Hi =3
Nachdem ich mich dieses Jahr wieder vermehrt auf Votes konzenrtiert habe, dir aber seit ebenjenem einen Kommi versprochen (und einen Teil davon angedroht :p) habe, will ich dem jetzt endlich nachkommen. Was ich über den neuen Titel deines Topics denke, weißt du ja (ich hasse ihn ..... also nicht den Titel, du weißt schon). Ich mochte den anderen auch. Aber gut, wenden wir uns deinem Gedicht zu. Ich werde eine Art Doppel- (oder Dreifach-)interpretation versuchen. Den Engel und das Mädchen. (Und Equestria.) Aber mal sehen, wie mir das gelingt.^^
ich.
Ich weiß irgendwie heute nicht mehr zum Titel zu sagen als im Wettbewerb. Du musst aber auch zugeben, dass er nicht so viel hat, wo man ansetzen könnte. Er passt, er fasst zusammen, wohin jedes Wort deines Gedichtes führt. Wie gesagt, mir fällt nicht so viel dazu ein, aber vielleicht ist das ja auch gut. Dann ist der Titel eben einfach nur der Titel und sonst nichts.
Gebrochen
Geflogen
Vom Himmel
Betrogen
Gefallen
Gefunden
Die Augen
Verbunden
Du beginnst gleich recht negativ. "Gebrochen". Das passt zu dem späteren "Scherben und doch ganz". Ich vermute, dass hier immer zwei Verse zusammengehören, was, nachdem du abgesehen von Fragezeichen sehr sparsam mit Satzzeichen umgehst, Interpretationssache bleibt, worin mich allerdings das Reimschema unterstützen würde. Ich denke nicht, dass man so in Einzelteilen fliegen könnte, wenn man nicht doch irgendwie ganz ist. Es ist ein wenig, als stecke schon hier die Lösung des Gedichts, es ist nur noch nicht klar. "Gefunden" ist ja auch ein eher positives Wort. Allerdings ist sie vom Himmel betrogen und hat die Augen verbunden. Es überwiegt noch dieses negative Gefühl.
So viel zum Allgemeinen, nun zum Engel. Ich wollte dir ja aufzeigen, weshalb so viele - unabhängig vom Bild - an einen Engel denken mussten. Zumindest aber, warum ich das tat. Wenn man jetzt tatsächlich ohne Unterteilungen diese Strophe liest, dann kommt sie gebrochen, fliegt vom Himmel fort, wo sie betrogen wurde (ich hab übrigens keine Ahnung, was genau sie angestellt hat, aber vielleicht kommt das noch), und fiel zur Erde, wo sie irgendjemand fand. Ich weiß noch nicht, warum sie die Augen verbunden hat. Vielleicht hat ist das irgendeine Strafe.
(Wenn ich jetzt mehr über Equestria wüsste, dann würde das vielleicht ein paar der Fragen beantworten, die ich mir zuvor gestellt habe. (Mein Wissen stammt von hier.) Die große Frage, die ich mir aber ganz zu Beginn dieses Interpretationsstranges stellen muss: Ist der Engel aus Equestria ein geflügeltes Pferd? Ich weiß es nicht … Vielleicht kommt sie ja einfach nur aus Cloudsdale und fällt dann runter. Weil sie nämlich plötzlich kein Pegasus mehr ist! Oder nie einer wahr. Der Himmel hat sie dahingehend betrogen! Langsam wird das sehr konfus und ich bin erst in der ersten Strophe …)
Wer muss ich wohl sein?
Willst du mich? Willst du mein?
Kommst du je zurück
Wende ich meinen Blick?
Und die erste Fragenstrophe. Deine Strophen kommen immer in einem Dreierrhythmus. Die erste wirkt als Tatsachenbeschreibung der Innen- oder Außenwelt. Dabei sind die Verse immer jeweils drei Silben lang. Eine sehr schöne Länge übrigens. Dann eine Fragenstrophe, die die Zweifel zum Ausdruck bringt, und dann dieser Wille, dieser Wunsch nach mehr. Dieses Schema durchbrichst du später, aber dazu mehr an der entsprechenden Stelle. Hier kommt zunächst diese Grundfrage nach dem „Wer bin ich“, allerdings bezogen auf andere. Sie fragt sich nicht, wie sie ist, sondern wie sie für andere sein muss. In unserer Gesellschaft häufig sogar eine viel wichtigere Frage, weil man sich meist eher danach zu richten hat, als nach dem wahren Ich. Vielleicht sind die verbundenen Augen auch ein Symbol für ihre Unwissenheit diesbezüglich. Und dann kommt zum ersten Mal das Lyrische Du hinzu. Der Freund. (Ein Freund?) Irgendwie so was. Oder es ist im zweiten Vers noch allgemein und auf alle Menschen bezogen. Das gefiele mir eigentlich sogar noch besser, weil es so zu diesem, wie man sein muss, passt. Nur danach ist es dann definitiv eine Person. Sie weiß nur noch nicht, wie sie ihm begegnet. „Die Augen verbunden“ Vielleicht ist das Blick-Wenden eine Art der Sicherheit, nachdem ihre Augen bisher verbunden waren. (Ich interpretiere es zumindest so, dass sie sich fragt, ob sie den Blick wendet, sollte er zurückkommen. Das kommt irgendwie nicht so gut rüber. Ich könnte mir den dritten Vers auch mit Fragezeichen vorstellen.) Diese Strophe ist voll von Unsicherheit. Das passt zum „Gebrochen“. Allerdings ist dies viel stärker als die erste Strophe.
So. Sie ist ein Engel. Und Engel müssen immer perfekt sein, allerdings gelingt das nicht und sie fragt sich, wie sie denn sein muss. Ich muss sagen, dass ich das Lyrische Du in diesem Falle als Gott interpretiere. Vielleicht war sie irgendwie rebellisch und wurde aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen, dadurch, dass sie vom Himmel fällt. Allerdings muss ich zugeben, dass diese Strophe sich nicht ganz so gut zur Unterstützung der Engel-Theorie eignet.
(Okay, jetzt muss ich ein passendes Lyrisches Du für die Engel-aus-Equestria-Theorie finden. …… Ich hab keine Ahnung. Aber da sich diese Strophe eh nicht so gut für die Engel-Theorie eignet, ist auch Equestria nicht so wichtig, oder?)
Ich muss glauben
Ich muss hoffen
Doch mein Herz lag
Niemals offen
Sie will es! Ich gehe irgendwie nicht davon aus, dass diese Strophen eine Antwort auf die erste Frage darstellen, ich glaube eher, dass das irgendein Verlangen in ihr ist. Sie würde so gerne glauben oder hoffen können, dass es sich zu einem Drang entwickelt. Doch es gelingt nicht, da das Herz nicht offen ist. Gerade für den Glauben halte ich das für eine sehr wichtige Voraussetzung. Jetzt kommt aber das kleine Wörtchen „lag“ hinzu. Wenn etwas offen liegt, dann ist es frei zugänglich für andere, was ich bei dem Mädchen nicht als Vorraussetzung sehe. Für das Glauben und das Hoffen müsste sie ihr Herz eher für sich selbst öffnen. Obwohl sie vielleicht durch eine Introvertiertheit nicht an eine bessere Zukunft glauben kann. Insgesamt gefällt mir die Strophe, aber sie passt einfach besser zum Engel.
Denn, nachdem ich ja gesagt habe, dass mit „du“ Gott angesprochen wird, vor Gott sein Herz zum Glauben zu öffnen, halte ich schon für ziemlich wichtig. Das ist an dieser Stelle der ausschlaggebende Punkt, der Rest läuft synchron zum Mädchen ab.
(Glaube und Hoffnung sind ja sehr wichtige Aspekte in Equestria, oder? Ich vermute das einfach mal. Und Engel sind doch dafür da, die wichtigen Werte zu schützen, oder? Und dann sollten sie diese am besten auch selbst praktizieren. Wenn sie nun aber zweifeln? Dann kommt der Drang dazu, es doch zu tun. Und plötzlich ist dies doch eine Antwort auf die erste Frage. Und selbst wenn unser Engel hier eigentlich gar kein Engel ist, sondern ein Pegasus, der ja eigentlich auch kein Pegasus ist, muss er vermutlich trotzdem am besten nach diesen Werten leben.)
Es schützt sich
Es wehrt sich
Der Glaube
Verkehrt mich
Es biegt sich
Es bricht sich
Die Hoffnung
Ersticht mich
Während die erste Strophe die allgemeine Situation beschreibt, zeigt diese Strophe eher die Situation des Herzens auf. Es ist das erste Mal, dass du so konkret eine Verbindung zwischen zwei Strophen hast. Und was mir tatsächlich bis jetzt noch nie aufgefallen ist: Dies ist irgendwie die Erklärung für die letzte Strophe. Also: Das Herz lag niemals offen, weil es versucht, sich zu schützen. Vor dem Glauben, denn dadurch beginnt es zu brechen, bis die Hoffnung es ersticht. Also scheinbar ist der Glaube entgegen ihrer sonstigen Einstellung. Viel interessanter ist aber der Gedanke, von der Hoffnung erstochen zu werden. Ich stelle mir das so vor, dass sie, immer wenn sie auf etwas hoffte, enttäuscht wurde. Ich denke, es ist nicht direkt die Hoffnung die ersticht, sondern viel mehr die Enttäuschung, die damit kommen kann. Und vielleicht hat sie deshalb auch immer versucht, ihr Herz zu schützen, auch wenn sie weiß, dass hoffen im Allgemeinen nichts Schlechtes ist. Es war definitiv eine gute Idee, das Gedicht zu interpretieren, da kommen sehr interessante weiterführende Gedanken.
Ich habe ja schon vorher von Perfektion gesprochen. Irgendwie schafft dieser Engel es nicht, mit den ihm vorgegebenen Normen umzugehen. Es läuft einfach auch vieles synchron zwischen dem Engel und dem Mädchen. Wir haben hier das Brechen in der Gegenwart, vielleicht ist diese Strophe ja zeitlich vor der ersten und zeigt ihre Situation im Himmel. So eine Art Rückblende. Könnte ja sein.
(Da war ja diese Sache mit dem Pegasus, der kein Pegasus ist. Das passt wunderbar mit dem „verkehrt mich“. Und auch dieses Pony-Engel-Zeugs wurde dann von der Hoffnung enttäuscht. Wie wunderbar sich das einfügen lässt … das gefällt mir.^^)
Wer kann ich denn sein?
Sag ich ja? Sag ich nein?
Erreich’: ich das Land
Nehme ich deine Hand?
Nach dem Müssen kommt nun das Können. Es stellt sich also die Frage, wie viel von dem, was sie eigentlich sein müsste, kann sie auch tatsächlich erreichen. Wichtig ist, dass sie sich nun viel mehr auf sich selbst konzentriert. Bisher war sie unglaublich stark durch ihre Umwelt geprägt worden. Während sie in der letzten Strophe begann, die Gefühle in ihrem Herzen zu ergründen, wie sie sind oder waren, beschäftigt sie sich nun stärker mit sich selbst. Im Endeffekt fragt sie sich, wie sie zu ihm und zu dem neuen Leben, das er symbolisiert, steht. Schafft sie es aus ihrer alten, verschlossenen Welt zu entkommen oder nicht? Sagt sie ja? Sagt sie nein? Du nutzt hier zum ersten Mal das Bild des Wassers, ich stelle mir immer einen Ozean vor, in dem sie irgendwie verloren geht (dazu gleich mehr), aber es könnten auch einfach die Gesellschaft, ihr Leben oder schlicht ihre Zweifel sein, in denen sie sich so verloren vorkommt, wie in einem Meer. Und die große Frage, die sich stellt: Wenn sie irgendwann einen Weg dort hinaus, hin zum Ufer, findet, geht sie dann mit ihm? Das sagt alles so viel aus, ohne es wirklich anzusprechen. Ich mag die Fragenstrophen sehr.
Ich muss sagen, beim Engel stelle ich mir tatsächlich einen Ozean vor. Wer weiß schon, an welcher Stelle sie vom Himmel fiel. Es passt zwar irgendwie schlecht zu dem „Gefunden“ aus der ersten Strophe, aber(!) ich hab ja eben überlegt, ob die erste Strophe nicht eigentlich etwas später ansetzt. Vielleicht ist sie so eine Art Zusammenfassung, die zeitlich vor dem Umbruch ansetzt. Das ist irgendwie ein interessanter Ansatz. Denn Gott gibt seine Engel nicht einfach so auf. Er erwartete sie am Ufer, hat sie dort gefunden, aber sie ist sich noch nicht sicher, wie sie sich entscheiden soll. Ob sie mit ihm zurück geht oder auf der Erde bleibt. Denn irgendetwas ist da, irgendetwas ist der Grund, aus dem sie vom Himmel betrogen wurde und voll von Zweifeln ist. Ich weiß nur nicht, was – und das macht mich gerade wahnsinnig! Aber ich hab ja noch ein paar Strophen, vielleicht finde ich es ja noch heraus.
(Wenn ich mir so die Karte von Equestria ansehe, gibt es keine Möglichkeit von Cloudsdale ins Meer zu fallen … also irgendwas passt da nicht. Gibt es dort so was wie Meerjungfrauen? Bestimmt nicht, oder? Sonst könnte ja der Pegasus, der kein Pegasus ist noch etwas Neues ausprobieren. Oder es bezieht sich noch auf den Fall. Wenn ich doch nur wüsste, wer das Lyrische Du ist …)
Ich muss schwimmen
Ich muss fliegen
Doch die Schwerkraft
Könnt' obsiegen
Schwimmen und Fliegen. Das sind beides Themen, die du zuvor schon angeschnitten hast. So verflechtest du dein Gedicht in sich und die Strophen miteinander und das ist wirklich sehr schön. Sie muss schwimmen, raus aus diesem Meer von Zweifel. Nein, in diesem Meer aus Zweifeln. Das Schwimmen ist das, was irgendwie … einen Kompromiss darstellt. Ein Leben mit den Zweifeln; am besten so, wie die Norm es vorgibt. Das Fliegen ist eine Erlösung davon, denn dann löst sie sich nicht nur von der Erde, sondern auch vom Wasser. Ich stelle mir das gerade wie drei Stufen vor. Auf dem Grund ist sie umgeben von allem Schlechten, sie ertrinkt darin. An der Oberfläche ist es ihr möglich zu leben, wenn sie es nur schafft, zu schwimmen. Doch erst in der Luft ist sie wirklich frei und sie selbst. Doch sie bezweifelt, dass es jemals geschehen wird. Immerhin schafft sie es weder zu glauben, noch zu hoffen. Doch wenn die Schwerkraft siegt, dann verhindert sie vielleicht nicht nur, dass sie fliegen kann, vielleicht ist die Schwerkraft sogar stärker als der Auftrieb im Wasser, sodass sie nicht einmal schwimmen könnte. Bis jetzt habe ich es immer nur auf das Fliegen bezogen, aber das könnte doch auch gut möglich sein. Sie kommt noch nicht zu dem, was sie will. Vielleicht fehlt einfach nur der Glaube.
Eigentlich können Engel fliegen, immerhin haben sie Flügel, aber dieser hat selbst mit dem Schwimmen Probleme, schließlich ist sie gefallen. Gerade diese Glaubensfrage wirkt sich sehr stark auf die Engel-Theorie aus. Vielleicht können Engel ja nur fliegen, wenn sie glauben, und ihre Zweifel alleine hindern sie daran. Aber irgendwie muss sie dieses Meer ja wieder verlassen, also muss sie schwimmen, auch wenn sie weiß, dass sie eigentlich fliegen müsste.
(Gerade bei dieser Pegasus-Geschichte halte ich die Schwerkraft für ein entscheidendes Element. Es dachte immer, es sei ein Pegasus und hätte nichts von der Schwerkraft zu befürchten und nun fühlt es sich, als müsste es sich ihr geschlagen geben. Dabei war es immer der Meinung, es könnte fliegen, und um wieder dazu zu gehören, muss es das auch wieder tun. (Ja, ich lasse das Schwimmen an dieser Stelle unauffällig unter den Tisch fallen …))
Sie zieht mich
Sie hält mich
Das Leben
Entstellt dich
Sie führt mich
Sie lässt mich
Die Zeiten
Sind hässlich
Nach der letzten „Tatsachenstrophe“, die sich auf das Herz aus der Strophe vor ihr bezog, machst du auch hier einen Rückbezug, diesmal zur Schwerkraft. Nun beschreibst du den Grund für die schlechte Situation. Und als solchen nennst du die Schwerkraft. Allerdings ist bestimmt nicht die Schwerkraft an sich gemeint. Auf die vorherige Strophe bezogen passen die ersten beiden Verse noch konkret zur Schwerkraft. Sie zieht sie nach unten, unter Wasser und hält sie dort. Dann kommt aber später, dass sie führt und lässt. Jetzt stellt sich die Frage: Warum? Das Führen lässt sich noch damit erklären, dass die Schwerkraft vermutlich ein Symbol für die Gesellschaft mit ihren Normen ist, die sie in ihrem Meer aus Zweifeln gefangen hält. Die Gesellschaft, vermutlich auch bzw. gerade ihre Eltern geben ihr eine Richtung vor, der sie nur entfliehen könnte, könnte sie fliegen. Oder zumindest schwimmen. Aber die Schwerkraft lässt sie nicht. Diese Aussage steht nun leider aber in völligem Kontrast zum Vers „Sie lässt mich“. Vielleicht kommt es von „Sie lässt mich im Stich“. Vielleicht fühlt sie sich alleine gelassen in den Regeln und all ihren Zweifeln. Näher komme ich an diesen Vers irgendwie nicht heran. Die folgenden Unterstützen allerdings meine bisherigen Aussagen. Hässliche Zeiten stehen meist für Dinge, die falsch laufen. Ich denke spontan irgendwie an den Krieg. Allerdings bezieht es sich hier vermutlich eher ihren Lebenszustand. Viel interessanter ist es jedoch, dass es heißt: „Das Leben entstellt dich“. Dich. Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass du einfach nicht „mich“ nehmen konntest, da das schon im Reimpartner steht. Aber ich bin ja zum Interpretieren da. Die langweiligere Interpretation ist, dass es einfach allgemeingültig gemeint ist. Interessanter wird es, wenn man es auf das Lyrische Du bezieht. Das Leben hat ihn entstellt, bzw. tut es immer noch. Narben? Ich stelle mir das Fliegen hier immer als einen Akt der Rebellion vor und ein Freund, der vielleicht aus schwierigeren Verhältnissen kommt, passt da gut ins Bild. Unabhängig von der Interpretation wird hier das Leben als etwas Schlechtes dargestellt, genau wie Glaube und Hoffnung zuvor. Du schaffst ein Bild der Verzweiflung, der Hoffnungslosigkeit. Man ist mitten in diesem Meer.
Die Schwerkraft in Bezug auf das Fliegen hilft wieder unglaublich stark, sich den Engel vorzustellen, der eigentlich Fliegen müsste, aber von der Schwerkraft besiegt wird. Das „dich“ lässt sich wie oben interpretieren mit dem Zusatz, dass das Lyrische Du ja in diesem Falle Gott ist. Gott wird vom Leben entstellt. Er, der Unsterbliche, wird also vermutlich nicht von seinem, sondern von dem durch ihn erschaffenen Leben entstellt. Jetzt kann meine Kriegstheorie bei den hässlichen Zeiten einsetzen. Und vielleicht habe ich jetzt sogar einen Grund, warum sie gefallen ist: Auf der Erde herrscht Krieg und sie konnte es nicht mehr länger mit ansehen. All das Leid, das den Menschen widerfährt, unschuldigen Menschen. Sie konnte sich nie so recht mit ihrer Rolle als Engel anfreunden, sie war nie perfekt im neben Gott stehen (das kommt erst nächste Strophe aber egal). Also fordert sie, dass etwas passiert. Sie glaubt und hofft für die Menschen, aber es richtet sich gegen sie und sie wird vom Himmel betrogen. Gebrochen fliegt sie fort, fällt. Aber sie weiß, dass das Leben, die Ignoranz der Menschen Gott entstellt. Die Theorie gefällt mir. Das erklärt so Vieles. Hier müsste dann auch ungefähr die Zusammenfassung der ersten Strophe einsetzen.
(Wie gesagt, plötzlich ist dieser Nicht-Pegasus auf die Schwerkraft angewiesen und kann ihr nicht mehr entfliehen. Leider haben wir immer noch kein Lyrisches Du, das hätte sonst auch noch mal interessant werden können. Aber wer weiß, was in Equestria gerade los ist. Und was die Engel da so zu tun haben.)
Wer werd' ich mal sein?
Werd ich groß? Werd ich klein?
Doch auch neben dir
Liegt es immer an mir?
Werden. Mit dem Können überlegt sie sich ihre Möglichkeiten, mit dem Werden überlegt sie, was wirklich passiert. Sie überlegt sich, was in ihrem Leben noch geschehen wird. Groß und Klein sind hier wahrscheinlich weniger auf die Körpergröße als viel mehr auf das Ausmaß ihrer Handlungen bezogen. Ich habe gerade irgendwie Schwierigkeiten, diese Strophe normal zu deuten, weil sie so toll zur Engel-Theorie passt. Denn der zweite Teil der Strophe verwirrt mich bei dieser hier gerade. Ich lese das als die Frage danach, ob sie für alles verantwortlich ist, alles machen muss, selbst wenn sie neben ihm steht. Das Lyrische Du habe ich hier allerdings immer als den Guten, der sie rettet interpretiert. Deshalb passt das nicht so ganz. Es sei denn, es bedeutet, dass sie sich irgendwie in den Strukturen ihres alten Lebens wiederfindet, selbst wenn sie bei ihm ist. Das er so gesehen alles ihr überlässt und selbst nichts tut. Das könnte Kritik an dem Leben sein, das sie momentan anstrebt. Das ergibt nur leider keinen Sinn in Bezug auf die Grundaussage des Gedichts. Es sei denn, das Lyrische Du wechselt. Oder ich missinterpretiere das gerade total.
Sie hat sich gegen Gott gestellt. Was sie entweder riesig oder winzig macht. Sehr berechtigte Fragen. Gerade nach ihrem Sturz werden vermutlich die Zweifel überwiegen. Viel wichtiger in Bezug auf diese Theorie finde ich aber den zweiten Teil, der sehr stark auf ihr Verhältnis zu Gott anspielt. Selbst wenn sie als perfekter Engel neben dem Allmächtigen steht, tut er nichts, um das Unheil zu beenden. Liegt es also immer an ihr, das zu tun?
(Ohne Lyrisches Du ist diese Interpretation echt schwierig. Ich hoffe, du verzeihst mir. Wenn dir ein Lyrisches Du einfällt, lass es mich wissen!)
Ich muss hören
Ich muss singen
Was die Jahre
Mir auch bringen
Ich muss bleiben
Ich muss werden
Drum versuch’ nicht
Mich zu erden
Die dritte Müssen-Strophe und die erste, die nicht in sich negiert wird. Zuvor ist sie immer zu dem Schluss gekommen, dass es nicht funktioniert, was sie muss. Hier nicht. Dies ist der Wendepunkt. Damit, dass die Strophe doppelt so lang ist wie ihre äquivalenten Vorgänger, beginnst du den Bruch im Schema des Gedichts. Was ich allerdings sehr interessant dabei finde, ist, dass sie ins sich genauso abgeschlossen ist wie die anderen. Man setzt wirklich völlig neu an für die nächste Strophe. Nun zum Inhalt: Hören – Singen. Klingt irgendwie autobiografisch … Okay, jetzt ernsthaft, sie muss singen. Singen ist irgendwie eine Form der Befreiung. Man muss aus sich herauskommen, um zu singen. Es passt also wunderbar an dieser Stelle. Die folgenden Verse zeigen, dass sie sich nicht mehr so viele Gedanken um die Zukunft macht. Dies ist ihr Plan, egal was noch kommt. Bleiben und werden. Wieso muss sie bleiben? Oder ist das schon ein Vorgeschmack auf die Gegensätze die später noch kommen? Das wirkt eigentlich am wahrscheinlichsten. Sie muss sowohl sie selbst bleiben als auch sich verändern. Das funktioniert allerdings nur beim Fliegen, was hier durch die letzten Verse wieder impliziert wird. In diesem Fall muss ich aber das Lyrische Du von ihrem Freund wegführen, weil mir nur einfiele, dass sie einen doch zu krassen Wandel durchführen müsste, damit er sie erden wollte, was ich für reichlich unwahrscheinlich halte. Ich denke, dies ist einfach eine Aussage an die Welt. An alle. Niemand wird sie in ihrem Vorhaben noch aufhalten.
Anders beim Engel. Vielleicht ist „erden“ hier ja wortwörtlich zu sehen. Vielleicht wurde sie zur Erde geschickt, um wieder zu sich selbst finden zu können. Bzw. zu dem Selbst, dass sie als Engel eigentlich sein müsste. Allerdings könnte man mit dem Bleiben denken, dass sie sich nun mit ihrem Leben auf der Erde abfindet. (Ja, ich interpretiere gerade rückwärts.) Ich mag aber auch gerne den Anfang der Strophe auf unseren Engel bezogen. Sie muss hören, eigentlich viel mehr zuhören. Ich denke, sie will von den Menschen lernen und ihnen helfen. Gerne auch mit ihrem Gesang. Denn Engel singen, das ist nun mal so. Überall gibt es Engelschöre, aber vielleicht hat ihre Musik ja noch mehr Macht, als wir ahnen.
(Ich denke, auch unser Pony findet sich langsam mit seinem Schicksal ab und versucht, das Beste daraus zu machen. Immerhin gibt es immer noch die Macht der Freundschaft, die sich wunderbar durch Musik ausdrücken lässt. Es muss hören und singen. Trotzdem wird es sich niemals wirklich auf der Erde heimisch fühlen.)
Ich muss laufen
Ich muss rennen
Ich muss leuchten
Ich muss brennen
Ich muss reden
Ich muss schreien
Ich muss kämpfen
Mich befreien
Weiter schwimmen
Höher fliegen
Auch die Schwerkraft
Selbst besiegen
Sag, was muss ich?
Sag, was kann ich?
Sag, was werd ich?
Sag, wer bin ich?
Rein vom vorherigen Rhythmus wäre jetzt eine Tatsachenstrophe dran. Bedeutet, das müssen ist aufgestiegen; rein vom Gefühl, denn man erwartet ja nun eigentlich so etwas. Nun vereinst du die Fragenstrophe hier gleich mit und machst mit zwei anderen Strophen weiter, die man eigentlich viel eher als Tatsachen bezeichnen könnte. Wie gesagt, du brichst mit dem Schema. Und das passt wunderbar zum Inhalt. Laufen – Rennen, Leuchten – Brennen, Reden – Schreien, Kämpfen – Befreien. Das sind immer Steigerungen. So, als gäbe sie sich mit dem wenigen nicht zufrieden und weiß, dass sie noch mehr muss. Will. Selbst im Gegensatz zur vorherigen Strophe, ist hier doch irgendwie deutlich weniger vom fremdbestimmten Müssen als viel mehr eigenständiges Wollen. Ich denke, es ist dieses „Versuch nicht, mich zu erden“. Damit löst sie sich. Sie schafft es, mehr zu ihrem Selbst zu stehen und deshalb kommen wir mehr zum Wollen. Sie muss weiter schwimmen und höher fliegen. Gegen die Schwerkraft. Hier ist es blöderweise nebeneinander, was gegen meine vorherige Interpretation mit entweder oder geht, aber vielleicht ist es ja einfach situationsabhängig, ob sie nun schwimmt oder fliegt. Aber selbst damit gibt sie sich nicht alleine zufrieden. Sie will weiter, sie will höher. Doch das klappt nur, wenn sie die Schwerkraft besiegt. Und wenn man mit dem Lesen an dieser Stelle angekommen ist, dann hat man sich auch dabei immer gesteigert. Was bedeutet, dass die folgenden Fragen einfach mit „flutschen“. Du greifst wunderbar alle vorhergegangenen Fragestrophen auf. Das Müssen, das Können, das Werden. Denn trotzt all dessen, was sie inzwischen erreicht hat, was sie weiß, was sie noch erreichen will, so wird sie diese Fragen doch nie ganz beantworten. Deshalb bleiben sie. Außerdem ist sie ja auch noch gar nicht gerannt, hat noch nicht gebrannt oder geschrien. Das ist noch Zukunft, wenn sie vielleicht ihre Grenzen austestet. Dann aber kommt ein Absatz und der nächste Vers steht alleine. Da ist die Pause. Denn das ist die wichtigste Frage bisher. (Wobei mir gerade auffällt, dass das eigentlich gar keine Fragen sind, trotz der Fragezeichen. Eigentlich sind das alles Aufforderungen an alles und nichts. Und deshalb passt der Fragencharakter schon wieder ganz gut.) „Wer bin ich?“ ist eigentlich die Frage, auf die in diesem Gedicht alles hinausläuft. Doch anstatt dich dann festzulegen, kommst du mit den folgenden Strophen.
Unser Engel hat einen unglaublich starken Willen. Immerhin hat sie sich schon gegen Gott gestellt. Nun ist sie auf der Erde und kann alles tun. Kann helfen, kann lernen, kann untergehen. Völlig egal. Aber durch diese Möglichkeiten, durch diese Hingabe zu allem, was sie nun tut, schafft sie es irgendwann, wieder zu fliegen. An der Stelle sind wir noch nicht ganz, aber wir arbeiten darauf hin. Sie ist eigentlich noch nicht an Land – das kommt ja erst ganz am Ende – aber irgendwie wirkt es an dieser Stelle schon so. Aber wer weiß, wie genau das mit den Engeln ist. Gerade das „Mich befreien“ ist sehr schön. Einfach befreien von allem. Aber zum ersten Mal ist sie wirklich auf sich selbst gestellt und dann rücken diese Fragen in den Vordergrund. Vor allem die Frage, die neu hinzu kommt. Sie ist zum ersten Mal in ihrem Leben kein Engel Gottes. Sie kann zum ersten Mal sein, wer oder was sie will. Wer ist sie also?
(Ja, es findet sich damit ab und versucht einfach, alles zu machen. Trotzdem bleibt die Frage, wer es ist. Immerhin scheint sein ganzes Leben nicht wahr gewesen zu sein. Und was die Engel in Equestria so machen, weiß ich echt nicht mehr. ^^“)
Ich bin Licht und Schatten
Ich bin Meer und Strand
Ich bin Dorn und Rose
Scherben und doch ganz
Ich bin schwache Stärke
Ich bin hörend seh'n
Ich bin kalte Wärme
Hässlich wunderschön.
Ich mag diese Strophen irgendwie deutlich weniger als den Rest des Gedichts. Vielleicht liegt es daran, dass sie einen ganz anderen, für mich irgendwie zäheren Rhythmus haben, vielleicht liegt es aber auch an den unschönen Reimen. Oder ich mag die Aussage nicht. Ich weiß es echt nicht, aber es ist der Grund dafür, dass ich diese Strophen jetzt nicht einzeln, sondern zusammen kommentiere. Beide Strophen basieren auf Gegensätzen, sie sagt, sie muss sich nicht entscheiden. Sie kann Licht und Schatten sein, beides. Nein, sie ist beides. Es ist die Antwort auf die vorher gestellte Frage. Als wollte sie dem Lyrischen Du - oder wer auch immer mit dem „Sag“ angesprochen wird - zuvorkommen. Es ist das erste Mal in dem Gedicht, dass zwei Strophen hintereinander sich so stark gleichen, was möglicherweise den Grund hat, dass sie es nun, da sie es erfahren hat, einfach ausführen muss. „Licht und Schatten“ – Weder gut noch böse. Sie braucht die Kategorien nicht, sie muss sich vor allem nicht von anderen in eine Schublade stecken lassen. „Meer und Strand“ – Das hat etwas von dem Schwimmen aus den vorherigen Strophen. „Dorn und Rose“ – Die Gute, die Brave und gleichzeitig rebellisch. „Scherben und doch ganz“ – Wundervoller Rückbezug auf die erste Strophe, das erste Wort gar. Zerbrochen. Aber trotzdem ist sie ganz. „Schwache Stärke“ – Erinnert mich ein wenig an diesen Spruch: Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Stärke, sich ihr zu stellen. „Hörend seh’n“ – Keine Ahnung, was ich damit anfangen soll. Echt nicht. „Kalte Wärme“ – Das könnte man metaphorisch für aufgeschlossen und zurückgezogen sehen. „Hässlich wunderschön“ – Ganz wie die Zeiten. Auch wenn ich die Strophen an sich weniger mag als den Rest des Gedichts, so sind doch die Bezüge, die immer wieder kommen, auch an dieser Stelle schön. Interessant ist hierbei, dass in der ersten Strophe zwei Subjektive einander gegenüber gestellt werden, während wir in der zweiten eher Oxymora haben. (Wahrscheinlich kann man auch die erste Strophe davon so sehen, aber ich selbst sehe ein Oxymoron eher in dem, was die zweite Strophe darstellt, also gegensätzliche Adjektive zu den Nomen.) Ich gehe nicht wirklich davon aus, dass das noch eine tiefere Bedeutung hat, aber es fiel trotzdem auf.
Ich hab ja schon mehrfach erwähnt, dass Engel eigentlich perfekt sein müssten. Sie ist nicht perfekt, zumindest nicht nur. Sie hat bisher immer so getan, als wäre sie es, aber jetzt kann sie sie selbst sein und muss nicht mehr nur perfekt sein. Sie ist halt beides, Licht und Schatten. Ich würde ja jetzt sagen, auch Engel sind Menschen, aber das wäre irgendwie falsch. Es ist einfach diese Erkenntnis, dass sie nicht perfekt sein muss, sondern einfach sie selbst und das man das manchmal einfach nicht einordnen kann. (Und jetzt muss ich an die Teodizee-Frage denken, dass Gott nicht gut und allmächtig sein kann, weil es so viel Leid auf der Welt gibt.^^')
(Auch unser Pony bemerkt nun also, dass es sich nicht entscheiden muss. Es ist einfach, wie es ist. Es ist ein Pegasus und doch kein Pegasus. Das ganze ist im Gedicht nur etwas komplizierter ausgedrückt …)
Verbrennend
Verloren
Doch stets
Neugeboren
Verlassen
Verbleibend
Mich niemals
Entscheidend
Die letzten drei Strophen fielen aus dem Rhythmus, was aber genau einer „Runde“ entspricht und somit an dieser Stelle einfach ganz normal eine Tatsachenstrophe kommen kann. Das bringt deinem Gedicht trotz des Wendepunktes eine schöne Harmonie. Und hatte ich nicht die wundervollen Rückbezüge erwähnt? Jetzt brennt sie. Und es kann sein, dass es zu viel wird, dass sie verbrennt, verloren geht (vielleicht ja in dem Meer), aber immer neu geboren wird, dass sie sich nicht unterkriegen lässt und es so lange versucht, bis es endlich geklappt hat. Insgesamt erinnert das Bild an einen Phönix, der verbrennt und neu geboren wird. Eine schöne Metapher auch an dieser Stelle. Verlassen ist da etwas schwieriger (zumindest auf das Mädchen bezogen). Von wem verlassen? Von ihrem Freund? Der war ja bisher immer das Lyrische Du. Na ja, fast immer. Das ist so ein Punkt, der wunderbar für die Engelstheorie einsetzbar ist, denn dabei passt das Lyrische Du immer, bei der allgemeinen Interpretation habe ich mit ihm deutlich mehr Probleme. Man könnte vielleicht darauf hinaus gehen, dass es ihr egal ist, ob sie bei ihrem Freund bleibt oder nicht, weil sie so viel erfahren hat, was ihr niemand mehr nehmen wird. Zuletzt haben wir noch einen Rückbezug auf die vorherigen Strophen. Sie muss sich nicht entscheiden, sie ist einfach beides. Alles und nichts. Es ist vollkommen egal, sie ist sie selbst.
Die Verbannung, der Teil ihres Lebens, in dem sie eigentlich verloren sein müsste, hat ihr neue Stärke verliehen und sie ist neu geboren. Ich könnte jetzt eine wilde Theorie über die Verbindung zwischen Engeln und Phönixen aufstellen, aber das hebe ich mir für eine Kurzgeschichte auf oder so. Wie gesagt, das „Verlassen“ passt hier unglaublich gut, weil sie verbannt wurde, verlassen von allem, was ihr zuvor vertraut war. Und trotzdem bleibt sie. Man kann es sehen als „Ich bin immer noch da“ oder als „Ich bleibe, wie ich bin“. Oder beides. Das ist gar nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass sie sich einfach nicht von ihren Prinzipien abbringen lässt. Sie bleibt sie selbst. Und abgesehen von der gleichen Interpretationsweise der letzten beiden Verse, die ich schon oben angebracht habe, könnte man sie auch schon auf das Ende beziehen. Sie entscheidet sich nicht zwischen Himmel und Erde. Sie wählt beides.
(Ein Phönix kann fliegen … Vielleicht könnte man hier jetzt eine winde Theorie ansetzten, dass das Pony zwar kein Pegasus, aber ein Phönix ist. (Es gibt keine Phönixe in Equestria, oder? Na ja, jetzt schon.^^) Ansonsten ist es auch hier die Erkenntnis, dass es nichts sein muss, was es nicht ist, dass es sich von dem Fall erholt und sein Herz sich nicht entscheiden muss.)
Ich nehm’ deine Hand
Sie zieht mich an Land
Du fragst: “Kennst du dich?”
Ich sag’: “Ich bin ich.”
Wundervolles Ende für das Gedicht. Wirklich. Auf dem Rhythmus der Fragenstrophe erzählst du nun eine Geschichte. Das Lyrische Du zieht sie aus dem Meer der Zweifel an Land. Auch wieder ein schöner Rückbezug an dieser Stelle, dass sie sich nun also die Frage „Erreich ich das Land / Nehme ich deine Hand?“ selbst beantwortet. Ich muss aber sagen, dass es mir schwer fällt, diese Strophe beim Mädchen zu interpretieren. Er zieht sie aus dem Meer aus Zweifeln, sie lässt ihn. Aber warum fragt er sie? Warum? Wieder so eine Frage, die ich nur für den Engel beantworten kann. Ich hoffe, du siehst langsam ein, dass das eine vollkommen logische Interpretation deines Gedichts ist. Allerdings mindert die Tatsache, dass ich keine „normale“ Interpretation für die letzten Verse habe, nicht die Qualität des Schlusses. Es ist einfach eine wundervolle Zusammenfassung des Gesagten, ein Resümee dessen, was sie herausgefunden hat. „Wer muss ich sein?“ „Wer kann ich sein?“ „Wer werd’ ich sein?“ „Wer bin ich?“ Das waren die Schlüsselfragen bisher. „Kennst du dich?“ fasst diese zusammen. Und „Ich bin ich“ ist die Antwort. Und deshalb ist es der perfekte Abschluss. Es bezieht sich sogar auf den Titel. Vielleicht ist der Titel einfach das letzte Wort des Gedichts. Ich werde jetzt keine Neuinterpretation des Titels schreiben, aber es passt, es passt so wunderbar!
Ich sehe im Lyrischen Du, in Gott, keinen gnadenlosen Bösen. Er schickt seinen Engel nicht weg, um sie für immer zu verbannen. Er will ihr helfen, ihren Weg zu finden. Und dann kommt er und hilft ihr wieder an Land. Er fragt, ob sie zu sich selbst gefunden hat und sie bejaht. Und ich weiß nicht, wie es dann weitergeht. Ich weiß nicht, ob sie wieder zurück geht und sich besser mit ihrer Aufgabe anfreundet, ob es vielleicht sogar eine Änderung gibt, oder ob sie jetzt zwar mit Gott und sich selbst im Reinen, aber bleibt. Ich weiß es nicht. Und es ist eigentlich auch nicht wichtig. Wichtig ist lediglich, dass sie stärker aus diesem Fall hervorgeht, dass sie Frieden geschlossen hat mit Gott und der Welt und dass wie weiß, wer sie ist. Alles andere ist unwichtig.
(Ich weiß immer noch nicht, wer das Lyrische Du ist, was definitiv zeigt, dass ich nicht hinter dieser Interpretation stehe, sondern sie lediglich schreibe, um einen Engel aus Equestria zu haben, weil daher ja die Interpretationen kommen, die nicht in den Text gelegt wurden. Und unser Pony, unser Engel aus Equestria ist glücklich. Das ist doch die Hauptsache, oder? ^-^)
So, das war’s. (Hab übrigens ein paar Apostrophe inzugefügt, weil du sonst so genau damit warst in dem Gedicht.) Das war jetzt schätzungsweise der längste Kommentar, den ich jemals geschrieben habe (knapp 5,5k Wörter und fast elf Word-Seiten), was vermutlich daran liegt, dass ich dreiteilig kommentiert habe. Übrigens ist der letzte Teil davon nicht umsonst in Klammern geschrieben. Der ist zu vernachlässigen.^^"
Ich liebe das Gedicht und ich hoffe, ich konnte dir hiermit den Engel ein bisschen näher bringen. Ansonsten: Auf ein gutes Saisonfinale und viele weitere tolle Texte von dir!
Ganz liebe Grüße ♥
~Shira