiloten bei der Arbeit
    Part 2: Wenn der kleine Hunger quält ...
    Part 3: Die gehemmte Künstlerin
    Part 4: Das Hause Raikou
    Part 5: Ein seltsamer Vogel


    Kapitel 3: Schule - der Inbegriff der Langeweile
    Part 1: Antriebslos in den ersten Schultag
    Part 2: Der voreingenommene Mathepauker
    Part 3: Von Cliquen und Cliquenbildung
    Part 4: Wer die Wahl hat, hat die Qual
    Part 5: Von Schülern, für Schüler
    Part 6: Einmal Mathelehrer - immer Mathelehrer


    Kapitel 4: Der Super-Pokémon-Freitag
    Part 1: Abends nicht rein und morgens nicht raus ...
    Part 2: Der lang ersehnte Augenblick
    Part 3: Ein Freund auf vier Pfoten
    Part 4: Des Menschen bester Freund
    Part 5: Wie das Menschlein so das Pokémon
    Part 6: Back in Action, oder: Zurück in den gewohnten Trott
    Part 7: Überleben in der Wildnis
    Part 8: Klassenkrieg unter freiem Himmel


    Kapitel 5: Pokéfantastisches Wochenende
    Part 1: Was sich liebt, das neckt sich?
    Part 2: Flügel stutzen oder Maul stopfen - was darf es sein?
    Part 3: Der gefallene Adler
    Part 4: Zwiespalt
    Part 5: Helden sind einsam
    Part 6: Vom Nachsitzen und lästigen Pflichten
    Part 7: Vergebliches Unterfangen
    Part 8: Gemeinsam sind wir stark
    Part 9: Sonjas stummes Leid


    Kapitel 6: Das Leben geht weiter
    Part 1: Der krönende Abschluss eines Tages
    Part 2: Schlimmer gehts nimmer, aber schlafen hilft immer
    Part 3: Schuld und Sühne
    Part 4: Das Leben eines Redakteurs
    Part 5: Blau - Gelb - Rot


    Kapitel 7: Turnierfieber
    Part 1: Küchendienst, Hetzkampagne und ein Turnier
    Part 2: Die Konkurrenz schläft nicht
    Part 3: Gehemniskrämerei
    Part 4: Eine Frage der Erfahrung


    Kapitel 8: Auf dass der Beste gewinnen möge
    Part 1: Gipfeltreffen
    Part 2: Was das Schicksal bereithält
    Part 3: Ausgekrämt
    Part 4: Rays Feuerprobe
    Part 5: Der Nächste bitte!
    Part 6: Glorreiche Siege und bittere Niederlagen
    Part 7: Aufholjagd im Suicune-Stil
    Part 8: Zitterpartie mit Sonja
    Part 9: Immer das alte Lied ...
    Part 10: Liebe ist ...
    Part 11: Treffen der Elemente
    Part 12: Stur wie ein Fels
    Part 13: ... ein zweischneidiges Schwert
    Part 14: Siegesschwingen


    Kapitel 9: Skip Faksen geht von Bord
    Part 1: Auf jede Nacht folgt ein neuer Morgen
    Part 2: Fremde Ufer
    Part 3: Kollaboration
    Part 4: Spannungen
    Part 5: Stoff zum Grübeln
    Part 6: Fortgeschrittene Verteidigungstechniken für Anfänger
    Part 7: Eine Demonstration der Stärke


    Kapitel 10: Die Sippe auf Safari
    Part 1: Erwartungen
    Part 2: Wenn einer eine Reise tut ...
    Part 3: Lasst mich nicht allein ...!
    Part 4: Petri Heil, Skip!
    Part 5: Hoch hinaus
    Part 6: Petri Fungus, Ray!
    Part 7: Die Evoli-Diskrepanz


    Kapitel 11: Alte Bühne, neue Besetzung
    Part 1: Gestatten ...?
    Part 2: Zorua
    Part 3: Etwas ausbrüten
    Part 4: Alte Fehden
    Part 5: Wenn zwei sich streiten ...
    Part 6: Das Chaos trägt rot, blau, gelb


    Kapitel 12: Pokémon-Baby-Blues
    Part 1: Ei, Ei, Ei
    Part 2: In anderen Umständen
    Part 3: Kuck mal, wer da schlüpft!
    Part 4: Nestflüchter und Nesthocker
    Part 5: Sag mir, wie du heißt ...
    Part 6: Die Terror-Therapie
    Part 7: Metal Gear Pichu


    Kapitel 13: Eagles Feldzug
    Part 1: Der Aufrührer und der Faulpelz
    Part 2: Lug und Trug
    Part 3: Streben nach Macht
    Part 4: Jäger und Beute
    Part 5: Der Phönix aus der Asche
    Part 6: Legenden und Mythen
    Part 7: Früchte einer verdorbenen Saat
    Part 8: Rede und Antwort