Da es gerade passt zu dem was Cassandra angesprochen hat, werde ich mal meine Erfahrung mit dem ALG I und ALG II hierzu teilen, sowie zu dem Thema "Fachkräftemangel".
stimme ich hier absolut zu. Was generell alles unter "zumutbar" fällt und angenommen werden muss, ist nun wirklich fernab von der alltäglichen Realität (ich möchte anmerken, dass man riesige Hürden hat, um Situationen unter Absatz 2) des verlinkten Gesetztes zu beweisen). Vor allem sobald man Familie hat oder nur "kleine" gesundheitliche Probleme (Volkskrankheit Rücken lässt grüßen), wird das schwierig mit der Suche. Oft sind es ja gerade Langzeitarbeitslose, die weniger mobil sind oder eben gesundheitlich angeschlagen - es hat schon Gründe fernab von angeblicher Faulheit, warum es Menschen nach Jahren in keine langfristige Anstellung schaffen. Zumal "Langzeitarbeitslos" oft auch ein falsches Bild weckt. Die Leute hatten oft Beschäftigungen, nur halt nicht lang genug. Oder noch besser; manche hatten Vollzeitstellen, die vom Jobcenter gefördert wurden und werden gekündigt, sobald der Betrieb wieder normal Lohn zahlen muss und landen sogar nach 2-5 Jahren wieder direkt im Bürgergeld, weil das Jobcenter natürlich nicht beim Auszahlen vom Lohn in die Arbeitslosenkasse (also die eigene Kasse) reinzahlt. Ganz großartiges Konzept - not.
Das mit vielen Beschäftigungen trifft bei mir. In meiner Stadt wird viel über Leiharbeitsfirmen geregelt und Abseits davon kriegt man in meiner Branche (gelernter Mechatroniker...nein nicht KFZ sondern für Industrie) schwierig noch eine Stelle wo verschiedene Faktoren aufeinander treffen. Damit ist gemeint: Arbeitszeit, Geld und Bereitschaft. Die ersten beiden Punkte sollten klar verständlich sein. Bereitschaft ist gemeint, was man selber bereit ist für die Firma zu leisten bzw wie ich es nenne zu "opfern" und in einem handwerklichen Beruf ist es fast schon normal, dass man immer Einsatz zeigen muss für die Firma...so meine Erfahrungen über die letzten 10 Jahre. Durch das Modell Leiharbeitsfirmen kann man Glück haben oder halt nicht, aber der Plan vom Staat war gewesen, Leute die Arbeitslos sind wieder in die Arbeit zu integrieren und eine Festanstellung zu ermöglichen. Leider ist das sehr weit weg von der Realität. Ich rede hierbei nicht von den Leuten, die gerne in Leiharbeitsfirmen angestellt sind (und ja solche gibt es), sondern wie mit Leiharbeitern umgegangen wird oder bestimmte Dinge schon festgelegt werden. Nehmen wir hier die große Firma Siemens, welche Leiharbeiter nicht nimmt für Festanstellung, sondern weil sie damit billiger wegkommen, eine riesige Summe an die Leiharbeiterfirma zu liefern anstatt Festanstellungen zu machen. Die Gründe warum sie das tun ergeben Sinn, ist aber dennoch einfach das Konzept nicht verstanden von Leiharbeit wie es geplant war. Bevor ich hier mehr und mehr abschweife bin ich durch Leiharbeitsfirmen mal länger oder mal weniger lange irgendwo beschäftigt gewesen. Sei es die Firma, wo ich hingeschickt wurde zum Arbeiten, wurde meine Profil als "zu gut" verkauft von der Leiharbeitsfirma oder es war nur zeitlich begrenzt und so weiter. Gründe lassen sich ja einfach finden. Und wo ich mal glücklich war und die Firma mit mir auch, kam dann ein Sommerloch und ich musste gehen als Leiharbeiter. So sieht mein Lebenslauf aus wie ein Schweizer Käse, da ich nun mal auch nicht jeden Job einfach annehmen möchte.
Es gibt auch Betreuende, die so gut es geht, den Menschen im Rahmen der Vorschriften Freiraum geben oder so viele gewünschte Förderungen wie möglich. Da fühlt es sich halt wirklich so an, als ob alle gemeinsam versuchen, das Ziel zu erreichen. Viele Langzeitarbeitslose tun sich halt wirklich schwer (da liegt es teils an sozialen Kompetenzen, Familiengeschichten, Gesundheit oder schlicht und ergreifend Neurodivergenz, mit der der aktuelle Arbeitsmarkt nicht umgehen kann) und das zerrt an Energie und Motivation. Eine richtige langfristige Unterstützung trägt da mehr Früchte als dieser ständige Versuch alles und jeden so schnell wie möglich in irgendeinen (oft unterbezahlten und aus guten Gründen schlecht besetzten) Job reinzudrücken. Aber Hauptsache die Statistik sieht hübsch aus.
Da muss ich sagen, habe ich mal mehr mal weniger Glück mit gehabt und aktuell habe ich da auch wieder Glück. Ich hatte während meiner Zeit für ALG I und ALG II mal Betreuer gehabt, wo ich einfach eine Nummer war und da gab es keine Möglichkeit des Redens und auch eine gehabt, die meinen Ergeiz sowie meine Tabellenführung von Bewerbung gut fand, dass sie auch einmal (wo ich was versäumt habe) beide Augen zugedrückt hat, um das ich keinen Nachteil davon tragen musste. Aktuell habe ich im Bürgergeld das Glück, dass meine Bearbeiterin mich beim ersten Termin angehört hat und mir zugesagt hat, dass ich mich umorientieren kann und es gefördert wird. Ich hatte dazu jetzt ein Gespräch heute gehabt mit der Firma, welche das machen wird und halte dann auch Rücksprache mit meiner Bearbeiterin am Freitag. Ich bin wirklich froh, dass ich da eine Beraterin bekommen habe, wo ich nicht einfach eine Nummer bin und mich auch dabei unterstützt, dass ich was neues machen kann.