Hi Mandelev.
Ich hab gesagt, ich komme irgendwann für ein Fluffeluff wieder - und hier bin ich. Nachdem ich mich ein bisschen umgeschaut habe, habe ich mich entschieden, einen kleinen Rundumschlag zu machen, auch wenn das meine durchschnittliche Wortzahl pro Werk etwas nach unten ziehen wird. Aber es gibt einfach zu viel, zu dem ich gerne ein paar Worte sagen würde, und ich weiß auch nicht, ob ich überhaupt mehr als ein paar Worte dazu wüsste ... mal sehen, wo ich am Ende landen werde.
Musikstück
Ich fand das Werk schon faszinierend, als du es beim NPM hochgeladen hattest. Ich würde es nicht als Gedicht bezeichnen (weil ich konservativ bin und das BB nur langsam meinen Horizont erweitert in dem Zusammenhang), aber ich wüsste auch keine bessere Bezeichnung. Also nicht, dass du irgendwas falsch gemacht hättest ... ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr, was ich mit diesem Satz aussagen wollte, also sage ich jetzt nur noch, dass mich dein Werk tatsächlich mehr an ein Notenblatt erinnert als an ein Gedicht. Und ich denke, das ist etwas Gutes, weil du das vermutlich auch erreichen wolltest.
Am auffälligsten sind immer die Crescendo-Teile (die mich irgendwie an Trompeten erinnern), das Decrescendo hingegen geht ziemlich unter. Wenn ich jetzt die Schriftarten interpretieren würde, würde ich sagen, das Stück ist in den meisten Stellen im Mezzopiano und geht von da aus nur ab und zu ins Piano. Aber du wirst halt aus dem Forte nie stufenweise leiser, sondern nur abrupt im nächsten Takt oder so.
Sehr cool finde ich übrigens das da capo, was ja tatsächlich noch einmal ausgeschrieben ist. Insgesamt zeigt sich eine AABA-Struktur, wobei der B-Teil deutlich lauter ist als die A-Teile. Außerdem folgt auf ihn noch eine Pause, die tatsächlich relativ lang wirkt (oder aber die Leerzeichen zwischen den Buchstaben sollen nur die Leere in der Vertonung darstellen und nicht die Pause verlängern). Ich frage mich, ob du ein echtes Stück als Vorlage genommen hattest oder nur rumgespielt hast.
Ich weiß nicht, ich finde es großartig. Allein die Idee, mal etwas Klangliches statt etwas Visuellem umzusetzen ist toll und ich finde, du hast es auch super umgesetzt mit all den kleinen klanglichen Eigenheiten eines Musikstücks.
Verhängnis
Von allen visuellen Gedichten, die du ausgestellt hast, gefällt mir dieses am besten, weil es zusätzlich von seiner großartig umgesetzten Form (allein dieses Schlüsselloch!) auch noch mit dem Wort spielt, aus dem es besteht. Du stellt ein Vorhängeschloss mit dem Wort Verhängnis dar. Das Hängen ist dabei in beiden Sachen, aber sie werden unglaublich unterschiedlich genutzt. Ich selbst interpretiere es so, dass es zum Verhängnis werden kann, wenn man sich selbst verschließt. So ein Vorhängeschloss steht ja häufig für Verschlossenheit oder eine Vergangenheit, über die man nicht reden will. Und genau die könnte halt zum Verhängnis werden. Ich liebe diese Wortspielerei, die du genutzt hast und über die man auch nur auf den zweiten Blick stolpert, weil das Wort halt ein so visuell ansprechendes Bild malt, dass man es gar nicht wirklich liest.
Was das Schlüsselloch bedeuten soll bzw. die dortigen fehlenden Buchstaben, versuche ich jetzt nicht mehr zu interpretieren, da hab ich keine Ideen. Aber (wie auch deine andere konkrete Poesie) mag ich das Werk sehr gerne.
Sturm und Drang
Ich weiß gar nicht so genau, was ich dazu sagen sollte, aber ich finde das Gedicht toll. Erinnert mich ein bisschen an mein Sonett 14 aus dem letzten Jahr, in dem ich verschiedene Ereignisse aus dem NPM zusammengefasst hatte. Ich mag diese persönliche Note in dem Pantun. Es ist wie ein Liebesgedicht an das Dichten und ich bin irgendwie total begeistert. Nun gut, mit einer Ausnahme: "Usern" und "zögern" reimt sich ja nun so wirklich nicht. Aber ansonsten bin ich begeistert.
Sei nicht böse, wenn es anders war, aber das Gedicht wirkt auf mich ein bisschen so, als sei es aus Ideenlosigkeit gepaart mit dem Wunsch, etwas zu schreiben, entstanden. (So ist mein erstes auch entstanden und hat das entsprechend auch als Thema.^^) Auf jeden Fall vermittelt es mir das Gefühl, als seien nicht stundenlange Gedanken hineingeflossen. Aber das ist auch gar nicht schlimm, weil das perfekt zur ersten Aussage passt, dem Drang, von der Liebe zum Dichten zu berichten. Ich hätte es wahrscheinlich nicht irgendwie negativ angemerkt, wenn es komplett glatt gewesen wäre, aber diese Form passt halt auch zum Inhalt.
Und dann ist da noch der Titel, welcher eine literarische Epoche darstellt, auf die du aber überhaupt nicht eingehst. Bzw. (ich hab gerade die Epoche nochmal gesucht, weil ich sie ziemlich aus meinem Gedächtnis verbannt habe, nachdem ich nur gelernt hatte, ich mag sie nicht so gerne und bin eher für die Klassik) könnte dein Gedicht womöglich auch gut in die Zeit des Sturm und Drang passen. Zusätzlich (und das ist, worauf ich eigentlich hinaus wollte) sehe ich den Bezug zum Titel aber eher im wörtlichen Inhalt, eben in dem bereits erwähnten Drang, von der Liebe zum Dichten zu berichten. Und gerade diese Epoche bietet sich dafür grandios an. Als ich das Gedicht heute zum ersten Mal nach dem NPM wieder las, hatte der Titel mich verwundert, aber während des Lesens wurde diese Beziehung wieder wieder klar. Gefällt mir.
Karussell
Weißt du was? Nein. Ich sag dir jetzt nur, dass ich das Gedicht toll finde und widme mich ihm in einem eigenen Kommentar, denn dafür möchte ich mir gerne Zeit nehmen und es zeilenweise kommentieren. Also: Ich komme wieder!
Eine Regung im Dunkeln
Du hattest ja geschrieben, dass du dir zu dieser kurzen Geschichte noch Feedback haben möchtest, also versuche ich mal, das zu erfüllen. Allerdings bin ich bei Geschichten meist etwas oberflächlicher als bei Gedichten; da tue ich mich mit dem Kommentieren immer etwas schwerer.
Ich finde es toll, wie du das Thema umgesetzt hast, denn "Die Bewegung" war echt nicht leicht. Zumindest ich bin äußerst unzufrieden mit meiner Interpretation.^^" Gerade die Dunkelheit hilft aber mMn sehr dabei, sich wirklich auf die Bewegung zu konzentrieren und nicht diverse andere Dinge einfließen zu lassen. (Jetzt überlege ich, ob man das Thema auch mit einer Starre als Gegensatz hätte angehen können, aber das führt hier wohl etwas zu weit.)
Der Text kommt komplett ohne Dialoge aus, weshalb man nur mit den Beschreibungen und gedanklichen Einschüben auskommen muss. Aber das klappt auch. Ich glaube, ich hab jetzt nur für den Kommentar so darüber nachgedacht und hätte es sonst einfach hingenommen, weil der Text halt nie langweilig wird. Er ist jetzt auch nicht übermäßig spannend, weil man nie das Gefühl vermittelt bekommt, dass von der Bewegung irgendwelche Gefahren ausgehen würden, aber man liest trotzdem immer weiter, weil man wissen möchte, was nun passiert. Ein bisschen erinnert es mich an Charaktereinführungen am Anfang von Romanen, als wäre Ingrid nun unsere Protagonistin, die - keine Ahnung - sich nun in den Helfer beim Tierarzt verlieben wird; oder was auch immer. Das ist eben die Art der Spannung, die du hast. Aber es funktioniert natürlich auch für sich alleine stehend. Ich meine, im Grunde sind alle Texte nur ein winziger Einblick in eine andere Welt, die wir an einem mehr oder weniger willkürlich gesetzten Punkt betreten und verlassen. Deshalb habe ich jetzt nicht notwendigerweise das Gefühl, es fehlte etwas. Wenn dem Text aber noch ein Roman folgen würde, so wäre ich nach diesem ersten "Kapitel" auch nicht abgeneigt, weiterzulesen.
Nur drei Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:
Als Ingrid in den Garten geht, dreht sie vorher den Schlüssel um. Das verwirrte mich, weil ich Gartentüren nicht mit Schlüsseln kenne, aber vielleicht liegt das auch einfach an mir. Vielleicht hätte dem Vorgang ein Satz Beschreibung mehr auch ganz gut getan.
Dann wäre da folgender Satz: "Dahinein legte sie die Dohle und trug sie behutsam hinein." in dem sich "hinein" am Anfang und Ende doppelt. Das klingt nicht so schön.
Und zum Schluss ist da noch das Ende, das mir etwas abrupt vorkommt. Ich hab noch nie einen Vogel gerettet; lässt man ihn dann einfach alleine? Im Grund gilt hier das gleiche wie beim ersten Punkt: Vielleicht liegt es nur an mir. Und vielleicht hätte dem dennoch ein Satz mehr gut getan.
Ich möchte übrigens erwähnen, dass ich noch nie das Präteritum zu "trügen" gelesen habe. Ähnlich wie ich erst vor einem Jahr für eine Geschichte von mir den Infinitiv zu "stoben" gelernt habe (der ist übrigens "stieben", auch wenn das für mich auch schon fast wieder nach Präteritum klingt). Aber das war auch so ziemlich der letzte Gedanke, der mir dazu einfällt.
Ich bin mir sicher, es gibt noch ganz viele andere tolle Werke in deiner Sammlung, denen ich mich hätte widmen können, aber hierbei belasse ich es jetzt für heute. Im Endeffekt habe ich auch gar nicht so wenig zu den einzelnen Werken gesagt, wie ich "befürchtet" hatte. Also ich bin so weit zufrieden und hatte ja schon wieder angekündigt, dass ich wiederkommen werde. Vielleicht diesmal früher als in einem Jahr. Man möchte es hoffen.
Ich wünsche dir auf jeden Fall noch einen schönen Abend/Tag und schreib weiterhin schon schöne Sachen.
~Reena