Falls dieser Beitrag nicht gut ist, ist meine einzige Erklärung meine lange Abwesenheit. Entschuldigung dafür.
The Song of Achilles
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Autor: Madeline Miller
Erscheinungsjahr: 2012
Sprache: Englisch
Genre: Fantasy, Lebensgeschichten (?)
Handlung:
Der kleine Patroklus ist für seinen Vater eine einzige Enttäuschung: Statt eines starken Kindes ist er klein, schmächtig und schwächlich. Er wird bei der Heiratsauswahl der Helena abgelehnt und am Ende begeht er noch einen Mord am Sohn eines Adeligen. Statt ihn für dieses Vergehen hinrichten zu lassen, verkauft sein Vater ihn an Pelides, den Vater des Achilles, als Arbeiter. Schon zuvor war Patroklus von den Halbgott fasziniert; er kann sich jedoch mit keinem der anwesenden Diener anfreunden, geschweige denn den Hausherren. Doch als er sich eines Tages versteckt und damit eine Strafe riskiert, überredet er Achilles dazu, ihn zu decken, was das Interesse des Prinzen an ihm weckt. Von da an entwickelt sich ihre Beziehung immer weiter, bis ein alter Schwur von Patroklus eingefordert wird, der ihn in einen Krieg zu ziehen droht.
Meinung:
Eines gleich vorweg: Im Endeffekt ist das gewissermaßen wie eine Fanfiction zu der Ilias, also wird jeder, der diese Geschichte irgendwie kennt, bereits wissen, wie es ausgeht. Ich war mir ebenfalls des Endes voll bewusst, aber das war nicht so wichtig. Das war eines dieser Bücher, bei denen der Weg zählt. Und der Weg wurde wahrlich schon gestaltet.
Eine Sache, die mir beispielsweise auffiel, war der Schreibstil. Dieser ist eher auf das Erzählen denn auf das Zeigen ausgelegt, was bei dem Ich-Erzähler allerdings verständlich ist. Ich persönlich fand, dass es dem Erzählstil wirklich ungemein half.
Die Handlung hat einen sehr schönen Fluss und die richtige Menge an freundschaftlichen/ liebevollen Momenten zwischen den zweien und traurigen sowie spannenden Momenten. Die Autorin tendiert zwar dazu, manche Szenen etwas langatmig zu beschreiben, aber ich persönlich fand viel Gefallen daran, auch wenn es nicht zwingend jedermanns Stil sein muss.
Ach ja, und apropos: Bei der Ilias gibt es ja viele Interpretationen. Diese hier interpretiert Achilles und Patroclus als ein Liebespaar, bzw. sogar als Ehepaar. Als Warnung sollte hier hinzugefügt werden, dass es ein paar Sexszenen gibt, die zwar nicht allzu explizit ausgeschmückt/ beschrieben werden, aber dennoch vorhanden sind; wer dies also nicht begrüßt, sollte also vorsichtig sein. Abgesehen davon fand ich aber, dass die Beziehung zwischen den zweien sehr schön beschrieben und dargestellt wurde und sich auch über die Zeit hinweg entwickelte.
Womit wir zu den Charakteren kommen. Der Erzähler, der die gesamte Geschichte aus seiner Perspektive erzählt, ist Patroclus. Weitere wichtige Charaktere sind offensichtlich Achilles und dazu seine Mutter Thetis, in gewisser Weise Chiron und später Agamemnon und Briseis. Abgesehen davon gibt es noch eine ganze Heerschaar an Charakteren variierender Wichtigkeit, aber das Personal ist teilweise etwas unübersichtlich groß, vor allem, wenn man bedenkt, dass viele namentlich genannt werden, sich ihre Auftritte aber auf vielleicht zwei, drei im ganzen Buch beschränken.
Die Charaktere an sich sind größtenteils sehr sympathisch. Patroclus zeigt eine faszinierende Entwicklung, die man am Ende noch mehr bemerkt. Es ist, als würde man seine eigenen Kinder erwachsen werden sehen. Selbiges gilt auch Achilles. Diese Entwicklungen sind übrigens nicht immer positiv, was ich persönlich sehr erfrischend fand. Erstaunlich fand ich auch, dass Charaktere, die teilweise eigentlich Antagonisten waren (z. B. Thetis und Hektor) mir sympathisch waren, während ich Agamemnon gerne eine ernsthafte Lektion in Sachen Anger Management und Verhaltensethik erteilen würde.
Noch eine Sache, die ich persönlich wundervoll fand: Man merkte, dass Frau Miller recherchiert hat. Nicht nur wegen der Orts- oder Charakterbeschreibungen, nein, auch einige Verhaltensarten. Ich werde nicht sagen, dass ich Gewalt gegen Frauen, Kinder oder sonst irgendwen gut finde, aber das war hier historisch gesehen korrekt. Auch Beschreibungen gewisser Szenen, die eventuell doch etwas zu spoilerhaft sind, fand ich wundervoll.
Auch gewisse, vom Ursprungstext abweichende Erzählungen fand ich wundervoll. In der Ilias war Patroklus eher unwichtig, soweit ich gehört habe, fast schon ein Statist, und Briseis wird denke ich noch öfter vergessen; hier sind sie allerdings eigenständige Charaktere mit eigenen Persönlichkeiten, die aber das Ursprungsmaterial nicht beeinflussen oder verändern, sondern sehr toll dazupassen.
Fazit:
Ich fand The Song of Achilles wundervoll und würde jedem empfehlen, es zu lesen, vor allem auf englisch. Die Art der Beschreibungen, die Charaktere und die Genauigkeit harmonieren hier wundervoll - jedem, der eventuell Interesse am antiken Griechenland, der Ilias oder auch Tragödien hat, sollte diesem Buch meiner Meinung nach eine Chance geben.