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    @Leviator
    Da bei den Wahlkarten von anderen Ergebnissen ausgegangen wird, als es im Gros der Präsenzwählern der Fall war - 60% für Van der Bellen - gibt es mindestens eine Eigenschaft, die Kartenwähler von Präsenzwählern unterscheidet. Ich gehe von einem Wohnsitz im Ausland aus.


    Zur Überparteilichkeit: ein Kandidat, der für eine Konsens-Politik steht, stand, wie Du selbst sagtest, nicht zur Wahl - fehlende Mitte. Besonders Hofer ist von Überparteilichkeit weit entfernt, sondern wirbt für die Auffassung der FPÖ vom Amt.

    Würden jetzt nur die Stimmen derer berücksichtigt werden, die in Österreich leben, wäre Hofer jetzt mit 52% zu 48% zum Präsidenten erklärt worden.


    Dank der Briefwahl sollte Van der Bellen gewinnen. Aber wie soll ein Grüner ein Land vertreten, dessen Einwohner mehr als nur konservativ gewählt haben?

    Diejenigen, die überhaupt in Deutschland einen Asylantrag stellen und auf ein Leben hier überhaupt hoffen können, haben noch das glücklichere Los erwischt. Die Zumutungen auf dem Weg vom Nahen Osten oder aus Afrika nach Europa sind welche, die sich ein autochtoner Deutscher nicht annähernd vorstellen kann. Die Beschwerden über geschlossene Sporthallen oder volle Busse sind ein groteskes Beispiel dafür, wie wenig manche Menschen ihr Leid in Relation setzen können.


    Vor allem fassungslos macht der Ton, mit dem vor allem afrikanische Flüchtlinge von ihren Schrecken berichten - als hätten sie diese verdient, oder nicht anders gekannt. An syrischen Flüchtlingen fällt eher auf, dass sie vor ihrer Flucht einen durchaus würdigen Lebensstandard besaßen. Teilweise kehren Menschen aus ihrem Bürojob heim, mit ihrem Marken-Auto, in ihre bezahlte Wohnung. Sie machen sich Abendessen, schalten den Fernseher oder PC an und wollen sich entspannen - als eine Bombe ihre Nachbarn sprengt. Da entscheiden sie sich, zu fliehen.



    Die Flüchtlingskrise wurde als solche erst letztes Jahr publik, vor allem mit dem Zusammenhang mit dem Erstarken des IS, wie auch dem syrischen Bürgerkrieg. Das Wort "Krise" ist angebracht, weil massenhafte, gefährliche Flucht immer ein Krisenzustand ist.


    Für die eigentlichen Flüchtlinge begann die Krise sehr viel früher, als für die Massenmedien - Frontex, Mare Nostrum, Lampedusa als Stichwörter. Schon 2009 wurde ein Fall bekannt, bei dem Frontex unter Gewaltandrohung Flüchtlinge auf dem Mittelmeer zum Umkehren zwang.


    Merkel reagierte mit einladender Geste auf mittlerweile über eine Million Asylsuchende, die in Deutschland registriert wurden. Auch, wenn die mit Links sympathisierende Journalistik dieses Bild etwas überzeichnet haben könnte, reagierte auch die deutsche Bevölkerung mehr als jede andere in Europa mit Empfangsbereitschaft.


    Diese Empfangsbereitschaft empfand ich keineswegs als notgedrungen - mangels Alternativen - oder aufgesetzt.
    Als Kontingentflüchtling, der eingeladen wurde, die Sowjetunion wegen der antisemitischen Zerfallserscheinungen zu verlassen, erlebte ich die Deutschen selbst als vom Wohlstand gesättigte Nation, die auch zum Teilen bereit ist.


    Am Bahnhof begrüßt wurde meine Familie zwar nicht, doch die Erteilung der Staatsbürgerschaft aus humanitären Gründen sprach Bände - obwohl es Anlass für die Behörden gab, an unsere baldige Weiterreise nach Israel zu glauben. Die wir wegen vielen Entwicklungen in Europa, die nicht ausschließlich mit den demographischen und politischen Veränderungen verbunden sind, noch immer erwägen.


    Man sollte sich bewusst sein, was für eine Ausnahme Deutschland 2015 historisch und geographisch überhaupt darstellt.

    Zitat von Neue Züricher Zeitung

    Die starken Worte sollen auf beiden Seiten von tiefer liegenden Problemen ablenken. Die Verantwortung für die Vorfälle liegt nicht primär bei der Polizei, bei der zwar einiges schiefging, die aber auch verständlicherweise vom einzigartigen Ausmass der nächtlichen Attacken vor dem Kölner Hauptbahnhof überfordert war. Hauptverantwortlich waren die Hundertschaften enthemmter, respektloser, schlecht integrierter männlicher Migranten, die Frauen als Freiwild betrachteten.


    Das hat natürlich mit der Kultur zu tun, die diese Männer aus ihren Heimatländern mitgebracht und nicht an deutsche Normen angepasst haben. Und es hat natürlich auch mit dem Zustrom von rund einer Million Menschen zu tun, die im letzten Jahr grösstenteils aus diesen Kulturräumen nach Deutschland gekommen sind, um Asyl zu finden. Die Aufnahme- und Integrationsfähigkeit Deutschlands stösst an Grenzen, trotz dem beeindruckenden Ausmass an gutem Willen und Organisationstalent und trotz der äusserst grosszügigen Einsatz- und Opferbereitschaft der Bevölkerung. Köln ist ein Warnzeichen. Das Tempo der Zuwanderung Asylsuchender muss markant gedrosselt werden. Doch die verantwortlichen Politiker reden stattdessen lieber von irrelevanten Ausweisungen.


    Ein rechtes Revoluzzer-Hetzblatt? Nein, ein im Inhalt repräsentativer Meinungsartikel der Neuen Züricher Zeitung, vergleichbar mit unserer "Süddeutschen" - eine "bürgerliche" Tageszeitung mit intellektuellem Anstrich. Das ist die vorherrschende Meinung in der Schweiz, einem unmittelbar angrenzenden, deutschsprachigen, sehr reichen Land.
    Dass polnische, ungarische, großbritannische und gelbe Blätter nicht unbedingt pietätvoller sind, ist selbstverständlich. Das ist Europa, 2016. Nichts ist Gesamteuropa fremder, als eine gesamteuropäische Flüchtlingsverteilung.


    Chapeau, denn ohne Schweden, Österreich sowie dieses Land gäbe es keine Gesellschaft mehr in Europa, die das Asylrecht als Pflicht, nicht als Bürde sieht. Frankreich, Großbritannien, die Schweiz, Polen, Tschechien, Ungarn, Australien, die USA, Israel, Dänemark, die Slowakei - so sieht die Regel aus. Mit Verweis auf angebliche und tatsächliche durch Einwanderer muslimischen Glaubens verursachte Probleme lassen sich spielend Stimmen gewinnen - selbst, wenn es um weniger als 1.000 Muslime landesweit geht. In Japan ist Menschen muslimischen Glaubens die Staatsbürgerschaft, häufig selbst eine Arbeitsvisa verweigert.


    Sind nur andere Länder so "selbstverständlich rechts"? Mitnichten. Das ist dieses Land, nur vor einiger Zeit:

    Der Gesetzgeber tätigte also Aussagen, die in diesem Forum als verfassungsfeindlich gelöscht werden würden. Wie man herauslesen kann, brauchen "besorgte Bürger" in Inhalt und Wortwahl heute nicht mehr viel zu erfinden, denn "Mitte"-Parteien waren einst schon besorgt genug über das Asylrecht.


    Das waren gewählte Mehrheiten in Deutschland, noch vor 30 Jahren. Dagegen ist der schüchterne Flirt mit Rechtsaußen eines Horst Seehofer (CSU) etwa geradezu linke Politik. Nicht einmal die Alternative für Deutschland dürfte mit solchen Kapriolen Wähler heutzutage ausschließlich gewinnen. Es ist phänomenal, was für ein mentaler Wandel sich mittlerweile vollzogen hat . Dieser Wandel geschah nicht etwa unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg europaweit, sondern ist nur für das heutige Deutschland charakteristisch. "Hut ab vor diesem Land", zitiere ich einen Einwanderer aus den USA.


    Selbstverständlich, dass sich Unzufriedenheit anhäuft, wie sie schon über Einwanderung allgemein vorhanden ist, oder, wie im Fall von PEGIDA, gegen alles und jeden. Die Aufnahme von Flüchtlingen ist eben eine national erbrachte Leistung, keine Bescherung. Bereits die Anerkennung dieses bloßen Umstandes gleicht für Rechte einem feierlichen Ritual, während Menschen sehr linker Gesinnung sich noch immer schwer damit tun. Klar wird es was fordern, klar wird es was kosten. Die Folgen eines Bürgerkrieges sind kein Wunschkonzert, kein Weg zur sozialen Utopie.

    Zitat von Moxie

    Ich werde bei sowas schnell mitfühlend und finde, dass jeder Mensch Hilfe verdient hat. Klar kostet es Geld, klar ist es mühsam, aber wenn man es will, dann steht man sowas als Land durch.

    Ist also die einzige Einstellung, die der Lage gerecht wird.


    Wieso tut sich die Diskussionskultur in Deutschland so schwer mit der Anerkennung dieses bloßen Umstandes? Weswegen wird jede Kritik an der Asylpolitik - wie ich ausführen werde, zurecht - als sehr rechts eingestuft?
    Weil es eigentlich nur zwei Extreme gibt. Die historisch und territorial ungewöhnlich linke, einladende Politik Angela Merkels. Oder eine Aushebelung des Asylrechts und Grenzschließung, wie sie von vielen europäischen Ländern praktiziert wird. Denn ...

    Zitat von Hoktar

    Die Lösung liegt irgendwo in der Mitte der Möglichkeiten, denn es ist nicht möglich niemanden aufzunehmen, aber genau so wenig möglich alle aufzunehmen.

    ... ist unmöglich. Wie auch? Das Gros der tatsächlich Asylberechtigten verfügt über Fluchtgründe, bei denen eine Zurückweisung des Antrags undenkbar und nicht etwa diskutierbar ist. Das heißt, viel komplexer als "Alle rein" oder "Keiner raus" lässt sich die Gesetzgebung tatsächlich nicht gestalten. Transitzonen oder europaweite Flüchtlingsverteilung bleiben kaum verwirklichbar.


    Das ist der Grund, wieso Kritiker der jetzigen Asylpolitik zurecht "rechts" vorgehalten wird. Eine Grenzschließung Deutschlands bedeutet eine Abschottung Europas. Was nicht etwa zum Abreißen des Flüchtlingsstroms führt. Sondern schlichtweg, dass jene, die fliehen müssen, einen Ort der Zuflucht weniger haben.


    Die Folgen sind unvorhersehbar, aber gut möglich ist, dass fast genauso viele Menschen in Europa ankommen. Nur ohne jegliche Perspektive auf legalen Aufenthaltsstatus. Oder auf Menschenmassen geschossen werden muss, die zahlenmäßig den Grenzschutz um ein Vielfaches übersteigen. Das ist möglicherweise das Element des Kalküls in Merkels Flüchtlingspolitik, das erstaunlich unbeachtet bleibt. Die Alternative heißt Krieg gegen Kriegsflüchtlinge. Ein solche Inkaufnahme ist rechtsaußen, und sie schwingt in jedem Lechzen nach einer Grenzschließung mit.


    Zu Köln, einem verwandten und doch ganz anderen Thema.
    Erst einmal sollte klargestellt werden: Köln ist überall, zumindest dieses Silvester. Alle Meldungen sind gewöhnlichen Tageszeitungen entnommen.



    Das alles ist irgendwie Scheiße, wird dadurch aber nicht weniger wahr. Alle Artikel lassen sich in gewöhnlichen Tageszeitungen wiederfinden. Wer glaubt, etwas über die Täter zu wissen, noch ehe Nationalität oder äußere Merkmale erwähnt wurden, hat den Zusammenhang mit dem Thema dieses Threads, sowie dem Thema der Einwanderung im weiteren Sinne erkannt.


    Bei einer statistischen Normalverteilung der Täter müssten 80% der Anzeigen gegen Menschen "nordischen Aussehens" oder "hochdeutscher Sprache" eingegangen sein. Ausgelassen habe ich keine Meldung.


    Im Englischen gibt es ein Idiom, "elephant in the room". Also ein Elefant im Raum - alle sehen ihn, aber es herrscht beredtes Schweigen. Der Elefant ist so groß, dass niemand ihn zu bemerken scheint.


    Zitat von HIGUR4SHI1111

    Na ja, effektiv gesehen wird keine Frau sich mehr traumatisiert oder bedroht fühlen, wenn ein Fremder diese belästigt oder vergewaltigt, als wenn ein Deutscher es tut :^)


    Weiß nicht, ob auch Frauen diese Anmerkung befremdlich fanden. Ich hätte diesen wahrscheinlich nur unglücklich formulierten Satz kaum angesprochen, wäre es mir nicht in vielen anderen Artikeln und Diskussionen aufgefallen. Der Verweis darauf, dass Autochtone auch zu genau denselben Taten fähig sind - zweifellos richtig, zumal Autochtone dieselbe Anatomie und Motorik haben. Die Sinnhaftigkeit dieser Beobachtung für die Diskussion erschließt sich mir nur nicht.


    Erstens lässt sich kein Verbrechen dadurch verharmlosen, dass vergleichbare Fälle anderenorts aufgetreten sind. Zweitens wird der offensichtliche Umstand ignoriert, dass Verbrechen diesen - wahrscheinlich organisierten - Ausmaßes, mit dieser Betrachtung von Frauen eben nicht in Deutschland, Schweden und Finnland im 21. Jahrhundert die Regel waren. Die Suchanfragen nach "Pfefferspray", deren Umsätze sich unmittelbar nach Köln versiebenfachten, sprechen eine eindeutige Sprache. Das ist ein Präzedenzfall, kein Alltagsphänomen.


    Ich habe eine Freundin gehabt, die war auffallend hübsch, 1.55m klein, zierlich. Ich habe selten einen Gedanken daran verloren, ob sie nach Festen sicher nach Hause kommt. Sie auch nicht, obwohl sie sich in ihrem Heimatland - im Kontrast zu Deutschland - stets Gedanken gemacht hat. Niemand braucht zu erzählen, dass man in Deutschland Sexualstraftaten, in Gruppen verübt, gewohnt ist - à la "das gehört zum rauen deutschen und skandinavischen Alltag."


    Sofort sei gesagt, dass diese Einstellung sicher die Mentalität von Verbrechern, nicht die von Flüchtlingen wiedergibt. (Und auch möglich ist, dass die Täter entgegen eigener Behauptung oder Verdacht nicht aus Syrien stammen.) Die Reaktionen von Flüchtlingsseite fallen erwartbar aus. Aber nur durch das Zusammenfallen dieser Kategorien in einigen Fällen ist sie überhaupt möglich. Mit anderen Worten: dass solche Mentalität in Deutschland auch unter autochtonen Kölnern oder Einwohnern von Helsinki verbreitet sei, ist laut Polizeisprechern empirisch falsch.


    Selbiges gilt auch für die wiederholten Anschläge in Paris - auch sie wären nicht durch die Gesinnung von Autochtonen möglich. In dem Fall können Flüchtlinge aber eindeutig entlastet werden, da sie vor eben jenem IS fliehen, der diese Anschläge verübte. Im Fall der Übergriffe allerdings nicht. Keine entschuldigenden Umstände, nur erschwerende, da Verachtung gegenüber dem Land, das sie aufnahm, aus den Polizeiberichten eindeutig hervorging.


    Es gibt offensichtlich spezifische, mit misslungener Integration verbundene Probleme, die bestimmte Bevölkerungsgruppen verursachen (können). Genau dieser im Elefant im Raum ist es, der es PEGIDA und Trittbrettfahrern ermöglicht, seine Entdeckung jedes Mal wie eine politische Wunderformel, ein gelöstes Jahrhunderträtsel darzustellen. Dennoch wird er verschwiegen. Wahrscheinlich aus Furcht, diese Ausnahmefälle würden zu einer Wende in der gesamten Asylpolitik führen. Was aus oben ausgeführten Gründen jedoch nicht passieren wird.


    Die explodierenden Wahlwerte der Rechten in ganz Europa, in den USA können nur eingedämmt werden, wenn sich auch andere Parteien dazu bekennen, den Elefanten zu sehen. Nur, wenn gesagt wird "wir wissen, dass wir massive Probleme mit der Integration in Europa haben und haben werden". Und dann dennoch die Gründe aufgelistet werden, aus denen die Aufnahme von Hilfsbedürftigen nicht hinterfragt wird. So funktioniert eine aufgeklärte Debatte, ein Abwägen von Argumenten.


    Entweder, eine Gesellschaft steht zu Multikulturalismus, wie er real und facettenreich existiert, mit dem gemeinsamen Kochen auf Türkisch UND den Risiken, die mit einer misslungen Integration verbunden sind - oder sie muss zugeben, dass sie doch nicht zum Multikultiralismus steht.

    Zitat von Chengo

    Ich mach nur Spaß, aber jetzt mal ernsthaft: Was ist so schlimm an einer Parallelgesellschaft?

    Die geringe Beeinflussbarkeit durch Regierungsorgane und gesellschaftliche Institute.


    Überproportional viel Anhänger des IS entstammen Vierteln, wie dem belgischen Molenbeek oder französischen Problemvierteln ("Banlieue"). Es gibt namentlich kaum bekannte Vororte und Viertel von Paris, New York, Rom, London, Brüssel, Glasgow, in denen isoliert bestimmte Menschengruppen leben. Sie sind kaum in den Arbeitsmarkt oder Bildungssysteme eingebunden, leben in quasi-Selbstversorgung, häufig ohne legalen Aufenthaltsstatus, geschweige denn Versicherung oder Steuererklärung.


    Bist Du in einem solchen Gebiet geboren oder länger ansässig, beginnt eine Abwärtsspirale: Du kommst - wenn überhaupt - in eine schlechte Schule, bist für Arbeitgeber nicht existent, Dir Deiner Perspektivlosigkeit wohl bewusst, von genau solchen wie Du selbst umgeben. Du hast arge Probleme im Leben und kannst Dich möglicherweise nur dann ernähren und amüsieren, wenn Du anderen Probleme bereitest. Weder Deine Eltern, die selbst nur ein prekäres Leben führen, noch Deine Lehrer oder Sozialarbeiter, in deren Augen Du siehst, dass Du keine Chance hast, sind ein Halt, oder eine Autorität für Dich.


    Aber Du suchst trotzdem Zusammenhalt, Sinn, oder auch nur ein Einkommen. Das bieten dann Akteure, die sich vollkommen der Kontrolle der Gesellschaft entziehen - tief religiöse, extremistische, kriminelle möglicherweise. Der IS ist da nur das plakativste Beispiel. Woraus rekrutieren südamerikanische Drogenkartelle ihre Mitglieder? Aus Milieus, über die der Staat, die Gesellschaft keine Kontrolle haben. In den allermeisten Fällen lebst Du aber einfach ein Leben, bei dem Du Dir wünschst, nicht in einer Parallelgesellschaft festzustecken.


    In Deutschland gibt es kaum etwas Vergleichbares, die angeblichen Parallelgesellschaften sind höchstens skeptisch beäugte Menschen, die für den Rest der Gesellschaft nicht viel übrig haben - was auf Gegenseitigkeit beruht. Aber gefährliche Ansätze bestehen, vor allem an Hauptschulen. Die Vermeidung von so etwas ist essentiell, damit sich Menschen nicht etwa nach Religion, Nationalität oder Hautfarbe vereinen, wie es in Flüchtlingsheimen alarmierend schnell geschieht.


    Anbei, Araber, Afrikaner oder Muslime allgemein bilden in keinem europäischen Land eine Parallelgesellschaft. Möglicherweise hast Du es aber so aufgefasst und nur deshalb diese eigentlich selbsterklärende Frage gestellt.

    Zitat von HIGUR4SHI1111

    Finde es allgemein ziemlich mystisch, dass der Polizei im Köln-Fall vorgeworfen wird, die "Herkunft der Täter verheimlicht/zurückgehalten" zu haben.

    Zumindest Ex-Polizeichef Wolfgang Albers kann gezielte Geheimhaltung vorgeworfen werden, was auch Mitgrund für seine Entlassung war.


    Die größere Beschuldigung, die Informationsquellen in Deutschland würden überall von außen zensiert ("Lügenpresse"), widerlegt sowohl der Bericht der Reporter ohne Grenzen für 2015, als auch die Tatsache, dass Seiten mit Slogans, wie "Rapefugies not Welcome" oder "Merkel muss weg" noch immer nicht Sendepause haben. Viel eher zensierte die Kölner Polizei sich aus verschiedenen Überlegungen selbst.


    Es gibt sehr frische Berichte über ein Schweigekartell in der Polizei, die angeblich wortwörtliche Anweisungen bekam, über von Flüchtlingen begangene Vergehen nicht zu berichten. Diese Berichte aber noch wenig vertrauenswürdig - keine belastbaren Quellen, widersprüchliche Aussagen.

    Zitat von Alaiya

    Wie oft denn noch? Das ist Unsinn. Die meisten Flüchtlinge aus Syrien und Iran, die herkommen, waren Besserverdiener in Syrien, viele von ihnen haben studiert. Das Bildungssystem in Syrien ist wohl sogar ziemlich gut, wenn man eben das Geld hat auf weiterführende Schulen zu gehen. All diejenigen, die eben nicht gut verdient haben und die dann eben auch eher keinen so hohen Abschluss haben, können es sich gar nicht leisten nach Deutschland zu fliehen, sondern bleiben in den Nachbarländern (die übrigens weit mehr Flüchtlinge aufnehmen als Deutschland).

    Der Anschluss der Flüchtlinge zum Arbeitsmarkt darf trotzdem nicht sich selbst überlassen werden. Unabhängig davon, wie man als Außenstehender die Qualifikation von Flüchtlingen evaluiert - die eigentlichen Entscheider bleiben Arbeitgeber. Und Arbeitgeber bleiben skeptisch. 63% sieht das Potenzial von Flüchtlingen als Auszubildende niedrig. 78% niedrig als Facharbeiter niedrig. 93% als niedrig für "sonstige Positionen", die wohl akademische Tätigkeiten miteinschließen. 71% geben als Grund die unzureichende fachliche Qualifikation, nicht etwa Sprachkenntnisse an. Die sich freilich alle auch noch aneignen müssen.


    Zudem fliehen auch viele Menschen aus dem Balkan, gerade wegen ihrer Arbeitslosigkeit dort - trotz der niedrigeren Anforderungen. Der moderne Arbeitsmarkt ist hoch-kompetitiv, entgegen sonstiger Behauptungen auch für viele Akademiker-Gruppen kein Wunschkonzert, und hält für junge Menschen immer häufiger nur Befristungen bereit. (Bei einem tatsächlichen Mangel an Arbeitskräften würden Unternehmen versuchen, Arbeiter an sich zu binden, statt zu befristen.)


    Besserung ist nicht zu erwarten, da ein knallharter weltweiter Wettbewerb herrscht, in dem Deutschland durch Zugeständnisse an Unternehmen (=Arbeitgeber) zu bestehen versucht.


    Die katastrophale Jugendarbeitslosigkeit in insgesamt noch immer sehr reichen europäischen Staaten (Italien, Spanien, Frankreich) lässt erkennen, dass sinnvolle Arbeitsverhältnisse rares, kostbares Gut geworden sind. Das Arbeitsvolumen in Deutschland liegt in etwa bei dem Wert von 1960 - bei fast verdoppeltem Erwerbspersonal. Der Glaube an "mangelnde Arbeitskräfte" ist also falsch, bis auf bestimmte Berufe, wie Pflege, Bau oder Bäckereien - aus offensichtlichen Gründen.


    Meine eigene Familie besaß ohne Ausnahme akademische Abschlüsse aus der Sowjetunion, in den eigentlich verwertbaren Bereichen Mechatronik & Informationsverarbeitung. Von allen zehn Familienmitgliedern fand nur mein Onkel, Arzt, dank seinem Abschluss eine Anstellung. Vier machten einen völlig neuen Abschluss, vier sind fachfremd beschäftigt, eines arbeitslos.


    Diese Frage dem bestehenden Arbeitsmarkt zu überlassen, bedeutet, diese Menschen zu einer prekären Existenz zu verdammen. Stattdessen ist eine spezielle Betreuung nötig, bei der jeder arbeitsfähige Flüchtling einen gewöhnlichen deutschen Bildungsabschluss erreicht. Realistisch gesehen wird selbst dann eine überproportionale Anzahl in der Arbeitslosigkeit enden, doch das ist in Kauf zu nehmen, da die wirtschaftliche "Nützlichkeit" von Flüchtlingen in keine Relation zu ihrer Hilfsbedürftigkeit gestellt werden darf. Und deutsche Sozialhilfe ist ein viel wünschenswertes Schicksal, als Bürgerkrieg.


    Die hohe Kreditwürdigkeit und der ausgeglichene Haushalt lassen jetzt Spielraum, und auch eine EU-Finanzierung von Integrations- und Bildungsprojekten wäre mehr, als gerecht.

    Zitat von Alaiya

    Das ist ja einer der Gründe, warum die Wirtschaft so drauf drängt, dass die Flüchtlinge schneller arbeiten dürfen, aber bitte ohne Mindestlohnbindung.

    Das wäre die schlimmste Lösung für Autochtone und Flüchtlinge.

    Zitat von Nekomata

    Moslem sein heißt nicht ein intoleranter, ultrakonservativer, aggressiver Typ zu sein. Dieses Denken wurde aber seit den letzten 30 Jahren immer mehr gefördert. Bis in die 80er hinein waren in zahlreichen muslimischen Ländern die freiheitlichen Zustände, insbesondere für die Frauen um das 50.000-Fache besser als es heute der Fall ist, das Straßenbild unterschied sich nur marginal von dem Europas.

    Leider ist es für die Auseinandersetzung mit der Gegenwart völlig gleichgültig, welche freiheitlichen Zustände in den 1980ern in entsprechenden Staaten gegolten haben mögen. Zahllose arabische (wie auch europäische) Länder haben ein gespaltenes Verhältnis zur Moderne. Der Wechsel zu sakulären Regierungsformen gestaltet sich als schwierig. Der möglicherweise größte Dichter aus Syrien, Adunis, bemängelt übrigens gerade dieses Problem. Das Verhältnis zur Moderne ist auch Mitgrund für den Bürgerkrieg in Syrien und das Erstarken des IS, die sich unter anderem aus dem Krisenzustand der islamisch geprägten Welt ergeben.

    Zitat von Sunaki

    Des weiteren hat die USA innerhalb von 5 Jahren, 7 Ländern den Krieg erklärt und bevor alles losging, war Syrien ein relativ sicheres Land mit relativ guter Bildung für Frauen, medizinischer Versorgung und Wirtschaft.

    Du könntest Dir die vielfältigen Ursachen für den Bürgerkrieg in Syrien auch einmal angucken.
    Oder alles, was schwer zu erklären ist, weiterhin mit drei Buchstaben abkürzen.

    Zitat von Snoop grogg

    Man muss einfach mal die Political Correctness abstellen und sich fragen was momentan Realität ist.


    Liste von Angriffen auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland. Das ist auch Bestandteil unserer gemeinsamen Realität. Es gibt ausreichend Repräsentanten in dieser Debatte, die nicht viel auf "Political Correctness", geschweige denn demokratische Entscheidungsprozesse geben. Da bedarf es keiner Nachhilfe. Die Enthemmung in sozialen Netzwerken, Foren, im privaten Raum findet allerorts und mit einer merkwürdigen Schadenfreude statt. Seitenbetreiber, Kneipenbesitzer, Stadträte können sich vor abgestellter Political Correctness kaum mehr retten.


    Es war eine der größten "Errungenschaften" faschistischer Regime, sich als das eigentliche Opfer, die Unterdrückten darzustellen. "Seit 5:45 sind wir nicht mehr political correct". Los, Titten auf den Tisch - was passiert hier wirklich und was muss endlich einmal getan werden? Deutschland ist massenmedial eingelullt, daher ohne Dich hilf- und ratlos, wie ein Neugeborenes.



    Das Recht auf Asyl ist eigentlich temporärer, entziehbarer Natur. Das heißt, man geht davon aus, dass Menschen zurückgeschickt werden, sobald der Asylgrund verfällt. Während der Jugoslawienkriege 1991-2001 wurde - auch in Deutschland - Asyl in einem bis dato nicht gesehenen Ausmaß gewährt. Nach Wegfall des Asylgrundes wurden sehr viele Menschen konsequent abgeschoben, auch gegen ihren Willen. Im Fall von Syrien gibt es allerdings noch nicht einmal Ansätze zur Beendigung des Bürgerkrieges.


    Schätzungsweise sind erst zehn Prozent der Flüchtlinge angekommen. Die Versorgung und Unterbringung von zehn Millionen Flüchtlingen bleibt eine völlig ungelöste Frage. Zum Vergleich: die Türkei könnte nur 200.000 Flüchtlinge menschenwürdig betreuen, trotz finanzieller Hilfen. Im Libanon sind zwar beispielsweise zwei Millionen untergebracht, doch unter ganz anderen Bedingungen, als man sich in Europa vorstellt. Die meisten wollen nach Europa weiter fliehen, da ihre Lebensbedingungen hier kaum erträglich sind.


    Weltweit sind etwa 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Deutschlands Beitrag, so kolossal er im europäischen Vergleich auch erscheint, ist global unbedeutend. Und, womit ich den Beitrag auch begann, der sich unerwartet in die Länge zog - die wenigen, die es hierher schaffen, haben noch das beste Los erwischt.
    Dank demnach an alle, die diesen global winzigen, für konkrete Menschen unersetzlichen Beitrag leisten, in Flüchtlingsunterkünften, bei Spenden, beim Zahlen von Steuern.

    Schießerei und Explosionen an mehreren Orten in Paris. Anscheinend Geiselnahme und Tote in einer Konzerthalle, wo die Eagles of Death Metal auftraten.


    Eine der Explosionen ereignete sich in der Nähe des Austragungsortes vom Länderspiel Deutschland und Frankreich. Scheinbar keine Verletzten unmittelbar unter Spielern und Zuschauern; das Spiel wurde abgebrochen. Bereits morgens wurde die deutsche Fußballmannschaft vor einer Bombe gewarnt, die Warnung wurde jedoch nicht ernst genommen.


    Die Lage ist höchst unüberschaubar. Momentan wird von mindestens 30 Toten in Paris insgesamt ausgegangen, die nicht einmal genauer lokalisiert werden können.


    Zahllose Internet-Portale und Fernsehkanäle führen minutiös aktualisierte Live-Ticker, wie hier zum Beispiel:
    http://www.theguardian.com/wor…ted-in-eastern-paris-live


    Stay safe, everyone.


    Nachtrag 23:45, ein terroristischer Hintergrund scheint bestätigt. Täter in der Konzerthalle sollen sinngemäß etwas von "Rache für Syrien" gerufen haben. Eine weitere Schießerei im Zentrum von Paris scheint in gerade diesem Moment stattzufinden. Frankreich ist militärisch auf syrischem Territorium im Kampf gegen den IS aktiv.


    Nachtrag 00:35, die Zahl der geschätzten Tote steigt auf mindestens 60. Es ist von sieben Schauplätzen in Paris bekannt, an denen terroristische Angriffe stattfanden. Die Konzerthalle Bataclan, in der die Band Eagles of Death Metal auftrat, wird von französischen Sicherheitskräften gestürmt.

    Die Interviews nach dem Spiel steckten wieder voller Erkenntnisse ...


    "Bis zum 0:0 haben wir es ganz gut gemacht."
    - Manuel Neuer


    "Barcelona ist keine schlechte Mannschaft."
    - Philipp Lahm



    Hätte, wäre ... Barcelona hat uns vom Rasen gemäht, räume ich Münchner ein.

    Slow Show, ein Lied der Chamber Pop & Indie Rock-Band The National von ihrem Album 'Boxer' (2007).
    In diesem Musikvideo ist 'Slow Show' mit Ausschnitten aus dem französischen Film Masculin Féminin unterlegt.


    Der Held Paul bemüht sich im Video um die Aufmerksamkeit der betont femininen Madeleine. Das komplementiert das Lied im Hintergrund - denn 'Slow Show' besingt den Wunsch, eine Geliebte mit einer 'Show' zu beeindrucken.


    Mit Abstand schönste Zeile:
    "You know i dreamed about you / for 29 years, before i saw you"


    Kostet 4:35 Minuten eures Lebens :)



    [font='verdana,geneva,sans-serif']

    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/qSFkmJx.jpg]


    Δ


    Δ. Drachenherz
    Drake aus Hoenns Top 4 Hoenn wurde 1945 geboren. Als 'Solomon Lewensohn'.
    Solomons Eltern lebten in Floßbrunn, wie alle Meteoraner. Floßbrunn war eine abgelegene Insel, ein Ort des Exodus. Niemand lebte freiwillig hier. Das Volk der Meteoraner floh nach Floßbrunn, weil man sie anderorts verachtete. Die Meteoraner schimpften gerne über die 'rassistische Außenwelt'.
    Sie hielten sich für das Auserwählte Volk. Für 'Drachenblut'. Andere Völker glaubten an viele Götter. Für Meteoraner gab es nur eine Göttin. Rayquaza.
    In Floßbrunn hatte man für Rayquaza einen Turm errichtet. Unermüdlich bauten die Meteoraner an diesem Turm. Rayquaza sollte vom Himmel herabsteigen. Schließlich wurde der Himmelturm Hoenns höchster Punkt. Aber Rayquaza erschien nicht. Mit jeder Generation wurden die Meteoraner verzweifelter.
    "Wir brauchen Opfer", predigten die Ältesten, "Rayquaza erwartet Menschenopfer!"
    Die meisten Meteoraner waren kränklich und mager. Nicht so Solomon. Er war ein sehr kräftiger Säugling. "Das nächste Opfer", bestimmten die Ältesten. Drakes Eltern flohen mit ihm aus Floßbrunn. Die 'rassistische Außenwelt' empfing sie gleichgültig. Zeiten großen Umbruchs. Die Industrialisierung war im Gange. Niemanden interessierte eine Familie aus Floßbrunn.
    Solomons Eltern wurden Fischer in Seegrabsulb. Sie lebten sehr ärmlich. Solomon ging in die Schule, aber er lernte kaum. Wozu auch? Nur Rayquaza wusste alles. Solomon raufte sich mit Ungläubigen und Xeneranern.
    Zerkratzt, aber zufrieden kam Solomon heim. Im kleinen Häuschen am Ozean weinten seine Eltern. Sie weinten häufig; weil es wenig zu essen gab.
    "Solomon", schluchzte seine Mutter, "Wir müssen mit dir sprechen."
    Zuhause sprachen sie Hebräisch. Daher lernte Solomon kaum Englisch.
    "Ist es wegen der Schule? Ich könnte jederzeit besser werden."
    "Nein. Es ist ... Schlimmer. Deine Eltern sind Sünder."
    "Wir sind keine Sünder!", rief Solomon, "Wir beten zwölf Mal täglich zu Rayquaza!"
    "Als du noch ein Baby warst", beichtete Solomons Mutter, "sind wir aus Floßbrunn geflohen. Weil die Ältesten dich opfern wollten. Damit machten wir uns zu Sündern."
    "Ich will nicht daran glauben, Esther!", wimmerte Solomons Vater, "Wir sind doch keine Sünder, weil wir unser Baby liebten! Vielleicht täuschten sich die Ältesten! Oder ...", er flüsterte hoffnungsvoll, "Vielleicht haben die Ungläubigen Recht? Vielleicht existieren keine Götter?"
    Solomons Mutter ohrfeigte ihn aufgebracht:
    "Aber selbstverständlich existiert Rayquaza! Siehe dir unseren Solomon an! Wir sind kleine, schwache Leute! Und er ist riesig, stark! Obwohl wir kaum zu essen haben! Rayquaza hat Solomon gesegnet!"
    Solomon Vater setzte seine Brille wieder auf. Tatsächlich. Solomon war doppelt so groß, wie seine Eltern. Seine Größe und Stärke waren unerklärlich. Der Junge wurde wütend. Seine Eltern durften keine Sünder sein!
    "Rayquaza segnete mich, wahrhaft!", verkündete Solomon, "Aber nicht als Opfer! Sondern als den, der das eigentliche Opfer zu Ihr bringt!"
    Solomons Eltern, noch immer weinerlich, wechselten Blicke. Und nickten. Mit diesem Glauben konnten sie leben. Die Familie umarmte sich versöhnlich. Und betete gemeinsam zu Rayquaza.
    Solomon wurde bald aus der Schule verwiesen. Er wurde Hafenarbeiter in Seegrabsulb. Solomon wollte Rayquazas Namen ehren. Doch statt Bekehrungen bewirkte er nur Schlägereien.
    1960 brach der Krieg mit Sinnoh aus. Auf dem Schlachtfeld konnte Solomon sich beweisen. Er war stark, furchtlos und gnadenlos. Mit fünfundzwanzig wurde Solomon Flottenadmiral. Seine Schiffe hissten inoffiziell die Flagge Rayquazas.
    Sinnoh attackierte Floßbrunn, um Zwangsfrieden zu erzielen. Hoenns Flotte besetzte bereits Fleetburg; als Hoenn kapitulierte. Solomon raste vor Wut. Man hatte sich auf Frieden geeinigt, weil sein Volk massakriert wurde? Er versenkte seine 'Seewoge Malvenfroh', als Protest. Das Militär entzog ihm alle Ehrenränge.
    Nach dem Krieg änderte sich die Gesellschaft. Religion, Tradition, Ehre wurden höchstens vorgetäuscht. Solomon erkannte Seegrabsulb nicht wieder. Aus seiner wilden Hansestadt war ein Hafen für Karrieristen geworden.
    1969 lagen Drakes Eltern im Sterben.
    "Ich träume häufig von einem Ort", brachte Solomons Vater noch heraus, "Besuche ihn nach unterem Tod. Ich glaube, dort wartet etwas auf dich, Solomon."
    Drake versprach, den beschriebenen Ort zu suchen.
    "Du wirst der letzte lebende Meteoraner sein", flüsterte Solomons Mutter, "Ehre Rayquazas Namen. Wir haben dich immer geliebt. Wahrscheinlich sündigten wir, als wir mit dir flohen. Aber wir bereuen diese Sünde nicht.
    Besänftige bitte Rayquaza in unserem Namen. Damit auch wir in den Himmel können."
    Solomon versprach seinen Eltern: sie würden sich im Himmel wiedersehen. Solomon lebte für den Krieg und seine Eltern. Als beides davonging, wanderte er ziellos.


    1973 bestieg Solomon als erster Mensch er die Meteorfälle. Er erkannte den Ort, von dem sein Vater träumte. Auf der Bergspitze sah er zwei Drachen, die im Sterben lagen. Drachen standen in der Nahrungskette noch immer über Menschen. Ausgewachsene Brutalanda radierten Großstädte aus. Kindwurm wurden daher gezielt ausgerottet. Jahrhunderte terrorisierte dieses Paar Brutalanda Hoenn. Jetzt starb es an Altersschwäche. Etwas kauerte zwischen ihren Flügeln. Ein kleines, kräftiges Kindwurm. Wohl das letzte seiner Art in Hoenn. Solomon war gerührt. Dieses Kindwurm. Das war er selbst, nur in anderer Gestalt.
    "Unsere Eltern wollten nicht, dass wir für ihre Leichen leben. Sie wollten, dass wir die Drachengöttin ehren."
    Solomon ließ das Kindwurm zurück. Das Kindwurm überlegte über seine Worte. Drachen waren unheimlich intelligent. Meteoraner konnten mit ihnen sprechen.
    1978 erklomm Solomon die Meteorfälle wiederholt. Er sah zwei gigantische Skelette. Das Kindwurm hatte seine Eltern aufgefressen. Nur dieserart wurde es zum Draschel.
    "Du hast Recht."
    Das Einzige, was der Drache jemals sagen würde.
    Nachdem Solomon einen Drachen bändigte, nannte er sich 'Drake'. Das Draschel sollte 'Munch' heißen, da es ununterbrochen fraß. Als Analphabet fehlschrieb Drake es 'Mence'.


    1979 bis 1991 lebten Drake und Mence in Baumhausen. Einem mystischen, traditionsbewussten Urwald, von der Moderne unberührt. Drake war ein ausgezeichneter Krieger. Er freundete sich mit dem Schwalboss-Krieger an, dem mächtigen Kain.
    Mence fraß weitaus mehr, als Drake erlegte. Ständig wuchsen ihm neue Muskelgruppen. In jeder Muskelgruppe wuchs ein eigenes Herz. Die Krieger erlegten bis zu zehn Tropius am Tag. Mences Hunger kannte keine Grenzen. Er wog mittlerweile drei Tonnen. Um seine Entwicklung zu überleben, brauchte er fünf.
    Nachts schlief Mence kaum, sondern rollte schmerzerfüllt durchs Baumhaus. Alles in ihm krampfte vor Wachstum. Mence hatte Hunger. Draschel hatten immer Hunger. Mence stürmte hungrig durch den Urwald. Er rannte Bäume um. Er versuchte, sie zu essen. Aber Drachen sättigte nur allerbestes Fleisch. Mence rannte die Krieger vor dem Lagerzelt um. Er verschlang alle Vorräte. Es reichte nicht. In ihren Hütten schliefen die Frauen und Kinder. Mence wollte sie fressen. Er hatte Hunger.
    Jetzt erst hielt Drake ihn auf. Sie mussten aus Baumhausen fliehen.
    Sie flohen bis zu den Feldern. Mence musste anhalten, um zu fressen. Ihre Verfolger erreichten sie. Es war Kain, der seinen Freund und Rivalen umbringen wollte. Auch die Windpriester sahen Drake und Mence als Gefahr.
    Kain, schwer bewaffnet, stürzte sich auf Drake. Mence kämpfte gegen die Schwalboss der Priester. Er war chancenlos. Draschel waren verkrampft und schwerfällig. Sechs Schwalboss rammten ihn im Sturzflug. Mences unförmiger Körper rollte weit davon. Er blieb liegen in einer riesigen Baumhöhle. Aus Mences kaputtem Panzer quollen Tränen. Hunger. Er hatte Hunger.
    Die Baumhöhle sprach zu ihm. Als weibliche, melodische Stimme:
    "Wieso weinst du, kleiner Drache?"
    In diesem Baum war seine Drachengöttin versiegelt! Rayquaza!
    "Oh. Dein Freund ist wegen dir in Lebensgefahr? Mein Mitgefühl. Ich würde dir gerne helfen. Aber solange die Delta-Priesterin lebt, habe ich leider keine Kraft", Rayquaza überlegte kurz, "Vielleicht kann ich dir doch helfen. Aber du musst mir versprechen, mich hier rauszuholen!"
    Mence nickte entschlossen. Ihre Baumwurzeln umschlangen ihn. Mence durchströmte smaragdgrüne Energie. Nährstoffe! Sie schenkte ihm alle Nährstoffe, die sie Jahrhunderte dem Land entzog. Mehr als ausreichend für Mences Entwicklung.
    "Fliege, kleiner Drache", flüsterte Rayquaza zärtlich.
    Mence spannte seine blutroten Flügel. Und flog. Mit wenigen Flügelschlägen erreichte er die Felder.
    Drake war schwer verletzt. Er hatte den bewaffneten Kain mit bloßen Händen erwürgt. Fasziniert sah Drake, in was Mence sich verwandelt hatte.
    Nur das Stärkste von 2.500 Kindwurm wurde zum Brutalanda. Nur dieses Einzige gehorchte jemals einem Menschen. Mence war doppelt so groß, wie seine Eltern. Selbst für einen Drachenkönig waren zehn Tonnen außergewöhnlich.
    Bedrohlich entstieg blauer Dunst Mences Maul. Angsterfüllt erteilten die Priester Befehle. Ihre Schwalboss aber flohen instinktiv in alle Richtungen. Kein Lebewesen kämpfte freiwillig gegen ein Brutalanda.


    1991 erfuhr Drake die Entstehungsgeschichte von Baumhausens Priesterin. 1992 gebar die Delta-Priesterin Zwillinge. Victor und Winona. Gemäß der Tradition durfte Drake seine Kinder nie sehen; sondern hatte Baumhausen zu verlassen.
    Er wanderte vierzig Tage durch die Wüste, wie eine religiöse Figur der Meteoraner. Hier bändigte er Drake zwei Knacklion-Zwillinge. Er wollte sie anstelle seiner Kinder großziehen. Er spürte den Drachen in unscheinbarsten Kreaturen: in Wablu und Seeper. Von Team Crypto erstand er illegal ein Draschel-Weibchen aus Orre; für Mence.
    2010 bezwang Drakes Team sämtliche Arenen. Niemand wünschte einen Champion mit zwielichtigem Hintergrund als Champion. Ganz Hoenn, insbesondere die Wirtschaft, bevorzugte Steven Stone. Einen braven Wissenschaftler in teurem Anzug.
    2014 trat Drake in der Liga an, trotzig gewillt. Er siegte spielerisch gegen Phoebe. Drew. Sidney. Brendan. Die größte Herausforderung für Mence war es, seine Gegner lebendig zu lassen.
    Im Finale stand Drake Steven Stone gegenüber. 300.000 hielten im Stadion von Prachtpolis den Atem an.
    Drake zögerte, den Kampf zu eröffnen. Er hatte bereits bewiesen, dass er Champion werden könnte. Wollte er seinen Lebensabend wirklich mit Sinnoh verhandeln? In seinem Englisch? Nein. Er hatte Wichtigeres vor. Wirtschaftspolitik überließ Drake getrost diesem rückgratlosen Jüngling.
    "Eure Land ist nicht wert, dass hier regiere ich", grinste Drake in Milliarden Fernseher.
    Ganz Hoenn jubelte. Drake verzichtete auf das Finale. Steven Stone war Champion. Steven fühlte sich damals nicht erleichtert. Sondern enttäuscht und gedemütigt.


    2015. Winona lag gemütlich auf einem Altaria. Sie hatte gebannt der Lebensgeschichte ihres Vaters zugehört. Sie hatte mitgeweint, als Drakes Eltern starben. Sie hatte mitgestaunt, als Mence sich entwickelte. Sie hatte mitgelacht, als Drake diesem Vatersöhnchen das Champion-Amt überließ. Was fand sie damals nur an Steven? Winona vertraute Drake. Er kannte ihre verstorbene Mutter, wie nur ihr Vater sie kennen konnte.
    Sie sprachen Hebräisch:
    "Aber ... Vater. Das erklärt alles noch nichts. Wieso dient Altaïr mir wieder?"
    "Altaïr hat deinen Tod vorgetäuscht. Der Champion soll glauben, dass du gestorben bist. Sonst würde er sich verfolgen."
    "Und ... Wo sind wir eigentlich?"
    "Du bist in Sicherheit, Winona. Das ist am Wichtigsten. Ich hätte dich früher befreit. Doch Baumhausen ließ mich nicht zu meinen Kindern."
    "Ich war Drachenpuls ausgesetzt. Weshalb wurde ich nur leicht verletzt?"
    Drake streifte seine alte Kapitänsuniform ab. Winona staunte. Ihr Vater sah mit siebzig noch immer beeindruckend aus. Beeindruckender als Drakes Muskeln waren aber seine Narben. Unzählige stammten aus dem Krieg und Schlägereien. Die grausamsten aber konnten nur von Drachen stammen.
    "Drachen bändigen", erklärte Drake mit tiefer Stimme, "ist kein entspannendes Hobby. Manchmal kratzen sie. Oder sie pusten dich an. Ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Attacken ich abbekam. Du bist sehr zäh, wie ich. Weil du meine Tochter bist."
    Dass diese Zähigkeit auf Drachenblut beruhte, erzählte Drake nicht.
    Winona nickte. Im Delta-Tempel war sie noch bereit gewesen, für die Entstehungsgeschichte zu sterben. Sie durfte ihn zuvor nie verlassen; hatte immer unter Aufsicht gelebt. Ein Vogel im goldenen Käfig; mehr Mythos als Mensch. Jetzt könnte sie ein neues Leben beginnen, die Welt sehen. Es war spät, Winona war müde. Drake deckte sie mit Altaïrs Wolkenkleid zu. Winona sollte glauben, ihr Vater sei ein guter Mensch. Solomon war noch ein gewöhnlicher Mensch gewesen. Drake war definitiv kein guter Mensch.
    Als Drake Winona seine Biografie erzählte, ließ er Wichtiges aus.


    1963 besetzte Hoenns Flotte Fleetburg. Solomon durchforstete die geheimsten Archive der Bibliothek. Die Geschichte der Königsfamilie Berlitz war französisch - sowie hebräisch. Solomon erfuhr, dass Rayquaza ein Mensch gewesen war. Erst der Wahre Gott verwandelte Sie in einen Drachen. Rayquazas Leidensgeschichte veränderte Solomon für immer. Er schwor vor Rayquazas Porträt, sie auferstehen zu lassen.
    Er änderte seinen Namen, um seine Herkunft zu verschleiern. Drake reiste nach Baumhausen. Er vermutete, dass der 'Falsche Gott' die versiegelte Rayquaza war. Drake wollte die Entstehungsgeschichte erfahren. Sie besagte, wie man Rayquaza auferstehen ließ. Dieses Geheimnis wurde vom Schwalboss-Krieger und den Windpriestern beschützt. Kain hatte mitbekommen, dass Drake den Falschen Gott anbetete. Doch der Krieger zögerte, seinen besten Freund umzubringen. Drake zögerte nicht.
    Er fütterte Mence zu wenig, damit dieser Amok lief. Kain und die Priester wurden hervorgelockt. Drake ermordete Kain. Mence und die Schwalboss überließ Drake der Güte der Drachengöttin. Wie erwartet, bewirkte Rayquaza Mences Entwicklung. Der 'Bedroher' eines Brutalanda vermochte, Menschen gefügig zu machen. Die Windpriester wagten es nie, ihre Gebieterin vor Drake zu warnen.
    Gemäß der Tradition durfte Drake die Entstehungsgeschichte hören. Seine Hypothese wurde bestätigt. Rayquazas Siegel war der Körper der amtierenden Delta-Priesterin. Sie musste geopfert werden, sobald Kyogre und Groudon erwachten.
    Die Delta-Priesterin erwartete Zwillinge von Drake. Noch ahnte sie nichts von Drakes Religion. Drake musste nur abwarten, bis seine Tochter zu opfern war. Als Abschiedsgeschenk hinterließ er seinen Kindern ein Wablu. Klein und niedlich. Altaïr, Drakes Spion und Assasine.
    Beim Anblick ihrer Kinder begriff die Delta-Priesterin: Drake war Meteoraner. Er hätte nie erfahren dürfen, welcherart Rayquaza versiegelt war. In Kürze erlag sie der Wablu-Grippe.
    Auch Winonas Zwillingsbruder war ein Hindernis. Victor verunglückte bei einem Flugritual mit Altaïr.
    Drake vertrieb sich die Zeit mit Arenakämpfen und der Liga.
    Beim Gipfeltreffen im Tempel von Xeneroville spürte Drake: Kyogre und Groudon würden bald erwachen. Er musste sich Winona besorgen; unauffällig. Jemand hatte die Priester und Krieger abzulenken. Ein Sündenbock mit Motiv, Winona zu entführen.
    Drake gewann Stevens Vertrauen, indem er ihn vor Sidney beschützte. Im Badezimmer überzeugte er Steven, dass die Delta-Priesterin 'Aqua' und 'Magma' beseitigen könnte. Unbemerkt besprühte er Steven mit einem Lustmittel für Drachenweibchen. Auch bei Meteoranerinnen wirkte es.
    Eine Frage der Zeit, bis in Baumhausen das Chaos ausbrach. Steven blieb unbeobachtet mit Winona. Altaïr ließ es aussehen, als hätte Steven sie getötet. Steven floh; wohlwissend, man würde ihn beschuldigen. Winona überlebte den Drachenpuls und verlor nur das Bewusstsein. Altaïr entführte sie unbemerkt. Ganz Baumhausen glaubte, der Champion hätte Winona umgebracht. Kein Priester, kein Krieger würde Drake verdächtigen.


    Drake wurde wahrlich gesegnet von Rayquaza. Er war Drachenblut. Viel stärker. Viel gewissenloser. Und viel intelligenter, als gewöhnliche Menschen. Sobald Kyogre und Groudon erwachen, würde Drake Winona ungehindert opfern. Seine Drachengöttin würde auferstehen.
    Es blieb ein einziger lästiger Mitwisser.
    "Steven Stone", befahl Drake Altaïr, "Er wird nicht mehr gebraucht. Lasse es so aussehen, als hätte das Urwaldvolk sich gerächt."
    Δ. Drachenherz


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    Brutalanda





    Für dieses Kapitel sei ausdrücklich auf P16 verwiesen!


    [font='verdana,geneva,sans-serif']

    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/q5k7whu.jpg]
    Delta-Tempel Baumhausen
    'Ziz, Der Falsche Gott'

    basierend auf Yggdrasil


    γ


    γ. Windestochter
    Mitten in Hoenn lag ein unermesslicher Urwald namens Baumhausen.
    Diesen Urwald bewohnten Völker in Baumhäusern. Der Urwald war voller mystischer Pflanzen und Kreaturen.
    Doch sie alle überragte ein mystisches Gewächs.Die größten Flüsse saugte das Gewächs leer. Die besten Felder stahlen seine Wurzeln den Landwirten.
    Das Gewächs war ein Parasit, der sich vom Urwald ernährte. Man nannte es 'Falscher Gott'. Dieses Gewächs, der Falsche Gott, hatte sich zum Himmel gemogelt. Es mogelte sich zum Himmel, indem es Gewässer und Landmassen schröpfte.
    Das Gewächs wollte unbedingt angebetet werden. Es wollte die Menschen beeindrucken. Daher schoss es himmelwärts und wurde der größte Baum im Urwald. Aber die Stämme des Urwaldes blieben den wahren Göttern treu. Sie beteten weiter zu den Gewässern und den Landmassen. Das Gewächs wuchs vor Zorn immer weiter. Durch seinen Klimaschutz überlebte es Äonen.
    Die Stämme des Urwaldes verachteten das Gewächs. Mit ihren Waffen, mit ihren Kreaturen zerstörten sie seine Wurzeln. Vor Schmerz und Bitterkeit wurde der Falsche Gott wahnsinnig. Er trennte sich von seinen pflanzenhaften Wurzeln. Ein smaragdgrüner, schlangenartiger Drache wurde geboren: Ziz.
    Ziz wollte Zenitstürmer werden. Er wollte den Wahren Gott, Yahweh, herausfordern.
    Die Gewässer und die Landmassen erhoben sich. Doch sie vermochten nicht, den Falschen Gott aufzuhalten. Entsetzt sahen die Stämme, wie Ziz dem Wahren Gott immer näher kam.
    Ziz stieg empor zu einer Gebirgskette mit drei Bergen. In diesem Dreieck sollte er aufgehalten werden. Gegen ihn stellte sich der Wind. Windstöße von drei Berggipfeln bändigten Ziz. Der Drache wurde wieder zum Gewächs und erstarrte.
    Die Stämme von Baumhausen feierten. Auf der Spitze des Gewächses bauten sie einen Tempel. Sie widmeten ihn dem Winddreieck: dem Delta-Wind. Der Wind schenkte den Menschen eine Priesterin. Ihre Ahninnen, die Delta-Priesterinnen, führen seitdem den Delta-Tempel.


    "Der Falsche Gott? Delta-Wind? Ziz? Hörst du dir selbst noch zu, schwules Seemops!?", rief Steven ins Headset, "Während ich beim Gipfeltreffen war, musst du wieder vollgetankt haben."
    "Du brauchst nicht selbst daran zu glauben!", verteidigte sich Wallace, "Du sollst aber wissen, woran man in Baumhausen glaubt! Ich bin Xeneraner. Ich kenne die alten Geschichten!"
    "Und da kommen Pflanzen vor, die zu Göttern werden wollen? Und deshalb zu grünen Drachen werden? Und dann wieder zu Pflanzen? Auf denen man Tempel baut?"
    "Ja, Steven! Das ist Brauchtum, Überlieferung, Tradition", erklärte Wallace, "In Baumhausen ist man noch sehr traditionell und religiös. Das ist ein Urwald! Mit Urwaldmenschen. Verstehst du?"
    "Ich verstehe."
    "Du verstehst, Steven? Wieso bist du dann dort gelandet?", stammelte Wallace. "Du solltest doch nach Metarost; zu deinem Vater? Was machst du in diesem Urwald? Weißt du, dass Baumhausen sich von Hoenn abspalten will? Es ist nicht ungefährlich, dort als Champion zu sein! Steven? Antworte, verdammt!?"
    "Ich muss jetzt Schluss machen. Man guckt mich hier schon komisch an", flüsterte Steven, "Hier hat niemand jemals ein Headset gesehen. Wiederhören, Wallace."


    Zwei Wächter in Körperbemalung führten Steven über eine Hängebrücke. Neun Kilometer über Baumhausens Feldern. Windige, kühle, Bergluft; sie ließ die Hängebrücke knarzen. Steven überspielte seine Höhenangst.
    Der Delta-Tempel war eine ausgehöhlte Baumkrone. Alles überragend, lag der Tempel inmitten dreier Bergspitzen.
    Die Wächter durften den Tempel nicht betreten. Schließlich hatten die Füße der Priesterin seinen Boden berührt.
    In der Baumhöhle war es wärmer, aber auch dunkler. Im Halbkreis meditierten hier die sechs Kohen. Windpriester, über denen nur die Delta-Priesterin stand. Sie selbst, eine junge Frau, schwebte auf einem Altaria.
    Sie trug luftige Gewänder in weiß und hellblau. Als Xeneranerin besaß sie feine, vogelähnliche Gesichtszüge. Ihr Haar bedeckte ein Flughelm. Die Priesterin wirkte gelangweilt, fast verschlafen.
    Die sechs Windpriester beäugten Steven neugieriger. Jeder von ihnen verkörperte einen anderen Vogel.
    Ein siebter Mann saß unter der Priesterin. Auf seinen nackten Oberkörper war ein Schwalboss gemalt. Dessen aufgespannte Flügel entsprachen auch der Breite seiner Schultern. Der stärkste Krieger der Stämme.

    Ein Priester, gekleidet als Tropius, grüßte besonnen:
    "Willkommen in Baumhausen, Champion. Nehmen Sie Platz", Steven kniete auf dem morschen Holz, "Wir empfingen Ihren Eilbrief. Sie baten um eine Audienz bei der Delta-Priesterin. Lange berieten wir uns. Die Priesterin war so gnädig, für den Champion eine Ausnahme zu machen."
    "Wirklich sehr gnädig von Ihnen, Delta-Priesterin", überspielte Steven seinen Hohn, "Akzeptieren Sie dieses Geschenk als Zeichen meiner Dankbarkeit."
    Es war ein Computer aus Devon-Stahl. Ein Tanhel. Steven baute eigenhändig ein Telefon, einen Beamer und eine Fußheizung ein.
    Das Tanhel schwebte gehorsam zu seiner neuen Herrin. Doch ihr Altaria verscheuchte es zischend.
    Ein Priester, mit Bart wie ein Pelipper-Maul, erklärte:
    "Unsere Delta-Priesterin verabscheut Technik. Sie hätten das wissen müssen."
    Steven war ratlos. Wie konnte jemand Technik verabscheuen?
    "Sie regieren seit Kurzem ganz Baumhausen", wechselte Steven das Thema, "Dabei sind Sie noch sehr jung. Darf ich fragen, wie das kommt?"
    An ihrer Stelle antwortete ein Priester in Papungha-Wolle:
    "Ihre Mutter, die ehrwürdige 276. Delta-Priesterin, erlag früh der Wablu-Grippe." Steven kannte diese Tropenkrankheit. Mit modernen Medikamenten wäre sie behandelbar gewesen. "Ihr Zwillingsbruder, Victor, verunglückte bei einem Flugritual. Mit der Traditionstreue trieb er es gelegentlich ... etwas zu weit."
    "Hüte deine Zunge, alter Mann", grummelte der Schwalboss-Krieger, "Sonst entblättern sie dir die Winde. Victor war der Einzige, der die Traditionen noch wirklich achtete. Selbst unsere Priesterin ist zu weichlich. Ich, Abel, werde Victors Erbe übernehmen!"
    Niemand wagte es, Abel zu widersprechen.
    Steven staunte. Wallace hatte mit 'Urwaldmenschen' Recht behalten.
    "Sie sind doch nicht hier, um unsere Traditionen zu kritisieren?", richtete der Papungha-Priester seine Wut auf Steven, "Wenn dem so ist, dürfen Sie sofort gehen!"
    "Keineswegs. Ich bin hier, weil ich die Delta-Priesterin um einen Gefallen bitten möchte", verriet Steven, "Momentan missbrauchen in Hoenn zwei Organisationen eure Traditionen. Genannt 'Aqua' und 'Magma'. Sie stiften mit der Religion von Kyogre und Groudon zu Verbrechen an. Die Legenden werden auf radikale Art ausgelegt.
    Delta-Priesterin, Sie sind die größte religiöse Autorität! Erzählen Sie die wahre Version unserer Legenden! Entkräften Sie die Lügen von 'Aqua' und 'Magma'! Von ihrem Irrglauben befreit, werden sich die Organisationen kampflos auflösen. In ganz Hoenn wird man es Ihnen danken, wenn Sie die Entstehungsgeschichte offenbaren!"


    Die Priester schwiegen. Sie waren beleidigt.
    Nur ein Priester blieb gesprächsbereit. Ein alter Weiser, der Xatu verkörperte:
    "Champion. Sie wissen, dass Baumhausen sich vor dem modernen Hoenn abschottet", erklärte der Xatu-Priester, "Tausende Menschen wandern jährlich aus Hoenn nach Baumhausen ein. Diese Verirrten suchen nach ihren Wurzeln.
    Sie wollen nicht länger in einer Welt leben, in der es nichts außer Geld und Maschinen gibt.
    Wir wollen nichts mit Ihrer Dekadenz zu tun haben. Es darf nichts zu uns nach innen gelangen. Aber auch nichts von uns nach außen.
    Allein die Familie der Delta-Priesterin kennt die Entstehungsgeschichte. Fremdlinge müssten jahrelang durch Rituale eingeweiht werden."
    "Können Sie nicht eine Ausnahme machen?", wunderte sich Steven lautstark, "Erzählen Sie einfach die Wahrheit über Kyogre und Groudon! Solange 'Aqua' und 'Magma' an falsche Legenden glauben, gibt es kein Abkommen mit Sinnoh! Es geht um den Wohlstand der gesamten Region! Um unsere Sicherheit!"
    Jetzt erst stieg die Delta-Priesterin-Priesterin von ihrem Altaria:
    "Solche wie Sie sind der Grund, wieso ich moderne Menschen verachte!", verkündete sie zornig, "Für ein klein wenig mehr Wohlstand, für ein klein wenig mehr Sicherheit seid ihr bereit, alles zu verkaufen! Für euch gibt es nichts Heiliges mehr; eure Götter sind eure Egos! Dass Sie eine einzelne Frau entehren wollten, ist nebensächlich. Ihr schändet die gesamte Natur, ihr nennt andere Lebewesen eure 'Pokémon'. Ihr lasst sie noch gegeneinander kämpfen, weil euch außer Belustigung im Leben nichts bleibt!
    Unter Ihresgleichen mögen Sie der 'Champion' sein; hier in Baumhausen sind Sie Abschaum!
    Verlassen Sie diesen Tempel. Sofort!"


    Steven sprang geladen auf:
    "Begreifen Sie hier überhaupt, um wie viel es beim Abkommen geht? Es geht nicht darum, was Sie von der Moderne halten mögen!
    Ich gehe erst, wenn ich mit Ihnen ausführlich gesprochen habe! Ihnen alleine."
    Empört regten sich auch die Windpriester. Steven durchfuhr es, das Undenkbare gefordert zu haben.
    Das Gespräch war eskaliert. Ein Zurück gab es nicht mehr.
    Äste brachen, als ein Raubvogel in die Baumhöhle drang. Seine stählernen Federn brachen blendend das Licht. Kampfesmutig kreischte das Panzaeron. Es war Skarmy; Stevens Mädchen.
    Nur Skarmy durfte mit zum Gipfeltreffen, weil Steven dank ihr flog. Jetzt setzte der Champion alles auf ihre Kampfkraft.
    "Was für eine Arroganz, Champion", höhnte der Priester in Aerodactyl-Skalp, "Zu glauben, deine Blechkrähe alleine könne es mit ganz Baumhausen aufnehmen!"
    "Bis auf die Priesterin verlassen alle diese Baumkrone!", forderte Steven möglichst bedrohlich.
    Die Windpriester waren fassungslos, gehorchten aber. Zögerlich, verbissen, widerwillig.
    Skarmy scheuchte die Männer wohlgelaunt zum Ausgang; über die Hängebrücke.
    Unzählige Wachen attackierten Skarmy stürmisch mit Speeren. Klimpernd barsten die Waffen an ihrem Stahlgefieder. Skarmy hob unbekümmert ab.
    Über der Hängebrücke schüttelte Skarmy ihr Stahlgefieder. Rostige Metallsplitter rieselten über die Brücke und Baumkrone. Eine Technik namens Stachler. Skarmys gelbe Adleraugen funkelten stolz. Niemand mehr konnte in den Tempel, um ihren Trainer zu stören!
    Sie erstarrte. Skarmy bemerkte urplötzlich: nicht die Priester; sie und Steven waren in der Falle!
    Der Gefährlichste aller Männer, Abel, blieb noch immer bei der Priesterin! Skarmy kreischte sorgenerfüllt.
    Sie selbst wurde angegriffen von feindlichen Vögeln. Fünfzig, hundert, zweihundert - ihre Kampfschreie wurden immer lauter. Skarmys Feinde strömten hervor vom Gebirge, aus Baumhäusern, unter Hängebrücken.
    Es hieß: Wer in den Luftraum über Baumhausen einfällt, den zerreißen die Winde.


    Ein unüberschaubares blau-rotes Gewirr verschlang Skarmy. Ihr Tod wäre gewiss, hätte sie nicht einen Wirbelwind bereitgehalten. Eine farblose Druckwelle fegte die Angreifer auseinander.

    Jetzt erst sah Skarmy, was mit ihr geschah. Rasende blaue Winde namens Schwalboss hatten sie umzingelt.
    Wie viele waren es? Zweihundert? Dreihundert?
    Konnte sie überhaupt siegen? Oder nur auf Zeit spielen?
    Mit Körpereinsatz drängte Skarmy sich aus dem Gewimmel. Ihre scharfen Augen erspähten die sechs Windpriester.
    Diese nahmen im Sechseck auf den höchsten Baumhäusern Stellung. Durch Körpersprache befehligte jeder Priester fast fünfzig Schwalboss.
    Skarmy bemühte sich, ihre Bewegungen zu deuten. Kehrte ein Priester seine Handflächen um oder änderte sein Standbein, kehrte ein Schwarm Schwalboss um oder änderte seine Angriffsrichtung. Sie konnte die Angriffe vorhersehen, aber nicht beantworten. Von linksunten, von rechtsoben attackierten sie blaue Windschwalle.
    Der Flügelschlag einzelner Schwalboss konnte ein Panzaeron kaum schädigen. Doch es waren zwei Gros Schwalboss; gnadenlos und koordiniert. Sie malträtierten ihre rostigen Panzerstellen, zerdrückten ihre Atemwege, zerkratzten ihre empfindlichen Augen.
    Sechs Mal erlitt sie unzählige schmerzhafte Flügelschläge.
    Skarmy sah nicht mehr, wie alle Priester ihre Handflächen zusammenschlugen. Das Signal an die Schwarmführer, die Jagd zu beenden. Die sechs stärksten Schwalboss rammten Skarmy im Sturzflug.
    Skarmy stürzte ab, wie altes Stahlgerümpel. Ihre zerklüfteten Flügel trugen ihren schweren Körper nicht mehr. Sie stürzte acht Kilometer; durch Hängebrücken und Mammutbäume. Luftdruck und Beschleunigung raubten ihr das Bewusstsein.
    Skarmy schlug als blutüberströmter Krater ein.


    Im Tempel betrachtete die Priesterin Steven mitleidvoll:
    "Sie sehen nicht wirklich wie ein übermütiger Idiot aus. Aber Sie handeln, wie einer.
    Als ich Sie fortschickte, gab ich Ihnen die Chance, lebend davonzukommen. Aber Sie stellen sich eigenhändig gegen ganz Baumhausen.
    Meine Priester bringen gerade ihren Vogel um. Und Abel muss gemäß unserer Tradition Sie selbst töten. Nach dem, was Sie von mir forderten, darf ich es ihm nicht verbieten."
    Der mächtige Krieger erhob sich schweigsam, bedächtig. Seine verhärteten Züge zeigten weder Hass, noch Zorn. Es galt, einen Ketzer abzuschlachten; nichts Persönliches.
    Abel zog glänzenden Stahl aus seinem Lendenschutz. Steven erinnerte sich: alte Stämme führten Panzaeron-Federn als Schwerter. Er entsicherte seinen Arm auf Vollautomatik. Der Schwalboss-Krieger trat geruhsam an Steven heran. Er hob das Schwert über Stevens Kopf; brummte ein Opfergebet in Griechisch.
    Darauf schnellte die Klinge herab. Mühelos parierte sie Stevens rechter Arm.
    Abel überraschte der Anreiz einer unerwarteten Herausforderung. Kunstfertig schlug er noch mehrmals zu. Fehlerlos blockierte Stevens rechter Arm. Seinerseits holte der Arm weit aus; schlug nach dem Krieger. Unheimlich geschmeidig für seine Statur tauchte Abel unter dem Hieb hinweg. Er manövrierte in Stevens Nacken und schlug schwungvoll zu. Selbst aus diesem toten Winkel parierte Stevens Arm. Abel stemmte seine gewaltige Körperstärke gegen diesen. Ein Fehler, denn der Arm war vielfach stärker.
    Stevens rechter Arm hob den riesigen Krieger mühelos in die Höhe. Jetzt erst wurde sichtbar, wieso Abel machtlos war. Die Priesterin und Abel staunten erschrocken. Stevens rechter Arm war kein Menschenarm; sondern die Kralle eines Metang. Eine Prothese; konzipiert, den Champion vor Attentaten zu schützen.
    "Du bist stärker, als Abel, Fremdling", grummelte Abel ehrerbietig, "Lehre Abel. Was hat Abel nicht verstanden?"
    "Das 21. Jahrhundert!", zischte Steven hasserfüllt.
    Der Krieger wurde kopfüber in den Boden gerammt. Abel verdankte es seiner Statur, nur bewusstlos zu sein.


    Im selben Windzug blickten Steven und die Priesterin oben durch die Baumkrone. Ein Raubvogel aus glänzendem Stahl schnellte empor. Es war Skarmy; Stevens Mädchen.
    Der Stahl und die Gene Skarmys wurden von Steven modifiziert. Sie besaß alle drei Fähigkeiten eines Panzaeron.
    Ihre 'Robustheit' ließ sie den tödlichen Sturz gerade noch überleben. Auf dem Boden hatte sie Ruheort genutzt. Ihre grausamen Wunden hatte frischer Stahl überzogen.
    Ihre ''Adleraugen' erspähten eine für die Priester unsichtbare Flugbahn.
    Jetzt erst erblickten alle die Totgeglaubte. Fast dreihundert Schwalboss stürzten sich auf Skarmy; alle gleichzeitig, ungeordnet.
    Die letzte Fähigkeit Skarmys war 'Bruchrüstung'. Mit jeder Panzerschicht, die sie verloren hatte, war sie schneller geworden.
    Mit pfeilschnellen Flügelschlägen erzeugte sie einen Wirbelwind. Statt ihn freizusetzen, behielt sie die Kontrolle über den Vortex. Über Baumhausen rotierte eine Windsphäre, deren Sog alle Schwalboss lähmte. Die Schwalboss stürzten geradewegs in ihr Gefängnis.
    Skarmys Flügel wurden durch metallisches Leuchten verlängert. Majestätisch schwang Skarmy sie von außen nach innen. Zwei unerbittliche Krallen aus Stahl durchsiebten die Windsphäre. Stahlflügel undenkbarer Länge schnitten durch Wind wie Fleisch. Im Vortex detonierte es stahlsilbern, federblau und letztlich blutrot.
    Über Baumhausen gab es darauf eine einmalige Naturgewalt zu bestaunen. Es regnete in Strömen. Bewusstloser Schwalboss. Skarmy verkündete ihren Sieg mit einem Kampfschrei. Ihr Porträt hing in der Ruhmeshalle! Diesen Provinzvögeln dünkte es doch nicht, das Mädchen des Champions zu besiegen?!


    Die Priesterin ersparte sich den weiteren Kampf. Steven war nicht umsonst Champion.
    Doch sie fürchtete Stevens Macht nicht. Stevens Pokémon und Maschinen waren mächtig; nicht er selbst. Steven fürchtete seine Macht vor allem selbst. Er mochte materiell gewonnen haben; mental sah er weiter wie der Verlierer aus.
    Die Priesterin trat ihm entgegen, kreidebleich, doch ungebrochen:
    "Mit Gewalt bekommen Sie die Entstehungsgeschichte nicht aus mir heraus. Ich wurde geschult, Einschüchterung und Folter zu ertragen."
    "Ich hatte nie vor, Sie zu etwas zu zwingen", klagte Steven bekümmert, "Ich wollte dieses ganze Massaker nicht! Ich wollte. Nur. Mit Ihnen reden. Wie heißen Sie überhaupt?"
    Sie sahen aneinander vorbei; beide vor Aufregung unregelmäßig atmend.
    "Winona."
    "Winona. Wundervoller Name. Ich. Bin Steven. Steven Stone. Hören Sie zu, Winona. Ich bin der mächtigste. Mann in Hoenn. Ihr Vorgesetzter, eigentlich. Aber ... Wenn dieses Abkommen in einem Jahr nicht steht. Werden dieselben Männer. Die mich an die Macht brachten. Mich zerquetschen.
    Sie sind die Lösung. All meiner Probleme. Aller Probleme der Region", Steven flehte beinahe, "Seien Sie vernünftig! Erzählen Sie mir einfach. Diese alte Geschichte! Über Kyogre. Und Groudon. Wenn es unbedingt sein muss ... Halten wir Ihre barbarischen Traditionen ein. Was muss ich tun, um die Entstehungsgeschichte zu hören?"
    "Beschränken wir uns auf das Wichtigste", gestand Winona erleichtert zu, "Zuerst müssen Sie mich beeindrucken. Mit einer beflügelten Kreatur. Prächtiger, als alle Vögel der Priester."
    "Welch Zufall?", versicherte Steven, "Mein Panzaeron ist das bezauberndste Wesen in Baumhausen! Nach Ihnen, natürlich." Skarmy, schadenfroh und blutüberströmt, krähte eifersüchtig.
    "Falls ich das gelten lasse", seufzte Winona, "müssen Sie auf Leben und Tod kämpfen. Gegen den stärksten Krieger der Stämme. Sie dürfen nur stählerne Waffen benutzen."
    "Das ... Ich habe Abel geschlagen, richtig? Mit einem Arm aus Devon-Stahl. Und dann? Was ist das Ritual, bei dem Sie mir die Entstehungsgeschichte erzählen?"
    Das Blut schoss ihr ins Gesicht:
    "Die Entstehungsgeschichte wird während einer anderen erzählt. Einer menschlichen Entstehungsgeschichte."
    Sie meinte nicht? Doch.
    Steven sah verlegen weg. Er hätte es sich hätte denken müssen! Was machte religiöse Rituale aus? Tradition. Macht. Und, selbstverständlich, Sex.
    Facettenreiches Schweigen.


    ♪ Karnivool - Sky Machine


    Sie waren füreinander vollkommen neu. Jetzt erst betrachteten sie einander abwägend.
    Beide so hochrangig, aber erst so jung. Er war Mitte zwanzig; sie erst Anfang zwanzig.
    Winona war aufgewachsen unter Männern wie Abel. Erstmals traf sie jemanden wie Steven; gepflegt, intelligent, einfühlsam. Jetzt erst fiel auch Steven auf, was sie in ihm auslöste. Ihre aufgesetzte Kälte. Ihre mystische Ausstrahlung. Ihre luftigen Gewänder.
    Delta-Priesterinnen waren Jahrhunderte erprobtes Aphrodisiakum.
    Jetzt, wo niemand in den Tempel konnte - oder nie.


    Ungeduldig warf sie ihn um, sie rollten über das Holz, blieben liegen, sie oben, Steven strich ihren Rücken entlang, dort, wo ihr Gewand offen war, mit einer kühlen Kralle und einer heißen Hand.
    "Als der Wahre Gott die Welt schuf", flüsterte sie, wohlig schaudernd, "sagte er: 'ich bin das Alpha und das Omega'. Entgegnete der Falsche Gott: 'Dann bin ich das Delta'."
    Sie löste seine Halsbinde, setzte sich auf, um ihren Helm auszuziehen; als eine violette Schockwelle fast ihren Brustkorb sprengte.


    Steven wollte sie küssen, als sie urplötzlich zurückgeschleudert wurde. Er sprang auf, unwissend, woher der Angriff kam. Erst Skarmys Adleraugen machten auf den Attentäter aufmerksam. Einen weißblauen Drachenvogel. Skarmy warf sich in einen zweiten Drachenpuls, der auf Steven zielte. Das Altaria verflüchtigte sich in den Wolken.
    Winona sank zusammen, am gesamten Körper brennend.
    "Was geht hier überhaupt vor sich?!", schrie Steven fassungslos, "Wieso greift Ihr eigenes Altaria Sie hinterhältig an!?"
    Ein Drachenpuls zersetzte restlos alles Lebende. Winona konnte vor Schmerz kaum sprechen:
    "In Baumhausen sind Kreaturen ... Niemandes Eigentum.
    Altaïr ... ist nicht 'mein' Altaria.
    Altaïr ist ein ... Assassine ... des Wahren Gottes. Er hütet die Entstehungsgeschichte ... vor den Falschen", sie lächelte schicksalsergeben, "Altaïr tat Recht, mich umzubringen. 17.220 Jahre ... Verbotener göttlicher Geschichte. Ich hätte sie fast preisgegeben. Für ... einen schönen Augenblick. An ... einen Fremdling.
    Baumhausen verzeiht Ihnen nie ... Was Sie uns antaten.
    Kehren Sie zurück in ... Ihre mechanische Welt. Überbringen Sie, die feierliche ... Nachricht dass ... die Entstehungsgeschichte ... Niemand mehr kennt."
    γ. Windestochter


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    Panzaeron
    Altaria




    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/T7j2FRt.jpg]
    Regierungsgebäude Xeneroville
    'Tempel des entscheidenden Gebets'

    basierend auf der Akropolis, Athen


    ϐ


    ϐ. Das Gipfeltreffen im Pantheon
    Shirona, Champion Sinnohs, reichte Steven die Hand.
    "Seit zwei Wochen darf ich Sie 'Kollege' nennen. Ich gratuliere, Champion. Ihr Auftritt in der Liga war beeindruckend."
    Steven überlegte fieberhaft, was er antworten sollte. Bleiern lasteten Blicke an ihm, die der einflussreichsten Vertreter zweier Länder.
    "Ehm, ja. Vielen Dank."
    Steven drückte ihre Hand, etwas zu übereifrig. Shironas höfliches Lächeln ließ nicht nach.
    Im Fernsehen hatte Steven sie bewundert, in Echt war sie noch anmutiger. Shirona stand mit ihm auf Augenhöhe, verlängerten doch Absätze ihre ohnehin langen Beine. Ihre blauen Augen musterten Steven distanziert, doch aufmerksam. Sie hatte volles Haar, goldblond umspielte es Gesicht und Schultern. Ihre Kleidung war stilsicher, ausnahmslos in schwarz. Sie trug große Ohrringe und einen modischen Schal. Die enge Bluse und Hose wog ein luxuriöser Mantel auf. Sie gehabte sich wie der geborene Champion, sie sah auch wie einer aus.
    Endlich setzten sich die zwanzig Abgeordneten. Steven sank in den kalten Sitz aus Kalkstein; die Entspannung trat nicht ein. Ihn umgaben ausschließlich Prominente. So dicht, dass sie seinen beschleunigten Puls hören könnten. In der Luft lag Macht, aber auch Heiligtum.


    Sie waren im Regierungsgebäude von Xeneroville. Als dieses diente das ehemalige Pantheon der Xeneraner.
    Der Tempel stand fast unverändert, in hoheitsvollem Kalkweiß. Hunderte Meter über Steven verunmöglichte eine weiße Steinplatte, den Abend zu sehen. Gestützt wurde dieses Dach von massiven ionischen Säulen. Die Zeit hinterließ Spuren, viele der Säulen zeigte Risse. Es gab keine Wände, erst der Ozean grenzte den Tempel räumlich ein. Ganze Riffe von Corasonn durchleuchteten das Wasser.
    So schimmerte auch nachts das Gebälk der Dachplatte ozeanblau.
    Im Halbdunkeln glänzte die sakrale Dachmalerei. Wohin man auch sah, rang Festland mit dem Ozean. Ein mythisches Motiv der Xeneraner, dem auch dieser Tempel gewidmet war. Die Naturgewalten, einander bekämpfend, manifestierten sich in zwei Kreaturen. Ein gepanzertes Ungetüm in Rot und ein würdevoller blauer Orca. Die Xeneraner nannten ihre Götter damals noch 'Behemoth' und 'Leviathan'.
    Die Verhandlungen fanden statt im Innersten des Tempels, dem Atrium. Waren die umspülten Terrassen Kyogre gewidmet, so ehrte das Atrium Groudon. Hier spendierten Schneckmag, vor Jahrtausenden erstarrt, ihr wärmendes Licht. Das Atrium war ein Amphitheater, eingelassen tief unter den Meeresspiegel.
    Die Xeneraner mussten Ebbe und Flut kennen, um ihr Pantheon so gewagt zu bauen. An von der Küstenlinie Xenerovilles; mitten im endlosen, bodenlosen Ozean.
    Selbst verfeindete Völker sollten hier Zuflucht finden. Wenn Groudon und Kyogre wieder kämpfen. Wenn Beben die Säulen einreißen, wenn der Ozean ihre Bruchstücke verschlingt. Die Menschheit würde in diesem Amphitheater beten. Um Sündenerlass; um die Abwendung der Apokalypse.
    An dieser Tafel tagte früher Xenerovilles Areopag. Gegenwärtig empfing hier die Regierung Hoenns ihre Gäste.


    Es konnte keine größere Ehre geben. Aber auch keinen besseren Anlass für diese Ehre. Schließlich ging es um das größte Wirtschaftsabkommen der Geschichte.
    Steven zupfte unauffällig seine Kleidung zurecht. So unauffällig, wie es unter achtsamen Blicken eben möglich war.
    Stevens Beunruhigung dämmten hier nur zwei Menschen ein: Phoebe und Cole. Jeweils links und rechts flankierten sie den Champion an der Sitztafel.
    Phoebe, Freundin seiner sorglosen Kindheit, war inzwischen Top 4-Mitglied. Sie trug ein blaues Abendkleid, war klein und südländisch-braun. Große blaue Augen; selbst hier eine Blumenkette im kurzen Haar. Ihre Spezialisierung auf Geister nahm ihr nichts von ihrer Heiterkeit und Lebensfreude.
    Cole war ein älterer Xeneraner, rundlich, glatzköpfig, insgesamt unansehnlich. Dahingegen stand er aber für Intelligenz und Sachlichkeit. Der Finanzvorstand Hoenns; Verhandlungen gewohnt, nahm Cole die Last der Eröffnungsrede von Stevens jungen Schultern.
    Cole grüßte in Französisch, Deutsch und Japanisch, ehe er das Englische sprach, das für alle verständlich war:


    "Damen und Herren Versammelte, mein Name lautet Dr. Philip Cole. Ich heiße Sie Willkommen in Hoenn, im einstigen Pantheon meines Volkes. Mir wurde die Ehre anvertraut, die Volkswirtschaft Hoenn bei diesen Verhandlungen zu vertreten. Ich bin der Ideengeber des Freihandelsabkommens."
    Ausgiebig schilderte er die bedrückenden Bilanzen, die Hoenn und Sinnoh an einen Tisch zusammenführten. Seit fünf Jahren kein positives Wachstum. Niedriglohnländer Kanto und Johto waren im Kommen. Einen Wettbewerb untereinander konnten sich die Hochlohnländer nicht länger leisten. Es galt, geeint vorzugehen: außenpolitisch und wirtschaftlich.
    Cole setzte sich. Der Applaus viel verhalten aus. Diese Trends waren allen bekannt. Auch eine Wiederholung machte sie nicht schmackhafter.
    Shirona bedankte sich. Grundsätzlich bestünde auf jeden Fall Interesse. Sie erfragte, dass das angestrebte Abkommen noch keinen Namen hatte.
    "Ich würde vorschlagen, wir einigen uns auf 'Sinnoh Hoenn Investment Tradement'", erfasste Shirona, "Die Abkürzung würde unsere Lage gut wiedergeben."
    Sieghaft warf Shirona sich in ihren Sitz zurück. Es dauerte, bis auch Steven begriff, welchen Witz sie gewagt hatte. Es würde ihr Abend werden; wie so viele ihrer Abende. Die Stimmung taute merkbar auf.


    Einzig der Mann neben Shirona lachte nicht mit. Sein Namensschild war entbehrlich, denn jeder erkannte Volkner, den Arenaleiter Sonnewiks. Blond, blauäugig, hochgewachsen, wie auch seine Halbschwester. Doch wo Shirona herzhaft und beteiligt wirkte, schaute Volkner glasig, fast apathisch. Phoebes Klatschblätter meinten, der Pop-Star leide an Depressionen. Für Steven hingegen litt Volkner vor allem an Selbstherrlichkeit:
    "Du hast zu voreilig unser Interesse an diesem Abkommen bekundet, Shirona. Es braucht nicht viel, um einen Satz mit 'Freihandel' und 'Wohlstand für alle' zu bilden. Wenn Sie so viel von Wirtschaft verstehen, Cole, wieso geht Ihre gerade den Bach runter? Und was genau meinen Sie mit 'Wirtschaften verschmelzen'?"
    Volkner legte minutenlang nach mit unangenehmen Fragen. Cole beantwortete jede, trocken und geschickt. Nur zurückhaltend sprach Steven mit. Denn Sonnewiks Arenaleiter hatte die Ausstrahlung eines Luxtra-Alphatieres. Shirona und Volkner zögerten ihrerseits, Steven als Vertreter Hoenns ernst zu nehmen.
    Zunehmend aber erklärte Steven immer überzeugender: Gemeinsame Fiskalpolitik. Komparativer Kostenvorteil. Sinkende Militärausgaben. Erhöhte Liquidität der Aktien. Folglich höhere Kreditwürdigkeit.
    Dankbar und stolz beäugten ihn Phoebe und Cole.
    Shirona und Volkner tauschten vielsagende Blicke aus. Steven rätselte, was sie zu bedeuten hatten.


    "Hat der Rest noch irgendwelche Fragen zum Abkommen?", murmelte Volkner.
    "Ich gib' dir gleich 'der Rest', Alter!"
    Ignaz reckte sich übermütig über Shirona, um seinen Freund zu schlagen. Erst ihr Ellbogen vermittelte dem Rotschopf, es sein zu lassen.
    Das Temperament, der rote Afro, die Gestikulation. Ignaz ließ an ein Panferno denken.
    Was das Top 4-Mitglied verkündete, gefiel nicht nur der Sinnoher Fraktion:
    "Entschuldigt, dass Shirona-chan und ihr GAU von Bruder sich hier aufführen, wie Kühlschränke! Wir sollten eigentlich dankbar sein, dass ihr uns diesen Vorschlag macht. Ich meine, wir sind genauso tief in der Scheiße, wie ihr, wenn nicht tiefer-"
    "Ignaz, wir sind bei diplomatischen Verhandlungen", mahnte Shirona bedrohlich.
    "Du hast selbst einen Witz mit 'Scheiße' gemacht! Jetzt tu' nicht so scheinheilig!", Ignaz sprach wieder versöhnlich: "Jedenfalls, ich verstehe nicht viel von Wirtschaft. Aber ich glaube - Nein, ich bin mir sicher, dass wir zusammenarbeiten sollen! Zwei Regionen können mehr, als eine! Das weiß doch jeder! Also! Wo soll ich unterschreiben?"
    "Du unterschreibst gleich dein Todesurteil", unterbrach Shirona im Ton einer Kindergärtnerin. Einer Kindergärtnerin, die Kinder hasste: "Setzen und Mund halten. Über das Abkommen entscheide hier ich."
    Ignaz ließ sich nichts anmerken. Er strahlte die Hoenner freundschaftlich an.
    Fortan tauschten er und Phoebe Blicke, wie nur Südländer untereinander es taten. Auch Steven lächelte dem Rotschopf dankbar zu. Volkner wollte nicht grinsen, musste aber. Das Abkommen rückte in greifbare Nähe.


    Shirona wandte sich von Volkner und Ignaz ab, nachdenklich. Sie hatte angekündigt, eine Entscheidung zu treffen. Durch ihren klugen Kopf jagten Bedenken.
    Beunruhigt verfolgte Steven ihr Lippenkauen; die Handschuhe in ihrem blonden Haar.
    "Ich habe entschieden. Es wird ein Abkommen geben", Steven und Cole fielen sich fast in die Arme, "Sobald Sie eine Bedingung erfüllen.
    In Ihrer Region lassen zwei Organisationen von sich sprechen, 'Aqua' und 'Magma'. Diese stellen sich offen gegen Ihre Regierung, blieben aber weitestgehend ungestraft. Ich schätze, ihr habt euch bereits mit 'Aqua' und 'Magma' abgefunden. Wir nicht. Wir zweifeln die Zuverlässigkeit eines solchen Partners an.
    Ich unterschreibe, sobald 'Aqua' und 'Magma' von der Bildfläche verschwinden. Wie Sie das anstellen, ist Ihnen überlassen, Stone."


    Steven erstarrte enttäuscht. Eine zeitliche Aufschiebung war nicht vorgesehen!
    Widerstand regte sich in ihm - starb aber sogleich ab. Es war die eisige Bestimmtheit in Shironas Blick, die Steven schaudern ließ. Ihre Höflichkeit war nur Tarnung gewesen. Im Innersten war Shirona ein Knakrack. Übermütige Zigzachs strafte sie ab. Diesen Abend, gestand Steven sich ein, musste er Shirona überlassen.
    Shironas Überlegenheit gipfelte nun. Wortlos stand sie auf. Sie verließ das Gebäude, ohne die Antwort Hoenns abzuwarten. Für sie war ausreichend, selbst entschieden zu haben.
    Enttäuschung über das aufgeschobene Abkommen machte sich breit. Seitens Hoenn, wie auch Sinnoh gleichermaßen.
    Zum Abschied hinterließ Shirona Steven lediglich das Protokoll. Später erst würde er darin ihre Telefonnummer finden.
    Das 'i' in 'Shirona' hatte ein Herz als Tüpfelchen.


    Damit war das Gipfeltreffen im Pantheon beendet. Zumindest der offizielle Teil.
    Der weitaus angenehmere Teil würde noch bis Mitternacht dauern. Der gesamte Tempel war für die Diplomaten begehbar. Es gab Champagner, Musiker und Büffets.
    Ungezwungene Gespräche begannen.
    Steven lernte Sinnohs ersten Parlamentspräsidenten kennen. Einen blonden jungen Mann mit ausgezeichneten Manieren.
    Ein Geheimdienstler in Ledermantel, Deckname Looker, unterhielt die Gäste mit Verschwörungstheorien. 'Crypto' und 'Rocket' würden zusammenarbeiten; G-Cis wolle über Einall herrschen; es sei ein Anschlag auf den Himmelturm geplant.
    Steven verteilte im Tempelinneren 'Devon'-Visitenkarten an Großunternehmer.
    Cole vermutete, Shirona sähe 'Aqua' und 'Magma' nur einen Vorwand. Sie spielte aus undurchsichtigen Gründen auf Zeit. Sein weiteres Vorgehen solle Steven mit seinem Vater besprechen, in Metarost City.


    Überrascht traf Steven im Atrium auf Juan. Der Mentor von Wallace und ein Aristokrat. Juans Titel 'Aurum' und Familienname 'Berlitz' kürten ihn zu Sinnohs Hochadel. Seine bezaubernde Tochter, Titel 'Platinum', wäre heute sogar Thronfolgerin gewesen.
    Im Gespräch misste Juan die Tage, als Regierungen noch für Traditionen standen. Wallace, so meinte Juan, gehe mit postmoderner Kunst in die falsche Richtung. Trotzdem sei er Juans Lieblingsschüler gewesen. Der einzige, der 'noch Visionen' hatte.
    Wallace hatte ein Porträt für Juan gemalt, als Juan ihm seine Arena vermachte. Steven dachte damals, das Porträt zeige die erste Königin Sinnohs mit ihrem Vater. Jetzt erst begriff Steven die Verwechslung: Wallace hatte Platinum Berlitz und Juan gemalt!


    Auf der Terrasse traf Steven Prof. Whitefield, den Dekan der Moosbach University.
    Er vermisste das Wunderkind, das mit vierzehn Elektrotechnik, Informatik und Medizin studierte. Interessiert gesellte sich Prof. Rowan aus Sandgemme dazu. Später ein Mann mit fahlem Gesicht, stechend blauen Augen und Haaren.
    Beunruhigt erkannte Steven Cyrus. CEO von 'Galaxy Technologies'. Der größte Konkurrent von 'Devon'. Doch Cyrus blieb höflich, als wäre Steven nicht der Sohn seines Erzrivalen. Cyrus überbrachte lediglich Grüße an Stevens Vater.
    Es wurde die faszinierendste Unterhaltung des Abends. Die Professoren, Steven und Cyrus einte ein gemeinsames Thema. Vielfach stießen sie an auf die Großartigkeit der Wissenschaft.


    Zwischenzeitlich glättete Steven seinen Anzug im Badezimmer. Im Spiegel sah er Sidney hinzutreten. Die schlechteste denkbare Gesellschaft in einem geschlossenen Raum.
    Sidney war ein Mitglied der Top 4, spezialisiert auf Unlicht. Sidneys Typenwahl, kahler Kopf, seine Wortwahl enthüllten seine politische Gesinnung.
    "Hi, Bonze!", grölte er übermütig, "Es macht Spaß, sein Volk an Sinnoh zu verkaufen, was? Mit Cole, einem Xeneraner. Und dieser Südländerin Phoebe. Dabei bist du selbst reinrassiger Hoenner. Schämst du dich nicht, Steven?"
    Steven bemühte sich, Sidney nicht zu beachten. Doch Aufdringlichkeit war Sidneys Metier:
    "In der Liga wissen alle, dass in ihren Top 4 ein Nationalist ist! Weißt du, wieso mich niemand entlassen kann? Weil das Volk hinter mir steht! Weil niemand hier Ausländer will! Oder ein Abkommen mit unseren ehemaligen Kriegsgegnern!"
    "Darüber kann heute niemand mehr entscheiden", betonte Steven resolut, "Und um deine Entlassung kümmere ich mich später."
    "Wieso nicht gleich hier, Champion?", Sidneys hyänenhaftes Grinsen wurde breiter, "Klären wir unsere Machtverhältnisse. Gleich. Hier. Ohne Pokémon. Wie zwei Männer."
    Nie zuvor wurde Steven körperlich bedroht. Es war ein ungestaltes Gefühl.
    Unerwartet baute sich jemand zwischen Sidney und Steven auf.
    Es war Drake aus den Top 4. Drake trug eine zerklüftete Kapitäns-Uniform. Er sah stets aus, als hätte er Schiffbruch erlitten. Einer der letzten Meteoraner. Eigentlich eine beliebte Zielscheibe für Rassisten.
    Doch Sidney ging wortlos; flüchtete kleinmütig aus dem Waschraum. Der Leitsatz eines Magnayen war: nie auf Stärkere losgehen. Drake war ein Koloss von einem Mann.
    Steven war peinlich berührt über diesen Beistand. Ausgerechnet Drake, den er im Finale besiegt hatte! Drake wäre nahezu Champion geworden.
    Steven und Drake tauschten wortlos Blicke. Zwar hatte Drake heute Sidney verscheucht. Wenig verwunderlich, waren doch Hyänen weitaus harmloser, als Drachen.
    Gegen Drakes spätere Absichten würden Steven Neo-Nazis noch harmlos vorkommen.


    ♪ Kettcar - Ausgetrunken


    Phoebe und Steven waren die Letzten, die im Regierungsgebäude blieben. Beide benommen von den vielen Eindrücken. Es war ein aufregender Abend gewesen. Zwischen Rotwein, teuren Kleidern und Tempelduft. Natürlich hätte es auch besser kommen können, politisch. Doch jetzt waren sie zu zweit, mochte die Welt noch so laut wellen. Ungehemmt, wie die Kinder, als die sie sich kannten.
    Es wurden die letzten Gläser gefüllt. Auf Hoenn, auf das Abkommen.
    "Cole und ich haben die Verhandlungen zu zweit geschafft", prahlte Steven, vom Alkohol angeregt, "Und Ignaz. Ignaz war der MVP."
    "Oh ja, Ignaz war voll süß", schwärmte Phoebe, "Wir haben Nummern getauscht. Aber hast du gesehen, wie diese Shirona ihn angeschrien hat? Und dann verabschiedet die sich nicht einmal! Verkrampfte Kampflesbe."
    "Und ihr selbstverliebter Bruder erst", pflichtete Steven bei, "Auf seinem Namensschild stand 'Volkner Libertine, Arenaleiter Sonnewik'. Er selbst hat wohl geglaubt, darauf stünde 'COOL, GUTAUSSEHEND & SEHR WICHTIG"
    Sie lachten. Steven blickte melancholisch in sein Glas: "Lästern wir gerade echt über Shirona und Volkner? Vor denen wir uns am Tisch so buckelten?"
    "Genau das tun wir!", frohlockte Phoebe, "Wir sind ja jetzt Politiker! Was macht übrigens Arena-Prolet Wallace?"
    "Wie es dem schwulen Seemops geht? Blendend. Sieht aus, als hätte er nur Urlaub. Der hat von uns Dreien das einfachste Amt erwischt."
    "Das ist wohl wahr. Diplomatie ist ein Knochenjob. Was wirst du jetzt gegen 'Aqua' und 'Magma' tun?"
    "Arenaleiterin Baumhausen."
    Phoebe schaute verdutzt. Steven begann, von seinem Vorhaben zu erzählen. Im Erfolgsfall wären 'Aqua' und 'Magma' sofort Geschichte.
    Bewundernd hörte Phoebe ihm zu. Ihre Berührungen hatten immer weniger mit Freundschaft zu tun.
    "Ich habe ein Hotelzimmer, hier am Ozean", flüsterte sie. "Wir können gemeinsam übernachten."
    "Nein, können wir nicht", unterrichtete Steven, "Wir schlafen nicht miteinander. Haben wir doch ausgemacht."
    "Diese Abmachung galt nur, wenn du keine Lust hattest." Phoebe fixierte ihn, vorwurfsvoll. Stevens graue Augen wirkten klug, müde und ratlos. "Du musst wirklich fertig sein, Steven", sagte sie zum Abschied.
    Zwischenmenschliche Beziehungen. Steven hatte nie gelernt, sie aufzubauen, zu programmieren, zu verarzten.


    Übermüdet ließ der Champion sich auf die Verhandlungstafel sinken. Zu viele wichtige Ereignisse, zu viele wichtige Menschen.
    Nie zuvor war er inmitten eines Tempels eingeschlafen. Die Bildnisse von Kyogre und Groudon glänzten am Dach.
    Im Halbschlaf rätselte Steven über die zwei Götter. Die Xeneraner glaubten an sie. Wie auch 'Aqua' und 'Magma'. Kyogre und Groudon würden erwachen und kämpfen.
    Um Anbetung; diesen Tempel in Xeneroville also. Die mythologische Apokalypse würden sie einläuten.
    Eigenartig daher, dass diese historischen Verhandlungen nach dem Kampf von Kyogre und Groudon benannt wurden.
    ϐ. Das Gipfeltreffen im Pantheon


    [size=30]


    Magnayen


    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/wWOtx9a.jpg]
    Xeneroville
    basierend auf Griechenland, Santorin


    α


    α. Was an Zigzachs so toll ist

    Steven Stones Amtsantritt als Champion war ein schnelles Zeremoniell gewesen. Er durfte in die Ruhmeshalle eintreten, den Ort, in dem die Mächtigsten saßen. Nicht einmal die Schuhe musste er ausziehen. Drei Männer, deren Identität er nicht kannte, gratulierten. Sie überreichten ihm ein Abzeichen, sowie ein Paper mit Rechten und Pflichten. Die wichtigsten Rechte waren: Einsicht in Archive, diplomatische Immunität, Anspruch auf alle Pokémon und eine großzügige Abfindung. Sein Wunsch war Befehl für die meisten Hoenner. Auch besaß er nun die schwindelerregende Befugnis, Kriege erklären zu dürfen.


    Bis auf die Kriegserklärungen kam Steven auch so in Genuss der meisten Privilegien, war er doch der Sohn des Eigentümers von Devon Corporation. Daher wogen die auferlegten Pflichten auf ihm bleischwer. Die größte Pflicht eines Champions war laut dem Paper, Hoenn in der Welt zu repräsentieren.
    Steven fiel aus allen Wolken, als er die Zeile mit "diplomatische Vertretung" las. Wieso sollte ausgerechnet der Champion die Außenpolitik geltend machen? Der Champion war doch der stärkste Trainer eines Landes, nicht der tauglichste Diplomat? Wozu gab es Berufspolitiker?
    Nachdem er den Paragraphen über diplomatische Vertretung mehrmals überflogen hatte, rief er in der Ruhmeshalle an. Er hatte nichts von einer solchen Regelung gewusst. Man teilte ihm mit, dass dieser Paragraph eine Neuänderung sei. Steven wusste auch sofort, wem diese Änderung verdankte. Es war sein Vater gewesen, der ihn auch zum Amt des Champions bewegt hatte. Steven hätte dieses Paper zehnmal lesen müssen, ehe er sich als Anwärter bewarb.
    Nur: er hätte dann trotzdem noch alles getan, um Champion zu werden. Als ob er jemals seinem Vater diese eine Bitte abschlagen hätte. Sein Vater hatte ihm schließlich immer jeden Wunsch erfüllt. Er liebte seinen ständig überarbeiteten Vater, obwohl sie sich kaum mehr sahen. Steven wägte sich doppelt so alt; für seinen Vater war er noch immer erst zwölf geworden, hatte gerade einen Tanhel-Baukasten geschenkt bekommen.


    Schwermütig stützte Steven sein Kinn ab, den Aktenkoffer neben sich gelegt. Er saß auf den Treppen eines wichtigen Gebäudes, nachdenklich und missvergnügt. In Halbkreisen führte die Abfolge weißer Stufen zu einem Palast von einem Bauwerk, umrahmt von künstlichen Wasserfällen. Das Regierungsgebäude verschmolz in seinem kykladischen Weiß mit den Treppen und Straßen. Ganz Xeneroville war in den Farben Kalkweiß, Meerblau und Granitgrau gehalten. Das Gestein des Vulkans um Xeneroville sorgte für diese edle Palette. Am Treppenfuß sang bereits der Ozean.
    Wie aus einem Guss strahlte die Stadt eine kühle Eleganz aus. Außer dem Regierungsgebäude waren hier vor allem Banken ansässig, sowie Villen im kykladischen Stil. Nicht zuletzt fußte auch eine Arena auf den Klippen von Xeneroville. Gezierte Kolonnen und ein dreieckiges Dach aus silbrigem Gestein warfen ihre Schatten auf ein tiefblau schimmerndes Becken. Die Arena ließ mehr an eine Galerie denken und verriet den Künstler in ihrem Leiter.


    Wallace kam über den Strand; vielsagend lächelnd, die Hände in den Hosentaschen. Steven hievte sich am Geländer hoch und sah auf seine Uhr. 19:05. Wallace hatte sich um genau fünf Minuten verspätet - wie immer also. Es war eines der Rituale, die sich bei besonderen Freundschaften entwickelten. Dass Wallace wortlos Platz nahm, ohne ihn zu grüßen, war allerdings ungewohnt.
    Steven musterte seinen Freund und gestand zu, dass er gut aussah. Xeneroville hatte ihn leicht braun werden lassen. Er trug ein helles Hemd mit weitem Kragen, der bei Brisen lässig wehte. Die Locken in dunkeltürkis, sein Markenzeichen, waren wieder gewachsen. Steven lehnte nun am Geländer, während Wallace auf den Stufen saß, noch immer vielsagend lächelnd. Beide genossen das elegante, wenn auch unpersönliche Stadtbild.
    Der Anblick vom Regierungsgebäude aus war überwältigend. Die Xeneraner hatten tatsächlich in einem Vulkankrater mitten im Ozean gebaut. Hier hatten zwei Götter gekämpft, Kontinent gegen Weltmeer. Sie formten Xeneroville und ganz Hoenn. Kämpfen sie eines Tages wieder, wird die Apokalypse eingeläutet. So, jedenfalls, glaubten es ehrfürchtig die Xeneraner. Es wurde Nacht, doch die Küste erhellten hunderte Villenfenster. Im fernen Hafen liefen bunte Yachten ein. Salzige Brisen zogen vorbei, die Wellen rauschten. Ansonsten teilten Menschenleere und Stille das Regierungsviertel unter sich auf.


    "Du bist fünf Minuten zu spät", debütierte schließlich Steven. "Wir haben weniger, als eine Stunde. Um acht beginnt meine Konferenz."
    "Ach, du hast um acht eine wichtige Konferenz?" Wallace dehnte die Silben. "Und für mich bleibt also weniger, als eine Stunde. Klingt, als wärest du jetzt ein sehr wichtiger Mann."
    "Seit zwei Wochen der Champion. Dein Vorgesetzter also", betonte Steven trocken.
    "Mein Vorgesetzter. Der Champion", triezte Wallace nassforsch. "Dann steht ja außer Frage, wieso du für mich keine Zeit hast."
    "Du bist jetzt einen Monat Arenaleiter", wechselte Steven das Thema. "Ist das nicht auch viel Arbeit?"
    Die Stimmung entspannte sich etwas, Wallace machte eine wegwerfende Handbewegung:
    "Nein, Arenaleiter in Xeneroville ist ein Bummelz-Amt. Ich muss jede Herausforderung annehmen, ja. Aber wie viele Trainer kommen hier auch wirklich an? Es werden immer weniger, weil Reisen unbezahlbar werden. Meistens träume ich vor mich hin, bade im Ozean und zeichne. Ich entwerfe übrigens neue Gebäude im Dadaismus-Stil. Das Griechische hier ist nicht mehr zeitgemäß, das sage sogar ich als Xeneraner."
    Steven war überrascht. Er hatte geglaubt, Arenaleiter könnten sich vor Arbeit kaum retten.
    "Musst du nicht auch administrativ was für die Stadt machen? Verwalten?"
    "Verwalten? Ich muss Einwohnern helfen, falls sie sich an mich wenden. Welcher der hiesigen Bonzen wird mich schon um Hilfe bitten? Jeder von denen hat Kontakte in der Regierung, oder gehört selbst dazu. Für sie bin ich bloß Verschwender ihrer Steuergelder."
    Steven ahnte, dass der Künstler mit seinem Gewissen rang. Er hatte sein Leben lang darauf hingearbeitet, finanziell unabhängig malen zu können. Jetzt hatte er die Arena von Juan vermacht bekommen - einem mittelprächtigen Mentor, aber großzügigem Mäzen - und fühlte sich nutzlos.


    "Kannst nicht irgendwie doch zu Xeneroville beitragen? Auch Banker und Großeigentümer haben ihre Probleme."
    Erstmals erlosch das undurchsichtige Lächeln von Wallace, er sprach wieder emotionaler:
    "Aber klar haben die ihre Probleme. Die haben Probleme, die die gesamte Region betreffen! Produktionskosten, Kreditratings, Zinssätze. Diese ganzen Dinge, die mich nie interessierten. Alles kriselt. Der Glanz dieser Stadt ist eine Fassade, die langsam abbröckelt. Ich wäre sogar bereit, mich mit der Wirtschaft zu befassen, aber ich habe keine Befugnisse dafür."
    "Dafür habe diese Befugnisse jetzt ich. Ich bin hier, um die Wirtschaft zu bergen."
    Nun lag es an Wallace, sich für das Amt Stevens zu interessieren:
    "Echt? Davon hast du im Videochat nichts gesagt!"
    "Was meinst du, wieso ich hier bin? Worüber wir gleich mit Sinnoh verhandeln?"
    "Ach? Du verhandelst mit Sinnoh? Über etwas, was wieder Aufschwung bringen soll?"
    "So ist es." Erstmalig lächelnd, ließ Steven das Eneco aus dem Sack: "Ein Freihandelsabkommen zwischen zwei Hoenn und Sinnoh. Das größte gemeinsame Projekt, seit wir Regigigas wiederbelebten. Unsere Wirtschaften sollen de facto verschmolzen werden. Vater sagt, das wird Wachstum schaffen, wie seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr."
    "Fünfundzwanzig, hm? So alt sind wir beide jetzt." Wallace dämmerte es langsam, an was für einem Projekt sein Freund beteiligt war. Enthemmt grinste er. Er überdachte die letzten Wochen, und sein Grinsen wurde immer breiter:


    "Mensch, Steven! Entschuldige mein Auftreten. Ich habe bis jetzt gedacht, du ziehst bloß eine Show ab. Ich meine: ich werde Arenaleiter - du kommst wegen der Liga nicht einmal zur Feier. Kurz darauf wirst du Champion und verschickst eine Gruppenmail mit Anweisungen. Ich höre nur aus Nachrichten von dir. Dann tanzt du plötzlich in Xeneroville an und hast nur eine Stunde Zeit für mich, weil du gleich über etwas verhandelst, worüber Arenaleiter nichts wissen dürfen! Ich habe bis jetzt geglaubt, du willst mich gezielt zum Schneckmag machen!
    Aber du machst hier etwas echt, wirklich Wichtiges! Wer hätte gedacht, dass du jetzt ein großer Diplomat bist! Mensch, ich glaube es noch immer nicht, Stewie!"
    Wallace sprang freudig hoch, das distanzierte Getue ließ er fallen. Er schubste Steven einige Stufen herunter, raufte ihm sogar verspielt durchs silberweiße Haar.
    "Lass' die Flossen von mir, schwules Seemops!", - Steven sträubte sich handgreiflich, ehe das Gelächter beide überkam - "Erstens muss ich gleich verhandlungsfähig aussehen. Zweitens: ich habe nichts von alledem aus Idealismus getan. Die Liga, das Champion-Amt, das Freihandelsabkommen: hinter allem stehen mein Vater und seine Geschäftskreise. Ich bin hier nur die Schaufensterpuppe.
    Sieh' mich an, Wallace! Sehe ich deiner Meinung nach aus, wie ein Diplomat?"
    Steven stolperte die Treppen herunter zum Strand; stellte sich zur Schau, die Arme ausgebreitet, die Mimik konzentriert. Wallace, ein renommierter Modeexperte, drehte musternd eine Runde um Steven. Der Champion trug einen graphitschwarzen Blazer, violett verziert, über einem weißen Hemd. Akzente setzten Armreife aus Devon-Stahl und eine zinnoberrote Halsbinde. Ein maßgeschneidertes Kostüm samt Hose und Herrenschuhen, das seine Wanderkleidung ablösen sollte.
    "Du bist das Abziehbild austauschbarer Konsum-Bejahung und Anbiederung an den postmodernen Mainstream", urteilte Wallace sachkundig. "Mit anderen Worten: passgenauer Look für einen Vertreter des heutigen Hoenn!"
    Steven begriff nicht, ob er über dieses Urteil nun schmollen oder strahlen sollte. Er trottete nachdenklich zum Ozean und studierte den Steinstrand.


    "Ich sehe auch in einem Anzug für 460.000 Pfund Sterling nicht wie der Champion aus. Genauso gut könnte ich in einer Badehose mit Hydropi-Motiv erscheinen. Kleidung kann den nämlich Träger nicht verbergen.
    Ich bin Ingenieur und Mediziner. Vielleicht auch einer der drei besten Trainer in Hoenn - mit dir und Drake. Aber was ist das in der Politik wert? Die Zeit der Wissenschaftler und Trainer ist vorbei. Wir sind Pop-Stars, Wallace, keine Weltverbesserer!"
    Steven fühlte sich den Verhandlungen mit Sinnoh nicht gewachsen. Daher hatte er vor dem Regierungsgebäude auf Wallace gewartet, während die meisten Berufspolitiker schon drinnen waren. Die Halsbinde war ihm zu eng, auf seinen Handflächen glänzte kalter Schweiß.
    Der Champion hob einen besonders glatten Stein auf. Schwungvoll ließ er den Stein über das Wasser hopsen, zum Stressabbau. Acht Ringe bildeten sich auf dem Ozean, bevor eine Welle den Kiesel schluckte.
    Der Anblick der Wassermassen erinnerte Wallace an etwas. Etwas, was nichts mit Verhandlungen und Abkommen zu tun hatte:
    "Weißt du noch, als wir zwei Karpador gefangen haben, die nur Platscher konnten? Wir haben sie tagelang mit scharfen Knursp aggressiv gemacht. In den Heißen Quellen haben wir sie dann aufeinander losgelassen."
    Stevens schien seine Verstimmung kurz zu vergessen, lächelte. Wenig später aber fixierte er seinen Freund mit wehmütigen grauen Augen. Wallace wusste: ihn erwartete ein längerer Monolog.


    "Versuche jetzt nicht, mich aufzuheitern. Wir haben nicht mehr viel zu lachen. Selbst dir ist aufgefallen: die Region steckt in der Krise!
    Das Zigzachs muss jetzt noch schneller durchs Rad hetzen. Dem Zigzachs wird ständig suggeriert, unbedingt zum Geradaks werden. Also legt es sich mit paar Fiffyen an, und entwickelt sich. Das ist ja noch natürlich. Aber mittlerweile reicht es nicht mehr, Geradaks zu sein. Aus dir soll irgendwie ein Brutalanda werden. Irgendwie legst du drei Magnayen um. Irgendwie wirst du zum Brutalanda. Dann fliegst du weit über dem Gras, das dir als Zigzachs noch so hoch erschien. Du siehst dann auch andere Routen: auf jeder lauern fünfzig Magnayen! Mittlerweile kann kein Magnayen dich fressen. Aber sie werden dich beißen, bei jeder Gelegenheit. Und man erwartet von dir jetzt, gegen Knakrack zu kämpfen!
    Begreifst du, was ich meine, Wallace? Ich bin dieses Brutalanda! Ich werde gleich Verhandlungen mit Sinnoh führen. Das wird über die Zukunft der Regionen entscheiden! Vielleicht wollte ich das nie! Vielleicht wollte ich nur ein Zigzachs sein, in meiner kleinen Route!"


    Wallace konnte das Klagelied seines Freundes nicht länger ertragen. Aufgebracht packte er ihn am Kragen. Beinahe stießen ihre Gesichter zusammen. Steven bekam zwei pädagogische Ohrfeigen zu spüren. Der Künstler durchlöcherte ihn mit tiefblauen Augen, sprach zwischen den Zähnen:
    "Ich höre wohl nicht richtig? Du bedauerst dein Schicksal? Armer Millionärssohn! Für Papi Champion geworden, muss jetzt tatsächlich Verhandlungen führen! Du durftest in drei Regionen studieren, Fossilien ausgraben, forschen. Du bist schon fünfundzwanzig und hast noch keinen Pence verdient!
    Hast du auch nur einen Tag malochen müssen? So, wie die Arbeiter im Metarosttunnel?
    Weißt du, wieso wir Nichtstuer jetzt den Ozean hören, während andere in Elendsvierteln schuften? Weil wir die richtigen Leute kannten. Weil wir einzigartige Pokémon hatten. Weil ich gut malen kann, und du gut denken. Kurzum: weil wir Glück hatten!
    Du schuldest Hoenn verdammt viel. Zum Wohl der Region wirst du jetzt diese Verhandlungen führen! Sobald das Freihandelsabkommen auf dem Schreibtisch deines Vaters liegt, besaufen wir uns. Scheiterst du, will ich nichts mehr von dir hören. Vorwärts, ins Regierungsgebäude! Los! Zeige den Knakrack dort drinnen, wie ein Brutalanda brüllt!"
    Nicht gerade sanft wurde Steven in besagte Richtung gedrängt. Der Champion hielt kurz inne, glättete seine Kleidung und Frisur. Kurz dachte er über das Gesagte nach. Er hatte Glück gehabt. Jedes Zigzachs wollte sehnsüchtig ein Brutalanda werden. Steven beendete ihre Gesprächspartie, schmucklos:
    "Danke, Wallace."
    Ohne Wallace hätte er diese Verhandlungen nicht führen können. Er hätte nicht einmal ein Wort herausbekommen. Nun aber las er seinen Aktenkoffer noch im Gang vom Boden auf. Ohne zurückzusehen, schritt Steven die Treppen zum Regierungsgebäude hinauf. Jetzt erst seine vollen ein Meter achtzig groß und zugkräftig. Wallace behielt Steven noch im Blick, bis die Türpforte hinter ihm geräuschlos ins Schloss fiel. Er wünschte Steven Glück. Jede Menge Entschlossenheit und Glück. Die schicksalhaften Verhandlungen würden in zehn Minuten eröffnet sein.


    ♪ Modest Mouse - Ocean Breathes Salty


    Auf dem Rückweg zur Arena roch es überall nach Ozean. Wallace holte tief Luft, lachte aber immer wieder los. Er lachte das Leben aus, weil dieses sich lächerlich aufführte. Sein eigener letzter Satz, Stevens Metaphern. Sie hatten sich das gegenseitig wirklich gesagt! Sein bester Freund führte Verhandlungen mit Sinnoh. Geschah das hier wirklich mit denselben zwei Jungs? Die an dieser Küste einst im Urlaub waren? In Hydropi-Badehosen einander nass spritzten? Dass ausgerechnet Kopfmensch Steven Champion werden würde! Ausgerechnet er selbst Arenaleiter von Xeneroville!
    Das Theatrum mundi hatte ihnen solch absurde Rollen aufgebürdet! Aber das Schicksal war ja auch wie dieser Ozean. Du wirfst nur deinen Kiesel, schon spülen die Wellen ihn zu den fernsten Ufern. Daher schaffte Wallace Kunst, die noch größere Wellen schlug. Die Götter, falls es sie gab, durften nicht alles nach Gutdünken schöpfen. Gäbe es nicht auch menschliche Schöpfer, also Künstler, wäre die Welt zu abstrakt und bunt!
    Wallace dachte an das Bild, das er diese Nacht hindurch malen würde. Zur Inspiration würde er diesmal keinen Alkohol brauchen. Ihn inspirierten diese Stadt, der Ozean, er selbst. Auch Steven, immer und immer wieder!
    Wallace lächelte noch immer, als er Steven im neuen Anzug malte. Arenaleiter und Champion. Garados und Brutalanda, sozusagen! Das belustigte ihn am meisten. Sie waren zwei Zigzachs, die sich im hohen Gras verlaufen hatten. Solche Zigzachs scharten sich gewöhnlich zusammen. Und passten liebevoll aufeinander auf.
    α. Was an Zigzachs so toll ist


    [background=#D3D3D3][size=30]

    Zigzachs



    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/zNi5XOA.jpg]

    Delta-Wind und Devon-Stahl

    [tabmenu][tab=Δ]

    Δ

    [tab=Kurzinhalt]

    Als er auf Drängen seines Vaters Champion wird, wandelt sich Steven Stones ruhiges Leben als Forscher. Shirona aus Sinnoh fordert von ihm, Hoenn vom Einfluss fanatischer Teams zu befreien. Wallace hat zur Genüge mit seiner Schaffenskrise zu tun. Auch eine neue Arenaleiterin lässt Steven an seiner Lebensart zweifeln. Unfreiwillig zusammenarbeitend, trennen sie Mythos von Wahrheit über Rayquaza.


    [tab=Zu Sagendes]

    Die erste Veröffentlichung war ein peinliches Versehen. Ansonsten geht's mir gut.


    Beweggründe
    Diese FF war länger als Ableger von Sinnoh's Kinder vorgesehen. Mittlerweile möchte ich vor allem viele Konzeptionsfehler meines Erstwerkes vermeiden. Ich schließe aber nicht aus, dass die Handlungen zusammenlaufen. Beständig geschraubt habe ich vor allem am Schreibstil. Am allerwichtigsten war es mir, die Leserlichkeit zu erhöhen. Hier schreibe ich mir gewissen Erfolg zu. Auch die Handlung sollte übersichtlicher werden. Hier gibt es weiter viel zu verbessern.


    Lesart
    Kapitel werden aus Sicht der aufgelisteten Haupthandelnden geschrieben werden: Steven Stone, Wallace, Shirona, Winona und Drake. Eine klare Trennung zwischen Protagonisten und Antagonisten kann nicht gemacht werden. Pairings sind nicht unmittelbar erkennbar. Der fiktionale Schwerpunkt liegt auf der Region Hoenn, ihren Pokémon, Orten und Legenden.
    Prägend als Genres sind vor allem Fantasy, sowie Romanze.


    Darlegung
    Die allermeisten Informationen über die Handelnden sind so auch im Fließtext zu finden. Das ist vor allem der Veröffentlichung auf fanfiktion.de geschuldet. Dennoch habe ich ausführliche Charakterseiten angelegt. Interessierte werden ihre Freude daran haben. Für alle Leser empfehlen sich die 'Hintergründe der Handlung'. 'Nebenfiguren' sind ebenfalls beschrieben. Die 'Δ' (Delta) dienen dem Zusammenklappen von Tabmenüs. In Erwägung ziehe ich eine 'Übersicht aller Beziehungen'.


    Inspirationen, Danksagungen
    Für die Charaktere und Kapitel fielen mir Themesongs ein. Diese sind für das Verständnis der Handlung jedoch unerheblich. Viel eher dienten sie mir als Inspirationsquelle. Wie auch die Schreibweisen von @Bastet, @Shimoto und @Rajani, die vorbildhaft sind. @rivai gebührt Dank dafür, dass ich diese Seite gelegentlich aufsuche. Insgesamt aber lagen die Inspirationsquellen außerhalb des Bisaboards.
    Bei der Moderation bedanke ich mich für die gewissenhafte Führung des Bereichs.


    Hinweise
    Es werden Kriterien für P16 erfüllt. Zahllose Themen sind nur für reifere Leser nachvollziehbar. Religion, Politik und romantische Liebe werden ausführlich behandelt. Es kommen sexuelle Anspielungen und Gewalt vor.
    Fast alle erwähnten Sachverhalte und Charaktere beziehen sich auf das Pokémon-Universum. Ich habe keinen Anspruch auf Vorbildtreue und Urheberschaft dieser. Keines der verwendeten Bilder stammt von mir.


    [tab=Hintergründe der Handlung]

    Viele Inhalte des Pokémon-Universums werden lebensechter. Diese Stichpunkte heben wesentliche Hintergründe der Handlung hervor.
    Allgemein sind Hoenn und Sinnoh städtisch und ungefährlich. Es sei denn, man traut sich in Naturschutzgebiete. Hier drohen animalische Kreaturen, deren Ursprung Menschen unbekannt ist. Nur dank technischer Mittel können sie als "Pokémon" gehalten werden. Ursprünglich dienten die Gezähmten den Menschen zum Schutz vor wilden Artgenossen. Nun werden sie zunehmend Teil der Unterhaltungsindustrie.
    Die Regionen durchlaufen Modernisierung und Globalisierung. Im Zuge dieser ersetzt das Englische Lokalsprachen; Finanzgrößen und Diplomaten verdrängen Ass-Trainer und Arenaleiter. Dieser Vorgang ist für traditionsbewusste Einwohner sehr schmerzhaft. Einst war das Leben der Menschen geprägt von Folklore über Pokémon. Mittlerweile kennen nur wenige Einsiedler und Gelehrte die Legenden ihrer Heimat richtig. Das machen sich die Sekte Aqua und Partei Magma zunutze. Sie legen den Mythos von Kyogre und Groudon auf eigene Weise aus.
    Arenaleiter und Top 4 bleiben politisch wichtige Figuren. Ass-Trainer haben keine Sonderrechte mehr; Arenaleiter nur wenige. Einzig der Champion hat noch immer unersetzliche Vollmächte. In Hoenn herrschen zunehmend Wirtschaftsgrößen; in Sinnoh gibt es nun Abgeordnete. Diese Berufspolitker sind durchaus kompetent und rechtschaffen, kümmern sich aber nicht um Tradition und Mythos.
    Wahrer der Tradition sind die Xeneraner in Laubwechselfeld und Baumhausen, die noch das Griechische sprechen. Auch die "Kinder Sinnohs" in Elyses und Trostu leben noch wie im Mittelalter und sprechen Japanisch.
    Die Meteoraner in Floßbrunn lehnen die Zivilisation sogar völlig ab. Selbst die gemäßigteren Xeneraner werden als Verräter der Tradition verschrien. Vor Ruinen des Himmelturmes beten sie in Hebräisch ihren Gott an, wiederaufzuerstehen.
    Ein halbes Jahrhundert vor Handlungsbeginn herrschte der Glaubenskrieg. Dereinst kämpften Hoenn und Sinnoh um die Vorherrschaft. Erst später begann wirtschaftliche Zusammenarbeit, die in einem Freihandelsabkommen münden soll. Zahlreiche Veteranen halten dieses Abkommen für Ausverkauf und Verrat. Die Nationalisten fordern sogar eine Fortsetzung des Krieges mit Sinnoh.
    Gegen jeden Widerstand soll das Abkommen aber unterzeichnet werden. Die Wirtschaften von Hoenn und Sinnoh sind in der Krise, während Johto und Kanto im Kommen sind. Hinter geschlossenen Türen verhandeln Abgeordnete und Wirtschaftsgrößen. Die eigentlichen Inhalte des Abkommens wurden nie demokratisch veröffentlicht.


    [tab=Nebenfiguren]

    Archibald "Archie" Aqua
    Archie ist Guru der religiösen Sekte Aqua; Nachname ist ein Pseudonym. Predigt den Sieg Kyogres über Groudon. Seine Anhänger leben ausschließlich von Flüssigkeit, Fisch und Meeresfrüchten. Er verspricht einen 'Ozean des Glückes'. Spendet viel für romantische Kunst und ist offen homosexuell. Hinter den Predigten steckt ein nüchterner Geschäftsmann, der Reedereien betreibt. Sein 'Team' nutzt er als schmuggelnde Matrosen aus, bezahlt sie aber auch gut. Seine Verbrechen beschränken sich auf Schwarzhandel mit seltenen Wasser-Pokémon. Das ändert sich, als ihm dämmert: Kyogre existiert wirklich.


    Cyrus
    Cyrus ist der Eigentümer und CEO von 'Galaxy Technologies'. Dieses Unternehmen hat keinen guten Ruf, schafft aber bahnbrechende Technologien. Letztens brachten sie den Hyperball auf den Markt, der Devons Superbälle übertraf. Dennoch bleibt Devon in vielen Bereichen führend. Mitarbeiter stehen unter Leistungsdruck. Wer keine Fortschritte macht, wird entlassen. Naturschutzgebiete werden verseucht, Kritiker mundtot gemacht. Shirona deckt seine Methoden, um Devon zu schwächen. Cyrus empfindet weitaus mehr für den Champion Sinnohs. Ihretwegen will er sich sogar zum Besseren ändern. Gleichzeitig muss er noch vor dem Abkommen den Devon-Stahl übertreffen.


    Dr. Devon Stone
    Eigentümer und CEO der Devon Corporation, Hoenns größtem Konzern. Seine Eltern machten ihr Vermögen noch im Labor; Devon musste bereits in die Industrie einsteigen. Schweren Herzens hielt er seinen Sohn zur Beschäftigung mit Politik an. Denn die Zeiten ändern sich. Er ist ein genialer Ingenieur, aber zwischenmenschlich wenig bewandt. Seine Freunde aus der Forschung sind mittlerweile seine größten Wettbewerber. Seit auch seine Frau Krebs erlag, blieb ihm nichts außer Steven und seinem Unternehmen. Er war der leitende Entwickler des PokéNav und der Hypertränke. Auch entwarf er den Devon-Stahl, doch erst sein Sohn erweckte das erste Tanhel zum Leben. Devon Corporations sorgt aus Metarost City für Arbeitsplätze in ganz Hoenn. Trotz der Krise wurde niemand gekürzt oder entlassen. Bislang.


    Dr. Philip Cole
    Finanzvorstand Hoenns, vertritt die neue Elite. Hat de facto mehr politische Macht, als Steven. Ein Mann der Taten und Tatsachen. Hält nicht viel von Pokémon, Trainern und Arenaleitern. Tradition und Religion sind ihm gänzlich fremd. Das höchste Gut ist für ihn eine starke Wirtschaft. Er steht also sinnbildlich für das neue Hoenn. Cole ist nicht bestechlich und will das Beste für Hoenn. Ständig Ziel von Attentaten, da Magma und Nationalisten ihn gleichermaßen hassen. Cole entwarf nämlich das Freihandelsabkommen. Er glaubt an die Marktwirtschaft und den Handel. Ist der einzige wirkliche Freund von Devon Stone.


    Maximilian "Maxie" Magma
    Vorstand der Partei Magma; Nachname ist ein Pseudonym. Für sie ist der Tag gewiss, an dem Groudon Kyogre vernichtet. Seine Anhänger trinken möglichst wenig und waschen sich nicht. In der Bevölkerung sind Magma als Linksradikale gefürchtet. Maxie selbst ist derweil ein merkwürdiger Schwafler. Er fordert eine 'Erdung des globalisierten Kapitalismus'. Alle sollen als Landwirte und Handwerker in einem Kommunismus leben. Dafür steht der 'rote Führer Groudon', der schlafende Wegbereiter. Vereinheitliche Groudon die Landmassen, gäbe es keine Ungleichheit der Ressourcen und keine Landesgrenzen. Gesorgt wäre für sonnigen Frieden und wolkenlose Gerechtigkeit. Maxie hatte nie vor, für dieses Märchen über Leichen zu gehen. Das tut zunehmend seine Parteibasis. Denn Globalisierung schafft auch Armut. Magma ist deren Hoffnung gegen das Freihandelsabkommen. Maxie lenkt ein und stellt sich gegen die Regierung.


    Phoebe
    Mitglied der Top 4, Kindheitsfreundin von Steven und Wallace. Auf Geistern spezialisiert. Ist auf dem Pyroberg aufgewachsen und daher sehr spirituell. Am meisten bedeutet ihr ihre Familie, die alle religiösen Bestattungen in Hoenn abhält. Die ständige Nähe zu Tragödie und Tod machte sie zu einem 'Pflücke den Tag'-Menschen, lebensfroh und unkompliziert. In die Top 4 kämpfte sie sich, um Steven weiterhin nahe sein zu können. Bedrückt erfährt sie, dass sie und Steven nie heiraten können. Denn sie beide erwarten politische Ehen mit Hoennern. Trotz allem versucht sie, optimistisch zu bleiben. Ihre Manieren und Kleidung passen nicht zu ihrem Amt.


    Sidney
    Ein Mitglied der Top 4 mit Verbindungen zur Neonazi-Szene. Der bevorzugte Typ dieser Szene ist Unlicht. Sidney will weiterhin 'Ulrich' genannt werden, in der 'echten Volkssprache' Hoenns. Er hasst Xeneraner, Meteoraner, Homosexuelle, sowie fast jede denkbare Minderheit. Ein Freihandelsabkommen wäre Sinnoh ist für ihn Verrat der Nation. Stattdessen sollen sich die Regionen wieder bekriegen, wie vor fünfzig Jahren. Seine Zugehörigkeit zur Szene gibt Sidney offen kund. Dennoch bleibt er in seinem Amt, denn es gibt viele Anhänger. Besonders Veteranen, aber auch Jüngere finden Gefallen an seinen Parolen. Politiker beider Regionen gehen gegen Sidney vor. In die Enge getrieben, planen die Neonazis ihren letzten Coup. Es soll kein Xeneraner am Leben bleiben.


    [tab=∇]

    [tab=Edelstahl]

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    Steven Stone


    und hör nicht auf prozess und technik und mich selbst zu buchstabieren
    ♪ Blumfeld - Verstärker


    Steven Stone ist der Sohn des Eigentümers von Devon Corporation. Steven wurde hauptsächlich Champion, um seinem Vater ein Sprachrohr zur Politik zu verschaffen. Ansonsten war er nie interessiert an der Macht, die ihm zuteil wurde. Er ist Belastungen nicht gewohnt und kommt kaum mit seinem Amt zurecht.
    Sein Ziel ist ein Freihandelsabkommen mit Sinnoh, das wichtige Absatzmärkte schafft. Shirona zögert dieses hinaus, indem sie die Risiken namens Aqua und Magma anmahnt. Um deren religiöser Propaganda zu begegnen, erforscht Steven die Entstehungsgeschichte Hoenns.
    Die Stones sind eine Familie einflussreicher Wissenschaftler. Sie behüteten Steven vor den Herausforderungen des Lebens. Seine Jugend verbrachte er in Bibliotheken und machte extern seine Hochschulreife. Mit vierzehn studierte er Informatik, Elektrotechnik und Medizin. Er lernte fließend Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch. Jahrelang suchte er nach Steinen und Metallen, die Lebenskraft und Hirnströme leiten. Mit diesen verfeinerte er den Devon-Stahl, aus dem artifizielle Stahl-Pokémon hergestellt werden. Ursprünglich wollte er damit den Hirntumor seiner Mutter heilen.
    Steven besitzt ein verkopftes und melancholisches, insgesamt schwieriges Wesen. Nur selten lässt er seine höfliche Fassade fallen und fühlt sich im Labor am wohlsten. Noch als Kinder wurden er und Wallace ungleiche wie unzertrennliche Freunde. Mit Phoebe zählt Wallace zu den wenigen, die bedingungslos hinter dem Champion stehen. Steven wandelt sich persönlich, um seiner Verantwortung gerecht zu werden. Diese Wandlung erlebt sein Umfeld nicht ausschließlich als positiv.
    Sein Team vereint urzeitliche Pokémon mit artifiziellen. Er kreierte eigenhändig sein stärkstes Pokémon und modifizierte vier weitere. Bis auf das Finale war die Liga nur bedingt eine Herausforderung für Steven. Die politische Führung einer Region lastet viel schwerer auf ihm.


    "Versuche jetzt nicht, mich aufzuheitern. Wir haben nicht mehr viel zu lachen. Selbst dir ist aufgefallen, dass die Region in der Krise steckt!
    Das Zigzachs muss jetzt noch schneller durchs Rad hetzen. Dem Zigzachs wird ständig suggeriert, unbedingt zum Geradaks werden. Also legt es sich mit paar Fiffyen an, und entwickelt sich. Das ist ja noch natürlich. Aber mittlerweile reicht es nicht mehr, Geradaks zu sein. Aus dir soll irgendwie ein Brutalanda werden. Irgendwie legst du drei Magnayen um. Irgendwie wirst du zum Brutalanda. Dann fliegst du weit über dem Gras, das dir als Zigzachs noch so hoch erschien. Du siehst dann auch andere Routen: auf jeder lauern fünfzig Magnayen! Mittlerweile kann kein Magnayen dich fressen. Aber sie werden dich beißen, bei jeder Gelegenheit. Und man erwartet von dir jetzt, gegen Knakrack zu kämpfen!
    Begreifst du, was ich meine, Wallace? Ich bin dieses Brutalanda! Ich werde gleich Verhandlungen mit Sinnoh führen. Das wird über die Zukunft der Regionen entscheiden! Vielleicht wollte ich das nie! Vielleicht wollte ich nur ein Zigzachs sein, in meiner kleinen Route!"


    [tab=Ozean]

    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/U2vdXUX.jpg]


    Wallace


    well, you just laughed it off and it was all okay
    ♪ Modest Mouse - Float On


    Wallace stammt aus einer Familie von Trainern und Künstlern. Seine Interessen beliefen sich somit auf das Malen und Kämpfen. Da Hoenn diese Talente immer weniger fördert, sorgte er sich früh um ein festes Einkommen. Schließlich vermachte Juan dem begabtesten seiner Kunstschüler die Arena von Xeneroville. Wallace ist ein begnadeter Kenner von Mode, Architektur, Philosophie und Literatur. Außerdem ist er Feminist und Vegetarier. Über seine sexuelle Orientierung macht er keine eindeutigen Aussagen.
    Wie viele Künstler hat Wallace ein Problem mit Alkohol. Dieses wird verschärft durch eine Schaffenskrise. Als Xeneraner sehnt er sich unbewusst nach den Mythen und Legenden seiner Heimat. Von seiner Ethnie sagt er sich aber los, da 'Nationalgefühl unzeitgemäß' ist. Als einer von wenigen Xeneraner betet er nicht zu Kyogre und Groudon. Der Mensch solle nicht an Schöpfer glauben, sondern selbst Schöpfer sein.
    Trotz seiner hedonistischen Faulheit steht Wallace mitten im Leben und kann sich durchsetzen. Dennoch verachtet man ihn in Xeneroville, einer Stadt von Banken und Unternehmenssitzen. Schließlich bringt er keinen Umsatz, sondern verwaltet nur Kunstmessen. Wallace will das nicht auf sich sitzen lassen. Denn ein 'Künstler muss am Puls der Zeit bleiben'. Wenn die gefragteste Kunst der Geldgewinn ist, will Wallace auch diese meistern. Prompt steigt er in den Kunsthandel ein, bald macht er dubiose Geschäfte mit Archie aus Aqua. Doch in Gefahr bringt Wallace erst sein übermütiges Privatleben.
    Wallace spezialisierte sich im Typen auf Wasser, welches ihn schon immer in den Bann zog. Er umgibt sich bevorzugt mit edlen Lebewesen, ob Mensch oder Pokémon. Seine Favoritin im Team ist zufälliges Ergebnis eines Kunstprojekts.


    "Wieso ich Wasser male? Ist das nicht offensichtlich? Weil das Wasser mich gemalt hat! Meinem Pinsel entspringt Wasser, weil dem Wasser ich entsprang? Die Frage in der Kunst, in der Religion ist doch: wer schuf wen? Was bedingt was? Wissenschaftler halten für gesichert, dass wir aus dem Wasser kamen. Doch meine Kunst fordert dieses Dogma heraus. Denn wir kamen nicht aus dem Wasser; wir waren das Wasser! Und jetzt schaffe ich selbst Wasser! Jetzt ...
    ... Gut, ich kann euch nichts vormachen. Ich male Wasser, weil ich gerade keine Ideen habe. Und weil ich dafür bezahlt werde. Das ist doch der Sinn der Kunst! Geld! Meint ihr etwa nicht? Steven? Shirona? Was schaut ihr so?"


    [tab=Ambition]

    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/UASdipp.jpg]


    Shirona


    versus the world on your own
    ♪ Machinae Supremacy - Action Girl


    Der Champion Sinnohs gibt medial nichts über ihre Eltern preis. Es gelang in die Öffentlichkeit, dass sie in Elyses als Nichte adoptiert wurde. Ihren leiblichen Eltern werden Verbindungen zu den 'Kindern Sinnohs' nachgesagt. Ihren unklaren Hintergrund wog Shirona mit politischem Können auf. Sie arbeitet viel und hart, gilt als unbeugsam und gerissen. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um Missstände geht. Entschieden ging sie gegen jene vor, die zu unfähig für ihr Amt waren. Manche sehen in Shirona die Wiedergeburt der ersten Königin Sinnohs.
    Das Freihandelsabkommen will Shirona hinauszögern. Momentan sind die Technologien von Devon noch führend. Sie würden Sinnohs Unternehmen aus der eigenen Region verdrängen. Sie verweigert daher die Zusammenarbeit mit Hoenn, solange Aqua und Magma aktiv sind. Sprachlich vertritt sie alle drei Teile Sinnohs mit Englisch, Französisch und Japanisch.
    Zwischenmenschlich kann sich Shirona schnell beliebt machen. Sie ist belastbar und extrovertiert, gebieterisch und doch weiblich. Auch für einfache Unterhaltung ist Shirona zu haben. Doch keiner ihrer vielen Freunde kennt sie wirklich. Trotz all ihrer Weltoffenheit bleibt sie verschlossen. Als sie sich erstmals im Leben verliebt, lässt sie die Maske fallen. Mit der Zeit durchschaut ihr Liebhaber aber auch Shirona Ziele.
    Shironas Pokémon-Team ist vielfältig und mächtig; ihr Ass im Ärmel bleibt ungeschlagen. Sie wünscht einen Kampf mit Steven, verzichtet aber aus politischen Gründen. Sie verzeiht ihren Pokémon keine Schwäche.


    "Entweder, wir erfüllen uns unsere Wünsche. Oder Arceus erfüllt sich seinen, und tilgt unser Dasein. Ich habe den Eindruck, er wollte uns niemals hier haben. Leider bin ich zu beschäftigt, um etwas auf andere Meinungen geben. Daher wurde ich Champion.
    Aber Arceus steht noch über mir. Bedauerlicherweise."


    [tab=Windestochter]

    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/KqrC7AQ.jpg]


    Winona


    hold on to the concept of love, always
    ♪ The Cranberries - The Concept


    Winona ist die Tochter der Delta-Priesterin aus Baumhausen. In diesem Urwald lebt man höchst naturbelassen und traditionell. Winonas Familie von Xeneranern herrscht hier seit Generationen. Ihre Mutter erlag einer tropischen Krankheit, ihren Vater kannte Winona nur aus Erzählungen. Vor Kurzem verunglückte ihr älterer Zwilling Victor bei einem Flugritual. Daher übernahm sie früh den Delta-Tempel, den Fremde 'Arena' nennen.
    Winona bevorzugt ein beschauliches, traditionsbewusstes Leben. In ihrer Heimat bewahrt sie Xeneraner Traditionen vor der modernen Welt. Wirtschaft und Technik hält sie für unmenschlich. Daher bringt sie kein Verständnis auf für Steven. Der Champion trachtet danach, mit ihrem Wissen Aqua und Magma zu entzaubern.
    Winona möchte die Entstehungsgeschichte keinesfalls an Fremde weitergeben. Trotzdem wünscht sie ihrem Volk einen Mittelweg zwischen Tradition und Moderne. Sie vereinfachte die Gottesdienste für Xeneraner, die an Kyogre und Groudon glauben. In Baumhausen sind mittlerweile Pokébälle und Tränke erlaubt.
    Winona fühlt sich nur in Baumhäusern und der Luft geborgen, ihre Füße haben noch nie den Erdboden berührt. Sie beherrscht das Griechische ihres Volkes, auch das Hebräische der Meteoraner lernte sie schnell.
    Sie zieht liebevoll alles groß, was zwei Flügel hat. Insgeheim fühlte sie sich aber schon immer zu Drachen hingezogen.


    "Solche wie Sie sind der Grund, wieso ich moderne Menschen verachte! Für ein klein wenig mehr Wohlstand, für ein klein wenig mehr Sicherheit seid ihr bereit, alles zu verkaufen! Für euch gibt es nichts Heiliges mehr; eure Götter sind eure Egos! Dass Sie eine einzelne Frau entehren wollten, ist nebensächlich. Ihr schändet die gesamte Natur, ihr nennt andere Lebewesen eure "Pokémon". Ihr lasst sie noch gegeneinander kämpfen, weil euch außer Belustigung im Leben nichts bleibt! Unter ihresgleichen mögen Sie der 'Champion' sein; hier in Baumhausen sind Sie Abschaum!"


    [tab=Drachenherz]

    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/srY8Lmd.jpg]


    Drake


    disorder, disorder, disorder!
    ♪ System Of A Down - Toxicity


    Seine Eltern zählten zu den letzten Meteoranern aus Floßbrunn. Nach Graphitport immigrierten sie auf der Suche nach einem besseren Leben, das sie nie fanden. Drake wuchs in zerrütteten Verhältnissen auf und lernte kaum das Englische Hoenns. Als Raufbold und Trinker ohne Schulabschluss verlud er Schiffsfracht im Hafen. Erst im Glaubenskrieg gegen Sinnoh konnte er sich beweisen. Er kannte weder Furcht, noch Gnade, stieg auf zum Kapitän der Seewoge Malvenfroh. Als der Krieg kurz vor dem Durchbruch angehalten wurde, versenkte Drake aus Frust sein Schiff. Er behauptet, eine Begegnung mit Kyogre auf hoher See überlebt zu haben.
    An eine Gesellschaft ohne Militär und Religion fand Drake keinen Anschluss mehr. Abenteuer suchend bereiste er die letzten noch nicht modernisierten Orte. Hierbei zog er allmählich ein ein Team aus Drachen heran. Drachen galten als unzähmbar, doch Drake befehligte sie ganz ohne Technik. Er wurde Anwärter auf den Titel des Champions, obwohl Meteoraner an der Macht unerwünscht waren. Ganz Hoenn atmete erleichtert auf, als Drake im Finale Steven unterlag.
    Diese Niederlage war nur Vorsatz gewesen, denn ein Top 4-Amt bot Drake mehr Freiheiten. Seinen Lebensabend will er nicht für ein Abkommen mit Sinnoh verschwenden. Drake spürt den mythologischen Weltuntergang durch Kyogre und Groudon kommen. Er erfährt, dass er eine Tochter bekam, die sowohl Xeneranerin, als auch Meteoranerin ist. Sie wäre ein geeignetes Opfer für den Drachen-Beschwörungsaltar.


    "Vielleicht hast du eine Chance gegen mich, wenn du auch bist siebzig. Aber wenn du bist siebzig, werde ich hundertzehn sein. Meteoraner lebt lange. Und wird stärker, bis er nicht stirbt. Ich werde hundertzehn sein, wenn mein Anblick deine widerliche Enkel erschreckt. Meine Drachen werden dein Mistviecher töten, bevor sie aus ihren Bälle kriechen. Und für dich, kleines Nazi, habe ich meine eigene zwei Hände."

    [/tabmenu]

    [align=Center]Δέλτα Ἄνεμος & [font='arial,helvetica,sans-serif']DEVON Steel®

    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/X5JENMJ.png]

    Ich fand die Auflösung der Paare wahnsinnig süß. Mir war diese Thematik die meiste Zeit wirklich gleichgültig - aber es hat was zu sehen, wie sich die Helden nach einer friedlosen Jugend irgendwann niederlassen und beschauliche Familien gründen. Ausgerechnet für Sakura konnte ich mich dann am meisten freuen, weil das Mädchen vom Schicksal dann doch irgendwann belohnt wird. Kapitel 700 war fast ausschließlich Fanservice. Sasuke sieht sehr überzeugend aus, Naruto hingegen eher mittelmäßig. Viele Szenen waren vorhersehbar, oder eher belanglos, aber es musste doch noch alles gezeigt werden. Das Kind von Ino und Sai ist eine genetische Zumutung. Naruto und Hinata sind ein sehr nachvollziehbares, aber langweiliges Paar, ihre Kinder ebenso. Das Kind von Asuma und Kurenai sieht gelungen aus. Das Kind von Choji und Karui ist ... interessant.


    Tja, was bleibt zu sagen? Es war eine Reise. Wer große Stücke auf das Technische hält, wurde wohl maßlos enttäuscht von allem, für anspruchslosere Leser sicher ein sehr gelungenes Finale - und auf die richtete sich Kishimoto wohl eindeutig aus.

    Danke für die Rückmeldung!

    Eishieb > Patronenhieb
    Nahkampf / Kreuzhieb > Wuchtschlag
    Adrenalin > Schildlos
    Wahlband > Pyapa- / Prunusbeere


    Machomei werde ich nicht vollständig umgestalten. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit dem Schildlos-Set und Patronenhieb gemacht, wo ich mir guthieß, Machomei just so zu spielen. Ein Adrenalin/Wahlband-Set würde alles konterkarieren, wofür ich Machomei jetzt spiele.

    Zitat

    Die Wuchtschlag-Schildlos-Kombo ist imo sehr overrated, Verwirrung ist einfach nicht zuverlässig genug, während man so Statusnutzer wie Rotom überraschen kann, die sich als Counter sehen.


    Ist Kreuzhieb denn zuverlässiger? Mit nur 1/4 Volltreffer-Wahrscheinlichkeit und Ungenauigkeit (bei Adrenalin) bleibt es weit zurück hinter Wuchtschlag, welches mit 50% Wahrscheinlichkeit dem Gegner eine Runde nimmt und ihn schädigt. Die zusätzliche Stärke von Nahkampf billigt es mMn auch nicht, den Effekt von Wuchtschlag gegen den von Nahkampf einzutauschen.

    Zitat

    Bei Durengard machst du einen Fehler, den sehr viele Leute machen. Bei Königsschild / Taktikwechsel werden nicht die Statuswerte, sondern die Basiswerte vertauscht, das bedeutet, wenn du in SAtk investierst hast du immer die EVs auf SAtk.


    Ahnte schon, dass etwas nicht stimmt. Kennst Du einen geeigneten Split?

    Zitat

    Demeteros Fokusstoß > Tarnsteine, weil sie schon auf Heatran sind, spiel Gedankengut > HP Eis, weil Psychic nach einem Boost auch den OHKO auf ein gegnerisches Skorgro schafft und dieses, als auch Demeteros(-T) wenig ausrichten können, eine Steinkante reicht nicht zum Kill, HP Eis wird durch den SDef Boost abgeschwächt.


    Gedankengut ist ein Vorschlag, den ich versuchen werde. Von Fokusstoß male ich mir eher wenige Vorteile aus, da Demeteros gegen Heiteira (oft mit Eisstrahl) ohnehin schwach steht und die Attacke sonst nichts erwähnenswert trifft.

    Zitat

    Auf Brutalanda ist Feuersturm mit einem Naiven Wesen besser, weil Feuerzahn Skarm nur 4hkot iirc und gegen Ferro 50% Rocky Helmet + Roúgh Skin Schaden einbringt, während Feuersturm die beiden solide 2hkot und keinen Recoil nimmt durch Kontakt. Freches Wesen ist auch eine Option, die ihm ein bisschen mehr Power gibt, dann hat man aber nur noch einen Speedtie mit einem geboosteten Chari-X (hart).


    Dabei ist es mir aber wichtig, Glurak mit Drachentanz revengen zu können. Feuersturm versuche ich, wobei ich nie wirklich zum Einsatz einer Feuer-Attacke auf Brutalanda kam. Wahrscheinlich wechsle ich es ganz aus.

    Nachdem ich mein Können auf Pokémon Online aufgefrischt habe und einen Überblick über die sechste Generation gewinnen konnte, habe ich schnell aufgegeben, ein konventionelles Team mit einer Antwort auf alles bauen zu wollen. Stattdessen packte ich einfach alles in ein Team, was Gegnern Schwierigkeiten bereitet, und gegen was ich selbst nur ungern spiele. Das Erstaunliche ist, dass das Team so tatsächlich zu funktionieren scheint, sodass ich eine Bewertung von 1400+ im XY OU aufbauen konnte. Dennoch scheinen mir Feinschliffe angebracht, vor allem, weil das Team weniger auf Synergie baut, sondern mehr auf einer Reihe schwierig zu bewältigender Einzelkämpfer. Wundert euch daher nicht, falls ihr keinen Leitgedanken hinter dem Team findet - den hätte ich gerne hinzugefügt.


    MachomeiManaphyDurengardDemeterosHeatranBrutalanda


    Machomei
    Hitman (Machomei) (M) @ Pyapabeere /Prunusbeere
    Trait: Schildlos
    EVs: 248 HP / 252 Atk / 8 Spd
    Hart Nature (+Atk, -SAtk)
    - Wuchtschlag
    - Abschlag
    - Steinkante
    - Patronenhieb
    Oft eine gute Art zu starten: falls der Gegner keine Kampfresistenz hat und erst einmal wechseln muss, gerät er bei Wuchtschlag schnell ins Schleudern, denn die ständige Verwirrung ist sehr unangenehm und Machomei lässt sich auch nicht einfach umblasen. Oft sehr vorhersehbar sind Wechsel auf Geister oder Psychos, die von Abschlag getroffen werden. Steinkante spiele ich statt Eishieb, weil ein Glurak als gegnerischer Starter gefährlich ist. Patronenhieb bricht die noch immer eingesetzten Fokusgurte und ist eine Notwehr gegen Feen.
    Die Pyapabeere lässt Machomei gegen die Lati-Geschwister gewinnen, aber ein Wechsel auf Durengard ist meist ohnehin günstiger. Die Prunusbeere hingegen hilft gegen das sonst schwierige Rotom.


    Manaphy
    Cutie-chan (Manaphy) @ Überreste
    Trait: Hydration
    EVs: 172 HP / 240 SAtk / 96 Spd
    Mäßig Nature (+SAtk, -Atk)
    - Schweifglanz
    - Energieball
    - Siedewasser
    - Eisstrahl
    Ich liebe es. Überraschend viele Gegner haben keine geeignete Antwort darauf, was auch schwierig ist, wenn der vermeintliche Counter beim Einwechseln einem ausdauernden und nicht gerade langsamen Pokémon mit +3 Spezialangriff gegenübersteht, dessen Coverage alles außer Tentanel vorsieht. Gewinnt gegen Starmie, Rotom-W und Suicune, gewinnt gegen Heiteira, lässt sich kaum revengen, überrennt die meisten Wirbelwind-Benutzer und ist außerdem fürchterlich süß. Der EV-Split hat sich so bewährt: es gibt kaum ein defensives Pokémon, welches es überholt. Viele offensive Pokémon täten es auch so, dank der KP-Investition übersteht es aber auch einmal STAB-Donnerblitze und lässt sich allgemein nur schwer kleinkriegen.


    Durengard
    TheCheapOne (Durengard) (F) @ Schwächenschutz
    Trait: Taktikwechsel
    EVs: 216 HP / 252 SDef / 36 Spd
    Pfiffig Nature (+Def, -SAtk)
    - Königsschild
    - Sanctoklinge / Lichtkanone
    - Schattenstoß
    - Spukball
    Einfach zu benutzen, schwierig zu besiegen. Glänzt vor allem gegen sehr effektive Attacken, die es sicher übersteht, worauf kaum ein Gegner +2 Spukball und darauf +2 Schattenstoß aushält. Muss oft für die Schwächen der Teamkameraden herhalten und kann in manche Attacke eingewechselt werden, bevorzugt in die Lati-Geschwister. Die EVs geben ihm nach Taktikwechsel 399 Spezial-Angriff und 369 Angriff, während die Geschwindigkeit wichtig zum Überholen von Pixi und anderer Durengard ist. Ich spiele mit dem Gedanken, Sanctoklinge für Lichtkanone auszutauschen, weil ich Heiteira immer seltener sehe, Feen dafür öfter.


    Demeteros
    HP Rock (Demeteros) (M) @ Leben-Orb
    Trait: Rohe Gewalt
    EVs: 4 HP / 252 SAtk / 252 Spd
    Scheu Nature (+Spd, -Atk)
    - Erdkräfte
    - Tarnsteine
    - Psychokinese
    - Kraftreserve [Eis]
    Dient vor allem zum Angreifen, ist aber auch in viele Erdbeben einwechselbar. Erdkräfte hat durch Rohe Gewalt und Leben-Orb eine unheimliche Durchschlagskraft gegen alles, was nicht fliegt oder schwebt, während Psychokinese durch selbige Effekte auch bei neutralen Treffern schwer wiegt. Die Kraftreserve hat sich schon einige Male gegen Drachen und Skorgro bewährt, auch Tarnsteine legt Demeteros gelegentlich sehr günstig aus.


    Heatran
    StallIsDead (Heatran) (F) @ Luftballon
    Trait: Feuerfänger
    EVs: 252 HP / 4 Def / 252 SDef
    Mäßig Nature (+SAtk, -Atk)
    - Irrlicht
    - Tarnsteine
    - Lavasturm
    - Brüller
    Set und EVs sind recht willkürlich gewählt. Macht sich oft gut als Starter, weil es die Steine sehr sicher rausbringt. Solange es noch den Luftballon hat, ist es für Gegner außerordentlich schwierig, Heatran zu umgehen. Die offensichtlichste Antwort wären Erdbeben-Benutzer, doch diese werden zwangsläufig durch Irrlicht verkrüppelt. Tarnsteine, Brüller und Irrlicht bringen oft eine tolle Synergie, die das gegnerische Team beim Wechsel-Karussell auslaugt, während Lavasturm auch einmal schweren Schaden machen kann und Wehrloses im Kampf behält, damit diese sich ihre Tarnsteine und Irrlicht abholen können, bevor sie rausgebrüllt werden. Heatran ist das einzige Pokémon im Team, das viel eher eine gemeinnützige Aufgabe hat und nicht eingewechselt wird, um selbst möglichst schmerzhaft anzugreifen.


    Brutalanda
    Design Award (Brutalanda) (F) @ Wahlschal
    Trait: Hochmut
    EVs: 252 Atk / 252 Spd / 4 HP
    Froh Nature (+Spd, -SAtk)
    - Drachenklaue
    - Wutanfall
    - Erdbeben
    - Feuerzahn
    Das einzelgängerischste und ersetzlichste Pokémon im Team, welches ich am ehesten gerne ausgetauscht hätte. Benutzbar entweder als Revenger (hier vor allem durch Überraschungseffekt des Wahlschals) oder als Aufräumer geschwächter Teams, die ihre Feen und Stahl-Pokémon bereits verloren haben. Dann, aber auch nur dann ist es über Zweifel erhaben.


    Das Team insgesamt ist sehr konzentriert auf Manaphy und Machomei, die die meisten siegreichen Spiele entschieden haben.


    Schwächen:

    • Feen werden nur durch Draufhauen beseitigt. Vor allen Dingen Togekiss zermürbt das Team.
    • Starmie und Thundurus werden nur durch Opfer beseitigt, Systematik habe ich gegen sie überhaupt keine.
    • Gegnerische Manaphy und vor allem Keldeo.
    • Rotom-W. Allerdings macht dieses mit Voltwechsel weniger als 50% Schaden gegen Manaphy, sodass dieses zu Schweifglanz und Energieball kommt.
    • Grypheldis, allerdings kommt Machomei bei einem Switch-In recht gut klar mit diesem, weil es sich bei Ruheort selbst gefährdet und nicht effektiv zurückschlagen kann.
    • Mega-Bisaflor bringt die Fähigkeiten mit, Stress zu machen. Meist besiege ich Mega-Bisaflor, weil der Gegner nicht ahnt, wie viel Schaden die Psychokinese von Demeteros ihm zufügt. Selbiges gilt für Meistagrif.

    Das ist nicht einmal seltsam, sondern recht einfach zu erklären: wenn es mehrere einwirkende Faktoren gibt, wie hier Anlage und Umwelt, dann nimmt die Bedeutung eines Faktoren zu, wenn die Bedeutung des anderen Faktoren abnimmt. Und die sinkende Schwankung vom Umweltfaktor im Alter liegt ja nahe. Die meiste Ausbildung und Förderung bekommt man (oder bekommt man nicht) als Heranwachsender und ist dafür in diesem Alter auch viel empfänglicher. Die alten Menschen kann man als eine Kontrollgruppe für den Faktor Umwelt sehen, weil diese dann nur noch bereits vorhandene Fähigkeiten für ihren Alltag nutzen, während Schüler und Studenten jede paar Monate neue Denkmuster und neues Wissen vermittelt bekommen.
    Soweit ich weiß, löst sich die Agiotage in anthropologischen Wissenschaften um die Anfrage/Umwelt-Frage kontinuierlich mit dem Konsensus "die Umwelt arbeitet mit dem, was die Anlagen gegeben haben". Das selektive Bildungssystem sorgt dann dafür, dass die Umwelt Menschen mit leicht besseren Anlagen bevorzugt und letztlich bildungsferne Schichten weder, noch und die Bildungsgewinner sowohl, als auch haben. Das führt im erwachsenen Alter zu einem tatsächlich erkennbaren Unterschied und nährt wohl weiter den Eindruck, dass die genetische Varianz in Sachen Intelligenz sehr hoch ist.

    Vorneweg genommen, Datenschutz: ich habe keine Probleme damit, dass Anbieter durch Infos über mich gezieltere Werbung machen können. Das ist eigentlich eine Win-Win-Situation. Auch nicht mit dem Zugriff staatlicher Organisationen: es wäre an der Zeit, dass Menschen den Regierungen, die sie selbst aufstellen, zu vertrauen beginnen. Für mich persönlich und meine Familie hat Deutschland genug getan, dass um dieses Vertrauen zu bekommen. Erst der Handel mit Information ermöglicht es sozialen Netzwerken, trotz ihres breiten Angebots vollkommen kostenlos zu sein. Man kann es auch schicksalsergeben sehen - würde eine höhere politische Macht an mir interessiert sein, wären andere Mittel gefunden worden, mich zu bespitzeln. Allerdings ist es definitiv an der Zeit, Gesetze aufzustellen, die dem Wildwuchs Internet in unserem Rechtsbewusstsein Gestalt geben.


    Meine Erfahrungen, Eindrücke, Gedanken, bezüglich ...


    YouTube ist als Abstellplattform für Videos etwas, was die Möglichkeiten des Internets voll ausnutzt und mit seinem grenzenlosen Konzept sehr zeitlos und universell. Leider ist es auch ein Netzwerk mit sehr niedrigen Moderations-Standarts. Die Idee der Selbstregulierung geht hier wirklich nicht immer auf. Ich bin eine Suchanfrage entfernt von Menschenverachtung, Gewalt und falscher Information. Das (prinzipiell ja gute) Empfehlungssystem empfiehlt mir darauf weitere rassistische o. ä. Videos. Und mit dem Lesen von Kommentaren sollte man unabhängig vom Videoinhalt besser nicht erst anfangen. Dabei sind viele der Leute, die auf YouTube Abfall absetzen, im Leben wohl weitaus weniger schlimme Leute. Ich habe mich (zu Studienzwecken) eine Zeit länger mit Anonymität und Trolling beschäftigt und weiß, wie sehr die eigene Hemmschwelle dabei absinkt. Man benimmt sich menschlich, wenn man ein Mensch ist, also wenn man eine Identität, ein Gesicht und etwas zu verlieren hat. Bei laxen Profilsystemen wie bei YouTube ist die Verlockung groß, die Sau rauszulassen, weshalb ich es nur begrüßen würde, wenn man in Zukunft an ein ausführlicheres Profil gebunden ist. Ansonsten ist YouTube gigantisch und man kann theoretisch ewig damit verbringen. Organisierte Blogbattles, wissenschaftliche Kanäle, intelligente Fachleute wie theneedledrop und VSauce widerlegen schnell erste Eindrücke, dass YouTube unorganisiert und ausnahmelos von Husos als Medium benutzt wird.


    Facebook ist das soziale Netzwerk. Wer keinen Account unterhält, ist eigentlich tot. Oder so. Dabei habe ich kein einziges Mal das Gefühl gehabt, etwas zu verlieren, wenn ich einem großen sozialen Netzwerk Mal eine Woche oder gar einen Monat fernbleibe. Im typischen Stream wird man mit Informationen geflutet, die man eigentlich nie vermissen würde. Memes, Nachrichten-Fastfood, Sprüche, Bilder: alles kurzzeitiger Neuronenkitzel, der süchtig macht, an den man sich aber in 99% der Fälle nie mehr erinnert. Facebook bietet eigentlich sehr, sehr viel: Gruppen, Videos, Spiele, Witze, Ticker, aber letztlich alles Sachen, die ich im Reinformat lieber konsumiere. Unersetzbar ist Facebook eigentlich nur beim Aufstellen eines Freund-Netzwerkes und einer zweiten, virtuellen Individualität. Auch hier hatte ich stets gemischte Emotionen. Einerseits: ich bekomme viele Fotos zu sehen, die ich nicht sehen will, und mehr fremdes Leben, als meine beschränkte Extraversion verträgt. Ich sehe Typen, die ich irgendwo einmal im Ferienlager getroffen habe, und deren Name/Foto/Freundestatus-Zusammenhang sich mir nicht ergibt. Ich sehe noch immer Fotos, wie meine erste große Liebe mit einem anderen glücklich ist, und werde durch Zufall immer wieder über sie stolpern. Eigentlich bin ich ja total glücklich für sie und will weiterhin sehen, dass es ihr gut geht - vielleicht wäre es aber auch besser, wäre sie längst von der Zeit davongeschwemmt. Wie viele solcher "hätte-ich-lieber-nie-gekannt"-Freunde werde ich in meinem Feed mit 20, 30, 40 mitverfolgen?
    Dann aber lebt Facebook aber auch von einem lebensbejahenden Geist, der sich nicht in Worte fassen lässt. Jeder in einer westlichen Gesellschaft aufgewachsene Mensch hat einen Geltungsdrang: Facebook erfüllt ihn wie nichts Anderes. Als ich zum ersten Mal ein Profilbild reinstellte, welches viele "Likes" bekam, mehr als viele meiner Bekannten, die ich damals mangels Selbstwertgefühl für vernetzter hielt, kam mir der Gedanke, ob meine lebenslangen sozialen Ambitionen damit nicht befriedigt wären. Ich meine: es ist jetzt in Festplatte gemeißelt, dass viele dich mögen/attraktiv finden, wieso verbringst Du den Rest des Lebens nicht in passiver Befriedigung. Der Gedanke währte nicht lange. Ein Profil beweist Dich in kaum einer Lebenssituation. Aber es ist schon eine sehr romantische Idee, dass sich sozialer Erfolg irgendwie verewigen lässt, dass Leute sich irgendwo Daumen zeigen, die man jederzeit wieder aufrufen kann.
    Was das Niveau von Humor und Kommentaren überhaupt angeht, ist hier alles einen Tick erfreulicher, als auf YouTube. Leute sprechen hier eher als soziale Verantwortungsträger und bedacht, ihr Gesicht zu wahren. Besonders auf Humor-Seiten sind die Kommentare mit den meisten "Likes" oft besser als die Inhalte selbst, weil es durch die "Likes" eine demokratische Selektion gibt. Was 1.500 Leute lustig fanden, kann doch keine geistige Fehlanwendung sein? Spoiler: doch, kann es. Aber eben seltener. Außerdem glaube ich, dass Facebook dazu beitragen kann, kulturelle Entwicklungen zu beschleunigen und innerhalb einer Generation flächendeckend zu vermeiden. Hier sieht man so anschaulich wie sonst nirgendwo, wie groß die Welt ist, und dass alle Menschen doch eigentlich dasselbe wollen. Es gibt viel Verabscheuungswürdiges, aber mutige Leute, wie Chvrches-Solistin Lauren Mayberry können effektiv aufmerksam machen, es gibt Shitstorms - und schon muss die junge Generation zu Problemen Stellung beziehen, hoffentlich nicht nur heuchlerisch. Apropos Musik, mehrere persönliche Album-Favoriten des Jahres kommen von Bands, die durch soziale Netzwerke erst ein Auditorium bekamen: Arctic Monkeys, Chvrches, London Grammar ...


    Twitter ist mein liebstes soziales Netzwerk, auch, wenn ich sehr viel mehr Leser als Teilnehmer bin. Ich finde das im Gegensatz zum aufgeblähten Facebook minimalistische Konzept kreativ und sehr gelungen. Man verbringt seine Zeit eher mit Inhalten, die einen interessieren. Ironisch, aber gerade die Beschränkung auf 140 Zeichen motiviert Leute, mehr Information mitzuteilen: ein Link, eine treffende Phrase zum Thema haben oft ein sehr gutes Zeit/Information-Verhältnis. Zudem sind die "Follows" auf Twitter bedeutender als die Freundschaften auf Facebook, die Leute, von denen man hier liest, beschreibt man viel eher als sozialer Umkreis. Es ist wissenschaftlich ermittelt, dass wir uns für die Vielzahl von Freunden auf Facebook nicht mehr wirklich interessieren können, aber die "Follow"-Zahl auf Twitter bewegt sich meist im komfortablen Rahmen. Ich folge auch nie Leuten aus Höflichkeit: mit einer Freundschaft auf dem anderen sozialen Netzwerk zeige ich, dass ich sie kenne und nichts gegen sie habe - und das war es. Auf Twitter kann man sich dann den Luxus einer gemütlichen Runde gönnen, der auf Facebook verloren geht. Es gibt (zum Glück) keine Gruppen oder wirklichen "Likes", aber dafür Hashtags, mit denen viele benachbarte Gruppen für einen Trend in Realzeit mobilisiert werden. Man kann dann für alle gut sichtbar seinen Senf dazugeben und hat den Eindruck, etwas an #bundestagsqualen oder #miasanmia teilzuhaben. Das Internet erscheint in Twitter wie nirgendwo sonst wie ein lebendes, atmendes, übermenschliches soziales Wesen, das ist irgendwie beeindruckend. Ohne Facebook könnte ich insgesamt gut leben, aber mit Twitter wäre ein Stück Welt schon verloren.


    Messenger sind in einem gewissen Sinne wohl auch soziale Netzwerke. Lieb- und schnörkellos, aber nützlich. Keine SMS-Kosten: durch Einwilligung mit der AGB hast Du den Anbieter bereits reicher gemacht. ICQ, Skype, MSN und dergleichen finde ich hoffnungslos veraltet mit ihren verloren wirkenden iPhone-Apps, aber die Generation unserer Großeltern entdeckt mit diesen einfachen Diensten auch die Wunder des Internets. Man könnte meinen, mit der Verbreitung von Smartphones mit Frontkameras und schnellem mobilen Internet würden diese Sachen zum zweiten Leben blühen: ist aber nicht geschehen, weil WhatsApp hier angenehmer ist. Man will einfach nicht immer eine Nahaufnahme seines Gesichts zeigen, wenn man was mitteilen möchte. WhatsApp ist auch der Dienst, den ich am öftesten benutze und samt Artgenossen auch das einzige moderne Netzwerk, das eher Intimität als Weltoffenheit verkörpert. Nachteil dieser Dienste ist mMn: wenn sich große Chatgruppen bilden, sind manche Leute je nach persönlichen Vorlieben des Administrators leider schnell ausgeschlossen.


    Zusammenfassend möchte ich sagen, dass soziale Netzwerke zwar riesig und überall präsent sind, ich mir aber trotzdem ein Leben ohne vorstellen kann. Sie sind halt eher eine Fortsetzung des sozialen Lebens, als die primäre Manifestation - für meine Generation noch zumindest. Anders wird es wohlmöglich mit denen geschehen, die mit den ersten RL-Freundschaften gleich die ersten Facebook-Freundschaften schließen. Ich höre immer öfter und immer jüngere Kinder Facebook-Profilbilder ihrer Bekannten mit deren echtem Aussehen vergleichen. Was sich dabei für ein Bewusstsein für soziale Kontakte bildet, wenn die Grenze zwischen RL und sozialen Netzwerken immer schwammiger wird? Natürliche Selektion wird es hoffentlich schon richten.
    Ich bin jedenfalls froh, meine frühen Kinderjahre ohne Facebook verbracht zu haben, und jetzt dennoch die Möglichkeit zu haben, es zu benutzen.

    Es ist genauso wie bei Tierversuchen ich hab letztens im Fernsehen gesehn das es viele Leute gibt die zum Beispiel Medikamente an Tieren testen jedoch gibt es auch eine Variante wo man es nicht an Tieren macht sondern an Menschlichen Zellen oder sowas, aber fast kein Mensch macht das.. Wieso?


    Darauf gibt es eine sehr einfache Antwort: für Neurowissenschaften zum Beispiel sind menschliche Gehirne ungeeignet, weil sie zu komplex dafür sind. Einfache Zusammenhänge lassen sich viel besser bei einem Glühlämpchen als am Plasmabildschirm beobachten. Außerdem kannst Du ethische Gründe unmöglich als Argument gegen Tierversuche bringen und Menschenversuche dabei als Alternative anpreisen. Zudem machen die Tierversuche einen schwindend geringen Anteil an Tierleiden in der Welt aus, dafür aber jenen, der sich am überzeugendsten rechtfertigen lässt. Tierversuche bitte nicht in einem Atemzug mit sinnloser/ausbeuterischer Tierquälerei erwähnen.


    Damit Du es verstehst, musst Du Dir etwas vorstellen, was ähnlich schlimm war und Menschen betraf: Tollwut zum Beispiel, eine grausame Krankheit, an der viele unschuldige Menschen mit viel Leid starben. Dank Tierversuchen an einigen wenigen Hunden wurden unzählige Menschen und, nicht zu vergessen, auch sehr viele andere Tiere gerettet. Unsere Haustiere sind zum Beispiel ebenfalls alle gegen Tollwut mit einer Impfung geschützt, weil ein Forscher ganz genau beobachtete, wie die Krankheit verlief.

    Weil es keine gesetzlichen deutlichen Grenzen gab, die diese Sphäre regulieren würden, sprich keine Gesetze. Weltpolitik ist nichts anderes, als zwischenmenschliche Beziehungen auf globalen Maßstab ausgedehnt, und in Beziehungen die unter mangelnder Absprache leiden passieren schnell Konflikte, wenn erst einmal geklärt werden soll, was eine der Seiten eigentlich darf. Jedes Land hat ganz offiziell Geheimdienste, deren Tätigkeit sich bestimmt nicht erst nach Absprache abspielt, zudem ist die NSA in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg historisch tätig, ohne dass sie irgendwie eingeschränkt worden wäre. Es gibt kein Gesetz, das man den USA vorhalten könnte.
    Dass die Sache jetzt zu einem Skandal ausartet, ist der erhöhten Sichtbarkeit zu verdanken, sowie dem technologischen Fortschritt, der es den USA als IT-Giganten erlaubt, sich alles was ihnen deren Meinung nach zusteht ganz bequem zu nehmen. Zudem noch das erstarkte nationale Bewusstsein der Deutschen, die mittlerweile nicht mehr auf die Alliierten angewiesen sind. Zwar verliert angesichts vieler globaler Prozesse das Prinzip eines Nationalstaats mit klarer Souveränität in allen Bereichen sowieso an Bedeutung, aber am Thema USA scheiden sich die Geister.

    Der Teil von Hardcore der in Richtung Metal geht, heißt eben Metalcore und ist sehr leicht als solcher erkennbar: vor allem Elektrogitarren und teilweise viele extreme Kompositionen voller Emotionen. Metal ist sowieso eine Art Gitarrenmusik, genau zwischen Hard Rock und Metal zu unterscheiden ist ohnehin nur sinnvoll, wenn man sehr viel, beziehungsweise nur Gitarrenmusik hört: ist fast dasselbe, nur mit härterem Klang.


    Der Hardcore geht momentan nicht verloren, im Gegenteil: das Genre hatte in der Indie-Szene ein richtiges Hoch dieses Jahr, vor allem erwähnenswert sind die Bands Touche Amore und Modern Life Is War. Mal abgesehen davon, dass sehr viele Pop-Bands momentan Einflüsse aus dem Hardcore verkörpern, wie Evanescene, Linkin Park, Billy Talent und vor allem Avenged Sevenfold. Da hast Du reichlich Auswahl.