Beiträge von Kerolorth

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    @MarieAntoinette @Sheogorath @Paya @Rusalka
    @southheart dir gebe ich erst mal die Gelegenheit, aufzuschließen :)



    10: Gnadenlos



    „Halt...Cedric...hey, jetzt bleibt doch mal hier.“
    Tristan lies sich nicht einfach abweisen und packte Cedric nun wiederholt, dieses Mal nur sehr viel kräftiger, am Handgelenk. Widerwillig lies sich der Waldläufer aufhalten und betrachtete ihn nur aus nüchternen Augen. Tristan schien einen Moment lang etwas in ihnen zu suchen, seufzte allerdings nur nach ein paar stillen Sekunden und erhob sich ebenfalls.
    „Ich sagte dir doch, du sollst nicht zu ihr rüber gehen.“, belehrte er ihn, schien sich einzubilden, eine Ahnung zu haben, was Remilia zu Cedric gesagt haben könnte.
    „Eine unangenehme Zeitgenossin, nicht wahr?“
    Cedric ignorierte Tristans Kommentar, schwieg auch für ein paar weitere Momente, was dazu führte, dass die Beiden mitsamt ihren Pokémon stumm im Raum standen. Ein weiterer, kurzer Blick über die Schulter verriet, dass Remilia ihnen immer noch den Rücken kehrte. Gar mochte man von ihr den Eindruck haben, noch überhaupt keine Kenntnis von den Zwei genommen zu haben. Cedric entfuhr ein Schnauben, ehe er sich letztendlich Tristan zuwandte.
    „Ich kann dir versichern, wir haben sehr unterschiedliche Ansichten von ihr. Aber sie hat mich zum Nachdenken gebracht.“
    „Nachdenken worüber?“
    Keine Antwort. Cedric hatte nicht die geringste Ahnung, wie viel Gewicht er den Worten Remilias geben sollte, für den Fall aber, dass er sich vor Tristan tatsächlich in Acht nehmen musste, hatte er mit bedrohlichem Unterton eine Warnung andeuten wollten. Ohne Ergebnis, entweder war Tristan wirklich harmlos, oder konnte wahnsinnig überzeugend den Unschuldigen spielen. Verflixtes Dilemma.
    Mit ihren Pokémon im Schlepptau steuerten sie nun auf den Ausgang zu. Doch noch bevor sie die Kneipe durchquert hatten, geschah etwas unerwartetes.
    Ein Knall ertönte ob des wuchtigen Einschlages. Holz krachte, zersplitterte laut und alle Anwesenden schreckten auf. Die ruhige Atmosphäre war in Sekundenbruchteilen zerstört worden und ein Raunen ging durch die gesamte Gästeschaft, während jedes Augenpaar auf dem Mann ruhte, der gerade eben durch die Holztür geflogen war. Cedric erkannte ihn sofort als den grimmigen Türsteher, der ihnen zuvor den Weg nicht hatte frei machen wollen. Ein anderer Besucher schien weniger zurückhalten mit roher Gewalt an ihm vorbei zu wollen. Für ihn offenbar ein sehr unglücklicher Tag.
    Lange betrachtete er den Mann am Boden allerdings nicht, da der offensichtliche Verursacher dieses Aufruhrs eintrat. Er bemerkte noch, wie Komura sich an die Seite seines Herren gesellte, bereit, jeden potentiellen Feind zu attackieren.
    Für den ersten Moment rechnete Cedric mit einem wahrscheinlich groß gebautem, kräftigen Unruhestifter, dem ebenfalls der Zutritt zur Kneipe verwehrt werden sollte und darüber nicht erfreut war. Jedenfalls war dieser Gedanke naheliegender , als das, was Cedric gerade tatsächlich sah.
    Er selbst wurde mit seinen 19 Jahren von den meisten alten Leuten immer noch ein Junge genannt. Die eintretende Person war - das sah man schon auf den ersten Blick – definitiv jünger als er. Dementsprechend fassungslos war sein Blick, angesichts der Tatsache, dass sie in prächtiger Rüstung gekleidet war, die so gut poliert war, dass man selbst bei dem etwas spärlichem Licht die Details erkennen konnte. Der glänzend saubere Stahl war elegant verarbeitet und mit anmutigen Gravuren versehen. Am Oberkörper besaß die Panzerung keinerlei Lücken, Arme Beine dagegen schützte sie nur an der Vorderseite, wodurch die Beweglichkeit wohl gewahrt werden sollte. Darunter erkannte er dickes, schwarzes Leder. Ein Blickfang waren auch die Schulterplatten, die mit gewellt hervorstehenden Spitzen entfernt an Flammen erinnerten und ebenfalls von Gravuren geziert wurde. Eine meisterliche Schmiedearbeit wie diese, sah Cedric zum ersten Mal.
    Einen Helm trug die Person nicht, so konnte man klar das kantige Gesicht mit dem grimmigen Blick sehen. Die Haare waren kurz, dunkelblond und etwas zerzaust. Spontan schätzte Cedric ihn auf höchstens 18 Jahre, vielleicht sogar weniger. Konnte das dennoch wirklich ein Ritter sein? Was sollte solch eine Persönlichkeit hier zu suchen haben? Gab es jetzt etwa noch mehr Schwierigkeiten?
    Beim Eintreten – den Mann am Boden lies er relativ unbeachtet – kniff er ein paar Mal die Augen fest zusammen, musste sich offensichtlich an die schwache Beleuchtung hier drinnen gewöhnen. Er allerdings kam nicht dazu, die Stille mit seinem Wort zu brechen. Das übernahm just in diesem Moment Tristan.
    „Kecigor?!“
    Während Cedric gerade ungläubig abschätzte, ob er sich verhört hatte, sah der Angesprochene prompt auf und schien in Tristan ein bekanntes Gesicht zu finden.
    „Mir war klar, dass ich dir hier irgendwo finde.“, sein Ton war irgendwie mürrisch, jedenfalls nicht unbedingt erfreut, wie Cedric fand. Tristan ignorierte dies und ging auf diesen Kecigor zu. Eine kameradschaftliche Geste zur Begrüßung blieb aus. Stattdessen sah Tristan auf den niedergeschlagenen Türsteher hinab, der sich nur schwach und sichtlich unter Schmerz rührte.
    „Was hast du denn mit dem gemacht?“
    „Tse, der wird in Zukunft wissen, wie er mit mir zu reden hat.“, war alles, was er sagte.
    „Verstehe, hör mal, die ich will dir jemanden vorstellen.“
    Er wandte sich um.
    „Hey Cedric, komm mal her, anstatt so geistlos zu starren.“, lächelte er.
    Zunächst kam er der Aufforderung nicht nach. Nicht, ehe er die Frage stellen konnte, die ihm auf der Zunge brannte.
    „Was für Leute kennst du denn?“
    Vorsichtig lugte Cedric um die Mauer des alten Hauses, den Körper gerade so gegen selbige gedrückt, um nicht zu sehr aufzufallen und somit die Aufmerksamkeit vorbei trottender Menschen auf sich zu ziehen. Niemand schien sie beachtet zu haben, als das Trio mitsamt der zwei Pokémon aus der Kneipe herausgetreten und direkt in eine Seitengasse abgebogen war, um dem allgemeinen Trubel zu entgehen. Dass in einer solchen Gegend niemand diesen Ritter ins Visier genommen haben sollte, hielt er für sehr unwahrscheinlich, doch niemand schien ihnen Beachtung geschenkt zu haben. Trotzdem wollte er weiterhin vorsichtig bleiben, solche Gegenden waren unberechenbar. Misstrauisch grübelnd drehte Cedric sich letztendlich von der Wand weg und widmete sich Tristan und dessen Bekannten.
    „Kein schöner Ort, um sich kennen zu lernen, aber darüber müssen wir wohl hinweg sehen.“
    Tristan, der mit verschränkten Armen abwartend an der Wand gelehnt hatte, machte Anstalten, den Ritter vorzustellen, der dies jedoch rasch selbst übernahm.
    „Nun denn, ich bin Kecigor, Ordensritter der Flamme.“
    Mit gestraffter Haltung und ernstem Gesicht salutierte er vor ihm, indem er seine Faust auf den Brustkorb schlug.
    „Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Freund von Tristan.“, und ihm anschließend die Hand hinhielt.
    Cedric lächelte amüsiert, schaut kurz zu Tristan rüber, der nur eine Augenbraue hob. Den Händedruck – der Kerl hatte gewaltige Kraft – erwiderte er dann ohne weiteres Zögern.
    „Ganz meinerseits, aber Cedric reicht vollkommen aus.“
    „Ich hätte nie gedacht, dich hier zu treffen, warum bist du hier?“, mischte sich Tristan wieder ein.
    „Ich bin nicht allein in die Stadt gekommen.“
    Tristans Augen wurden groß.
    „Hast du ihn etwa mit hergeb...“
    „Einer unserer erfahreneren Ritter spricht gerade mit dem Kommandanten der Miliz. Mit ihm bin ich hergekommen.“, unterbrach er ihn. Eine Antwort von Tristan bahnte sich an, doch vorerst fuhr Kecigor mit nun viel ernsterem Gesicht fort.
    „Dort in der Kaserne habe ich eure Steckbriefe gesehen.“
    Mit einem Mal war Cedric höchst alarmiert. Verfluchter Dreck. War der etwa hier, um die Beiden in den Knast zu befördern? Rasch zog er sich einen Schritt zurück, die Hand schon am Schwertgriff und Komura ebenfalls in Angriffsbereitschaft.
    „Lass das sein.“, gab ihm Kecigor in seiner autoritären Haltung zu wissen. „Ich habe nicht vor, euch festzunehmen.“
    Cedric hielt inne, entschied sich aber, seine Hand noch nicht von dem Griff zu entfernen.
    „Sondern?“
    „Ich habe vom Kommandanten erfahren, was in etwa passiert ist. Ihr werdet mit mir zur Kaserne kommen und die Chance kriegen, ihn davon zu überzeugen, dass ihr kein Verbrechen begangen habt.“
    Er hob eine Augenbraue.
    „Sofern das denn der Fall ist.“
    Cedric fiel auf, dass er nicht nur ihn, sondern auch Tristan mit scharfen Augen musterte.
    „Dass du mir nicht traust, verstehe ich, aber ich dachte ihm gegenüber sei das anders.“, sagte Cedric mit einem Nicken in Tristans Richtung.
    „Ich traue ihm.“, antwortete er ohne Wimpernzucken, „Aber wenn er diesmal doch einen Fehler begangen und das Gesetz gebrochen hat, bin ich nicht sein Freund, sondern der Mann, der ihn zur Verantwortung ziehen wird.“
    Er sah zum Schwarzgekleideten hinüber.
    „Und das weiß er auch.“
    „Dann haben wir nicht viel zu befürchten.“, sagte Tristan heiter. Er war mit einem Mal in Aufbruchstimmung. Auch Cedric hatte keine Einwände mehr und folgte Kecigor, der die Gruppe nun stumm anführte. Seine Augen blieben einen Moment lang an der riesigen, schwarzen Schwertscheide, die er am Rücken trug, hängen. Wie er so über den Ritter nachdachte, kam er nicht drum herum, erstaunt von seiner Einstellung zu sein. Sich seinen Rang in diesen jungen Jahren zu erarbeiten, war schon eine besondere Leistung. Doch sein Pflichtbewusstsein gegenüber dem Gesetz hatte noch mehr Priorität, als seine Freundschaft zu Tristan. Aus seiner Sicht nicht sehr vorteilhaft, aber neutral betrachtet doch lobenswert. Eigentlich brannte ihm die Frage auf der Zunge, woher sich die beiden überhaupt kannten, doch er entschied sich, dieses Thema zu verschieben. So, wie er Tristan bereits kannte muss es auch für diese Bekanntschaft ein interessantes Ereignis in seiner Vergangenheit geben.
    Als seine Gedanken eine andere Richtung einschlugen, fragte er sich erneut, welches Märchen die Torwache seinem Boss wohl eingetrichtert hatte, damit diese dämlichen Steckbriefe gemacht wurden. Besorgt blickte er zu Boden. Er hoffte inständig, beim Kommandanten nicht auf taube Ohren zu stoßen und dass dieser sie nicht einfach einbuchten würde.
    „Keine Sorge.“, flüsterte Tristan von der Seite.
    „Ich hab dir doch von damals erzählt oder? Kommandant Ullrich kennt mich. Er wird mir zuhören und es wird gut ausgehen, da bin ich sicher.“
    Cedric atmete einmal tief und blickte gen Himmel. Er hoffte, dass Tristan Recht hatte. Ihm würde eine große Last abgenommen werden, wenn er sich darüber keine Sorgen mehr machen müsste. Schließlich wollte er hier einen Neuanfang machen.
    'Nur optimistisch bleiben', erinnerte er sich selber und musste innerlich lachen. Früher hätte er nie so gedacht.
    In den darauf folgenden Minuten wurden keine weiteren Worte gewechselt. In den Gassen des Problemviertels unter einem grauen Himmel war eine erdrückende Atmosphäre spürbar, die mit jedem Schritt deutlicher wurde. Unberührt davon führte Kecigor die Gruppe weiter in die Richtung in der Cedric den Marktplatz in Erinnerung hatte in dessen Nähe angeblich die Kaserne der Stadtwache war. Die absolute Stille öffnete die Tür für seine Gedanken, sich verschiedene Szenarien auszumalen, was ihn dort erwarten könnte und seinen Herzschlag ganz langsam immer weiter beschleunigten.
    Dann, mit einem mal wurde dieser Puls unglaublich schmerzhaft in der Brust, als er etwas bemerkte. Absolute Stille? Schnell blickte er zu seiner Rechten, wo Komura neben ihm herlief. Als hätte er es in genau dem selben Moment gemerkt, blickte sein Pokémon ihm in die Augen, welche bei ihm alarmiert aufgerissen waren. Das Tornupto festigte seinen Stand und begann wütend zu knurren.
    „Hey!“, rief Cedric den beiden Vorderleuten zu, die seine Reaktion anscheinend nicht bemerkt hatten und sich erst jetzt nach ihm umdrehten. Beide realisierten sofort die Situation, Tristan stellte sich dich an Maros Seite und zog sein Schwert. Kecigor hingegen drehte sich wieder um, da er als Erster die Person bemerkt hatte, die plötzlich auf der Straße vor ihnen aufgetaucht war. Eine dünne Frau von gebräunter Hautfarbe und schwarzem, geflochtenem Haar grinste die Gruppe mit verschränkten armen frech an. In enger, dunkler Kleidung, gezeichnet von Wunden und einer ungewöhnlichen Körperhaltung machte sie den Eindruck eines Raubtieres. Weitere Menschen kamen langsam aus den Ecken der Häuser hervor, alle ungepflegt, dreckig, bewaffnet. Sie waren von mindestens einem Dutzend Straßenräubern eingekreist.
    „Ach, verdammt.“, fluchte Cedric leise, doch er hätte es ahnen müssen. Nachdem Kecigor auf dem Weg hierher sämtliche Blicke auf sich gezogen hatte, hatte Cedric nicht gemerkt, wie menschenleer es auf einmal war. Die trügerische Ruhe war ebenfalls ein Anzeichen darauf, dass hier ein Hinterhalt geplant war. Mit gezogener Waffe nahm er seine Kampfposition – die Knie leicht gebeugt und das Schwert in der rechten Hand parallel zum Bein – ein. Nur Kecigor stand nach wie vor seelenruhig da und betrachtete die Frau, welche womöglich die Anführerin der Bande war.
    „Schau an, heute ist ein echter Glückstag. Gleich zwei gesuchte Verbrecher und sogar ein Ritter.“, lachte sie.
    „Ich dachte mir schon, dass sowas passieren wird.“, antwortete dieser seufzend, sprach aber mit drohenden Ton weiter.
    „Wenn du meinen Rang kennst, brauche ich dich wohl nicht zu warnen oder? Falls doch, lass dir gesagt sein, dass ich dich und alle anderen hier als Feinde anerkenne, sollte es jemand wagen, uns anzugreifen.“
    Nun zog auch er seine Waffe.
    „Ich werde ohne Zurückhaltung kämpfen.“
    Aus der Scheide an seinem Rücken zog er das größte Schwert, das Cedric jemals gesehen hatte. Es war beinahe Mannshoch und breiter als ein Oberarm. Es hatte einen geraden, ungeschärften Rücken von schwarzer Farbe. Die Klinge dagegen war leicht gebogen, glänzte in einem hellen Silber. Seine Hand umfasste fest einen Griff, den dunkelrotes Leder und ein nur sehr schmaler Knauf zierte. Ein paar edle Gravuren zierten den Stahl. Zudem besaß die Waffe keine wirklich Parierstange, sondern eine Verdickung, die Griff und Klinge voneinander trennte. Cedric konnte es nicht fassen, als er sah, dass Kecigor scheinbar keine Mühe hatte, dieses monströse Schwert zu führen, als er es auf die Frau richtete.
    „Kommt her, ich werde es mit jedem von euch aufnehmen.“
    „Überschätze dich ja nicht!“, schrie sie und stürmte los, was selbige Reaktion bei den anderen Männern auslöste.
    Cedric tauschte erneut einen Blick mit Komura aus. Er und Tristan befanden sich momentan unter der Obhut eines Ritters. Da dieser ebenfalls angegriffen wurde, würde jede Kampfhandlung hier unter Selbstverteidigung fallen und keine neue Strafe nach sich ziehen. In diesem Falle...
    „Keine Zurückhaltung.“, befahl er.
    Komuras Gesicht zieht etwas, dass einem Grinsen ähnlich kam und entzündete seinen Flammenkragen.
    „Los, Flammenwurf.“
    Das Tornupto holte einmal tief Luft, wobei es heißes Feuer in seinem Rachen sammelte. Als er diese in einem sengenden Flammenstrahl entweichen ließ, trieb das die Banditen sofort zur Seite und spaltete die gesamte Gruppe in zwei Hälften. Nach diesem einen Befehl agierte Komura dann auf eigene Faust.
    Brüllend rannte er auf einen der Angreifer zu. Der hatte bereits zu einem Schlag mit seinem Beil angesetzt, scheiterte aber an der Ausführung, als das Tornupto auf ihn zu sprang, sich in dessen Arm verbiss und ihn mit seinem ganzen Kampfgewicht zu Boden riss. Cedric dagegen verweilte in seiner Kampfhaltung, als sich ihm ebenfalls ein Gegner näherte. Dieser holte zu einem beidhändigen Schlag aus, sprang zudem in die Luft um zusätzliche Kraft für seinen Angriff zu gewinnen. Die Bewegung war leicht zu lesen, sodass Cedric den Schlag rechtzeitig parieren konnte, allerdings um seinen festen Stand kämpfen musste und in Rücklage geriet. Kreischend schabten die Klingen aneinander, als beide Kontrahenten versuchten, den Gegner zurück zu drängen. Mithilfe einer Körperdrehung schaffte es Cedric, den Angreifen an sich vorbei zu lenken und ihm mit der freien Hand einen Faustschlag auf die linke Wange zu verpassen. Gleich darauf drehte er sich im Uhrzeigersinn und fügte ihm einen schmerzhaften Schnitt quer über dem Rücken zu wodurch er schreiend zu Boden ging und sich beeilte kriechend dem Kampf zu entkommen.
    Da von ihm also keine Gefahr mehr ausging, suchte Cedric sich einen neuen Gegner. Weil ihn aber in diesem Augenblick niemand angriff, wagte er es einen Moment, sich nach der Lage von Tristan und Kecigor zu erkundigen. Beide hatten sie schon mehrere Angreifer Kampfunfähig gemacht.
    Dass Tristan fast schon spielend mit seinem Gegner fertig wurde überraschte ihn in diesem Augenblick nicht mehr. Mit seiner schnellen Reaktion hatte er keinerlei Hilfe nötig, sodass sich Maros darauf beschränkte, ihm den Rücken zu decken und weitere Feinde mit Ruckzuckhieben und Finten abzuwehren, denen mit bloßem Auge nicht zu folgen war . Um die zwei musste er sich definitiv keine Sorgen machen.
    Kecigor duellierte sich mit der Anführerin der Gruppe, welche ein großes Talent für den Umgang mit dem Säbel aufwies. Man erkannte auf den ersten Blick, dass ihre Kampffähigkeiten sich von denen der anderen unterschied. Die Art und Weise, mit der Kecigor ihre Schläge blockte, war erstaunlich. Tatsächlich schien sein Zweihänder für ihn so gut wie nichts zu wiegen, so schnell führte er ihn. Mittels einer Körpertäuschung lies er sie schließlich ins leere rauschen und befand sich plötzlich direkt hinter ihr. Blitzschnell drehte er die Waffe in seinen Händen und versetzte ihr mit dem Schwertrücken einem Hieb in den Nacken, wodurch sie Augenblicklich ihre Waffe fallen ließ und zu Boden ging.
    „Mira!“, rief plötzlich jemand.
    Cedric erblickte einen Mann, ebenfalls von gebräunter Haut und kurzem, schwarzem Haar. Sein Blick war panisch, als er zu der Frau eilen wollte, um ihr zu helfen. Ein treuer Anhänger? Oder vielleicht sogar ihr Geliebter? Egal wer, er wollte so schnell es ging zu dieser Mira. Komura drängte sich jedoch vor ihn. Er holte zum Schlag aus.
    „Aus dem Weg!“
    Cedric Beschützerinstinkt setzte ein. Niemand würde Komura etwas antun, dafür würde er sorgen. Das hatte er geschworen. Und keinesfalls würde ein armseliger Dreckskerl aus der Gosse dafür sorgen, dass er scheiterte.
    Den Blick nicht von ihm abwendend griff Cedric an seinen Stiefel, versuchte gleichzeitig den Laufweg des Mannes zu antizipieren. Er zog den Dolch, den er dem alten Dacol genommen hatte hervor und warf ihn mit einer Mischung aus Kraft und Präzision. Er war kein zielsicherer Werfer, doch mit einem Treffer, der die Schwerthand des Mannes durchbohrte, was diesen stoppte und aufschreien lies, hatte er wohl den Wurf seines Lebens gemacht.
    Komura nutzte seine Gelegenheit. Ein Feuer sammelte sich in seinem Rachen, wuchs weiter und hüllte fast seinen ganzen Kopf ein. So ging er schließlich seinem Angreifer an die Kehle, grub seine Fangzähne in sein Fleisch und verbrannte es. Statt einem Schrei brachte der Mann nur ein schwaches Röcheln hervor. Einige Augenblicke rührte sich niemand, bis schließlich Komura den Mann los ließ und dieser zusammen brach.
    Nun war es Mira, die laut und voller Wut schrie.
    „Wie kannst du es wagen, du Mistvieh!“
    Ebenfalls wollte sie Komura mit gezogener Waffen angreifen. Doch aus diesen Angriff konnte mittels eines heißen Flammenstrahles aufgehalten werden. Nur knapp schaffte Mira es, rechtzeitig zur Seite zu springen, und weitete vor Schreck die Augen, als Cedric auf einmal neben ihr stand. Ein schwungvoller Hieb entwaffnete ihre Hand schließlich von dem rauen Säbel. Als sie sich panisch umsah, musste sie feststellen, dass die meisten ihrer Männer bereits kampfunfähig waren. Manche geflüchtet, die meisten verwundet, aber am Leben. Nur einen Toten gab es, ihren Mann.
    Cedric wusste dies natürlich nicht, als er der Frau gegenüber stand und die Waffe auf sie richtete. Mit verachtenden Augen voller Tränen blickte sie in die seinen.
    „Tse, so tief gesunken, dass du eine wehrlose Frau töten musst, um dich stark zu fühlen, Scheißkerl?“, zischte sie zwischen ihren Zähnen hervor.
    Leicht verwundert hob Cedric eine Augenbraue.
    „Wäre ich nun in deiner Lage, du würdest keine Sekunde zögern, mich zu töten. Nicht nur das.“
    Er nickte zu Komura.
    „Du würdest auch ihn töten, dann meine Leiche plündern und mich hier im Staub zurück lassen. Warum also sollte ich einer schäbigen Krähe wie dir mein Mitgefühl schenken?“
    „Weil ich das so will!“, mischte sich Kecigor auf einmal ein und trat vor.
    „Tötest du sie im Kampf, wenn du keine andere Wahl hast, so würde ich es dir vergeben. Das hier ist aber eine völlig andere Situation.“
    Schon stand er direkt neben ihm und fixierte Cedric mit scharfem Blick.
    „Deine Worte sind war, doch sind sie auch der Grund, warum du dich zurück halten solltest. Wenn du hier Gleiches mit Gleichem vergelten willst, begibst du dich auf einen Pfad, der mich dazu zwingen wird, dich als Verbrecher anzusehen. Tu dir einen Gefallen und mache das nicht.“
    Weder mitfühlend, noch bedrohlich klangen Kecigors Worte. Mehr hörte er sich an, wie ein Lehrmeister, der einen Schüler von einem fatalen Fehler abhalten wollte.
    „Willst du mich verarschen?“ Das wären wohl Cedrics Worte gewesen. Er wollte gerne erwidern, wollte ihm ins Gesicht sagen, dass dies genau das wäre, was sein Instinkt ihm befahl. Töte die, die dich töten wollen. So hatte er immer gelebt.
    Als er merkte, dass Kecigos Augen, die ihn scheinbar aufspießen wollten, keinen Widerspruch zuließen, tauschte er einen Blick mit seinem Pokémon. Er war düster, nicht nur der seine, sondern auch Komuras. Er steckte seine Waffe weg.
    „Gut, ich werde ihr nichts antun.“
    „Schön.“, sagte der Ritter, wandte sich anschließend noch an Mira.
    „Dein Glück besteht darin, dass wir gerade wichtigeres zu tun haben, als dich der Miliz zu übergeben, deshalb darfst du gehen. Ich rate dir davon ab, uns zu folgen und nochmal anzugreifen.“
    Sie nickte schwach, ihre Augen sahen jedoch verräterisch und plötzlich sah Cedric eine perfekte Gelegenheit.
    „Lass uns schonmal vor gehen, Komura wird hier auf sie aufpassen und uns folgen, sobald er sicher ist, dass sie das nicht ebenfalls tut. Nur als Vorsichtsmaßnahme.“
    Nach kurzem Überlegen willigte Kecigor ein und Cedric wandte sich ein letztes Mal an Mira.
    „Du wirst dich nun umdrehen und es nicht wagen uns nachzustellen. Rühre dich erst wieder, wenn er wegläuft. Einholen wirst du ihn eh nicht.“, wies er an, worauf sie widerwillig gehorchte. Cedric besah sich kurz die umher liegenden Ausrüstung, die zurück gelassen wurde.
    „Und denk' nicht daran, eines dieser Schwerter aufzuheben. Du wärst tot, bevor deine Hand den Griff packen kann.“
    Keine Reaktion, er hatte aber auch keine erwartet.
    „Gehen wir.“, sagte Kecigor und machte sich mit Tristan, der stumm zugesehen hatte auf den Weg.
    Cedric wartete noch einen Moment. Mira konnte ihn nicht sehen, stand mit zu ihm gekehrtem Rücken zu ihm und zitterte vor Wut. Auch Tristan und Kecigor schenkten ihm gerade keine Aufmerksamkeit. So wagte er es, Komura noch einmal einen bedeutenden Blick zu schenken. Er war düster, fordernd, seine Augen befehligten stumm, sein Mund war zu einem diabolischen Grinsen geformt. Das Tornupto erwiderte es. Dann schloss er schnell zu den anderen auf, die ihn neugierig betrachteten.
    „Sicher, dass das in Ordnung ist?“, fragte Tristan, leicht besorgt um das Feuerpokémon.
    „Glaub mir, es ist okay.“, antwortete er beiläufig. Innerlich dagegen freute er sich. Komura hatte verstanden.



    Ein pfeifender Wind zog durch die Straße, wirbelte Staub auf und verlieh der Szenerie etwas trostloses. Mira hielt die Hände etwas nach oben und zeigte damit ihre Unterwerfung. Sie hatte es akzeptiert, dass sie die falschen Männer angegriffen hatte und wollte das Tornupto nicht versehentlich zu einem Angriff provozieren. Also kniete sie dort, wartete, zitterte und hoffte, dass es bald verschwinden würde.
    Komura stand nach wie vor direkt in ihrem Rücken, sodass sie nicht sehen konnte, was er tat. Er erlaubte es sich, sich nach beiden Richtungen umzusehen. Von den verletzten Männern waren die meisten geflohen, bevor Cedric und die anderen gegangen waren. Nur noch eine handvoll von ihnen lag noch bewusstlos da, einer sogar leblos. Abgesehen von der Frau vor ihm war hier kein Mensch, der sie beobachtete. Perfekt um das zu tun, was Cedric von ihm gefordert hatte.
    Mit langsamen, geräuschlosen Schritten rückte er dichter an sie heran. Sie rührte sich auch weiterhin nicht. Komura setzte zu einem Sprung an. Mira wusste nicht, wie ihr geschah, sie bekam nicht die Chance, etwas zu realisieren. Noch ehe sie aufschreien konnte, als Komura mit geneigtem Kopf seine Zähne in ihrem Nacken vergrub, drehte er diesen mit der ganzen Kraft seines Körpers und brach der Frau so das Genick. Ein lautes Knacken ertönte, als ihre Knochen auf eine für den Körper nicht vorgesehene Weise verdreht wurden und schließlich brachen. Der Körper erschlaffte und ging mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden.
    Komura schenkte ihr keine weitere Sekunde Beachtung und beeilte sich, seine Gruppe wieder einzuholen. Mit schnellen Schritten verschwand er die Straße entlang.
    Nichteinmal die stark ausgeprägten Sinne des Feuerpokémons hatten ausgereicht, um zu bemerken, dass doch ein Augenpaar auf ihm geruht hatte. Im Schatten einer Gasse schien einen Moment die Luft zu flimmern, dann war deutlich eine leuchtende, gemein grinsende Fratze zu sehen, als sich langsam eine Gestalt verdeutlichte. Absolut geräuschlos schwebte sie sogleich davon, steuerte einen einsamen Hinterhof an, wo ihre Herrin, eine Frau in schneeweißer Tracht auf ihn wartete.
    „Und?“, wollte sie wissen.
    Der dunkle Schemen kam nun endgültig aus seiner Tarnung hervor, grinste noch etwas breiter. Jeder normale Mensch wäre schreiend geflohen beim Anblick der diabolischen Fratze.
    Wie interessant.“, murmelte sie.

    Hi Rusalka,
    ja, das Kapitel hat seine Zeit gebraucht, aber du lässt mich echt nie lange warten. Ist ja fast ja unfair von mir xD


    Ich hatte zwar kurzzeitig überlegt, wer nochmal Maros war, aber als du die Finsteraura erwähnt hast, wusste ich wieder, dass es sich um Nachtara handelt. Auf jeden Fall hat man es als Söldner ja nicht leicht, da man ihnen schon von vornherein eine gewisse Prise Vertrauen entgegen bringen muss

    Mir ist das bei anderen FF's auch schon passiert. Blöde individuelle Namen.^^ Niemand hat es leicht auf der Welt. Nicht nur Cedric, sondern auch andere haben ihre Probleme und Sorgen. Doch die habe ich in Wahrheit noch lange nicht enthüllt. Schließlich wird die Vergangenheit der Chraktere natürlich nicht sofort erzählt.



    Umso interessanter ist dann natürlich die Begegnung mit Remilia. Mit der angespannten Atmosphäre in der Kneipe und dem stilvollen Auftreten hast du eine tolle Einleitung dazu geschrieben. Selbiges gilt wohl für die Szene, als sich Cedric vorstellen will und ihm die Worte fehlen, womit er das Gespräch lenken kann. Es erinnert an so manche echte Begebenheit, wo das ebenfalls passieren kann.

    Eben! Gerade weil wohl fast jeder diese Momente kennt, fiel es mir auch so leicht, diesen Dialog niederzuschreiben. Generell habe ich immer besonders viel Spaß, wenn ich zu neuen Charakteren komme. Was ein Glück an dieser Stelle, dass der nächste nicht lange auf sich warten lies ;)



    Dass Cedric nun von zwei Seiten vor dem jeweils anderen gewarnt wird, lässt natürlich die Frage offen, ob er in dieser Stadt überhaupt jemandem vertrauen kann. Schließlich ist jeder ein Unbekannter und diese Komponente hast du auch gut eingefügt

    Danke. Ich wusste vorher nicht, wie viel Spaß es machen kann, Leser im unklaren zu lassen. Die Vertrauensfrage wird sich noch ziehen, zugegebenermaßen auch zwischenzeitlich mal beiseite gelegt werden. Dafür gibts dann zur Abwechslung mal richtig was auf die Fresse ;)


    Man liest sich.

    @MarieAntoinette @Sheogorath @Paya @Rusalka

    9: Warnsignale


    „Also, du bist schon einmal in diesem Stadtteil gewesen. Warum?“
    Bereits im Voraus hatte Cedric sich ein paar Fragen im Hinterkopf zurecht gelegt, die er an Tristan stellen wollte. Die soeben gestellte fiel ihm als erste wieder ein, da er zuvor keine Antwort auf sie erhalten hatte.
    „Ich muss auch mein Geld verdienen.“, sich rechtfertigend zuckte er mit den Schultern.
    „Und da ich keine feste Arbeit habe, biete ich meine Dienste an, wo es mir eben möglich ist.“
    „Also ein Söldner?“, fasste er die Umschreibung zusammen. Tristan nahm einen Schluck Bier und verzog leicht das Gesicht.
    „Ich mag das Wort nicht. Als Söldner kann jeder abgerissene Prügelknabe arbeiten. Ich bezeichne mich eher als qualifiziertes Hilfspersonal.“
    Hatte er sich das von einem Dichter ausdenken lassen? Cedric hob eine Braue, Tristan sah ihn unschuldig an, untermauerte die Aufrichtigkeit seiner Worte mit seinem standhaften Blick. Also doch kein Witz.
    „Jedenfalls hatte die Miliz Probleme mit einem gesuchten Verbrecher, der es auf die wohlhabenden Bürger abgesehen hatte. Da sich sein Versteck im Problemviertel befand, kamen sie nicht an ihn ran, da sie ihn auch nie bei seinen Einbrüchen zu fassen bekamen. Also habe ich bei Kommandanten der Kaserne meine Hilfe angeboten, gegen entsprechende Bezahlung natürlich.“
    Während Cedric interessiert zuhörte und trank, konnte sich sein Verstand schon ausmalen, auf welch unglückliche Situation das ganze hinaus lief.
    „Ich hatte den Vorteil, einen Partner wie Maros einsetzen zu können. Er hat ihn in der Nacht ausfindig gemacht, als er in das Haus eines dieser edlen Händler eingestiegen ist. Dort wollte ich ihn stellen.“
    Eine kurze Pause folgte. Cedric hatte sich unbewusst, aber dennoch mit ruhiger Miene immer weiter nach vorne über den Tisch gebeugt und reckte nun den Kopf in Tristans Richtung.
    „Und dann?“
    Er kratzte sich am Hinterkopf. Leicht verlegen mit gesenktem Haupt.
    „Ist echt knapp gewesen. Kann sein, dass er mich getötet hätte, wenn Maros nicht dazu gekommen wäre. Wie eine Wilder ist er durch die Fensterscheibe herein geschossen und sofort zum Angriff übergegangen. Nur hat seine Finsteraura damals den ganzen Laden vollständig zerstört.“
    Etwas in der Richtung hatte Cedric bereits erwartet. Er musste zugeben, dass ihn der Gedanke leicht erschaudern lies, dass dieser professionelle Einbrecher scheinbar im Kampf besser gewesen war als Tristan, dessen Fähigkeiten er ja bereits zu sehen bekam.
    „Und die Soldaten kriegen das Gejammer der einflussreichen Bürger ab, da sie dich mit der Aufgabe betraut hatten.“, vervollständigte Cedric die Geschichte. Ein Nicken.
    Blöde Situation, keine Frage, doch nun verstand er es besser.
    Noch allzu gut erinnerte er sich daran, wie sich die Torwache benommen hatte, im Angesicht Tristans und seines Pokémons. Also war sein Verhalten begründet gewesen, anstatt vor Paranoia und Vorurteilen diesen Wesen gegenüber.
    „Was ist dann passiert?“
    Tristan lehnte sich zurück.
    „Ein Teil meiner Belohnung wurde mir dafür abgezogen, damit war die Sache für den Kommandanten gegessen. Ein paar seiner Leute wollen mich deshalb aber anscheinend nicht mehr hier haben. Wahrscheinlich denken sie, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wieder was ähnliches passiert.“
    Womit nun ein Großteil von Cedrics Fragen geklärt wäre. Irgendwie fühlte es sich besser an, den Standpunkt der Wachen zu kennen und einigermaßen nachvollziehen zu können, auch wenn ihre Aktionen übertrieben waren. Und was ihn betraf...
    „Ich glaube ich muss mich bei dir entschuldigen.“
    Das schwache Lächeln in Tristans Gesicht verschwand und wich einer ernsten Miene. Cedric verstand jedoch zunächst nicht.
    „Wie jetzt?“
    „Weil du in Begleitung mit mir, einem Typen, der sich hier schon reichlich Ärger eingehandelt hat, unterwegs warst, bist du jetzt auch auf der schwarzen Liste. Bestimmt haben die dich direkt mit mir in einen Topf geschmissen.“
    Eine solche Entschuldigung passte nun überhaupt nicht zu der offenen, leicht frechen Art des Schwarzgekleideten.
    „Ich hab' den Kerl angegriffen. Und ich benötige niemanden, der meine Taten auf sich nimmt.“
    Cedirc bemühte sich, sich nicht allzu sehr zu empören, doch zu glauben, dass er ihn jetzt vielleicht noch auf diese Weise in Schutz nehmen musste, reizte ihn irgenswie. Cedric tat selten etwas unüberlegtes und wusste, dass Verantwortung für seine Taten auch ein Teil des Wortes 'Stolz' war.
    „Tja, dann sind wir wohl in gewisser Weise Partner.“, grinste Tristan.
    Geteiltes Leid ist halbes Leid. Das sagten zumeist die Leute, die dieses Leid nicht selbst betraf, doch Cedric musste sich selbst eingestehen, dass es sich gut anfühlte, neben Komura auch einen Menschen zu haben, der ihm zur Seite stand. Mit diesem beruhigenden Gefühl im Bauch erhob er seinen Bierkrug.
    „Ich trinke auf meinen Leidensgenossen.“, sagte er in scherzhaften Ton.
    „So, wie ich auch.“
    Nach einem kräftigen Anstoß tranken beide ihr Bier restlos aus, stellten die Krüge geräuschvoll wieder auf den Tisch und lächelten einander kameradschaftlich an.



    Der angebrochene Mittag verging ungewöhnlich langsam angesichts der wachsenden Freude, die Cedric aus Gründen, die ihm selbst nicht ganz klar waren, empfand. Doch auch wenn Tristan und er im Augenblick von der Miliz gesuchte Verbrecher waren, fühlte er ohne Zweifel Optimismus in sich aufsteigen, welcher ihm zuzuflüstern schien, alles würde sich zum guten wenden. Und das zu seiner Verwunderung nur, indem er sich mit ihm sprach, trank und ihn besser kennen lernte. Gestern Abend, als er von den beiden Steckbriefen erfahren hatte, war ihm seine Zuversicht, gar schon der Wille, sein Leben endlich in den Griff zu bekommen, scheinbar gänzlich verflogen. Doch da war zu seinem Glück dieser hilfsbereite Kerl, der das alles mit ihm durchstehen wollte und ihm die Gewissheit gab, dass es schon irgendwie gut ausgehen würde. Bis gestern noch hatte Cedric nur widerwillig und gezwungener Maßen Städte aufgesucht und die Einsamkeit in der Wildnis mit Komura genossen. Im Augenblick jedoch fühlte er sich trotz der Umstände ziemlich wohl in seiner Haut.
    „Na toll.“
    Tristan, der gerade den kompletten Raum leicht geistesabwesend beobachtet hatte, verlor mit einem Schlag seinen unbekümmerten Gesichtsausdruck und lies den Kopf sinken. Als Cedrics Augen in jene Richtung wanderten, blieb ihm einen Moment lang der Atem weg. Von all den Menschen, die in diesem Stadtteil lebten, hätte er nicht gedacht, so jemanden erblicken zu können.
    Der helle, weiße Stoff stach sofort ins Auge und war sicher für die meisten Menschen so ziemlich das Letzte, das sie sich in so einer Gegend anziehen würden. Noch auffälliger hätte sie nur sein können, wäre sie brennend in die Kneipe eingetreten, oder nackt.
    Cedrics Augen betrachteten einen makellosen weiblichen Körper, dessen elegante Form durch das schneeweiße Gewand stark zur Geltung kam. Oberkörper und Hüfte wurden durch den offenbar sehr dicken Stoff undurchsichtig bedeckt, Bauch und Beine zeigte sie hingegen der Öffentlichkeit. Ihr Schuhwerk bestand dagegen aus engen, schwarzen Stiefeln. Was er nicht erkennen konnte, war ihr Gesicht, welches durch einen Schleier verdeckt wurde. Schon seltsam, sich so auffällig zu kleiden und dann das Gesicht zu verbergen.
    Die Blicke der Anwesenden gekonnt ignorierend, ging sie zielstrebig zu einem runden, kleinen Tisch an der Wand, unweit von ihm und Tristan entfernt. Als sie sich setzte und Cedric den Rücken zuwendete, sah er ihr glattes, dunkelbraunes Haar, welches fast bis an ihre Taille reichte. Zur Seite gedrängt wurde die Haarpracht durch zwei Katana – Griffe und Schwertscheiden beide in Schwarz – die sie überkreuzt an ihrem Rücken trug. Trotz des spärlichen Lichtes, erkannte er ein kleines, lilafarbenes Band, das sie mit einer Schleife um einen der Griffe gebunden hatte.
    „Hey Cedric, ich will jetzt nicht panisch werden, aber ich rate dir, sie nicht anzustarren.“ Cedric gab nichts auf diese Aussage zurück.
    „Wer ist sie?“
    „Dein Tod wenn du dich nicht von ihr fern hältst.“ Tristan hatte sich weit zu ihm rüber gelehnt damit diese Worte für die Frau ungehört blieben. Doch auch im Flüsterton blieb er sehr eindringlich.
    „Das Weib ist ein echter Drache, wobei es mir doch lieber gewesen wäre, wenn so einer an ihrer Stelle hier aufgetaucht wäre.“
    „Und warum?“
    „Weil es immer Ärger gibt, wo sie aufkreuzt. Die war schon in Sachen verwickelt, dagegen ist unsere Situation mit den Steckbriefen eher harmlos.“
    Cedric erlaubte sich einen weiteren Blick in Richtung der Frau, die nicht nur seine Anwesenheit, sondern auch die der anderen Gäste gezielt zu ignorieren schien. Er wandte sich wieder Tristan zu.
    „Und läuft trotzdem noch frei herum?“ Der Tonfall war schon fast spöttisch.
    „Glaube mir, im Gefängnis wäre sie mir lieber. Ich denke mal, dass sie aus einem ähnlichen Grund in diesem Stadtteil ist, wie wir.“
    Cedric war sich unsicher, was er davon halten sollte. Wieder sah er zu ihr herüber.
    Diese Frau konnte er sich nur äußerst schwer als das vorstellen, was Tristan ihm beschrieb. Sie war bewaffnet, nicht sehr ungewöhnlich, obwohl man Schwertkämpferinnen eher selten zu Gesicht bekam. Anzeichen eines bevorstehenden Blutbades gab es ebenfalls keine. Und dann war ihr Anblick noch so schön.
    Cedric erhob sich von seinem Platz, ohne Tristan anzusehen.
    „Ich geh zu ihr rüber.“
    „Hä?“
    „Ich will mal mit ihr sprechen.“
    Tristan sah ihn an, als würde er mit einem Geisteskranken reden, fasste sich aber wieder.
    „Verstehe. Du kannst es dir sparen. Auch wenn sie hübsch ist, ihr Charakter ist völlig anders. Die beißt ihn dir ab, also schlag dir das aus dem Kopf.“
    „Unfug, ich will...“.
    Cedric entschied sich, die Worte lieber stecken bleiben zu lassen und einfach rüber zu gehen. Tristan hatte da ganz offensichtlich total falsche Absichten in ihm erkannt. Ihm das jetzt zu erklären schien Cedric weitaus aufwendiger, als es zu ignorieren und die junge Frau anzusprechen.
    Nur ein paar Schritte später nahm er am Tisch der in Weiß Gekleideten Platz, ohne sich vorher die Erlaubnis dafür zu sichern. Wahrscheinlich hätte sie abgelehnt, doch er wollte gerne etwas ausprobieren. Eine Flasche dunkelroten Wein in der Hand, wandte sie nur sehr leicht den Kopf in seine Richtung, das Gesicht immer noch verdeckt.
    „Ja?“, fragte sie. Ihre Stimme war etwas tiefer, als er erwartet hatte. Vermutlich gab sie sich zusätzlich Mühe, gefährlich zu klingen.
    Cedric hatte ein nettes Lächeln aufgesetzt und beugte sich mit auf dem Tisch verschränkten Armen zu ihr, darauf bedacht, sie durch seine Nähe nicht zu sehr zu bedrängen.
    „Zeig mir doch mal bitte dein Gesicht.“
    Zuerst reagierte sie nicht. Dann hob sie ihre Flasche und legte zum trinken den Kopf in den Nacken. Zwei große, dunkelbraune Augen, die ihn neugierig musterten, stachen für einen kurzen Moment unter ihrem Schleier hervor.
    „Ich erinnere mich nicht, dass wir uns schonmal getroffen haben. Normalerweise gehört es sich, sich vorzustellen, bevor man fremden Menschen eine Bitte stellt.“, sprach sie schließlich.
    „Genauso gehört es sich, den Leuten sein Gesicht zu offenbaren, um zu zeigen wer du bist und dass man nichts zu verbergen hat.“
    Ihr Mund formte so etwas Ähnliches, wie ein Schmunzeln und sie schob ihre Kopfbedeckung mit den Fingern nach hinten.
    „Scheint, als wüssten wir beide, wie man sich vorbildlich benimmt, tun es aber dennoch nicht.“
    Wie Cedric es vermutet hatte, sprach sie nun mit ihrer normalen Stimme. Heller, weicher als zuvor sprach sie nun ihre Worte aus. Ihr Gesicht wirkte unschuldig und aufrichtig. Der etwas wilde, ungleichmäßige Haarschnitt verlieh ihrem Antlitz einen Hauch Verspieltheit. Cedric merkte zuerst nicht, das er sie für einen Augenblick stumm anstarrte, fing sich aber, bevor sie es ansprechen konnte.
    „D-Du machst auf mich nicht den gewalttätigen Eindruck, wie offenbar auf Andere.“
    „Bitte?“
    „Naja, es gibt scheinbar Leute, die dich als allzeit lebensbedrohlich einschätzen, oder so.“
    Cedric merkte kaum, wie sein Blick hinüber zu Tristan wanderte, der ihn gerade mit offenen Mund anstarrte und eine fassungslos die Arme ausbreitete. Unweigerlich drehte sich die Frau um und folgte seinem Blick. Als ihre Augen und Tristans aufeinander trafen, erstarrte dieser für einen Moment, drehte sich schnell zur Seite und tat so, als würde er keinerlei Kenntnis von ihr nehmen.
    „Verstehe.“
    Sie wandte sich wieder Cedric zu.
    „Und weiter?“
    „Wie weiter?“ Cedric merkte, dass sie nicht im geringsten widersprochen hatte.
    „Was willst du jetzt von mir?“
    „Ich...“, unsicher, wie er auf diese Frage antworten sollte kratzte Cedric sich am Hals und biss sich auf die Unterlippe. Hatte er denn eine Antwort darauf? Im Grunde wusste er selbst nicht, warum er sich an ihren Tisch gesetzt hatte.
    „Naja, ich hätte hier nicht eine so schöne Frau erwartet und dachte mir...“
    Bevor Cedric aussprechen könnte, verfinsterte sich ihr Blick drastisch.
    „Du...“
    Mit flinker Hand hatte sie eines ihrer Katana blitzschnell gezogen und auf ihn gerichtet. Nur Zentimeter war die Klinge von seinem Hals entfernt. Sie selbst rückte ebenfalls näher heran und sprach gerade so laut, dass nur er ihre Worte hören konnte.
    „Schlag dir aus dem Kopf, was auch immer du dir mit mir vorgestellt hast.“
    Cedric bewahrte nach Möglichkeit seine Ruhe.
    „Falsch. Das hast du jetzt ganz falsch verstanden, glaub mir.“ Beschwichtigend hob er den rechten Arm in ihre Richtung. Bevor sie etwas erwidern konnte, erregte eine schnelle Bewegung in ihrem Augenwinkel ihre Aufmerksamkeit. Als sie sich hastig zur Seite wandte, stand ihr auch schon ein wütend knurrendes Tornupto mit entzündetem Flammenkragen gegenüber.
    Nun gab Cedric seinem Partner per Handzeichen, die Anweisung, sich zurück zu halten.
    „Halt!“
    'Jetzt bloß keine Eskalation!', dachte er, doch Komura hielt glücklicherweise inne.
    Die Frau schaute nun erstmals ziemlich verwundert. Neugierig musterten ihre Augen das mannsgroße Feuerpokémon, blickte dann Cedric an und schließlich wieder Komura.
    „Er gehört zu dir?“
    „Ja, schon ziemlich lange.“
    Daraufhin schien sie intensiv über etwas nachzudenken. Grund für diese Annahme waren ihr Schweigen und ihre sich schnell hin und her bewegenden Augen. Aus dem leichten Anheben ihrer Augenbraue entzifferte er, dass ihr wohl etwas in den Sinn gekommen war. Als sie ihr Schwert zurück steckte, entspannte sich auf einen Schlag die Atmosphäre. Erst jetzt sah Cedric, dass es das Schwert mit dem lila Band gewesen ist. Langsam verstand er auch, wie Tristans Ansicht zu dieser Frau entstanden sein mag.
    „Gib gut auf ihn acht.“ wies sie an und nickte in Komuras Richtung, was Cedrics Neugier weckte.
    „Nicht, dass ich etwas anderes vor hatte, aber warum kümmert es dich?“
    Sie schwieg zunächst, starrte nur das Feuerpokémon neben sich an, das sich mittlerweile ebenfalls beruhigt und an Cedrics Seite Platz genommen hatte. Es fixierte die Braunhaarige mit scharfem Blick.
    „Ich mag ihn.“ Sie lächelte. „Er steht dir so treu zur Seite.“
    Cedric kam zu der Annahme, sie sei mit Sicherheit ebenfalls im Kontakt mit einem Pokémon, oder war es wenigstens einmal, denn niemand anderes hatte bis jetzt so von seinem Begleiter gesprochen. Diese innere Zufriedenheit, die er nun verspürte, wollte ihn das Gespräch rasch beenden lassen. Fürs Erste jedenfalls, konnte er sich ein Bild von ihr machen, hatte somit bekommen, was er wollte und erhob sich.
    „Du bist eine interessante Person. Wenn du nicht vorhast, die Stadt demnächst zu verlassen, sehen wir uns sicher nochmal.“
    Sie nickte nur mit neutralem Gesicht und zog sich ihren Schleier wieder über den Kopf.
    Eine Sache musste er natürlich noch sagen, bevor er ging.
    „Und mein Name ist Cedric.“
    Sie blickte kaum auf.
    „Remilia.“
    Ein Lächeln zierte das Gesicht des Waldläufers, doch als er sich gerade abwenden wollte, packte sie sein rechtes Handgelenk und zog ihn nahe an sich heran.
    „Hüte dich vor deinem Freund, da hinten am Tisch.“, flüsterte sie, ohne ihn anzusehen.
    Stirn runzelnd schaute Cedric zu Tristan hinüber, der ihn kurz ansah, als er zu merken schien, dass ein Augenpaar auf ihm ruhte. Mit aufgestütztem Kopf und säuerlichem Gesicht wich er Cedircs Blick jedoch gleich wieder aus. Was hatte das nun zu bedeuten?
    „Wenn du nicht aufpasst, bringt der dich mächtig in Schwierigkeiten.“, fügte sie noch leiser hinzu – wahrscheinlich hatte nichtmal Komura diese Worte gehört - und lies ihn dann von sich, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Den Weg zurück zu seinem Tisch konnte Cedric nicht gehen, ohne sich noch ein- zweimal zu ihr umzudrehen, doch Remilia zeigte ihm stur den Rücken. Tristan erwartete ihn mit gespanntem Blick.
    „Was ist los?“
    Einen Moment lang überlegte Cedric, wie ehrlich er auf diese Frage antworten sollte. Aber was sagte man in einer Situation, in der zwei Menschen ihn vor dem jeweils anderem warnen wollten. War er umgeben von Feinden? Direkt zwischen zwei Fronten geraten, die ihn auf ihre Seite zerren wollte, um den Widersacher auszustechen?
    Vorstellen konnte er es sich allemal. Direkt, nachdem er sie erspäht hatte, hatte Tristan ihn mit Warnungen überschüttet, sich von Remilia fernzuhalten. Cedric hatte sie ignoriert. Dies hatte er jedoch nicht getan, da er ihm misstraute, denn sein Vertrauen hatte Tristan sich mittlerweile ehrlich verdient. Eher war es aus einer Laune heraus gewesen. Unbekümmertheit und Optimismus waren für ihn derzeit so deutlich spürbar, wie schon seit Jahren nicht mehr, dank Tristans Hilfsbereitschaft. So war er weniger zurückhaltend, empfand einen gewissen Reiz, Sachen auszuprobieren, die er sonst nicht tun würde, auch wenn das Ansprechen einer gut aussehenden Frau in der Kneipe jetzt keine außergewöhnliche Bedeutung hatte. War dies sein Fehler? Und müsste das nicht gleichzeitig darauf schließen, dass er Remilias Warnung ebenso ignorieren sollte, wie Tristans? Wie viel wusste er denn schon von dieser Frau, als dass er ihr glauben schenken konnte. Ihren Worten mehr Bedeutung zuzuordnen, als denen seines Freundes – er mochte es immer noch kaum glauben, dass er jemand anderes, als Komura als Freund bezeichnete – wäre doch eine absolute Dummheit. Oder nicht?
    Erst nach ein paar Momenten des Schweigen, konnte Cedric eine Antwort formulieren.
    „Wir sollten gehen.“

    Freut mich, dass du wieder da bist!


    Feuerfliege

    Woot? XD


    Ich find's gut, dass nicht sofort, nachdem die Steckbriefe erstellt wurden, jemand auf sie zukommt und sie überfällt, aber das wird auf Dauer wohl auch mal passieren

    Das passiert aus dem Grund nicht, da sie natürlich nun versuchen, solche Begegnungen zu vermeiden. Sie sind ja nicht dumm ;)
    Diese Situation hat nämlich auch nicht den Zweck, direkt Kämpfe zu forcieren, sondern die Charaktere in eine Ecke zu treiben, aus der sie sich rausfuchsen müssen.


    Auseinandersetzungen in und um Pubs wundern mich dabei kaum und dass du den Fausthieb zuerst ausgelassen und später kurz erwähnt hast, fand ich als Stilmittel ganz gut.

    Der nervige Typ in oder vor der Kneipe. Kennt wohl jeder xD
    Kleine Zeitsprünge machen Spaß und machen den Text meiner Meinung nach schöner. Die Handlung wie an einer Kette durchzuziehen liegt mir nicht.


    Mal sehen, was die beiden zu besprechen haben oder was sie noch planen werden; ich erwarte, dass etwas Ungeplantes eintreffen wird. Ob es vielleicht auch mit den beiden Rittern zu tun hat, die eingetroffen sind?

    Ist denn bisher viel von dem, was passiert ist, geplant gewesen? :P
    Cedric hatte ja schonmal angemerkt, dass er sich gerne mal mit Tristan austauschen würde. Schließlich weiß er nach wie vor annähernd garnichts über seinen Weggefährten.


    Du schaffst es nach wie vor sehr gut, die Atmosphäre einzufangen und dieses Flair eines Fantasy-Mittelalters einzufangen. Das liest man echt gerne und ich bin gespannt, was du noch für Ideen in die Welt einbringst.

    Ist bei mir wirklich in jeder Szene mit das oberste Ziel. Danke!

    @MarieAntoinette @Sheogorath @Paya

    8: Problemviertel



    Cedric hatte selten so schlecht geschlafen, am liebsten wäre er heute gar nicht aufgewacht. Die Sorge, wie es nun weiter gehen sollte, fraß sich in der Stille der Nacht besonders schlimm in die Brust hinein und hatte ihm jegliche Erholung verwehrt. Der Lärm des Schmiedehammers, der draußen laut auf den Amboss knallte, war obendrein keine angenehme Art des Aufwachens. Jedenfalls nicht für ihn.
    „So müde.“, seufzte er, stand aber dennoch auf. Komura war mal wieder längst wach, verweilte aber dennoch an seiner Seite. Ein hastiges Kraulen seines starken Nackens stellte die morgendliche Begrüßung dar, ehe Cedric sich anzog und das schlich eingerichtete Gästezimmer, welches ihm freundlicherweise angeboten wurde, mit ihm verließ. Auf dem Weg durch den Flur machte er sich Gedanken, wie lange er wohl noch Reinholds Gastfreundschaft gezwungener Maßen in Anspruch nehmen würde. Die Möglichkeit, seine Strafe bei der Stadtwache zu bezahlen, gab es nicht. Ihnen gegenüber zu treten und versuchen, die Situation zu erklären, war auch nicht überaus erfolgversprechend. Sich erst einmal zu verstecken, war, da waren am gestrigen Abend alle einer Meinung, vorerst am ehesten ratsam. Doch Cedric kam nicht drum herum, sich innerlich wieder und wieder über die Torwache vom Vortage aufzuregen. Er war einfach fassungslos, dass dieser ehrlose Kerl eine Suchaktion wegen eines verlorenen Kampfes einleiten konnte, den er selbst gefordert hatte.
    Unbemerkt ballte er beim erneuten Gedanken daran die Fäuste.
    Wie er die Tatsachen vor seinem Vorgesetzten wohl zu seinen Gunsten verdreht hatte, malte Cedric sich nicht erst aus. Aggressive Störenfriede, ein unprovozierter Angriff, irgendetwas in dieser Richtung hatte der sich bestimmt einfallen lassen. Doch zu oft hatte er nun schon darüber nachgedacht, als das die Wut in seinem Körper lange bestand und in diesem Moment auch schon wieder langsam abflaute. Seufzend rieb er sich die müden Lider und atmete tief durch. Wieder ertönte das metallische Hämmern vor der Tür, zu dieser Tageszeit so fleißig zu sein, wäre nichts für Cedric und einen Moment überlegte er, ob er sich trauen sollte, nach draußen zu gehen. Er sah nicht, wie Komura ihn in seinem Rücken betrachtet, abwartete.
    Die grellen Sonnenstrahlen, die sich durch die nur sehr leicht geöffnete Türe zwängten, waren bereits eine enorme Qual für Cedrics Augen. Nicht nur deshalb hielt er sich zunächst noch im Schatten, anstatt gänzlich ins Freie zu treten. Entlang der rechten Hauswand, erspähte er Reinhold an seinem überdachten Arbeitsplatz. Gerade machte er sich mit einer groben Klinge in Richtung Schleifstein.
    „Hey.“ Cedric unterdrückte seine Stimme leicht. Der Schmied bemerkte ihn sofort und winkte ich sorglos heraus.
    „Morgen, keine Sorge, alles sicher.“, versprach er.
    Mensch und Pokémon kamen seiner Aufforderung nach traten auf die Straße. Während Cedric sich noch misstrauisch umsah – war das simple Vorsicht oder wurde er schon paranoid? - fuhr der Reinhold mit seiner Arbeit fort und begann die Klinge in seinem Händen gleichmäßig am Schleifstein entlang zu ziehen. Er sprach, ohne seine konzentrierten Augen von dem Stahl zu lösen.
    „Eigentlich ist unsere Stadtwache nicht übel, Ausschreitungen gibt es meist nur selten. Aber die meisten von ihnen brauchen ganz schön lange um morgens auf die Beine zu kommen.“
    Cedric streckte seine Glieder, beobachtete dabei den Himmel. Ein eher düsterer Tag schien es heute zu werden. Er dachte an den Soldaten vom Stadttor und die Geschichte von der Eskalation, die er am Vortage im Vorbeigehen bei einem Bürger aufgeschnappt hatte.
    „Ausnahmen bestätigen die Regel, wie?“
    Nun unterbrach Reinhold seine Arbeit doch, als er sich zu Cedric umdrehte und ihn mit verengten Augen ansah.
    „Versuche mal, nicht immer alles negativ zu sehen. Glaub mir, das macht einiges leichter.“, und fuhr mit dem Schleifen fort.
    'Ein toller Rat', dachte er und lehnte sich an die Mauer. Lies sich bestimmt sehr leicht sagen, wenn man selber keine Probleme hatte. Eigentlich wäre es ihm egal gewesen, was ein Waffenschmied von ihm denkt, nur konnte er diesen auffordernden Blick, den Komura ihm in diesem Moment zukommen lies einfach nicht entgehen. Mit einem Schulterzucken breitete er die Arme aus und stellte mit weit geöffneten Augen die Frage, was er denn seiner Meinung nach machen sollte. Cedric gestand sich ja mittlerweile ein, das sich an ihrem Leben etwas ändern musste und hatte nun beschlossen, auch was dafür zu tun. Nur ging das halt nicht von heute auf morgen, also was sollte dieser mahnende Blick schon wieder? Natürlich bekam er von dem Tornupto keine klare Antwort, nur wusste er mit den leisen Knurren und kurzem Nicken im Moment wenig anzufangen. Seufzend rieb sich Cedric die noch müden Augen. Hoffentlich musste er nicht zu lange auf Tristan warten.
    Gestern war er noch überrascht gewesen, als er erfuhr, Tristan besäße ein kleines Haus hier in Toldus. Um aber unterwegs nicht vielleicht doch von einem Frühaufsteher der Wache gesehen zu werden, würde er sich wohl die nötige Zeit nehmen müssen, um unbemerkt hierher zu gelangen. Eigentlich eine unnötige Aktion, aber so lange es gut ging...
    „Verstehst du was vom Schmieden?“
    Dieser plötzliche Themenwechsel überraschte Cedric leicht. War es in dieser Situation okay, sich jetzt unbekümmert zu unterhalten?
    „Wenig.“
    „Wie viel?“ Erst jetzt drehte sich Reinhold in seine Richtung. Cedric schwenkte den Kopf hin und her, während er überlegte.
    „Wie es funktioniert weiß ich, heißt aber nicht, dass ich selbst was Vernünftiges herstellen kann. Für Schwerter habe ich mich schon immer interessiert, aber geschmiedet habe ich noch nie welche.“
    Reinhold legte die geschärfte Klinge auf der Arbeitsfläche neben der Schmelze ab.
    „Sie sind toll, oder? So ähnlich und gleichzeitig so verschieden. Größe, Gewicht, Beschaffenheit. Im Aussehen zu variieren ist besonders toll. Ich liebe die Detailunterschiede, die jede Waffe besonders machen.“
    Cedric hätte schwören können, kleine, leuchtende Sterne in seinen Augen erkannt zu haben, während er von seiner Leidenschaft erzählte. Er schien wirklich verrückt nach Schwertern zu sein, nur verstand er nicht, auf was er hinaus wollte.
    „Ist im Grunde genau so, wie bei Pokémon, was?“
    Unterschiede, etwas besonderes. Er tauschte einen Blick mit Komura aus. Allmählich fragte sich Cedric, ob Reinhold und Tristan das abgesprochen hatten, jemand solle immer seltsame Fragen an ihn stellte, damit er was zum grübeln hatte. Falls ja, waren sie erfolgreich, denn einmal mehr wollte Cedric den Sinn einer solchen Aussage nicht richtig verstehen. Klar war, Tristan wollte Cedric helfen, deshalb wollte es Reinhold auch. Nur könnten sie ihre Weisheiten doch bestimmt auch verständlicher mit ihm teilen, oder? Der Schmied las scheinbar etwas in seinem Gesicht und faltete die Hände hinter dem Kopf.
    „Tristan meinte gestern noch, dass irgendwas mit deinem Tornupto ist. Mir ist das nicht ganz deutlich, aber angeblich möchte es etwas von dir, oder so ähnlich.“
    Wenn es um Komura ging, war es besser, nichts falsches zu sagen und dieses Gespräch in eine andere Richtung zu wenden wäre jetzt wohl besser gewesen. Cedric war froh, im selben Moment einen Mann in nachtschwarzer Kleidung zu erkennen, der unauffällig aus einer Gasse auf die Hauptstraße trat und sich ihnen näherte. Reinhold winkte ihm kurz zu, verschwand anschließend aber ohne ein Wort im Haus. Kurz sah Cedric ihm hinterher, war aber insgeheim froh darüber, sein Gefasel nicht ertragen zu müssen. Tristan kam bei ihm an.
    „Morgen.“
    Auch er sah nicht gerade unbekümmert aus.
    „Wie geht’s dir?“
    „Geht so.“, antwortete er mit verschränkten Armen.
    Cedric blickte sich um, konnte aber die Mondkatze nirgends sehen.
    „Wo ist Maros? Springt der wieder auf den Dächern 'rum?“
    „Behält die Umgebung im Auge.“
    Er nickte zufrieden. So war das Nachtara sicher am besten von Nutzen. Dafür hielt Komura mit seiner einschüchternden Erscheinung so manch Unerwünschten vom Leib. Neugierig fragte er nach Tristans Plan.
    „Die Stadt hat unterschiedliche Gesichter, je nach dem, wo man sich befindet.“, begann er.
    „Die Tore im Norden und Süden, der Marktplatz und die Kaserne im Westen sind unter strenger Bewachung der Miliz. Im östlichen Bezirk sieh das aber anders aus. Dort verstecken sich die Armen und Verbrecher, deshalb traut sich kaum jemand von denen dorthin.“
    Cedric hatte eine Ahnung, auf was er hinaus wollte.
    „Also tun wir das auch? Uns vor der Stadtwache verstecken?“
    Bevor er eine Antwort erhielt, öffnete sich die Haustür und Reinhold trat mit Tristans Schwert – erst jetzt sah Cedric, dass die Scheide ebenso dunkel war, wie seine gesamte Kleidung – heraus.
    „Ich habe fast die ganze Nacht dran gearbeitet, damit es perfekt wird. Es wird dir gefallen.“
    Tristan begutachtete seine verbesserte Waffe nur kurz, zog die Klinge ein Stück hervor, die nun, offensichtlich durch das Obsidian, ebenfalls eine sehr dunkle Farbe angenommen hatte. Er wirkte sehr zufrieden.
    „Wir tauchen erst einmal unter und lassen etwas Zeit verstreichen. Dort können wir uns wenigstens frei bewegen. Reinhold wird bei Zeiten mal mit der Wache reden. Vielleicht bringt es ja etwas. Danach sehen wir weiter.“, beantwortete er schließlich die Frage.
    Ein Versuch, selbst mit den Soldaten zu reden, war das letzte, was Cedric tun wollte, daher hatte er nicht viel auszusetzen, bis auf eine Sache. Menschen, die nichts besaßen, waren meist bereit, alles für Gold zu tun.
    „Und du meinst, wenn uns dort jemand als gesuchte Verbrecher erkennt, wird er uns einfach in Ruhe lassen?“, hinterfragte er mit skeptischem Blick, worauf Tristan tatsächlich leicht grinste.
    „Ganz sicher nicht, aber ich komme damit jedenfalls besser klar, als mich mit einem halben Dutzend Soldaten zu schlagen.“
    Cedric konnte sich irgendwie nicht zu einer Antwort überwinden.
    „Komm schon, es wird schon klappen. Und wenn nicht, gehen wir nach Plan T vor.“
    „Plan T? Was soll das sein?“
    Töten, was auch immer sich uns in den Weg stellt. Also was sagst du?“
    Zu seinem Leidwesen hatte sich Komura bereits auf Tristans Seite geschlagen und forderte mit herablassendem Blick, dass Cedric sich endlich in Bewegung setzen sollte.
    Seufzend kratzte sich der Braunhaarige am Hinterkopf.
    „Na dann los.“



    Schon fast zwangsweise musste Cedric sich fragen, wieso man einen Stadtteil derartig verkommen lies und dem Gesindel überlassen hatte.
    Dass sich die Bürgerschaft meist dem Ansehen und Wohlstand entsprechend voneinander abschottete, war nicht ungewöhnlich, doch einen ganzen Stadtteil einfach aufzugeben, konnte doch nicht im Interesse des Stadthalters sein. Wie Tristan es beschrieben hatte, war wirklich nirgends ein Königssoldat auszumachen, was wohl ganz einfach daran lag, dass ein einzelner Vertreter dieser Gemeinschaft der erste Kandidat für den nächsten Mord wäre, sollte er sich in dieses Viertel wagen.
    Die Straßen und Häuser möchten sicherlich einmal einen ähnlich anschaulichen Zustand gehabt haben, wie im restlichen Teil der Stadt, doch wucherndes Unkraut, zerschlagene Fensterscheiben, sogar die ein oder andere zerstörte Mauer machten eine friedliche Atmosphäre schnell zunichte. Hinzu kamen stinkende Leute in abgerissenen Klamotten, die an jeder Ecke herumlungerten und jeden finster betrachteten, der es wagte, auch nur in ihr Blickfeld zu geraten. Allein die Straße entlang zu laufen, brachte Tristan und Cedric sehr viel ungewollte Aufmerksamkeit, was den Waldläufer dazu veranlasste, seine Kapuze über den Kopf zu ziehen, um einigen Blicken zu entkommen. Dass sie Pokémon an ihrer Seite hatten, – Maros war schon nach kurzer Seit wieder zu ihnen gestoßen – machte es nicht besser. Auch nicht, dass Komura in der angespannten Atmosphäre seine Egal-Stimmung abgelegt hatte und aussah, als wolle er dem nächsten Halunken direkt an die Kehle springen. Wenn das alles mal gut ging.
    „Warst du schon mal hier?
    Tristans Augen behielten weiterhin wachsam die Umgebung im Auge, während er seine Antwort gab.
    „Einmal.“
    Cedric runzelte die Stirn. Mehr sagte er nicht dazu?
    „Schon vorher mal Ärger mit Wachen gehabt?“
    „Später, okay?“
    Seine Stimme war eindringlich, vielleicht auch etwas nervös, fast war er sich sicher, das Tristan sogar darum flehte, das Gespräch zu verschieben.
    Cedric musste selbst gerade feststellen, wie überaus unpassend dieser Augenblick war. Der ebene Weg endete hier und die Straße führte in die Richtung, in der abermals Stadtmauern zu sehen waren, in eine Senkung. Während Tristan und Maros unbeirrt weiterliefen, konnte Cedric dem Zwang, kurz anzuhalten, nicht widerstehen. Komura gesellte sich an seine Seite, allein das war ihm schon eine Unterstützung. Dennoch fragte er sich, ob er dort wirklich hinunter gehen sollte. Ein wolkenverhangener Himmel, eine finstere Gegen, das alles im Schatten der Mauern, in denen sich die beiden mehr eingesperrt, als geschützt fühlten. Als er sich doch wieder in Bewegung setzte, war ihm, als würde er eine Höhle betreten. Freundlicher würde es da unten sicher nicht aussehen. Dennoch schlossen beide die verlorenen Meter zu Tristan und seiner Nachtkatze wieder auf, seine Sorgen wurden von ihm anscheinend ignoriert.
    Es dauerte nicht lange, bis Cedric sah, wohin sie geführt wurden. Über der Tür von einem, der etwas größeren Häuser stach eine Holzschild mit einem überschäumenden Bierkrug darauf ins Auge. 'Zum betrunkenen Fettsack' hatte mach draufgeschrieben.
    Wie sich die Gruppe der Kneipe näherte, stellte Cedric fest, dass er gegen einen kräftigen Schluck Alkohol gerade nicht einzuwenden hatte. Dagegen sprachen allerdings nicht nur seine leere Börse, sondern auch der kahle Typ mit dem runden Gesicht, der sich vor der Türe aufgebaut hatte und nicht den Eindruck machte, jeden durch zu lassen. Er entschied sich jedoch, es Tristan zunächst nachzumachen und dem Türsteher nicht zu beachten, als sie auf den Eingang zuhielten. Wie erwartet stellte er sich ihnen jedoch entgegen.
    „Hey, wo soll es denn hingehen?“ Seine Stimme war tief und wirkte, als konnte er schon seit zu vielen Jahren nicht die Finger von Schlohkrautstängeln lassen. Der Geruch, der Cedric entgegen kam, widerte ihn regelrecht an. Diese Raucher konnte er nicht ausstehen. Zudem sprach er sehr langsam, irgendwie heimtückisch.
    „Wie du siehst, wollen wir etwas trinken gehen.“ Tristan klang bereits ziemlich genervt.
    „Sag doch einfach, was du wirklich von uns wissen willst.“
    Der nach Rauch stinkende Mann sah kurz etwas überrascht aus, dann aber zeigte er seine gelben Zähne durch ein breites Grinsen.
    „Oh, na gut, Kleiner. Wie wäre es dann, wenn ihr euch wieder umdreht und dorthin geht, wo ihn hergekommen seid?“ Seine Miene verfinsterte sich. „Glaubt ihr wirklich, das ihr mit euren komischen Viechern hier herumspazieren und machen könnt, was ihr wollt?“
    Während Maros solche Worte abermals wenig bis gar nicht zu interessieren schienen, musste Cedric inständig darum bangen, dass Komura nicht auf ihn los gehen würde. Knurrend begab sich sein Tornupto in Kampfhaltung und fokussierte den Mann. Er wusste, wie sehr er es hasste, als niederes Lebewesen angesehen zu werden.
    Cedric rollte auffällig mit den Augen. Musste es denn jedes verfluchte Mal das gleiche Theater sein?
    „Wer bist du, der Oberaufseher?“, fragte er ihn spöttisch.
    Wieder grinste der Mann.
    „So ähnlich. Ich sorge dafür, dass es hier keinen Ärger gibt.“
    Dann schaltete Tristan sich erneut ein.
    „Ich kann das besser als du. Also lass es gut sein und geh' beiseite.“
    „Oho, und was wirst du tun, wenn ich es nicht mache?“



    In eine Kneipe einzutreten war für Cedric etwas ziemlich unangenehmes. Auch wenn niemand wirkliches Interesse an ihnen zeigte, als die Tür sich quietschend öffnete, besaßen sie für ein paar Sekunden die komplette Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Sollten sich die Kerle doch lieber um etwas anderes Sorgen machen, wie ihr langweiliges Leben, oder, das ihr Bierkrug schon wieder leer war. Er versuchte sie zu ignorieren und mied jeden möglichen Blickkontakt mit einem der Säufer, während er Tristan folgte, der direkt nach rechts zur Bar schwenkte, hinter der der Wirt sie und natürlich die beiden Pokémon schon argwöhnisch betrachtete.
    „Wer hat euch denn hier reingelassen?“
    „Wir wollen nur in Ruhe etwas trinken.“, umging Tristan die Frage und legte ihm eine Handvoll Goldmünzen vor die Nase. Es war definitiv mehr, als die beiden Getränke kosteten.
    Prüfend sah der ältere Mann mit der Schürze und dem grauen Haar zwischen den vier Gestalten hin und her.
    „Ihr macht also keinen Ärger?“
    „Wir fangen zumindest keinen an.“
    Damit schien er sich zufrieden zu geben. Dennoch murrend schnappte er sich die Münzen und stopfte sie sich in die Tasche.
    Nun erlaubte sich Cedric erstmals, sich genauer umzusehen, was eher relativ war, da die Kneipe wohl unter tausenden in keinster Weise heraus stach. Da außer den alten Tischkerzen kaum Lichtquellen existierten, war es sehr dunkel, trotzdem war zu erkennen, das ausschließlich altes und billiges Holz für Wände und Möbel verwendet worden war. Zu dieser frühen Mittagszeit gab es noch nicht sehr viele Gäste, lediglich die Leute, die ihren Alkohol unabhängig der Tageszeit zu sich nahmen.
    An einer Wand hatten sie schnell einen freien, abgelegenen Tisch ausgemacht, an dessen Sitzbänken sie nun alle Platz nahmen – Komura und Maros machten es sich unter dem Tisch bequem. Das Gelächter der anderen Besucher kam in dieser Ecke kaum an.
    „Sag mal Tristan,“ ergatterte Cedric sich dessen Aufmerksamkeit, „warum hast du dem nicht auch einfach eine runter gehauen, anstatt ihm großzügig das Gold in die Tasche zu stopfen?“ Dass es ihn ungemein amüsiert hatte, als Tristan den Türsteher mit einem satten Fausthieb dazu gebracht hatte, ihnen Platz zu machen, verschwieg er lieber.
    „Unsere Ankunft im Viertel muss nicht noch chaotischer sein oder? Der Typ vor der Tür war ja drauf aus, aber der Kerl dort an der Bar versucht nur, sein Geschäft am laufen zu halten und Ärger aus dem Weg zu gehen.“
    Wo er Recht hatte...
    „Außerdem halte ich es für unklug, es sich mit dem Kerl zu verscherzen, der dir deine Getränke serviert.“, grinste er und Cedric erwiderte es.
    „Aber jetzt mal wieder ernst.“
    Er beugte sich nach vorn und stützte seinen Kopf auf die zusammen gefalteten Hände.
    „Jetzt wäre eine gute Gelegenheit, sich auszusprechen, meinst du nicht?“
    Cedric merkte, wie die Stimmung zwischen ihnen wechselte. Der meist so lockere Ausdruck in Tristans Gesicht war verschwunden. Stattdessen schien sein Blick ihn nun regelrecht zu durchbohren, was ihn überraschenderweise nicht wirklich beunruhigte.
    In diesem Moment trat der Wirt mit zwei Bierkrügen an den Tisch heran und stellte sie wortlos ab, um sogleich wieder von dannen zu ziehen. Cedric legte seine Hand um das Gefäß und blickte sein Gegenüber nickend an. Schließlich wollte er noch ein paar Sachen wissen, so wie Tristan wahrscheinlich auch.
    „Gerne.“



    Reinhold mochte die Kaserne überhaupt nicht. Das lag nicht speziell an dieser hier, ihn schreckte einfach die kriegerische Atmosphäre dieser Einrichtungen enorm ab. Natürlich war ihm bewusst, in welch einem Widerspruch er lebte, waren es doch Leute, wie er, die die Truppen des Königs mit Waffen versorgten und damit das alles hier am Laufen hielt. Doch die Herstellung von Waffen lag ihm einfach im Blut. Zu sehr, um damit nicht seinen Lebensunterhalt zu verdienen, schließlich war die Arbeit eine ehrliche und gekonnt ausgeübt auch sehr ertragreich.
    Trotzdem legte er einiges an Tempo zu, als er die Treppe erreichte, die zu dem großen Gemäuer führte, das sich unweit des Marktplatzes an die Stadtmauer schmiegte. Auch im Innenhof verschwendete er keine Zeit, sich großartig umzusehen. Das Bild von Soldaten, die ihre Schwertkünste verfeinerter, oder mit Bogen und Armbrust auf Zielscheiben schossen, während die Ausbilder das ganze mit strengem Blick überwachten, bot sich hier jeden Tag. Reinhold allerdings fühlte sich hier mehr fehl am Platz, als ein Myrapla am Schmelzofen, weshalb er direkt nach links drehte, wo sich die Tür zum Kommandanten der Stadtwache befand. Wie praktisch, dass jene für Besucher immer offen stand. Nicht jeder Mann in dieser Position war zu zugänglich, wie Ullrich.
    Der Raum war durch die Tatsache, das es hier kein Fenster gab, sehr dunkel, woran sich Reinholds Augen auch erst einmal gewöhnen mussten. Blinzelnd lies er den Blick umher schweifen. Was die Einrichtung betraf, gab es hier nicht viel zu sehen, dass wusste er noch von seinem ersten Besuch hier, als er sich damals von Ullrich die Genehmigung für die Waffenanfertigung geholt hatte, die zusammen mit der, des Stadthalters nötig gewesen war, um seine Schmiede zu eröffnen. Also fokussierten seine Augen das Einzige hier, das er noch nicht gesehen hatte. In diesem Falle waren dies zwei Männer in auffällig edlen Rüstungen, vor denen der Kommandant gerade respektvoll den Kopf neigte. Erst im Anschluss an diese Geste bemerkte er den neuen Besucher.
    „Ah, hallo Reinhold.“, begann seine raue, gleichzeitig freundliche Stimme. Dann wandte er sich nochmals an einen der anderen Gäste.
    „Ich erkläre es ihm kurz, dann ziehe ich mich zurück, wenn das in Ordnung ist, Sir.“
    Ein Mann mit Vollbart und langem, schwarzen Haar nickte. Reinhold realisierte in diesem Moment, was für Leute da vor ihm standen. Was bei allen Meisterschmieden machten zwei Ritter hier in Toldus?

    Hallo Rusalka und dankesehr, dass du dir Zeit genommen hast, meine FF so detailiert zu kommentieren.


    Mittelalter hat viel Potenzial und in Kombination mit Pokémon ergibt es eine nette Fantasy-Mischung, deren Ausmaße du aber bei weitem noch nicht ausgereizt hast.

    Goldrichtig! Ursprünglich war die Geschichte in einem modernen Setting, ähnlich der Serie/Spiele geplant. Aber ich großer Verfechter des Fantasy-Genres konnte ich letztendlich nicht wiederstehen. Und es sind noch einige Dinge in Arbeit, um dies auszureizen, doch wie ich selbst feststellte bin ich ein Hobbyautor, der die Dinge langsam aufbaut. ^^



    Zumindest fällt schon recht früh auf, dass du zumindest jetzt noch recht charakterbezogen schreibst und Cedrics Werdegang in dieser Welt beschreibst. Das Aufeinandertreffen mit dem Kult war recht überraschend als Einstieg, der aber auch ziemlich gut funktioniert hat, weil du nichts überstürzt hast. Zumindest ich konnte mich schnell an ihn als Hauptcharakter und seine Art gewöhnen und man hat so auch schnell erfahren, wie die Welt aufgebaut ist und wie Pokémon angesehen werden.

    Auch wenn es dem Leser recht zäh erscheinen kann, ich bin ein Freund dieser Taktik. Eine Story, die anfangs voll reinböllert ist zwar schon cool, doch ich finde, wenn man sich die Zeit nimmt, die Welt einmal in Ruhe kennen zu lernen ist das über die Dauer einfach besser. Ich versuche erstmal viele Fragen aufzuwerfen, um den Leser möglichst gut an meine Geschichte zu binden.


    Davon abgesehen bleibst du auch noch recht oberflächlich, was die Geschichte angeht. Zumindest sind mit dem Erreichen der Ehre für das Schwert und das Überleben in der Welt ein paar Motive gesetzt, die sich durchgängig verfolgen lassen. Auf der anderen Seite ist noch gar nicht abzusehen, was Cedric eigentlich möchte, da er quasi von einem Problem in das nächste schlittert. Gerade dass er nun steckbrieflich gesucht wird, könnte für ihn schwierig werden und dennoch bleibt eben auch die Frage, warum es dieses Mal für ihn noch schwieriger wird als die letzten Male.

    Für den Anfang bleibt Cedric für den Leser tatsächlich recht...misteriös (ums freundlich auszudrücken ^^). Doch auch das hat schon seinen Sinn, ebenso wie die Schwierigkeiten, in die er sich mal wieder gebracht hat. Doch immer wieder im Leben öffnen sich neue Türen und man schlägt ungeahnte Wege ein. Mehr sag ich dazu erstmal nicht.


    Der Leser wird hier bewusst im Dunkeln gelassen, um Spannung zu erzeugen; aber es fühlt sich so weit gut an, auch wie du die Kapitel gestaltet hast.

    Hier merke ich, wie sehr es einen freut, wenn die Gründe für sein Vorgehen beim Schreiben verstanden wurden xD


    Dein Kommentar hat mich sehr erfrischt, daher nochmals ein großes DANKE. ^^
    Auch ich hoffe, das wir wieder voneinander lesen werden.

    @MarieAntoinette @Sheogorath @'Paya'


    7: Kopfgeld


    Cedric hatte sich an die vorgegebene Richtung gehalten und stapfte nun mit wütenden Schritten durch eine der wenigen Seitengassen, die es zwischen den Ketten aus Mauern und Hauswänden gab. Die untergehende Sonne lies den Himmel in einem schimmernden Orange-Rot erscheinen, was einen deprimierenden Kontrast zu der dunklen Straße ergab, in der sich der Waldläufer befand. So wandelte sich seine Körperhalten mit jedem Schritt von wütend, zu betrübt, was Kopf und Schultern immer weiter sinken lies.
    Dass seine Reaktion gleichermaßen verwirrend und unhöflich gewesen ist, war im durchaus klar, immerhin war es nur ein freundliches Angebot gewesen, ihm sein Schwert zu reparieren. Jeder Mann wäre wohl erfreut darüber gewesen, vorausgesetzt er würde nicht doch sicherheitshalber fragen, wo der Haken an der Sache war. Doch dieses Schwert wollte Cedric unter keinen, gar keinen Umständen verändern lassen. Dazu hatte er kein Recht!
    So dämlich es für andere Menschen wohl klingen mochte, - und wenn, dann sollten sie doch zur Hölle fahren, ihm war es gleich – eine Verbesserung oder Verschönerung an der Waffe, durfte er nicht genehmigen. Nur dem Besitzer jener, war dies möglich. Doch dieses Schwert gehörte ihm nach wie vor nicht wirklich. Es gehörte seinem Vater, dem alten Herrn, der es ihm vor Jahren überreicht hatte, sein Vermächtnis. Sein Tod hatte nichts daran geändert, noch immer war die Waffe sein Eigentum, so lange, bis Cedric sich selbiger als würdig erwiesen hatte. Gleich, ob er sie schon seit Jahren führte, er wollte sich diese Klinge wirklich, ja wahrhaftig verdienen.
    Tristan und Reinhold hätten ihn bei solch einer Erklärung wohl betrachtet, wie einen Verrückten, doch das war ihm egal. Sie waren nicht unter den selben Traditionen aufgewachsen, unter den Bräuchen, deren Einhaltung in seiner Familie so wichtig waren, wie das Leben selbst. Sie würden es nicht verstehen, sicher war es also am klügsten, es dabei zu belassen.
    Beiläufig betrachtete Cedric im Vorbeigehen die Säcke und Kisten, die an vielen der Hintertüren zu den Häusern hier standen. Ob es sich lohnen würde, etwas davon mitgehen zu lassen? Schnell verwarf er den Gedanken, vorerst. Für einen Abend hatte der Stress am Stadttor schon gereicht und wie er vorhin bereits am Rande mitbekommen hatte, fackelten die Wachen nicht sehr lange mit Dieben. Dann doch lieber erst mal die wenigen Goldmünzen verprassen, die er hatte.
    Dann gewann Komura plötzlich seine Aufmerksamkeit, indem er auffällig knurrte und sich imposant neben ihm aufrichtete. Cedric hob den Blick von den Pflastersteinen und blickte wieder geradeaus. Eine Gruppe von Männer kam die Gasse in entgegengesetzter Richtung entlang, jeder von ihnen in dreckige Klamotten oder alte Lederrüstungen gehüllt. In ihren Händen hielten sie Holzfälleräxte und Knüppel, in die unsauber einige Nägel hineingeschlagen worden waren. Drei von ihnen hatten ein auffällig gehässiges Grinsen aufgesetzt, während der Kerl an der Spitze mürrisch dreinschaute. Cedric seufzte.
    "Na sowas, ich bin mir sicher, dein Gesicht hier noch nie gesehen zu haben.“ Seine Worte waren hastig und aggressiv, so wie man es von so einem abgerissenen Kerl erwarten würde. "Das hier ist unser Gebiet. Und wir wollen ungestört sein, daher mögen wir hier keine Fremden. Also, warum respektierst du uns nicht?"
    Irgendwie kam Cedric diese Frage so vor, als wollte ihn der Typ auf den Arm nehmen. Schläger aus dem Hinterhof respektieren? Klar doch.
    "Geh' mir aus dem Weg."
    Der arrogante Tonfall war durchaus beabsichtigt, sicher würde eine Schlägerei etwas dabei helfen, sich besser zu fühlen, allerdings zog der Kerl direkt ein verrostetes Schwert. Auf eine Auseinandersetzung mit den Fäusten war er wohl nicht aus. Dann sollte es eben so sein.
    Ungestüm wie ein Kind kam er ihm entgegen. Mittels einer simplen Gewichtsverlagerung zur Seite auszuweichen, stellte kein Problem dar. In der Bewegung zog Cedric das Schwert, das nicht seines war und fügte seinem Gegenüber einen langen Schnitt an der Schläfe zu. Unter einem wütenden Schmerzensschrei lies der Mann sein Schwert fallen und hielt eine Hand an die schmerzende Wunde. Diese Schläger waren schwach, doch töten wollte Cedric heute niemanden, daher brachte er ihn zum Erliegen, indem er ihn gegen das Standbein trat und den Schwertknauf gegen den Hinterkopf rammte.
    Dann spürte er eine große Hitze neben sich und wandte den Kopf. Komura warf sich mit entzündetem Flammenkragen auf die Feinde, biss zu und krallte nach ihnen. Ein Flammenrad durch die enge Gasse trieb die Männer zurück. Einer knallte in Folge des Angriffes in einen Stapel Holzkisten, die unter der Wucht des Aufpralls zerbrachen und ein paar Handwerkswaren zum Vorschein brachten. Der Mann blieb regungslos liegen.
    Cedric hasste so etwas. Er wollte sich dieses Schwert verdienen, doch kaum zu einem anderen Zweck, als Banditen und Schläger zu bekämpfen, nutzte er es. Und obwohl er dachte, eine kleine Auseinandersetzung würde gegen seinen aufgewühlten Geist heilen, machte jeder weitere Hieb ihn in seinem Inneren noch wütender. Dieser Kreislauf, er musste enden.


    Mit seiner Vermutung, der Stadtmauer schon wieder sehr nahe gekommen zu sein, lag er vollkommen richtig. Hinter dem zweiten Stadttor trat man direkt auf einen großen Platz, an dem Händler mit verschiedenster Ware ihren Lebensunterhalt verdienten. Demnach musste dies der eigentliche Haupteingang von Toldus sein.
    Der hiesige Marktplatz war zu dieser Tageszeit schon recht leer. Die Anzahl der Menschen, die hier ihr hart verdientes Gold gegen allerlei Lebensnotwendigkeiten eintauschten, konnte Cedric noch an einer Hand abzählen und zwei, der sechs hölzernen, überdachten Auslagen waren bereits verlassen. Diese waren direkt an der Mauer erstellt worden, während sich die übrigen meist direkt vor einer Haustür befanden. Zu seinem Glück hatte der Händler für Essen und Getränke für heute noch nicht dicht gemacht, und Cedric begab sich zu dem Stand, der direkt gegenüber des Tores positioniert war, wo ihn ein etwas dürrer Mann in gemütlicher Tracht misstrauisch beäugte.
    "Hallo Fremder, wenn du gekommen bist, um dich mit Nahrung zu versorgen, bist du bei mir richtig. Aber ich werde die Stadtwache rufen, sobald du oder dein Begleiter da mir einen Grund dazu geben."
    Cedric fragte sich, ob er jeden Kunden nach der Begrüßung gleich eine solche Warnung mit auf den Weg gab. Die Art und Weise, wie er 'Begleiter' betont hatte, lies jedoch darauf schließen, dass auch er kein Freund von Pokémon war. Vielleicht vergraulten sie ihm auch einfach nur die Kundschaft.
    "Gib mir einfach nur so viel Fleisch und Wasser, wie dieses Gold dafür reicht, dann sind wir schon wieder weg." Mit diesen Worten warf er ihm den Lederbeutel, den er im Wald Dacol abgenommen hatte entgegen. Der Mann zählte kurz und packte anschließend zwei Wasserflaschen und fünf große Keulen rohes Fleisch kommentarlos in einen sauberen Beutel und überreichte Cedric diesen. Der war geschickt genug gewesen, seine Finger bei sich zu behalten, jedenfalls, so lange der Verkäufer ihn im Auge gehabt hatte. So waren zusätzlich ein Stück Käse und ein Apfel unter seinen Umhang gewandert, ohne dass jemand davon Notiz nahm. Mit Ausnahme von Komura, der wahrscheinlich sauer war, dass Cedric in seinen Augen ekelhaftes Kleintierfutter hatte mitgehen lassen. So wie er den Beutel erhalten hatte, setzten beide ihren Weg fort, rasch aber unauffällig, und waren hinter der nächsten Ecke verschwunden, bevor der Händler das Fehler seiner Ware bemerkt hatte. Falls er es überhaupt bemerken würde.
    Damit wäre für Nahrung vorerst gesorgt und wenigstens ein Punkt auf seiner Liste abgehakt. Nur war er jetzt schon wieder Pleite und ohne Idee, wo die Beiden heute übernachten sollten.
    Die Straße hier war absolut Menschenleer, würde also sicher niemandem auffallen, wenn er sich irgendein Eck, das den Umständen entsprechend gemütlich aussah, niederlassen würde und er etwas Ruhe hätte. Wäre auch nicht das erste Mal, dass er auf der Straße schlafen würde.
    Komura, der zu diesem Zweck gerade eine Ecke zwischen einem Haus und den Resten einer alten Mauer inspizierte, stieß einen Ruf in Cedrics Richtung aus. Was er vorfand, überraschte ihn sehr. An der Mauer, versteckt von der Straße, ruhte ein Mädchen. Ein zierlicher Körper hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und die Beine übereinander geschlagen. Aufgrund eines großen, weißen Hutes aus leichtem Stoff und einem lilafarbenen Band daran, konnte er ihr Gesicht nicht erkennen. Der unausgereifte Körperbau lies sie auf etwa dreizehn, vierzehn Jahre schätzen. Zudem war sie sehr schlank. Cedric fragte sich, ob sie nicht frieren würde, trug sie doch nur ein dunkles, bauchfreies Oberteil mit dünnen Trägern und einen weißen Rock aus glattem, festen Stoff, der von einem schweren Gürtel gehalten wurde. Die Beine waren eingehüllt in schwarz-weiß gestreifte Strümpfe, die bis zum Oberschenkel gingen. Wo um alles in der Welt hatte sie solch ungewöhnliche Kleidung her? Eine Frage, die er schnell als unwichtig einstufte. Vielmehr wollte er wissen, was die Kleine zu der Stunde an diesem Ort verloren hatte.
    „Hey, du.“, sagte er und trat näher an sie heran.
    Eine Reaktion blieb aus, auch nachdem er sie ein weiteres Mal ansprach. Ignorierte sie ihn etwa?
    „Hey!“ sagte er nun lauter und gab ihr sogar einen leichten Tritt gegen die Hüfte.
    Sofort regte sich der Körper hastig. Arme und Beine schienen zunächst orientierungslos, als wüssten sie nicht, wohin. Dann erst nahm sie ihren Hut vom Gesicht und Cedric erkannte sowohl ihre Moosgrünen Augen, als auch das schulterlange, wilde Haar mit seiner merkwürdigen Farbe. Sicher lag es nur am schwachen Licht, dass es lila aussah. Sie erblickte Cedric und schien mehr als nur überrascht.
    „Jetzt... jetzt sag bloß, du kannst mich sehen. Sekunde mal, hast du mich gerade getreten?“, fragte sie anschließend erzürnt.
    Cedric überlegte kurz, ob er richtig gehört hatte. Hatte sie ihn gerade tatsächlich gefragt, ob er sie sehen könnte?
    „Sag mal, was machst du denn um die Zeit hier? Alles in Ordnung?“
    Wirklich aufrichtig war seine Sorge nicht. Eher war es wohl einfache Neugier, was dieses Mädchen betraf. Sie stand auf, klopfte etwas Staub von ihrer Kleidung und setzte ihren Hut wieder auf. Eine Antwort gab sie ihm nicht. Stattdessen betrachtete sie ihn neugierig von allen Seiten. Von Links, von rechts, ab und zu legte sie ihrem Kopf schief. Es war, als wolle sie sich jedes noch so kleine Detail in seinem Gesicht einprägen.
    "Äh...stimmt was nicht?"
    Sie sprang zurück und legte verspielt die Arme hinter den Rücken.
    "Ach nein, es ist nichts.", antwortete das Mädchen, ehe sie schnell auf die Straße lief.
    Cedric und Komura schauten sich einen Moment verdutzt an. Was zum Henker sollte das gerade? Und was sollte diese komische Bemerkung? Es ging nicht anders, er wollte sie zur Rede stellen.
    "Hey, komm zurück." Doch als er um die Ecke bog und wieder auf der Straße stand, musste er feststellen, dass sie fort war. Kein Zeichen auf den Verbleib dieses jungen Mädchens. Wieder tauschten er und Komura Blicke aus.
    „Da fällt einem nichts mehr ein.“


    Müde ließ sich Cedric erst auf einer Bank, bestehend aus den zwei Hälften eines auseinander gesägten Baumstammes nieder. Die Nacht war schon fast herein gebrochen und ohne die Fackeln, die in den Halterungen an den Hauswänden bereits flackerten, wäre es wohl nicht mehr möglich, sich hier zu orientieren. Scheinbar würden sie heute so oder so auf der Straße schlafen. Auch wenn es alles in allem ein netter Ort war, seine Situation verbot es ihm, sich hier richtig wohl zu fühlen. Die seltsame Begegnung mit dem Mädchen war eigentlich ein passendes Ende für diesen Ereignisreichen Tag. Sie nochmal zu treffen, damit rechnete er nicht.
    Seufzend holte Cedric den geklauten Apfel hervor und hielt Komura den Beutel mit dem Fleisch hin.
    „Auch was?“, lautete die knappe Frage.
    Das Tornupto wandte den Blick gelangweilt ab. Seine Laune war momentan echt unerträglich, wie immer eigentlich, wenn sie sich unter Menschen befanden. Draußen im Wald lies es sich allemal besser mit ihm aushalten.
    Wie er in den Apfel hinein biss, begann Cedric zu überlegen, warum Komura eigentlich immer so war. Ob es viele Pokémon gab, die so launisch, wie er, waren? Schwer zu sagen, wie diese Wesen in ihrem tiefsten Inneren wirklich tickten. Die Wahrheit war, dass er weniger über dieses Feuerpokémon wusste, als er sich selbst eingestehen wollte. Zwar lebten sie jetzt schon jahrelang an der Seite des anderen und verstanden sich manchmal auch ganz ohne Worte, doch war das auch schon alles.
    Cedric biss ein weiteres großes Stück heraus und starrte belanglos auf die gegenüber liegende Hauswand. Ob Pokémon in ihrem Leben auch ein Ziel hatten? Viele Menschen haben von Kind an einen festen Wunsch, den sie versuchen Wirklichkeit werden zu lassen. Galt das auch für das Feuerwesen an seiner Seite? Zu gerne wüsste er mehr über ihn, denn es hatte eine lange Zeit gebraucht, biss er endlich eingesehen hatte, dass es naiv war, zu meinen, ein Pokémon zu kennen, nur weil man es schon lange an seiner Seite hat und ihm einen Namen gibt. Aber Cedric wusste ja noch nicht einmal, warum Komura ihn überhaupt begleitete. Warum hatte er sich an jenem Tag scheinbar grundlos dazu entschieden, nicht mehr von seiner Seite zu weichen? Diese Frage hatte er ihm mehrmals gestellt, wohl bewusst, dass er keine präzise Antwort bekommen konnte, doch er hatte gehofft, irgendeine Reaktion bei ihm hervorrufen zu können, die ihm als Erklärung dienen sollte. Nichts dergleichen hatte er von Komura erhalten.
    Den Apfel war restlos abgeknabbert und Cedric warf den übrig gebliebenen Stiel achtlos fort, um sich dann mit beiden Händen hastig durchs Haar zu fahren. Er war das alles hier leid!
    „Nimm doch einfach mal etwas Hilfe an.“, sagte plötzlich jemand.
    Als Cedric den Kopf nach links drehte, stand dort auf einmal Tristan im Licht der Fackeln an der Hausecke. Sein Blick war weder gelassen, noch freundlich, er war fordernd.
    „Wie hast du mich gefunden?“
    Seine Augen folgten daraufhin Tristans, nach oben deutenden Zeigefinger. Auf den Dächern konnte er die schwarzen Umrisse von Maros erkennen, dessen goldene Ringe auf dem Fell im Angesicht des aufkommenden Mondes sanft zu leuchten begonnen hatten. Erstaunlich, dass er dennoch ungesehen blieb. Auch Komura bemerkte ihn erst jetzt.
    „Du weißt, ihn geschickt einzusetzen.“, gab er grinsend zu.
    „Du scheinst allerdings nichts dergleichen zu wissen.“
    Ein Teil von Cedric fühlte sich ertappt, ein anderer angegriffen. Wagte er es etwa, die Kameradschaft zwischen ihm und Komura mit seiner zu vergleichen, gar in Frage zu stellen? Bevor sich Zorn in Cedrics Leib breit machen konnte, erläuterte Tristan seine Aussage genauer.
    „Du kannst mir glauben, ich bin gut darin, Gefühle von anderen Menschen zu verstehen. Und du klammerst dich ganz offensichtlich an etwas, das du nicht haben kannst, vielleicht auch nicht mehr. Was es genau ist, kann ich nicht sagen. Was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass du ein fähiger Kämpfer mit guten Eigenschaften bist, der einen treuen Gefährten an seiner Seite hat. Nur kannst du damit nicht viel anfangen und lässt auch sonst niemanden richtig an dich ran. So kommst du auf lange Sicht nicht weit.“
    Cedric stand abrupt auf, ihm reichte es.
    „Hör auf mich zu zu texten!“
    Tristan zuckte nicht einmal ob der erhöhten Lautstärke und der geballten Faust von Cedric und auch Maros blieb ruhig und machte keine Anstalten, seine Position zu verlassen.
    „Nur weil es bei dir so gut läuft und du dein Leben in den Griff bekommen hast, besitzt du nicht das Recht, mich so dämlich zu belehren. Du glaubst, du kennst mich. Dabei sind wir uns erst heute Morgen das erste Mal begegnet. Und über Komura weißt du genau so wenig.“
    Mit jedem Wort, lies der Frust in Cedric langsam nach und er schaffte es, sich allmählich zu beruhigen, auch wenn er nach wie vor wütend schnaubte.
    „Warum willst du mir überhaupt helfen?“, wollte er wissen. Irgendwie konnte er sich einfach nicht vorstellen, Tristan wolle ihn einfach nur so unter die Arme greifen. Dabei hatte er sich doch eigentlich vorgenommen, ihm gegenüber nett und offen zu sein.
    Tristan lehnte sich an die Hauswand und schaute in den Nachthimmel.
    „Das stimmt, jedes Wort. Damit hatte ich nicht gerechnet, so leicht bist du also nicht zu durchschauen.“
    Er lächelte.
    „Anders, als die meisten Leute. Du bist echt in Ordnung.“
    Cedric konnte nicht sagen, warum sich diese Worte so angenehm anfühlten. Immerhin war das nichts neues für ihn, zu Wissen, dass er kein schlechter Mensch war. Doch es fühlte sich so komplett anders an, wenn jemand anderes ihm das sagte. Hatte er so was nach den letzten Jahren einfach mal gebraucht? Diese dunklen, aber freundlichen Augen Tristans fingen seinen Blick auf, während er fort fuhr.
    „Ich will dir nur aus einem Grund helfen, ein einigermaßen stabiles Leben zu bekommen: Du bist ein guter Kerl. Das ist alles.“
    Komura konnte nicht anders. Als er bemerkte wie gut seinem Partner diese Worte getan hatten, musste er sich einfach für ihn mit freuen. Vielleicht ging es jetzt endlich bergauf. Er hätte es sich wirklich verdient, öfters unbeschwert zu sein.


    „Sicher, dass er es mir nicht übel nimmt?“
    „Wenn du mich noch einmal fragst, hau ich dir eine rein.“, scherzte Tristan.
    Maros hatte sich mittlerweile wieder der Gruppe angeschlossen, so dass nun zwei Menschen samt Pokémon durch die leeren Straßen der größtenteils schlummernden Stadt schlenderten. Cedric hatte einfach sicher gehen wollen, dass es auch wirklich in Ordnung war, jetzt einfach zu Reinhold zurück zu gehen, nachdem er auf so unhöfliche Weise abgehauen war. Tristan hatte dies nur wiederholt mit „Mach dir da mal keine Sorgen.“ beantwortet.
    Den Rückweg zur Schmiede hatten sie hauptsächlich schweigend zurück gelegt, allerdings war diese Ruhe weder durch Misstrauen noch durch Anspannung hervorgerufen. Es war eher eine friedliche Stille, die entspannte und welche die Beiden nicht unnötig stören wollten.
    Cedric versuchte derweil, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ihm tatsächlich jemand helfen wollte. Nicht für Bezahlung oder weil dieser Jemand einen eigenen Nutzen daraus ziehen wollte, nein. Scheinbar hatte er wirklich das Glück, heute Morgen im Wald auf den richtigen Menschen gestoßen zu sein. Nun schwor er sich wirklich, dieses Glück auch zu schätzen zu wissen.
    Nach wenigen Minuten entspanntem Fußweg standen sie wieder vor der Schmiede. Ein kurzer Rundblick zeigte Cedric, dass in den meisten umliegenden Häusern noch grell Licht brannte. Die meisten Bewohner waren also noch auf.
    Nun zum zweiten Male öffnete Tristan für die Gruppe die Tür zu Reinholds Heim.
    „Da sind wir wie-.“
    „Ruhig! Schnell, kommt rein.“, unterbrach Reinhold und zerrte ihn hinein. Maros hetzte blitzschnell hinterher. Cedric und Komura folgte irritiert, nachdem sie einen Blick ausgetauscht hatten.
    Sofort war allen klar, dass hier irgendwas nicht stimmte. Wer diesem Schmied nur einmal begegnet war, wusste sofort, dass eine so nervöse und hektische Reaktion nichts Gutes verheißen konnte.
    Überrascht von dieser Aktion, blieb Cedric ein paar Meter zurück und sah auch nicht genau, was Reinhold Tristan dort drüben offenbar zeigen wollte. Der begann mit unterdrückter Stimme zu reden.
    „Gerade eben ist einer von der Stadtwache hier gewesen.“
    „Um die Zeit?“, wunderte sich Tristan.
    Anstatt auf die Frage einzugehen, klatschte Reinhold zwei Pergamente auf den Holztisch. Nun traten auch Cedric und Komura näher heran um zu sehen, was denn den Schmied so aus der Fassung gebracht hatte.
    Beide Schriftstücke waren nur äußerst knapp beschriftet. Zuerst fiel ihm im unteren Bereich das Wort 'Belohnung' ins Auge. Dahinter stand auf dem einen '300 Goldmünzen' und auf dem anderen '500 Goldmünzen' geschrieben. Darüber befand sich jeweils eine wirklich miserable Zeichnung, doch Cedric konnte Tristan und auch sich selbst identifizieren, wenn auch mit Mühe. Letztendlich wanderte sein Blick zum Kopf der Pergamente. 'Gesucht' stand dort in dicken Buchstaben geschrieben.
    „Dieser verdammte Dreckskerl.“, stieß Tristan hervor und hastete zu Tür und Fenster, um beide, nachdem er sich rasch versichert hatte, dass ihn niemand sah, zu schließen und zu verriegeln.
    Cedric war sofort klar, wen der Schwarzgekleidete meinte. Die Wache am Stadttor hatte tatsächlich Steckbriefe von ihnen anfertigen lassen. Für einen Moment blieb er völlig ohne Reaktion, starrte weiter auf sein Bild. Das war nicht das erste Mal, dass er sein Gesicht auf einem Steckbrief fand. Doch dieses Mal war es anders. Sein Herz schlug nun so schwer und unruhig, wie schon lange nicht mehr, während eine unwohle Hitze seine Glieder erfüllte. Für einen Moment weigerte er sich, es zu glauben, aber es war Tatsache. Wegen so einem Mist! Dabei sollte doch gerade alles anders werden.
    Wie ein Hammer schlug Cedrics Faust auf den Tisch.
    „Scheiße!“

    Zitat

    Aber trotzdem versuche ich, dir nach 1,5 Monaten (immer schlimmer) >.< ein Kommentar dazulassen.

    Joa, bei mir sieht es nicht anders aus. Auch bei mir werden die Abstände irgendwie größer. Deine Treue schätze ich :)


    Zitat

    Sehr viele Leerzeichen-Fehler. D: Das kommt wohl durch deinen PC. Es hat mir das Lesen sehr schwer gemacht. ):

    Um Odins Willen, ich habs erst dank dir gemerkt. Dummerweise habe ich beim posten nicht im Quellcode eingefügt, was irgendwie die vielen Leerzeichen genommen hat. Es muss unglaublich nervend beim Lesen gewesen sein, passiert mir garantiert nicht nochmal.



    Zitat

    es erinnert mich etwas an die Spiele Fable oder Skyrim

    Skyrim... :3 Ich erwähnte ja im Startpost diverse Dinge, die mich hierfür inspiriert haben und dieses Spiel hatte einen sehr großen Anteil. Dass das Geschriebene daran erinnert, freut mich daher.



    Zitat

    Die Architektur, die Gerüche (die fehlen bei dir und vielleicht Végétation

    Hm...ich muss zugeben, dass du nicht Unrecht hast. Lag vielleicht dran, dass ich mich selbst so langsam mal mit der Handlung pushe wollte und ein paar Detailbeschreibungen auf der Strecke geblieben sind :/



    Zitat

    Aber schade, dass er das Angebot nicht angenommen hat. Wenn das Schwert nicht mehr so gut war, hätte der Schmied nicht viel falsch machen können. Misstrauischer Cedric. ): xD

    Hat einen Grund, samt Vorgeschichte. Beides wird noch erläutert ;)


    Dann ein weiteres Mal danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Bis demnächst.

    @MarieAntoinette @Sheogorath @'Paya'


    6: Wieder unter Menschen


    Cedric musste seine Augen unheimlich anstrengen, um den Bewegungen folgen zu können. Obwohl er zwei Gegner gleichzeitig bekämpfen musste, schien es nicht so, als würde Tristan wirklich ernst machen. Denn immer, wenn Cedrics Körper ein Schock durchfuhr, als er annahm, Tristan würde jetzt einen schweren Treffer einstecken müssen, konterte dieser mit einer beeindruckend schneller Reaktion. Nach anfänglicher Besorgnis hatte Cedric schnell eingesehen, dass jene hier nicht von Nöten war. Die Schläge beider Kontrahenten immer wieder aufs neue zu blocken, stellte offensichtlich kein großes Problem für Tristan dar. Er konnte seine Gegner teils durch die bloße Kraft, die er in seine Paraden legte zurück stoßen und dabei griff er selbst noch nicht einmal ernsthaft an. So sahen er, Komura und Maros nun interessiert dem Kampf zu. Lange würde es sicher nicht mehr dauern, bis das unausweichliche Ergebnis eintreffen würde.
    Gerade duckte Tristan sich unter einen Seitwärtshieb des ersten Wachmanns hinweg und rollte sich ab. In einer fließenden Bewegung stemmte er sein Schwert schräg in den Boden und lies die Waffe der anderen Wache dagegen prallen, die kreischend an der Klinge entlang schabte und ins Leere rauschte. Der andere wiederum holte zu einem wuchtigen Schlag aus, bei dem beide Hände den Schwertgriff umklammerten. Ein banaler Angriff. Tristans Ellenbogen schnellte hervor und traf auf das ungeschützte Kinn, woraufhin er benommen rückwärts taumelte. Dem zuvor so schweigsamen Wachmann ließ er keine Chance für einen erfolgreichen Angriff, indem er die wieder und wieder auf ihn zu rasende Klinge jedes Mal erneut mit seiner eigenen zur Seite abwehrte. Jeder, der kein blutiger Anfänger im Schwertkampf war, konnte erkennen, wie einfach es für Tristan war, der Kombination seines Gegners zu entgehen, ohne in seiner Kampfhaltung ins Wanken zu geraten.
    Wie er das Geschehen verfolgte, wurde Cedric bewusst, dass die ersten Worte, die Tristan ihm gesagt hatte, wohl doch der Wahrheit entsprachen. Wenn er ihn hätte töten wollen, wäre es für ihn machbar gewesen. Zwar sah er nicht besonders kräftig aus, doch gerade weil man ihn deshalb leicht unterschätzte, konnte er hart zuschlagen. Ein beunruhigendes Gefühl, wie er feststellte.
    Der Wachmann schien in seinen Bewegungen nun unsicherer zu werden, angesichts der steigenden Erschöpfung und seiner miserablen Trefferquote – nicht einen Kratzer hatte er seinem Gegner zugefügt. Mit einem wuchtigen Schlag, wohl genährt von seiner ganzen verbleibenden Kraft, versuchte er es ein weiteres Mal. Tristan festigte seinen Stand, dieses Mal wich er nicht aus. Stattdessen lenkte er den Angriff mit einer gekonnten Parade ab, sodass sein Gegner nun völlig ungeschützt vor ihm stand, als er nun zum Gegenangriff ansetzte. Er würde doch nicht...
    "H-Hey...!", mehr konnte Cedric nicht rechtzeitig hervor bringen. Dieser Tristan, würde er wirklich jemanden aus der Königsarmee schwer verletzen, gar töten? Das wäre nicht gut. Das wäre fatal!
    Ein kurzer, Kräfte entfesselnder Kampfschrei folgte das Geräusch eines dumpfen Schlages und eine Waffen fiel klirrend zu Boden. Der Wachmann verlor augenblicklich das Bewusstsein. Cedric machte ein erstauntes Gesicht, war in Wirklichkeit jedoch froh, dass Tristan nur mit dem Schwertknauf zum Angriff auf den Kopf verwendet hatte. Und er hatte schon befürchtet...
    Tristan vernachlässigte seine Konzentration nicht eine Sekunde. Der Unterschied bestand nun darin, dass er selbst zum Angriff überging, anstatt auf seinen Gegner zu warten. Der schnellen Schlagkombination seiner Klinge konnte die Wache kaum standhalten. Tristan vollführte mehrere Rechtsdrehungen, in denen sein dunkler Mantel flatterte und ließ einen endlosen Klingensturm auf seinen Gegner los, der mit jedem Schlag ein Stück weiter zurück gedrängt wurde. Cedric gefiel diese Taktik nicht. Immerzu den selben Angriff zu wiederholen war leichtsinnig. So einseitig der Kampf bis hierhin verlief, das dort war ein Soldat des Königs und gegen so einen kämpfte man nicht leichtsinnig!
    In diesem Moment schien es so, als sollte Tristan genau dies gelehrt werden. Die Bewegung war völlig ansatzlos. Der Soldat hatte beobachtet und den kurzen Moment abgewartet, in dem er am besten zurückschlagen konnte. Sein Schwertstich zielte direkt auf Tristans Kopf. Cedric fluchte innerlich. Er hatte ihm die Chance gegeben, eine Lücke zu finden und ihn mit einem Überraschungsangriff zu überwältigen.
    Tristans Reflexe zündeten. Er spürte noch, wie die Klinge ihm ein paar Haare abtrennte, ein singendes Geräusch vernahm er ebenfalls. Eine weitere Drehung folgte, der Gegner wurde überrascht, er schwenkte nach links und holte weit aus. Das Schwert schlug präzise zu und schnitt den Handrücken des Wachmanns auf. Der Schmerz errichte ihn sofort und erlaubte es der Hand nicht, seine Waffe länger zu halten. Tristan fing das Schwert noch im Fall, trat gegen seines Gegners Standbein und brachte ihn zu Fall.
    Blitzschnell wurde der Herausforderer überwältigt. Tristan wirbelte die zwei Schwerter mit großer Geschicklichkeit durch die Luft, er beherrschte also auch den beidhändigen Kampf. Die überkreuzten Klingen schlugen in den Erdboden ein, stoppten beide nur ganz kapp vor dem Gesicht des Wachmannes. Seine Augen waren weit aufgerissen, ein Schock hatte ihn ereilt, als die überkreuzten Klingen auf ihn nieder gegangen waren. Schweiß sammelte sich in seinem Gesicht und sein Körper hatte zu zittern begonnen. Tristan betrachtete ihn emotionslos, vielleicht auch geringschätzend. Der letzte Schlag war eindeutig gewesen. Sein Gegner war am Boden, entwaffnet, er hätte ihn töten können, hatte aber darauf verzichtet. Dieser Kampf war vorüber, ein eindeutiger Sieg.
    Tristan ging wortlos am Besiegten vorbei, nahm nur sein eigenes Schwert im Vorbeigehen auf, steckte es ein und wandte sich ab.
    "Das sollte für heute reichen, meinst du nicht?"
    Seine Worte klangen keinesfalls arrogant, es war eher wie die simple Anmerkung des Offensichtlichen. Cedric konnte nicht leugnen, ehrlich erstaunt zu sein. Tristan hatte simple Angriffsmethoden verwendet und den Gegner glauben lassen, ihn durchschaut zu haben. In diesem Moment hatte eine einfache Richtungsänderung den Weg zum Sieg geebnet. Ein chaotischer Kampf.
    Genüsslich streckte Tristan seine Glieder, als er sich zurück zu seinen Gefährten gesellen wollte.
    "Mann, das hat gut getan.", lächelte er
    Man sah dem Mann am Boden seinen Frust an. Er war in jeder seiner Bewegungen zu erkennen, als er sich keuchend auf die Beine stemmte. Doch er hatte wohl noch nicht genug.
    Wild und zornig hielt er plötzlich mit dem Schwert auf einen Mann, der ihm den Rücken kehrte. Er wollte diesen Moment der Unachtsamkeit ausnutzen, ungeachtet dessen, dass sein Gegner hatte Gnade walten lassen. Tristan registrierte zunächst nur hektische Bewegungen. Als er sich umdrehen wollte, sah er schon aus dem Augenwinkel die Klinge auf sich zu kommen. Hastig griff er nach seinem Schwert. Maros, der er sich am Wegesrand bequem gemacht hatte, rührte sich ob der ernsthaften Gefahr, seines Herrn nicht.
    Ein metallischer Klang ertönte, als Stahl aufeinander traf. Die Waffe des Soldaten flog davon, er hatte nicht damit gerechnet. Ein Hand packte ihn fest und er wurde zurück gestoßen. Schmerzhaft prallte er mit dem Rücken gegen das Gestein der Stadtmauer und eine Klinge drohte ihm an seinem Hals. Wutendbrannt sah Cedric in die Augen des Mannes, der nicht fähig war, etwas zu sagen, als er die gefährlich schimmernden Seelenspiegel erblickte. Etwas an ihnen war nicht normal.
    "Sei niemals nachlässig.", begann der Waldläufer.
    "Vernachlässige nicht deine Deckung und gebe dem Feind somit keine Chance auf einen Überraschungsangriff. Wenn er jedoch selbst so leichtsinnig ist, ergreife die Gelegenheit und strecke ihn nieder. Jeder Schwertkämpfer hat dies von seinem Ausbilder gelernt. Aber das gilt nicht für einen solch bedeutungslosen Kampf wie diesen hier!"
    Jedermann schwieg, in Tristans Falle durch Erstaunen, der Wachmann eingeschüchtert.
    "Und vor allem, muss sich jeder, der so handelt, selbst ernsthaft fragen: Was wird aus meiner Ehre? Und er wird merken, dass er sie weggeworfen hat. Er hat sich den Sieg feige erschlichen, da er in einem offenen Kampf nicht dazu fähig war. Und dann wird er lernen, dass ein Kampf, ein Leben ohne Ehre nichts, rein gar nichts Wert ist!"


    Für Cedrics Ohren war diese Umgebung ungewohnt. Die Straßen waren gut gefüllt zu dieser Tageszeit und überall fing sein Gehör Bruchstücke verschiedenster Unterhaltungen auf. Mal ging es um die Ernte der Bauern, um die Händlerpreise am Marktplatz oder einfach nur die neuesten Gerüchte, die ihren Ursprung bestimmt wieder nun bei einem allein gelassenen Bettler aus der Gosse hatten, der Aufmerksamkeit suchte.
    Die Straßen und Häuser waren in einem schlichten, aber ansehlichem Stil erbaut worden. Das Gestein, mit dem hier fast jede Mauer geschaffen wurde – ausgenommen weniger Altbauten, die wohl noch erneuert werden mussten – verband die Gebäude miteinander und füllte viele Seitengassen aus, sodass es kaum eine Möglichkeit gab, sich hier zu verlaufen, da man meist nur geradeaus lief. Manche Leute beäugten Cedric und Tristan merkwürdig, was wohl an ihren nicht menschlichen Begleitern lag. Er war es mittlerweile gewohnt.
    "Was du vorhin gesagt hast...", setzte Tristan aus dem Nichts an.
    "Wer hat dich diese Denkweise gelehrt?"
    Cedric antwortete zunächst nicht, überlegte, wie er es am besten ausdrücken sollte. Seiner Meinung nach, sollte diese Einstellung, das Verlangen nach Ehre ein Standard unter den Schwertkämpfern sein. Doch so, wie es aussah, klammerte er sich noch zu sehr an die alten Geschichten seines Vaters, in denen er von der "guten alten Zeit" sprach, und die Menschen noch einen weltoffenen Lebensstil hegten. Heute misstraute jeder jedem, eine beschissene Zeit.
    "Mit dieser Einstellung bin ich aufgewachsen. Zu Hause dachte und handelte jeder so.", war seine Antwort und Cedric hoffte, er würde nicht nach seiner Heimat bohren.
    "Muss schön dort gewesen sein.", bemerkte Tristan, der die Arme hinter dem Kopf verschränkte. Wenn er wüsste, wie Recht er hatte.
    "Warum bist du fort gegangen?"
    Er tauschte einen Blick mit Komura. Glücklicherweise fiel ihm eine Antwort ein, die das Thema sicher zum Abschluss bringen würde.
    "Es war an der Zeit."
    Dies legte einen Moment lang, den Mantel des Schweigens über die kleine Gruppe wodurch Cedrics Gehör wieder Aufmerksamkeit für die Tuscheleien der Bürger gewann. Anscheinend gab es kürzlich einen Kampf zwischen einer kleinen Bande von Taschendieben und der Stadtwache, als man die Gauner beim Ausüben ihres Handwerkes erwischt hatte. Ein Soldat, sowie alle Diebe kamen bei dieser Eskalation um. Cedric und Komura wussten nicht, wen Tristan und Maros hier besuchen wollten, geschweige denn, wo diese Person wohnte. Da sie aber keine konkreten Pläne hatten, blieben sie vorerst an deren Seite. Auf jeden Fall würde er sich später nach einem billigen Gasthaus erkundigen, die Dämmerung setzte allmählich ein.
    Es dauerte einige Häuserreihen, bis Cedric etwas einfiel, was er noch gerne wissen würde.
    "Übrigens, dein Kampfstil ist sehr beeindruckend. Ich wüsste gern, wer dich trainiert hat? So was lernt man nicht nur durch Übungen während der Freizeit."
    Der schwarz gekleidete überraschte Cedric, indem er nicht annähernd so wortkarg antwortete, wie zuvor der Waldläufer.
    "Maros und ich waren früh auf uns allein gestellt. Wo wir lebten, fühlte es sich nicht wirklich nach Heimat an. Darum sind wir losgezogen, nur wir zwei, ohne wirklich Pläne für die Zukunft zu haben."
    Cedric merkte, dass ihm unwohl wurde. War es, da ihm zum ersten Mal seit sehr langer Zeit ein Mensch seine Geschichte erzählte? Dieser Verdacht kam zumindest auf. War er es mittlerweile so ungewohnt, nahe an einem Menschen zu sein? Tristan beachtete ihn gar nicht, starrte stattdessen betrübt zu Boden.
    "Allerdings merkten wir schnell, dass die Welt viel härter ist, als angenommen. Sehenden Auges und doch irgendwie blind, sind wir sind ins Ungewisse gelaufen. Meine Fähigkeiten habe ich nicht antrainiert, sie sind einfach das Ergebnis der letzten Jahre, in denen mir nichts geschenkt wurde und in denen mir außer Maros niemand zur Seite stand." Das Nachtara an der Spitze der Gruppe – Komura blieb dich an der Seite von Cedric – warf Tristan einen Blick zu, der nur schwer zu deuten war. Vielleicht versicherte er ihm gerade seinen Beistand?
    Alles in Allem keine zu außergewöhnliche Geschichte. Vielen jungen Männer, gar auch einigen Kindern erging es schwer während der jungen Jahre. Zu einfach stellten sie sich das Leben außerhalb des Elternhauses vor und zogen blauäugig in ihr, wie sie es nannten "großes Abenteuer", ehe sie die Realität in Windeseile einholte. Dennoch konnte Cedric nicht verhindern, dass diese Geschichte ihn ergriff, schließlich war sein Leben ähnlich verlaufen. Einziger Unterschied, er hatte sein zu Hause nicht aus freien Stücken verlassen. Trotzdem nahm er sich vor, Tristan weniger zu misstrauen. Er schien ihm mittlerweile echt in Ordnung. Nur kam es ihm dennoch so vor, als hätte diese Geschichte eine Lücke. Sein Überleben sicherte man durch viele Fähigkeiten, aber zwei Königssoldaten dermaßen im Kampf zu dominieren, dazu gehörte mehr, als eine schwere Jugend.
    "Komm schon, du hast doch sicher von irgendwem gelernt. Für alles andere bist du viel zu gut."
    Tristan begegnete ihm mit einem nervösen Seitenblick und grummelte leise. Offensichtlich verheimlichte er tatsächlich was und wollte er das Thema gerne wechseln.
    Cedric verstand und lächelte.
    „Entschuldige, es gehört nicht zum guten Ton, jemanden so nach seinen Kampffertigkeiten auszufragen.“
    Ihn schien diese plötzliche Aussage zu überraschen, kommentierte sie aber nicht weiter. Zwar war Cedric immer noch neugierig, aber er unterdrückte es. Tristan hatte sich bis jetzt mit wesentlich unzureichenderen Antworten zufrieden gegeben.
    Weitere Häuserreihen wurden passiert. Cedric konnte die Größe der Stadt Toldus zwar nur grob abschätzen, hatte jedoch das Gefühl, das es nicht mehr allzu weit sein konnte, bis sie wieder Stadtmauern vor sich hatten.
    „Da wären wir.“, verkündete Tristan auf einmal.
    Als die Straße nach dieser Biegung endete, stand die Gruppe einer Schmiede gegenüber. 'Reinholds Waffenschmiede' stand auf dem Schild.


    Cedric hatte direkt beschlossen, sich vorerst im Hintergrund zu halten, ebenso Komura. Selbst wenn man sich an der Seite eines guten Freundes befand, dem Hausherren gegenüber war es als Fremder respektlos, einfach in sein Heim einzutreten. Eigentlich hatte er schon vorschlagen wollen, später, wenn nötig morgen wieder herzukommen, als bei der überdachten Schmiede – Schmelzofen, Schleifstein und Amboss waren nahezu frei von Rost, Kerben und anderen Gebrauchsspuren – niemand anzutreffen war. Tristan allerdings hatte direkt die Haustüre dahinter angesteuert, die er nun, ohne vorher anzuklopfen, öffnete. Die Hitze des Schmiedefeuers trieb Cedric augenblicklich des Schweiß auf die Haut. Diese Leute hatten derbe Arbeitsbedingungen.
    Die Tür wurde quietschend geöffnet und Tristan trat ein, Maros ebenso. Cedric hielt sich mit seinem Begleiter zurück und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen. Der Wohnung schenkte er kaum Beachtung, sie war kompakt und simpel eingerichtet, mit dem nötigsten, was ein Mann brauchte, der den ganzen Tag vor der Tür arbeitete. Auffallend war noch, dass hier keinerlei Waffen zum Verkauf ausgestellt waren, was darauf schließen lies, dass diese nach ihrer Fertigung sofort an den Marktplatz geliefert wurden. Durch den Gang dort hinten rechts gelangte man wahrscheinlich ins Schlafzimmer oder ins Materiallager, sofern beides nicht miteinander kombiniert worden war.
    Tristan blieb in der Mitte des Raumes stehen und ließ seinen Blick einmal quer durch selbigen schweifen.
    "Hey, bist du da?", rief er und ließ seinen Beutel auf einen der Holzstühle an dem Tisch, in der Mitte des Zimmers fallen. Das dunkle Klackern von schwerem Gestein ertönte.
    Sogleich waren schwere Schritte zu hören, die den Holzboden entlang kamen. An der linken Wand öffnete sich eine Tür, die Cedric zuerst nicht gesehen hatte, da ein hoher Schrank diese verdeckte. Heraus trat ein Mann, gekleidet in wiederstandsfähigen Stoff und einer Arbeitsschürze, der seine Hände in einem Lappen trocknete. Seine Kleidung war sauber, sein kurzes, hellbraunes Haar etwas zerzaust und sein schmaler Körper vermittelte definitiv nicht den Eindruck, Schmiedearbeiten verrichten zu können.
    Er lächelte, als er Tristan erblickte.
    "Ich hatte gehofft, dass du mich mal besuchen kommst."
    Seine Stimme war ungewöhnlich hell. Er und Tristan umarmten einander kameradschaftlich.
    "Gut, dich wieder mal zu sehen. Läuft das Geschäft?"
    "Noch nicht sehr viele Aufträge, aber das wird noch. Es braucht seine Zeit, um bekannt in der Stadt zu werden."
    Erst jetzt schien der Mann Cedrics Anwesenheit zu registrieren, denn er lehnte sich überrascht zu Seite und machte große Augen.
    "Sieh mal an. Entweder merkst du neuerdings nicht, wenn man dich verfolgt, oder du hast Besuch mitgebracht.", grinste er. "Bringst du schon wieder Leute unter deinen schlechten Einfluss?"
    "Sei still.", kommentierte Tristan gelassen, fasste sich dabei aber an die Stirn. Der Waldläufer lächelte amüsiert.
    "Cedric, das ist Reinhold, ein alter Freund von mir und exzellenter Schmied."
    Ohne zu zögern, kam Reinhold auf ihn zu und reichte lächelnd seine Hand.
    "Willkommen in meiner Schmiede, Cedric."
    "Äh...angenehm." Er erwiderte den Handschlag zögerlich. Reinhold bemerkte Komura.
    "Oh, ein ausgezeichnetes Feuerpokémon. Dein Begleiter? Dann ist es ja kein Wunder, dass ihr euch gut versteht. Tristan kommt mit denen nämlich meist besser aus, als mit Menschen."
    "Ach, sei still.", wiederholte er.
    Cedric fühlte sich in diesem Moment sehr seltsam. Man stellte ihn einem Fremden vor, der auch noch überaus höflich empfing. Auch das war er wirklich nicht mehr gewohnt. Komura reagierte, wie auf die meisten Menschen, sofern diese keine Bedrohung für ihn oder Cedric darstellten. Er ignorierte ihn und sein Gerede.
    Der Schmied schien Verwunderung in seinem Gesicht zu erkennen.
    "Stimmt was nicht?"
    Seine Körper versteifte etwas. Hoffentlich machte er sich nicht gleich unbeliebt.
    "Nein, nein. Es ist nur...ich bin überrascht, dass das deine Schmiede ist."
    Man sah, dieser Reinhold war definitiv kein Lehrling mehr, sondern eigentlich im Alter, in dem die meisten Leute noch selbst kämpften, anstatt sich der Herstellung und Reparatur von Ausrüstung zu kümmern. Außerdem waren Schmiedemeister meist irgendwie...dreckiger. Er hatte einfach einen gealterten, aber dennoch großen und muskulösen Mann erwartet.
    Tristan hatte sich sich bereits auf einem Stuhl bequem gemacht und schaukelte auf dessen Hinterbeinen vor und zurück.
    "Die gehört ihm auch erst seit kurzem, als Besitzer einer Schmiede ist er also noch Neuling. Aber du kannst mir glauben, dass er bei den Besten gelernt hat."
    Cedric nickte nur langsam.
    "Übrigens, ich hab's." Tristan wuchtete den Beutel auf den Tisch und offenbarte dessen Inhalt. Einer von vielen dunkelgrauen, kantigen Steinen mit deutlich rauer Oberfläche füllte seine Hand aus, was Reinhold sofort große Augen machen ließ und diesen gierig aus Tristans Hand entriss.
    "Du hast tatsächlich welches gefunden? Wunderbar! Das wird ein Spaß, damit zu arbeiten."
    Cedric trat neugierig an die beiden heran und betrachtete das Gestein. In seinen Augen sah es völlig normal aus. Vielleicht irgendein Erz? Aber es war kein Eisen.
    "Was ist daran so besonders?", erkundigte er sich daher.
    Reinhold überreichte ihm das Stück, welches für seine Größe überraschend schwer war.
    "Das, mein Freund, ist Obsidianerz, das wohl begehrteste Erz, das es auf der Welt gibt. Glaub mir, es gibt Schmiede, die töten würden, um so was in die Finger zu bekommen."
    "Es ist eine Weile her, dass er mir gesagt hat, wie gerne er etwas Obsidian verarbeiten würde. Ich sagte, dass ich mal sehen werde, ob ich welches auftreiben kann. Als ich durch Zufall welches fand, hatte ich gerade erfahren, dass er seine eigene Schmiede eröffnet hat. Deshalb bin ich in die Stadt gekommen.", erklärte Tristan.
    Für gewöhnlich schaltete Cedric nicht mit in Gespräche ein, wenn er unter Menschen war, aber das hier war doch durchaus interessant.
    "Dann wirst du daraus eine Waffe schmieden?"
    "Nein, das würde keinen Sinn machen. Du merkst sicher, wie schwer dieses Metall ist. Eine solche Waffe könnte der stärkste Krieger nicht führen."
    Tristan übergab Reinhold derweil wortlos sein Schwert.
    "Stattdessen werde ich die Waffe mit einer dünnen Schicht davon überziehen und neu schärfen. Das Gewicht erhöht sich ein wenig, aber die Klinge wird praktisch unzerstörbar."
    Wieder nickte Cedric nur stumm, diesmal aber interessiert und legte das Erz wieder auf den Tisch.
    In diesem Moment fiel dem Schmied anscheinend auch Cedrics Schwert ins Auge, da er es neugierig betrachtete.
    "Kann ich das mal sehen?" Er legte Schwert und Erz auf einer Kommode ab.
    Cedric schlug ihm die Bitte nicht aus, zog sein Schwert und überreichte es ihm. Der prüfende Blick Reinholds wurde zunehmend kritischer, was angesichts des geschundenem Zustandes dieser Waffe verständlich war.
    "Das Schwert hat schon bessere Zeiten erlebt. Aber ich kann nicht leugnen, dass das einmal eine verdammt gute Arbeit gewesen ist." Erst nach kurzem Grübeln fuhr er fort.
    "Ich sage dir was. Wenn du es einen Tag hier lässt, bin ich sicher, dass ich das wieder hinbekomme. Das ist natürlich kostenlos, Tristans Freunden würde ich niemals das Gold aus der Tasche..."
    "Nein, danke!"
    Blitzschnell riss Cedric die Waffe aus Reinholds Händen und ging Richtung Tür.
    "Wo finde ich den Marktplatz?"
    Beide schauten verdutzt, ob dieser Reaktion. Tristan fand zuerst seine Stimme wieder.
    "Wenn du draußen gleich nach rechts gehst, immer gerade aus durch die Gasse. Ist der schnellste Weg."
    Cedric bedankte sich hastig und war sogleich fort, Komura lief ihm nach. Als das Schweigen der beiden zurück gelassenen Personen endete, waren bereits eine ganze Minute verstrichen.
    "Komischer Kerl."
    "Ja."

    So langsam sollte ich mal aus meinem Tiefschlaf erwachen xD


    [tabmenu][tab=Marie]
    Ein Monat... merkste wat? lol

    Zitat

    Einen Biss von Tornupto stelle ich mir aber ziemlich gefährlich vor.

    An sich schon, immerhin sind die Fangzähne nicht nur Dekoration. Doch es ist hier ähnlich, wie wenn ich nem Freund mal einen Schlag verpasse. Dass es zu stark schmerzt, lässt sich vermeiden. ^^


    Zitat

    Der mysteriöse Kerl da kommt schon etwas arrogant rüber, muss ich sagen


    "Ich bräuchte einen damit ich es tue." -> Na das ist doch aber eine löbliche Attitude!

    Stimmt. Mit ihm hab ich versucht, frischen Wind hinein zu bringen. Ihn zu schreiben fällt mir dabei auch äußerst leicht.


    Zitat

    In welchem Kulturkreis spielt deine Geschichte eigentlich, wenn ich fragen darf?

    Kann ich so in Wahrheit garnicht beantworten. Europäische bzw. japanische Indiziern kamen bei mir ohne Hintergedanken. Ist einfach eine dieser typischen Fantasie-Welten, wo diverse Elemente zusammengerührt wurden. Zu einem großen Haufen Matsch XD


    Wie immer danke für deine Worte. Deine Treue ist ein Segen für mich. ^^


    [tab=Sheogorath]
    OMG, du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, dass du hier bist.


    Zitat

    Du kannst - kleiner Tipp am Rande - aber zur Bekanntgabe neuer Kapitel die Erwähnungsfunktion des BB nutzen

    Werde ich machen. Ich frag mich nur gerade, seit wann es die gibt? Bin ich doof oder gabs die wirklich schon immer? XD


    Zitat

    Du schreibst, dass die ersten Teile der Geschichte etwas kürzer sind. Eigentlich sind diese ersten Schreibstücke in einer sehr angenehmen Länge gehalten, für eine Fanfiction jedenfalls. Mit zunehmender Komplexität der Handlung wird es schwer, sich kürzer zu fassen, und man landet irgendwann bei gewaltigen Textwänden, die keiner mehr liest

    Schonmal gut zu wissen. Ich glaube, dich beruhigen zu können, wenn ich sage, dass es mit der Länge keine gewaltigen Ausmaße annehmen wird. Mein Bruder hat u.a. schon Kapitel von ich glaube 17 Seiten geschrieben. Ich lag am Anfang so zwischen 3 und 4, spätere zieren ca. 6 bis 7 Seiten. Länger wollte ich sie dann auch nicht wirklich machen.


    Zitat

    Dein Schreibstil ist übrigens einfach toll! Deine Beschreibungen lassen Geschehen und Umgebung lebendig wirken, und auch die Figuren skizzierst du treffend für das innere Auge des Lesers.

    *Fäuste empor reiß* Schön, dass es so ankommt, wie ich gehofft hatte. Ja, ich gebe mir sehr viel Mühe, den Text auf diese Weise angenehm zu gestalten. Jahrelanges lesen anderer FF's und Kommentaren halfen mir dabei. Manchmal schaffe ich halt nur ein paar Zeilen am Tag. Da ich aber immer will, dass es mir auch gefällt, kann das schonmal Zeit in Anspruch nehmen. ^^'


    Zitat

    Im bisherigen Teil der Geschichte vermittelst du uns einen Einblick in die Pokémonwelt, die du als Handlungsschauplatz ausgewählt hast. Ob nun ferne Vergangenheit oder fantasy-artige Parallelwelt, ist die Perspektive eines mittelalterlich anmutenden Pokémonreiches sehr interessant. Auch kommen hier schon ein paar Aspekte zum Tragen, die politische Organisation, Religion oder gesellschaftliche Probleme betreffen. Das ist wichtig, um sich ein Bild davon machen zu können, wie deine Welt funktioniert.

    Ich muss gestehen, dass ich mir zwar vorgenommen habe, keine Chance auf Langeweile durch Aufbau und Erzählungen aufkommen zu lassen, nur ist das manchmal wirklich schwierig. Die Geschichte hatte ursprünglich in der Neuzeit gespiel, was ich später abgeändert habe. Doch natürlich will ich auch, dass die Leser diese Welt auch kennen und verstehen. Bis die Story so richtig fahrt aufnehmen konnte, habe ich mich erstmal dem gewidmet. Ich hoffe, es ist mir gelungen.


    Zitat

    Ein schöner Gedanke ist, dass du das Kapitel mit einem kurzen Abschnitt aus Komuras Sicht beginnst. Das eröffnet eine etwas andere Perspektive und würzt das Geschehen.

    Ich bin noch nicht sicher, ob und wie oft ich sowas nochmal machen werde. Ich hab mich irgendwie schwer getan...


    Zitat

    Das partnerschaftliche Zusammenleben mit Pokémon ist also verpöhnt, interessanter Aspekt ... bei den Szenen im Dorf ging man ja eher davon aus, dass es durchaus so etwas wie Trainer gibt. Es wird sicherlich spannend sein, in konkreten Situationen zu sehen, wie die Akteure damit klarkommen.

    Es ist ähnlich, wie mit manchen Dingen in unserer Zeit. Dass die Pokémon nicht als Nutztiere dienen, ist hier noch neu und kommt nur vereinzelt vor. Wie oft im echten Leben, werden neue Ideen und Lebenswege von einer Seite akzeptiert, von der anderen abgelehnt.


    Nochmal vielen vielen Dank für dein Feedback. Es war sehr erfrischend und gibt mir neuen Wind ins Segel.


    [/tabmenu]


    Kapitelupdate steht bald bevor.

    5: Der schwarze Schwertkämpfer


    Komura war immer als erster wach. Dies war weniger der Tatsache zu verdanken, dass ein Pokémon seiner Art allgemein wenig Schlaf benötigte, als Cedric, der sich manchmal auch von strahlend heller Sonne im Gesicht nicht wecken lies. Diese Faulheit missfiel dem Tornupto zwar, doch tolerierte es sie und begab sich erst mal zu Fluss um etwas zu trinken und sich der allgemein etwas vernachlässigten Fellpflege zu widmen. Es war einfach unausstehlich, wenn es von getrocknetem Blut oder Schweiß verklebt war.
    Als Komura an die Schlafstätte zurück kehrte, hatte Cedric sich noch immer kein bisschen gerührt. Dieser Kerl reizte es heute wirklich bis zur letzten Minute aus.
    "Ah, du...!"
    Cedric zog seine Hand zurück, er hasste es, wenn Komura das tat. Heute hatte er besonders fest zugebissen. Warum nur reiste er nicht mit einem Pokémon, das sanftere Methoden zur Weckung verwendete. Resignierend betrachtete er die geröteten Zahnabdrücke auf dem Handrücken und anschließend das Gesicht, von dem, der sie verursacht hatte. Komura grinste hämisch.
    Sich den Schlaf aus den Augen wischend sah Cedric sich um und musste sich eingestehen, dass er tatsächlich zu lange geschlafen hatte. Grelle Sonnenstrahlen erhellten bereits jeden Baum, jeden Stein, jedes Blatt. Das Holz des Lagerfeuers war restlos ausgebrannt, ein klein wenig Rauch stieg noch von den Kohleresten empor. Zugegeben, es war wirklich an der Zeit aufzubrechen.
    Gerade wollte er seinen Gürtel anlegen, da ertönte ein Rascheln in einem Gebüsch, wenige Meter von ihnen entfernt. Komura wurde sofort aufmerksam, reckte den Kopf empor, mit gespitzten Ohren. Vielsagen sah er Cedric an. Der seufzte nur. Irgendwen hatten sie auf sich aufmerksam gemacht, Komuras Reaktion zu Urteilen wahrscheinlich einen Menschen. Stellte sich nur die Frage: Feind oder Freund? Sicherheitshalber zog er das Schwert.
    "Wer auch immer da ist, zeig dich.", forderte er.
    Nur einen kurzen Moment dauerte es, da kam ein junger, schwarz gekleideter Mann zwischen den Zweigen hervor. Auch er hielt ein Schwert in der Hand.
    "Keine Sorge,", sprach er mit weicher Stimme, "wenn ich dich töten wollte, hätte ich's schon getan." Dann trat er gänzlich hervor. Cedric wollte Vorsicht walten lassen, daher betrachtete er den Fremden ganz genau.
    Ein Mann, der etwa sein Alter haben musste, lächelte ihn überlegen aus seinem runden Gesicht an. Schwarzes Haar fiel ihm knapp über die Ohren und ins Gesicht, wodurch seine Augen ein wenig verdeckt wurden. Ein Nachtfarbene Mantel reichte bis zu den Knien und war an einigen Stellen mit Metall verstärkt um nicht gänzlich auf Schutz zu verzichten. Seine Schnallen waren geöffnet, so sah Cedric, dass er keinen weiteren Schutz oder Waffen darunter verbarg, nur ein dunkles Hemd und eine ebenso dunkle Hose. Mit der linken Hand schulterte er eine kompakte Reisetasche. Seine gesamte Körperhaltung, sowie der Griff um sein Schwert waren locker und sorglos. Die hell glänzende Klinge, welche einen starken Kontrast zu seiner restlichen Erscheinung bildete, ordnete er ob ihrer Größe zu den Einhandschwertern, wie seine auch. Nur war diese im Vergleich noch nicht so veraltet, sondern besaß einen mit Runenornamenten verzierten Griff, und war, sofort erkennbar, makellos geschärft. Was sollte Cedric also von diesem Kerl halten, der bewaffnet, aber sorglos durch die Wildnis spazierte? Sein Kommentar von eben wollte ihm auch nicht gefallen.
    "Welchen Grund hast du denn, mich nicht zu töten?"
    "Ich bräuchte einen damit ich es tue."
    Cedric konnte die Mimik des Fremden nicht richtig deuten. Wollte er ihm eine Falle stellen, oder war er wirklich nicht auf einen Kampf aus. Komura baute sich Fremden gegenüber meist bedrohlich auf und lies seine Nackenflammen lodern, sobald er von Gefahr bei einer Person ausging. Im Moment stand er jedoch völlig gelassen da, scheinbar war es okay.
    "Dann freut es mich, dich zu treffen. Hätte nicht gedacht, dass ich so bald jemandem begegne in diesem gottverdammten Wald.", sagte er und steckte die Klinge zurück in die Scheide. Der Schwarzgekleidete tat es ihm gleich, wobei Cedric jetzt erst auffiel, dass er diese, am Rücken trug und streckte seine Hand aus.
    "Nun, mein Name ist Cedric, wie lautet deiner?"
    Sein Gegenüber ergriff die Hand. "Tristan, wir kommen sicher gut miteinander aus.", sagte er lächelnd. Es folgten Momente des Stillschweigens, was Cedric unwohl war. Diesem Tristan erging es augenscheinlich nicht so.
    "Was machst du hier?", wollte er nun wissen. So ganz hatte er ihm sein Vertrauen natürlich noch nicht geschenkt, allerdings wusste er bestimmt, in welcher Richtung die nächste Siedlung lag. "Bist du allein unterwegs?"
    "Auf der Durchreise und nein.", beantwortete er beide Fragen.
    Cedric Muskel spannten sich. Was meinte er damit? War er jetzt doch in einen Hinterhalt geraten? In Erwartung eines Angriffs blickte er in alle Richtungen. Tristan schien dieses Misstrauen völlig zu ignorieren.
    "Ich sagte doch, dass ich keinen Grund habe, dich anzugreifen." Er hob beschwichtigend den Arm, als er anfing zu erklären.
    "Mein Begleiter ist gerade nicht hier."
    "Wo dann?"
    Schulterzucken, jetzt reichte es aber. Was war das für ein eigenartiger Kerl?
    "Du scheinst nicht oft unter Menschen zu sein, sonst wüsstest du dich mal verständlich auszudrücken." Einen Augenblick bereute Cedric den harschen Ton, aber er wollte jetzt Klartext von Tristan hören. Hoffentlich würde er ihn dazu bewegen können, ohne ihn am Ende noch zu beleidigen. Doch etwas an diesem Mann reizte ihn. Tristan stemmte lässig die Hände in die Hüften.
    "Du bist auch keine Gesellschaft gewohnt, sonst wüsstest du, wie man freundlich mit den Leuten umgeht." Es lies theatralisch den Kopf fallen. "Also gut.", seufzte er und blickte prüfend in die Baumkronen.
    "Wir verschwenden hier gerade Tageslicht. Begleitest du mich zur nächsten Stadt? Plaudern können wir unterwegs."
    Nach kurzer Überlegung willigte Cedric ein. Der Kerl schien ihm seltsam, aber nicht gefährlich. Und wohin sein Weg ihn führte, war ihm derzeit gleich. Tristan wandte sich in die Richtung, in der Cedric Westen vermutete, blickt allerdings nochmal über die Schulter.
    "Willst du das nicht aus machen?" Er nickte zur Feuerstelle, wo nach wie vor die Restglut flackerte. Zuerst sah er ihm mit einem Blick an, der so viel sagte wie "Warum sollte ich?", bedeckte die Reste dann auf die Erklärung hin, dass so was Waldbrände auslöste, rasch mit Erde und verkniff sich ein Kommentar. Dann gingen sie los, verließen den Verlauf des Flusses gen Westen. Dieser Tristan nervte zwar, aber unhöflich wollte Cedric nicht sein, wenn er ihm schon den Weg zeigte.
    "Danke für die Hilfe.", er sagte es nur beiläufig. "Ich wollte sowieso nach dem Weg fragen." Tristan sah ihn daraufhin neugierig an.
    "Hast du keine Landkarte?"
    Kurzes Kopfschütteln. Er grinste schon wieder.
    "Du bist schlecht vorbereitet." Machte der das mit Absicht? Egal, einfach ignorieren. Cedric wollte zur nächsten Stadt, was nicht gleichbedeutend damit war, viel Zeit mit diesem merkwürdigen Kerl zu verbringen. An Komura ging jedes Wort der beiden Menschen vollkommen vorbei.
    Cedric lies ein wenig Zeit verstreichen, bis er anfing seine Fragen zu stellen. Die Gegenwart des Schwarzgekleideten machte ihn irgendwie unruhig. Warum, das konnte er nicht beschreiben, aber sein Gefühl sagte ihm, dass er hier keinem einfachen Schwertkämpfer begegnet war. Fürs erste jedoch gab er sich kühl und nur minder interessiert an ihm.
    "Du sagtest, du reist nicht alleine. Wer ist dein Partner und warum weißt du nicht, wo er sich befindet?"
    Tristan antwortete, immer wachsam die Umgebung im Auge behaltend, anstatt ihn anzusehen.
    "Mein Partner ist, wie deiner, ein Pokémon.", fing er an. "Und obendrein nicht gerne in großer Gesellschaft. Es kommt öfters vor, dass er mal für eine Weile verschwindet. Keine Ahnung, was er dann so treibt."
    "Und wenn ihm was passiert?"
    Nun sah er Cedric doch an, mit einem Blick der seine Worte untermauerte.
    "Ich muss mir um ihn keine Sorgen machen. Er kennt außerdem unser Ziel."
    Leicht verwundert sah er Tristan in die Augen und fragte sich zum einen, wie er da so sicher sein konnte, zum anderen, warum er gerade bei diesem Thema so ernst wurde. Sekunden später erhellte sich wieder seine Miene.
    "Aber ich find's gut, dass du so denkst. Für die meisten Menschen ist es ja immerhin unvorstellbar mit einem Pokémon zu leben. Manche sind sogar strikt dagegen."
    Cedric kratzte sich am Kinn während er so darüber nachdachte. Allzu oft hatten er und Komura merkwürdige, teils sogar verachtende Blicke empfangen, wenn sie in einer Stadt auf den Straßen unterwegs gewesen waren. Viele Menschen mieden ihn, gingen ihm aus dem Weg, Kleine Kinder deuteten mit dem Finger in seine Richtung. An das eine Mal, als man ihn mit Komura an seiner Seite nicht ins Gasthaus eintreten lassen wollte, konnte er sich gut erinnern. Diese Aktion hatte in schweren Folgen resultiert.
    "Ich habe äußerst selten Leute wie uns getroffen.", stimmte er ihm letztendlich zu und Tristan nickte.
    Tatsächlich waren Pokémon für den Großteil der Menschen nur Nutzvieh. Die Starken unter ihnen verrichteten Arbeiten, zu denen ein Mensch nie in der Lage wäre. Kleine wie mittelgroße Vögel wurde dazu abgerichtet Nachrichten und kleine Fracht schnell und gezielt zu überbringen und manche dieser Wesen existierten zur simplen Nahrungsgewinnung. Komura war all dies mit Sicherheit nicht entgangen und Cedric musste sich einmal Fragen, in wie fern all das korrekt war. Allerdings würden sich die Pokémon, die Götter, als ihre Eltern, sich nicht dagegen wehren, wenn sie es wirklich wollten. Oder nicht?
    "Jetzt habe ich dich wohl zum Nachdenken gebracht." Tristans Worte klangen schon fast wie eine Entschuldigung.
    "Ist schon in Ordnung. So bin ich halt." Cedric merkte, wie er lächelte. Nicht zur Beschwichtigung, sondern ernsthaft. Er schüttelte sich kurz.
    "Dann sag mal...was führt dich so in diese Stadt, in die wir gehen."
    Tristan tastete nach seinem Schwertgriff und schien ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen.
    "Ich besuche jemanden, den ich länger nicht gesehen habe."
    Einen Moment überlegte Cedric, ob er diesbezüglich nachhaken sollte, doch ihm wurde eine Gegenfrage gestellt.
    "Und was wirst du dort machen?"
    Cedric sah zu Boden, Komura betrachtete ihn sogleich besorgt. Eine gute Frage.



    Cedric schaffte es während der nächsten Stunden weitestgehend, längere Unterhaltungen zu vermeiden. Glücklicherweise war auch Tristan scheinbar nicht der Typ, der immer und ohne Ende redete. Tatsächlich war es sogar Cedric selbst, der seinem Reisegefährten die Mehrzahl an Fragen stellte. Dies, und die Tatsache, dass er es scheinbar fast schon für selbstverständlich hielt, einem Fremden Wanderer zu helfen, rückten Cedrics Ansichten über ihn in ein besseres Licht. Es stellte sich heraus, dass er zwar vorlaut und arrogant war, aber ebenso hilfsbereit und unaufdringlich. Eine Charakteristik, mit der man erst mal leben konnte.
    Gegen Nachmittag hatte sich das Landschaftsbild etwas verändert. Die Wälder dieser Region waren hier nur noch aus der Ferne zu betrachten. Wiesen und Äcker, zwischen denen nur vereinzelt Laubbäume wuchsen, begannen hier zu dominieren. So war es auch wahrlich nicht schwer, die Dächer und Mauern in etwa einem Kilometer Ferne zu erkennen. Eine seichte Brise begleitet von fernem Vogelgesängen bildeten in der warmen Sonne eine wahrhaft entspannende Atmosphäre. Cedric überkamen angesichts der Kleinstadt jedoch gemischte Gefühle. Ob die Erleichterung von der Sorge übertroffen wurde, versuchte er gar nicht einzuschätzen. Beides jedoch empfand er nach jedem Schritt mit noch größerer Intensität.
    Tristan, der ein-zwei Schritte voraus lief, schien davon entweder nichts zu merken, oder ihn absichtlich nicht darauf anzusprechen. Ein gutes Stück vom Stadttor entfernt – man konnte die Beiden Wachen davor schon erkennen – lehnte Tristan sich an einen großen Baum am Wegesrand.
    "Hier warten wir.", orderte er an und verschränkte die Arme.
    "Warten?" Cedric war erst nicht klar, was das sollte.
    "Schon vergessen?"
    Natürlich hatte er es nicht vergessen, er hatte es ihm doch zuvor erzählt.
    "Ach ja, wie war nochmal sein Name?"
    "Maros." Tristan schloss entspannt die Augen, doch so, wie er bei dieser Antwort geklungen hatte, schien er sich nicht gerne zu wiederholen, also sah Cedric davon ab, seine Frage, um welche Pokémonart es sich denn bei seinem Reisegefährten handelte, ebenfalls ein zweites Mal zu stellen, obwohl ihm die Antwort "Das siehst du dann schon." nicht ausreichen wollte. Nur, warum ein solches Geheimnis daraus machen?
    Während Komura sich auf der Wiese nieder lies, entschied Cedric sich, noch ein wenig zu plaudern.
    "Eine Frage,", setzte er an. Tristan öffnete zunächst nur ein Auge.
    "Was denn diesmal?" Allzu genervt klang er noch nicht.
    "Die Stadt dort, wie heißt die?"
    "Toldus", war die knappe Antwort.
    "Mhm. Hast du denn vor, länger hier bleiben, oder... ah, was zum!?"
    Mitten im Satz wurde Cedric unterbrochen. Irgendetwas schweres hatte seinen Kopf getroffen. Ein Schlag gegen seine Stirn folgte, sodass er rückwärts taumelte, jedoch schnell seinen Stand zurück fand und sich die schmerzende Stelle hielt. Komura wurde blitzschnell aufmerksam und baute sich an seiner Seite auf um den Angreifer einzuschüchtern. Cedric hatte schon eine Hand auf den Schwertgriff gelegt, hielt dann aber in seiner Bewegung inne, als sich Verwunderung in seinem Gesicht abzeichnete. Der Angreifer hatte sich bedrohlich an Tristans Seite aufgebaut, was angesichts des Größenunterschiedes zu Komura etwas lächerlich erschien, war er doch nur halb so groß, wie das Feuerpokémon. Tristan war von der plötzlichen Aktion gleichermaßen überrascht, doch hatte schneller als Cedric die Situation registriert, als er auf einen pechschwarzen Kater einredete.
    "Maros, hör auf. Das sind keine Feinde."



    Es hatte diverse beschwichtigende Worte von Tristan benötigt, damit das aufgebrachte Nachtara Ruhe gegeben hatte. Cedric war über diesen plötzlichen Angriff gleichermaßen überrascht und verärgert. Nicht nur, dass Tristan seinen eigenen Pokémonpartner auf dem Baum zunächst nicht bemerkt hatte, dieser attackierte zusätzlich noch fremde Leute. Wie er darüber nachdachte, musste er feststellen, dass letzteres eigentlich kein so ungewöhnliches Verhalten war. Da aber nun die Gruppe vollzählig war, machten sie sich ohne Umschweife auf den Weg zum Stadttor. Tristan wollte die Gelegenheit schnell nutzen, um die Wogen zu glätten.
    "Ich muss mich für ihn entschuldigen. Normal ist der nicht so." Ein amüsiertes Grinsen konnte er sich jedoch nicht verkneifen.
    "Ist schon okay.", meinte Cedric und blickte Maros prüfend an. Die goldenen Ringe, die das ansonsten schwarze Fell zierten sollten angeblich regelrecht zu leuchten beginnen, wenn der Mondschein sie traf. Das hatte er zumindest gehört. Doch auch bei Tageslicht machte das Nachtara einen schönen und vor allem eleganten Eindruck.
    "Diese Unlichtpokémon haben was gegen mich, glaub ich."
    Tristan kommentierte dies nur mit einem einfachen "Aha".
    „Aber warum hast du ihr nicht gleich auf dem Baum bemerkt?“
    Tristan antwortete, also wäre die Frage seiner Meinung nach völlig überflüssig gewesen.
    „Ich sagte doch, dass ich nicht wusste, wo er sich herumtreibt.“
    Cedric sah ihn an, verwirrt und ungläubig. Tristan rollte mit den Augen.
    „Er haut halt immer mal wieder ab, keine Ahnung warum. Scheinbar verliert er mich aber nie wirklich aus den Augen. Außerdem kannte er ebenfalls unser Ziel.“
    Auch wenn es komisch klang, Cedric akzeptierte das, Komura machte ja auch nicht immer das, was er wollte.
    Tristan betrachtete dieses Thema wohl ebenfalls als beendet, machte nun aber ein sehr ernstes Gesicht. Sie waren fast am Stadttor angelangt.
    "Überlasse mir das Reden, ja?" Tristan machte angesichts der beiden Wachen – kräftig gebaute Männer in beschlagenen Rüstungen der Armee des Königs – plötzlich ein sehr ernstes Gesicht, als er sich in den Vordergrund drängte und Anstalten machte, das offene Tor zu durchqueren.
    "Stehen bleiben!", wies ihn einer der Beiden harsch an. Auffällig an ihm waren sein voller Bart und die Sonnengebräunte Haut.
    "Was ist?"
    "Du kommst hier ganz sicher nicht rein. Dein Freund da ebenfalls nicht."
    Die Art und Weise, wie der Mann Tristan ansprach, lies den Verdacht aufkommen, dass er ihn schon einmal begegnet war.
    "Und aus welchem Grund?"
    "Jetzt stell dich nicht dumm. Du hast hier schon mehr als einmal Ärger gemacht. Und diese Biester", er deutete auf Maros und Komura, "lass ich ganz bestimmt nicht auf die Bewohner los."
    Dass die zwei Pokémon den Mann nicht sofort für diese beleidigenden Worte büßen lassen konnten, war nur ihren menschlichen Partnern zu verdanken gewesen. Besonders Komura, der seine Flammen bedrohlich entfacht hatte, lies es erst gut sein, als Cedric ihn bei Seite schob.
    Der angesäuerte Wachmann hatte sich derweil imposant vor Tristan aufgebaut, die Arme verschränkt. Der bewahrte jedoch seinen überlegenen Gesichtsausdruck.
    "Ich habe nur den Auftrag erledigt, der mir gegeben wurde. Meine Methoden sind meine Sache, dein Boss hat auch keinen Aufstand gemacht. Außerdem bin ich ebenfalls Bürger dieser Stadt.“
    Cedric erlaubte sich, kurz zu Tristan rüber zu sehen, was der allerdings nicht bemerkte. Eigentlich hätte er sich doch denken können, dass er hier wohnte.
    „Nicht mehr, wenn es nach mir ginge.“ Der Mann war nicht zu beruhigen, doch Tristan fuhr unbeirrt fort.
    „Und diese Pokémon werden schon keine Bürger zerfleischen." Mit einem Schulterblick bat er Cedric, diese Aussage zu bestätigen. Der allgemeine Trubel verwunderte ihn zwar, schließlich ging es hier doch lediglich um Einlass in die Stadt, doch er machte mit.
    "Er ist nicht harmlos, aber auch nicht gefährlich. Man sollte ihn nur nicht so ansprechen, wie du es gerade getan hast."
    Dies fasste der Soldat offensichtlich als Beleidigung auf, da er nun sein Schwert zog.
    "Dir bringe ich schon noch Respekt bei." Der zweite Wachmann war die ganze Zeit nur stummer Beobachter, nahm aber nun ebenfalls seine Waffe zur Hand.
    'Jetzt geht es wieder los.', dachte Cedric nur und packte ebenfalls sein Schwert. Jedes verfluchte mal lief alles auf so eine Situation hinaus. So schnell wie heute hatte er sich allerdings noch nie Ärger mit der Wache eingehandelt.
    Tristan drängte sich nun abermals in den Vordergrund, wollte die Sache wohl nach wie vor allein regeln und geriet wieder ins Visier der Wache.
    "Wie wäre es damit: Wenn du uns alleine besiegst, lassen wir euch durch, falls nicht, verschwindet ihr auf der Stelle."
    Viel Zeit nahm er sich nicht, über dieses Angebot nachzudenken. Sofort lies er seine Tasche fallen und trat vor.
    "Gut, wenn du die Sache mit Schwertern regeln willst, habe ich keine Einwände." Er brachte seine blitzende Klinge zum Vorschein.

    Hallo Marie :)


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    Hat sich nicht jemand in eurer Feedback-Kette ein Kommi zu deiner Geschichte gewünscht? Echt schade, dass sich nichts hier getan hat. ;v; Ich bin leider zu beschäftigt, um hier regelmäßig aktiv zu sein

    Hatte ich garnicht mitbekommen. Umso mehr freut es mich, dass du dir dennoch wieder Zeit genommen hast.


    Zitat

    Also typisch mittelalterliche Gedankenwelt mit Auge um Auge, Zahn um Zahn sowie dem Pragmatiker, der wie in Assassins Creed die Leichname nach Sachen durchsuchen kann. In der heutigen Zeit würde man ihn skeptisch sehen, Cedric, aber so passt es.

    Jemand, der von wenig leben muss, lässt sich nunmal keine Gelegenheit entgehen, potenziell nützliche Dinge einzustecken. Da ist dann auch für Skrupel recht wenig Platz.


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    Du hast die Jagd echt spannend beschrieben, da konnte man richtig mitfiebern! xD

    Bear Grylls Sendungen haben mir jede Menge Ideen geliefert :D


    Zitat

    "Sie hatte bestimmt Freude an diesen Nächten, in denen ihre wahre Natur sie vollständig umgab." -> Wer, die Sonne?
    Ein großer Traum schwach zu sein? D'accord? xD Wenn das jemand will ... ich kann es nicht nachvollziehen, aber es ist sicherlich ein sehr geheimnisvolles Mädchen, über das ich gerne mehr erfahren würde! Falls du denn noch Lust am schreiben hast, ich könnte nachvollziehen, wenn nicht. Zwei Monate ohne Kommentar, das ist grausig. ):

    Anderer Ort, andere Person. Sogar eine, die noch sehr wichtig wird, im Laufe der Geschichte. Dementsprechend wird natürlich irgendwann alles über sie aufgefeckt. :D
    Das mit der Lust ist gerade so ein Thema... Grundsätzlich schreibe ich für mich selbst, weil mit der Zeit einfach die Ideen kamen. Dass bisher so wenig Interesse besteht, hat einen langsameren Fortschritt zur Folge, soll mich aber nicht von diesem Hobby losreißen! Ich habe noch Material in Reserve, doch neues kommt halt gerade kaum dazu.


    Ich weiß deine Worte zu schätzen und freue mich, dass sich momentan wenigstens eine Person zu der FF ausspricht. Wäre ja eigentlich längst mal wieder Zeit für ein Kapitel...


    so long

    4: Leben in der Wildnis


    Es war beängstigend ruhig. Niemand war da, der redete, kein Laut eines wilden Pokémons war in der Ferne zu hören, nur sehr leise lies der Wind die Blätter der Bäume und Büsche rascheln. Fast wirkte es so, als habe alles Leben in der Gegenwart der Tod bringenden Menschen die Flucht ergriffen. Wie Cedric so darüber nachdachte, klang das ziemlich bescheuert. Hier war nichts außergewöhnliches passiert. Hier hatte lediglich ein Mann Gleiches mit Gleichem vergolten. Und auch im Nachhinein betrachtete er seine Tat weder als unmoralisch, noch als brutal. Hier hieß es: entweder er oder sie. Und keiner hatte lange gefackelt.
    Kurz blickte Cedric sich noch einmal in alle Richtungen um, schaute nach, ob sich in einem, der wirr umher stehenden Hütten nicht doch etwas rührte. Doch nichts dergleichen war der Fall, jeder versteckte sich. Sie hatte Angst, Angst vor ihm und Komura, die ohne Reue zwei Dorfbewohner und den Dorfältesten getötet hatten.
    Dem enthaupteten Dacol schenkte Cedric noch einmal kurze Beachtung. Seine Gedanken planten gleichzeitig schon den nächsten Schritt. Er hatte keine Ahnung, wohin er gehen sollte, fürs erste auch egal, Hauptsache weg von diesem Ort. Doch auf jeden Fall würden er und Komura wieder eine Weile in der Wildnis klarkommen müssen. Keinesfalls ein leichtes Unterfangen, so machte Cedric sich daran, den Leichnam des alten Greisen auf möglicherweise brauchbare Dinge zu durchsuchen.
    "Hast dich mit dem falschen Mann angelegt, Mistkerl."
    Cedric bemerkte einen eigenartigen Blick seines Partners. Er schien wegen irgendetwas wütend zu sein, etwa auf ihn? Oder doch dieses ganze Dorf hier. Er beschloss, die Sache kommentarlos auf sich beruhen zu lassen und überprüfte die Taschen des Toten.
    Der Dolch, mit dem er zuvor noch bedroht wurde, wanderte als erstes in seinem Besitz. Eine Scheide war nicht zu finden, also wanderte die Waffe in die Seite seines Stiefels. Des weiteren fand sich ein kleiner Lederbeuten, in dem ein paar Goldmünzen klimperten. Eine schnelle Zählung ergab, dass es vierzehn waren. Diese wären nur von nutzen, sollten sie demnächst eine Stadt finden, doch natürlich steckte Cedric auch diese ein. Weiteres trug keiner der drei Toten bei sich, daher verschwendeten sie keine Zeit und marschierten ohne wirkliches Ziel aus dem Dorf ohne sich noch einmal umzudrehen.


    Die Tatsache, dass Cedric nicht wirklich eine Ahnung hatte, wo er sich genau befand und in welche Richtung er genau lief, waren schon ziemlich Besorgnis erregend. Die Sonne stand zu beginn seines Marsches sehr hoch, demnach war es da schon um den Mittag gewesen. Mittlerweile hatte sie ihren Zenit längst überwunden und schlich somit dem Horizont im Westen entgegen. Anhand dieser wenig präzisen Orientierungsmöglichkeit hatte er eine südwestliche Richtung eingeschlagen, oder war sich zumindest sicher, dies getan zu haben. Ein genaues Ziel hatte er nicht, nur die schweren Stürme im Norden bereiteten ihm ständig Probleme. Normalerweise streikte Komura schon beim kleinsten Gewitter und suchte irgendwo Deckung vor dem Regen. Für das Feuerpokémon, so viel hatte er inzwischen begriffen, war Wasser nicht gleich Wasser. Einen Regenschauer, oder einen Sprung in einen Fluss hatte nicht den selben Effekt, wie eine Attacke von diesem verhasstem Element. Lies es sich jedoch nur irgendwie vermeiden, erwies sich Komura als stur. Abgesehen davon war es doch eh egal, wohin sie gingen.
    "Sehr viel Zeit haben wir heute nicht mehr."
    Nach Cedrics Zeitgefühl waren sie jetzt etwa drei Stunden ohne große Hindernisse voran gekommen , doch nun setzte die Dämmerung langsam ein. Orangenes Sonnenlicht drängte sich in Lichtstrahlen durch das dichte Blätterdach und ließen jenes sehr dunkel erscheinen. Tanzende Spiegelungen blitzten auf der Oberfläche des schmalen Flusses, dem die Beiden seit kurzem folgten, schließlich hatte man am Wasser meist die besten Chancen entweder auf Menschen oder mögliche Nahrung zu stoßen. Letzteres war wenigstens Teilweise geglückt, als sie einen Strauch mit Tamotbeeren fanden, an dem sich Komura vorerst sättigen konnte, auch wenn er Fleisch mehr bevorzugte. Für Menschen und Pokémon, die nicht dem Feuer-Typ angehörten, hatten diese Früchte nur eine schmerzhafte Wirkung. Wenigstens hatte der Saft einer Tamotbeere eine reinigende Wirkung bei Wunden und beschleunigte deren Heilungen. Diese Gelegenheit hatte er genutzt um einen Schnitt am rechten Unterarm zu behandeln, den er sich wohl beim Schwertkampf heute geholt hatte. Das entwürdigende Gefühl, von seiner eigenen Waffe verletzt worden zu sein, würde auch noch vergehen. Cedric hätte nie gedacht, dass diese Überlebenstechniken ihm auch eines Tages wirklich helfen würden. Wenn sein Lehrer doch nur noch am Leben wäre, er würde es ihm vielmals für dieses Training danken, und auch für alles andere.
    Ein leichter Rempler von der Seite überraschte Cedric, er blickte in das fragende Gesicht des Tornuptos neben ihm. Mit einem Wink überzeugte er ihm, dass alles in Ordnung sei, hoffentlich.
    Eigentlich hatte er gehofft, noch heute auf eine Siedlung zu stoßen um eine Nacht in der Wildnis zu vermeiden, doch scheinbar blieb dies für heute die einzige Option. Deshalb suchten seine Augen gleichzeitig auch alles nach einer geeigneten Stelle für ein Nachtlager ab, denn je nach dem welche Pokémon im Gebiet anzutreffen waren, konnte man sich nicht einfach an jeder beliebigen Stelle niederlassen. Dies war auch der Grund, warum Cedric noch etwas zurückhaltend reagierte, als ihm etwas abseits des Flusses ein großer Fels am Fuße einer Erderhebung ins Auge fiel. Die leichte Aushöhlung war eindeutig nicht durch ein Pokémon verursacht worden, sonder von der Natur so geprägt worden. Ein gutes Zeichen, sich hier nieder zu lassen und mitten in der Nacht auf ein Rizeros oder Stollos zu treffen, war auch nicht im Interesse der beiden Reisenden. Auch in der näheren Umgebung waren keine Spuren von größeren Räubern zu finden. Ein idealer Platz zur Übernachtung, vor Wind und Regen geschützt.
    Cedric beeilte sich, da er die letzten 1-2 Stunden vor der Dunkelheit noch nutzen wollte. In Windeseile hatte er einen guten Vorrat an Brennholz gesammelt, welches sogleich von Komuras heißem Atem angezündet wurde. Dieser praktische Dienst ersparte ihm immer wieder aufs Neue eine Menge Zeit, da er die Erstellung von Feuer wohl bereits gänzlich verlernt hatte. Gegen den harten, steinernen Boden gab es auch Abhilfe. Von einer Tanne hackte Cedric sich einige große Äste ab, zusätzlich bettete er eine Schicht Moos auf diese. So entstand ein mehr oder weniger weichem Bett aus dem Grünzeug. In kürzester Zeit war so ein annehmbares Lager entstanden
    Seine Glieder knackten, als sich der Waldläufer ausgiebig streckte. Der Schlafplatz war gesichert, das Feuer brannte. Fehlte nur noch eine Sache. Komura sah ihn schon auffordernd an.
    "Dann gehen wir mal Jagen."


    Cedric war es wohl bewusst, dass er nicht die Verkörperung eines Meisterjägers darstellte. Das zur Strecke bringen der Beute beherrschte er noch am besten. Seine Fertigkeiten in der Fährtensuche waren eher Mittelmäßig. Das Anschleichen jedoch war mit Abstand seine größte Schwäche, da er zwar die nötige Geduld und Ruhe besaß, ihm aber immer wieder kleine Fehler unterliefen, die dafür sorgten, dass er zu früh bemerkt wurde. Doch das war nicht der Einzige Grund, warum er und Komura mittlerweile zusammen auf die Pirsch gingen. Zu der Zeit, als sie noch getrennt auf Jagd gingen, kehrte das Tornupto mehr als einmal mit üblen Verletzungen zurück, einmal sogar mit einem gebrochenen Bein. Natürlich wusste er nicht mit Sicherheit, was vorgefallen war, da das Feuerpokémon ihm keine genaue Erklärung liefern konnte. Wohl waren die Ursachen aber große Wildpokémon, die ihr Revier verteidigten, oder Komura hatte sich als Beute ein viel zu großes und starkes Wesen ausgesucht. Auf jeden Fall wollte Cedric nicht das Risiko eingehen, ihn irgendwann komplett zu verlieren, dieser Gedanke bereitete ihm Magenschmerzen.
    So kam es, dass er, wie heute auch, Komura, dessen Augen, Nase und Ohren sehr viel hilfreichen waren, als seine eigenen, mit ein paar Metern Abstand folgte und darauf achtete, möglichst wenige, verräterische Laute von sich zu geben. Wenn Komura lief, dass folgte er, wenn er stoppte tat er es ihm gleich. Mit dem Feuerpokémon an der Spitze waren die Erfolgsaussichten einfach größer.
    Cedric schätzte die Zeit, in der sie sich nun schon durch das dichte Unterholz fortbewegten, auf etwa eine halbe Stunde, da stoppte Komura erneut und stellte die Ohren auf. Sofort änderte er leicht die Richtung und wandte sich nach links, Cedric mit gewohntem Abstand hinter ihm. Direkt vor ihnen war bereits aus dem Gebüsch eine Lichtung zu erkennen. Mit einer Kopfbewegung gab Komura ihm das Signal, an seine Seite zu kommen.
    Cedric lugte durch die Blätter durch und erblickte etwas. Sofort spannten sich seine Glieder an und er bemühte sich sogleich, Atmung und Körper zu beruhigen, damit er den Vogel auch ja nicht durch eine unachtsame Bewegung verschreckte. Sein braunes Gefieder war sehr gepflegt und sein Körper wirkte obendrein fit und stark. Seine Lauchstange hielt es mit dem rechten Flügen fast schon wie ein Soldat, der auf Patrouille war. Ohne Zweifel ein sehr gesunden Exemplar eines Porenta. Das würde nicht einfach werden.
    Porenta waren zwar nicht die allerschnellsten Vögel, dafür aber umso geschickter und cleverer. Den Beiden war klar, dass sie am besten so wie immer vorgehen würden. Sie hatten ein paar unterschiedliche Angriffstaktiken, wanden in der Regel aber nur eine einzige an, was der Erfolgsquote zu verdanken war. Sofort setzte Komura sich in Bewegung. Rasch, jedoch ohne auffällige Laute schlängelte er sich durch das Gebüsch und war nach wenigen Metern nicht mehr sichtbar für Cedric. Der überlegte einen Moment, wägte ab. Bis jetzt hatte er auf der Jagd immer sein Schwert benutzt, welches eigentlich überhaupt nicht für diesen Zweck dienen sollte, nun aber gab es eine Alternative, mit der er schneller agieren konnte. Er zog ganz behutsam den Dolch, den er erst an diesem Morgen erworben hatte und den er nun als Jagdmesser gebrauchen würde. Kauernd beobachtete er das Porenta, dass immer noch neugierig den großen, dichten Laubbaum begutachtete. Wohl wägte es gerade ab, ob sich dort oben Insektpokémon wie Raupy oder Waumpel aufhielten, die zur Hauptnahrung von ihm und vielen anderen Vögeln gehörten.
    Sekunden vergingen, ohne dass irgendetwas passierte. Cedric rührte nicht einen Muskel, beschränkte sich nur aufs Beobachten. Das Porenta hatte ihn immer noch nicht bemerkt, betrachtete nur den Baum aus verschiedenen Perspektiven, vergrub ab und zu den gelben Schnabel in seinem Gefieder, oder musterte kurz mit schnellen Kopfbewegungen die Umgebung, es war sehr vorsichtig. Doch die Tarnung flog nicht auf, zu sehr verschwammen die dunklen Farben seiner Kleidung im Dunklen Gebüsch. Das einsetzende Zwielicht kam ihm ebenfalls zu Gute. Er war Eins mit der Umgebung, ein Teil der Natur. Sein Herz pochte langsam immer schneller in aufgeregter Erwartung der Aktion. Binnen eines Herzschlages wurde es ganz hektisch.
    Begleitet von brechenden Zweigen und laut raschelnden Blättern brach ein großes Tornupto auf der gegenüber liegenden Seite der Lichtung aus dem Gebüsch heraus, gierig das Vogelpokémon anvisierend. Dieses reagierte so blitzschnell, wie man es von seiner Art gewohnt war, drehte sich nicht einmal mit dem Kopf in die Richtung des Jägers, bevor es mit hastig schlagenden Flügeln zur Flucht ansetzte, direkt auf den nächsten Busch, nicht ahnend, dass dort der menschliche Jagdgefährte lauerte.
    Cedric wartete so lange, wie möglich, wollte auf keinen Fall durch zu frühes Erscheinen seine Chance verspielen. Der Griff um den Dolch festigte sich. Wenn er jetzt im richtigen Moment schaltete, hätten sie beide heute Abend etwas zu Essen.


    So seltsam es auch in dieser Situation klingen mochte, Cedric war glücklich. Wenn man ziellos in der Wildnis unterwegs war, sanken Einstellung und Moral sehr schnell auf den Tiefpunkt. Eine Unterkunft, sowie ein wärmendes Feuer halfen da schon enorm. Doch das war noch kein Vergleich zu dem befriedigenden Gefühl des Jagderfolges. Cedric würde es ablehnen, zu behaupten, er töte diese Wesen gerne, doch im Grunde tat er nichts, was nicht jedes Pokémon auf dieser Welt tat, überleben. Alles was er tat war also, sich in den Kreislauf der Natur einzufügen. Zumindest klang diese Umschreibung um einiges angenehmer. Letztendlich ging es beim Überlebenskampf nur um die Motivation, dass hatte sich unzählige Male gezeigt. Und der Braten über den Flammen, allein schon der Geruch, war pure Motivation.
    Das Fleisch war etwas zäher, als das der anderen, von ihm zuvor erlegten Vögel, aber dennoch sehr schmackhaft und vor allem, das war das Wichtigste, würden er und Komura am nächsten Tag die Energie aufbringen können, weiter zu machen. Im Moment war Cedric sich absolut sicher, bald würden sie ein Dorf, oder vielleicht sogar eine große Stadt finden und dann... Cedric stoppte beim essen und blickte in den jungen Nachthimmel. Dann würde alles von vorne beginnen.
    "Hey, das lässt du bleiben!" Energisch musste er mit der linken Hand Komuras Schnauze wegdrücken, die gierig das Stück Fleisch in seiner Rechten fixiert hatte, obwohl er seinen Anteil schon verdrückt hatte. Wahrscheinlich sah er sich als besserer Jäger wieder im Recht, mehr von der Beute zu bekommen, als Cedric. Immer das gleiche mit dem.
    "Zum wiederholten Mal, wir haben es gemeinsam gefangen, deshalb teilen wir es gleichmäßig." Das Tornupto sah ihm drohend in die Augen, der Blick wurde erwidert. Dann riss er ein Stück Fleisch ab und hielt es ihm hin.
    "Das du's weißt, du bist der einzige, zu dem ich so nett bin.", sagte er und wandte den Blick ab um den Rest seines Abendessens zu verspeisen. Als auch Komura das Fleisch gierig verschlungen hatte, stupste er mit der Nase gegen seine Schulter. Keine Reaktion. Das Feuerpokémon grinste neckend und verpasste Cedric einen starken Rempler, sodass der sich abstützen musste, um aus seiner Sitzposition nicht auf die Nase zu fallen. Sofort mündete dies in einer groben Rauferei zwischen Mensch und Pokémon. Moment wie diese waren es, in denen Cedric ausnahmsweise wirklich sorglos war. Und genau diese Momente würde er in Zukunft vermissen.
    Keine Stunde später, müde von den hinter ihn liegenden Strapazen, waren sie beide eingeschlafen.


    In dieser Nacht war es nicht nur dunkel, es war absolut finster. Vor Stunden schon hatte sich die Sonne bereits hinter die Grenzen des Horizontes verflüchtigt. Ein ausnahmslos wolkenbedeckter Himmel nahm jedes Mondlicht, jeden glitzernden Stern am Firmament aus der Sicht aller Lebewesen am Boden. Sie hatte bestimmt Freude an diesen Nächten, in denen ihre wahre Natur sie vollständig umgab. Zumindest wollte sie dies gern glauben. Die Bedeutung dieses Wortes waren ihr schon vor Jahren in Vergessenheit geraten. Es waren auch Nächte wie diese, die sie selbst dem Abgrund der Verzweiflung gefährlich nahe brachten.
    Wieder schaffte sie es nicht, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten. Und so perlte eine Träne der nächsten folgend ihr Gesicht hinab, beim Gedanken an ihre Schwester. Wenn sie doch besser aufgepasst hätte, wenn sie doch stärker wäre. Doch ihr innerlichster Wunsch war es in Wahrheit immer gewesen, schwach zu sein.
    Plötzlich vernahmt sie eine bittere Kälte, welche die Anwesenheit von jemand ganz Besonderem in ihrem Leben verkündete. Er hatte sich also entschieden, ihren Wunsch zu ignorieren, immerhin wollte sie alleine sein. Hastig beseitigte ihr Handrücken die Tränen in ihrem Gesicht, so wollte sie nicht gesehen werden.
    Irgendetwas würde kommen, besonders und eigenartig, jedoch bald wieder vergehend, deutliche Spuren in dieser Welt hinterlassend.
    Irgendetwas, oder jemand.

    Nachdem ich schon zu viel Zeit verstreichen lies, liebe Marie, möchte sich die nun endlich auf dein Kommentar antworten. Zu solch später Stunde noch was vernüftiges zu tippen, ist alles andere als leicht. ^^


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    Das Thema gefällt mir einfach, Historie und Pokemon. Bon. Très bien. Erinnert mich alles ein bisschen an Geheimgilden. Templer? Assassinen? O.O Wahrscheinlich waren das eher die Bösen. Solche Prophezeiungen eignen sich aber immer wunderbar für das Ende eines Prologs.


    Ich hab mich auch selbst schon sofort wohl gefühlt in meiner Fantasiewelt. Das gemeine an Prologen ist aber, das sie erst relativ spät genauer erläutert werden und einen gern noch etwas im Dunkeln tappen lassen. Ich mache das nicht anders :grin:


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    Ich habe mich echt gefragt, was ein Waldläufer darstellen will, da ich nur den WaldBAUMläufer kenne, einen Vogel. xD Aber da den nicht so viele kennen, ist die Verwechslungsgefahr gering, aber ohne google-Bildersuche ging bei mir nichts. x.x


    Nie Herr der Ringe o.Ä. geschaut? Aragorn, der Waldläufer, den die Menschen auch "Streicher" nennen? Ist bei Fantasy oft der Badass aus dem Unterholz, der reich an Überlebenstechniken und Kampferfahrung ist.


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    Sciento- ... religiöse Fanatiker! Erinnert mich wirklich etwas an die Templer, auch wenn deren Interessen in AC in Wirklichkeit komplett non-religiös waren, nur auf Macht aus. Aber die hier scheinen wirklich etwas konservativ.


    Hehe. Wenn ich zum Beispiel einen Film mit solchen Typen sehe, kriege ich immer recht schnell einen ziemlichen Hass auf sie. Diese Verblendung, diese blinde Unterwerfung und ihre Verurteilung von Fremden. Erstaunlicherweise lies sich als Autor ganz gut damit arbeiten. Auch im Hauptplot werden die Götter noch ihre Rolle haben.


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    Kann der zaubern? Gibt es überhaupt Magie?


    Allgemein gilt: eine Fantasywelt ohne Magie ist für mich kein Fantasy. Meistens zumindest X). Aber ich habe mir vorgenommen von diesem zu oft vorkommenden "meine Armee kriegt den Arsch versohlt und ich als einziger Magier wende mal eben das Blatt" - Zeug abzulassen. Aber ich freue mich schon auf gewisse magische Ereignisse, die geplant sind. Also tu du es auch.


    Zitat

    Donc, c'est fini. Mir fallen bald die Augen zu. Unverständlich, wie diese Geschichte alleine gelassen wird, das hat sie wirklich nicht verdient. Ich finde, du machst deinen Job sehr gut und man merkt, welche Begeisterung und welches Herzblut du in deine Geschichte schenkst. So etwas sollte einfach honoriert und belohnt werden!


    Ich verstehe zwar kein Wort von dem ganzen Französisch, dass du scheinbar gerne immer wieder mit einbaust, aber ich werde es nicht wagen, jemandem, der zu nachtschlafender Zeit ein Kommentar für mich schreibt, zu kritisieren.
    Ich danke dir von ganzem Herzen für dein Feedback. Es war sehr erfrischend und es hat Spaß gemacht es zu lesen. Ich würde mich freuen, auch in Zukunft wieder wieder deine Kritik zu sehen.


    Zitat

    Zum Beispiel als vorgezogenes Nikolausgeschenk!


    Besser noch! Das Kommentar hast du einen Tag vor meinem 22. Geburtstag geschrieben.


    so long

    3: Rache durch das Schwert


    Verwirrung machte sich in seinem Kopf breit. Hatte das eben gerade wirklich stattgefunden?
    Cedric wusste nicht, ob seine Augen geöffnet oder geschlossen waren. Er hätte nie gedacht, dass es irgendwo so dunkel sein konnte, dass dies möglich wäre. Aber an diesem Ort war es so. Oder war dies vielleicht auch kein Ort? Was um alles in der Welt war passiert?
    Cedrics Versuch, etwas in die Finsternis hinein zu rufen scheiterte. Als ob eine unsichtbare Macht ihn betäuben würde, konnte er nicht einen einzigen Ton hervor bringen. Auch bewegen konnte er sich nicht. Nur seine Augen gehorchten seinem Willen. Vielleicht war dies aber auch nur Einbildung, denn wohin er auch blickte, oder blicken wollte, schwarz war es als würde er sich in einer Welt befinden, in der nie Licht existiert hatte.
    Obwohl jeder Versuch auch nur einen Finger zu krümmen scheiterte, so konnte Cedrics Körper immer noch fühlen. Doch was er hier spürte, war irgendwie eigenartig. Es war fast, als würde er fallen, obwohl, nein, das war ausgeschlossen. Mehr war es, als ob sein Körper sinken würde, in die Tiefen der Dunkelheit. Einen Moment vermutete er tatsächlich an den Grund eines Sees, oder des Meeres zu sinken, doch dann müsste er doch spüren, wie er beim verzweifelten Versuch Luft einzuatmen Wasser schlucken, oder nicht? Cedirc bemühte noch einmal alle Sinne. Die folgende Erkenntnis lies ihn auch innerlich erstarren. Er atmete ja gar nicht!
    Dann war es also passiert. Er hatte sein Leben verloren. Merkwürdig nur, dass ihm nicht ansatzweise einfiel, wie das passiert sein konnte. War es möglich, dass Erinnerungen nach dem Tod verschwanden? Nun, wer konnte schon sagen, was passiert, wenn man sein Leben lies? Seltsam war auch die Tatsache, dass Cedric sich merkwürdig wohl fühlte. Warum das so war, konnte er sich selbst nicht ausmalen, doch zweifelsohne spürte er Gelassenheit, Erleichterung, er war sorgenfrei!
    Das musste es wohl sein, was einem Menschen im Tod erwartete. Aber etwas war da noch, dass Cedric fühlen konnte: Wärme. Keine innerliche Wärme, die man wohl verspürte, wenn man verliebt war oder so ähnlich. Sondern eine, die man auf seiner Haut spürte, einen zum Schwitzen brachte, so angenehm.
    Dann sah Cedric etwas. Inmitten dieses alles verschlingenden schwarzen Ortes sah er einen kleinen Punkt, der unweigerlich ins Auge stach. Er flackerte in einem leuchtenden Rot-Orange, ein Funke. Ohne sich die Frage zu stellen, was gerade vor sich ging, befahl jeder Instinkt, sich diesem Funken zu nähern. Cedric versuchte es mit gewöhnlichen Schwimmbewegungen – Moment, sein wann konnte er sich wieder Bewegen? - und schaffte es langsam aber sicher, dem hellen Punkt näher zu kommen. Was dann geschah war überaus merkwürdig. Der Funke glühte deutlich stärker, je mehr sich der Abstand verringerte. Kurz darauf schon war er zu einer kleinen Flamme, die ebenfalls wuchs, ohne sich an Holz oder Ähnlichem zu nähern. Die Dunkelheit wich. Das endlose Nichts wurde erhellt von dem flackernden Feuer. Gleichzeitig wurde die Hitze immer intensiver, jedoch aus einem unbekannten Grund nicht schmerzhaft. Warum, das bemerkte Cedric durch die zunehmende Helligkeit. Er spürte zwar, wie er sich die Hand vors Gesicht hielt, doch da war nichts zu sehen. Er blickte an sich herunter, doch kein Anzeichen eines menschlichen Körpers war zu entdecken. Doch das interessierte ihn nicht. Er wollte zu dieser Flamme und sie, so seltsam es auch klang, sie berühren. Er streckte seinen Arm, der in Wahrheit nicht da war, so weit es ging aus. Das Feuer war schon so groß, dass man meinen könnte, ein Haus stehe in Flammen. Es blendete, wärmte, aber schmerzte nicht. Fast konnte er es anfassen.
    Ein großes schwarzes Tor schloss sich schnell und lautstark, es war finster. Cedric spürte eine Sekunde lang, wie er fiel, dann einen dumpfen Schlag gegen seinen Körper. Das Nichts verschwand. Und helles Licht blendete seine Augen.


    Scheinbar grundlos war auf einmal ein erdiger Geschmack auf Zunge und Lippen allgegenwärtig. Cedric schaffte es kaum seine Lider zu öffnen, doch er realisierte schnell, dass er auf dem Waldboden lag. Die Erde war noch immer etwas weich und das Gras feucht. Ein schmerzhafter Hustenanfall kam über ihn und sofort stellte sich ihm jedoch die Frage: Warum lag er hier?
    Cedric spürte noch das Dröhnen in seinem Kopf und die Haut an seinem Hals brannte fürchterlich, dennoch konnte er sich langsam aufstützen. Seine Gedanken waren noch sehr vernebelt, was er soeben erlebt hatte, verwirrte ihn ungemein. Dunkelheit... Feuer... Zufriedenheit... warum?
    Eines Blitzeinschlagen gleich schoss nun die wichtige Erkenntnis in sein Gedächtnis. Ein Dorf voll Irrer, ein besessener Ältester, sie hatten ihn erhängt. Cedric blinzelte wiederholt um auch seine Sehkraft endlich vollständig wiederzubeleben. Vor ihm standen die Dorfbewohner, Dacol eingeschlossen, wie angewurzelt da. Cedric machte schnell aus, was sie alle ins Auge gefasst hatten. Zu seiner Linken hatte sich eine Gestalt aufgebaut, die ihm schützend zu Seite stand und die ihm wohl bekannt war.
    Sie stand aufrecht auf zwei kurzen Hinterläufen, die einen massigen Körper stemmten. Das Fell dieses Wesens war am Bauch beige und am Rücken dunkelblau gefärbt, eine wundervolle Färbung, wie er schon immer fand. Der kleine Kopf blickte zwischen den Feinden hin und her, mit aufgestellten Ohren und gebleckten Zähnen.
    "Danke. Ich stehe in deiner Schuld, Komura.", keuchte Cedric, als er sich auf die Beine stemmte. Eigentlich wollte er sich freuen. Sein Partner war doch noch aufgetaucht, hatte es abgelehnt ihn zurück zu lassen und seine eigene Haut zu retten. Doch in Wahrheit war er wütende auf sich selbst, waren doch klare Zweifel an der Hilfsbereitschaft des Feuerpokémons da gewesen. Dieses Misstrauen hatte er nicht verdient.
    Das Tornupto reagierte auf seinen Dank nur mit einem undeutbaren Schnauben. Seine Augen visierten die Gruppe von Menschen an, die sich langsam wieder von dieser Überraschung gefasst hatte. Einige von ihnen reagierten sofort mit wütenden Rufen. Mit einem lauten Brüllen brachte Komura sie zum schweigen.
    "Was wollt ihr nun tun?", fragte Cedric neugierig und befreite seinen Hals von dem Strick. Kurz blieben dabei seine Augen
    Insgeheim hoffte er wirklich, diese Leute würden endlich einsehen, wie sehr sie sich mit ihren Anschuldigungen getäuscht hatten. Diese angebliche Sklaverei hatte nie existiert, Komura war aus freien Stücken hergekommen um ihm zu helfen. Das mussten selbst diese Hinterweltler begreifen.
    "Das ist so traurig." Dacol machte einen Schritt nach vorne. Er hatte wahrhaftig Tränen in den Augen. "Diese arme Kreatur, verwirrt, verdorben. Nie würde ein wildes, ein freies dieser Wesen so etwas tun. Es hat seinen Instinkt und seinen freien Willen bereits verloren." Es war nicht zu glauben.
    "Ihr seid verrückt, alle! Und Dacol," wütend deutete er mit dem Zeigefinger auf ihn, "du hast komplett den Verstand verloren."
    "Du wirst viel mehr verlieren.", gab er seelenruhig zurück.
    Mit dem Ende dieses Satzes machte Cedrics Herz einen erschrockenen Sprung, sein Körper spannte sich blitzschnell an. Er verstand diese Aussage sofort. Er befand sich in Gefahr. Nicht gleich, nicht in wenigen Augenblicken. Nein, genau jetzt in dieser Sekunde.
    Er registrierte die hastigen Schritte in seinem Rücken. Nur kurz stellte sich die Frage, von wem sie stammen könnten.
    Instinktiv duckte sich Cedric in einer Drehung. Um Haaresbreite nur wurde sein Kopf von der scharfen Klinge verfehlt. In einer fließenden Bewegung packte er die Hände, die den Griff der Waffe umklammerten und warf den Körper den Angreifers über seine Schulter. Es überraschte ihn, als ein glatzköpfiger Mann mit einem dumpfen Klang auf dem Rücken landete und gequält aufstöhnte, als die Wucht dieses unsanften Aufpralls seinen Körper erschütterte. Das hässliche Gesicht war Cedric bekannt und mit einem Male dämmerten ihm mehrere Dinge.
    Als er zuvor am Galgen gestanden hatte, mit der Schlinge um den Hals, standen da zwei Männer, die das Seil in die Höhe gezogen hatten, direkt in seinem Rücken. Einer von ihnen war dieser Kerl, der während seiner Gefangenschaft den Wachposten übernommen hatte, - war sein Name nicht Redon? - und ihn nun von hinten erschlagen wollte. Allein der Anblick dieses Dreckskerls ließ eine Menge Aggressionen in Cedric aufkommen.
    Kurz wagte er einen Blick nach hinten, um sich zu vergewissern, was in seinem Rücken vor sich ging. Dort stand der zweite der Männer, die das Todesurteil vollstrecken sollten. Ebenfalls recht groß, kräftig, doch im Gegensatz zum Anderen unbewaffnet, daher stand er regungslos da und verfolgte angespannt das Geschehnis.
    Schnell wurde klar, dass von diesem Mann keine große Gefahr ausging, so wendete sich Cedric wieder dem Wärter zu, der nun wieder auf die Beine kam. Das Einhandschwert umklammerte er fest mit beiden Händen, das typische Erkennungszeichen eines blutigen Anfängers. Nur weshalb war dieser Mann der Einzige, der eine Waffe bei sich trug. Die übrigen Dorfbewohner, die nun allesamt im Rücken seines Gegners standen, machten keine Anstalten einzugreifen. Sie standen regungslos da, unbewaffnet, beobachtend. Er besah sich erneut seinem Gegenüber und realisierte etwas.
    "Hast du es bemerkt?" fragte Redon hämisch grinsend.
    Cedric hatte es bemerkt. Die breite Klinge, der in braunes Leder gewickelte Griff, die erneuerte Parierstange, dieses Schwert war seines.
    Fäuste ballend verfinsterte sich Cedrics Miene. Dieser Mistkerl bedrohte ihn mit seiner, nein, seines Vaters Schwert. Die Waffe, die ihm sein alter Herr sein ganzes Leben geführt und ihm vor all den Jahren freiwillig überlassen hatte. Das war unverzeihlich!
    "Das bereust du früh genug.", drohte der Waldläufer.
    "Du kannst doch kaum noch stehen. Du bist doch schon halb tot."
    Zwar war diese Aussage absolut zutreffend, doch was wusste der schon. Welche Ahnung hatte er von Cedrics Fähigkeiten. Sein Wille war wiedergekehrt mit dem Erscheinen Komuras. Er würde es schaffen. Er würde überleben.
    Redon griff erneut an, wie ein wilder rannte er auf ihn zu, Cedric versuchte die Bewegung zu erahnen. Ein großer Nachteil im Kampf gegen einen Anfänger war jedoch die Unberechenbarkeit der Hiebe. Cedric ließ sich rückwärts fallen, das scharfe Metall rauschte vor seinen Augen ins Leere. Er hatte alles richtig gedeutet und war dem Seitwärshieb entkommen. Sogleich rollte er sich ab, brachte ein paar Schritte zwischen sich und seinen Gegner, der abermals auf ihn losstürmen wollte. Komura reagierte blitzschnell. Mit seinem ganzen Gewicht stürzte er auf den Angreifer los, seine Krallen vergrub er in den Seiten des Mannes und seine Zähne schafften es, seinen rechten Arm zu packen. Sofort ging der Mann zu Boden, schmerzerfüllt schreiend. Sein Versuch, aufzustehen und sich zu befreien scheiterte chancenlos, als das Feuerpokémon seine fester Kiefer schloss. Die scharfen Fangzähne bohrten sich tief in den Oberarm, von dem das Blut gen Erdboden tropfte. Ein Feuer entzündete sich in Sekundenbruchteilen im Nacken des Tornuptos. Selbiges erfüllte gleich darauf seinen Rachen und verbrannten die Haut.
    Redon brach schreiend zusammen. Komura zog mit aller Kraft an ihm, ließ ihm keine Gelegenheit auf Gegenwehr. Alle Beteiligten waren von diesem Anblick schockiert, geradezu gelähmt. Mit entsetzten Blicken sahen sie den Leiden ihres Kameraden zu und waren zu Angsterfüllt, um etwas zu unternehmen.
    Ein Mensch bildete die Ausnahme. Gemächlichen Schrittes kam er dem schreienden Mann langsam näher.
    Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob das fair sei. Sein Gegenüber war schwer verwundet, wurde von einem wütenden Pokémon angefallen und war jeder bewussten Handlung unfähig. Doch das bedeutete ihm nicht. Hatte dieser Redon fair gehandelt? Ganz sicher nicht! Es war demütigend gewesen, als wehrloser Gefangener von so einem Kerl geschlagen zu werden. Er hatte ihn umbringen wollen. Diese Tat würde nun erwidert werden.
    Cedric hob die Klinge auf.
    Es war nicht das erste Mal, dass er so was tat. Doch jedes mal fühlte er etwas anderes in seinem Körper aufsteigen. Hass, Bedauern, alles abhängig von seinem Opfer. Als Cedric dem verhassten Glatzkopf mit einer ansatzlosen Bewegung den Hals durchschnitt, spürte er eindeutig das, was er erwartet hatte, ein Gefühl von Gerechtigkeit.
    Sämtliche Bewegungen erstarben, das Leben des Mannes verging und hinterließ nur den regungslosen Körper, der zu Boden fiel. Erst als nicht mehr die geringste Bewegung von ihm ausging, lies Komura den Arm los und fixierte die Dorfbewohner. Seine Zähne schimmerten rot.
    Cedric sah sich um. Vor ihm standen immer noch regungslos die knapp zwanzig Dorfbewohner. In seinem Rücken erspähte er erneut den zweiten Mann, der ihn am Galgen empor gezogen hatte. Jenem wandte er sich nun zu und stürmte ihm entgegen. Tief trieb er das Schwert in seinen Körper und löschte somit auch dieses Leben aus. Zu überrascht und zu angsterfüllt war der Mann wohl gewesen, da nicht einmal ein Schutzreflex angesichts der Attacke folgte. Cedric kümmerte es nicht, er empfand Zufriedenheit.
    "UNVERZEILICH!"
    Cedric drehte sich um, der leblose Körper ging zu Boden. Noch hielt Komura die Dorfbewohner mit seiner einschüchternden Kampfhaltung auf Abstand, jedoch hatte Dacol es geschafft, sich aus seiner Angststarre zu lösen und wieder Worte zu finden. Ihn als aufgebracht zu bezeichnen wäre untertrieben gewesen. Er tobte nun regelrecht.
    "Ein Pokémon dazu bringen, Diener Gottes umzubringen. Das ist die größte Sünde, die es gibt!"
    "Unverzeihlich?", wiederholte er leise. Offenbar war es an der Zeit, etwas klar zu stellen.
    "Es ist nicht nötig zu verzeihen. Weder von euch, noch von mir." Er zeigte mit der Schwertspitze auf die beiden Toten. "Diese Männer haben versucht mich zu töten, so ich auch sie. Ich jedoch war dabei erfolgreich. Das ist alles."
    Dacol wurde mutiger und trat wenige Schritte nach vorne. Die Anderen blieben jedoch stehen.
    "Das ist es nicht! Zu zwingst dieses unschuldige Wesen, Kind unseres Schöpfers, deinen Blutrausch zu unterstützen. Das ist Gotteslästerung"
    Cedric sah Komura kurz an, dachte einen Moment zurück, an das Leben, welches er mit diesem Pokémon führte. Eine große Ansammlung an Bildern erschienen ihm in seinem Kopf. Und sie belegten, dass diese Aussage schlicht und einfach nicht wahr sein konnte.
    "Sieht der hier aus, als könnte man ihn zu irgendetwas zwingen?" Wieder ließ Komura den Feuerkranz in seinem Nacken lodern – oh, wie Cedric es liebte, wenn er das tat – und gab so die unmissverständliche Antwort.
    "Ihr habt mich gewaltig unterschätzt. Habt ihr schon mal den Satz gehört: Den Mächtigen macht man sich nicht zum Feind?"
    "Und was willst du nun tun?" Der Dorfälteste breitete die Arme aus. "Uns alle hier töten und deine Seele somit in die endgültige Verdammnis stürzten?"
    "Du irrst mal wieder." Cedric sah ihn durchdringend an.
    "Die da, hinter dir haben mir nichts angetan, nicht das geringste. Du bist hier der einzige, der sich noch verantworten muss." Nun richtete das Schwert auf den alten Mann und kam ihm langsam entgegen, während er zur Masse sprach. Komura hielt mit ihm Schritt.
    "Ich will euch nur sagen, dass ihr diesen Mann nicht beschützen müsst. Wenn ihr in eure Häuser geht und die nächste Stunde nicht heraus kommt, wird euch nichts passieren. Das gilt jedoch nicht für die, die sich mir und meinem Begleiter entgegenstellen."
    Ein simpler Test, eine entscheidende Prüfung an Dacols Anhänger, die ihre Treue zu ihm auf die Probe stellen sollte. Er wäre froh über jeden, der sich fürs Leben entscheiden würde, sei es aus Angst oder Einsicht.
    Dann beobachtete er zufrieden, wie sich die Menge langsam vom Greis abwandte und zerstreute. Der blickte sich hektisch um.
    "Was soll das? Wo wollt ihr hin?"
    Manche von ihnen hielten seinem Blick stand, die meisten wichen ihm aus und sahen stumm zu Boden, während sie sich ihren Hütten näherten.
    "Kommt zurück! Beschützt mich gefälligst, ihr Verräter." Keiner hörte auf ihn. Damit hatte Cedric gerechnet. Und auch wenn dies zu seinem Gunsten war, fand er es erbärmlich. Es dauerte nicht lange, bis sie alle verschwunden waren. Dacol, der jetzt einsam und hilflos da stand, verlor nun völlig die Fassung.
    "Ich verfluche euch alle! Ihr seid unwürdig. Ihr werdet nie als wahre Diener Gottes anerkannt werden. Der Meister soll euch nie eine Gnade gewähren."
    Die Worte hallten durch den Wald, doch Cedric ignorierte sie. Dieser Mann war wütend, verzweifelt, gebrochen. Doch ihm Mitgefühl zu schenken, würde ihm nie in den Sinn kommen. Er hatte es so gewollt und letztendlich nicht anders verdient.
    Jetzt, da die Beiden Männer nur noch wenige Meter voneinander entfernten, wurde Dacol panisch. Mit unruhiger Hand zückte er erneut seinen Opferdolch und hielt ihn ihm entgegen, als ob er sich im Kampf mit der Klinge mit Cedric messen könnte.
    Sein Griff um das Schwert festigte sich. Er holte aus. Auf diesem Moment hatte er gewartet.

    2: Verurteilter


    Cedric erinnerte sich nur an die Worte, die er zuvor von einem der Dorfbewohner aufgeschnappt hatte, die besagten, der Älteste würde über ihn entscheiden. Da man ihn nun offensichtlich für die Zerstörung eines ihrer Häuser verantwortlich machte, würde das
    Urteil sicherlich nicht gnädig lauten. Cedric biss sich auf die Unterlippe, als sich Wut in seinem Körper anstaute. Diese galt jedoch nicht nur diesen Fremden, die ihn aus
    seiner Sicht grundlos angegriffen hatten, sondern seinem Gefährten, der zu brachial vorgegangen war und die Situation wahrscheinlich nur verschlechtert hatte.
    „Deine eigensinnige Art missfällt mir ziemlich.“, sprach der Älteste langsam an den Glatzkopf gewandt.
    „Nun möchtest du schon selbst über Gefangene urteilen.“
    Der zuckte nur mit den Schulter und rechtfertigte sich.
    „Er wollte flüchten, Ältester.“
    Das letzte Wort sprach er äußerst zögerlich, kleinlaut, als würde er sich innerlich dagegen sträuben, jemandes Untergebener zu sein. Dies entging dem Dorfoberhaupt nicht.
    „Und so entscheidest du dich, ohne Einwilligung meinerseits, Hand an diesen Mann anzulegen, Redon?“
    Der Glatzkopf biss sich auf die Unterlippe, als er den Blick senkte und sich in die Gruppe zurück zog, womit er sich dem Dorfältesten unterwarf. Dieser lies kurz seine Schultern
    erschlaffen und wandte sich erstmals Cedric zu, der nicht erst versuchen wollte, wegzurennen. Wahrscheinlich würde ein solcher Versuch nur weitere aggressive Handlungen provozieren. So verharrte er weiter mit gefesselten Händen an den Baum gelehnt, und hielt dem Blick des Alten stand, der nun langsam immer näher kam.
    „Ich muss mich für Redon entschuldigen. Sein Geist ist noch leicht vernebelt und es steckt so viel Tatendrang in ihm.“, sagte er mit weicher Stimme, was so gar nicht zu seinem Erscheinungsbild passte.
    So sehr Cedric es auch gelang, äußerlich Ruhe auszustrahlen, wollte sich sein Herzschlag nicht beruhigen. Noch immer konnte er nur Mutmaßen, was diese Menschen von ihm wollten. Das hier war doch bescheuert.
    „Sag alter Mann, was ist hier eigentlich los? Aus welchem Grund haben mich deine Leute überfallen und in dieses Drecksnest gebracht?“
    Cedric hatte absichtlich keinen zu beleidigenden Tonfall für diese Frage gewählt. Er wollte mit diesem Mann Klartext reden, aber nicht seinen Zorn heraufbeschwören. Und in der Tat blieb er noch relativ gelassen, während aus dem Hintergrund prompt wütende Beschimpfungen
    seitens der Dorfbewohner ertönten, er solle seine Zunge hüten.
    „Ich bin Dacol, der Dorfälteste. Verrate mir deinen Namen.“, forderte er neugierig.
    „Danach fragte ich nicht.“, protestierte Cedric.
    „Wieso sollte dich überhaupt interessieren wie ich heiße?“
    Dacols Mine blieb ohne Reaktion, starrte sein Gegenüber nur ausdruckslos an. Einige Augenblicke verweilte er so, bis er schließlich resignierend seufzte.
    „Es hat den Eindruck, als hätten wir unterschiedliche Arten, Dinge zu tun.“ Mit diesen Worten holte er einen glänzenden Opferdolch hervor. Cedric Herzschlag wurde augenblicklich schneller.
    „Leben ist wertlos, weißt du?“, begann er.
    „Zumindest, wenn sich keiner an dieses Leben erinnert.“
    Er begann ruhig auf und ab zu laufen, während er gedankenverloren völlig in seiner Predigt versank.
    „Wir leben hier abgeschieden im Wald, um unseren Frieden zu finden. Dieses blinde, ungläubige Ungeziefer in den Städten hat uns krank gemacht.“ noch war Cedric nicht klar, auf was dieser Typ hinaus wollte, jedoch gefiel ihm die Beschreibung 'ungläubiges Ungeziefer' überhaupt nicht. Dacol fuhr währenddessen fort, mit verträumtem Blick.
    „Wir sind diejenigen, die unserem Herrn, dem Allmächtigen dienen, indem wir die Welt von jenen befreien, die seine Kinder quälen. Doch auch diese Menschen entstanden aus seinem Lebensfunken, somit wäre es eine Sünde, sie in absolute Vergessenheit geraten zu lassen.“
    Er wandte sich dem Waldläufer zu, den Dolch auf ihn gerichtet, jedoch noch in wenigen Metern Abstand.
    „Aus diesem Grund möchte ich immer den Namen der Person wissen, bevor ich sie umbringe. Also frage ich dich noch einmal. Wie lautet...“
    „Ihr dreckiges Pack!“
    Cedrics Oberkörper peitschte nach vorne, laut und heiser war seine Stimme. Doch er konnte nicht anders. Was seine Ohren da eben gehört hatte, vermochte er kaum glauben zu können. Es
    handelte sich bei diesem Dorf also tatsächlich um religiöse Fanatiker. Zu oft hatte er bereits Erfahrung mit solchen Menschen machen müssen, waren sie doch über das gesamte Königreich verstreut. Einige willenlose Idioten, die sich um diesen alten Mann zusammen rotteten, der sich offenbar auch für eine Art Auserwählten hielt, der eine heilige Aufgabe hatte. Und das entscheidende: er hatte vor ihn zu töten!
    „Ich hasse euch. Und euresgleichen ebenso!“
    So fest biss Cedric zornig die Zähne zusammen, dass sie knirschten. Doch Dacol reagierte darauf nur mit bemitleidender Miene.
    „Traurig, offenbar bist du nicht einmal fähig, deine grausame Tat einzugestehen, ein Pokémon, ein Kind Gottes in deine Gewalt gebracht zu haben.“
    „Gar nichts werde ich eingestehen, denn ihr alle irrt euch.“
    „Du hast ein Pokémon zu deinem Sklaven gemacht und weigerst dich, zu deiner Gräueltat zu stehen. Das ist unverzeihlich!“
    Nun wurde auch Dacols Stimme im Laufe dieser Unterhaltung immer lauter. Dem Dorfältesten sah man an, dass es ihm zunehmenst schwerer fiel, die Beherrschung zu wahren. Cedric hatte jener schon längst den Rücken gekehrt.
    „Er heißt Komura.“, die allgemeine Bezeichnung 'Pokémon' wollte er bei ihm nicht verwenden. „Er ist mein Partner, mein Reise- und Kampfgefährte, nicht mein Sklave!“
    Weshalb nur versuchte er so verbissen, diese Leute durch Worte von ihrem Irrtum zu überzeugen? Noch nie hatte Cedric erlebt, dass sich jemand von seinem Vorhaben abbringen lies, indem man mit ihm redete. Zu ignorant, zu starrköpfig waren die meisten Menschen dafür. Dacol und seine Anhänger würden nicht die Ausnahme sein, ganz sicher nicht.
    In dieser Annahme wurde er bestätigt.
    „Die Erinnerung an dich zu wahren war ein Geschenk, dass ich dir anbot. Doch gleich, ob du es annimmst oder nicht, dein Schicksal ist besiegelt.“
    Er kehrte Cedric den Rücken zu, sein Blick war betrübt.
    „Bringt ihn zum Galgen.“
    Seit Cedric hierher gebracht wurde, hat er es vermieden, unüberlegt zu handeln. Immer war er seine Möglichkeiten durchgegangen, hatte überlegt, was wohl clever und was unüberlegt gewesen wäre, um seine Lage nicht noch zu verschlechtern. Nun war nicht mehr fähig, vernünftig zu denken. Der blanke Hass auf Dacol und seine Gefolgschaft hatte Besitz von ihm ergriffen. So merke er es auch kaum, als er seine ganze Kraft in den Oberschenkeln einsetzte, um auf die Beine zu kommen. Die gefesselten Hände waren egal, die Anzahl an Feinden ebenso. Er wollte nur eines: den verrückten, alten Mann verletzen.
    Brüllend hielt er auf ihn zu und hätte ihn, dank seiner späten Reaktion, mit Sicherheit erreicht, wären nicht augenblicklich ein halbes Dutzend Dorfbewohner nach vorne geschnellt,
    um ihn abzufangen.
    „Ich bring dich um! Lasst mich in Ruhe!“, schrie Cedric, der sich mit allem Willen gegen die Männer wehte, die ihn zurück hielten. Gerade noch konnte er erkennen, wie Dacol erschrocken und angsterfüllt zurück wich, als er die Situation vollends erkannte. Dann prasselten Schläge auf ihn nieder, fügten ihm pochende Schmerzen zu, wo sie
    ihn trafen und brachten seinen ohnehin erschlafften Körper zum Zusammenbruch.
    Es war sinnlos, sich zu wehren. Doch daran dachte Cedric in diesem Moment nicht. Er wollte weg. Von diesem Ort, von diesen Leuten, von allem. Doch sie ließen ihn nicht los, drückten ihn in den weichen Waldboden. Vielleicht würden sie nun sein Leben sofort beenden. Das
    wollte Cedric nicht. Er wollte sich wehren, wollte leben. Doch so sehr er auch versuchte, sich zu wehren, er schaffte es nicht. Er schaffte es einfach nicht...
    Cedric war nicht mehr in der Lage, Widerstand zu leisten. Sein Körper war erschöpft und sein Wille schwach. Dies merkten auch die Männer und stemmten ihm rüde auf die Beine, wobei sämtliche Gliedmaßen kraftlos herab hingen und der Kopf auf die Brust sank.
    Dacol besah sich dem Gefangenen noch einmal ganz genau, näherte sich ihm bis auf wenige Zentimeter, wobei seine braunen, herab hängenden Haare den Blick auf sein Gesicht versperrten.
    „Wie ist dein Name?“, fragte er ein weiteres Mal, nun jedoch mit
    deutlich gleichgültigem Tonfall.
    Keine Reaktion.
    Abermals schloss der Dorfälteste die Augen und seufzte innerlich.
    „Gehen wir.“
    Cedric nahm nicht mehr viel um sich herum war. Er bewegte sich, doch nicht durch seine eigenen Muskeln. Also wurde er fortgeschleppt. Sein Kopf, gar sein ganzer Körper pochten vor Schmerz. Doch gleich ob er die Kraft besäße, sich zu wehren, es war doch aussichtslos. Er konnte es nicht schaffen, nicht allein. Wo war Komura?
    Mit verschwommenen Blick erkannte er kurz darauf zwei dicke Holzbalken, die in einem rechten Winkel aufgestellt wurden, an dessen Ende sich eine Schlinge aus dickem Seil befand. Der Anblick dieser Tötungsinstrumentes jagte ihm einen Schauer über den Rücken. So
    oft schon in seinem Leben war Cedric dem Tode noch entgangen, war ihm im letzten Moment von der Schippe gesprungen. Nun aber, da sein Schicksal unausweichlich war, bekam er es mit der Angst zu tun.
    Sein Körper fühlte sich hohl an, als habe man ihm irgendwie sämtliche Organe entnommen, er aber irgendwie trotzdem noch lebte. Instinktiv begann sein Leib sich zu sträuben, zu zappeln und sich sowohl gegen die Fesseln, als auch gegen die Männer zu wehren, die ihn weiter in Richtung des Galgens zerrten.
    Irgendetwas wollte er schreien, - ob aus Angst oder Zorn, das konnte er nicht beurteilen - doch sein Widerstand erstarb jäh, als er einen erschütternden Schmerz am Hinterkopf spürte. Irgendwer hatte ihn mit etwas hartem geschlagen.
    Cedric war der Bewusstlosigkeit nun sehr nahe und nahm die gesamte Welt nur noch wie in Trance war. Direkt unter der Schlinge wurde er platziert. Wie ihm jene um den Hals gelegt wurde, konnte er nicht mehr sehen, nur spüren. Auch der Blick auf die Umgebung war verschwommen und ungenau.
    Über Cedrics Kopf verlief das Seil durch eine Halterung am Holzbalken präzise zur Rückseite des Galgens. Dort standen nun zwei Männer, das lange Ende des Seils schon in den Händen haltend und bereit das Urteil zu vollziehen, indem sie den Verurteilten in die Höhe zogen.
    Ein deutliches Handsignal von Dacol gestattete ihnen dies.
    Cedric hatte nie überlegt, wie es sich wohl anfühlen würde, erhängt zu werden. Warum auch? Zwar hatte er schon bei derartigen Hinrichtungen zugesehen, sich aber immer gesagt, dass er nie so dumm sein würde, sich von denen erwischen zu lassen. Das Schicksal dieser armen Leute war für ihn uninteressant, schließlich hatte er meist eigene Sorgen. So hatte er auch nie versucht, sich in ihre Lage hinein zu versetzen, den Schmerz nachzuempfinden.
    Nun spürte Cedric ihn am eigenen Leib. Den Schmerz an seinem Hals, an dem das sehr raue Seil die Haut aufrieb, während sein Körper instinktiv begann panisch zu zappeln. Der pochende Schmerz in seinem Kopf, hervorgerufen durch das Blockieren der Adern, durch die sein Blut fließen sollte. Seine Speiseröhre wurde ihm zu geklemmt, eigentlich wollte er würgen. Nun kannte er dieses Gefühl und es versetzte Geist und Körper in blanke Panik. Je höher er Stück für Stück gezogen wurde, desto mehr zappelten seine Glieder
    unkontrolliert. Sie wollten sich befreien, wollte in Sicherheit, weg von dem, was ihnen diese Schmerzen zufügte. Cedric begann zu würgen und Speichel lief ihm aus dem Mundwinkel. Immer mehr entglitt die Welt um ihn herum. Das letzte, was er zu erkennen glaubte, war eine
    auf bösartige Weise jubelnde Gruppe von Menschen direkt vor ihm. Eine Person jedoch stand regungslos da, die Arme hinter den Rücken gelegt und betrachtete ihn.
    Cedric wollte weiterleben. Vor allem wollte er schreien vor Wut, nein, vor Hass. Tiefsten Hass den er für diesen Mann da empfand. Warum kam niemand, um ihn zu befreien? Er wollte weiterleben. Damit er diesen Mann töten konnte.
    Der Waldläufer verlor das Bewusstsein.


    Hallo amélie,


    da ich mich nach dem Start meiner FF vorgenommen habe, auch Kommentarmäßig wieder aktiver zu werden, lasse ich dir mal ein paar Worte da, denn du hast mein Interesse geweckt.


    Bevor ich allerdings auf Einzelheiten eingehe, gleich mal ein erster Kritikpunkt. Den der Startpost ist irgendwie sehr... lang. Ich sehe zwar in etwa, wie du die Aufteilung der Punkte anscheinend haben wolltest, aber letztendlich muss ich doch sehr viel scrollen. Ich bin ein großer Fan der Tabmenüs und die hast du ja auch bei den Charakteren und den Göttern verwendet. Die ersten beiden Posts hätten sich damit sicher zu Einem zusammenfügen lassen können, was ich persönlich besser gefunden hätte. Während dem Lesen habe ich irgendwie auch mal die Orientierung verloren >.<


    Header & Startpost
    Der Name caged ist schon sehr interessant. Mit dem Header entsteht bei mir gleich der Eindruck von Mystery und auch starker Einfluss auf die Psyche (und mir kam iwie dieses Bild in den Kopf). Den ein Käfig kann ja auch symbolisch sein und je nach Situation einen Menschen regelrecht zerstören. Auch der Klappentext weckt bei mir den Eindruck, dass all dies eine starke Wirkung auf die Psyche der Charaktere haben wird. Gefällt mir schonmal sehr gut, auch wenn es noch etwas unkonkret ist. Der optische Stil und die Verzierung durch die Schrift machen auch ihren Job und lassen alles sehr ansehlich wirken, ohne die Verwendung von zu viel Farbe und so.


    Zitat

    Das eine ist, wie wohl für die meisten Autoren, die Musik, besonders Stücke von Green Day, Linkin Park, Yiruma, Bring Me The Horizon und Thirty Seconds to Mars haben mich inspiriert und halten nicht nur diese FanFiction, sondern auch mich am Leben. Ein besonderes Stück, das mich zutiefst bewegt hat, war "Rain" von Breaking Benjamin


    Dein Musikgeschmack ist gut. Sogar ziemlich gut :)


    Die weiteren Punkte sind wirklich sehr ausführlich geschrieben. Die Genres treffen meinen persönlichen Geschmack schon recht gut und auch eine Warnung sehe ich immer gerne, da ich gleich weiß, dass es keine fröhliche Kindergeschichte sein wird. Ich kann also nichts weiter vorwerfen und bin, wie bereits gesagt schon sehr interessiert.


    Charaktere
    Wenn man sich schon dafür entscheidet, Steckbriefe zu machen, sollten die Bilder schon ansprechend sein, sprich: keine Screenshots oder Bilder aus Paint (alles schon gesehen ^^). Die Bilder der Chars gefallen mir hier sehr gut und du hast sie auch schon sehr genau beschrieben. Zu genau um ehrlich zu sein. Auch hier finde ich, dass es sehr lang aussieht und schon ein bisschen zu viel Informationen preis gibt, besonders bei Lindy. Natürlich müssen da Informationen rein, aber wenn es zu viel wird, dann nimmt das der eigentlichen Geschichte schon Inhalt weg. Aber du hast dir auch offenbar schon viele Gedanken zur jeweiligen Vergangenheit der Mädchen gemacht. Ich bin gespannt, wie sie sich verhalten und entwickeln werden.


    Zum Schluss die Gottheiten. Sehr ausführlich, wieder viel zu lesen, ist aber wohl nur logisch, bei so vielen Legis. Auch ich mag es, diese "Legänden" die ja schon im Anime existieren, aufzugreifen und mit ihnen weiter ins Detail zu gehen. Pokémon bietet in dem Punkt wirklich eine gute Plattform für eine Welt mit tollen Gottheiten, von denen jeder seine Aufgabe hat. Mir gefällt das sehr.


    Prolog
    Wirft, wie es auch sein sollte, diverse Fragen auf. Bei mir hatte es stark den Eindruck, dass es sich um einen Traum/eine Fantasiewelt oder Ähnliches handelte. Irgendwie kann ich ansonsten recht wenig dazu sagen. Ich bin immer sehr "orientierunglos" bei Prologen. ^^' Allerdings sind machmal die Sätze etwas lang und wegen vielen Kommastellen ein bisschen verwirrend. Das finde ich jetzt vor allem deshalb interessant, weil ich das auch ganz gerne mache und darauf schon hingewiesen wurde. Der Leser merkt sowas wohl eher, als der Autor. Nichts desto trotz freue ich mich auf die ersten Kapitel. Ich hoffe, du kannst mit meinem Gefasel wenigstens ein bisschen etwas anfangen. Ich bin gespannt, wie deine Geschichte aussehen wird. PN wäre sehr nett.


    so long

    1: Gefangen


    Cedric war müde, unglaublich müde. Schließlich hatte er vergangene Nacht ausnahmsweise auf Schlaf verzichtet, um noch etwas Strecke gut zu machen, nachdem der Regen ihn und seinen Begleiter zur Rast gezwungen hatte. Wie man doch eine solch unbedeutend erscheinenden Entschluss bereuen konnte.
    Einmal mehr erlag der Waldläufer dem Sekundenschlaf. Strähnen seines halblangen, dunkelblonden Haares fielen ihm ins Gesicht, als sein Kopf auf die Brust hinab sank und anschließend wieder empor schnellte. Gerne hätte er sich einfach fallen gelassen und die Augen einige Stunden lang geschlossen. Aber er verbot sich dies, in seiner aktuellen Lage durfte er nicht den Gewohnheiten des Körpers erliegen. Es musste so klappen, mit den letzten Energiereserven des Körpers.
    Äußerlich gelassen schweifte sein Blick durch die runtergekommene Holzhütte schweifen. Staub, Dreck, das einzige vorhandene Fenster unsauber mit Brettern vernagelt, so dass das Sonnenlicht nur durch ein paar schmale Spalte ins Innere der Hütte drang. Nur mit Mühe schaffte Cedric es, keine sichtliche Reaktion zu zeigen, als ein Schatten dicht vor dem Fenster vorbei huschte. Er war also da!
    Dann besah er sich einmal mehr seines Wächters, einem glatzköpfigen Mann, gehüllt in dreckige, alte Lumpen, der an der gegenüber liegenden Wand auf dem einzigen Stuhl Platz genommen hatte und gelangweilt dreinschaute. Keine Reaktion, nicht einmal ein Anzeichen,
    dass er diesen Schatten überhaupt bemerkt hatte, sehr gut. Vielleicht würde er die ganze Sache ja doch noch schadlos überstehen.
    Offen blieb allerdings immer noch die Frage, was denn diese Leute von ihm wollten. Als sie ihn des nachts aus dem Nichts überfallen, gefesselt und in ihr Dorf gebracht hatten, war kein Wort gefallen. Somit war unklar, was sie zu diesem aggressiven Verhalten bewegte, geschweige denn, was nun mit ihm geschehen würde. Ob er ein für diese Leute verbotenes Gebiet betreten hatte? Unwahrscheinlich, denn nichts war da gewesen, das in irgendeiner Weise von Bedeutung sein könnte. In diesem Wald gab es seines Wissens absolut nichts, das es zu beschützen galt. Vielleicht betrachtete man hier einen Fremden automatisch als Fein. Ein Einzelfall wäre dies nicht. Vielleicht waren die Menschen hier Mitglieder einer Räuberbande oder einer Sekte. Alle möglichen Gedanken rannten durch seinen Kopf.
    Ein Plan musste möglichst bald her. Hier darauf zu warten, dass etwas passiert, erschien Cedric wenig sinnvoll. Also versuchte er ein weiteres Mal – möglichst unauffällig – seine Handgelenke von den strammen Fesseln zu befreien. Doch jene waren so stramm, dass es unmöglich war, sich aus ihnen heraus zu winden. Da bemerkte er, wie ihn der Wärter mit säuerlichem Gesicht zu ihm rüber schaute, als dieser wohl das leise rascheln des Kettenhemdes, welches er unter seiner dunklen Lederweste trug, bemerkt hatte. Das faltige Gesicht des Mannes sowie seine Körperhaltung wirkten angespannt und ungeduldig. Menschen dieser Art waren für gewöhnlich unheimlich reizbar. Cedric befeuchtete die Lippen, vielleicht würde er ja...
    „Na Großer, hast du Spaß?“
    Der Mann wirkte überrascht, auf einmal angesprochen zu werden, kratzte sich doch nur das bärtige Kinn und antwortete schroff.
    „Halt besser dein Maul, Kleiner.“
    Hatte er sich da eben verhört? Kleiner? Mit seinen 19 Jahren dürfte er aus dem Alter für derartige Bezeichnungen wohl raus sein. Interessant allerdings war der gereizte Unterton, den er vernommen hatte.
    „Stell' dir vor, ich kenne da jemanden, der dir einen abwechslungsreicheren Job anbieten kann als den hier. Wenn du nett fragst, leg' ich ein gutes Wort für dich ein.“ Einen präzisen Plan verfolgte Cedric nicht wirklich, aber seine manchmal provozierende Art hat schon so manche Situation zur interessanten Entwicklung verholfen. Das Warten auf, was auch immer diese Leute mit ihm vorhatten, war einfach nicht in seinem Sinne. Womöglich wartete er in diesem Moment auch auf sein Todesurteil, wenn auch die Motive unklar waren.
    Der hässliche Glatzkopf bewies, wie einfach er zu durchschauen war, indem er prompt aufstand und dem Gefesselten mit der Faust drohte.
    „Wenn du nicht Ruhe gibst, schlage ich dich tot.“
    Cedric sah ihm einen Moment tief in die Augen, schätzte ab, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, dass es dieser Kerl mit seiner Drohung ernst meinte. Nachdem einige Momente schweigend verbracht wurden, sah der Alte ihn irritiert an, hatte wohl mit einer Reaktion gerechnet. So
    einfach.
    „Wer's glaubt. Schaffst du es überhaupt, dich selbst ernst zu nehmen, alter Mann?“
    Diese simplen Worte reichten bereits aus, um ihn fast jegliche Beherrschung verlieren zu lassen, brachten ihn dazu, nachdem er sich wieder gesetzt hatte, erneut aufzustehen und seinen kleinen Stuhl in die Hände zu nehmen, wohl um ihn als Waffe zu gebrauchen. Definitiv nicht das, was Cedric bezwecken wollte.
    „Wenn es nach mir ginge, würdest du draußen im Wald verbluten, du Abschaum.“
    Bedrohlich machte er einen großen Schritt in Richtung des Gefangenen, bemerkte erneut nicht den Schatten, der ans Fenster getreten war, als er ausholte, um Cedric seine Aggressionen zu
    zeigen. Danach ging alles ganz schnell.
    Ohne jegliche Vorwarnung erhellte ein Schwall heißer Flammen die Szenerie. Das Feuer stob durch die Holzbretter, welche das Fenster verdeckten und in die Hütte hinein. Die Hitze, die es ausstrahlte, war für einen Moment unerträglich und Cedric kniff angesichts der hellen Brunst die Augen zusammen. Ein überraschtes „Wow!“ stieß er laut aus. So plötzlich die Flammen erschienen waren, so rasch war die Quelle des heißen Elements wieder erloschen
    und die Hitze zog sich zurück.
    Der Glatzkopf hatte panisch aufgeschrien, doch seine alten Kleider und somit er selbst, hatten kein Feuer gefangen. Ängstlich und verwirrt ob dieser unvorhergesehenen Aktion wischte er sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Würde er noch lange zögern gäbe es kein Entkommen mehr für ihn aus den Flammen, die nun damit begannen
    langsam die Hütte zu verzehren.
    Cedric nahm nicht an, dass dieser Kerl sich jetzt um das Wohlergehen eines Gefangenen, den er eben noch mit einem Möbelstück verhauen wollte, kümmern würde. So entschied er, die Angststarre des alten Mannes zu nutzen, um sich auszurichten indem er sich mit dem Rücken an die Wand hinter ihm stemmte, welche zum Glück noch nicht in Brand stand, und durch die Türe zu brechen.
    „Idiot, hau ab!“
    Mit seinem ganzen Gewicht warf er sich dagegen, durchbrach das Holz und landete unsanft auf natürlichem Untergrund. Noch bevor er die Möglichkeit hatte, aufzustehen, spürte er schmerzhaft, wie jemand ungeschickt über ihn stolperte, als hätte die Person ihn nicht
    einmal bemerkt. Kriechend versuchte er hastig die Distanz zwischen ihm und dem brennenden
    Gebäude zu vergrößern, gleichzeitig vernahmen seine Ohren laute Rufe sowie ein dumpfes Trampeln, als sich scheinbar alle Bewohner des kleinen Walddorfes zum Ort des Geschehens begaben.
    Einige Meter entfernt von der Feuerbrunst lehnte sich Cedric an einen dünnen Baum und bekam endlich Gelegenheit zum Durchatmen. Der Rauch des Feuers erfüllte noch seine Nüstern, als Herzschlag und Atmung langsam wieder einen gleichmäßigen Rhythmus fanden. Er konnte den
    sanften Wind spüren, das weiche, feuchte Gras, auch die Rufe der aufgebrachten Dorfbewohner, die sich versammelt hatten.
    Das Haus wurde derweil komplett von den Flammen verschluckt. Er hatte die richtigen Absichten, aber diese Aktion war eine Übertreibung.
    Der glatzköpfige Wachmann wurde gerade von zwei jungen Männern gestützt, wirkte recht angeschlagen, aber nicht schwer verletzt. Als er Cedric erblickte, wie er sich da am Baum ausruhte, schien ihn eine unmenschliche Wut zu packen.
    „Du mieser kleiner...“, mit diesen Worten und geballten Fäusten kam er dem Blonden entgegen und versetzte ihm einen mächtigen Schlag ins Gesicht. Cedric war unfähig sich zu wehren, nahm den Schmerz auf der rechten Wange hin, wünschte sich innerlich jedoch sehnlichst, diese
    Fesseln los zu werden und sich bei diesem Sack revanchieren zu könne.
    „Was soll das? Du weißt doch, dass wir niemandem etwas antun dürfen, ehe der Dorfälteste über ihn gerichtet hat.“ warf einer der etwa zwanzig Anwesenden ein.
    „Ist mir egal. Jemand hat mich angegriffen um ihn zu befreien. Er hat versucht zu flüchten.“, entgegnete er, womit er die Wahrheit etwas verfehlte. Cedric wollte lediglich dem Feuertod entgehen, eine Flucht war nicht die Absicht, noch nicht. Irgendjemand in diesem Dorf war noch im Besitz seines Schwertes und ohne das wollte er nur ungern gehen.
    „Du hast etwas gerufen, als du raus ranntest, oder?“, wandte er sich Cedric wieder zu.
    „Ich weiß nicht, ich habe ein ziemlich schwaches Gedächtnis.“
    Diese freche Antwort lies den Mann abermals vor Wut kochen.
    „Verspotte mich ja nicht! Du weißt mit Sicherheit wer das getan ist. Wer versucht dich zu befreien?“
    Cedric wollte nicht antworten, hätte dieser Kerl sein Hirn nur ein klein wenig angestrengt, wäre die Frage überflüssig gewesen, immerhin gab es nicht viele Möglichkeiten. In diesem Moment rief jemand aus dem Hintergrund etwas in die Runde.
    „Hier ist niemand!“, verkündete eine Frau mit schwarzen Haaren, die anscheinend eine Runde um das brennende Gebäude gedreht hatte, nach dem Brandstifter Ausschau haltend. Er hatte sich also bereits wieder versteckt. Cedric grinste breit.
    „Scheinbar ist dein Gedächtnis noch viel schlechter als meines.“
    Die Augen des Mannes wurden unheimlich groß, die Zähne knirschten hörbar und eine dicke Ader trat an seiner Schläfe hervor.
    „Ich mach dich kalt.“
    „Genug!“
    Jeder Dorfbewohner hielt augenblicklich inne, als eine männliche Stimme, schwach aber irgendwie dennoch bestimmend, ertönte. Alle Augenpaare wanderten zu einem alten Mann in schwarzer Kapuzenrobe und mit grauem Bart, der sich zur Menschenmenge gesellte.
    „Dorfältester.“, sagte der Glatzkopf erschrocken.
    Cedric fühlte sich mit einem Mal sehr unwohl in seiner Haut.


    Mein allererstes Kommentar *.*


    Hallo Paya und danke, dass du dir die Zeit für ein so ausführliches Feedback genommen hast.


    Zitat

    Ich muss dazu sagen, dass ich schon ewig keine FF mehr kommentiert habe, also bin ich vielleicht etwas eingerostet


    Geht mir irgendwie genau so -.-


    Zitat

    Der Einstieg gefällt mir sehr. Das liegt nicht einmal nur daran, dass dein Startpost ausführlich aber zugleich auch ansehnlich ist, ganz ohne allzu viel Dekoration drum herum. Viel mehr hat mich die Art, wie du den Leser ansprichst hier sehr erreicht. Das hebt sich schon deutlich von dem ab, was man sonst mal so liest. Außerdem fühlte ich mich irgendwie direkt total gut auf ein Mittelalter Setting eingestimmt.


    So war es gedacht.^^ Obwohl der gesamte Starposte nicht vorgeschrieben war, sonder einfach spontan eingefügt, dachte ich mir, dass eine zu der Story passende Ausdrucksweise den Startpost sehr zu gute kommen würde. Ich mag diese Art an sich sehr und hatte auch beim schreiben einiger Dialoge sehr viel Spaß damit.


    Zitat

    Zugegebenermaßen erschlagen mich persönlich die Genres ein wenig. Natürlich ist es tatsächlich meistens so, dass man jede Geschichte gefühlten tausend Genres zuordnen könnte. Dementsprechend empfinde ich deine Lösung, die Hauptgenres zu markieren schon sehr gut. Trotzdem sieht es nach so unheimlich viel aus.


    Unheimlich viel? Etwas vielleicht, aber ich kenne Animes, die ca. das doppelte an Genres aufweisen können. Für mich persönlich sind Genres ein sehr wichtiger Indikator, ob etwas nach meinem Geschmack ist, daher wollte ich keines vergessen. Die Markierungen sind deshalb entstanden, da natürlich manche mehr Einfluss in der Story haben, als andere. Was die Anzahl an Genres betrifft sehe ich es persönlich so: je mehr, desto besser.


    Zitat

    Zu guter Letzt: Ich mag deine Fun Facts. Wobei ich es etwas schade finde, dass du verrätst, dass nicht alle Charaktere am Ende sterben. Nein, Spaß beiseite, tatsächlich geht man ja davon aus, dass am Ende nicht wirklich jede Figur ihren Tod findet, aber dennoch kann man sich durch diesen Fakt dementsprechend nun vollends sicher sein.
    Oh Gott, dass mit der verschwundenen Geschichte tut mir so leid. Ist mir auch schon passiert. Aber wenn du so im Endeffekt alles noch einmal komplett überarbeitet hast, hatte es vielleicht auch sein Gutes.


    Sind auch ganz spontan entstanden und waren in meinen Augen noch eine lustige Ergänzung. Das mit dem "alle sterben am Ende" ist so eine Sache, die mir beim Musik hören mal eingefallen ist und sah in meinem Kopf noch wie ein ziemlich mitreißendes Szenario aus. Allerdings sind mir einige meiner eigenen Chars zu sehr ans Herz gewachsen, als das ich dies hätte verwirklichen können.
    Ja, die verschwundene Geschichte... an dem Punkt hatte ich überlegt, es wieder sein zu lassen, was dann durch den enormen Ideenfluss einfach nicht möglich war. Gut war es am Ende bestimmt, denn meine neue Version gefällt mir sehr viel besser.


    Zitat

    Manche deiner Sätze sind im Allgemeinen recht lang und zugleich verschachtelt, sodass ich sie ab und an lieber zwei Mal gelesen habe, was dann natürlich ein wenig den Lesefluss eingeschränkt hat.


    Ganz ehrlich: ich mag lange Sätze irgendwie. Auch wenn ich diesen Kritikpunkt gut verstehen kann, habe ich schon extremeres erlebt. Dass das aber nicht bei allen so ist, muss ich natürlich bedenken und werde in Zukunft ein bisschen mehr darauf achten. Danke für Hinweis ;)


    Zitat

    Davon einmal ganz abgesehen gefällt es mir sehr gut, dass die beiden Ritter nicht farblos bleiben. Obwohl man nicht einmal ihre Namen kennt, kann man doch schnell grobe Charakterzüge erkennen und sich ein schwammiges Bild ihres Wesens machen. Dabei wird wohl auch schon deutlich, dass sich die beiden durchaus in einigen Aspekten voneinander zu unterscheiden scheinen. Das gefällt mir, allerdings ist es manchmal etwas schwierig, die beiden auseinander zu halten. Dies ist aber kaum vermeidbar, wenn man ihre Namen noch nicht offenbaren möchte und sie nun einmal dieselbe Rüstung tragen.


    Glaube mir, ich hatte große Schwierigkeiten zu verdeutlichen, welchen der Ritter ich meine. Allerdings wollte ich die Namen noch für mich behalten und habe alles versucht, es trotzdem leserlich hinzukriegen. Der Ritterorden wird eine wichtige Rolle in der FF haben, so viel kann ich sagen. Allerdings wird das noch ein paar Kapitel dauen, aber ich freue mich darauf.


    Zitat

    Ganz besonders hat mir das Ende zugesagt. In meinem Fall passierte an dieser Stelle genau das, was ein Prolog erreichen soll: Ich wollte weiterlesen. Zwar ist das Geheimnis des Pergamentes noch immer nicht gänzlich gelüftet, dennoch ist ein grober Konflikt nun erkennbar und die Verwirrung der Ritter verständlich. Zugleich werden jede Menge weitere Fragen aufgeworfen.


    Freut mich sehr! Im Vergleich zum alten Prolog gefällt mir dieser auch viel besser. Ich musste aber grübeln, ob das Ende mit dem Mädchen nicht zu lächerlich klingt. Auf die Reaktionen zu ihr bin ich besonders gespannt. Mit der Zeit werde ich noch weitere Fragen aufwerfen, die hoffentlich fesseln werden. Mal sehen.


    Zitat

    In der Regel kenne ich Prologe als Beschreibung einer schnellen, oft grob umrissenen oder actionreichen Handlung. Dein Prolog hingegen ist doch ziemlich ruhig, auch wenn die Charaktere selbst spürbar unruhig und verwirrt auftreten.


    Ich auch. Aber bei mir persönlich ist es auch gerne mal so, dass ich mit solchen Prologen nicht viel anfangen kann und/oder nur Bahnhof verstehe. Ich habe also von Beginn an nie versucht einen schnellen, actionreichen Prolog zu schreiben, da es nicht mein Stil gewesen wäre.


    Den Fehlerteufel werde ich jetzt auch noch gleich zufrieden stellen. Ich danke dir für die ausführliche Kritik, sowohl positiv, als auch negativ. Ich hätte nicht gedacht (aber gehofft), direkt einen Stammleser zu bekommen. Da du jetzt nicht gesagt hast, wie du benachrichtigt werden willst, füge ich dich einfach mal bei PN ein, werde es aber ändern, wenn du möchtest. Kapitel 1 kommt morgen.


    so long

    Prolog


    Unangenehm ruhig war es in dem kleinen Raum. Keiner der beiden Anwesenden sprach ein Wort. Lediglich das knackende Kaminfeuer in der Ecke schien sich gegen die totale Stille wehren zu wollen. Die Wand daneben wurde geziert von einem großen, kunstvollen Gemälde des zurzeit herrschenden Königs, der in edle Kleider gehüllt auf seinem goldenen Thron saß. In der Ecke gegenüber fand ein großer Schrank bestehend aus dunklem Holz seinen Platz und ein großer, rechteckiger Tisch aus dem selben Material stand in der Mitte des Zimmers. Der dazugehörige Stuhl war jedoch unbesetzt, denn der Ritter in der prunkvollen Rüstung, deren glänzendes Metall den Schein des Feuers leicht auffing, war zu unruhig, zu aufgewühlt um sitzen zu bleiben. Stirn runzelnd las er wieder und wieder das blutbefleckte Pergament durch, das ihm einer seiner Männer überreicht hatte und ihn nachdenklich stimmte.
    „Hast du das noch jemandem gezeigt?“, wollte er wissen.
    Unbewusst hatte sein Gegenüber die ganze Zeit nervös am Knauf seines Schwertes herumgespielt, während er auf eine Antwort gewartet hatte. Nun schüttelte er kurz und wahrheitsgemäß den Kopf. Er war in einer identischen, glänzenden Rüstung gekleidet. Seine Gesichtszüge waren sehr verhärtet, bedingt durch das fortgeschrittene Alter und auffällig gezeichnet von mehreren Narben, auf die er immer sehr stolz gewesen ist. Diese alten Verletzungen waren die Zeugen unzähliger Kämpfe längst vergangener Tage, die er letztendlich zu seinen Gunsten hatte entscheiden können. Und obwohl er als ältestes, noch lebenden Mitgliedes, somit als Veteran dieser Gemeinschaft am meisten Erfahrung vorzuweisen hatte, hatte er es damals abgelehnt, den Orden anzuführen und den Platz jemand anderem angeboten. Jener Person schenkte er sein vollstes Vertrauen, ganz gleich ob er noch nicht so viele Jahre erlebt hatte, wie er selbst. Seine Talente waren unerreicht und sein Titel als Kampfmeister mehr als gerechtfertigt.Doch in diesem Moment sah er bei seinem Herrn etwas, das nie zuvor bei ihm zu entdecken gewesen war: Ratlosigkeit.
    Zu verstehen war es allemal. Diese Nachricht war so... absurd, aber gleichermaßen ernst zu nehmen. Er hätte selbst Befehle angeordnet, wäre er in der Lage gewesen, eine vernünftige Entscheidung zu fällen. So hatte er auf die Führungsqualitäten seines Anführers gezählt, die er schon so viele Male unter Beweis gestellt hatte. Nachdem er ihn jedoch dabei beobachtet hatte, wie er vergebens versuchte, die versteckte Botschaft zwischen den Zeilen zu finden und schließlich seufzend aufgab, fühlte sich sein Herz schwer an.
    „Ich treffe keine übereifrigen Entscheidungen.“, verkündete der Mann am anderen Ende des Tisches.
    „Ich werde über das hier nachdenken und demnächst beschließen, wie wir von nun an vorgehen. Du wirst dafür sorgen, dass die Männer ihr Training intensivieren.“
    „Jawohl, Herr. Ich kümmere mich um alles.“ Der Ältere senkte gehorsam das Haupt, als er antwortete. Eine Geste die dem Anderen ein leichtes Schmunzeln entlockte.
    „Wann nur wirst du endlich nicht mehr so förmlich wegen meines Ranges sein, alter Freund?“
    „Wenn die Götter uns als ebenbürtig ansehen.“, antwortete er kühl.
    Diese Art der Antworten mochten ihm gar nicht gefallen, doch er beließ es dabei, denn der Gast wandte sich bereits zum Gehen. Nur wenige Schritte brauchte es um aus dem Zimmer in den Außenbereich der Burg zu gelangen wo er zwei Rittern begegnete, die das Gemach des Oberhauptes ihres Ordens bewachten. Auch diese trugen Rüstungen, die im Mondschein der wolkenlosen Nacht schimmerten. Allerdings waren diese nicht ganz so stark gepanzert und weniger edel verarbeitet, was einen Rangunterschied zwischen diesen Männern verdeutlichte. Er schenkte den Wachen im Vorbeigehen ein anerkennendes Nicken, welches erwidert wurde, ehe er die Tür hinter sich schloss.


    Ein weiteres Mal seufzte der ranghöchste Ritter, während er sich mit der Hand durchs dunkelbraune Haar fuhr und das Pergament auf dem Tisch ablegte, wo eine Vielzahl an alten Büchern, Schriftrollen, Landkarten und eine kleine Statue ihres angebeteten Gottes vorzufinden waren. Für heute reichte es. Einen klaren Gedanken zu fassen, dazu fühlte er sich zu dieser Stunde nicht mehr in der Lage, also wollte er sich zur Ruhe legen und betrat durch eine Tür in der rechten Wand sein Schlafzimmer. Die Statue auf dem Tisch nahm er mit, um sie gleich an ihren vorhergesehenen Platz an dem kleinen Schrein nebenan zu platzieren, wo er täglich sein Gebet sprach.
    Er hoffte nur, in den kommenden Tagen das Richtige zu tun. Denn falls eine fatale Entscheidung einen Ordensritter das Leben kosten sollte, könnte er mit dieser Schuld kaum leben.
    Doch sein Glaube stimmte ihn tapfer. Jeden Tag betete er für Weisheit und Stärke, für sich und den ganzen Orden. Aber die Informationen, die er heute erhalten hatte, waren einfach zu unglaublich, gerade zu grotesk.
    Jahrelang hatte man geglaubt den wahren Feind zu kennen. Und vor wem sollten sie sich nun alle fürchten? Vor einem Mädchen. Das heutige Gebet würde sich sehr seltsam anhören.