Beiträge von Sacolther

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    Gareth kam nicht umhin zu bemerken, dass es zwecklos geworden war, Ally zu ignorieren, und das machte ihn ziemlich sauer. Es war ihn gewisser Weise gut, dass Xana das nicht miterleben musste, denn sie wäre wohl nicht zu halten gewesen und hätte unter Umständen sowohl Ally als auch Shirley gefährlich verletzen können. Nicht, dass das eine Rolle spielen würde, aber Shirley brauchte er noch unversehrt, und am Ende hätte so eine Aktion von Traunfugil auch nur einen Haufen Ärger gebracht.


    Was das Mädchen von sich gab, war nicht nachzuvollziehen.
    Er wandte sich ihr halb zu, da ein ziemlich hässliches Pokemon, das ganz und gar aus Maul zu bestehen schien, sich in sein Bein verbissen hatte - noch ohne die Haut zu ritzen, aber die Bedrohung war spürbar - und seine Bewegungsfreiheit einschränkte. Seine leeren, kalten Augen brannten sich in die seines Gegenübers.
    "Wie kommst du darauf, dass ich Angst hätte?" fragte er, und die Verständnislosigkeit war seiner Stimme anzuhören. "Und du kannst nur glauben, sie sein unschuldig, weil du nicht weißt, was ich weiß, und was Ryan jetzt ebenfalls weiß. Du weißt rein gar nichts. Und den Ehrencodex der Trainer, wenn du dich schon darauf beziehst, verletzt du genauso wie ich es möglicherweise tue."
    Er lächelte böse.
    "Ganz abgesehen davon macht mir deine Drohung keine Angst. Pokemon sind selten von Grund auf böse, und dein... Pokemon... wird mich nicht ernsthaft verletzen, weil es sich davor scheuen würde. Es widerspräche seiner Natur. Ganz abgesehen davon würde ein Mensch hier unten an Blutverlust und Unterkühlung bei einem Verlust einer Gließmaße binnen weniger Minuten sterben. Willst du zum Mörder werden? Selbst wenn, dein Pokemon wird es sicher nicht." Sein Lächeln hatte jetzt beinahe einen freundlichen Charakter, triefte aber innerlich nur so vor Hohn. "Also entferne freundlicherweise dein Anhängsel von meinem Bein, wir beide wissen doch, dass du niemals tun könntest, was du mir androhst..."


    Zubat löste sich von seiner Hand und setzte sich, satt und zufrieden, auf seine Schulter. Gareth warf dem Pokemon aus den Augenwinkeln einen Blick zu und hoffte, dass das Wesen irgendwie verstehen konnte, was von ihm verlangt wurde. Es konnte nicht sehen, soviel stand fest.
    Aber es hat mein Blut getrunken. Vielleicht kann es spüren, was ich von ihm erwarte.

    Gareth war den Schmerz der Zähne noch gewöhnt, weil erst vor drei Tagen sein eigenes Pokemon ihn auf diese Weise angefallen hatte, bevor er es hatte fangen können, aber die Zähne des Pokemon rissen eine frische Wunde und die Feuerlanzen, die seinen Arm zu durchbohren schienen, machten ihn wütend.
    Nicht nur ihn. Sniebel, das sich in der Mantelfalte versteckt hatte, schoss mit einem wütenden Fauchen aus dem Stand senkrecht nach oben und grub seine Krallen tief in Zubats Körper. Das Fledermauspokemon biss erst vor schmerz noch fester zu, dann erlahmten seine Kräfte. Gareth löste die Kiefer mit der freien Hand und ließ das feindliche Pokemon dann achtlos mit einem angewiderten Gesichtsausdruck fallen, während Ströme von Blut aus seiner Hand sprudelten. Mit der freien Hand riss er Szadeks Pokeball vom Gürtel. Zubat erschien und ließ sich auf Gareths Handgelenk nieder. Das Pokemon saugte sich begeistert an seiner blutenden Hand fest. So wurde zum Einen des Blut nicht verschwendet und zum Anderen würde Zubats blutgerinnender Speichel die Wunde verschließen, sodass Gareth sie später verbinden konnte. Er musste sich sehr beherrschen, keine Gewalt anzuwenden oder eines seiner Geistpokemon loszulassen. Ein absolut sinnloser Eingriff in den äußerst subtilen Prozess, den er gerade durchführte, um Shirleys Willen zu brechen - sie hatte sehr vielversprechend reagiert. Ally würde niemals begreifen, dass er das letztlich tat, um die Gruppe zu stärken. Aber sie konnte es in ihrer Naivität ohnehin niemals verstehen, was ihn antrieb. Innerlich schwor er sich, für sie in einer Konfliktsituation keine mühe zu verschwenden. Wenn sie von sich glaubte, jede Lage so hervorragend einschätzen zu können, dann würde sie ja sicherlich auch nicht auf ihn angewiesen sein - nicht einmal, um Informationen über Team Sacrim aus widerborstigen Gruppenmitgliedern herauszubekommen. Aber er entschied, sich hier und jetzt nicht von ihr ablenken zu lassen. Stattdessen schob er sich mit einer geschickten Drehung zwischen Shirley und die Maschine - und die Gruppe, von denen der größte Teil ihnen gerade den Rücken zudrehte. Damit hatte er Shirley von ihrem Hoffnungsschimmer abgeschnitten, und zudem die Gefahr durch Allys Pokemon gebannt. Im üblichen Fall hätte er Xana gerufen und ihre Pokemon zermalmt - Fukano war untrainiert, weil frisch gefangen, und Pikachu konnte mit den Psystrahlen auf Dauer nicht mithalten - aber der Geist brauchte Ruhe. Nun sah die Situation so aus, dass die Pokemon ihn zwar angreifen konnten, aber für den Fall, dass sie es täten, würden sie das Risiko eingehen müssen, dass danebengehende Attacken entweder in die Gruppe einschlugen oder Lyrissa beziehungsweise die Maschine träfen, was fatale Folgen für die gefangenen Pokemon haben musste.
    Blieb noch eines zu tun... bevor Ally näher kommen konnte, beugte Gareth sich vor, wobei sein Finger erneut ihre Wange streifte, und flüsterte so leise, dass nur sie es hören konnte: "Das wirst du bald erfahren... Aber die Gesellschaft ist gerade etwas störend geworden, um solche intimen Dinge zu besprechen."

    Das Mädchen schauderte unter seiner Berührung. Ungwöhnlich. Skurril. Sie schien sich vor ihm zu scheuen, wie eine Pflanze vor Feuer zurückwich. Sie stolperte nach hinten und fing sich gerade noch; tatsächlich trat sie wieder einen Schritt an ihn heran. Aber sie konnte ihm nicht mehr in die Augen schauen. Sie erinnerte Gareth jetzt nur noch an ein Wild, dass nach einer längeren Hetzjagd endlich gestellt wird und sich nicht mehr wehren kann. Auch ihre Stimme war jetzt nicht mehr kalt und kontrolliert wie sonst, sondern zitterig und irgendwie verzweifelt.
    Ihre letzten Worte hallten in seinem Kopf wieder. Sie implizierten ihre Kapitulation vor ihm. Es war zwar noch in eine befehlende Form gekleidet, entsprach aber vielmehr einer Bitte. Es bewies, dass sie ihren Kampfswillen verloren hatte.
    Interessiert ob der Wirkung seiner Berührung strich er dem Mädchen kurz mit dem Zeigefinger über die Wange, bevor er ihr Kinn packte und sie zwang, ihm ihn die kalten, leeren Augen zu sehen.
    "Ich sehe dich auch so. Und ich werde dir keine Ruhe gönnen, bis ich weiß, was ich wissen will."

    Gareth fand es äußerst überraschend, dass Shirley es tatsächlich noch wagte, ihn anzusprechen. Und ihre Worte bestätigten natürlich nur seinen Verdacht, denn sie klangen in seinen Ohren zwar absolut lächerlich aufgrund der unangemessenen Hyperbel, doch drohten sie mit der versammelten Macht des Team Sacrims, die Shirley aus Rache durchaus gegen ihn entfesseln wollen würde. Allerdings hielt Gareth es auch wieder für unwahrscheinlich, dass Alodran sich von ihr herumkommandieren lassen würde, und selbst auf ihren Bericht hin würde er Gareth sicher nicht als größere Gefahr einstufen. Potentiell gesehen ging von Shirley also absolut keine Gefahr aus. Und die Tatsache, dass sie das selber nicht einsehen konnte, offenbarte noch eine weitere Schwäche von ihr, fast ebenso wie die Gefühlsregung, die sie dazu gebracht hatte, Gareth überhaupt anzusprechen. Sie verbarg ihre Gefühle zwar wieder, aber schließlich konnte sie in diesem Moment nicht aus Logik heraus gehandelt haben. Für eine Sekunde bereute er, Xana in den Pokeball gelassen zu haben, aber sie hätte die Anstrengung, Shirley noch einmal zu sondieren, wahrscheinlich nicht mehr verkraften können. Trotzdem hätte Gareth nur zu gerne noch einmal ihre Gedanken gesehen.
    Als sie sich gerade wegdrehen wollte, griff er aus einem Impuls heraus zu, packte sie an der Schulter und drehte sie zu sich herum; dieses Mal ließ er sie aber sofort wieder los, als wäre ihr Fleisch nekrotisch und verwest. Er lachte leise - das Geräusch klang ein bisschen wie ein hustendes Arbok.
    "Ach nein? Das sehe ich aber anders. Mir scheint eher, deine Aussage würde auf dich selbst zutreffen."

    Surion schüttelte die Paralyse ab und erhob sich, stets darum bemüht, seine Souveränität wiederherzustellen. Gareth ließ ihn vorerst gewähren, als er Sniebel seine Pokebälle wieder abnahm. Das Unlichtpokemon gesellte sich daraufhin zurück zu seinem Trainer und schmiegte sich in eine Mantelfalte. Ob das ein Fehler war, würde sich später noch zeigen.
    Ryan schien sehr nachdenklich über den Worten zu brüten, die Gareth ihm geschenkt hatte. Traunfugil indes schien äußerst zufrieden mit den Leistungen zu sein, die sie heute vollbracht hatte, und Gareth teilte dem Pokemon kurz seine eigenen Gefühle mit, die voll Zufriedenheit und Stolz für dessen Leistungen waren. Traunfugil schien über das Lob erfreut zu sein, aber allmählich schienen die extremen Anstrengungen an seiner Substanz zu zehren. Gareth öffnete einen Pokeball und ließ den Geist darin verschwinden, damit er sich etwas ausruhen konnte.
    Tim schien am meisten darauf zu brennen zu erfahren, was Shirley gedacht hatte, und obwohl Gareth selbst vor Ungeduld brannte - schließlich hatte er sein Hauptziel, die Informationen über Shirleys Informationen, immer noch nicht erreichen können - legte er dem Jungen eine Hand auf die Schulter und flüsterte ihm kurz "Lass ihm Zeit damit, bis wir die Pokemon befreit haben" zu.

    Gareth verstand nicht im Geringsten, was Ally ihm und dem Rest der Gruppe vorwarf. Ihre Aufgebrachtheit erschien ihm absolut willkürlich und aufgesetzt, vor allem, da sie normalerweise so unauffällig und gewöhnlich war. Wie kam sie dazu, auf einmal so einen Aufstand zu machen? Zumal es ihm bis vor kurzem noch so erschienen war, also ob sie wütend auf Shirley gewesen wäre, wegen irgendeiner Nichtigkeit. Anscheinend blickte sie aber doch zu ihr auf. Aber es war auch wieder nicht so wichtig.
    Traunfugil näherte sich Ryan langsam und vorsichtig, um ihn nicht zu beunruhigen. Gareth registrierte den nervösen Blick des Trainers.
    "Mach dir keine Sorgen, es wird nicht wehtun. Es könnte sein, dass es sich... komisch anfühlt. Aber es wird dich nicht beeinträchtigen, glaub mir."
    Xana nahm Kontakt mit Ryan auf und ließ die Gedanken nun von Gareth zu Ryan weiterfließen, wobei sie wiederum als Transmitter fungierte.


    [Viele Länder? Johto, Kanto sowieso, auch wenn Aerion auf der Basis zurückgeschlagen wurde und Exaris sich auch gerade in einer unglücklichen Situation befindet. Aber wer außer diesem Haufen Idioten soll bitte Team Sacrim sonst infiltrieren? Auf den Spuren von Cobra, welche im Untergrund arbeitet, bitte... die schaffen das nie, nie. Der Gedanke selbst bereitet einem irgendwie Kopfschmerzen... jedenfalls habe ich welche.
    Hoenn könnte auch sein, aber was gibt es noch...? Jetzt… jetzt hört sie auf zu reden... Und lässt meine Frage einfach außen vor? Dann äußert sie schon SOETWAS und lässt die Gegenfrage dann mit lautem Knall fallen?
    Man sollte ihr die Haut abziehen, ihr Gehirn wie ein Tuch ausquetschen und ihr die Fingernägel ausreißen und damit durch das Herz schießen. Dann wäre sie nicht nur eine elende Verräterin, sondern eine elende blutige Verräterin...
    Also wenn sie nicht bald damit rausrückt... Zerqu könnte sie gerne zerquetschen, ich mach mir nicht die Hände schmutzig... aber spätestens Alodran wird sie schon kriegen und dann hat sie nichts mehr zu lachen. Mädel, wie du hier vor dich hinlaberst... es gibt Sachen mit denen sollte man sich nicht messen.
    ]


    Die Gedanken hallten in Ryans Kopf wieder. Sie waren ganz plötzlich da und unterschieden sich von ihren eigenen dadurch, dass sie mit Shirleys Stimme erklangen. Xana löste die Verbindung und zog sich zurück, offensichtlich erschöpft.
    Gareth musterte Ryan leicht besorgt. Er hoffte, dass der junge Mann keine Beschwerden hatte und vor allem die richtigen Schlüsse ziehen würde.

    Afaik ist so eine Tabelle aber auch im Handbuch der Smaragd-Edition abgedruckt. Hast du da schon einmal nachgeschaut?


    Ansonsten wird man diese Tabellen nach den ersten paar Dutzend Kämpfen ohnehin auswendig kennen, also besteht auch keine Notwendigkeit, sich deswegen Sorgen zu machen.

    Gareth wollte gerade zu einer Antwort für Shirley ansetzen, als jemand ins Geschehen eingriff, mit dem er mittlerweile gar nicht mehr gerechnet hatte: Zerqu. Durch sein entschiedenes Eingreifen hatte er die Karten - wieder einmal - komplett neu verteilt und die bestehende Situation zu Gareths Gunsten gewendet. Surion bewegungs- und handlungsunfähig; Shirleys Pokemon keine Gefahr mehr. Sniebel, das in seiner Ecke immer noch Surions Pokebälle bewachte, verneigte sich grazil in Zerqus und Miltanks Richtung.
    Gareth zog Shirley noch eine Winzigkeit dichter zu sich heran. "Ganz wie du willst" hauchte er leise ins Ohr. Dann ließ er sie los - versetzte ihr aber dabei einen kräftigen Stoß, der erst ein paar Schritte auf Zerqu und sein wartendes Voltilamm zutaumeln und dann vor ihnen zu Boden gehen ließ. Voltilamm reagierte prompt und paralysierte auch Shirley.
    "Gut... während Lyrissa die Maschine deaktiviert, kann ich Ryan die Gedanken übertragen. Dann hat er auch kurz Zeit, sie entsprechend zu sortieren, und wir beraten uns, wenn diese Pokemon frei sind."
    Er wandte sich an Ryan.
    "Bist du bereit?"


    Gleichzeitig nickte er kurz in die Richtung von Sniebel. Das Unlichtpokemon sprang leichtfüßig aus seiner Ecke heraus und gesellte sich zu der Gruppe um Zerqu, wo es lässig mit den erbeuteten Pokebällen zu jonglieren begann.

    Gareth sah Tim für eine Sekunde verwundert an.
    "Oh, du hast Recht. Surions Natu kann mit meinem Traunfugil eine psychische Verbindung aufnehmen, wie Traunfugil mit Lugia. Es hat auf diese Weise Traunfugils Erinnerungen angezapft, weshalb Surion nun in Besitz der Erinnerungen von Shirley ist. Seltsamerweise schien er zu entscheiden, dass es besser wäre, sie euch vorzuenthalten, weshalb er seinem Natu befahl, Traunfugil durch die psychische Verbindung hinweg zu attackieren. Du verstehst sicher, dass ich ihn nicht gewähren lassen konnte. Alles weitere klärt sich dann, wenn ihr entschieden habt, durch wen ihr ihre" - er schüttelte Shirleys Arm ein wenig, was sie zwang, sich ein Stück vornüberzubeugen - "Gedanken erfahren wollt."


    Und es wurde langsam wirklich Zeit, dass die Gruppe diesbezüglich eine Entscheidung traf.
    Surions nächste Aktion hatte ihn wieder überrascht. Immerhin hatte Sniebel die Pokebälle des Trainers abgerissen und schleppte sich jetzt leicht angeschlagen aus der gefahrenzone, die Bälle in den Krallen. Damit waren sie auch Surions Einfluss vorerst entzogen.
    Nun stand Dragonir vor Gareth. Für einen kleinen Moment fragte irgendeine leise Stimme in dem Trainer, ob jetzt nicht eine gute Gelegenheit für Dinge wie Flucht oder Panik wäre, aber eine andere, viel lautere Stimme begann damit, die Doktrinen durch seinen Kopf hallen zu lassen. Kapitulation wäre Verrat.
    "Also dann..." meinte Gareth mit einer Andeutung eines Achselzuckens. "Dann fackel mich halt ab, Dragonir." Er packte Shirley mit der freien Hand am Kragen und zog sie so dicht wie möglich zu sich heran. "Bedenke, dass du uns dann beide triffst." Zudem deckte Shirley ihn in ihrer derzeitigen Position mit ihrem Körper.
    Er zischte ihr ins Ohr: "Es wäre besser für sich, du würdest dein Pokemon stoppen. Es könnte sein, dass es sich nicht die Mühe macht, ordentlich zu zielen."

    Gareth spürte auf der Stelle, dass etwas nicht stimmte, und dass es ausgerechnet mit Surion zu tun hatte. Nun gut, dann sollte der Narr eben mit Shirley stürzen. Der gewaltsame Einbruch des Natus in die Gedanken von Xana überraschte ihn, weil er damit überhaupt nicht gerechnet hatte. Nicht nur, dass Surion sich gegen ihn stellen konnte, was bedeutete, dass er dessen Verrat nicht rechtzeitig erkannt hatte, sondern auch, dass er das Pokemon und dessen Kräfte unterschätzt hatte. Für einen winzigen Moment erlangte er seinerseits einen Einblick in Surions Gedanken. Er sah seinen Plan, als sich die Verbindung zwischen Natu und Traunfugil wieder synchronisierte - und die Ausführung, als Natu diese Synchronisation überlud und Xanas Konzentration und Substanz attackierte. Für eine Sekunde drohte die Überladung auch ihn zu überwältigen, aber er konzentrierte sich auf seine zwölf Jahre des Trainings. Ein Natu war nicht stark genug, seinen Geist zu übernehmen oder zu beeinträchtigen. Traunfugil sank ermattet zu Boden, während Dikket sich seinerseits den Pokeball von Sniebel krallte und auf Surion warf. "Angriff!" Belketh schoss aus dem Pokeball, landete geduckt und sprang dann Natu direkt an, wobei es seine Finten-Attacke einsetzt.
    Natu hatte dem nichts entgegenzusetzen und fiel wie ein unförmiger Haufen Federn zu Boden. Das kleine, aber grazile Unlichtpokemon krallte sich daraufhin an Surions Rücken fest und legte seine rasiermesserscharfen Krallen an seine Kehle. Die Geste war eindeutig eine Warnung, nicht nach einem seiner Pokebälle zu greifen.
    Diese Gefahr war nun vorläufig gebannt.


    Gareth zog einen Beutel mit Heilstaub aus der Tasche, griff hinein und ließ eine Handvoll des Staubes auf die Phantomgestalt des Traunfugils rieseln. Benommen und angeschlagen schwebte das Pokemon wieder höher. Es nahm die Gedankenverbindung wieder auf, aber Gareth erkannte den angegriffenen Zustand des Pokemon. Pschische Höchstleidtungen würde es für einige Stunden nicht mehr vollführen können.
    Er wandte sich wieder der Gruppe zu.
    "Aufgrund der unvorhersehbaren Aktion eben ist Traunfugil nur in der Lage, einem von euch die Informationen zu geben. Es wäre gut, wenn ihr euch kurz darüber beratet, wem sie zukommen sollen."
    Er warf einen Blick zu Surion.
    "Seine Loyalität dürfte damit auch kein Geheimnis mehr sein..."

    Gareth verdrehte Shirleys Arm noch eine Winzigkeit weiter. Bei einem Versuch, sich zu bewegen, hätte sie sich jetzt wohl eher selbst den Arm gebrochen, als dem Griff zu entfliehen.
    Gareth musterte die Gesichter, die ihn anstarrten - von Fassungslosigkeit und Überraschung bis zu Neugierde war alles vertreten. Sehr gut. Zumindest schien Gareth sich erfolgreich die unbeschränkte Aufmerksamkeit gesichert zu haben.
    Er überlegte seinen nächsten Schritt sorgfältig.
    "Warum Lyrissa sich selbst als Verräterin bezeichnet, mag in ihrem eigenen moralischen Empfinden liegen, aber Shirley sollte dir deine Frage vielleicht selber beantworten. Nicht mit ihren eigenen Worten, sondern mit ihren eigenen Gedanken. Du erinnerst dich an die Seeschauminseln? Traunfugil hat deine Gedanken und Gefühle an Lugia übertragen... wie sich zeigte, funktioniert dies auch von Mensch zu Mensch, und Traunfugil kann dir die Gedanken zugänglich machen, die Shirley zuerst an mich weitergab. Keine Sorge, Traunfugil wird dich dabei nicht verletzen. Ihre Gedanken werden dir Antworten geben und sicher neue Fragen aufwerfen, die ich mir auch gestellt habe. Bist du bereit, Zeuge ihrer Gedanken zu werden?"


    Er sah jedem aus der Gruppe ins Gesicht, inklusive Lyrissa und Kalindra.


    "Das gilt für euch alle. Mit den gleichen Ausgangsbedinungen wird unsere Diskussion sicher viel einfacher. Xana kann euch allen die Gedanken senden, und dann werdet ihr verstehen, warum ich nicht zulassen möchte, dass Shirley sich so überhastet aus unserer Mitte stiehlt."

    "Halt!" zischte Gareth wütend. Pläne und Ideen, wie er am besten das, was er von ihr wissen wollte, aus ihr herausbekommen sollte, zerplatzten, als er ihre Verunsicherung und ihre Fluchtreaktion wahrnahm und seine eigenen Instinkte ihm sagten, dass es besser wäre, sofort zu handeln. Wie eine abrollende Spule stürzte Gareth hinter Shirley her, erreichte sie mit zwei großen Sätzen, packte ihren Arm und verdrehte ihn ihr gekonnt auf den Rücken. Dann schob er sie mit etwas, was man mit viel gutem Willen noch als ´sanfte Gewalt´ bezeichnen konnte, zur Gruppe zurück.
    "Bevor du hier deinen Abschied nimmst wäre es wirklich nett, wenn du uns allen noch eben erklären könntest, woher du die Informationen über Team Sacrim hast, die du mir gerade zugänglich gemacht hast. Und wieso du Lyrissa für eine Verräterin an Alodran hälst." Mit der freien Hand riss er ihr die Pokebälle vom Gürtel und warf sie einzeln Zerqu zu.
    Xana dirigierte er in einen günstigeren Winkel, von dem aus sie nicht nur Gareth und Shirley, sondern notfalls auch die ganze Gruppe mit Psywellen erreichen konnte, um die Erinnerungen von Shirley an die anderen weiterzugeben, falls es nötig sein sollte.

    Zitat

    Original von Glurak-Meister
    wenn ich mich net irre


    dann gibst es keinen preis


    Du irrst dich nicht. Um es mit Nachdruck zu sagen: Es gibt keinen Bonus, wenn man 100 Stunden gespielt hat oder die Top 4 hundert mal besiegt hat oder etwas anderes in dieser Richtung "vollbracht" hat.

    Äußerst zufrieden ging Gareth im Geist noch einmal die empfangenen Informationen durch und begann, Schlussfolgerungen zu ziehen.
    Sorgfältig achtete er darauf, seine Gedanken in sich zu verschließen. Gleichzeitig wandte er sich wieder Lyrissa zu.
    Hm, Länder? Das bezog sich wohl auf Lyrissas Aussage, dass Team Sacrim auch in anderen Ländern aktiv ist. In Kanto, wo jemand namens Aerion in einer Basis - vielleicht ihrem Hauptquartier? - geschlagen wurde, offenbar ebenso wie dieser Exaris, der Forscher bei Silph Co., der diese abscheuliche Maschine konstruiert hat. Und irgendjemand namens Cobra. Und offenbar hält sie irgendjemanden in Kanto für unfähig, diese Cobra auszuschalten. Aber wer ist Cobra, und wen gibt es in Kanto? Ist es derselbe, der die anderen beiden geschlagen hat? Warum sollte er dann nicht auch mit der Agentin fertig werden? Ein Punkt, über den ich Antworten von ihr erwarten werde.
    Er hielt kurz inne und lies den zweiten teil von Shirleys Gedanken revue passieren.
    Ihr Hass auf Lyrissa ist nicht nachvollziehbar. Ihre ganze Art ist falsch, obwohl ihre Gefühle echt sind. Woher hat sie diese detaillierten informationen? Wieso bezeichnet sie Lyrissa als Verräterin? Wieso sympatisiert sie mit Alodran?
    Er erinnerte sich daran, wie Shirley Surion als Sacrim bezeichnet hatte, unmittelbar nachdem Alodran sie alle zum Sterben zurückgelassen hatte.
    Versucht sie den Vrdacht von sich abzuwenden? Zwei weitere Punkte auf der Liste, die ich mit ihr durchgehen werde. Und welche Dinge meint sie? Alodran ist nur ein Mensch, und das Leben weicht schnell aus seiner schwächlichen Hülle. Ohne seine Pokemon ist er nichts. Woran hat sie also wirklich gedacht? Diesen Punkt behalte ich besser erst einmal für mich, es wäre nicht gut, ihr zu zeigen, wie sehr ich ihre Gedanken tatsächlich lesen kann. Dass sie nichts vor mir verbergen kann.
    Er gedachte des letzten Abschnitts und lächelte in Gedanken.
    Dass sie tatsächlich immer Angst vor Xanas Kräften gehabt hat... erstaunlich. selbst ich kannte noch nicht alle Anwendungsmöglichkeiten. Noch weiß sie nicht, dass Xana es gewesen ist - sie ahnt es nur. Und sie weiß auch nicht, was ich weiß. Dass ich weiß, was sie weiß. Aber sie wird es bald wissen... Ihre Angst hat ihre Gedanken bloßgestellt. Er ließ ihre letzten, panikverzerrten Gedanken noch ein paar mal durch seine Gedanken kreisen und weidete sich kurz daran.
    Beinahe schön, ihr diese schmach zugefügt zu haben, ihre innersten Gedanken gestohlen zu haben. Und wie nützlich zu wissen, dass es funktionierte. Mit ein wenig Übung würde es immer besser funktionieren, da war sich Gareth sicher. Und Shirleys Angst vor den Psychokräften war ebenfalls sehr nützlich, weil es endlich eine Schwäche von ihr aufzeigte. Von außen nahezu unangreifbar und nur dann verwundbar, wenn ihr ein unbeabsichtigtes Wort oder eine falsche Betonung, eine unbedachte Emotion entschlüpfte... doch von innen verletzlich und zerbrechlich wie eine Skulptur aus dünnem Eis.
    Schön, makellos, kalt... aber zerbrechlich und schwach. Xana und er gestatteten sich sekundenlang, ihren gemeinsamen Triumph innerlich zu feiern, bevor sie gleichzeitig wiederinnerlich ernst wurden. Äußerlich hatten beide keine Miene verzogen.


    Ryan fragte nach Jens, und Gareth spannte sich unwillkürlich wieder. Er hatte sich diesmal unter Kontrolle, aber es ärgerte ihn einerseits, nicht selbst darauf gekommen zu sein - und andererseits hoffte er für Lyrissa, dass es dem Leiter der Arena von Teak City gut ging.

    Gareth akzeptierte Lyrissas Antwort vorerst, auch wenn ihm nicht entgangen war, dass sie allen Fragen mehr oder weniger auswich. Sie hatte zwar vielfältige Einsatzmöglichkeiten genannt, aber war dabei niemals ins Detail gegangen und hatte keine Beispiele genannt.
    Aber er wurde ohnehin gerade von etwas ganz anderem abgelenkt.
    Es wäre ihm nicht einmal aufgefallen, wenn Xana ihn nicht darauf hingewiesen hätte... ein winziges, kaum spürbares Detail in Shirleys Stimme, als sie ihrerseits eine Frage an Lyrissa gestellt hatte. Ein kaum wahrnehmbarer Vorwurf, den das aufmerksame Traunfugil als solchen identifiziert hatte. Ein Vorwurf, das Arbeitsverhältnis mit Alodran aufgegeben zu haben? Vorwurf bedeutete eine Sympathie für Alodran - und das bedeutete... Verrat! Xana und Gareth kamen gleichzeitig zu dieser Schlussfolgerung.
    Gareth wusste, dass es aussichtslos wäre, jetzt einen gruppeninternen Zwist heraufzubeschwören, auch wenn er vielleicht Zerqu dabei auf seine Seite ziehen konnte. Was er brauchte wäre ein Beweis, aber der konnte nur von einer Person erbracht werden. Von Shirley selbst. Und damit begannen die Schwierigkeiten. Shirley würde ganz sicher nicht so unvorsichtig sein, sich noch einmal zu verraten. Uns sich selbst belasten würde sie schon gar nicht, das war Gareth sich ebenfalls sicher. Vielleicht stachen solche kleinen Fehler wie unkontrollierte Emotionen deshalb so sehr bei ihr hervor, weil ihr sonstiges Auftreten in einer annähernd perfekten Weise nichtmenschlich war, kontrolliert, diszipliniert, distanziert. Im Grunde ihm ganz ähnlich.
    Wie sollte er ihren Verstand durchsuchen können?
    Wieder brachte Xana eine Idee ein, wie die Festung gestürmt werden würde. Nicht durch die Gewalt einer Belagerungsarmee, wie Zerqu es versucht hatte, sondern durch ein Messer im Dunkeln, einen lautlosen Infiltrator, der keine Spuren hinterließ. Er erinnerte sich deutlich daran, wie Xana Zerqus Erinnerungen infiltriert und extrahiert hatte. Dieser hatte ihr bewusst Einlass verschafft und ihr auch praktisch die passenden Erinnerungen bereitgelegt, aber würde dies auch bei jemandem gelingen, der unkooperativ und möglicherweise mental stark genug war, sich zu wehren? Nun, zumindest würde der Angriff sie unvorbereitet treffen, weshalb sie sich vermutlich ein paar Sekunden kaum würde wehren können, und das würde sich vielleicht schon als völlig ausreichend erweisen.
    Wieder einmal erwies sich die mentale Verbindung als unschätzbar wertvoll. Statt, wie ein gewöhnlicher Trainer, seinem Pokemon nun den Plan erklären zu müssen - und damit unweigerlich Shirley zu warnen - , brauchte Gareth Traunfugil nur gedanklich den Befehl zur Ausführung zu geben, und das schattenhafte Geistpokemon schwebte zur Decke der Höhle hinauf, wo es dunkel genug war, um ihre undeutlichen Konturen verlöschen zu lassen. Auf die Distanz von knapp drei Metern waren ihre psychischen Sonden immer noch in der Lage, Shirley zu entdecken, die momentan offenbar eher von Lyrissa abgelenkt war; ohnehin achtete niemand aus der Gruppe auf Traunfugil oder Gareth.
    Sie stieß ihre psychischen Sonden in Shirleys Bewusstsein und zapfte den Strom an Gedanken und Emotionen an, der dort ablief. Dann öffnete sie ihre Verbindung zu Gareth weit und ließ Shirleys Gedanken einfach durch sich hindurch zu Gareth strömen.
    Dieser stellte sich seitwärts, sodass er sowohl Lyrissa als auch Shirley im Auge behalten konnte. Die Gedanken der Trainerin und ihre Gefühle bildeten sich in ihm, als wären es seine eigenen. Er spürte ihre kalte, nachdenkliche Art, die sich nach dem Hass von vorhin seltsam anfühlten.
    Viele Länder? Johto, Kanto sowieso, auch wenn Aerion auf der Basis zurückgeschlagen wurde und Exaris sich auch gerade in einer unglücklichen Situation befindet. Aber wer außer diesem Haufen Idioten soll bitte Team Sacrim sonst infiltrieren? Auf den Spuren von Cobra, welche im Untergrund arbeitet, bitte... die schaffen das nie, nie. Der Gedanke selbst bereitet einem irgendwie Kopfschmerzen... jedenfalls habe ich welche.
    Ihre spöttischen letzten Gedanken schienen von einem leichten Unwohlsein abgelöst zu werden. Gareth spürte in der Tat die Schmerzen… doppelt so schlimm wie sonst, da er die von Shirley mitertragen musste. Aber die Gedanken waren jetzt viel zu interessant, um die Verbindung durch so eine Lappalie abzubrechen.
    Hoenn könnte auch sein, aber was gibt es noch...? Jetzt… jetzt hört sie auf zu reden... Und lässt meine Frage einfach außen vor? Dann äußert sie schon SOETWAS und lässt die Gegenfrage dann mit lautem Knall fallen?
    Ihre Emotionen veränderten sich von kühl zu zornig. Kaum weniger hasserfüllt als Gareth, aber sie schien sich ein wenig besser unter Kontrolle zu haben als er vorhin. Offenbar war dieses Gefühl nichts neues für sie.
    Man sollte ihr die Haut abziehen, ihr Gehirn wie ein Tuch ausquetschen und ihr die Fingernägel ausreißen und damit durch das Herz schießen. Dann wäre sie nicht nur eine elende Verräterin, sondern eine elende blutige Verräterin...
    Gareth hätte unwillkürlich gelacht, wenn ihn das nicht verraten hätte. Die anschaulichen Bilder, mit denen Shirley ihre wütende, stumme Hasstirade untermalte, trafen seinen Geschmack, auch wenn er vermutlich anders zu Werke gegangen wäre.
    Also wenn sie nicht bald damit rausrückt... Zerqu könnte sie gerne zerquetschen, ich mach mir nicht die Hände schmutzig... aber spätestens Alodran wird sie schon kriegen und dann hat sie nichts mehr zu lachen. Mädel, wie du hier vor dich hinlaberst... es gibt Sachen mit denen sollte man sich nicht messen.
    Plötzlich stockte sie. Ihr Blick hatte in der Dunkelheit die leuchtenden Augen des Geistpokemon gesehen.
    DU verursachst bei mir starke Kopfschmerzen, verdammt!
    Sie fuhr sich mit der linken Hand mehrmals durch die Haare und sah sich mit einem leichten Anflug von Panik nochmals um.
    Das... Moment... das kommt nicht von Lyrissa... das ist anders... Gareth...? Lass die Befürchtungen nicht wahr sein...
    Xana erkannte die Gefahr rechtzeitig und zog sich tiefer in die Schatten zurück und sank langsam zu Gareths Schulter zurück. Shirley starrte an den Fleck, an dem Xana eben noch geschwebt hatte, und ihre Gedanken wurden panikerfüllter, aber auch verschwommener, da Xana die Verbindung kaum noch halten konnte.
    Wo ist … Teil? Was kann es? Ist es an mir dran? Verdammt, … Furcht … schon immer berechtigt... Verschwinde! Du hast … nichts mehr zu suchen, ich … Glumanda auf dich! Wenn … es war müsste … jetzt … weg sein... bitte nicht... Ich … die Krise wenn sie das gelesen hat…
    Die Verbindung riss. Gareth holte erleichtert leise Luft, als die Schmerzen nachließen.
    Jedes Wort, das Shirley gedacht hatte, hatte er sich eingeprägt. Sie sah sich immer noch besorgt um, um sicherzugehen, dass Traunfugil verschwunden war, und Gareth erlaubte sich ein dünnes Lächeln.
    Er war erfüllt von der Vorfreude auf ein Gespräch zwischen ihnen beiden, wenn der Rest der Gruppe gerade nicht in der Nähe war. Sie hätte einiges zu erklären, und in ihrem eigenen Interesse hoffte Gareth, dass sie kooperativ sein würde. Sonst würde er dem Rest der Gruppe
    erzählen, was er erfahren hatte.
    Mit einem Seitenblick zu Surion verschloss er seine Erkenntnisse tief in sich. Er wollte nicht riskieren, durch einen unbedachten Gedanken über eine eventuell wieder auftretende Synchronisierung ihm etwas davon zuzuspielen.

    Wie üblich entwickelten sich die Dinge anders als gewöhnlich, aber dieses eine Mal schienen sie vielleicht positiver zu verlaufen als sonst. Die Frau schien der Gruppe vertraut zu sein. Gareth hatte sie noch nie zuvor gesehen, aber als der Name Lyrissa fiel, verknüpften sich in seinem Gehirn zwei Gedanken zu einer Schlussfolgerung. Das lag wahrscheinlich an dem schwachen Lavendelduft, der von ihr ausging und der ihn sofort an Teak City erinnerte.
    Hier stand eine Frau aus Team Sacrims Kommandoebene vor ihnen - dieselbe Frau, die sich, wenn er es richtig verstanden hatte, in der Teak City-Arena als Vetreterin des wahren Leiters Jens, eines der geehrtesten Söhne von Teak City und Meisters über die Geist-Pokemon, ausgegeben hatte.
    Eigentlich hatte er Ryan noch fragen wollen, ob sie das nun wirklich gewesen war, aber bei ihrem Anblick war das nicht mehr nötig. Unwirklicher Hass auf die Begeherin dieses Affronts loderte in ihm. Er registrierte flüchtig, dass Surion neben ihn trat und Xana zurückkehrte und um seine Schultern schwebte, wobei sie besorgt seine Gedanken und Gefühle sondierte. Als er ihr den Grund für seinen Hass mitteilte, spürte er sofort, wie auch ihre Gefühle umschlugen, und sie begann, energie zu sammeln, um, wann immer es nötig wäre, Lyrissas Hirn mit einer Psywelle langsam zu rösten. Sie würde es mit Freuden tun.


    Gareth konzentrierte sich so gut er konnte auf das hirnlose geplapper um sich herum, während er mit aller Kraft versuchte, das Bedürfnis, die Frau vor ihm auf der Stelle zu erwürgen, unter Kontrolle zu bringen. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, als er seine Gedanken von den Bildern der Gewalt ablenkte und sie stattdessen auf ihre letzten Worte zentrierte.
    Maschinen wie diese gab es also mehmals. Die restlichen Informationen waren momentan eher zweitrangig, aber sie gaben trotzdem anlass für eine Frage.
    Langsam aus dem seitlichem Schatten heraustretend, wandte er sich direkt an Lyrissa. "Was tut Team Sacrim eigentlich mit dieser Energie?" zischte er. Seine Stimme klang glücklicherweise emotionslos wie immer und gab keinen Aufschluss darüber, dass er Lyrissa lieber tot sehen wollte, statt mit ihr zu reden. Der brennende Wirbel aus Hass in seinen Augen war in der Dunkelheit kaum zu erkennen. Er bemühte sich, seine verkrampften Hände zu lockern und seine Distanz zurückzugewinnen.
    Nicht jetzt... nicht jetzt... nicht jetzt...

    Gareth wandte sich an Ally, als sie ihm auf seine Frage antwortete. Er hatte für eine winzige Sekunde das starke, bizarr-paradoxe Bedürfnis, gleichzeitig ohnmächtig zu werden und irgendetwas zu zerstören, am besten mithilfe seiner Pokemon. Wie konnte dieses Mädchen nur völlig planlos ihr Zubat auf eine Mission schicken, bei der es am Ende entscheidend war, ein eindeutiges Ergebnis zu erhalten? Gareth konzentrierte sich darauf, seine Gefühle im Zaum zu halten und sich auf die gegenwärtige Situation zu konzentrieren.
    "Dafür haben wir keine Zeit mehr, Traunfugil wird Zubats Ergebnisse schon auswerten können, wenn es zurückkehrt..."
    Gleichzeitig versuchte er sich auf das zu konzentrieren, was Kalindra von sich gab, teils als Antwort auf seine Frage an sie, teils als Antwort auf das, was er eigentlich Ryan gefragt hatte. Einen winzigen Sekundenbruchteil spürte er einen gänzlich ungewohnten Anflug von Wut über ihre Dreistigkeit in sich aufsteigen, aber er verdrängte ihn augenblicklich. Ablenkung konnte hier böse ausgehen.
    Während ihr letzter Satz noch leise in der Stille nachhallte, die sich über die Gruppe gelegt hatte, als das deutliche Geräusch zu vernehmen war, das von einer ganz anderen Richtung kam, als eigentlich vermutet... nämlich von hinten! Gareth zischte wütend und rief innerlich nach Traunfugil. Ihre Erkundungsmission war jetzt nutzlos, es wäre besser gewesen, arantir wieder als Wachtposten zurückzulassen und ihn später abzuholen. Jetzt wurde ihre Nachlässigkeit wieder einmal bestraft. Traunfugil spürte seinen unhörbaren Ruf und machte sich auf den rückweg, doch es war unwahrscheinlich, dass sie so schnell zurückkommen würde, dass die unbekannte Bedrohung sie nicht zuerst erreichen würde. Gareth trat in den Schatten des Eingangs der kleinen Höhle und verschmolz förmlich mit diesem. Eine verzweifelte Geste, aber wer immer sich ihnen näherte, würde ihn entweder sehr, sehr spät oder gar nicht bemrken können, dafür sorgten langes Training und die schwarze Kleidung.


    Wenigstens eine Art von persönlicher Vorbereitung... nachdem ich mich so getäuscht habe. die Präsenz in der Umgebung kam wahrscheinlich von der Maschine, nicht von jemand anderem. Jetzt ist die Zeit gekommen, jemanden für die Blasphemie büßen zu lassen.

    Gareth nickte Ryan dankbar zu. "Verstehe. Ich denke, wir sollten unsere Kräfte zunächst auf unsere Feinde richten und uns danach erst um diese Maschine bemühen. Traunfugil und Zubat werden bei Feindkontakt hoffentlich zu unserer Position zurückkehren und Bericht erstatten. Wir haben dann, abhängig davon, wie lange die Feinde brauchen, um uns zu erreichen, vermutlich zwischen zwanzig und fünfzig Sekunden Zeit, um uns über unsere Strategie Gedanken zu machen."
    Er ließ diesen Gedanken erst einmal so stehen und wandte sich seinen übrigen Pokemon zu, die griffbereit in ihren Pokebällen an seinem Gürtel befestigt waren und ausnahmslos in gutem Zustand und kampfbereit waren.
    Etwas beunruhigte Gareth allerdings furchtbar.
    Er wandte sich noch einmal an Ryan.
    "Kommt es dir nicht seltsam vor, dass, wenn diese Maschine so wichtig oder mächtig ist, es hier überhaupt keine Schutzvorrichtungen gibt und sich ihr Wächter - wer immer es ist - so weit von ihr entfernt hat? Ich hatte von Team Sacrim bislang nicht den eindruck gewonnen, dass sie so dumm wären. Das ist beunruhigend."

    Gareth hörte die Worte von Kalindra und wandte sich ihr zu.
    "Erlösung wovon?" Er schlug mit der flachen Hand auf den Glaskasten.
    "Mir geht es nur darum, diese unnatürliche Abscheulichkeit von diesem Ort zu entfernen." Er wandte sich wieder dem Apparat zu, als sich auch Shirley zu Wort meldete.
    Interessant. Diese Maschine kann also die Energie eines Pokemon komplett in sich aufsaugen? Und das Pokemon kann seine Kräfte nicht regenerieren? Dann muss diese Maschine das Innerste eines Pokemon aufzehren, seine reine Lebensessenz. Faszienierend... und tödlich und blasphemisch.
    Ally schaltete sich nun ebenfalls ins Geschehen ein und schickte ihr Zubat los. Eine vernünftige Aktion von ihr, fand Gareth. Das Pokemon lebte in Höhlen und würde nicht auffallen, zudem war es in jedem Fall besser, vorbereitet zu sein. Nur eines konnte er nicht verstehen. "Wie willst du verstehen, was es zu berichten haben wird, wenn es wiederkommt? Kein Mensch kann die Ultraschallwellen eines Zubats hören, und selbst wenn, würdest du niemals verstehen können, was es sagt."
    Er schnippte kurz mit den Fingern. Xana! Das Geistpokemon hatte seine Idee bereits Sekunden vorher verstanden und schwebte sofort in die Höhle davon, in eine andere Richtung als Zubat, aber trotzdem tiefer hinein. Xana suchte dabei bewusst nach der Präsenz, die sich vorhin bemerkt hatte und folgte ihr wie eine fährte, während Zubat eher auf gut Glück herumsuchte.


    Als Geistpokemon wäre Traunfugil vielleicht etwas auffälliger, aber war dafür intelligent genug, sich bei Gefahr an der finsteren Höhlendecke zu verstecken und die körperlose Substanz des Geistes war ohnehin kaum zu entdecken.


    Gareth wandte sich an Ryan, während er auf Xanas Rückkehr wartete. "Du hast doch schon einmal so eine Maschine gesehen, die von team sacrim war. Ähnelt sie dieser hier? Und was war noch einmal ihre Funktion?"

    @Suri: Du kannst seinen Geist nicht ausspionieren, selbst wenn du das gerne wollen würdest... denk an die Regeln. xp Btw. ist die Präsenz nicht von mir...


    Besonders viel schien Xanas Attacke nicht ausgerichtet zu haben, außer das Tim eine ziemlich laute verbale Attacke gegen ihn startete, was Surion ungeheuer zu erheitern schien. Dieser nutzte seinerseits sein Natu, um den Kasten anzugreifen, doch für sich alleine konnte keines der beiden Pokemon etwas ausrichten.
    Surion machte der äußerst interessanten Vorschlag, gemeinsam anzugreifen.
    Doch Gareth hatte vorher noch etwas zu erledigen.
    Er drehte sich mit einem kalten Lächeln zu Tim um, legte einen Finger an die Lippen und zischte "Pst. Das einzige Risiko hier ist dein Geschrei. Irgendjemand hält sich hier unten außer uns noch auf, und wenn er jetzt auf uns aufmerksam geworden ist, dann ist es deine Schuld."
    Damit wandte er sich wieder an Surion und nickte diesem kurz zu, um ihm zu verstehen zu geben, dass er seinen Vorschlag billigte.
    Xana hatte derweil energie für einen weiteren, dieses Mal stärkeren Psystrahl gesammelt und wartete auf ein Kommando.