A Parasite with Ambitions
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Eine Weiterführung der Parasek Geschichte...
Altersfreigabe: 12
[tab=Geschichte von MentalChoboco]
A Parasite with Ambitions
(Ein ambitionierter Parasit)
Es war ein heißer Tag. Agent Sculder hatte keine Ahnung, warum er ausgerechnet diesen Auftrag bekommen hatte. Der Leiter des Pokémon-Labors auf der Zinnoberinsel, ein gewisser Dr. Fungho - merkwürdiger Name - hatte eine Unterredung mit einem Repräsentanten des Kanto Secret Service gewünscht, und die Wahl war auf ihn gefallen. Nun ja, er wollte es schnell hinter sich bringen.
Mit schnellen Schritten betrat er das Pokémon-Labor und baute seinen massigen Körper vor der Empfangsdame auf. Eine kurze Bewegung genügte, um ihr seinen Ausweis unter die Nase zu halten. "Mike Sculder, Kanto Secret Service. Dr. Fungho wünschte mich zu sprechen."
Die Frau warf ihm einen unsicheren Blick zu - sie wirkte irgendwie merkwürdig. Irgendwie... lethargisch. "Ja, er hat Sie angekündigt. Den Gang runter und dann in den Aufzug. Er erwartet Sie im Untergeschoss," brachte sie hervor.
Schulterzuckend stampte Sculder den Gang entlang. Vielleicht war irgendetwas schiefgelaufen, und jetzt benötigten sie Hilfe von offizieller Seite. Er fragte sich nur, ob er diese geben konnte.
Das Untergeschoss war ein weitreichender Komplex mit mehreren Wissenschaftlern, welche alle irgendwelche äußerst wissenschaftlichen Dinge taten. Die meisten schleppten mit dem leeren Gesichtsausdruck, welchen Sculder bereits bei der Empfangsdame bemerkt hatte, Papiere von A nach B, und andere standen um große Glaskäfige mit verschieden Pokémon herum. Die gesamte Luft hier unten war kühl und feucht - eine willkommene Abwechslung zu der brütenden Hitze außerhalb des Labors.
Interessiert gesellte sich Sculder zu einer Gruppe, die einen besonders großen Käfig umringte. Innen drin lag ein männliches Nidoran, das mehr als elend aussah. Seine Zunge hing schlaff aus seinem halb geöffneten Maul heraus, und seine Haut hatte einen unangenehm gelblichen Ton angenommen, der besonders auf dem Rücken zu erkennen war. Neben ihm lagen zwei Schalen mit Futter und Wasser, aber beide wirkten kaum angerührt. Offenbar war es sogar zu schwach zum Fressen.
Der Anblick des Pokémon beunruhigte den Agenten. Offensichtlich ging es dem Pokémon hier nicht sonderlich gut, aber vielleicht erforschten sie gerade eine neue Krankheit. Aber was für eine Krankheit war das?
"Sie sind der Secret Service-Mann, nicht wahr? Gut, dass sie so schnell kommen konnten." Ein kleines, vertrocknetes Männchen mit weißen Haaren und dicker Brille schob sich durch die Menge an Sculder heran. Die Augen waren hinter den dicken Gläsern kaum auszumachen, was dem Agenten genauso wenig behagte wie das kranke Nidoran. Er hätte sehr viel darum gegeben, dem Wissenschaftler in die Augen zu sehen. "Ich bin Dr. Fungho," fuhr der Doktor fort. "Kommen Sie in mein Büro, ich erkläre Ihnen, warum ich Sie herbestellt habe."
Funghos Büro war klein und unordentlich. Neben den Bücherregalen, die sämtliche Wände einfassten, war nur noch Platz für einen Schreibtisch im hinteren Drittel des Raumes, sowie zwei kleine Bürostühle. Sculder nahm umständlich auf dem einen Stuhl Platz - er war äußerst unbequem.
Der Doktor setzte sich hinter den Tisch und stützte seine Ellenbogen auf die Tischplatte. "Die Situation, wegen der ich Sie hergebeten habe, ist nicht zu wichtig. Nur eine kleine Warnung vor dem, was passieren könnte. Momentan macht das Pokémon-Labor eine gewisse Krise durch. Die ganze Sache fing vor gut einem Monat an."
"Wir bekamen von einer Außenstelle am Mondberg zwei Pokémon zugesandt. Zum einen ein Sandan, das ähnliche Symptome aufwies wie die meisten Pokémon, die Sie eben im Labor gesehen haben. Und zum anderen ein Parasek, eine recht weit verbreitete Pokémonart. Kennen Sie Parasek?"
Sculder überlegte kurz. "Ich glaube schon. Eine Symbiose zwischen einem Pokémon und einer Art Pilz, nicht wahr?"
"Korrekt." Der Doktor nahm seine Brille ab und putzte sie. Dabei wandte er den Blick von Sculder ab, so dass dieser nicht den Ausdruck seiner Augen erkennen konnte. "Unsere Mitarbeiter von der Zweigstelle hatten befunden, dass es sich bei dem merkwürdigen Rückenbelag um die Art Pilz handelt, die auch das Parasek auf dem Rücken trägt. Nähere Befunde legten nahe, dass es sich dabei um eine andere Art von Pilz als bei normalen Parasek handelt - offenbar eine genetische Mutation, eine Entwicklung zur Füllung neuer Nischen in der Natur."
Der Doktor nieste laut und putzte sich mit einem Taschentuch, welches er aus seinem Laborkittel zog, die Nase. "Oh, pardon. Die Feuchtigkeit. Ich bin kein junger Mann mehr, so wie Sie. Wie dem auch sei, wir gaben beiden Pokémon einen Platz hier im Labor. Wir freundeten uns richtiggehend mit den beiden Gesellen an, wissen Sie... Wir sind übereingekommen, das Parasek Billy zu nennen, aber... das gehört jetzt nicht hierher. Nach einiger Zeit führten wir erste Tests durch - Sporen des Pilzes wurden entnommen und verschiedenen Bedingungen unterworfen - gegen die meisten Antikörper zeichnet sich der Pilz durch eine bemerkenswerte Resistenz aus. Schlussendlich wollten wir die Übertragbarkeit überprüfen und gaben verschiedenen Pokémonarten Sporen des Pilzes ins Futter."
Erneut nieste der Doktor, diesmal etwas langgezogener. Sculder bemerkte, dass seine Gesichtsmuskeln merkwürdig schlaff waren. "Die Ergebnisse waren bemerkenswert. Keines der Pokémon war immun - Pokémon, egal welchen Types, erkrankten an dem Pilz, doch ohne Todesfälle. Der Pilz schien sich damit zu begnügen, den Wirt schwach und willenlos zu halten. Ich habe allerdings die Theorie, dass er Energie von seinem Wirt absorbiert. Das würde dann allerdings bedeuten, dass Parasek, entgegen bekannter Forschungsergebnisse, kein Symbiont ist, sondern eine für den Wirt nachteilige Parasit/Wirt-Beziehung. Bemerkenswert!"
Fungho rückte seine verrutschte Brille zurecht. "Pardon, ich befürchte, ich langweile Sie." Was du nicht sagst, alter Mann, dachte Sculder zurück. Die ganze Theorie erinnerte ihn kein bisschen, die Hälfte hatte er noch nicht mal verstanden. Der Pilz war also ein Parasit, der die Pokémon befiel?
"Der Grund, warum ich Sie rufen lassen wollte, ist Vorwarnung. Ich vermute, Billy ist nicht der einzige Verteter seiner Art. Sollten Sie also weitere Pokémon mit ähnlichen Symptomen wie beobachtet auffinden, bitte benachrichtigen Sie uns. Und jetzt glaube ich, dass ich schon genug Ihrer wertvollen Zeit beansprucht habe." Der Doktor nieste noch einmal und blieb dann gedankenverloren auf seinem Bürostuhl sitzen. Langsam erhob sich Sculder und verließ das Büro.
Was sollte er jetzt tun? Er würde vermutlich ein Memo an seine Vorgesetzten schicken. Die könnten sich ja damit auseinandersetzen, ihm war die ganze Sache herzlich egal. Hauptsache ist, dass er schnell aus dem Labor rauskam. Die Leute hier gingen ihm auf den Geist, und seine Kehle fühlte sich ganz seltsam an. Er schniefte und ließ einen donnernden Nieser los. Na bitte. Der verrückte Doktor hatte ihn sogar noch angesteckt. Weiterschniefend betrat er den Aufzug und verließ das Labor. In der ungewohnten Hitze der Zinnoberinsel fühlte er sich noch unwohler als zuvor. Hoffentlich war er bald wieder in Saffronia. Irgendwie ging ihm die Hitze noch mehr auf den Geist als vorher.
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Nachdem sein Gast gegangen war, nahm Dr. Fungho seine dicke Brille ab. Die Augen darunter glänzten milchig weiß, ohne Pupille. Fungho konnte nicht mehr sehen, doch er nahm seine Umgebung anders war. Er stand auf und schob, nicht ohne Mühe, eines der Bücherregale in seinem Zimmer zur Seite, hinter dem eine Türöffnung zum Vorschein kam. Früher war dorthinter ein Putzraum gewesen, aber in letzter Zeit hatte dieser Raum eine viel wichtigere Bedeutung bekommen. Das Klicken vieler kleiner Füße in der Dunkelheit des Raumes deutete darauf hin, dass irgendetwas hier lebte. Der Raum war wesentlich kühler als alle anderen Räume des Laborkomplexes, und tiefdunkel. Doch die, die hier lebten, brauchten kein Licht. Sie nahmen ihre Umgebung anders wahr.
"Er ist infiziert," sprach Fungho in die Dunkelheit. Die Antwort kam nicht in hörbaren Schallwellen, sondern erklang direkt im Gehirn des unterworfenen Doktors. "Ja. Ich weiß. Ich spüre sein Bewusstsein."
Zwei weiße Augen leuchteten in dem Dunkel des Raumes auf. Kaiser Billy nahm eine neue, bequemere Position ein, wobei man das Klappern seiner Beine auf seinem Podest deutlich hören konnte. Auf seinem Pilz trohnte eine blecherne Faschingskrone. Eines Tages sollte es eine echte werden.
"Der Agent war perfekt," krächzte Billy. "Lustlos und stumpf, einfach zu unterwerfen. Die Hitze da draußen bedeutet noch einige Schwierigkeiten, aber sobald er in seiner Heimat ist, sollte ich mühelos dazu in der Lage sein, ihn den Bericht über mich vergessen zu lassen. Lass mich allein, Fungho."
Der stille Doktor drehte sich abrupt um, verließ den Raum und schob das Bücherregal vor die Öffnung. Zurück blieb Billy, allein in der stillen Dunkelheit. Ein keuchendes Raspeln ertönte - Billy zwang seinen Wirtskörper zum Lachen. "Also dann." dachte er, während er von seinem Thronsaal aus das Wachstum der Pilzsporen in Sculders Körper steuerte. "Ich habe soeben einen ersten Schritt in die große, weite Welt getan. Bereue ich es? Nein. Mach dich auf was gefasst, Menschheit. Du hast einen neuen Herrscher." Der tote Körper des Paras lachte erneut, dann versank er in der Dunkelheit. Draußen, auf der Fähre nach Fuchsania, erwachte sein erster Untertan. Weitere würden folgen.
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