Irgendwie verliert man so jemanden dann zum zweiten mal
Über solche Geschichten habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Im Grunde ist es ja irgendwie unlogisch, dass man um jemanden wirklich trauert und dessen Tod als Verlust sieht, wenn man gar nichts mehr mit der Person zu tun hatte. Aber ich glaube, weil der Tod so absolut ist, trifft es uns trotzdem. Wenn man keinen Kontakt hat, weiß man trotzdem "man könnte ja", "es gibt Möglichkeiten", "wer weiß in ferner Zukunft" usw. ; aber der Tod ist endgültig, da gibt es kein vielleicht mehr...
Man merkt es ja teilweise bei zerstrittenen Familien, die jahrelang kein Wort miteinander reden, aber bei schlimmen Unfällen, wo es passieren könnte, dass einer stirbt, wird alles vergessen und vergeben. Einfach weil man sich bewusst wird, dass die Option in Zukunft wieder Kontakt zu haben nicht ewig währt.
Also, zumindest hab ich mir schon so in jüngeren Jahren das Verhalten erklärt, wieso man auch bei fast Fremden ein Verlustgefühl spürt. Dass der Tod an sich eine schlimme Sache ist und Menschen auch immer berührt, sei mal dahingestellt.
Zum Thema selber knüpf ich mal an Realitys Beitrag an und erzähl etwas von Menschen zu denen man einfach den Bezug verliert.
Ich persönlich bin so ein Mensch, der nicht in der Lage ist regelmäßigen Kontakt zu erhalten. Ich versinke zu oft in meinen Alltagspflichten und in meinen freien Minuten in meinen Gedanken. Ich hab ehrlich gesagt auch noch nie einsehen können, wieso die Quantität an Kontakt eine Freundschaft definieren muss. Da gibt es aber natürlich Menschen, die sich schwer mit dieser Art tun, weil sie sich teilweise vernachlässigt fühlen. Im Prinzip ist mit mir sowas schnell geklärt, wenn man mich darauf anspricht; dann versuch ich meinen zeitmangel zu erläutern, aber komme dann der/dem Freund(in) entgegen. Nunja, wie oft passiert es aber, dass man statt etwas anzusprechen schweigt? Und so hab ich auch mal einen Menschen verloren, der mir sehr wichtig war.
Ich hatte zu der Zeit damals allgemein nicht alle Zeit der Welt und noch eine andere Freundin, der es richtig mies ging. Familiäre Probleme, dann war es noch eine Zeit, wo sie sich als homosexuell geoutet hat, schulische Misserfolge usw. Kurz gesagt, wenn ich die Zeit fand, dann war ich eher damit beschäftigt diese Freundin etwas aufzubauen, mit ihr die Situationen zu besprechen und auch wie es mit der Schule weitergehen soll. Dementsprechend hat sich die zuerst genannte Freundin von mir vernachlässigt gefühlt, vor allem wohl auch deswegen, weil sie die andere nicht sonderlich leiden konnte. Die beiden waren sich spinnefeind. Nun, anstatt es anzusprechen; denn ehrlich gesagt war mir dies damals nicht bewusst, hat sie sich einen "Ersatz" gesucht. Nicht einfach nur eine weitere Freundin, denn dagegen hätte ich wahrlich nichts gehabt, sondern einen offensichtlichen Ersatz. Sie hat mit ihr Worte und Formulierungen gebraucht, die eigentlich als Insider zwischen uns beiden waren (was mich dann schon verletzt hat) und machte es ziemlich offensichtlich, dass sie jetzt eine bessere Freundin gefunden hat. Ich sprach sie natürlich darauf an... nyo, kurzum waren wir beide voneinander ziemlich enttäuscht und die Freundschaft zerbrach, aber so richtig komplett. Wir hatten zwar dann noch versucht Kontakt zu halten, aber die Gespräche sind immer nach ein paar Minuten ins Leere gelaufen.... wir hatten uns einfach nichts mehr zu sagen.
Ich glaube, das war das erste Mal, dass ich einen Menschen auf dieser Ebene verloren hatte (und bis jetzt das einzige Mal). Mir ist es ziemlich im Gedächtnis haften geblieben, vor allem das Gespräch damals, nach dem es dann zu Ende war.
Heute haben wir mehr oder weniger über andere Freunde eine Verbindung zueinander. Ich denke uns würde auch der Kontakt wieder etwas einfacher fallen, weil man doch eine Distanz zu der Sache damals gewonnen hat. Aber verloren ist der Mensch, der sie damals für mich war, so oder so.