Hi da bin ich wieder.
Kapitel 1 - Katze in der Nacht
Wie ein Polizeiwart wanderte Stan vor dem Gitter hin und her. Die Hände hinter dem Rücken, das Schwert stets griffbereit. Trotz seiner leichten Nervosität wollte er so bedrohlich wie möglich erscheinen. Der Gefangene sollte wissen, dass mit ihm nicht zu spaßen sei. Zusätzlich warf er ihm einen abwertenden Blick entgegen, obwohl er dem Gegenüber noch immer nicht direkt in die Augen schauen wollte und konnte.
"Nun denn. Wer zur Hölle bist du und was willst du hier?", begann Stan energisch.
Feldspar schwieg, seine Mimik veränderte sich nicht. Seine Augen glänzten wie die einer widerspenstigen Katze im flackernden Licht.
Irritiert wiederholte Stan seine Frage, bekam aber weiterhin keine Antwort. Nur den giftigen Blick, der sich an ihm festsetzte.
Noch war Stan nicht aus der Fassung. Er wusste, er würde einen Weg finden, den anderen zu Wort zu zwingen. Und er hatte auch schon eine mögliche Maßnahme. Mit einem Wink zu sich und ohne ihn anzusehen, verlangte er einen der Wachen nach dessen Schlüssel. Der Wache zögerte, was Stan dazu brachte, ihm einen bösen Seitenblick entgegen zu werfen.
Darauf reagierte der viel größere und stämmigere Wache unweigerlich und gab ihm den Schlüssel, schaute jedoch kurz danach besorgt den anderen Wachen an, der seine Sorge erwiderte.
Die andern beiden ignorierend, öffnete Stan die Gittertür. Sie war kalt und feucht und lies sich nur mit einem Ruck tatsächlich öffnen.
Er stampfte auf Feldspar zu, der ihn stillschweigend mit seinen Augen verfolgte. Ohne Hemmungen packte er den Gefesselten unsanft an den Wangen mit einer Hand, blickte ihn nun trotz seines eigenen Unwohlseins direkt in die Augen und kommandierte erneut: "Sag mir, wer du bist!"
Als Antwort spuckte der Gepackte ihm direkt ins Gesicht.
Stan reagierte schnell. Verärgert von der respektlosen Reaktion des anderen kickte er ihn mit dem Knie fest in die Rippen, was gerade durch die schweren Stiefel deutliche Schmerzen verursachte, als Feldspar sich krümmte und zu husten begann.
Um seine Dominanz zu zeigen, nutze Stan genau das aus und trat mit dem Stiefel auf den Rücken des Gefangenen, neigte sich zu ihm herab und frage erneut: "Wer. Bist. Du?"
"Süß", antwortete der Gekrümmte letzendlich. Seine Stimme war rau und schwach. Das leichte Lächeln auf seinen Lippen war dem Krieger dennoch nicht entgangen. Er fühlte sich angegriffen. Niedergemacht. Und das, obwohl er hier eindeutig der Überlegene in einer viel weniger präkeren Situation war. Allerdings fühlte er auch seine eigene Nervosität steigern. Ihm war bewusst, dass er für diese Aufgabe nicht geeignet war. Obwohl er diese Person überhaupt nicht kannte, spürte er sein schlechtes Gewissen, sie derart zu dominieren. Natürlich war das seine Aufgabe als zweithöchste Führungskraft des Königreiches, aber genau diese Person zeigte ihm, wie wenig er ihr eigentlich gewachsen war.
Er setzte seinen Fuß wieder ab und richtete sich auf. Er musste anders an diese Situation herangehen. "Bitte, ich möchte nur wissen, wer du bist und warum du hier bist." Seine Stimme klang bereits verzweifelt.
Feldspar schaute zu ihm auf und lächelte zufrieden. "Geht doch", sagte er. "Warum nicht gleich so, Kleiner?"
Die irritierte Reaktion auf die Benutzung des Wortes "Kleiner" beachtete er nicht und fuhr fort: "Mein Name ist Craig Tucker, der Dieb. Ich entfloh dem Reich des Zaubererkönigs, da er mir nicht die Freiheit gab, die ich brauchte. Auf der Suche nach einem Ort, der mir Freiheit und Sicherheit bieten könne, kam ich hierher, in der Hoffnung, meinen Platz in dieser grausamen Welt zu finden."
Die gelb leuchtenden Augen verfolgten Stan weiterhin, nun allerdings auf eine deutlich sanftere Art und Weise. Es brachte Stan dazu, Mitleid zu empfinden. War es die Wahrheit? War dies wirklich nur eine gequälte Seele auf der Suche nach Schutz? Er glaubte ihm, sanft wie seine eigentliche Art war, konnte dies aber unter keinen Umständen zeigen.
Er hockte sich vor Craig und blickte ihn erneut abwertend an. "Warum sollte ich dir glauben?"
Der Angesprochene lachte nur. "Du hast wunderschöne blaue Augen. Sie erinnern mich an das Meer."
Das war definitiv nicht das, was Stan hören wollte. Und erstrecht nicht das, was er als Antwort erwartet hatte. So schaute er ihn nur verwirrt an und stand auf, drehte sich um und erinnerte Craig noch daran, dass er wieder kommen würde, bevor er schließlich den Raum und den Kerker verließ.
"Gerne", entgegnete dieser, mehr für sich selbst.
"Du hast dich bemüht", sagte der Elfenkönig zu seinem Untergebenen, der zurückgekehrt war, um ihm die wenigen Informationen, die er herausfinden konnte, zu überbringen. "Ich würde dich darum bitten, dran zu bleiben. Besuche den Gefangenen so oft du möchtest, aber regelmäßig. Er soll sich an dich gewöhnen, dir vertrauen."
Stan nickte. "In Ordnung." Ihn quälte ein schlechtes Gewissen, weil er nicht alles erzählt hatte. Er verschwieg seine eigenen Zweifel, sein Unwohlsein in der Gegenwart des Gefangenen. Dessen letzte Aussage erwähnte er erstrecht nicht.
Nichts desto trotz akzeptierte er den Wunsch seines Königs. Ihm blieb keine andere Wahl, so sehr er sich eine andere Wahl wünschte.
Abgesegnet von Kyle, begab der junge Krieger sich erst einmal aus dem Schloss auf dessen Hof, wo ihn sein treuer Begleiter, Sparky, bereits erwartete. Der große Hund wedelte freudig mit dem Schwanz, blieb jedoch trotz der Freunde über das Erscheinen seines Besitzers still sitzen. Stan ging auf ihn zu und hockte sich vor das Tier, um es mit einer Streicheleinheit zu begrüßen. Die eiserne Kette um Sparkys Hals nahm er dabei ab. Erst als Stan selbst aufstand und dem Hund ein Handzeichen gab, stand dieser gehorsam auf, den Blick stets erwartungsvoll auf seinen Besitzer gerichtet.
Sparky war für Stan etwas ganz Besonders. Er konnte dem Tier blind vertrauen, es würde ihn nie verraten. Und egal wie schlecht es ihm ging, Sparky war immer da. So war er es auch jetzt und der Junge war ihm sehr dankbar dafür.
Gemeinsam gingen sie in die Stadt, denn Stan beschloss, dass er langsam mal etwas essen sollte. Der Hund folgte ihm dabei ohne einen Ton von sich zu geben und musterte still die Umgebung beim Gehen. Nicht einmal zum Schnüffeln verließ er seinen Meister. Dieser genoss die natürliche Umgebung. Die letzten warmen Sonnenstrahlen des späten Herbsts ließen die bunten Blätter der Bäume wie lodernde Flammen erscheinen. Im Kontrast dazu wehte die kühle Brise des Nordens, welche deutlich machte, dass der Winter nicht mehr fern war. Und somit auch die härteste Zeit des Jahres.
Der Wind wehte ein welkes Ahornblatt in seine Richtung und Stan fing es auf. Die Verletzlichkeit des Blattes erinnerte ihn unweigerlich an Craig und er wusste nicht warum. Er hielt das Blatt in seiner Hand und fragte sich, warum er nicht aufhören konnte, an den Gefangenen und seine letzten Worte zu denken. Stan hatte noch nie das Meer gesehen, nur davon gehört. Es sollte eine unendliche Masse an Wasser sein. Ein Symbol der Gefahr, der Ungezähmtheit. Und gleichzeitig ein Zeichen grenzenloser Freiheit. Etwas, was ihm selbst so sehr fehlte.
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Sparky so ein Traumhund. Ich wünschte Injy würde so gut hören. xD
Leider ist das Kapitel doch kürzer als erwartet, aber wat soll's. Solange es das erfüllt, was es erfüllen soll, haha.
@Creon Dankeschön für das Feedback. uwu
Freut mich, dass dir mein Geschreibsel gefällt!
Das mit den Schweißbändern kann ich nachvollziehen. Blöderweise gehört das einfach zum Design des Charakters dazu und während die jetzt nicht so wichtig sind, war ich mir unsicher, ob ich die jetzt behalte oder nicht. (In Canon trägt er eigentlich auch eine Jeans, aber da habe ich dann zur Stoffhose gewechselt.)
Zum Rest, uhmm.... weiß nicht, was ich dazu sagen soll. :'D Auf jeden Fall kann ich sagen, dass du mit deinen Vermutungen hier und da ganz gut liegst. Halte mich halt etwas zurück, damit ich nicht versehentlich meine eigene Fanfic spoilere, haha.