[...]Laktoseintoleranz ist beispielsweise auch unnormal, aber deshalb sind die Menschen die darunter leiden doch nicht gleich schlecht.[...]
Ich weiß, damit weiche ich vom eigentlichen Hauptthema ab, aber ich muss dir widersprechen. Die Laktoseintoleranz ist eigentlich der Normalfall.
Das Enzym, das die Lactose - also den Milchzucker - im Magendarmtrakt abbaut, ist die Lactase. Wenn diese vom Körper nicht produziert wird, vergären Bakterien den Zucker im Darm und die entstehenden Endprodukte wirken stark reizend. Das vorne weg.
Der ursprüngliche Mensch hat in seiner Entstehungshistorie nur zu Beginn seines Lebens Milch zu sich genommen. Die seiner Mutter. Im gesamten anschließenden Leben von weiteren etwa 25-30 Jahren hat der Mensch nie wieder Milch zu sich genommen, folglich bestand keine Notwendigkeit weiterhin Lactase zu produzieren.
Wer sich etwas mit Genetik befasst weiß, dass nicht das Bedürfnis ausschlaggebend für die Entwicklung von Merkmalen ist, sondern der Zufall und bei der Selektion (in diesem Fall) die Effizienz. Und wer sich mit der Epigenetik befasst weiß, dass durch verschiedene Regulationen (zB Methylierung) das Ablesen einer kodierenden DNA-Sequenz sowohl verhindert, als auch wieder begonnen werden kann, wenn das Produkt nicht oder wieder benötigt wird.
Mit anderen Worten: Der frühe Mensch war nur innerhalb der ersten 2 Lebensjahre nicht Lactoseintolerant.
Erst, als der Mensch vom Nomanden zum Bauern wurde, änderte sich dies. Mit der Domestizierung von Rindern, Ziegen und Schafen wurde irgendwann auch die Milch dieser Tiere entdeckt. Menschen, die durch zufällige Mutationen von der Norm abwichen und weiterhin Lactase produzierten, hatten nun in schlechten Zeiten eine weitere Nahrungsquelle: Die Milch der domestizierten Tiere.
Folglich hatten all jene, die Tiermilch vertrugen eine höhere Chance zu überleben und ihre mutierten und "unnormalen" (um das Wort jetzt auch mal aufzugreifen) Gene weiter zu geben.
Umgekehrt hat sich die "normale" Lactoseintoleranz weiterhin in jenen Ländern und Völkern durchgesetzt, die sich nicht mit der Domestizierung Milch gebender Tiere befasst haben. Als größtes und bekanntestes Beispiel dafür gilt wohl ein großer Teil Ost-Asiens, in dem der Großteil der Bevölkerung nach wie vor an der Lactoseintoleranz "leidet".
Man sieht also, Normen verschieben sich und nichts, das heute normal ist, muss es morgen auch noch sein.
[...]Es ist sehr wahrscheinlich, dass Ansichten sich im Laufe der Jahre noch ändern.
Er ist bei so etwas nur stur.[...]
Diese Aussage halte ich nun für wirklich intolerant!
Wer sagt, dass sich nicht auch deine oder meine Ansichten eines Tages zu diesem Thema ändern?
Wieso müssen sich unbedingt seine Ansichten wechseln? Es ist nicht wahrscheinlich! Es wäre nur etwas, das vermutlich deiner Vorstellung der Normen entsprechen würde.
Und auf Sturheit zu plädieren, vermutlich aufgrund seines Alters, halte ich für sehr oberflächlich gedacht.
P.S.:
Sorry, falls das jetzt anfeindend klang. So sollte es eigentlich nicht rüberkommen.