Hallo,
ich mach hier mal den Anfang, falls es dir genehm ist Jetzt war der Spatz schneller als ich :3 Da du auch schon mit 6 Gedichten für reichlich viel Stoff zum Kommentieren gesorgt hast.
Ich habe sie mir alle durchgelesen, werde mich allerdings nur einem zuwenden, da ich sonst 10 Stunden an diesem Beitrag sitze (ungelogen, ich brauch um die 1,5-2 Stunden für das Kommentieren eines Gedichtes, lol). Erstmal aber möchte ich etwas zum Starterpost äußern.
Der Aufbau gefällt mir, du erzählst auch sehr viel von dir und deiner Art zu schreiben. Da ist man mit Informationen gut versorgt. Ich find auch das eigene Zitat unter dem Bild zum einem sehr gut gewählt, zum anderen an sich eine gute Idee. Inhaltlich hat es sogar die Aussage über die Funktion eines Gedichtes: Es soll die eigene Nachricht zum Gegenüber tragen.
Der Text unter "Art der Gedichte" hat ein wenig etwas von einer Rechtfertigung :) Du sicherst dich von vornherein ab, falls jemandem deine Gedichte nicht zusagen sollten. Mach dir deswegen keine Sorgen. Gedichte sind so verschieden und anders, dass es immer welche geben wird, die nicht jeder mag-egal wie gut es ist.
Ansonsten liegt mir hier etwas wirklich am Herzen. "Die Gedichte sollen einzigartig werden und nie wie diese alten Gedichte, welche mich weniger interessieren" und "Das heißt, Leute die sich nur für "alte, normale Gedichte interessieren" solltest du so nicht stehen lassen. Es scheint mir, als ob du nicht wirklich weißt was ein Gedicht ist und vor allem noch nicht viel über diese "alten Gedichte" gelernt hast ^^" Das ist wirklich nicht böse gemeint, aber mich hat die Aussage etwas schockiert. Je nach Epoche gibt es die verschiedensten Arten von Gedichten. Sei es malerisch und ordentlich in der Romantik oder ziemlich chaotisch ohne Metrum in der Epoche des Sturm und Drang und so weiter. Es gibt keine "normalen" Gedichte. Das ist eine Erfindung des Laien, dem nicht bewusst ist, welchen Sinn ein Gedicht verfolgt und das es sich um eine künstlerische Ausdrucksform handelt. Und ich kenne so einige Gedichte, denen deine ziemlich ähneln ;) Ich weiß ja nicht, welche ihr bis jetzt in der Schule gelernt habt, aber vergleich mal Namen wie Goethe&Storm mit Benn&Tucholsky; du wirst merken, dass da teilweise Welten dazwischen liegen. Und das sind nur Beispiele, die mir spontan einfallen.
Ansonsten, ich weiß ja nicht genau wie du das in Zukunft handhaben wirst, rate ich dir immer sämtliche Gedichte im Starterpost als Liste zu verlinken oder auch in deinem 2. Starterpost. Damit es auch übersichtlich bleibt, sobald weitere Werke dazu kommen.
Ich find es auch schon, dass du zu jedem Gedicht noch etwas dazu schreibst. Das gibt dem ganzen einen persönlichen Touch :3
Kommen wir aber nun zu deinem Gedicht. Ich habe mich für Schutzengel entschieden.
Inmitten der Nacht,
wird Ziel eine Stadt,
von dem Hall der Dimension.
Gerüstet mit Pinsel und Farb,
befleckt es die Stadt mit Schwarz.
Die Glocken am heiligen Turm,
versenden zum letzten Mal,
den Glauben des Herrn,
ehe der Teufel sie versklavt.
Sehr schöner Auftakt ins Gedicht. Das ganze hat irgendwie eine apokalyptische Atmosphäre, sehr düster und bildhaft. Vor allem gefällt mir dieses Bild "Hall der Dimensionen", das über die Stadt fällt. Ich kann mir dabei wirklich gut vorstellen, wie ein schwarzer Schatten die Stadt verschluckt. Das Wortspiel mit den Glocken, dem Glauben und dem Teufel ist auch gut gelungen. Es wirkt hier so, als ob auch Gott nicht mehr helfen könnte. Ein letzter Hilfeschrei und dann verstummt alles.
Was mich stört ist auch hier die Setzung der Satzzeichen, aber die hat ja Colonel Fortune bereits erwähnt. Ich denke am besten du überarbeitest da einfach alle deine Gedichte ^^ Falls du mal nicht genau weiter weißt, kannst du mich gerne anschreiben (oder Colonel Fortune, der hat eh nichts zu tun :P) und wir helfen dir da weiter. Aber ich werd hier jetzt nicht extra alles aufzählen, da du ja schon Bescheid weißt ^^
Der Rabe im goldenen Schwarz,
steigt empor ins Mondeslicht.
Wie ein Dämon, geschickt von Teufelshand,
verschlingt es den Mond,
welcher blass erstrahlt,
pünktlich zu seinem Abendmahl.
Die Sterne, einst so leuchtend gelb.
werden Ziel vom Wolkenbeet.
Sie verschleiern das letzte Licht,
in ihrer grauen Lebensschicht.
Es geht weiter mit dieser äußerst düsteren Atmosphäre und ich finde deine Ideen wirklich gut. Der Mond hier, als letztes Stück Licht am Himmel verschwindet, sowie auch der Himmel selber. Die Stadt wirkt durch Dunkelheit vom Rest der Welt abgeschottet. Das einzige was mich hier etwas stört ist die Antithese "goldenes Schwarz", an sich eine interessante Symbolik, aber hier irgendwie fehl am Platz. Alles wird als düster und dunkel beschrieben, aber plötzlich ist der Unheil bringende Rabe mit einem Wort beschrieben, das eher strahlend empfunden wird.
Das Bild vom Wolkenbeet, das die Sterne verschleiert, ist echt toll. Ein wenig unklar ist hier der Bezug von "Sie verschleiern", weil rein grammatikalisch würde es sich auf die Sterne beziehen, weil das der einzige vorangegangene Plural ist, aber ich nehme an du meinst hier "die Wolken". Pass bei solchen Dingen auf, damit du nicht den Sinn deiner Worte verfälschst. Der Leser hat schließlich einen anderen Gedankengang als du ^^
Die Stadt, am Tage so ruhig und sanft,
betet vernarrt den Morgen nun an.
Eine Mutter sucht verzweifelt ihr Kind,
welches bereits am Abend entschwand.
Kaum zu sehen die eigene Hand,
schreien die Menschen vor Angst und Bang.
Stoßen sich Köplein an Kopf,
ehe sie das Schlummerland erreicht.
Du beschreibst sehr schön die verzweifelte Situation, vor allem auch in Hinblick darauf, dass die Menschen hier eher Frieden gewohnt sind. Diese gegensätzliche Situation von den ersten beiden Versen gefällt mir sehr gut. Und zwischen all diesen Menschen lenkst du das Augenmerk auf eine Mutter, jedoch lässt du sie nicht sofort im Mittelpunkt stehen, sondern vertiefst die ganze bedrohliche Situation.
Existiert das Wort "Köplein" XD? Ich habs sogar gegoogelt, weil ich dachte dass es in einem Dialekt womöglich so richtig ist. Also mir persönlich würde "Köpflein" besser gefallen, aber da ich jetzt nicht weiß, ob das seine Richtigkeit so hat oder nicht, bleibt das bloß eine subjektive Geschmackssache.
Der Hoffnungsschimmer fast erloschen,
in feurigheißer Glut.
Als wie aus heitrem Himmel,
des Lichtes Pforte erstrahlt.
Gute Wendung, schöne Strophe, aber das "erstrahlt" schmeißt einen total aus dem Lesefluss. In dem Vers sollte eine Silbe weniger sein, damit es nicht so sehr aus der Reihe tanzt. Insgesamt würde es besser klingen, wenn die Silbenanzahl des 4. Verses mit dem des 2. übereinstimmt oder du als Abschlusswort (anstelle von erstrahlt) ein Wort suchst, dass ebenfalls ein dunkles Vokal hat (wie u in Glut), weil das "a" hier beim Lesen als störend empfunden wird. Versuch mal deine Gedichte dir selber laut vorzutragen, dann merkst du solche Kleinigkeiten ganz gut.
Das Sternenlicht, leuchtend aus dem Wolkenmeer,
weist den Weg zum Mutterland.
Ein Engel, gekleidet in Weiß,
folgt dem Gebilde des Lichts.
In den Armen haltend ein nassgetunktes Kind.
Schützt es mit seinen weißen Flügeln.
vor dem Fluch der Nacht.
Wieder muss ich sagen, dass deine Metaphernwahl bzw. die Bilder, die du weckst, echt toll sind. Also das muss man dir auf jeden Fall lassen. Schön erzählt, wie der Engel erscheint und sich der Stadt nähert; auch das Kind wird wieder erwähnt, das man womöglich schon vergessen hat. Aber die Mutter sucht ja noch und somit hofft man auf ein Happy End. Der Punkt beim vorletzten Vers gehört definitiv weg, da der Satz völlig normal weitergeht.
1000 Federn, die dem Engelsschein folgen,
hüten Engel und Kind.
Geschwind sammeln die Menschenseelen sich.
Knien vor dem Licht nieder,
in dem Glaube, ihr Gebet wurde erhört.
Ich persönlich finde, dass im vorletzten Vers "Lichte" besser klingen würde, als nur "Licht".
Ansonsten wieder gut erzählt... wobei ich hier schon fast an die Motten denken muss, die sofort zur nächsten Lichtquelle fliegen. Hier ist es wohl nicht anders; in all der Verzweiflung und Dunkelheit betet man nun mal sofort das erstbeste an, egal ob man weiß, ob das überhaupt die Rettung ist oder nicht.
Des Engels Blick, samt und weich,
scheint zu suchen die bestimmte Seel,
welchem mit dem Kind trägt dasselbe Leid.
<3 Find ich richtig schön beschrieben.
Denn selbst unter tausend Leid,
beschreibt nichts des Mutters Schmerz.
Eine Frau, verzweifelt in doppelter Not,
weint bitterlich ihre Tränen aus.
"der Mutter Schmerz", Mutter ist grammatikalisch weiblich.
Aber auch hier gut erzählt. Vor allem, dass der Schmerz der Mutter aus dem Leid der anderen hervor sticht, da sie ihr Kind verloren hat, finde ich wirklich gelungen. Man könnte fast schon sagen, dass alle anderen nur um ihre eigene Sicherheit besorgt sind, während die Mutter trotz allen Gefahren nur an ihr Kind denkt.
So fangen die Federn die trostlose Seele auf,
führen sie zu dem Engel, der mit gutem Herz,
den Wicht ihr schon entgegenhält.
Des Wunder danks, grüßt sie den Engel.
Nimmt das Kind und schüttelt rasch,
das Leid von seiner Schulter ab.
Hier spricht mich vor allem die letzte Metapher mit dem Leid von den Schultern abschütteln an :3 Hat irgendwie ein sehr schönes Bild erzeugt und ich kann mir vorstellen, wie glücklich das Kind in dem Moment ist.
Wollt sich bedanken beim Gottgesandten,
doch das Licht schon längst verschwunden,
im Jenseits des Spiegels.
Die Nacht, eins fluchgefüllt,
wieder seinen Ursprung hebt.
"einst fluchgefüllt", oder?
"Jenseits des Spiegels" find ich wieder sehr interessant. Ein Ort, der unerreichbar ist, aber zu dem man doch einen gewissen "Kontakt" haben kann... Vor allem hier in Verbindung mit dem Engel; das ist wie die Hoffnung und der Glaube. Eigentlich etwas, dass nicht direkt in unserer Welt existiert, zumindest nicht fassbar, aber wir trotzdem "sehen". Kannst du mir folgen, lol? Das schweift jetzt stark ins philosophische ab. Auf jeden Fall, schöner Vergleich :3
Noch heute wird im ganzen Lande,
die Geschicht erzählt vom Engellein,
der die Nacht zum Tage wandt,
und die Kinder beschützt im Schein.
Doch wissen nur die Wenigsten,
dass die Nacht doch mit ihm war.
Und es zeigt, dass Weihnachten,
doch von Gott erschaffen wurd.
Sauberer Abschluss, wenn auch etwas "unerwartet" von der Erdzählperspektive her. Also, als ob wir nicht mehr am Ort des Geschehens sind, sondern in einer Stube bei Tee und Feuer und man würde diese Geschichte als Märchen erzählen. Wirkt aber harmonisch zum Schluss.
Insgesamt sind es wohl eher so äußere Dinge, die du verbessern könntest. Zeichensetzung, wie schon genannt, und an manchen Stellen vielleicht auch etwas mehr auf die Leseflüssigkeit achten, natürlich nur da, wo es das Gedicht auch unterstützt.
Ein großes Lob an deine Ideen und Metaphern. Die sind wirklich interessant und man grübelt auch mal länger darüber.
.: Atropaia :.