Jetzt hänge ich in meinem Zeitplan aber sauber zurück... Naja, egal, hier bin ich wieder.
Mit diesem Kapitel (eigentlich mit dem nächsten) kommt eine kleine Veränderung. Die Unterteilung in Parts wird beendet, folglich wird es ab dem nächsten Kapitel mit den Nummern 4, 5, 6 und so weiter weitergehen.
Desweiteren werde ich im Verlauf der nächsten Woche alle Fehler ausbessern. Hierzu nochmal vielen Dank an Maj.
Die neue ePub-Datei sollte noch heute, spätestens morgen kommen. Bei dieser Gelegenheit nehme ich die alte dann auch raus.
So, und nun viel Spaß beim Lesen.
Kapitel 3 - Part 2
Die Nacht verlief unruhig, und obwohl Feuerpfote eigentlich todmüde war, konnte er keinen Schlaf finden. Oft fiel er in einen Dämmerzustand, in dessen Folge die Realität mit seinen Träumen verschwamm. Er war jedes Mal im Bau der Schüler, aber immer war es taghell und immer spielten die fremdartigen Gerüche eine Rolle. In seinem ersten Traum überfiel der SteinClan das Lager, und ein Schüler, der den Bau seiner Kollegen aus dem FeuerClan gestürmt hatte, prahlte damit, dass sein Clan eine Möglichkeit gefunden hatte, seinen Geruch beliebig zu ändern.
Als er nach einer kurzen Periode des Wachseins wieder in den Halbschlaf gefunden hatte, rang Feuerpfote mit einem Kater den er nicht kannte, während im restlichen Lager Kämpfe zwischen FeuerClan-Katzen und Streunern, die sich mit aufrührerischen Katzen aller Clans zusammengeschlossen hatten, tobten.
Kurz bevor er von seinem Gegner besiegt werden konnte, wachte Feuerpfote wieder auf, nur, um sofort wieder in den Dämmerzustand zu fallen.
Die ganze Nacht ging das so. Und als die Morgenpatrouille schließlich ins Lager stürmte, hatte Feuerpfote immer noch nicht genug Schlaf abbekommen, um dauerhaft wachbleiben zu können. Zumindest fühlte er sich so.
„Felsenstern! Felsenstern!“
Gewitterwolke, ein etwas älterer Krieger, der die Patrouille anführte, war aufgeregt. Der Anführer, nach dem er gerufen hatte, kam aus seinem Bau. Das Fell des kräftigen Katers war noch ungewaschen und stand in alle Richtungen ab.
„Was ist denn hier los?“, gähnte er.
„Wir haben eine Truppe von Katzen auf das Lager zumarschieren sehen. Eine Gruppe, so groß wie ein ganzer Clan. Und ihr Geruch stimmt mit dem von gestern überein.“
Wurde einer von Feuerpfotes Träumen jetzt Realität? Würde sich der FeuerClan Streunern gegenüber sehen? Dem SteinClan? Oder gar einer strafenden Delegation des SternenClans? Panik überkam den jungen Schüler, als er endlich den Schülerbau verließ.
„Lichtpfote! Lichtpfote!“
Purpurauges Stimme schallte kräftig von der Kinderstube aus über die Lichtung. Was war nun schon wieder los?
Die Heilerin betrat nun ebenso ungepflegt wie ihr Anführer die Lichtung.
„Was ist denn hier los?“, gähnte sie.
Feuerpfote konnte trotz der Situation ein amüsiertes Schnurren nicht unterdrücken. Genau so hatte sich sein Vater vor wenigen Minuten angehört.
„Azurauge bekommt ihre Jungen!“, antwortete der zweite Anführer, hörbar nervös.
Nach und nach entleerten sich die Nester und bald waren alle Katzen auf der Lichtung. Unruhe herrschte, alle warteten auf eine Ansage ihres Anführers. In Zeiten doppelter Gefahr war der Clan nie sonderlich selbstständig gewesen.
Felsenstern schien für einen kurzen Moment nachdenklich, im darauffolgenden aber nahm er das Geschehen selbst in die Hand.
„Lichtpfote.“
Die Angesprochene sauste bereits wie ein Blitz Richtung Kinderstube. Ein Bündel Kräuter im Maul.
Feuerpfote bewunderte den Eifer der Heilerin. Selbst wenn die zu behandelnde Verletzung nur ein kleiner Kratzer war, sie war immer sofort bei ihrem Patienten.
Dieses Mal aber wurde Lichtpfotes Eile noch mehr als ohnehin schon benötigt. Azurauge lag seit beinahe sechs Monden in der Kinderstube, und ihre Jungen hätten schon längst geboren sein müssen. Aber sie waren und waren nicht gekommen. Jede freie Minute hatte Purpurauge an der Seite seiner Gefährtin verbracht, und jeden Moment musste er damit rechnen, dass der Nachwuchs geboren wurde. Aber jetzt, mit fast drei Monden Verspätung, würde es eine sehr schwierige Geburt werden.
Auch wenn Feuerpfote öfters mit dem Gedanken spielte, selbst Heiler zu werden, konnte er sich nicht vorstellen, wie er sich fühlen würde, wenn Leben und Tod von ihm abhängen würde. Diese Gelassenheit, gemischt mit der richtigen Portion an Anspannung und Konzentration, war eine weitere Eigenschaft, die der junge Schüler an seiner Heilerin so bewunderte.
Felsenstern, der sich nicht länger um Lichtpfote kümmerte, ergriff wieder das Wort.
„Purpurauge ist zwar ein voll ausgebildeter Krieger, aber ein weiterer an der Kinderstube kann nicht schaden. Gewitterwolke, würdest du bitte deinen zweiten Anführer unterstützen?“
Der Angesprochene nickte. „Gerne.“
„Um unsere Gäste gebührend zu empfangen, benötigen wir ein Empfangskomitee. Stahlklaue, bilde bitte eine Vorhut aus fünf bis zehn kampffähigen Katzen.“
Der Krieger betrachtete die anwesenden Katzen und sprach schließlich einige von ihnen an. Die Kätzinnen und Kater, die schon einen Auftrag hatten, wirkten ruhiger, genau wie ihr Anführer. Das gewohnte Prozedere des Befehle Erteilens gab ihm wohl Sicherheit.
Auch die zwei älteren Schüler, Goldpfote, eine hübsche Kätzin, deren weißes Fell am Rücken mit schwarzen und goldenen Sprenkeln übersät war, und Metallpfote, ein mutiger Kater mit grauem Fell, wurden von Stahlklaue für die Vorhut ausgewählt. Es würden also nur undausgebildete Schüler im Lager bleiben.
Obwohl Feuerpfote wusste, dass er sich nicht dem Kampf stellen durfte, war er doch ein wenig enttäuscht. Der Kampfgeist hatte von ihm Besitz ergriffen, und am liebsten hätte sich der Kater mit dem feuerroten Fell trotz fehlender Ausbildung in den Kampf gestürzt. Doch sein Vater hatte andere Pläne mit ihm und seinen Mitschülern.
„Sehr gut. Alle nicht ausgewählten Katzen bleiben hier und bilden eine Nachhut. Die Ältesten verbarrikadieren sich bitte in ihrem Bau, und ihr“, Felsenstern wandte sich an die jüngeren Schüler, „versteckt euch in Lichtpfotes Höhle.“
Ein wenig irritiert war Feuerpfote schon über diese Anweisung, schließlich hatte er damit gerechnet, im Schülerbau verschanzt zu werden. Trotzdem wollte er diese Entscheidung nicht in Frage stellen und war schon kurz davor, sich umzudrehen, und Richtung Heilerbau zu gehen, als Luftpfote Einspruch erhob.
„Warum können wir nicht einfach in den Schülerbau gehen?“
Felsenstern rollte mit den Augen. „Weil euer Bau so nah am Tunnel ist, dass sich diese Katzen wohl zuerst auf euch stürzen würden. Der Heilerbau hingegen wird wohl der letzte Angriffspunkt sein. Keine Widerrede“, fügte er hinzu, als Luftpfote zu einer Erwiderung ansetzte.
„Und die Vorhut macht sich jetzt am Besten auf den Weg.“
Alle Katzen bezogen ihre Stellung, und auch Feuerpfote machte sich mit seinen Geschwistern und Mitschülern auf den Weg.
Es grummelte in seiner Magengegend, und er war sich nicht sicher, ob sich da der Hunger zu Wort meldete oder die Angst. Er gestand es sich zwar nicht ein, aber ein wenig mulmig war ihm doch zu Mute. Tief in seinem Innersten schlummerte die Furcht vor einer Niederlage wie ein Samenkorn, und wenn es genug Nahrung bekommen hatte, würde es wachsen. Wachsen bedeutete größer werden. Und wenn ein Samenkorn wuchs, würde es früher oder später die schützende Erdschicht durchbrechen. Wie würde sich Feuerpfote dann fühlen? Würde er überhaupt noch klar denken können?
Er wunderte sich über sich selbst. Normalerweise dachte er optimistisch, kein Risiko war ihm zu groß. Aber bisher waren alle Risiken ja auch nur gespielt gewesen, gemeinsam mit den anderen Jungen aus der Kinderstube. Einer so realen Gefahr wie jetzt war er noch nie begegnet.
Am vorherigen Tag hatte Feuerpfote nicht auf die äußeren Bedingungen geachtet, da er durch seine Kopfschmerzen kaum klar denken konnte. Dieses Mal hingegen war seine Aufmerksamkeit größer. Seine Instinkte rieten ihm, sich auf alles zu konzentrieren, immer wachsam zu bleiben. Gefahr drohte.
Helle Lichtflecken tanzten auf dem mit Gras bewachsenen Boden, und in dem ansonsten eher schummrigen Licht war kaum etwas zu erkennen. Durch das Blätterdach dran kaum Licht, nur ebenjene Lichtflecken.
Feuerpfote schätzte, dass vier bis fünf verletzte Katzen auf der Lichtung versorgt werden konnten. Ihm gegenüber klaffte ein schwarzes Loch im Felswall, der das Lager abgrenzte. Das war die Höhle der amtierenden Heilerin. Und darin würden sich sieben Katzen verstecken müssen.
Wasserpfote, die die Gruppe anführte und somit als erste die Lichtung betreten hatte, zögerte.
„Müssen wir uns da wirklich hineinzwängen?“
„Willst du etwa draußen im Lager von einer größenwahnsinnigen Katze ermordet werden?“, brauste Nusspfote auf. Der Kater mit dem nussbraunen Fell war schon immer etwas ungeduldig gewesen. Feuerpfote wagte sogar die Behauptung, Nusspfote sei die ungeduldigste Katze im ganzen Clan. Und er sah sich, wieder einmal, in seiner Vermutung bestätigt.
„Was wird unsere kleine Nuss denn so ungeduldig sein?“, mischte sich der jüngste der Schüler ein. „Dein Kriegername wird garantiert Nussgeduld sein.“
„Aber du, Feuerpfötchen.“
„Seid einfach mal leise und verzieht euch in die Höhle.“ Erdpfote stellte sich zwischen die beiden streitenden Schüler.
Murrend wandten sich die beiden Kater von einander ab. Wütend stampfte Feuerpfote als erster in Lichtpfotes Behausung. Unmittelbar hinter ihm roch er Luftpfote, auf die anderen Gerüche konzentrierte er sich nicht.
Es war dunkel in der Höhle. Nur dank seinen Barthaaren stieß Feuerpfote nicht gegen die Wand. Seine Pupillen waren noch Schlitze, nicht breiter als ein Grashalm, und dementsprechend wenig erkannte der Schüler auch.
Nach und nach wurden jedoch immer mehr Details der Höhle sichtbar. Die sieben Schüler würden genau hineinpassen, auch wenn sie sich wohl zusammenquetschen mussten. Die linke Wand war der Lagerung von Kräutern vorbehalten, während rechts Beeren aufgehäuft waren. An der Rückwand waren Spinnweben auf zwei Haufen gestapelt. Neben ihnen – Spinnen. Feuerpfote traute seinen Augen kaum. Hielt Lichtpfote etwa Spinnen wie manche Zweibeiner Katzen?
Der feuerfarbene Kater bemerkte nicht, wie er immer weiter in die Ecke und somit immer näher zu den Spinnen gedrängt wurde. Er konnte seinen Blick einfach nicht abwenden von diesen kleinen Geschöpfen. Insgesamt waren es acht Tiere, und jedes spann mit Hilfe seiner langen, dünnen Beine Spinnweben.
Aber warum betrieb Lichtpfote Spinnenzucht? Feuerpfote, der mittlerweile mit der Flanke an die Wand stieß war irritiert. Sein Blick fiel auf die fein säuberlich gestapelten Spinnweben. Hatte es etwa einen tieferen Sinn, auf welchem Stapel welche Spinnweben lagen? Bei genauerem Hinsehen fiel ihm auf, dass die Verbände auf der ihm zugewandten Seite Risse und Löcher aufwiesen. Feuerpfote erinnerte sich an den vergangen Tag, an die Reste der Heilkunde, die in seinem Gedächtnis hängen geblieben waren. Hatten sie nicht mit kaputten Spinnweben gearbeitet? Das würde einiges erklären.
„Feuerpfote?“
Luftpfotes Stimme war ausnahmsweise mal nicht aufgeregt und lebhaft, sondern ängstlich. Und nun, wo Feuerpfotes Gedanken wieder zu den kämpfenden Katern wanderten, fühlte er sich genau wie die Stimme seiner Schwester klang.
„Was ist?“
„Was glaubst du, wie sieht es draußen aus?“
Feuerpfote wusste darauf keine Antwort. Er war sich nicht einmal sicher, ob er beruhigt wäre, wenn er es wüsste.
„Ich weiß es nicht.“
Der Schüler sah der weißen Kätzin in ihre grünen Augen. Bei diesem Anblick musste er wieder daran denken, wie seine Mutter in der Kinderstube die Geschichte der Öffnung der Augen ihrer Jungen erzählt hatte. Sie hatte von ihrer Erleichterung berichtet, als sie gesehen hatte, dass die Augen ihrer ältesten Tochter nicht blau, sondern grün waren. Und Feuerpfote glaubte jedes Mal, einen Rest der Erleichterung in der Stimme seiner Mutter mitschwingen gehört zu haben.
„Das…“
Abrupt stoppte Luftpfote. Ihre Ohren richteten sich zum Höhlenausgang. Feuerpfote tat es ihr gleich.
Schritte. Schwere Schritte drangen an sein Ohr.
Der Schüler bekam Angst. Waren das die Schritte eines Freundes oder eines Feindes?