Capitolo Dieci
Das Orakel
(Aus der Sicht von Alessandro Pompejii)
Was wir wissen, ist ein Tropfen; was wir nicht wissen, ein Ozean.
Isaac Newton
„Und du bist dir noch immer sicher, dass du das machen willst?“fragte ich Paolo während er, Michele und ich aus dem Bus ausstiegen.
Wir waren gerade beim Kolosseum angekommen und blieben kurz vor diesem stehen.
„Ist es jetzt nicht etwas zu spät, um mich das zu fragen?“erwiderte er während er das beleuchtete Kolosseum ansah.
„Sí, da hast du auch wieder recht. Was meinst du, was das Orakel für eine Zukunft prophezeit? Una bella futuro o una cattivo futuro?“fragte ich ihn, worauf Michele etwas genervt antwortete: „Das werden wir dann sehen. Machen wir uns lieber keine falschen Hoffnungen.“
Paolo nickte nur abwesend. Ich fragte mich, was er wohl gerade dachte.
„Alessandro, warum bist du eigentlich an Davides Stelle mitgekommen?“sagte Paolo nach einigen Augenblicken des Schweigens.
„Ich kann euch zwei doch nicht alleine lassen.“erwiderte ich lächelnd, worauf Paolo sich leise mit einem Lächeln bedankte, Michele sah mich nur misstrauisch an.
„Was ist, Michele?“fragte ich ihn als er sich ohne Antwort von mir abwandte.
„Forza, gehen wir zum Forum Romanum.“sprach Paolo als er ging.
Michele und ich folgten ihm. Wir gingen auf dem Gehsteig neben einer breiten Straße, auf der kein einziges Auto fuhr, auch auf dem Gehsteig war keine Menschenseele.
„Ich komme mir vor wie in einem Horrorfilm…“sagte ich etwas ängstlich.
„Heul nicht rum und komm.“meinte Michele, worauf wir drei schneller gingen.
Als wir beim Eingang vom Forum Romanum angekommen waren, war dort ein schwarz gekleideter Mann, der mit dem Rücken zu uns stand. Michele und ich blieben hinter der Ecke stehen, Paolo ging um die Ecke, als ihn der schwarze Mann bemerkte.
„Bist du Paolo Passione?“fragte er Paolo, worauf der nickte.
„Michele und Alessandro, kommt hinter der Ecke hervor.“ sprach der Mann worauf Michele und ich uns überrascht ansahen.
Nach einigen Augenblicken des Zögerns gingen wir um die Ecke und standen nun neben Paolo und sahen den Mann an. Er hatte eine Kapuze ins Gesicht gezogen und trug eine weiße Montur, die mich an die von Davide erinnerte, als wir ihn zum ersten Mal begegneten.
„Wer sind sie, und woher kennen sie unsre Namen?“sagte ich während der Mann zu mir sah.
Er hatte blaue Augen. Als Paolo ebenfalls in das Gesicht des Mannes sah, weiteten sich seine Augen.
„Du hast es scheinbar kapiert, o Paolo?“sprach der Mann lachend, worauf Paolo wie angewurzelt dastand.
„N-No…D-Das kann nicht sein…T-Tu sei…“war das einzige, was Paolo rausbekam.
Der Mann nahm seine Kapuze ab und umarmte Paolo, der darauf zu weinen begann. Der Mann sah Paolo wirklich ähnlich.
„Könntet ihr uns vielleicht erklären, was hier los ist?“meinte Michele, worauf der Mann zu uns beiden sah.
„Penso, das ist sein Vater.“sagte ich, worauf der Mann mit einem Lächeln nickte, Michele sah ihn ungläubig an.
„Aber…wurden sie nicht bei einem Attentat getötet?“fragte Michele, worauf er erzählte: „No, wäre ich tot, wäre ich ja nicht mehr hier, haha. Aber ich werde es dir erklären; Als der Attentatsversuch startete, wusste ich bereits von diesem Bescheid. Paolo und Fortunato waren zu diesem Zeitpunkt auch bei mir im Büro. Als ich dann mit dem Attentäter kämpfte, schoss er mir in den Oberkörper, wichtige Organe wurden dabei nicht verletzt, aber ich war trotzdem in Lebensgefahr. Um meine Söhne zu schützen, sagte ich den Ärzten, sie sollen euch meinen Tod mitteilen. Von da an lebte ich sozusagen nicht mehr, deshalb baute ich mir eine komplett neue Identität auf und lebte im Ausland. Als ich dann erfuhr, dass ihr beide beim Italia Turnier teilnehmt, dann musste ich unbedingt hierher kommen. Außerdem muss ich mich noch bei Mario bedanken, dass er sich um euch alle gekümmert hat.“
„Tre domande; Wer ist Fortunato und warum müssen sie sich bei Herrn Vedi bedanken, dass er sich um uns gekümmert hat? Und die wichtigste Frage: Wie heißen sie?“fragte ich während ich mir die Geschichte noch einmal durch den Kopf gehen ließ.
„Mi chiamo Giorgio.“sagte er.
„Fortunato é mio fratello.“sprach Paolo, der mittlerweile nicht mehr weinte und die Umarmung mit seinem Vater gelöst hatte.
„Che cosa? Il tuo fratello? Warum hast du uns nie erzählt, dass du einen Bruder hast?“fragte ich währen ich meinen Kopf schräg legte.
Michele beachtete meine Reaktion nicht und sprach: „Was wollen sie hier? Wissen sie-“
„Von dem Treffen? Sí, ich weiß davon. Und ich will euch davon abhalten, dorthin zu gehen.“erläuterte er uns.
„Perché?“fragte ich ihn.
„Wenn ihr dorthin geht, werdet ihr alle das nicht überleben. Wenn ihr vorhattet, das Orakel etwas zu fragen, dann werdet ihr vorher schon tot sein.“
Michele und ich sahen ihn geschockt an, nur Paolo blieb ruhig.
„Ich werde trotzdem dorthin gehen.“sprach Paolo als ihn sein Vater überrascht ansah.
„Paolo, sie warten nur darauf, dich zu töten. Sie wollen alle, die sich gegen die Göttinnen stellen, umbringen. Niemand bleibt verschont.“meinte sein Vater, doch Paolo zuckte nur mit den Schultern.
„Wir werden ihn beschützen.“sprach ich während Paolo mich dankbar ansah.
„Voi? Könnt ihr überhaupt kämpfen?“fragte Giorgio etwas skeptisch.
,Jetzt bin ich dran´, hörte ich Doloma in meinem Kopf reden.
Wiederwillig ließ ich ihn abermals Kontrolle von meinem Körper Besitz ergreifen. Innerlich zuckte ich kurz zusammen, doch äußerlich blieb ich ruhig. Als ich sah, dass Giorgio mich überrascht ansah wusste ich; ich hatte wieder gelbe Augen und hellblaue Haare. Wie ich dieses Aussehen hasste.
„Alessandro ist Doloma und ich bin ein Caernus.“erklärte Michele.
„Capisco. Es sieht so aus, als ob ich euch nicht davon abhalten könne…Va bene, geht zum Treffen. Aber ich komme auch mit.“sagte Giorgio während wir ihn konfus ansahen.
„Bene, gehen wir.“erwiderte Paolo selbstbewusst.
Sein Vater nickte und neben ihm tauchte plötzlich ein schwarzer Wolf mit feuerroten Augen auf. Der Wolf drehte sich zum Eingang vom Forum Romanum, welcher mit einem Eisengitter versperrt war. Der Wolf atmete tief ein und spie dunkle Flammen, worauf das Gitter sich in Schatten verwandelte und verschwand.
„Kommt.“sprach Giorgio während der Wolf sich in Rauch auflöste.
„Sie werden euch bestimmt sehen.“meinte Paolo.
„Ich kann mich verwandeln, und ihr?“fragte ich Giorgio und Michele frech.
„Ich habe jahrelange Übung darin, mich zu verstecken und nicht entdeckt zu werden.“erwiderte Giorgio.
„Ich kann einen Zauber einsetzten.“antwortete Michele knapp.
,Nur einen Zauber? Ich dachte, er würde sich wieder in die erste Form versetzen.´, sprach Doloma enttäuscht in meinem Kopf.
Das kann dir doch egal sein, wie er sich entscheidet!, dachte ich, als ich einen Schmerz in meinem Herzen spürte.
Da Doloma von meinem Körper Besitz ergriffen hatte, zuckte ich nur innerlich zusammen. Denn mir wurde Schaden zugefügt, nicht ihm.
,Pass auf, Kleiner! Ich kann mir eine neue Hülle suchen, du bleibst tot.´, sagte er.
„Forza, gehen wir los!“meinte Paolo und holte mich so aus meinen Gedanken.
Schnell verwandelte ich mich in eine Ratte. Giorgio setzte seine Kapuze auf und Michele sagte irgendeinen Zauberspruch auf, den ich nicht verstand. Wir betraten das Forum und gingen zu dem Platz, wo das Orakel war.
„Du bist also tatsächlich gekommen.“sprach Francesco als Paolo einen großen runden Platz betrat, von dem man auf den Circus Maximus sehen konnte.
In der Mitte des Platzes war eine runde Vertiefung, in deren Mitte eine Art steinernes Tischchen war, auf dem ebenfalls eine kleine runde Vertiefung war. Es waren geschätzt ein dutzend Mafiosi hier, Valentina und Francesco eingeschlossen. Ich als Ratte war auf einen der unzähligen Bäume rund um den Platz gestiegen und beobachtete das Geschehen von oben. Giorgio versteckte sich hinter einem Baum der etwas weiter von dem Platz weg war und Michele sah ich nicht, da er sich ja durch den Zauber kurzzeitig unsichtbar gemacht hatte. Aber er versteckte sich sicher auch hinter einem Baum, falls der Zauber nachlassen würde.
„Du weißt bestimmt über das Orakel Bescheid, o?“meinte Francesco mit bösem Grinsen als ein paar Männer in Schwarz Paolo mit Waffen bedrohten.
Paolo nickte nur und Francesco machte eine winkende Handbewegung, worauf die Mafiosi mit den Waffen Paolo mit diesen anstupsten, damit dieser zu Francesco weiterging, der neben dem Steintischchen stand. Als Paolo bei Francesco und Valentina angekommen war, griff Francesco Paolos rechtes Handgelenk während ein Mann ihm ein Messer gab.
„Dich zu töten würde nicht viel bringen, deshalb lassen wir es bei einer kleinen Wunde.“sagte Francesco, der noch immer böse grinste.
Er legte das Messer bei Paolos Unterarmoberseite an und versetzte ihm einen tiefen Schnitt, aus dem viel Blut floss. Paolo kniff die Augen zusammen und formte seine Hände zu Fäusten. Francesco hielt Paolos Arm über der Vertiefung im steinernen Tischchen, in die das Blut von Paolo floss. Als die Blutung nachließ, schubste Francesco Paolo weg, der darauf unsanft auf dem Boden landete und seine linke Hand auf die Wunde hielt.
„Oh, Orakel…erhöre meinen Wunsch! Ich gab dir das, was du wolltest. Nun beantworte meine Fragen und sage mir die Zukunft voraus!“rief Francesco, worauf der Boden zu beben begann.
Ich krallte mich mit meinen kleinen Krallen am Baum fest und hoffte inständig, dass ich nicht runterflog. Um das Steintischchen bildete sich ein Lichtkreis, der immer heller wurde. Der Schein nahm, wie das Beben der Erde, immer weiter zu, bis plötzlich alles verstummte. Es kam mir vor, als wäre die Zeit stehen geblieben. Man hörte keine Geräusche, kein Gerede, keinen Wind…Totenstille hüllte den Platz ein, einzig allein das Mondlicht, das allmählich hinter den Wolken hervorkam, vermittelte den Eindruck, dass die Zeit nicht stehen geblieben war. Der Lichtkreis um das Tischchen war verschwunden, stattdessen saß nun eine mädchenähnliche, leuchtende Gestalt auf dem Steintischchen. Sie hatte eine goldene Lyra in der Hand, auf der sie göttlich spielte, und ein golden wallendes Kleid an. Ihre Haare erstrahlten in einem glänzenden Platin und ihre Augen funkelten wie zwei Diamanten.
„Stellet eure Fragen. Aber wisset; Ich werde sie euch nur beantworten, wenn ihr reinen Herzens seid.“sprach die Gestalt in engelsgleicher Stimme und sah sich um, schließlich blieb ihr Blick bei Paolo hängen.
„Fühlst du Reue für deine Tat?“fragte sie Paolo, worauf dieser sie zuerst konfus ansah, doch nach einigen Augenblicken betreten zu Boden starrte und nickte.
„Dann bist du reinen Herzens. Neben dir sind nur zwei weitere reinen Herzens, aber anscheinend wollen sie mich nichts fragen, da sie sich verstecken.“
Na toll. Jetzt wissen die, dass wir hier sind…Hat das Orakel ja toll gemacht, dachte ich als ich den Baum hinunterlief und nun neben dem Baum stand, als Ratte natürlich. Die Mafiosi sahen sich verwirrt um, Valentina und Francesco sahen in meine Richtung, worauf Valentina aufschrie.
„Iiiih, eine Ratte!“rief sie ängstlich und zeigte auf mich.
Ich verwandelte mich wieder in einen Menschen, verschränkte meine Arme und meinte: „Wer ist hier eine Ratte?“
Sie sah mich irritiert an, doch die anderen Mafiosi zielten prompt mit ihren Waffen auf mich.
„Du bist doch der Junge von der Kirche!“sagte Francesco wütend und überrascht zugleich.
Ich lächelte frech und nickte.
„Tötet ihn!“rief Francesco, worauf die Mafiosi auf mich zielten.
,Jetzt werden wir so richtig Spaß haben!´, sprach Doloma erpicht in meinem Kopf.
,No…Dieses Mal nicht. Wir wehren nur ihre Schüsse ab, sonst nichts.´, erwiderte ich darauf, doch dies schien ihm nicht sonderlich zu gefallen, da ich abermals einen Schmerz in meinem Herzen fühlte.
Vor mir tauchte plötzlich wie aus dem nichts eine Schattenwand auf, genau in dem Moment, als die Mafiosi schossen. Die Wand ließ die Schüsse zurückprallen, worauf die Mafiosi, die geschossen hatten, im wahrsten Sinne des Wortes tot umfielen. Die Wand verschwand und Michele trat neben mich, vor uns standen nun nur mehr Valentina und Francesco, die uns beide überrascht ansahen. Giorgio kam nun auch aus seinem Versteck, worauf Francesco ihn wütend ansah.
„Wir sind in der Überzahl, was wollt ihr jetzt machen?“sagte Giorgio.
Valentina griff an ihren Gürtel und warf irgendetwas Rundes auf den Boden. Plötzlich umhüllte die zwei Rauch. Als er sich legte, waren die beiden verschwunden.
„Nun könnt ihr mir in Ruhe eure Fragen stellen.“sprach das Orakel als es aufhörte, auf der Lyra zu spielen.
„Alessandro, fang du an.“meinte Paolo als Giorgio zu ihm kam und sich seine Wunde ansah.
„Ich werde nur eine Frage von Alessandro beantworten, nicht von Doloma. Also verwandel dich bitte zurück.“sagte das Orakel.
Leichter gesagt als getan. Aber zu meinem Überraschen überließ Doloma mir freiwillig die Kontrolle über meinen Körper.
Nach einigen Augenblicken des ängstlichen Zögerns fragte ich das Orakel: „W-Was kann ich t-tun, damit Doloma meinen K-Körper verlässt?“
Michele sah mich überrascht an und wollte gerade etwas sagen, aber das Orakel kam ihm zuvor: „Du musst den Mut finden, ihn dich zu wiedersetzen. Ignoriere den Schmerz, den er dir zufügt. Nur so kannst du deinen Körper wieder selbst kontrollieren.“
Ich sah sie ungläubig an, doch innerlich nahm ich diesen Rat dankbar an. In meinem Inneren wollte Doloma schon wieder meinen Körper an sich reißen, doch dieses Mal wiedersetzte ich mich ihm. Es tat zwar höllisch weh, aber ich überließ ihm nicht meinen Körper.
„Du schaffst das, Alessandro.“sprach Paolo zu mir und lächelte mich an.
Irgendwie machte mir das Mut und ich kämpfte mit noch mehr Elan gegen Doloma. Als ich spürte, dass der Schmerz nachließ und schlussendlich komplett verschwand, sah ich Paolo an und grinste schwach.
„Caernus, nun darfst du mir eine Frage stellen.“sagte das Orakel und sah Michele an.
„I-Io? Aber…“mehr brachte er nicht heraus.
„Obwohl du ein Caernus bist, bist du reinen Herzens. Also, wie lautet deine Frage?“meinte das Orakel.
„Ähm...Wie kann ich mich leicht in meine dritte Form versetzten?“fragte er, worauf ich ihn entsetzt ansah.
„Wenn du das tust, dann ruinierst du dich komplett! Du könntest dabei sogar sterben!“schrie ich ihn schon fast an.
„Er hat recht. Soll ich dir wirklich diese Frage beantworten?“sprach das Orakel etwas besorgt.
Michele nickte selbstsicher und es sagte: „Nun gut. Um dich schneller und leichter in die dritte Form zu versetzten, brauchst du alle elf Seelensteine. Aber wie gesagt; Es ist trotzdem gefährlich, also denk darüber noch einmal nach.“
„Grazie mille.“bedankte sich Michele, der über die Folgen wahrscheinlich gar nicht nachdachte.
„Nun kommen wir zu dir. Dein Herz ist nicht schon lange nicht mehr rein, und das weißt du auch.“meinte das Orakel und während es auf Giorgio zeigte.
Dieser nickte nur und sah sich noch einmal Paolos Wunde an.
„Nun kommen wir zu dir, Vertreter der Menschen. Was sind deine zwei Fragen?“fragte das Orakel Paolo.
„Wem kann ich wirklich vertrauen?“sprach Paolo und sah das Orakel hoffnungsvoll an.
Michele sah Paolo irritiert an, ich tat es ebenso.
„Diejenigen, die dich respektieren und die dir ebenso vertrauen. Nun deine zweite Frage.“
Eigentlich hatte ich ja Namen erwartet, aber mit dieser Antwort vom Orakel musste ich mich selbst fragen; Respektierte und vertraute ich Paolo? Ja, auf jeden Fall respektierte ich ihn. Vertrauen kann ich ihm blind. Als ob Paolo meine Gedanken und Gefühle lesen könnte, lächelte er mich dankbar an. Da ich im Moment zu verwirrt war, lächelte ich einfach nur zurück.
„Meine zweite Frage lautet; Mit wem werde ich die letzten Tage meines Lebens verbringen?“
Wir drei sahen ihn überrascht an, doch keiner sagte etwas.
„Die Person, von der du hoffst, dass sie es ist.“sagte das Orakel worauf Paolo lächelte.
Michele sah Paolo durchbohrend an, aber er schien das nicht zu merken.
„Und nun werde ich die Zukunft der Welt prophezeihen.“sprach das Orakel, worauf es sich in einen Spiegel verwandelte.
Wir vier traten vor dem Spiegel und sahen erwartungsvoll hinein. Im Spiegel erschien ein großes Stadion, über dem dunkle Wolken aufzogen und die Stadt, in dem das Stadion war, zerstörten. Übrig blieben nur ein paar Häuserreste. Dann sahen wir eine Insel, um die sechs weitere, kleinere Inseln waren.
„Auf diesen Inseln wird sich das Schicksal der Welt klären.“erläuterte uns das Orakel, bevor es in dichtem Nebel verschwand.
„Die zerstörte Stadt war ohne Zweifel Rom.“sprach Michele ernst.
„Sí, aber was waren das für Inseln?“fragte ich, doch keiner konnte mir darauf eine Antwort geben.
„Che ore sono?“sagte Paolo gähnend.
„L’una. Wir sollten schnellstmöglich ins Bett. Morgen spielen wir schließlich gegen I Lupi.“meinte ich worauf wir uns auf den Weg zum Hotel machten.
Giorgio begleitete uns bis zum Hotel, er meinte so wäre es sicherer, was ich sehr zu schätzen wusste. Vor dem Hotel umarmte er noch Paolo, dann ging er. Wir betraten das Hotel und gingen sofort auf unsere Zimmer. Als ich das Zimmer von mir und Giacomo betrat, hörte ich Giacomo leise schnarchen. Während ich gerade zu meinem Koffer wollte, flog ich über Giacomos Schuhe und machte Bekanntschaft mit dem Boden. Obwohl es einen heftigen Knall gab, wachte Giacomo nicht auf. Schell stand ich auf, holte meinen Pyjama aus dem Koffer, zog ihn an und legte mich ins Bett. Ich sah auf mein Handy; schon fast Zwei Uhr früh, na toll. Während ich mein Handy auf das hölzerne Nachtkästchen legte, flog etwas von meinem Bett. Zuerst erschrak ich kurz, sah dann aber in die Richtung, von wo der Knall kam. Ich hoffte, dass Giacomo nicht dadurch aufwachte. Auf dem Boden lag eine kleine, blaue Schatulle. Ich legte mich auf den Bauch und hob sie auf, dann öffnete ich sie. In ihr tanzten zwei Schmetterlinge im Kreis, ein blauer und ein rosafarbener. Es ertönte die Melodie des Liedes ,River flows in you´ von Yiruma. Es war mein Lieblingslied, und ohne dieses konnte ich einfach nicht einschlafen.
„Mach dieses blöde Ding aus!“sagte Giacomo und schmiss ein Polster nach mir.
„Sag jetzt nicht, dass dich DAS aufgeweckt hat!“sprach ich genervt und verwundert zugleich als ich ihm den Polster zurückwarf.
Als ich sah, dass ich seinen Kopf getroffen hatte, lachte ich und meinte schadenfroh: „Headshot!“
„Ach, halt die Klappe und schlaf.“
„Sí sí, buananotte.“meinte ich müde, doch als Antwort bekam ich nur ein dumpfes ,Hm‘.
Ich schloss die Schatulle, stellte sie auf mein Nachtkästchen und kuschelte mich in meine Decke. Bald darauf schlief ich ein.
„Such dir etwas aus! Oggí é il tuo compleanno.“sprach meine Mutter lächelnd.
Sie hatte lange, lockige hellbraune Haare und zartgrüne Augen.
„Wirklich? Grazie mille!“erwiderte ich und sah mich bei dem Stand um.
Meine Mutter und ich waren auf einem Markt in Verona, meiner Heimatstadt. Jedes Jahr war dort ein Musikmarkt, wo man verschiedenste Instrumente, CD’s, Spieluhren und vieles mehr kaufen konnte. Fast an jeder Ecke standen Musiker, die die verschiedenste Stücke zu ihrem Besten gaben. Da mein Geburtstag immer zu diesem Markt war, besuchen wir ihn jedes Jahr. Wir blieben vor einem Stand stehen, der die verschiedensten Spieluhren hatte. Mein Blick blieb an einer blauen Schatulle hängen. Sie war mit silbernen Ornamenten geschmückt, wodurch sie wunderschön glänzte. Die Ladenbesitzerin merkte, dass ich meine Aufmerksamkeit vollkommen auf diese Schatulle gerichtet hatte und gab sie mir in die Hand. Neugierig öffnete ich sie. In ihrem Inneren war sie vollkommen verspiegelt, so sah man die zwei tanzenden Schmetterlinge in der ganzen Box. Zuerst hörte ich das Lied von ihr gar nicht, da um mich herum so ein Tumult war, doch dann konzentrierte ich mich nur auf das Lied und stellte alle anderen Geräusche um mich herum ab. Die Melodie war so wunderschön, so harmonisch, einfach wundervoll.
„Mammá, die will ich haben!“sagte ich, noch immer auf das Lied fixiert.
Meine Mutter streichelte mir über meine Haare und bezahlte. Dann gingen wir weiter, aber das interessierte mich nicht mehr. Das Einzige, was mein Interesse auf sich zog, war meine Schatulle.
Doch was ich nicht wusste, war, dass die Schatulle ein Geheimnis barg, was ich nie hätte finden sollen.
MFG
Kiro