Nono vergrub stöhnend den Kopf in ihrem warmen Kissen, als etwas in ihrem Zimmer rumpelte. Wieso? Sie wollte nicht aufstehen. Schläfrig blinzelnd, hob das hellhaarige Mädchen den Kopf und fand sich Auge in Auge mit Riolu wieder. Ach richtig, das Fest des Lebens und die Eier. Der leise Anflug eines Lächelns schlich sich auf ihr Gesicht, als sie leise flüsterte: "Guten Morgen, Riolu." Ein tadelnder Blick und ein leises "Riolu!" war die schnelle Antwort - anscheinend knurrte nicht nur ihr Magen. Nach einigen Sekunden der Überwindung schlug Nono ihre Bettdecke zurück und setzte sich fröstelnd auf. Ihre dicken Haare standen zerzaust ab, und auch das Hindurchfahren mit den Fingern schien nicht viel daran zu ändern. Verschlafen taumelte das Mädchen zu dem Waschbecken und ließ sich kühles Wasser über Gesicht und Hals laufen, ehe sie nach einem Handtuch griff. Ihr Leben hatte sich verändert, ohne Zweifel. Von heute auf Morgen war aus ihr eine Trainerin geworden, ihr Leben davor würde jetzt kaum noch so funktionieren. Durch den kleinen Spiegel warf sie einen Blick auf das blauschwarze Wellenspiel Pokémon, welches neugierig in ihre Richtung schielte, die roten Augen aufmerksam auf seine neue Trainerin gerichtet. Nachdem Nono sich die Haare gekämmt hatte und in Hose und Top geschlüpft war, griff sie nach ihrer grauen Jacke und sah sich ein letztes Mal im Zimmer um. "Kommst du?", fragte sie Riolu mit ungewöhnlich sanfter Stimme. Dieses zögerte kurz, ehe es zu Nono sprang und sich wie selbstverständlich auf ihrer schmalen Schulter niederließ."Und jetzt weiter, immer weiter."
Das Frühstück der frisch gebackenen Trainerin verlief ereignislos, wobei sowohl sie als auch ihr Begleiter großen Hunger zu haben schienen - nach einer schnellen Mahlzeit fühlten beide sich aber besser. In Gedanken versunken bemerkte Nono das überfüllte Pokécenter erst, als sie in den Empfangsraum trat. Es schienen mindestens fünf Mal so viele Trainer anwesend zu sein wie an anderen Tagen, und das war noch nicht einmal das auffälligste - überall lagen Pokémon kraftlos in den Armen ihrer Trainer, rannten scheinbar fiebrig durch den Raum oder wimmerten still vor sich hin. Unbewusst hob Nono den Arm und strich über das kurze Fell ihres Riolus. Was war denn hier auf einmal los? Gestern war es noch nicht so überfüllt gewesen. Und woher kamen all die kranken Pokémon? Mit dröhnendem Kopf - das Kreischen und Jammern einiger war doch sehr nervenzehrend - bahnte sich die Trainerin mit der grauen Jacke einen Weg durch zwei Jungen mit schwächlich wirkenden Rattfratz. Kopfschüttelnd sah das stille Mädchen zu Schwester Joy, welche hoffnungslos überfordert schien. In dem Versuch, einem offensichtlich verwirrtem Smettbo auszuweichen, stieß Nono mit einem blondhaarigen Mann samt lilanen Schal zusammen. "'Tschuldigung," murmelte sie und wollte gerade weiter, als sie Jens erkannte, den Arenaleiter, der gestern auch beim Fest des Lebens anwesend war. Ein Funken Unsicherheit schlich sich in ihre Haltung, ehe ihre undurchsichtige, harte Maske wieder aufgesetzt war. "Schon okay", nahm er die Entschuldigung an und sah mit einem wissenden Lächeln auf das Riolu, welches auf Nonos Schulter saß und den Fremden nicht gerade freundlich ansah. Beruhigt, dass Nono das Missgeschick verziehen wurde, entbrannte ein innerer Kampf in ihr, ob sie gehen sollte oder doch bleiben. Schließlich rang sie sich zu einem Nicken durch und fragte vorsichtig: "Darf ich fragen, was du hier machst?" Und dieses Mal war ihre Neugier ehrlich. Waren die Pokémon des berühmten Arenaleiters etwa auch erkrankt?
In diesem Moment war ihr ziemlich egal, ob sie zu neugierig wirkte, denn der Tag hatte noch viele Stunden und die Beantwortung dieser Frage würde wahrscheinlich weder sie noch ihn viel Zeit kosten. Das Gesicht des Mannes verzog sich besorgt, als er zu Nonos Erstaunen erwiderte: "Mich führt der selbe Beweggrund hier her, der wahrscheinlich auch die anderen Trainer zum Center gezogen hat." Sein Blick schweifte ebenfalls über die Masse und Nono verkrampfte unwohl ihre Finger. "Einige meiner Schüler kamen heute morgen mit ihren Pokémon zu mir, und auch Nebulak scheint es alles andere als gut zu gehen. Hier sieht es nicht besser aus, aber eine Erklärung fehlt mir." Nono nickte. Es ergab zwar keinen Sinn, wieso so viele Pokémon unabhängig voneinander erkranken sollten, aber das würde wenigstens die Anwesenheit so vieler besorgter Menschen erklären. "Wenigstens scheint es Riolu gut zu gehen," schlich sich der egoistische Gedanke in ihren Kopf, ehe sie ihn verdrängte. Wa sich hier in Teak City abspielte, schien in mehrerer Hinsicht ungewöhnlich zu sein - und nun kam noch das dazu. Ihre saphirblauen Augen wurden leer bei den Erinnerungen, ehe sie sich wieder fasste. "Dem kleinen Kerl geht es aber gut, oder?", erkundigte der Arenaleiter sich fragend und Nono bejahte. Seit der Knirps am Vortag geschlüpft war, schien es ihm wirklich blendend zu gehen, abgesehen von dem unerbittlichen Hunger, den er Tag und Nacht zu haben schien. Mehrmals in der Nacht war das Mädchen von den leisen Geräuschen ihres Begleiters geweckt worden, aber wenn man bedachte, was für ein Glück das Riolu war, verzieh sie ihm gerne.
"Würdest du mir einen Gefallen tun?" Die Frage kam ohne Vorwarnung und direkt. Mit einem sichtlichen Fragezeichen im Blick sah sie zu dem Mann auf und wägte kurz ab. Wieso eigentlich nicht? Zeit zum verschwenden hatte sie genug, ein klares Ziel nicht. Lax mit den Schultern zucken, meinte sie knapp: ""Kommt drauf an, aber prinzipiell ja." Die Antwort schien Jens zufrieden zu stellen und er deutete auf einen winzigen Tisch am Rande des Centers, wo sich gerade eine alte Dame erhob. "Dann setzen wir uns doch kurz."
"Gut. Anscheinend sind nicht nur hier Pokémon erkrankt. Auch auf der Miltankfarm westlich von hier gibt es Probleme und einige Miltank scheinen krank zu sein. Das ist natürlich schlecht, vorallem für die Milchproduktion." Schweigend hockte Nono auf dem kleinen Stuhl, die Knie an die Brust gezogen. Ihr Gegenüber sprach mit eindringlicher, nur leicht erhobener Stimme gegen den Lärm, aber sie sie hatte keine Probleme, ihn zu verstehen. "Nun habe ich vorhin mit Schwester Joy gesprochen. Die Situation ist heikel, und sie sucht noch jemanden, der Medizin zur Farm bringen kann. Ich bin leider zu beschäftigt, und da ist es wirklich ein vortrefflicher Zufall, dass ich dich getroffen habe." Der trocken veranlagte Teil Nono's hatte bereits eine spitze Erwiderung auf der Zunge, aber die Erziehung ihres Vaters kam ihr och in den Sinn und sie neigte höflich den Kopf. "Kein Problem." Etwas an dem Blick des Trainers sagte ihr, dass er noch nicht fertig war, und schließlich schloss er an: "Ich werde dich ein Stück weit zum Stadtausgang begleiten. Lass uns hoffen, dass wir auf andere Trainer treffen, alleine möchte ich dir und dem Kleinen die Reise nicht zumuten - zur Zeit scheint es nicht ganz ungefährlich hier." Das unterdrückte Knurren, welches auf diese Worte dicht neben Nonos Ohr ertönte, ignorierend, verschränkte sie die Hände. "Okay." Wenn es umbedingt sein musste, würde es so kommen. Und der Weg erlaubte Nono zumindestens, sich ein wenig mehr mit Riolu vertraut zu machen und eine Kostprobe ihres neuen Trainerlebens zu bekommen. Arenaleiter und Mädchen erhoben sich gleichermaßen und steuerten auf den Ausgang zu.
OOC: Huhu, mit diesem Post steige auch ich jetzt ein. c: Ich hoffe, das passt so. Auf eine hoffentlich spannende In- und entspannte Outplay Zeit, aye?