„Gehen wir am besten zuerst zum Rathaus und erkunden uns dort, wo wir diesen Schwertmeister finden.“schlug Roumald vor, worauf Jay, Yoshi und ich nickten.
Wir gingen eine lange, belebte Straße zum Rathaus hinauf. In Valeko merkte man überhaupt nicht, dass der Krieg allmählich ausbrach. Viele Menschen gingen mit einem Lächeln durch die Stadt, aber andere hetzten nur so durch die Stadt, als würden sie auf Kohlen laufen. Was mir sofort auffiel, waren die vielen Blumenläden, an jeder Abzweigung der Straße war mindestens ein Blumenladen. Den Duft der Blumen konnte man auf der ganzen Straße riechen, worauf Roumald und ich lächeln mussten.
Als wir beim Rathausplatz ankamen, standen wir vor einem brachialen Springbrunnen. Die goldene Staue in der Mitte des Brunnens war der ehemalige Imperator Lyko Träynce, er war das Oberhaupt von Techoras vor Isaac West. Um ihn ranken sich viele Sagen von ehrenhaften Taten. Wir betraten das Rathaus und gingen zum Empfangsschalter. Das Rathaus war recht altbacken zum Rest der Stadt. Es hatte einen hölzernen Boden, der an manchen Stellen schon brüchig war, hölzerne Stützbalken und Holztreppen, einfach alles war aus Holz.
„Swäl, können sie uns bitte sagen, wo wir den Schwertmeister hier in Valeko finden können?“fragte ich die Empfangsdame höflich.
„Swäl. Qiez, das kann ich euch sagen. Ihr findet ihn wenn ihr den Rathausplatz zur Hauptstraße verlässt. Bei der Hauptstraße nehmt ihr dann die erste Rechts und geht die lange Gasse entlang. Am Ende seid ihr dann im sogenannten ,Kampfviertel´. Krieger, Söldner, Kriegsveteranen…Dort trefft ich jeden, der gut und gerne kämpft. Ihr steht dann am Platz der Legenden, und dort ist auch ein Dojo. Dort könnt ihr dann Drake Syad, den berühmt berüchtigten Schwertmeister, finden.“erklärte sie uns.
„Gryvezo, sie haben uns sehr weitergeholfen. Kialz.“sagte ich und wir verließen das Rathaus.
Wir gingen den beschriebenen Weg bis zum Platz der Legenden. Dort waren, wie die Empfangsdame schon erwähnt hatte, viele Kämpfer, jeder hatte eine Waffe bei sich. In der Mitte des Platzes war ein runder, sandiger Platz, den eine kleine Steinmauer umgab. Außerhalb des Kreises jubelten und grölten viele Männer, im Kreis war ein großer, muskulöser Mann mit einem Bärenfell Umhang und einer riesigen Axt. Sein Gegenüber war geschätzt gleich alt wie ich und sehr schmächtig, in der rechten Hand hielt er einen hellbraunen Bogen, in der linken einen Pfeil mit Federn hinten und einer Metallspitze vorne, er sah sehr nervös aus. Er hatte kurze, blaue Haare und eine violette Mütze auf. Er hatte violette Augen und ein komisches Mal auf der rechten Gesichtshälfte.
„ARVES! ARVES!“riefen die Männer, worauf er starke Mann seine Muskeln spielen ließ.
Was für ein Angeber, dachte ich als der Junge im Kreis den Bogen spannte und so den Kampf anfing.
"Menga, pereza triez kapana á gir Jalyk-Canen? (Sagt mal, sind wir hier im Zirkus-Viertel?)", fragte ich, genervt von diesem Trauerspiel und ging mit Yoshi weiter.
"Warte! Ich will da zugucken!", rief Kahiko mir hinterher.
"Vén teviaz redit! (Dann tue es!)", rief ich zurück, ohne mich umzudrehen, oder stehenzubleiben.
Plötzlich kamen Kahiko und Roumald zu uns gerannt.
"Du bist ja nett. Lässt deinen kleinen Bruder alleine!", knurrte er.
"Mir doch Latte!", antwortete ich angefressen.
Wir gingen an einigen Häusern vorbei, als wir plötzlich auf einem hohen Hügel ein Haus sahen, zu welchem eine endlos scheinende Treppe führte.
"Ich muss da jetzt nicht groß drüber nachdenken! Ich BEHAUPTE jetzt einfach mal, dass es das ist, wonach wir suchen!", sprach Joshua, während er das Haus musterte.
"Ich auch. Ich würde einfach mal meinen Bruder darauf verwetten!", entgegnete ich, ebenfalls das Haus musternd. Eigentlich musste ich nur daran denken, diese lange Treppe hochzugehen ...
"HEY!", rief Kahiko hinter mir, "Rabenbruder!"
"Izara! (Kommt!) Wir gehen da jetzt mal hoch!", entgegnete ich, ohne auf das "Rabenbruder" einzugehen.
Wir vier stiegen die große Treppe hinauf. Dabei hielten Yoshi und ich unsere Köpfe nach unten, um nicht zu sehen, wie viele Stufen es noch sind. Ich hatte das Gefühl, dass es 500 Stufen waren ... nein ... vergesst es, es waren SICHERLICH 500 Stufen, oder mehr. Als wir jedenfalls oben ankamen, schauten wir das Haus an, welches in japanischem Design gehalten war. Kannte ich aus Serien und Filmen, wie die meisten Häuser und die der Schwertmeister so aussahen. Hätte aber auch nicht bei einem techorianischen Meister erwartet, dass der hier in einer Prachtvilla lebt. Gibt irgendwie ein besseres Gefühl. Ich klopfte kurz an die Tür und hoffte, dass jemand da war.
Ein paar Augenblicke lang dachte ich nicht, dass da überhaupt wer kommen wird, dem war auch so. Jay klopft noch einmal an, dann hörten wir hinter uns eine Stimme.
„Er trainiert sicher wieder, deshalb öffnet er nicht.“
Wir drehten uns um, vor uns stand der Junge, der vorhin gegen den großen Mann gekämpft hatte.
„Und wer bist du, dass du das weißt?“fragte ihn Jay
„Ich lebe mit ihm in diesem Haus. Er ist der Schwertmeister, ich bin der Bogenmeister. Mein Name ist Ales Thrope.“
„Du Witzfigur sollst ein Bogenmeister sein? Beweis es!“meinte Jay misstrauisch.
„Er sagt die Wahrheit.“sagte eine Stimme hinter uns.
Wir drehten uns wieder um und sahen einen muskulösen Mann mit einem Schwert in der Hand. Er hatte kurze, schwarze Haare und so einen Kung-Fu Anzug, so wie in Filmen, an.
„Sie sind wohl Drake Syad, oder?“fragte ich ihn.
„Du bist ja ein ganz kluger Junge. Qiez, faro ce Drake Syad. Was wollt ihr hier?“sprach der Mann.
„Ich will, dass sie mich im Schwertkampf trainieren.“erwiderte Jay, worauf Drake ihn musterte.
„Qyo kap hechor?“fragte Drake Jay.
„Faro ce Jay Veljeta.“
„Led, dann komm einmal mit.“
Jay und Yoshi gingen mit ihm mit, wir blieben bei Ales.
„Dein Bogen…Ces gir Angelus?“fragte er mich interessiert.
„Qiez, woher weißt du das?“erwiderte ich überrascht.
„Ich besitze auch einen Legendenbogen, nämlich den Luftbogen Goliah. Wenn du willst, zeig ich dir ein paar Tricks.“bot er mir an, worauf ich bejahte.
Wir betraten das Haus und gingen eine scheinbar endlos lange Wendeltreppe hinauf, bis wir schließlich auf dem Dach waren. Über uns prangte der knallblaue Himmel, um uns war nichts außer ein großer Abgrund. Es gab kein Geländer, keine Mauer einfach nichts, wenn man einen Schritt zu viel machte, stürzte man ab. Es war aber eine ziemlich großes Dach, weshalb man sich austoben konnte.
„So, und nun zeig mir, was du kannst.“
Roumald und ich drehten uns zu Ales um der gerade seinen Bogen spannte und auf mich zielte. Ich zog ebenfalls meinen Bogen und spannte ihn auch. Der Kampf konnte beginnen.
Drake führte uns in nach Draußen in einen Hinterhof. Hier wuchsen viele Pflanzen und auch Gemüse, wie Kürbisse, Salat oder Karotten. Aber der Hof war schön groß, eigentlich ideal zum Trainieren.
"So, Jay. Als Erstes möchte ich dir eine Standardtechnik beibringen. Diese nennt sich 'Curl' und nutzt das 'Neun-Punkte-System'. Ich gehe davon aus, dass du es kennst, oder?", fing er an, zu reden.
"Hm ... rodäz ... ", antwortete ich.
"Gut, dann werde ich es dir erklären. Für das 'Neun-Punkte-System' musst du dir an dem Körper des Gegner, neun Punkte denken. Einmal gibt es die drei Zentralpunkte und die sechs Nebenpunkte. Die Zentralpunkte befinden sich einmal am Kopf, am Oberkörper und an den Beinen, so Kniehöhe. Links und rechts von diesem Punkten befindet sich auch noch ein Punkt. Also, du hast einen Zentralpunkt am Kopf und links und rechts von dem auch nochmal einen Punkt. Das macht drei. Das Gleiche gilt auch für Beine und Oberkörper. Du stellst dir nun diese neun Punkte vor!"
"Okay, hab ich. Weiter?"
"Nun, musst du dir eine Nummerierung dazudenken. Das ist leicht. Du fängst oben links an und hörst unten rechts auf. Du nummerierst von eins bis neun. Ein gewöhnlicher Ablauf"
"Okay. Ich gehe nach rechts, dann nächste Ebene von links nach rechts und die Ebene darauf genau so."
"Sehr richtig. So, jetzt ziehe dein Schwert!"
Ich griff nach meinem Schwert in seiner Hülle und zog es raus.
"Während du noch die Punkte im Kopf hast, setze dein Schwert bei Punkt sechs an!"
Das tat ich auch. Ich setzte mein Schwert rechts neben dem Zentralpunkt des Oberkörpers an.
"Gut. Jetzt ziehst du dein Schwert zu den Knien auf Punkt acht! Anschließend auf Punkt vier neben dem Oberkörper."
Ich zog erst auf Punkt acht mit vollem Tempo und dann auf Punkt vier.
"So, das ist dafür da, um deine Kraft für den jetzt startenden Angriff zu verlagern. Jetzt ziehst du mit dem Schwert auf Punkt drei mit voller Geschwindigkeit. Im Falle eines Kampfes würdest du so den Teil über dem Bauch deines Gegner zerschneiden, bzw. die Brust."
Ich tat, was der Meister sagte, und zog mit aller Kraft und Geschwindigkeit mein Schwert diagonal nach oben rechts.
"Das sieht schon mal ganz gut aus. Probieren wir es mal an einer Vogelscheuche aus!", sprach Drake.
Wir gingen ein paar Meter weiter zu einer Vogelscheuche, von denen Drake anscheinend ausreichend hatte.
"Jetzt probier es hier aus. Denk immer daran, bei sechs ansetzen, auf acht ziehen, bei vier mit Schwung die Kraft bündeln und bei drei zerschneiden!"
Ich setzte mein Schwert rechts neben dem Oberkörper der Vogelscheuche an, zog blitzschnell auf die Knie, dann rechts neben dem Oberkörper und zerschnitt ruckartig den Körper der Vogelscheuche, die danach in zwei Teile zerfiel.
"Das sieht schon mal nicht schlecht aus. Ich würde es weiter an ein paar Bäumen üben. Die Kunst beim Curl ist nämlich, es möglichst schnell und mit viel Kraft zu machen. Sehr schnell bist du noch nicht, war ja auch dein erster richtiger Versuch und an deiner Kraftverlagerung müssen wir auch noch arbeiten. Schwertkämpferlegenden wie zum Beispiel unser Imperator schaffen es, einen Curl so schnell zu vollführen, dass man es kaum sieht. Die Opfer sehen nur für ganz kurze Zeit ein Stück Metall ... und dann den Tod. Also übe am Besten noch. Für heute möchte ich dir gerne noch eine Technik zeigen, die du dann Zuhause üben kannst. Zu viel wäre momentan nicht so gut!"
"Leech. Immer nur her damit!", sprach ich.
„Okay, du kannst ja noch nicht viel.“sagte Ales.
„Qiez, ich hab auch noch nicht so lange bei Sorao trainiert.“antwortete ich außer Atem.
„Sorao? Sorao Piaré? Kommt ihr aus Aphaio?“fragte er, worauf ich bejahte.
„Kahiko, komm mal her!“sprach Roumald, worauf Ales und ich zu ihm rübersahen.
Er stand beim Abhang und sah nach unten. Ales und ich gingen zu ihm und sahen ebenfalls runter. Im Garten trainierte gerade Jay.
„Rodäz, Roumald. Nicht jetzt!“sagte ich als könnte ich seine Gedanken lesen.
„Was meinst du?“fragte uns Ales, worauf Roumald es ihm erklärte: „Jay ist immer so fies zu ihm und kümmert sich gar nicht um seinen Bruder, was er eigentlich müsste, da ihre Eltern ja tot sind. Außerdem säuft er, prügelt sich unnötig und vieles mehr. Deshalb will Kahiko es ihm einmal heimzahlen.
„Verstehe. Kann ich euch helfen? Ich hatte auch so einen nervigen Bruder, aber er war jünger als ich. Roumald war dein Name, oder? Was hast du vor?“kam die überraschende Antwort von Ales.
„Du willst uns echt helfen?“meinte ich etwas irritiert.
„Qiez, warum nicht? Ihr müsst mir nur sagen, was ich tun muss.“
„Bekommst du dann nicht Ärger mit Drake?“sagte Roumald.
„Ach der! Den würde das Erheitern. Bei ihm heißt es; Schadenfreude ist die schönste Freude.“meinte Ales, worauf er seinen Bogen in die Hand nahm.
„Was hast du vor?“fragten Roumald und ich im Chor.
„Das werdet ihr schon sehen.“
Er holte aus dem Köcher bei seiner Hüfte einen Pfeil und spannte den Bogen, er zielte auf eine Vogelscheuche, an der Jay gerade trainierte.
„Jetzt könnt ihr was lernen!“sagte er während er den Pfeil los ließ.
Der Pfeil war so schnell und leise, dass keiner unten etwas von ihm mitbekommen hatte. Plötzlich bewegte sich die Vogelscheuche auf Jay zu und hüpfte um ihn herum. Verwirrt schlug er nach der Vogelscheuche, doch er traf sie nicht. Ales, Roumald und ich lachten uns auf dem Dach fast tot. Drake grinste Schadenfroh, Yoshi half Jay, aber selbst zusammen konnten sie die Vogelscheuche nicht erwischen. Als Drake dann die Vogelscheuche beim ersten Mal traf, sahen die drei zu uns hinauf.
„KAHIKO!!“rief Jay unten wütend, doch ich musste noch immer lachen.
"Wenn die glauben, dass das gut war, dann zweifele ich an ihrer Zurechnungsfähigkeit! Früher machte man das noch mit Fallgruben, die mit Blättern getarnt waren ... naja, kriegen sie auf jeden Fall zurück!", sprach ich gelangweilt.
"Ja. Und Kahiko sollte sich mal nicht so aus dem Fenster lehnen!", antwortete Joshua.
"EY, KAHIKO!", rief ich zu meinem noch lachenden Bruder, der mich anschaute, "Wenn du das nächste Mal in Gefahr bist, lass ich dich verrecken!"
Daraufhin wechselte Kahikos Blick zu einem erschrockenen Blick. Natürlich würde ich meinen Bruder nicht verrecken lassen, aber wie soll ich sonst meine Wut gegen ihn ausdrücken? Ich hob mein Schwert und curlte die eben noch herumhüpfende Vogelscheuche in zwei Teile. Das gelang mir ganz gut, außer, dass ich mehr auf Bauchhöhe geschnitten hatte, weil ich etwas schneller sein wollte. Yoshi ließ seine linke Hand brennen, fasste die Vogelscheuche an und ließ sie zu Asche werden.
"Naja, also den Curl solltest du noch üben, Jay!", sprach der Schwertmeister und holte aus einem Schuppen eine neue Vogelscheuche, "So, jetzt möchte ich dir den 'Überkopf-Schwerthieb' oder auch 'Stack' genannt, beibringen. Bei dem 'Stack' setzt du dein Schwert mit der Klinge nach hinten an deine Schulter. Die Stelle, die die Schultern berührt, sollte der Anfang der Klinge sein. Dafür gibt es die Regel, höchstens einen Zentimeter. Jede Stelle, die danach auf der Schulter liegt, ist für den Stack falsch. Also ... leg dein Schwert an!"
Ich schaute mein Schwert kurz an und markierte mit meinen Fingern einen Zentimeter. Dann versuchte ich, so weit am Anfang wie möglich meine Klinge an meine Schulter anzusetzen. Also ich das getan habe, schaute mein Lehrmeister, mein Schwert genau an. Die Klinge zeigte diagonal nach unten.
"Hm ... nein. Nochmal. Du bist etwas zu weit drüber."
Ich wiederholte dies und durfte mir einige Male von meinem Schwertmeister anhören, dass ich das falsch gemacht hatte. Immer ... und immer wieder. Nach gefühlten 1000 Versuchen, war er dann zufrieden. War für den Moment vielleicht gut, doch beim nächsten Mal brauche ich vielleicht ja 999 Versuche ... was für eine Bereicherung ...
"Jetzt musst du deinen Arm schnell nach oben strecken. Wenn die Spitze deines Schwertes deine Schulter streift, musst du in deiner Hand das Schwert drehen, damit die Klinge nach vorne zeigt. Beim Stack wird das Schwert in das Schlüsselbein gerammt, weshalb du es immer diagonal halten musst. Naja, versuche es mal!", sprach Drake und stellte vor mir eine Vogelscheuche hin.
Ich streckte meinen Arm, das Schwert entfernte sich von meiner Schulter. Als ich spürte, wie die Spitze meines Schwertes meine Schulter berührte, drehte ich das Schwert in meiner Hand, sodass es nach vorne zeigte und stach es in die Vogelscheuche. Nur leider verfehlte ich das Schlüsselbein und traf etwas weiter dadrunter.
"Die Durchführung war ganz gut. Nicht perfekt, aber ganz gut. Die Drehung hätte was flüssiger sein können. Du hast dabei deine Hand angespannt, obwohl sie locker sein sollte. Du hattest für die Drehung ein gutes Timing. An deiner Treffsicherheit musst du auch noch arbeiten. Ich zeig dir das mal", sprach der Meister und stellte sich vor die Vogelscheuche.
Er setzte das Schwert perfekt an seiner Schulter an. Dann streckte er blitzschnell seinen Arm. Als genau die Spitze seine Schulter streifte, drehte er ebenfalls mit hohem Tempo und mit einer flüssgien Bewegung aus der Hand sein Schwert und stach es auf Schlüsselbeinhöhe in die Vogelscheuche. Als ich mir das Schwert genauer anschaute, bemerkte ich etwas, was mir eigentlich schon vorher hätte auffallen müssen. Die Klinge seines Schwertes war schwarz mit hell-lilanen Schriftzeichen.
"Das sah wirklich geil aus ... ", staunte ich erst mal über den Stack, "Meister Syad, dürfte ich eine Frage stellen?"
"Bitte."
"Was ist das für ein Schwert? Es ähnelt meinem ..."
"Das ist das Legendenschwert Rio. Es ist das Psychoschwert."
"Legendenschwert?"
"Ja, genau so eins, wie du es hast. Du besitzt Drako, das Schattenschwert ..."
"Also über diese Legendenschwerter müssten sie mich vielleicht mal aufklären", sprach ich und rammte mir dabei im Geiste ein Messer in den Hals.
„Du weißt, dass er das eh nicht ernst meinte.“sprach Roumald zu mir.
„Ich weiß, aber du weißt, wie ich bin.“erwiderte ich seufzend.
„Dann müssen wir etwas daran ändern, indem ich dir einen speziellen Trick zeige.“meinte Ales während wir in die Mitte des Platzes gingen.
„Diese Technik nennt sich ,Twister´. Ich zeig sie dir einmal vor.“sagte Ales und drehte sich um.
Er holte seinen Bogen von seinem Rücken und holte einen Pfeil aus seinem Köcher, dann zielte er auf eine Zielscheibe, die mit einem Seil von einem hölzernen Querbalken hing. Er zielte ganz genau auf die Scheibe, dann ging er in die Knie, drehte sich und sprang dabei. Als er die Drehung in der Luft vollendet hatte, schoss er den Pfeil ab, der sich schnell um seine eigene Achse drehte. Der Pfeil sauste durch die schwarze Mitte der Scheibe und flog noch sehr weit. Roumald und ich sahen ihn erstaunt an.
„Ich erkläre dir jetzt, wie die Technik funktioniert, dann bist du dran, leech?“sagte er, worauf ich schnell nickte.
„Also gut. Du musst dich zuerst ganz genau auf das Ziel konzentrieren, sodass du es auch blind treffen würdest. Dann gehst du in die Knie um so Kraft für den nachfolgenden Sprung zu sammeln. Wenn du dann sicher bist, dass du das Ziel in jedem Fall triffst, dann drehst du dich. Wenn du dich zur Hälfte gedreht hast, dann springst du, und wenn du dann wieder nach vorne blickst, dann lässt du los.“erklärte er mir, worauf ich etwas nervös wurde.
„L-Led, ich werde es versuchen.“erwiderte ich.
Er zeigte auf eine Zielscheibe hinter mir, worauf ich meinen Bogen in die Hand nahm und einen Pfeil zog. Ich konzentrierte mich auf das schwebende Ziel solange, bis ich mir sicher war, dass ich es treffe, dann ging ich in die Knie. Sogleich drehte ich mich, dann sprang ich in die Luft und schoss den Pfeil, aber leider nicht ins Ziel. Der Pfeil drehte sich zwar und hatte einen Lichtschweif, aber er landete in der Erde, genau neben Jay.
„Das gibt jetzt Ärger.“meinte Roumald ängstlich.
„Wenn er dir etwas tun will, dann nimm ich es mit ihm auf.“sagte Ales.
Ich versuchte ruhig zu bleiben, doch das konnte ich nicht da ich von unten Jay schreien hörte: „KAHIKO!“
Ich schaute meinen Bruder angefressen an.
"Lass ihn. Es war sicher nur ein Versehen ...", versuchte mein Meister, mich zu beruhigen, "und überhaupt ist es schlecht für's Karma, wenn man einen Groll gegen seinen Bruder hegt!"
"Krr ... also gut!", antwortete ich und drehte mich um.
"So, dann erzähle ich mal etwas zu den Legendenschwerter. Es gibt insgesamt sieben von ihnen. Drako, Legios, Kalyo, Cyn, Ryo, Narco und Zyan. Der Imperator Isaac West besitzt das Schwert Legios. Kalyo, Cyn, Ryo und Narco sind bei der Regierung offiziell als Besitz von techorianischen Landsleuten angemeldet. Doch von Zyan weiß man gar nichts. Der Ursprung der Legendenschwerter ist nicht bekannt, doch von den vielen Theorien her, sehr umstritten, besonders was das Meteoritengestein angeht, welches in jedem Schwert verarbeitet ist. Es gibt einmal die Theorie, dass sie im Meer in einer Höhle unter Wasser gefunden worden seien. Dann gehen manche davon aus, dass sie mehrere Kilometer unter der Erde gefunden worden sind. Andere behaupten, dass die Schwerter schon vor Tausenden von Jahren geschmiedet worden sind und uns somit der Ursprung von ihnen nie bekannt sein wird. Eine weitere verbreitete Theorie ist, dass einst ein Komet im Zentrum von Techoras einschlug. Als man ihn untersuchen wollte, schlug man in klein. Ein paar der Splitter waren die Klingen, die praktisch perfekt geformt herausbrachen. Diese Theorie ist bei vielen Anderen jedoch sehr umstritten, weil die Klingen noch weitere Materialen enthalten. Doch wenn ich jetzt noch weiter von Ursprungstheorien reden würde, ständen wir noch bis morgen Früh hier. Alle Schwerter bestehen aus Meteoritengestein und noch einem Material. Auf jeden Fall wurden sie streng gehütet, weil man in ihnen eine besondere Kraft gespürt hatte. Leider kann ich dir nicht mehr über diese Schwerter sagen. Aber in einer Bibliothek wirst du sicher fündig."
"Hm ... Schwerter aus dem Meer, aus der Erde oder aus dem Weltraum ... klingt komisch", sprach Joshua.
"Hm, ja. Aber mein Bauch sagt mir, dass da irgendetwas dran ist ...", entgegnete ich nachdenklich.
"Das ist sicher nur deine Wunde, die dir wieder Schmerzen bereitet!", antwortete Joshua.
"Jo, das wär´s", sagte ich lachend, "naja, aber auf jeden Fall sehr interessant, die Geschichte! Ich denke, ich werde mich wirklich noch was schlau machen, was das angeht!"
"Leech, teviaz redit (Okay, tu das)", antwortete Syad, "naja, ich denke, das war es heute erst mal mit dem Training. Das war jetzt ein kleiner Einstieg, ab dem nächsten Mal wird es etwas anspruchsvoller. Morgen und übermorgen kann ich leider nicht, weil ich da was zu tun habe. Aber komm am Besten in drei Tagen wieder vorbei, dann kann das Training weitergehen!"
"Okay, dann weiß ich Bescheid. Eine Frage hätte ich noch ... gibt es hier irgendwo einen Lehrmeister, der mich in dem Element der Dunkelheit unterrichten könnte?", erkundigte ich mich.
"Ja, den gibt es. Mein Cousin Leonardo unterrichtet dies. Er lebt in 'Esqar'. Das ist eine kleine Stadt, nicht weit von hier. Er ist auf jeden Fall sehr bekannt, frag einfach mal nach ihm."
"Mach ich, danke!", antwortete ich und drehte mich zu meinem Bruder, der noch oben stand :"KAHIKO! Wir gehen!", rief ich und ging durch ein Zauntor im Garten raus. Kahiko und Roumald machten sich ebenfalls auf den Weg zu mir.
„Ihr geht schon? Wirklich? Schade.“meinte Ales, während wir die Treppen runtergingen.
„Naja, wenn mein Bruder etwas sagt, dann findet man sich am besten mit seiner Meinung ab, sonst gibt es Ärger.“sagte ich, worauf Roumald wütend erwiderte: „Schön langsam kann ich es nicht mehr hören. Du klingst wie ein Feigling. Wehr dich doch mal gegen deinen Bruder! Oder willst du immer ein Schoßhündchen bleiben?“
„Ich bin kein Schoßhündchen!“rechtfertigte ich mich, aber wenn ich jetzt so drüber nachdenke…verdammt, er hat Recht.
„Geht ihr jetzt wieder nach Aphaio?“fragte Ales, um uns von unserem Streit abzulenken.
„Qiez.“antwortete ich knapp.
„Was macht ihr eigentlich in Aphaio? Wohnt ihr dort?“
„Rodäz. Wir sind aus unserem Heimatdorf geflohen und wollen uns nun gegen die Lizagon wehren.“
Ales blieb stehen uns sah uns erstaunt an.
„Ihr wollt die Lizagon bekämpfen? In eurer Form? Das überlebt ihr nicht lange.“sprach er lachend.
„Deshalb trainieren wir auch bei Sorao, um besser zu werden und den Lizagon kräftig in den Arsch zu treten!“meinte Roumald ehrgeizig.
„Dann möchte ich euch helfen. Ich komme mit euch nach Aphaio.“kam die überraschende Antwort.
„Quer? Du willst dich uns anschließen? Musst du nicht hierbleiben?“fragte ich ihn etwas überrumpelt.
„Rodäz, muss ich nicht. Hier gibt es nur einen starken Gegner, und das ist Drake. Sonst gibt es hier nur Nieten. Aber in Aphaio gibt es viele großartige Kämpfer. Mich lockt die Herausforderung. Außerdem möchte ich euch im Kampf gegen die Lizagon helfen.“sprach er herausfordernd.
„Von mir aus gern, aber ich muss zuerst-“fing ich an, aber Roumald unterbrach mich: „RODÄZ, KAHIKO! Du fragst Jay nicht zuvor.“
Ich sah ihn irritiert an, worauf er mich noch ernster ansah, als er es eh schon tat.
„Qiez, Qiez. Du kannst gerne mitkommen.“sagte ich lächelnd.
„Na, geht doch. Wenn er ein Problem damit hat, dann hat er eben eins und fertig.“meinte Roumald.
„Und wenn er ein großes Problem damit hat, bekommt er es mit mir zu tun.“sagte Ales ehrgeizig.
Ich nickte und wir gingen weiter die Treppen runter. Als wir unten waren, standen Jay, Yoshi und Drake schon bei der Tür.
„Da seid ihr ja endlich.“meinte Jay etwas wütend.
„Jay ich muss dir was sagen.“sprach ich selbstbewusst.
„Und was?“
„Ales kommt mit nach Aphaio.“
Drake sah Ales überrascht an, worauf Ales grinsend sagte: „Ich will ihnen helfen, die Lizagon zu bekämpfen. Vielleicht sind die stärker, als die Kämpfer hier. Wenn nicht…dann haben sie Pech gehabt.“
„Haha, du bist wohl immer auf der Suche nach einer Herausforderung. Ich könnte dich sowieso nicht aufhalten, also zeig es den Lizagon.“meinte Drake ebenso grinsend wie Ales.
Jay sah Drake überrascht an und ich musste lächeln.
"Ach ja, Jay. Ich möchte dir, bevor du gehst, noch einen Tipp geben. Am Besten setzt du dein Schwert an der Hüfte an. So ist es leichter zu ziehen, als wenn du es auf dem Rücken hast!", sprach mein Meister zum Schluss noch zu mir.
"Stimmt eigentlich auch wieder. Gryvezo.", entgegnete ich, nahm die Hülle meines Schwertes und legte das Band wieder an meinem Körper an, nur diesmal so, dass mein Schwert mit dem Griff voran an meiner Hüfte liegt. Dann schnürte ich das Band noch fester zu, damit es nicht lockert und schon war es fertig.
"Naja, war wirklich nett, euch kennenzulernen", sprach Syad zu Kahiko, Joshua und Roumald und wandte sich dann zu mir, "dich kennenzulernen freute mich natürlich auch, aber wir sehen uns ja noch wieder. Ich hoffe, du übst Zuhause noch fleißig!"
"Hat mich auch gefreut. Und ja, ich trainiere noch!"
"Sehr, schön. Na dann, auf Wiedersehen!"
Wir verabschiedeten uns von Meister Syad und gingen wieder zum Bahnhof. Was ich davon halten sollte, dass dieser komische Ales jetzt mitkommt, konnte ich nicht wirklich sagen. Er sollte mir nur nicht auf die Nerven gehen. Am Bahnhof angekommen, kauften wir uns ein paar Tickets und stiegen in den Zug ein. Während der Fahrt saßen Joshua und ich gegenüber von Kahiko, Ales und Roumald. Yoshi und ich hörten wieder überdimensional laut Musik.
"Wenn wir Zuhause sind, knall ich mir erst mal ordentlich die Birne voll!", sprach ich zu Yoshi, der daraufhin grinste, "Aber davor werde ich, denke ich trainieren ..."
"Tu das."
Die ganze Fahrt über passierte nichts wirklich Besonderes. Hoffte nur, dass ich so schnell wie möglich Zuhause ankam. Ich hatte wirklich große Lust zu Trainieren. Mich beeindruckten diese Kampftechniken, die mein Meister mir beigebracht hatte. Und ich konnte es nicht erwarten, sie zu perfektionieren. Als wir in Aphaio ankamen, stiegen wir aus. Ich schaute auf mein Handy.
"10:48 Uhr. Kahiko, triffst du dich nicht gleich mit diesem Mädchen?", fragte ich Kahiko.
"Er weiß von ihr Bescheid?", fragte Roumald meinen Bruder überrascht.
"Natürlich weiß er davon. Er ist mein Bruder. Wegen dem Kazyero musste ich ihn sogar fragen, ob das in Ordnung ist!", entgegnete mein Bruder.
"Und anscheinend hat er das erlaubt, oder?", fragte Roumald, woraufhin mein Bruder stumm nickte.
"Alles klar ...", entgegnete Roumald und schaute mich kurz an.
"Naja, viel Spaß, Kahiko. Ich kann mir zwar bei dir nur vorstellen, dass du es vermasselst, aber darüber mach ich mich dann später lustig", antwortete ich und ging mit Yoshi wieder in unser Viertel, während Kahiko und Roumald sich woanders hinbegaben.
„Kahiko, hättest du dich nicht schon um zehn mit Hokulani treffen sollen?“fragte mich Roumald etwas erschrocken, aber ich beruhigte ihn indem ich sagte: „Ich treffe mich mit ihr doch erst morgen, da ich nicht wusste, wie lange wir in Valeko sind.“
„Led, wann trefft ihr euch dann morgen?“
„Um die gleiche Uhrzeit, um die wir uns heute hätten treffen sollen.“
Roumald nickte und Ales fragte mich: „Hokulani? Ces gir hio Minao(Freundin)?“
„R-Rodäz, tiar plyo ces frio minao.“erwiderte als ich spürte, wie ich rot anlief.
„Ich verstehe schon.“meinte Ales lachend als wir den Rathausplatz erreichten.
Wir saßen uns dort auf den Brunnenrand und riefen Carlos und Fabés an und sagten ihnen, dass sie auch kommen sollten.
„Carlos para Fabés? Sind das eure Freunde?“erkundigte er sich, worauf wir bejahten.
Nach einer geschätzten Dreiviertelstunde kamen die beiden zu uns.
„Swäl, ihr beiden!“begrüßten Roumald und ich sie.
„Swäl, Roumald para Kahiko. Wer ist der Junge?“fragte Fabés sofort.
„Faro ce Ales Thrope. Ich komme aus Valeko.“stellte sich Ales vor.
„Ales Thrope? Den Namen habe ich schon einmal gehört…Du sagtest du kommst aus Valeko…hm…“überlegte Fabés während er Ales musterte.
„Bevor dein Kopf noch zum Rauchen anfängt, sag ich es dir lieber. Ich bin der Bogenmeister in Valeko. Ich denke, du hast den Namen meines Bogens schon gehört. Er heißt Goliah.“
„Goliah…Er ist einer der Legendenbögen. Aber ich kenne dich nicht als Bogenmeister, da bin ich mir sicher. Ich habe deinen Namen schon woanders gehört…nur wo?“sprach Fabés, worauf Roumald erwiderte: „Ay, das bildest du dir doch nur ein. Qorad jizo ces redit?“
„Kurz nach Viertel Eins.“antwortete Carlos mit einem Blick auf seine Armbanduhr.
„Dann machen wir uns einmal auf den Weg zu Sorao.“meinte ich, worauf wir alle gingen, nur Fabés stand noch wie angewurzelt dort.
„Geht ihr vor, ich komme gleich nach.“meinte ich und ging zu Fabés.
„Kahiko…Vertraust du Ales?“fragte er mich, worauf ich ihn verwirrt ansah.
„Qiez, quario?“antwortete ich.
„Ich weiß jetzt, wo ich seinen Namen…Oder eher gesagt seinen Nachnamen schon einmal gelesen habe. Ich zeig es dir.“erwiderte er und holte sein Handy raus.
Er tippte schnell etwas ein, dann las vor: „Zuerst Lilios, dann Kaleon. Die Lizagon machen vor nichts halt. Ihr letztes Ziel war das Dorf Zinyra, etwa zweihundert Kilometer von Aphaio entfernt. Überlebende Zeugen berichteten, dass die Männer immer wieder ihren Anführer, einen gewissen Lucius Thrope, anfeuerten, damit dieser alles und jeden töten solle, er machte selbst bei Kindern nicht halt. Augenzeugen konnten nur erkennen, dass er eine schwarze Uniform trug und mit einem metallenem Bogen kämpfte, dessen Schüsse so schnell wie der Wind waren.Wie die Lizagon ins Land kamen, ist unklar. Das techorianische Militär ermittelt in dieser Sache Tag und Nacht…Cavez, Kahiko! Denk doch einmal nach.“
Ich sah ihn erschrocken an.
„Und der Bericht entspricht wirklich der Wahrheit?“fragte ich unter Schock.
„Das stand in jeder Tageszeitung!“erwiderte er.
„Dann müssen wir etwas unternehmen.“sprach ich während wir schnell zu den Katakomben liefen.
Joshua ging noch Hause, um sich zu vergewissern, dass Sophia wegen Butters nicht schon Selbstmord begang. Ich hingegen ging mit Drako, das sich in der Hülle an meiner Hüfte befand, in den Park, um dort noch etwas zu üben. Ich begab mich zu dem kleinen Platz, an dem Está mir zeigte, wie ich Schatten beschwöre. Ich hatte diesen kleinen Platz schon in mein nicht vorhandenes Herz geschlossen. Es war ruhig, stets schattig und man konnte dort wirklich gut trainieren. Langsam zog ich Drako aus der Hülle, schaute das Legendenschwert kurz an, mit dem Gedanken, dass ich es irgendwie echt nicht glauben konnte, Besitzer eines so besonderen Schwertes zu sein. Es war ja praktisch schon ein Relikt. Anschließend rief ich mir wieder das Neun-Punkte-System in den Sinn, um den Curl zu üben. Ich setzte mein Schwert bei Punkt sechs an. Danach zog ich es blitzschnell zu Punkt acht, dann zu Punkt vier und zum Schluss mit voller Kraft und Geschwindigkeit zu Punkt drei. Um meinen Krafteinfluss noch etwas weiter beurteilen zu können, setzte ich den Curl an einem Baum ein. Meine Angriffe hinterließen immer sichtliche Spuren in den Bäumen, aber ich war nicht ganz zufrieden. Den ein oder Anderen Curl verpatzte ist, was ich selbst nicht wirklich schlimm fand, da ich ihn ja erst heute gelernt hatte. Aber trotzdem brannte ich darauf, den Curl in kürzester Zeit zu perfektionieren, in dem Wissen, dass ich das nicht schaffen würde. Nach gefühlten 100 Versuchen, tat mir mein linker Arm etwas weh, weshalb ich mich kurz auf die knallgrüne Wiese setzte. Ich begutachtete meine Handschuhe, die sich an meinen Händen befand ... diese Handschuhe, die an meinen Händen erschienen, als ich Drakos Griff zum ersten Mal ergriff. Ich fragte mich, was sie wohl brachten. Waren sie nur Deko oder hatten sie irgendeine Aufgabe? Darüber sollte ich mich vielleicht auch noch in der Bücherei informieren. Ich hätte es selber nie geglaubt, dass ich mir vornehme, in eine Bücherei zu gehen. Obwohl der Meister mir einiges zu den Legendenschwertern erzählte, wollte ich gern mehr erfahren. Und das werde ich auch. Da fällt mir ein, dass ich so viel zu tun habe. Schwerttraining beim Meister ... seinem Cousin wollte ich ja auch noch einen Besuch abstatten, damit er mir eventuell die nähere Beherrschung der Schattenkräfte beibringt. Dann muss ich noch in die Bücherei, um mich über die Legendenschwerter zu informieren ... und um meinen kleinen Bruder muss ich mich auch noch kümmern. "Kazyero ...", seufzte ich. Obwohl ich das Kazyero sehr ernst nahm, war es doch des Öfteren schon zermürbend, für Kahikos Unsinn geradezustehen und die Prügel einzustecken. Ich zog kurz mein T-Shirt hoch und schaute auf meine genähte Wunde am Bauch. Die Fäden würde ich mir wohl ziehen müssen ... aber nicht jetzt. Das T-Shirt wieder runtergezogen, dachte ich noch weiter nach. Der Überfall ... die Flucht ... Drako. Alles so plötzlich. Und alles zusammen warf mich quasi in ein neues Leben, außer dass ich immer noch Jay war. Nur als Waise jetzt mit mehr Verantwortung, einem Schwert, zuvor für mich verborgene Kräfte, dessen Beherrschung es zu lernen galt und natürlich dem ohnehin schon vorhanden Charme. Als ich so über Kaleon und den Angriff nachdachte, fiel mir das Gesicht des Mörders meiner Eltern ein. Auch wenn er vermummt war und ich nur wirklich seine Augen erkannte, stachen sie mir noch so stark ins Gedächtnis und ich hätte sie jederzeit jemandem zuordnen können. Fakt ist, ich werde den verfickten Mörder meiner Eltern finden und ihn aufs Grausamste richten. Ich drückte mir zwangsweise wirklich viel auf. Ich bin froh, dass Kahiko auch eine Waffe hat und wohl halbwegs gutes Training bekommt, sodass er sich auch bei Gefahr wehren kann. Wird aber trotzdem nichts daran ändern, dass ich meinen kleinen Bruder beschützen muss. Naja ... niemand hat es im Leben leicht und das muss auch ich hinnehmen ... egal, wie belastend es ist. Zusammenklappen werde ich wegen GAR NICHTS! Während ich weiter so nachdachte, spürte ich keinen Schmerz mehr in meinen Armen und stand auf. Den Curl wollte ich für heute mal gut sein lassen, weshalb ich mich an den Stack machte.
Als wir in den Katakomben ankamen, trainierten Roumald und Carlos gerade, Ales und Sorao saßen am Boden und beobachteten das Geschehen. Ales sah, dass wir ihn nicht gerade freundlich ansahen und kam zu uns.
„Para quer?“fragte er verwirrt.
„Könntest du uns das erklären?“erwiderte Fabés wütend und zeigte Ales den Bericht.
Als er diesen gelesen hatte, meinte er: „Kann ich einmal mit euch allein sprechen und es euch erklären?“
„Qiez…Auf diese Ausrede bin ich gespannt.“den letzten Teil flüsterte Fabés, damit Ales ihn nicht hören konnte.
Wir sagten Sorao, dass wir gleich wieder kommen würden und verließen kurz die Katakomben. Wir standen nun zu dritt auf dem Schwertplatz, nicht einmal eine Wache war hier.
„Ich wusste, dein Name sagt mir etwas. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“sprach Fabés, worauf Ales zu lachen begann.
„Zu meiner Verteidigung? Sind wir hier bei einem Gericht? Faro jarlyaz darz…“
Er fing noch mehr an zu lachen, schön langsam bekam ich Angst.
„Du warst es doch, der die ganzen Leute in Kaleon und Lilios getötet hat, streite es nicht ab. Augenzeugen haben berichtet-“
„Augenzeugen? Es war mitten in der Nacht. Meinst du, die ,Zeugen´ hätten irgendetwas sehen können.“unterbrach Ales Fabés, der ihn darauf überrascht ansah.
„Du hast recht, dann konnten sie ihn gar nicht sehen. Contrâ! Geh du schon mal vor in die Katakomben, ich muss mit Fabés noch etwas besprechen.“sprach ich mit gespielter reumütiger Stimme, worauf Ales wieder in die Katakomben ging.
„Was sollte das gerade werden, Kahiko?“fragte er mich fassungslos.
„In dem Bericht wird mit keinem einzigen Wort erwähnt, dass es zur Zeit des Überfalls Nacht war, vek?“sagte ich, worauf er sein Handy herausholte und dann zustimmend nickte.
„Dann können wir davon ausgehen, dass Ales in Wirklichkeit Lucius Thrope ist. Denn wie könnte er sonst wissen, dass es Nacht war?“
„Ich verstehe, worauf du hinaus willst…Also ist er wirklich ein Lizagon. Bestimmt war er es, der die Soldaten in Techoras eingeschleust hat. Wer auch sonst?“schlussfolgerte Fabés, worauf ich nickte.
„Aber ihn zu besiegen wird schwer…Er besitzt schließlich auch einen Legendenbogen und ist, im Gegensatz zu mir, ein BogenMEISTER.“meinte ich etwas hoffnungslos.
„Jede Waffe hat eine Schwachstelle, auch sein Bogen Goliah. Legende hin oder her…Wir sollten uns nur über die Legendbögen erkundigen, vielleicht können wir noch wertvolle Verbündete für den Kampf gegen die Lizagon auf diese Art gewinnen.“
Ich nickte zustimmend.
„Led, dann auf in die Bibliothek.“meinte er, worauf ich ihn verdutzt ansah.
„Bibliothek? Ist das dein Ernst?“fragte ich ihn nicht sonderlich begeistert.
„Wie willst du sonst etwas darüber erfahren? Sollen wir etwa Ales danach fragen?“meinte er.
„Rodäz, aber Sorao.“erwiderte ich.
„Er wird uns das glaub ich auch nicht sagen können, vor allem wird er uns die Informationen, die wir dringend brauchen, nicht sagen können.“
„Wie du meinst…“sagte ich worauf wir wieder in die Katakomben gingen und Sorao sagten, dass wir heute nicht trainieren konnten, da wir noch etwas zu erledigen hatte.
Er nickte nur und wir verließen schnell die Katakomben und gingen zum Rathaus, wo wir uns nach der Bibliothek erkundigten. Aber das konnten wir uns sparen, da die Bibliothek unter dem Rathaus war. Wir gingen die modrigen Holztreppen hinab und waren nun in einem gigantischen Raum, der von Kerzenschein erleuchtet wurde und in dem unzählige deckenhohe Regale voll mit Büchern standen. Mit zuerst großer Motivation durchkämmten wir die Bibliothek, bis wir nach einer geschätzten Stunde fündig wurden. Das Buch war das größte Buch, das ich je gesehen hatte. Fabés und ich mussten es zu zweit zu einem Schreibtisch hieven, dann las ich den Titel darauf; Legendäre Waffen.
„Wenn wir da drinnen nicht finden, was wir suchen, dann ist es hoffnungslos.“sprach ich in einem sarkastischen Ton während ich das Buch aufschlug.
Der Baum, an dem ich trainierte tat mir langsam schon Leid, weil ich in mit meinem Training schon quasi verbal vergewaltigte. Würde sich ein Unwissender den Baum ansehen, würde er vielleicht denken, dass hier das Sägenwurf-Turnier stattgefunden hätte. Doch langsam hatte ich genug vom Training. Egal, wie oft ich es versuchte, ich konnte weder Stack noch Curl perfektionieren. Ich rief mir immer wieder ins Gedächtnis, dass ich diese Techniken seit Kurzem erst kannte und ich dadurch jetzt kein Meister sein konnte. Doch irgendwie wollte ich es selbst nicht akzeptieren. Aber naja, ich kann ja nichts erzwingen, was nicht sein soll. Ich steckte mein Schwert wieder in die Hülle und setzte mich im Schneidersitz wieder auf die Wiese vor den Baum. Ich wollte es für heute gut sein lassen. Ich glaube nicht, dass es besonders gesund ist, wenn man es bei so was übertreibt. Ich beschloss, jeden Tag oder alle paar Tage zu üben, dann würden meine Angriffe früher oder später schon an Präzision gewinnen. Obwohl es gar nicht mein Ding war, Geduld zu haben, hatte ich hier keine Wahl. Ich fing an, mich in Selbstdisziplin zu üben. Und vielleicht war das ja genau so wichtig, wie diese Techniken zu üben. Ich meine, was bringt es, Ziele zu haben, ohne über Selbstdisziplin zu verfügen? Ich wurde mir immer mehr bewusst, dass ich in der jetzigen Lage sowohl mehr Macht hatte, als auch mehr Pflichten. Eine Waffe zu besitzen, bedeutete, die eigenen Landsleute, die in Gefahr sind und sich selbst nicht helfen können, zu unterstützen. Die Kunst des Schwertkampfes zu lernen, bedeutete, sich in Selbstdisziplin zu üben. Und genau das hatte ich vor. Ich könnte es mit Gewalt tun, oder auf die richtige Weise. Mit letzterer Option freundete ich mich immer mehr an, aber ich musste auch daran denken, dass die erste Option immer meine Bevorzugte war. Noch nie habe ich, wenn ich etwas lernen musste, es mit Geduld gemacht und Dauer. Es war früher nichts für mich, etwas über mehrere Tage oder Wochen zu üben. Man kann eigentlich beide Optionen gutheißen. Entweder exzessiv zu üben und es in kürzester Zeit drauf zu haben oder in Ruhe sich Zeit zu lassen. Der Gedanke, letztere Option zu versuchen, tat mir gar nicht gut. Aber Schwertkampf zu üben ist nochmal eine ganz andere Sache, als perfektes Techorianisch zu üben. Ich versuchte es beim Schwertkampf einfach mal in Ruhe und auf Dauer, bedenkend, dass ich das Meiste, was ich in der Zukunft machen werde, sicherlich noch auf meine gewohnte und bevorzugte Art machte. Ich merkte gerade, dass ich mir über so etwas noch nie wirklich Gedanken gemacht habe, es aber auch ganz gut tat, selbst mal in sich zu gehen und wirklich über sich selbst nachzudenken. Aber meine Art war das sonst auch nicht ... ich schüttelte den Kopf den Kopf und stand auf. Ich war aufgrund der ganzen Denkerei etwas durch den Wind und beschloss, wieder in die Stadt zu gehen und dort mich abzulenken ... vielleicht knall ich mir ja exzessiv die Birne voll, mal sehen. Ich verließ meinen Trainingsplatz und ging in Richtung Stadt.
„Ich glaube ich habe gefunden, was wir gesucht haben!“meinte Fabés aufgeregt, während ich vom Boden aufstand und zu ihm ging.
Wir waren nun schon geschätzte zwei Stunden hier unten und schön langsam wurde ich müde, außerdem roch es hier wirklich abartig, ich bin froh, wenn ich wieder hier raus bin.
„Schieß los.“sprach ich während ich mich neben ihm hinstellte und in das Buch sah.
Auf den gelblichen Seiten waren verschiedene Elemente in einem Kreis dargestellt, die jeweils mit einem Pfeil auf ein anderes zeigten.
„Die Pfeile zeigen den Vorteil gegenüber einem Element an. Feuer ist effektiv gegen Pflanzen, Luft ist effektiv gegen Gestein und so weiter. Aber etwas ist komisch daran.“erklärte mir Fabés, während er auf einen schwarzen Punkt zeigte.
Er fuhr dann mit seinem Finger den Pfeil nach bis zu einem weißen Punkt.
„Sind das Schatten und Licht?“ fragte ich ihn, worauf er nachdenklich nickte.
„Jedes Element hat einen Vorteil und einen Nachteil. Wasser ist effektiv gegen Feuer, aber nicht effektiv gegen Pflanze, aber bei Licht und Schatten ist das anders. Schatten ist effektiv gegen Licht, Licht ist effektiv gegen Schatten, diese beiden haben also de facto keine Verbindungen zu den anderen Elementen. Das heißt sie sind neutral. Kommst du mit?“erläuterte er, während ich abwesend auf das Buch starrte.
„Also kann Jay mir großen Schaden zufügen und ich ihm?“sagte ich nach einer Weile.
„Qiez, so kann man es auch ausdrücken. Komm jetzt aber nicht auf idiotische Gedanken!“sagte er streng.
„Qiez Qiez, keine Sorge. Was ist effektiv gegen Luft?“fragte ich Fabés, der nur mit einer Handbewegung auf das Buch deutete.
Er ging einen Schritt zur Seite und ich stellte widerwillig vor die Mitte des Buches. Ich fuhr mit meinem Finger auf dem faserigen Papier den Kreis entlang, bis ich schließlich ein Zeichen fand, welches wie ein Wirbelwind aussah. Luft war effektiv gegen…Gestein. Und Luft ist anfällig gegenüber…Elektro.
„Moment…Hio Qajô ces quenin Eliuez, vek Fabés?“fragte ich ihn, worauf er langsam nickte.
„Willst du etwa darauf hinaus, dass ich gegen ihn Kämpfen soll?“meinte er ungläubig.
„Rodäz, du musst mir nur helfen.“erwiderte ich, während ich im Buch weiterblätterte.
„Led.“antwortete er knapp.
Ich blätterte im Buch weiter und stieß dann auf etwas sehr interessantes. ,Legendenbögen und ihre Schwachstellen´.
Als ich wieder in der Innenstadt war, holte ich mein Handy raus, öffnete WhatsApp und schrieb in die Gruppe mit Está, Montana und Joshua :"Kommt ihr gleich in die Bar?". Daraufhin antworteten alle drei recht prompt mit 'Ja'. Ich ging also in die Bar. Als ich sie betrat, war noch keine Spur von meinen Freunden, war aber davon überzeugt, dass sie jeden Moment kommen würden. An der Theke stand Danny, der zwei jungen Männern gerade eisgekühlte Drinks brachte und in mir sofort den Gedanken weckte, dass ich das jetzt auch bitter nötig hatte. Ich setzte mich an die Theke. Danny bemerkte mich sofort und hielt mir seine Hand hin. Ich checkte ihn rasch ab. Er sprach mit einem Grinsen :"Kja, manjerô Veljeta. Veryn led janta! (Ah, herr Veljeta. Schönen guten Tag!)"
"Swäl, Danny. Qorad plejen redâ? (Wie geht's?)"
"Led, gryvezo. Hyro? (Gut, danke. Dir?)"
"Istên! (Auch!)"
"Väyn cer veryn! Gir bevarano? (Das ist schön! Das Übliche?)"
"Serwerla. Lecio yinoza fyro epero acé ansipá pryavet! (Natürlich. Aber tu mir bitte noch etwas Mango rein!"
"Fray quén!", antwortete Danny und holte aus dem Kühlschrank unter der Theke einige Flaschen raus und ein großes Glas aus einer Ablage hinter ihm raus. Die Ablagen waren direkt an der Wand, welche mit Hawaii-Postern verziert war. Darum hatte ich auch irgendwie das Gefühl, in einer Tiki-Bar zu sein ... ach ja ... Hawaii. Da könnte ich auch nochmal hin. Ich sah Danny zu, wie er mit meisterlicher Eleganz den Candiar einschenkte, ihn mit Brombeerensaft, Heidelbeersaft und Cranberrysaft mischte und ihm mit dem Mangosaft eine herrlich orange Farbe gab. Anschließend steckte er in das Getränk noch ein Schirmchen und ein Strohhalm rein, sodass es einen richtigen Tiki-Style gab, der einfach ein herrlicher Anblick war. Danach reichte er mir zusammen mit einer Nadel das Glas.
"Äriazeno! (Bitteschön)", sprach er.
"Azé gryvezo (Vielen Dank)", antwortete ich und stach mir die Nadel in den Finger. Anschließend ließ ich ein wenig Blut in meinen Candiar tropfen und fing an, zu trinken.
"Aquiz kapir girez pronjâs? (Wo sind die Anderen?)"
"Lejar istên izarivolc pez!" (Sie / Die kommen auch gleich!)", entgegnete ich und trank genüsslich meinen Candiar.
"Leech", sprach Danny und spülte ein paar Gläser ab.
Eine Minute später öffnete sich die Tür. Ich drehte mich um und sah, dass Joshua, Está und Montana gerade eintraten.
"Quer gallett? (Was geht?)", fragte Yoshi, als ich ihn, Está und Montana gerade abcheckte.
"Plyen. Pereza iat hyro? (Nix. Bei dir?)"
"Istén plyen! (Auch nichts!)"
Yoshi, Está und Montana setzten sich und gaben bei Danny ihre Bestellungen auf. Daraufhin holte der Barkeeper ein paar Flaschen raus und fing an, zu mixen.
"Und, warst du trainieren?", fragte Yoshi mich, der geduldig auf seinen Tariiza wartete.
"Qiez. Ich hab ordentlich geübt. Und ich glaube, ich muss noch einiges mehr üben. Die Schwertkampftechniken zu perfektionieren ist nicht leicht!", antwortete ich grinsend.
"Wie wahr ...", warf Montana ein.
Als Danny die Getränke rüberreichte, stießen wir an und begannen, zu trinken. Wir unterhielten uns anschließend über verschiedene Dinge. Ich hatte irgendwie so richtig Lust, mich ins Koma zu saufen...
„Jeder Legendenbogen hat eine Schwachstelle“, begann ich vorzulesen, „nur der Legendenbogen Demogorgon besitzt keine. Schwachstellen der anderen Bögen sind wie folgt; Fatal ist effektiv gegen Chiona, Kyu ist effektiv gegen Goliah, Gargantua ist effektiv gegen Kyu und Fatal. Angelus ist ein neutraler Bogen, der die Kraft der anderen wie Demogorgon bei Weitem übersteigt. Nach alten Sagen vermutet man, dass Demogorgon gar kein Bogen sei sondern nur eine Verstärkung für einen anderen Bogen, dies ist aber wie die Existenz von ihm bezweifelt. Legenden nach soll man den angeblichen Bogen in Aphaio finden. Der einzige Hinweis ist; Weite Ebnen umzingeln die Stadt, die Berge am Horizont begrenzen Techoras, die Flüsse sind blaue Bänder und hinter der Mauer kann man noch die Fabriken sehn.“
„Erinnerst du dich noch an den Platz, den Sorao uns gezeigt hat? Von dem man fast ganz Techoras erblicken konnte? Dort finden wir bestimmt, was wir suchen!“meinte Fabés zielstrebig.
„Aber es wird öfters erwähnt, dass das nur ein Mythos ist. Wir werden bestimmt gar nichts finden… Qorad jizo ces redit?“sagte ich gähnend.
„Punkt Vier.“erwiderte er knapp.
„Led, lassen wir es für heute gut sein. Wir wissen jetzt, was wir wissen wollten.“
Wir hievten das Buch wieder zurück ins Regal und verließen endlich die miefende Bibliothek. Als wir vor dem Rathaus standen, atmete ich erst mal tief ein, worauf Fabés lachen musste.
„Faro välko á Yzqa, leèn lanza vén!“(Ich geh nach Haus, bis morgen dann)verabschiedete ich mich mit einem Winken.
Als ich auf den Weg nach Hause durch Aphaio schlenderte, fiel mir erst auf, dass es eine sehr neue Stadt war, es gab überhaupt keine Altstadt oder dergleichen, nur die Katakomben. Ich machte mir darüber noch einige Gedanken bis ich schließlich Daheim ankam…Wobei Daheim übertrieben ist. Ich fühle mich hier nicht wirklich wohl, aber das musste ich jetzt wohl oder übel hinnehmen, wie es war. Ich schloss die Tür hinter mir und schloss sie ab, ließ aber den Schlüssel stecken. Ich saß mich aufs Sofa und sah auf mein Handy, es war Dreiviertel Fünf. So schnell war ich noch nie hier, dachte ich gerade, als es an der Tür läutete. Überrascht ging ich zu dieser, schloss sie auf und sah überrascht meinen Großeltern in die Augen.
„Kahiko! Dir geht es also gut! Da bin ich aber froh.“sprach Oma während sie mich umarmte.
„O-Oma, Opa, es ist schön, euch wiederzusehen.“sagte ich als ich sah, dass auch noch eine ältere Dame und ein Mädchen hier waren.
Das Mädchen war in etwa gleich alt wie Jay, hatte braune Haare, blaue Augen und spielte mit einer Strähne ihres Haares. Sie hatte ein pinkes, ärmelloses Top und eine Skinny Jeans an, außerdem trug sie Neonpinke Sneakers.
„Ay, ich muss dir noch jemanden vorstellen. Das sind Simona und Lily Hiawar.“stellte Oma die beiden vor.
„Schön, dich kennenzulernen, Kahiko. Faro ce Simona Hiawar, das ist meine Enkelin, Lilly.“sagte die ältere Dame mit gebrechlicher Stimme.
„Swäl, Kahiko.“sagte Lily freundlich.
Sie ist das komplette Gegenteil von Jay, dachte ich, während wir ins Wohnzimmer gingen.
„Aquiz ces Jay?“fragte mich Opa, worauf ich nur mit einem Schulterzucken antwortete: „Keine Ahnung, ich ruf ihn einmal an.“
Ich holte mein Handy aus der Hosentasche und rief Jay an, aber er hob nicht ab. Dieser Vollidiot…bestimmt hat er sich wieder vollgesoffen. Dann weiß ich wenigstens, wo ich ihn finden kann, dachte ich während ich per WhatsApp Fabés schrieb, dass er herkommen solle und meine Großeltern beschäftigen sollte, während ich Jay suchen gehe. Er schrieb nur ein kurzes ,Ok´ zurück.
„Oma, Opa, ich hol Jay, ein Freund kommt gleich und erklärt euch die Lage.“sagte ich, und bevor sie etwas erwidern konnte, war ich schon außer Haus. Als ich die Häuserallee schon etwas hinaufgegangen war, traf ich Fabés und gab ihm schnell den Schlüssel.
„Willst du ihn wirklich allein suchen gehen?“fragte er etwas skeptisch.
„Qiez, ich bin mir ziemlich sicher, wo er ist. Wünsch mir Glück, dass ich ihn tatsächlich dort finde…“sagte ich, als ich meinen Weg fortsetzte.
MFG
Kiro