Beiträge von It's Ivy

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    Kapitel 24 : Neuanfang


    "G-Gottverdammt!", sprach Leonardo erschrocken, als er den Zeitungsartikel studierte.


    Der Aussage einiger Spione nach, die im Auftrag des H.S.T. und der Regierung nach Träkonya geschickt wurden, scheint Hiroya schon bald ein großer Angriff der gegnerischen Seite bevorzustehen. Troy Rawén, einer der Spione berichtet der Presse: "Wir haben alle relevanten Gebäude durchsucht, in denen wir Hinweise auf militärische Aktivitäten finden könnten. Von den Rathaus in den drei Städten, in denen sich die T.S.G.-Hauptzentralen befinden, dann noch im Rathaus, Regierungsgebäude und T.S.G.-Hauptquartier in Fränger-City. Dabei haben wir mehr als nur ein paar Unterlagen gefunden, welche Pläne zu einer bald stattfindenden Invasion auf Hiroya enthalten. Laut einigen Dokumenten des Hauptquartier der 'Träkonya Security Gard' in der Landeshauptstadt, sei dieser Angriff schon vor Monaten geplant und organisiert worden seien. Wohl ein Grund dafür, dass die ganzen kleinen Angriffe in letzter Zeit stark abnahmen. Hiroya wird sich auf einen großen Angriff gefasst machen, welchen es abzuwehren gilt!"
    Bei einer Pressekonferenz im Regierungsgebäude von Traskar-City äußert sich der Machthaber von Hiroya Ceno Sylan zu dieser erstaunlichen Entdeckung: "In solchen Zeiten ist es wichtig, dass das Verteidigungsministerium und das Militär in Hiroya wie ein Uhrwerk arbeitet! Und als Erstes werden wir uns auch nur auf Verteidigung spezialisieren! Während die Soldaten das Land beschützen, kann allgemein an der Verteidigung gearbeitet werden! Das können diese Bastarde auf der anderen Seite auch gerne wissen! Fakt ist, dass die nächsten Wochen wohl nicht einfach sein werden, wir aber alles tun, um den Angriff der Träkon abzuwehren [...] "
    Über weitere Aktionen seitens des Militärs und des Verteidigungsministeriums werden wir berichten. (HP)


    Das stand in dem Artikel. Leonardo konnte es kaum fassen. Er beschloss, am nächsten Tag allen davon zu erzählen.


    Inzwischen im Regierungsgebäude von Träskar-City im Büro von Ceno Sylan ...


    "Wie kann ich helfen?", sprach ein Mann, der an einem großen Schreibtisch saß. Er hatte eine knappe Militärfrisur, schwarze Harre, braune Augen und trug meistens eine Uniform mit mehreren Orden. Er war der Machthaber von Hiroya. Lord Ceno Sylan. Vor ihm standen zwei Soldaten in Uniform.
    "Wir hätten eine Frage, Herr Sylan. Warum haben sie der Presse eigentlich nur von unseren Verteidigungsplänen erzählt? Wäre es nicht auch sinnvoll gewesen, ihnen von unseren Invasionsplänen zu erzählen, um ... nun ja ... das Volk etwas aufzuheitern. Ich meine, Verteidigung schön und gut, aber die Menschen in diesem Land sollen auch wissen, dass wir zurückschlagen werden!"
    "Gerne hätte ich es der Presse gesagt. Aber ich konnte kein Risiko eingehen. Ich konnte nicht wissen, ob sich unter uns ein Spion befand, ob irgendjemand hier verwanzt ist, ober ob die Preisgabe zusätzlicher Information auch anders über die Grenze kommen könnte. Ich habe nur Informationen preisgegeben, die aus militärischer Sicht nicht so empfindlich sind. Von unseren Verteidigungsplänen können sie ruhig wissen, aber nicht davon, dass wir ebenfalls einen Angriff planen. Er soll nämlich völlig überraschend erfolgen, weshalb es auch sehr wichtig ist, dass die Akten und Dokumente davon auch gut gesichert werden. Aber das hab ich ja schon in Auftrag gegeben!"
    "Alles klar. Tut mir Leid, sie gestört zu haben. Das wollten wir nur wissen!"
    "Ach, kein Problem!"
    "Gut, wir gehen dann mal wieder an die Arbeit!"
    "So möchte ich das hören."
    Die Soldaten verließen den Raum.


    Währenddessen in Traskar-City


    Gin und Toseko wachten gerade auf. Es war circa neun Uhr. Der Hiro schaute in die Ferne ... der Himmel war strahlend blau, die Sonne schien in einem goldbraunen Licht.
    "Ich glaube, es wird Zeit, nach Mija-City zurückzukehren ...", sprach der Junge zu sich.
    "Miau, miau!", ertönte es fröhlich von Toseko.
    Gin stand auf, Toseko versteckte sich wieder in der Kapuze des Hiros. Der Junge stieg den Berg hinab und ging wieder nach New Traskar-City. In der Stadt begegnete er der gleichen Lebensfreude wie gestern.
    "Diese Zeit ist schon vier Jahre her, warum nagt das noch so an mir?", fragte er sich oft, "Es ist alles vorbei, ich bin sicher ... warum also?"
    Die schwarze Kleidung, die Gin immer trug, war erst nach dem Mord an seinen Eltern sein Markenzeichen. Danach war er so am Ende, dass er nur noch schwarz trug, in der Hoffnung, man würde ihn in Ruhe lassen. Weiterhin sollte es seine Trauer ausdrücken. Vielleicht verbindet er einfach noch zu viel. Vielleicht muss er für sich selbst auch äußerlich ausdrücken, dass er diese Zeit vergessen will. Das wollte er; er wollte einfach nur diese Zeit vergessen, wusste aber nie, wie. Jetzt schon. Und er wusste auch genau, was er in Mija-City zu tun hatte.
    Als er in der Himmelsfähre saß, machte er sich pausenlos darüber Gedanken. Er musste ein neuer Mensch werden, der gegen diesen Schmerz mit ganzer Kraft ankämpft. Der Junge wusste, dass die Wunden nicht durch Zeit heilen ... oder wenn sich die Klinge in sein Fleisch schneidet. Er musste sich selbst ändern und diese düsteren Erinnerungen ersetzen.
    Etwa 40 Minuten dauerte die Fahrt nach Mija-City. Er wollte seinen Plan so schnell wie möglich in die Tat umsetzen.
    Als er ankam, ging er durch die mittelgroße Stadt Richtung Universität. Als er vor ihr stand, bekam er ein Gefühl, welches ihm sagte, dass es noch nicht Zeit wäre, da rein zu gehen. Alles Andere musste warten, erst mal wollte Gin etwas an sich ändern.
    Es begann damit, dass er zum Friseur ging und sich eine knappe Militärfrisur schneiden ließ. Anschließend kaufte er sich Klamotten, die nicht schwarz waren. Dazu gehörten eine normale Jeans, ein weißes T-Shirt und eine hellblaue Jacke. Das gefiel ihm persönlich ganz gut und war ganz anders als das, was er vorher trug. Diese äußerliche Änderung sollte ihm dabei helfen, nicht mehr den verbitterten, selbstzerstörerischen und menschenhassenden Jungen zu sehen, wenn er in den Spiegel sah. Er war sich sicher, dass das ein guter Anfang war. Nun hoffte er, so wenig wie möglich an seine Vergangenheit erinnert zu werden und seine negativen Gedanken durch Positive zu ersetzen.
    Mit diesem neuen Erscheinungsbild ging er nach draußen. Der Junge ging geradeaus zur Universität. Als er dort ankam, umfasste seine linke Hand die Türklinke. Er drückte sie runter und öffnete die Tür. Er trat ein und ging langsam durch die große Eingangshalle. Er öffnete die Tür gegenüber vom Eingang. Gin ging die Treppe hoch und betrat den Gang, in dem sich das Zimmer von ihm, Sharon, Drake und Mia befand. Als er vor der Tür des Zimmers stand, öffnete er sie langsam und trat ein. Im Zimmer war niemand, doch er hörte, wie das Wasser im Badezimmer lief. Er wartete etwa eine Minute ganz still, als plötzlich die Tür vom Badezimmer aufgemacht wurde. Sharon kam raus und schloss die Tür. Gin, der hinter ihr stand, sagte: "Hey ..."
    Sharon drehte sich um und sah dem Jungen in die Augen.
    "G-Gin?", sprach sie fassungslos.
    Der Junge nickte knapp und ließ sich von dem Mädchen erst mal liebevoll umarmen. Nach etwa einer Minute lösten sie die Umarmung und Sharon fragte: "Wo warst du? Wir haben uns voll die Sorgen gemacht! Und wie siehst du überhaupt aus ...?"
    "Das kann ich dir erklären, wenn du willst. Aber wo sind denn eigentlich Drake und Mia?"
    "Die sind zusammen spazieren gegangen oder so, ich glaube, die haben sich irgendwie gern. Ist ja auch egal, erzähl mir alles!"
    Gin nahm Sharons linke Hand und führte sie mit zu einem der Betten. Sie setzten sich und Gin begann, zu erzählen.
    "Es ist so. Kurz bevor ich weg war, kam ein Freund von Lance, der mich um eine Sache bat. Ich sollte für Lance, der momentan im Krankenhaus liegt, nach Träkonya und dort etwas für ihn erledigen ..."
    "Und du hast das gemacht?! Du warst in Träkonya?!"
    "Ja, aber es war alles okay, mach dir keine Sorgen. Ich hab das alles meisterlich erledigt. Ich habe sogar verbündete Pärcen dort getroffen, waren echt nett und sind auch nicht übel im Kampf. Das aber nur nebenbei; ich habe also diesen 'Einsatz' dort für Lance erledigt. Danach wollte ich eigentlich auch sofort wiederkommen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich unbedingt nochmal nach New Träskar-City muss. Irgendwas zwang mich dorthin, ich weiß nur nicht, was es war. Ich schlief die Nacht auf dem Berg, auf dem ich nach dem Mord an meinen Eltern lebte. Gestern und heute Morgen hab ich sehr gründlich überlegt, wie ich meine eigene Situation besser kann. Da kam mir die Idee, dass ich einfach nur meine Wurzeln zur Vergangenheit ablegen und quasi ein neuer Mensch werden muss. Darum hab ich mir die Haare schneiden lassen und mir neue Kleidung gekauft, damit ich optisch schon mal nicht an den Gin von damals erinnert werde. Es tut mir Leid, dass ich euch nichts gesagt habe. Gut, ich war nicht lange weg, aber so eine Nacht ist bei mir ja schon problematisch, ich bin ja quasi eine tickende Zeitbombe ... doch ich versuche nun, dies in den Griff zu bekommen. Wird zwar nicht leicht und ich weiß auch nicht, ob ich das überhaupt schaffe, aber ich will es versuchen, weil ich mich damit nur selbst zerstöre ..."
    Sharon hörte aufmerksam zu. Als Gin fertig war, nahm sie seine Hand und sprach: "Das wirst du schaffen, Gin. Drake, Mia und ich werden dir dabei helfen ..."
    Das Mädchen lächelte ihn an. Sie sahen sich in die Augen. Ganz plötzlich küsste Gin Sharon, wogegen sie sich auch kein Bisschen wehrte. Der Junge wusste, dass er sie liebte und das sollte sie auch wissen. Nach etwa einer Minute entfernten sich ihre Gesicht voneinander.
    "W-Was war das gerade?", fragte Sharon verlegen.
    "Damit wollte ich dir zeigen, wie viel du mir bedeutest und wie sehr ich dich schätze, Sharon.", antwortete Gin.
    "Weißt du, Gin ... genau das Gleiche empfinde ich für dich und ich glaube sogar, dass ... ich dich liebe. Ich hatte vorher nur keine Ahnung, ob und wie ich das sagen sollte, weil ich nicht wusste, wie man mit dir umgehen sollte. Jetzt weiß ich aber, dass ich es ruhig sagen kann. Ich liebe dich, Gin."
    Nun küsste Sharon den Jungen. Beide waren erleichtert, dass sie darüber reden konnten. Viel zu lange haben sie es für sich behalten, weil sie sich nicht sicher waren, ob das wirklich ihren tatsächlichen Gefühlen entspricht. Doch nun war es Beiden klar. "Und was machen wir jetzt?", fragte Gin.
    "Ich weiß nicht, wir können ja mal zu Leonardo gehen, wir könnten ihm einiges berichten.", sprach Sharon lächelnd.
    "Okay", antwortete Gin, nahm Sharons Hand und stand mit ihr auf. Die Beiden verließen das Zimmer. Gin wusste, dass es so auch viel leichter war, seine Probleme zu vergessen. Doch das war nicht das Wichtigste, er liebte Sharon einfach.


    Als die Beiden an Leonardos Zimmer ankamen, klopfte Sharon einmal, worauf die Stimme von Leonardo ertönte: "Herein!" Sie betraten das ziemlich Zimmer, welches eigentlich ganz schlicht eingerichtet war. Ein Bett rechts neben der Tür, einige Yucca-Palmen in den Ecken, an den Wänden Bilder von Leonardo und anderen Personen und gegenüber von der Tür ein Fenster, vor dem Leonardos Schreibtisch stand, an dem er auch gerade saß. Links an der Wand standen zwei Bücherregale die mit Lesestoff vollgestopft waren. In der Ecke rechts neben dem Schreibtisch stand ein kleiner Mahagoni-Tisch und drei hölzerne Stühle. Auf dem Tisch stand ein hohes Glas mit einer Pflanze drin. Sharon und Gin gingen zu Leonardo. Als der Gelehrte zur Seite schaute und Gin erblickte, erschrak er und ließ seinen Füller auf den Tisch fallen. Sharon kicherte. Leonardo erkannte Gin zwar recht schnell, fragte aus Spaß aber: "Sh-Sharon, willst du mir deinen Freund nicht vorstellen?"
    "Das ist doch Gin!", kicherte sie erneut.
    "I-Ich weiß, sollte nur ein Scherz sein. G-Gin wo warst du denn nur? Und wie siehst du aus?"
    "Auf jeden Fall wie ein neuer Mensch!", antwortete Gin lächelnd.
    "Stören wir, Leonardo?", fragte Sharon.
    "N-Nein nein!", antwortete Leonardo, "ich bin gerade mit meinem neusten Kapitel fertig geworden!"
    Der Gelehrte setzte seinen Füller in einen hölzernen Becher, in dem einige Wellen und Schiffe eingeritzt waren, darüber die Zahl '1867'. Das war eine klare Andeutung auf die Segelfahrt von 1876. Damals segelten einige hiroyanische Schiffe über das Caran-Meer und suchten einige unentdeckte Inseln, welche sie auch fanden und größtenteils in ihren Besitz nahmen.
    Leonardo schloss seine blaue Mappe, mit der Aufschrift 'Hiroya - Geschichte, Legenden und Höhepunkte'. Anschließend stand der Gelehrte auf und ging mit Sharon und Gin zu dem Tisch. Sie setzten sich.
    "A-Also, dann lasst mal hören!", sprach Leonardo lässig.
    Gin erzählte über seinen Ausflug nach Träkonya, über die Mission, über die Pärcen und alles Andere. Was er zuvor Sharon noch nicht sagte, erzählte er nun Leonardo : Nämlich dieses Erlebnis mit der Elementarkarte, an den Gin sich nicht hundertprozentig erinnern konnte. Er hoffte, dass Leonardo vielleicht eine Erklärung dafür hatte. Der Gelehrte hörte aufmerksam zu, besonders die Geschichte mit der Elementarkarte weckte sein Interesse.
    "Weißt du was über diese Sache mit den Göttern und den Elementarkarten?", fragte Gin Leonardo.
    "Gewiss!", antwortete Leonardo, stand auf und ging zu seinem Bücherregal, "Mit diesem Thema habe ich mich in der Tat auch schon beschäftigt. Ich behandele ja viele Legenden und Mythen aus Hiroya und dieses Thema finde ich sehr interessant!"
    Er holte ein rotes Buch aus dem Regal und setzte sich wieder zu Sharon und Gin. "Wenn ihr wollt, erzähle ich euch alles darüber, was ich weiß.", sprach er.
    "Ja, mach mal. Würde mich mal interessieren!", antwortete Sharon.
    Leonardo schlug das Buch auf und begann zu erzählen: "Vor tausenden von Jahren, sollen die Götter, die über Hiroya wachen, befürchtet haben, dass irgendwann düstere Zeiten auftreten würden. Man wusste nicht, was genau sein sollte, eine Apokalypse, eine Naturkatastrophe, ein Kontinentalkrieg oder was auch immer. Heute haben wir ja gelernt, dass der Krieg, der schon seit Anbeginn von Hiroya und Träkonya wütet, die Ursache sein sollte. Die Götter wussten, dass irgendwann Menschen geboren werden, die eine außergewöhnliche Kraft in sich tragen, eine nicht zu erklärende elementare Kraft, die denen der Anderen übersteigen würde. Sie planten, dass diese Menschen, falls es wirklich zu dieser Katastrophe kommen sollte, Unterstützung von ihnen bekommen sollten. Und diese Unterstützung sollte ein für sie kleiner aber für die Menschen großer Bruchteil ihrer Kraft sein, welche sie ihnen mittels Elementarkarten zukommen lassen sollten. Weiterhin war es den Göttern auch wichtig, einen Kontakt zu diesen Auserwählten aufzubauen, um sie auf dieses Unheil vorzubereiten. Du bist wohl einer dieser Auserwählten, Gin!"
    "Wow ...", sprach Gin fasziniert, "das ist krass. Techo sagte mir, dass auch Sharon eine Auserwählte sei!"
    "Wirklich?", fragte Sharon.
    "Das halte ich für nicht ausgeschlossen. W-Wenn es wirklich stimmen sollte, dann wirst auch du bald mit einem Gott Kontakt aufnehmen!"
    "Wow ...", staunte Sharon.
    "Das war jetzt eigentlich so das Wichtigste, die Geschichte geht natürlich noch weiter, aber jetzt so wirklich viel weiß ich auch nicht, weil ich gerade an dem Thema dran bin und ... ja, wie gesagt, das war schon mal der Knackpunkt!", sagte Leonardo und plötzlich wurde dem Gelehrten auch eine Sache klar, "N-Natürlich! Alles ergibt einen Sinn. Die Elementarkarten haben ihren Weg auf die Erde gefunden, diese schlimmen Zeiten sollten wohl bald eintreffen und ich weiß auch, was passieren wird!"
    Leonardo holte die Zeitung von seinem Schreibtisch und zeigte sie ihnen. "Alles ergibt einen Sinn", sprach er, "D-Die Kraft der Auserwählten wird gebraucht ..."

    Hallo


    So, sorry, dass es wieder so lange dauert, das kommt davon, dass ich nur am Wochenende produktiv bin, aber das ist jetzt nicht wichtig.


    Erst mal, muss ich sagen, dass es wieder ein gut geschriebenes Kapitel war. Hat mir gut gefallen, besonders den Rückblick Alessandros, bzw. die Vorgeschichte von Doloma und besagtem Jungen. Fand ich echt gut, ich bin ja allgemein auch ein Beführworter von teuflischen Wesen, die in den Körpern von unschuldigen Menschen wohnen und ihm da schön das Leben zerstören. So etwas trifft ja sowieso mein Geschmack.


    Auf jeden Fall wieder ein sehr interessantes Kapitel, mehr hab ich jetzt aber auch nicht zu sagen, darum kommen wir mal zu den Fehlern.



    Jau, das war's dann auch schon. Wirklich gut geschrieben und ja, freu mich auf das nächste Kapitel.


    MfG Gin

    Kapitel 7 : Lilly


    Alter ... war mir schwindelig. Ich lag mit dem Kopf auf dem Tresen. Genau so wie Joshua und Montana. Vor mir standen fünf große leere Gläser, die ich weggesoffen hatte. Die Welt um mich rum drehte sich. Ich hatte es wohl ziemlich übertrieben. Ein Glas Candiar mach nicht viel, weil es einen niedrigen Alkoholgehalt hat. Aber in einer bestimmten Menge kann es schon heftig werden. Und diese Menge hatte ich definitiv erreicht. Ich war so betrunken wie noch nie in meinem Leben. Plötzlich hörte ich, wie jemand hastig die Bar betrat. Die eigentlich leisen Schritte, welche die Person erzeugte, dröhnten in meinen Ohren. Kurz darauf rüttelte mich jemand leicht. Danach sah ich ganz verschwommen das Gesicht von meinem Bruder.
    "Jay?", hörte ich ihn sagen, doch ich nahm es nicht wirklich wahr und antwortete demnach nicht.
    Anschließend hörte ich Dannys Stimme :"Qyo hechor kap, cryu faro icurânyo adkay? (Wer bist du, wenn ich fragen darf?)"
    "Faro ce welo zäl! (Ich bin sein Bruder!), antwortete Kahiko und rüttelte mich noch einmal sanft.
    "Das kannst du vergessen. Dein Bruder ist richtig betrunken!", antwortete Dany.
    "Toll ...", sprach mein Bruder darauf.
    "Der hat einfach zu viel getrunken!", warf Está ein.
    "Kannst du mir helfen, ihn nach Hause zu hieven? Unsere Großeltern sind da und wollen Jay sehen!"
    "Serwerla. Ich glaube aber nicht, dass sie ihn in dem Zustand sehen wollen!"
    "Da hast du Recht. Ein Freund von mir lenkt unsere Großeltern gerade ab. Wenn wir Glück haben, können wir uns heimlich ins Haus schleichen und Jay ins Bett bringen, damit er wieder nüchtern werden kann!"
    "So können wir es machen!"
    Daraufhin packte mich jemand an meinen beiden Armen und stellte mich auf. Ich nahm das zwar nicht wirklich war, aber die Umgebung um mich herum veränderte mich. Aber was soll ich sagen, ich würde es nicht einmal merken, wenn ein Atomkrieg direkt hier ausbrechen würde. Plötzlich blieb ich stehen.
    "Hol mal Jays Schlüssel aus seiner Tasche raus", hörte ich die Stimme meines Bruders.
    Etwa eine Minute danach öffnete sich leise eine Tür und ich wurde hineingebracht. Immer noch völlig blau wurde ich eine Treppe hochgetragen. Kurz darauf landete ich sanft auf etwas Weichem.
    "Okay. Wir machen es so ... ", hörte ich wieder Kahikos Stimme, "ich gehe runter und sage, dass wir Jay hier hochgeschleppt haben, aber er starke Mikräne hat und seine Ruhe braucht. Du sorgst dafür, dass Jay einschläft und nüchtern wird, okay?"
    "Ja, kein Problem", entgegnete Está.
    "I-Ich ... brrr ... glaub, ich muss gleich kotzen ...", sprach ich langsam und mit wirrer Stimme.
    Kahiko nahm den Mülleimer, der in der Ecke meines Zimmer stands und stellte ihn neben mein Bett. Anschließend sagte er :"Okay, ich bin dann unten. Und sorg' bitte dafür, dass Jay einschläft!" Kahiko verließ den Raum.
    Nach einigen Minuten wurde mir verdammt übel. Ich nahm den Mülleimer, steckte fast bis zur Hälfte meinen Kopf rein und kotzte mich erst mal so richtig aus wie noch nie. Währenddessen klopfte mir Está auf den Rücken und sprach :"So ist's gut. Lass es dir nochmal durch den Kopf gehen!"


    Als ich wieder unten bei unseren Großeltern war, stellte ich mich neben Fabés hin, der auf einem Holzsessel aus der Küche saß, da Oma, Opa, Frau Hiawar und Lilly auf dem Sofa saßen.
    „Jay hat Migräne, weshalb er sich auf seinem Zimmer ausruht.“erklärte ich kurz.
    „Er war sturzbesoffen, nicht wahr?“flüsterte Fabés mir ins Ohr, worauf ich nickte.
    „Qiez, hoffentlich geht es ihm bald besser. Da fällt mir ein, dass ich Tabletten gegen Kopfschmerzen dabeihabe, ich werde sie ihm bringen.“
    Da hat man wieder den Stress mit den Großeltern, immer müssen sie alles in ihren unscheinbaren, kleinen Taschen haben.
    „R-Rodäz, Palia. Ich habe ihm schon Tabletten gegeben.“(N-Nein, Großmutter.)sprach ich schnell, worauf sie mich etwas verwundert ansah, dann aber aufhörte in ihrer Tasche herumzukramen.
    „Wir haben euer Zeug mitgebracht. Strandkleidung und so weiter, ihr beide geht doch so gerne surfen.“meinte Opa und deutete auf zwei große Taschen.
    Er hat Recht. Das einzige, was mich mit Jay verbindet-bis auf das natürlich, dass wir Geschwister sind-ist das Surfen. Wir wollen immer besser als der andere sein, aber schlussendlich sind wir uns doch ebenbürtig, was das Surfen an sich anbelangt, Kunststücke kann ich aber bessere als er.
    „Gryvezo, Palio para Palia.“(Danke, Opa und Oma.)bedankte ich mich.
    „Was habt ihr in der Zwischenzeit so in Aphaio getrieben?“fragte mich Oma neugierig.
    „Ach, nicht so viel. Meine Freunde und ich trainieren mit einem Bogenmeister und Jay trainiert auch bei einem Schwertmeister in Valeko.“erklärte ich, worauf Opa fragte: „Meinst du Drake Syad und Sorao Piaré?“
    Überrascht sah ich ihn an.
    „Qiez, genau die meine ich. Woher weißt du das?“erwiderte ich etwas verwirrt, worauf er mir erläuterte: „Als ich Achtzehn war, waren das gefeierte Soldaten, schreckten vor nichts zurück. Sie waren damals meine Vorbilder.“
    Achja, Sorao war ja auch schon um die Sechzig, dachte ich als wir uns weiter in ein Gespräch über die Vergangenheit von Opa vertieften.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit der Erzählerei von Opas Einsätzen als Soldat und wie er Oma kennengelernt hat, kam Jay die Treppe runter. Zwar schwankte er noch etwas, aber er war wenigstens nüchtern.
    „Swäl, Palia para Palio.“begrüßte sie Jay, der noch immer etwas bleich war.
    „Swäl, Jay!“sagte Oma aufgeregt und umarmte ihn stürmisch.


    "Schön, zu sehen, dass es dir gut geht!", sprach meine Oma. Wenn die mal wüsste ... ,"Ach, Jay. Ich möchte dir eine Freundin von mir vorstellen. Oma ging rasch ins Wohnzimmer und kam kurz darauf mit einer etwa gleichaltrigen Frau wieder. "Jay, das ist meine Freundin Simona!", stellte Oma sie vor.
    "Swäl", begrüßte ihre Freundin mich lächelnd und streckte ihre linke Hand aus.
    Eigentlich wäre mir das ja so richtig egal und ich wäre jetzt ohne überhaupt Blickkontakt herzustellen, gegangen. Doch da meine Oma direkt daneben stand, dachte ich mir, dass ich mal höflich bin. Hätte ich normal gehandelt, hätte Oma mir eh wieder eine Standpauke zum Thema "Höflichkeit" gehalten, die ich natürlich schon auswendig konnte. Man konnte sie mir praktisch schon im Schlaf rausprügeln. Ich streckte ebenfalls meine Hand aus und schüttelte die der Frau und würgte dabei ein mit meiner freundlichsten Stimme geformtes "Swäl" raus. Brrr ... war das schwer.
    "Dann komm mal ins Wohnzimmer, Jay. Da ist nämlich noch jemand, der dich sehen will!", sprach Oma und ging mit Simona und mir ins Wohnzimmer. Dort angekommen, sah ich Opa, Kahiko, irgendein Mädchen, welches mit dem Rücken zu mir gekehrt auf dem Sofa saß und ein kleines Mädchen welches auf mich zustürmte. "JAAAAY!", rief es und sprang mich kurz darauf an. Es war meine kleine Schwester Skye, die noch agiler zu sein schien, als sonst. Sie umarmte mich, während ich sagte :"Hallo, Kleine. Alles okay bei dir?"
    "Ja, bei mir ist alles okay. Hab dich nur vermisst ... aber jetzt bin ich ja wieder bei dir!", sprach sie glücklich.
    Ich war vielleicht ein kalter Typ, aber meine kleine Schwester völlig aufgeregt und glücklich zu sehen, hob meine Stimmung eigentlich immer. Als Skye mich dann endlich wieder los ließ, zog sie mich Richtung Sofa, auf dem dieses andere Mädchen saß. Sie stand auf und schaute mich an. Ich musterte sie ganz kurz und verfiel dann in eine beeindruckte Starre. Die Unbekannte, welche vor mir stand, war das hübscheste Mädchen, das ich je sah. Ihre wunderschönen braunen Augen, ihre langen kastanienbraunen Haare und ihre süßes Lächeln. Das war ja beinahe schon göttlich, dieses Aussehen.
    "Ach ja, Jay", setzte Omas Freundin an, die sich neben mich stellte, "das ist meine Enkelin Lilly. Sie ist spontan mitgekommen!"
    "S-Swäl!", sprach das Mädchen mit einer bezaubernden Stimme zu mir.
    Ich? Ich brachte kein Wort raus, geschweige denn auch nur eine Silbe. Ich war die ganze Zeit damit beschäftigt, dieses Mädchen anzugucken. Langsam legte sie einen unsicheren Blick auf. Vielleicht, weil ich ihr nach etwa einer Minute noch nicht "Hallo" gesagt habe.
    "Jay, alles okay?", fragte Kahiko mich, der mir meine Nervosität irgendwie ansah. Anschließend sprach er zu Lilly :"Contrâ!" und zog mich kurz mit in die Küche.


    „Quer ces á hyro?“fragte ich Jay als wir in der Küche ankamen.
    Während ich auf eine Antwort wartete, starrte Jay unentwegt auf die Küchentür, die zum Wohnzimmer führte. Nach ein paar Augenblicken begriff ich, warum Jay so ruhig war.
    „Du bist in sie verschossen, oder?“meinte ich mit einem kecken Grinsen.
    „Q-Quer? Hast du was gesagt?“sagte er während er langsam zu mir sah.
    „Ich sagte: Du bist in sie verknallt.“mein Grinsen steigerte sich noch beim letzten Wort.
    „Ya wessa, Kahiko. Das stimmt überhaupt nicht.“streitete er es ab und sah aus dem Küchenfenster.
    „Du brauchst es gar nicht zu bestreiten, das ist eindeutig. Du bist in Lilly verliebt. Der sonst so toughe Jay ist verliebt, vollkommen verknallt.“sprach ich während Jay immer röter im Gesicht wurde.
    „Pac, Kahiko.“mehr sagte er aber nicht, worin ich mich noch mehr in meiner Aussage bestätigt fühlte.
    „Aber zwischen euch wird es eh nicht funktionieren.“meinte ich ernst, worauf Jay mich etwas fragend ansah.
    Jetzt wusste ich, dass er wirklich in sie verschossen war. Ich musste wieder Lächeln und Jay beschimpfte mich und sah wieder aus dem Fenster.
    „Wann sagst du es ihr?“fragte ich neugierig, worauf ich aber keine Antwort bekam.
    Als ich wie ein kleines Kind immer weiter zu quengeln begann, verließ Jay den Raum und wollte gerade die Tür zuknallen, aber machte dies nicht, da ja unsere Großeltern im nächsten Raum saßen und ihn ansahen. Er machte die Tür ganz normal zu, nun stand ich allein in der Küche. Ich lehnte mich gegen die Küchenzeile und musste abermals lächeln. Nach ein paar Augenblicken betrat Fabés die Küche und sah mich fragend an, als er mich sah.
    „Über was habt ihr gesprochen?“sagte er, worauf ich erwiderte: „Was hältst du von Lilly und Jay?“
    Er sah mich etwas skeptisch an, doch dann meinte er: „Mag er sie?“
    Während ich nickte, kam er zu mir und lehnte sich ebenfalls an die Küchenzeile an und verschränkte die Arme.
    „Dein Bruder, verliebt? Das kann ich nicht glauben.“sprach er während er mich von der Seite ansah.
    „Ich auch nicht. Bin nur gespannt, was sich daraus entwickelt.“erwiderte ich während wir wieder ins Wohnzimmer gingen.


    Im Flur stehend, holte ich meine Tabletten aus meiner Tasche. Eine von ihnen würgte ich mir regelrecht in den Hals, weil ich gerade so sauer auf Kahiko war. Was erlaubt sich mein kleiner Bruder, mich einfach als 'verliebt' abzustempeln? Der kleine Traumtänzer glaubt ja auch noch Liebe auf den ersten Blick. Was für ein Müll! Anschließend steckte ich die Tabletten wieder in meine Tasche und ging zurück ins Wohnzimmer. Diesmal nahm ich mir vor, wenigstens einen ganzen Satz sagen zu können, während ich Lilly ansah. Obwohl ich wusste, dass sie mich jetzt sicher schon als verrückt abgestempelt hatte. Egal!
    "Ah, Jay. Da bist du ja wieder!", sagte meine Oma, "Was ich dir noch sagen wollte, wir waren Kleidung kaufen für euch. Auch Sachen für den Strand, damit Kahiko und du endlich nochmal surfen könnt!"
    Das war ja mal schön zu hören. Surfen war so eine Sache bei der ich nicht den Drang hatte, meinem Bruder den Hals umzudrehen. Ich weiß noch, als wäre es gestern gewesen. Unsere Eltern, Kahiko und ich machten jedes Jahr Urlaub in Hawaii. Schon als wir Kinder waren, wollte unser Vater, der Hawaiianer war, uns das Surfen beibringen. Und auch in Kaleon am Strand haben wir viel geübt. Kahiko legte vielleicht mehr Wert darauf, besondere Kunststücke zu machen, die ich eh scheiße fand, dafür spezialisierte ich mich auf höhere Wellen. Und so war das auch. Ich sage es mal so : Mein Kunsstück war es, auf besonders hohen Wellen zu surfen, weshalb ich meinem Bruder auch was das angeht, überlegen bin. Es war immer so lustig, mit anzusehen, wie er versuchte, mich zu übertreffen und bei etwas größeren Wellen dann immer ins Wasser fiel. Natürlich musste ich dann zu meinem Bruder eilen, um zu gucken, dass er auch nicht ertrinkt. Amüsant war es trotzdem. Schade, dass ich Hawaii jetzt sicherlich ne ganze Zeit nicht mehr sehen werde ...
    "Caviza, gryvezo! (Nett, danke!)", antwortete ich.
    Während wir uns noch über alles Mögliche unterhielten, konnte ich nicht anders, als ab und zu meinen Blick zu Lilly zu wenden. Sie anzusehen war einfach das Beste, was ich im Moment tun konnte. Und glaubt mir, ich hätte vieles machen können. Lilly war ein wirklicher Blickfang. Ab und zu schaute sie auch zu mir, weshalb ich dann meinen Blick immer abwandte. Gott, lenkt die mich ab.


    Fabés und ich betraten das Wohnzimmer, als Oma gerade sagte: „Wie die Zeit vergeht, jetzt ist es schon Abend! Ich denke, wir werden uns verabschieden. Wir werden euch bald wieder besuchen.“
    „Led, gryvezo für die Kleidung.“sprach ich während ich meine Großeltern ansah.
    „Wenn ihr euch mit Lilly treffen wollt, könnt ihr das gerne tun. Wir leben nämlich in Aphaio.“sagte Simona während Oma, Opa, Skye, Lilly und sie aufstanden.
    „Qiez, wär bestimmt lustig.“sprach Lilly lächelnd.
    Als sie gehen wollten, schrieb Lilly auf einen Zettel ihre Telefonnummer und legte sie auf den Wohnzimmertisch. Dann verabschiedeten sich unsere Großeltern, Simona und Lilly und verließen das Haus. Fabés ging dann auch, nun war ich wieder mit meinem Bruder allein im Haus. Ich ging ins Wohnzimmer und sah Jay, der auf die Telefonnummer auf dem Tisch starrte.
    „Soll ich es nochmal sagen?“fragte ich ihn grinsend.
    Er nahm schweigend die Nummer und ging an mir vorbei die Treppen hoch. Kurz darauf hörte ich eine Tür knallen. Ich setzte mich auf das Sofa und holte mein Handy aus der Hosentasche. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich es stumm geschaltet hatte. Auf dem Display erschienen ganze zehn Nachrichten, alle von Roumald. Damit ich ihm nicht zurückschreiben brauchte, rief ich ihn kurzerhand an.
    „Swäl, Kahiko!“schallte es aus dem Telefon.
    „Swäl, Roumald. Was gibt´s?“
    „Hast du meine Nachrichten nicht durchgelesen?“
    „Rodäz, deshalb habe ich dich ja angerufen.“
    „Achso…Warum hast du eigentlich nicht auf die Nachrichten geantwortet?“
    „Meine Großeltern, Skye und eine Freundin von Oma waren hier…und noch ein Mädchen, in das sich Jay verguckt hat.“
    „JAY IST VERLIEBT?“rief er ins Telefon, worauf ich es von meinem Ohr weghielt.
    „Qiez, es sieht so aus.“
    „CAVEZ, ist ja verrückt! Aber eigentlich wollte ich dich fragen, ob du morgen nicht zum Strand mitkommen willst. Du kannst das Treffen mit Hokulani ja dorthin verlegen. Das ist die Ideale romantische Kulisse für ein Treffen!“
    „Das mit dem Treffen am Strand klingt gut…aber das mit dem romantischen ist übertrieben. Ich rede mit ihr.“
    „Led, dann bis morgen am Strand!“
    „Led, bis morgen.“


    In meinem Zimmer angekommen, zog ich mein T-Shirt aus und knallte mich auf mein Bett. Dort musste ich noch weiterhin an Lilly denken. Den Zettel mit ihrer Nummer hatte ich in meiner linken Hand. Ich hielt ihn hoch, etwa auf Augenhöhe und starrte ihn an. Daraufhin holte ich mein Handy raus und drückte auf die Option "Wähltasten". Sollte ich sie wirklich anrufen? Was sollte ich ihr denn sagen? "Hallo, ich finde dich sau hübsch und du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf"? Wohl eher nicht. Ich faltete den Zettel mit meinen Fingern und legte mein Handy auf meinen Nachttisch neben mir. Etwa eine Stunde lag ich noch mit dem verdammten Zettel in der Hand. Plötzlich hörte ich, wie meine Tür aufging und Kahiko rein kam. Er hatte ebenfalls nur noch seine Hose an, wollte wohl sicher auch gleich schlafen gehen.
    "Swäl, Jay. Wollte dir nur 'Gute Nacht' sagen und ... hey. Ist das nicht der Zettel auf dem Lillys Nummer draufsteht?", sprach er und lächelte nach seinem letzten Satz.
    So wieso schon genervt von Kahikos Verdacht, dass ich verliebt in Lilly sei, antwortete ich gehässig :"Nein, Kahiko. Wenn ich dir dieses verfickte Stück Papier in deinen Hals gequält habe, dann wird es der Fremdkörper sein, der an deinem grausamen Ersticken Schuld ist!"
    Kahiko trat etwas näher und antwortete grinsend :"Bleib mal ruhig, Bruderherz. Nimm das doch nicht so ernst!"
    "Wenn du mich damit in Ruhe lassen könntest!"
    "Wie du meinst. Aber ich habe vorhin beobachtet, wie du sie die ganze Zeit eben angestarrt hast. Also langsam glaube ich ernsthaft, dass du dich in die verguckt hast, Jay. Und man kann mich bei so was nur schwer umstimmen!"
    "Kahiko. Lassen wir mal besser nicht die Tatsache aus den Augen, dass du selbst da so ein Mädchen kennengelernt hast, mit dem du dich verabredet hast. Die Frage, die sich mir stellt, ist 'warum sie sich freiwillig mit dir verabredet'. Ich glaube schwer, dass sie eine Wette verloren hat, wonach sie sich mit einem völlig inkompeteten Spast verabreden muss, der sich nicht nur in das Leben anderer einmischt, sondern aufgrund seiner Beschränktheit eine völlig falsche Anschauung der Welt hat und seinem Bruder irgendwelcher Gefühle beschuldigt. Also was ist, Brüderchen? Noch etwas zu sagen?"
    "Auch wenn diese Ansprache gerade jetzt richtig wehgetan hat, muss ich sagen, dass ich bei meiner Meinung bleibe!"
    Ich schaute meinen Bruder mit einem angesäuerten Gesichtsausdruck an. "Ich glaube es ja nicht, du willst mich wirklich herausfordern? Bist du dir deiner Sache so sicher oder hast du es einfach nur nötig?"
    "Die erste Option auf jeden Fall. Ich kenne dich normal als jemanden, der auf alles einen Fick gibt und sich auch wenig für Andere interessiert ..."
    "Und in wie fern wurde dieses absolut korrekte Weltbild von dir jetzt zerstört?"
    "Gib es einfach zu, Jay. Dieses Mädchen will dir nicht mehr aus dem Kopf und das ist gerade das Wundersame, bei jemandem wie dir! W ie auch immer, will jetzt nicht weiterdiskutieren. Ach ja, ich gehe morgen mit Hokulani und meinen Freunden an den Strand, kommst du mit?"
    "Nur, wenn ich deinen Kopf unter Wasser halten darf, bis du ertrinkst!", entgegnete ich energisch.
    "Das sehe ich einfach mal, als 'ja'. Vielleicht bringst du Lilly ja auch mit!"
    Ich schaute meinen Bruder, der offenbar Spaß daran hatte, mich zu provozieren ziemlich sauer an.
    "Aplaja, led caliaz, Zäletchor! (Naja, gute Nacht, Bruderherz!)", sprach Kahiko und verließ mein Zimmer.
    Ich schaute erneut auf Lillys Nummer, die auf dem Zettel stand. Warum hatte sie die überhaupt da gelassen? Will die was von mir? Ich nahm mein Handy raus und wählte ihre Nummer ein. Dann drückte ich den grünen Hörer und hielt das Handy an mein Ohr. Nach kurzer Zeit hörte es auf zu Piepen und ein "Kyaro? (Hallo?)" war zu hören. Es war ganz klar Lillys liebliche Stimme.
    "S-Swäl, Lilly. Faro ce red, Jay ... (H-Hallo, Lilly. Ich bin es, Jay!) "
    "Ah, der Junge von heute Abend. Qorad plejen redâ? (Wie geht's?) "
    "L-Led, gryvezo ... hyro? (G-Gut, danke. Dir?) "
    "Mir auch, hihi. Was gibt's so?"
    "Ööhm, qiez ...", zögerte ich anfangs, "f-faro välko lanza cyá frio zäl para scyonja cyá uyno paregôs seneros esq gir galiza. Pereza hechor jienkyez garzar scyonja?" (I-Ich gehe morgen mit meinem Bruder und vielleicht mir ein paar Freunden an den Strand. Möchtest du mitkommen?)", fragte ich aber letzendlich etwas nervös.
    "Hm ... sehr gerne. Warum nicht.", antwortete sie, "ruf mich einfach morgen an, bevor du zum Strand gehst. Dann kannst du mir sagen, wann ich da sein soll. Es ist doch hoffentlich okay, wenn ich ein paar Freundinnen mitnehme, oder? Ich wollte so wieso nochmal gerne an den Strand."
    "R-Rodäz, vayn plyo cer rineca! (N-Nein, das ist kein Problem!)"
    "Freut mich. Also ruf morgen einfach an, dann komm ich!"
    "Leech ..."
    "Ach ja. Du sprichst wunderschön techorianisch.", sagte sie.
    "Ay, gryvezo!", entgegnete ich lachend.
    "Aplaja, leèn lanza! (Naja, bis morgen!)"
    "Leèn lanza!", verabschiedete ich mich und legte dann auf.
    Hatte sie mir wirklich gerade ein Kompliment für meine Aussprache gemacht? Donnerwetter. Am Liebsten hätte ich ihr noch ein Kompliment für ihre Stimme gemacht, aber egal. Ich steckte mein Handy ein, klemmte meine Hände zwischen Kopf und Kissen und dachte weiter an Lilly. Auch nachdem ich mit ihr geredet hatte, ging sie mir nicht mehr aus dem Kopf. Was war nur los mit mir? Ich bin auf jeden Fall froh, dass sie morgen mitkommt. Eine Sekunde lang eben dachte ich, dass ich zu aufdringlich wäre. Ich meine, wir kennen uns erst seit einigen Stunden. Aber sie scheint ja nichts dagegen zu haben. Ich wollte jetzt nicht mehr weiter daran denken. Ich überlegte, morgen früh zu dem Cousin des Meisters zu gehen, der mich in der Kraft der Dunkelheit unterrichten könnte. Und ich beschloss, das auch zu machen. Danach gönne ich mir etwas Strand. Um nicht weiter mehr von dem zwanghaften Gedanken an Lilly abgelenkt zu werden, holte ich mein Handy und meine Kopfhörer raus und hörte Musik.


    Ich starrte die Decke an als ich mir Gedanken über den morgigen Tag machte. Endlich konnte ich wieder einmal surfen. Aber eigentlich freute ich mich mehr auf das Treffen mit Hokulani, als auf das Surfen. Ich wollte noch weiter darüber nachdenken, aber dann überkam mich die Müdigkeit und ich schlief ein.
    Am nächsten Morgen wachte ich durch ein lautes Klopfen an meiner Tür auf. Verschlafen bat ich den, der so klopfte, herein. Es war Roumald.
    „Swäl, Kahiko!“begrüßte er mich.
    „Qiez, swäl…“antwortete ich im Halbschlaf.
    „Wir müssen zu Sorao, komm, mach dich fertig.“meinte er und setzte sich zu mir ans Bett.
    Gähnend nickte ich und machte mich schnell fertig.
    „Qorad jizo ces redit?“fragte ich während ich mir ein grünes, ärmelloses Shirt anzog.
    „Uhm...Halb neun.“erwiderte Roumald als wir mein Zimmer verließen.
    Ich nickte und wir machten uns auf den Weg in die Katakomben.
    „Sag mal Roumald, wie verhielt sich Ales gestern? Hat er mit euch mit trainiert?“fragte ich neugierig.
    „Rodäz, er stand Abseits und hat uns einfach nur zugeschaut, sonst nichts. Quario?“meinte er etwas verwirrt.
    „Ach, nur so.“
    „Warum sind Fabés und du gestern eigentlich abgehauen?“sagte er und stupste mich grinsend mit dem Ellbogen an.
    „Wir mussten etwas in der Bibliothek nachschaun.“
    „IHR WART IN DER BIBLIOTHEK?“sprach er ungläubig.
    Ich nickte nur. Wir waren mittlerweile schon am Rathausplatz.
    „Was habt ihr nachgeschaut?“
    „Ach, nichts besonderes…“
    „Wenn du meinst.“
    Wir betraten gerade die Katakomben, als Fabés und Carlos zu uns kamen.
    Als wir uns begrüßt hatten, fragte Roumald: „Wollt ihr heute mit zum Strand kommen?“
    „In Aphaio gibt es einen Strand?“erwiderte Carlos verwirrt und Fabés schüttelte darauf nur den Kopf.
    „Ich komm gerne.“sprach dann Fabés, worauf Carlos dies ebenfalls sagte.
    „Led, aber jetzt sollten wir uns auf unser Training konzentrieren.“meinte Fabés.
    Wir nickten, betraten die Katakomben und trainierten mit Sorao.


    Am nächsten Morgen machte ich mich um etwa sieben Uhr auf den Weg nach Esqar, dort wo der Cousin von Syad lebt. Ich hoffe, er kann mich im Schattenelement unterrichten. Die Fahrt dauerte nicht lange, Syad sagte ja auch, dass Esqar nur ein Katzensprung von Valeko war. Als ich ankam und aus dem Zug ausstieg, sprangen mir sofort prächtige Baumalleen und viele Kleingärten in's Auge. Viele Menschen waren mit dem Fahrrad unterwegs und schienen hier auch nicht wirklich viel vom Krieg mitzukriegen. Esqar war ja auch nahe Aphaio, welches komplett im Süden lag. Fußsoldaten würden lange brauchen, über die Grenze nach Aphaio zu kommen. Und selbst, wenn sie mit dem Schiff rüberschippern würden, gehe ich davon aus, dass die techorianische Marine dies schnell unterbinden würde. Ich ging durch die lebhafte und grüne Stadt, in der für diese Uhrzeit wirklich schon einiges los war. Teils waren schon Läden geöffnet. Auf einem großen Holzschild war eine Wegbeschreibung. Ganz oben stand "Schattenmeister Leonardo Chanâ" und daneben ein Pfeil, der nach rechts zeigte. Ich ging in besagte Richtung und sah nach kurzer Zeit auch schon ein Haus, welches etwas größer war, als der Großteil der restlichen Häuser in Esqar. Vor dem Haus standen große Kerzenständer, auf denen auch brennende Kerzen standen, abgerundet von einem Glas, welches oben geöffnet war. Weiterhin stand einige Meter vor dem Haus ein weiteres Schild, welches mir bestätigte, dass dieses Haus dem Schattenmeister gehöre. Ich näherte mich und klopfte ein paar Mal an die Tür. Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür und ein großer junger Mann kam zum Vorschein. Er hatte eine schwarze knappe Militärfrisur. Eine schwarze Robe und eine schwarze Hose an. Auf seinem linken Unterarm prangte ein seltsames Zeichen, welches mir bekannt vorkam.
    Mit seinen braunen Augen sah er mich an und fragte: "Kann ich was für dich tun?"
    "Qiez. Pereza hechor kap Leonardo Chanâ?" (Ja. Sind sie Leonardo Chanâ?)
    "Qiez, faro ce welko! Para hechor?" (Ja, der bin ich! Und du?)
    "Ich bin Jay Veljeta. Ich besitze das Schattenschwert Drako und würde gerne wissen, ob sie mich in den Künsten der Dunkelheit unterrichten könnten!"
    Der Mann vor mir musterte mich kurz und entgegnete dann: "Hast du denn schon irgendwelche Vorerfahrungen?"
    "Qiez. Ich kann schon recht gut das Qajô verlagern. Schatten beschwören kann ich gut, an dem Bewegen von ihnen und besonders an dem Angreifen muss ich aber noch arbeiten!"
    "Leech. Ich werde dich unterrichten. Aber erst mal möchte ich sehen, wie gut du das Qajô wirklich verlagern kannst. Bitte trete ein!"
    "Danke!", sagte ich und betrat das Haus des Meisters.


    Als wir vier gerade mitten im Training waren, stieß Ales zu uns. Er begrüßte uns freundlich, worauf ihn Sorao, Roumald und Carlos ebenfalls freundlich begrüßten, nur Fabés und ich begrüßten ihn mit etwas genervter Stimme. Ales sah uns fragend an, aber Fabés und ich ignorierten ihn einfach und trainierten weiter.
    „Ihr habt doch beide Legendenbögen, vek?“fragte Roumald Ales und Sorao, worauf diese vorsichtig nickten.
    Ich wusste schon, was als nächstes kam.
    „Dann könnt ihr uns doch mal zeigen, wer stärker ist.“meinte Roumald, worauf Fabés ihn ungläubig ansah, dann schaute er hilfesuchend zu mir.
    Ich zuckte nur mit den Schultern.
    „Das würd‘ mich auch interessieren.“sagte Carlos, worauf Fabés mich noch eindringlicher ansah.
    „Also, Sorao, erweist du mir die Ehre eines Kampfes mit dir?“fragte Ales, worauf Sorao nickte.
    Wir stellten uns zur Wand, während Sorao und Ales in die Mitte des runden Raumes gingen. Dort angekommen stellten sie sich gegenüber auf, Sorao war fast einen ganzen Kopf größer als Ales. Dann drehten sie sich um und gingen ein paar Schritte auseinander. Sie zogen ihre Waffen und warteten, bis der jeweils andere bereit war, dann fingen sie an. Sorao zog einen Pfeil und schoss ihn vor sich in den Boden, worauf vor ihm eine große Gesteinsmauer erschien. Ales schoss drei Pfeile hoch, worauf sie hinter der Mauer niedergingen, doch Sorao wich den Pfeilen ohne großer Mühe aus. Sorao schoss einen Pfeil an die Decke über Ales, worauf aus dieser einige Stalaktiten herausschossen. Ales wich nur knapp aus, lief zur Gesteinswand, zielte auf diese, aber stoppte ab als er Sorao sah, wie er ihn mit dem Pfeil bedrohte. Ales hatte deshalb seinen Pfeil fallengelassen, doch zog blitzschnell einen neuen aus seinem Köcher und spannte ihn ein. Nun bedrohten sie sich beide Gegenseitig. Bevor sie schossen, holte ich meinen Bogen vom Rücken und schoss einen Pfeil zwischen sie, worauf der ganze Raum in Licht gehüllt wurde.


    Der Meister führte mich in seinen Keller, der schwach beleuchtet war, ich aber wenigstens noch was sehen konnte. Wir kamen in einem recht großen Raum an. An der linken Wand hing ein Poster mit verschiedenen Schattenfähigeiten und Bewegungen. Gegenüber von uns stand ein Tisch, auf denen so Dinge wie ein Glas, eine Kerze und ein Amboss standen. Direkt daneben stand ein großer Schrank. Die Wände des Raumes waren in schwarz gehalten. In diesem Raum war die Beleuchtung etwas besser, mit dem Sehen hatte ich keine Probleme.
    "Nun gut. Bevor wir mit etwas Theorie anfangen, möchte ich nun sehen, wie gut du schon für den Anfang mit dem Qajô umgehen kannst. Ich glaube, dass du noch nicht wirklich viele Fähigkeiten drauf hast, stimmt's?"
    "Qiez", antwortete ich.
    "Dann wirst du sehen, dass du mit deinem Qajô noch viel mehr und intensiver arbeiten musst, das alles aber später. Beschwöre mal einen Schatten"
    Ich gehorchte und verlagerte das Qajô in meinen Fingerspitzen. Dann drehte ich meine linke Hand mit dem Rücken nach unten und hob sie hoch. Mit ihr steigte auch ein Schatten aus dem Boden in die Lüfte. Das mit dem Beschwören hatte ich eigentlich wirklich schon gut drauf.
    "Okay, das sieht schon ganz gut aus. Dann bewege ihn mal etwas hier durch den Raum!"
    Ich hob nun auch meine rechte Hand und verlagerte meine elementare Kraft auch in ihr. Dann steuerte ich mit beiden Händen den Schatten wie eine Marionette durch die Luft. Anfangs drohte der Schatten häufig, sich meiner Kontrolle zu entreißen, aber mit Mühe schaffte ich es immer wieder, die Kontrolle beizubehalten.
    "Okay, auch nicht schlecht. Jetzt greife mit ihm das Poster an dieser Wand dort an!", sprach mein Meister und zeigte auf die Wand rechts von mir.
    Wieder die Kraft in die nötigen Bereiche verlagert, bewegte ich den Schatten so, dass es das Poster an der Wand mit zwei Schnitten zerriss. Allerdings brauchte ich insgesamt fünf Angriffe, damit es auch wirklich zerschnitten wurde. Drei von ihnen gingen daneben.
    "Hm, leech. Das hast du schon mal drauf, wird also nur noch eine Frage der Übung sein. Die Bewegungen und Angriffe müssten noch flüssiger sein und der Schatten noch etwas schneller aus dem Boden geschossen kommen. Das wirst du sehen, dass wenn du im Kampf bist, Sekunden des Beschwörens entscheidend sein können. Aber naja, das muss ich dann wohl nicht mehr mit dir üben, das wirst du schon gut selber hinkriegen. Nun möchte ich dir noch etwas Theorie nahebringen. Du kannst dich gerne hinsetzen, wenn du willst!", sprach der Meister und zeigte auf einen Stuhl links von ihm.
    Ich ging zu dem Stuhl hin, setzte mich und hörte dem Meister zu.
    "Als aller Erstes solltest du wissen, dass das Element der Dunkelheit auch ziemlich selbstzerstörerisch sein kann, wenn man es nicht richtig beherrscht. Zum Beispiel ein Schatten. Verlierst du die Kontrolle über ihn und er rast auf dich zu, kann es zu einem ziemlich miesen Aufprall kommen. Ich kannte mal einen, der hat sich mit drei Schatten, die er selbst beschworen hatte, ausversehen alle Knochen im Körper zersäbelt ... er ist daraufhin gestorben. Heißt, es reicht dir nicht, wenn du zum Beispiel dir bei der Beherrschung der Schattenkontrolle zu 100% sicher bist. Nein, du musst dir zu 200% sicher sein. Du musst die volle Perfektion aus dieser Bewegung ausschöpfen. Das sollte jetzt schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf die abschreckenden Dinge des Elementes sein. Weiteres erfährst du von mir, wenn wir an dem Punkt angelangt sind. So, was du auch noch wissen solltest, ist dass Dunkelheit und Psycho die einzigen Elemente sind, mit denen man Menschen und Gegenstände kontrollieren und bewegen kann. Mit allen Anderen geht das nicht, außer man kommt natürlich auf die Idee, als Pflanzenbändiger sich seine Sachen von einer Ranke holen zu lassen. Dies ist aber nicht Sinn der Sache. Ich meine, dass man nur mit Dunkelheit und Psycho Dinge bewegen kann, ohne dass direkter Kontakt aufgebaut wird. Und da dies eine nützliche Fähigkeit ist, die man immer mal brauchen kann und die dir auch im Kampf hilfreich sein kann, werde ich dir dies nun beibringen. Komm mit!"
    Ich stand auf und ging mit dem Meister zu dem vorhin erwähnten Tisch, auf dem das Glas, die Kerze und der Amboss stand.


    Als das Licht nachließ, sah ich wie Ales und Sorao etwas verwirrt in meine Richtung sahen. Ich hielt meinen Bogen noch immer schussbereit.
    „Sieht ganz so aus, als würdest du gerne gegen mich antreten, vek?“fragte mich Ales herausfordernd, aber in seinem Ton hörte ich etwas Wut heraus.
    „Q-Quer? R-R-Rodäz, ich w-will nicht gegen dich kämpfen.“stammelte ich, worauf Fabés sich die Hand auf die Stirn schlug.
    „Vorwa, Kahiko …“meinte Fabés, Ales sprach vermeintlich freundlich: „Ich verspreche, ich werde mich zurückhalten.“
    Misstrauisch sah ich ihn an, doch da ich dieses Mal nicht als Feigling dastehen wollte, willigte ich schlussendlich ein.
    „Kahiko! Du hast sie doch nicht mehr alle! Du weißt, was das für ein Typ ist!“flüsterte Fabés mir wütend zu, doch ich hörte nicht auf ihn.
    Während Ales und ich in die Mitte des Raumes gingen, kam Sorao zu mir, griff mir mit seiner linken Hand an meine linke Schulter und flüsterte mir ins Ohr: „Pass auf, dieser Bursche ist mir nicht geheuer.“
    Na toll, dachte ich als ich vor Ales in der Mitte stand. Wenn ich mich nicht irrte, grinste er mich finster an. Wir gingen ein paar Schritte auseinander, machten uns bereit, dann ging es los. Ich zog schnell einen Pfeil, doch in der Zwischenzeit hatte Ales schon einen auf mich geschossen. Um Millimeter konnte ich ausweichen, konzentrierte dann mein Qajô, so gut es in der kurzen Zeit ging, und schoss den Pfeil vor Ales Füße. Abermals durchflutete undurchdringbares Licht den Raum, doch ich konnte alles ganz genau erkennen. Ich sah den Raum ganz genau so, wie er ohne Licht wäre, nur etwas heller. Ich nutzte den Moment und holte aus meinem Köcher einen weiteren Pfeil. Ich werde ihn mit seiner eigenen Technik schlagen, dachte ich als ich in die Hocke ging, Ales ganz genau anvisierte, mich dann im Kreis drehte, aus der halben Drehung heraus sprang und dann den Pfeil in Richtung Ales losließ. Der Pfeil sauste mit einem riesigen Lichtschweif auf Ales zu, der die Augen geschlossen hatte. Bevor ich mich fragen konnte, warum, wich er ohne Mühe dem Pfeil aus als das Licht verschwand.
    „Hm, netter Versuch. Jetzt bin ich dran!“rief Ales als um ihn am Boden ein Kreis mit mir unbekannten Runen erschien.
    Im Raum herrschte nun ein regelrechter Sturm.
    „Izo Lizyo!“ (Sturmmeer)sprach er laut, worauf sich um ihn ein Tornado bildete.
    Jetzt hatte ich wirklich Schiss, so sehr dass ich dachte, ich würde mir auf der Stelle in die Hose machen. Aber dann kam mir wieder in den Sinn, dass ich selbstbewusster werden wollte und das gab mir in einer gewissen Weise Mut. Mein ganzer Körper kribbelte, irgendwie fühlte ich mich, als könnte ich nun alles schaffen, meine Angst war gänzlich verschwunden. Ich zog einen Pfeil und konzentrierte mich, als plötzlich um mich ebenfalls ein Kreis erschien, nur meiner war golden und hatte techorianische Schriftzeichen. Um mich bildete sich immer mehr Licht, der Wind hingegen wurde immer schwächer.
    „D-Das … D-Das kann doch nicht sein!“hörte ich Ales rufen, doch ich beachtete ihn nicht weiter.
    Der Raum war nun abermals mit grellem Licht gefüllt, ich schloss die Augen. Ich spannte den Pfeil in meinen Bogen und zielte vor mich. Obwohl ich meine Augen geschlossen hatte, konnte ich alles ganz genau sehen.
    Ich visierte Ales an als mir urplötzlich zwei Wörter einfielen, die ich sogleich rief: „Stel Zorâ!“(Sternstunde)
    Ich ließ den Pfeil los, worauf dieser sich vielfach duplizierte. Ales war nun inmitten einer Kugel aus Pfeilen, die nur auf mein Kommando warteten. Doch in diesem Moment überkamen mich Zweifel. Kann ich einfach so einen Menschen töten? Nein, das konnte ich nicht. Genau in dem Moment, als ich zweifelte, erlosch das Licht und die Pfeile lösten sich in Luft auf. Ich atmete heftig und fühlte mich, als könnte ich jeden Moment umkippen.
    Ales, Roumald, Carlos und Fabés sahen mich verwirrt an, doch Sorao klatschte und sagte lächelnd: „Néz led, Kahiko!“


    "So. Ich möchte dir zuerst gerne beibringen, wie man Dinge bewegt. Dazu habe ich hier Gegenstände von unterschiedlichem Gewicht. Einmal das kleine leichte Glas, dann die große Kerze, dann den Amboss ... und neben dem Tisch steht ein Schrank ...", sprach er, "hast du eventuell eine Idee, wie du diese Dinge bewegen kannst?"
    "Hm ... also spontan würde ich sagen, das Qajô in die Hände, Finger und in die Stirn zu verlagern, das Ziel anvisieren, Hände heben, gut konzentrieren und dann bewegen", antwortete ich, während ich die Gegenstände auf dem Tisch ansah.
    "Fast richtig. Das Qajô muss in die kompletten Arme fließen. Da du beim Bewegen von Dingen ja nicht nur die Hände benutzt, sondern auch die Arme um zum Beispiel auszuholen und Dinge zu werfen. Du musst immer bedenken, wenn dir die Frage aufkommt, wo dein Qajô hin muss, dass es in alle benötigten Bereiche kommt. Man kann sich das ja immer schnell denken, welche Bereich man braucht. Also, möchtest du es mal versuchen?"
    "Keine Ahnung, möchte ich das?"
    "Probier es einfach mal aus. Es bedarf zwar viel Übung, aber das ist ja bei Allem so. Besonders wenn du immer schwerere Dinge bewegen willst!"
    "Okay, ich versuch es mal!"
    Ich schloss meine Augen, konzentrierte mich und versuchte, das Qajô in Arme, Hände, Finger und Stirn fließen zu lassen. Als ich das Gefühl hatte, ich wäre bereit, schloss ich meine Augen, visierte schnell das Glas an und hob schnell meine Hand. Es bewegte sich keinen Zentimeter.
    "Hm. Versuch es einfach nochmal. Und versuch beim nächsten Mal nicht so schnell zu sein. Für den Anfang solltest du es langsam versuchen. Später wirst du es aber auch beherrschen können, das schnell zu machen, aber im Moment solltest du es noch langsam angehen. Naja, mach noch einmal", sprach der Meister zu mir.
    Ich wiederholte den Vorgang und hob diesmal langsamer meine Hand. Nur passierte wieder nichts. Ich schaute kurz den Meister an, der aber nichts dazu sagte. Deshalb wiederholte ich es noch einige Male. Jeder Fehlversuch war entmutigender, aber ich versuchte ja momentan, mich in Selbstdisziplin zu üben, weil es ja nun mal so war, dass ich manche Dinge nicht auf Anhieb beherschen konnte.
    "Versuch es einfach weiter. Als ich das gelernt hatte, hätte ich mir auch die Haare ausreißen können, wie viele Anläufe ich gebraucht hatte. Irgendwann sitzt es schon."
    Als ich beim nächsten Versuch wieder die Hand hob, ließ ich das Qajô aus meinem Oberarm schnell in die Hand fließen und ihr somit zusätzlich Kraft gebeben lassen. Und tatsächlich schwebte das Glas ein paar Zentimeter über dem Tisch. Das Qajô ließ ich wieder ausbalancieren und versuchte, so lange wie möglich das Glas hochzuhalten. Doch genau so wie bei dem Beschwören von Schatten, drückte das auch langsam auf die elementare Kraft, sodass das Glas von mir nur begrenzt in der Luft zu halten war.
    "Das ist doch schon mal nicht schlecht. Sehr schön", lobte der Meister mich, "das Glas war schon mal in der Luft. Nun wirst du es noch bewegen müssen. Du kannst das Glas ruhig überall hinbewegen, wenn du willst. Sollte es fallen, fang ich es auf!"
    Erneut hob ich das Glas, mithilfe meines Tricks von eben. Und er leistete mir wirklich gute Dienste. Das Glas schwebte. Unter voller Konzentration bewegte ich langsam meinen linken Arm und bewegte es. Nach etwa einer Sekunde war meine elementare Kraft zu belastet, um es weiter oben zu halten, darum bewegte ich es noch schnell zum Tisch zurück und setzte es langsam ab.
    "Sehr schön. Mach eine kurze Pause und danach möchte ich es noch ein paar Mal von dir sehen!"
    Ich wartete eine Minute und wiederholte die ganzen Vorgänge von Neuem. In etwa 80% der Fälle saß es und ich konnte das Glas kontrollieren. Doch in etwa 100% der Fälle, war nach einer Minute schon wieder Schluss damit, was mich sichtlich ärgerte.
    "Wirklich gut, muss ich sagen. Natürlich muss es dir noch gelingen, das Glas länger in der Luft zu halten. Dafür solltest du allgemein diese Technik trainieren, genau so wie dein Qajô!"
    "Wie soll man denn sein Qajô trainieren?", erkundigte ich mich.
    "Das Trainieren des Qajôs sieht bei jedem anders aus. Es kommt einmal bei jedem auf Meditation und auf die Umgebung an, welche an das Element angepasst ist. Bei Menschen, die das Feuer beherrschen, zum Beispiel, macht es am meisten Sinn, wenn sie in warmen Gebieten und Räumen meditieren. Welche die Pflanze beherrschen, meditieren am Besten in der Nähe von Grünanlagen oder in Wäldern. Beherrscher der Dunkelheit meditieren am Besten schlicht und ergreifend, wenn es komplett dunkel um sie herum ist. Das müsste ja eigentlich kein Problem sein."
    "Nein, nicht wirklich!"
    "Deshalb trainierst du Zuhause am Besten noch das Bewegen von Gegenständen und dein Qajô solltest du auch trainieren!"
    "Leech"
    "Ich denke, für heute sollte das reichen. Wie gesagt, solltest du noch das simple Umgehen mit Schatten trainieren, das Bewegen von Gegenständen und die Stärkung des Qajôs. Ich denke, damit hast du für heute schon mal genug zu tun!"
    "Okay, vielen Dank. Ich werde das Zuhause alles üben!"
    "Schön zu hören. Gut, morgen werde ich dir was Neues beibringen. Komm doch so gegen Nachmittag zu mir."
    "Okay, mach ich. Danke.", antwortete ich.
    Der Meister begleitete mich noch zur Tür. Ich verließ das Haus und ging zum Bahnhof. Dort löste ich ein Ticket nach Aphaio. Ich freute mich schon auf den Strand. Danach würde ich noch trainieren. Gerade an den Strand gedacht, fiel mir ein, dass ich ja mit Lilly verabredet war. Aber zu viele Gedanken, wollte ich mir jetzt nicht machen. Ich hoffte einfach mal auf einen ansatzweise guten Tag ... unter Anderem mit einem schönen Mädchen ...


    „W-Wie kannst du als Anfänger schon so eine Technik einsetzen? Das ist doch unmöglich!“rief Ales, worauf Sorao meinte: „Er hat einfach das nötige Talent.“
    Ales sah mich wütend an, als Roumald rief: „Kahiko, wir müssen doch noch zum Strand! Sonst verpasst du noch dein Verabredung mit Hokulani.“
    Ich sah Sorao abwartend an, doch er sagte nur: „Geht nur. Morgen ist wieder um die gleiche Zeit Training, seid also pünktlich. Und Ales, kann ich einmal mit dir reden?“
    Ales nickte, seinen Blick noch immer auf mich fixiert. Carlos, Roumald, Fabés und ich verließen die Katakomben und machten uns auf Richtung Strand.
    „Kahiko, was war das gerade für eine abgefahrene Nummer? Seit wann kannst du das denn?“fragte mich Roumald aufgeregt.
    „K-Keine Ahnung, e-es fiel mir einfach so ein.“erwiderte ich, noch immer etwas konfus von dem vorherigen Angriff.
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Ales nicht alles gezeigt hatte, sondern nur einen kleinen Teil seiner Macht. Aber … Er hätte mich leicht töten können … Wieso tat er es also nicht?
    „Es fiel dir einfach nur ein? Ist das dein Ernst?“meinte Carlos etwas enttäuscht.
    „Qiez, ich weiß wirklich nicht, wie ich das gemacht habe.“
    „Naja, ist ja jetzt auch egal. Ich freu mich auf jeden Fall wieder aufs Surfen!“sprach Roumald lächelnd.
    „Und ich erst! Ich freue mich schon, wer von euch beiden die besseren Tricks draufhat!“sagte Fabés und sah Roumald und mich grinsend an.
    Nach einer geschätzten halben Stunde kamen wir am Strand an. Er sah wie alle anderen aus; Sand, Meer, Felsen, Muscheln, Salzgeruch, starker Wind und ein paar Algen.
    Als ich auf mein Handydisplay sah, meinte ich: „Das Treffen mit Hokulani ist erst in einer Stunde.“
    „Dann surfen wir ein bisschen!“rief Roumald, worauf wir fröhlich nickten.
    „Achja, Jay und seine neue ‚Freundin‘ kommen auch.“sagte ich, worauf Carlos verwirrt meinte: „Jay hat eine Freundin?“
    Ich nickte, und er sah mich noch verwirrter an, worauf ich lachen musste. Wir gingen zu einer der unzähligen Holzhütten und liehen uns Surfbretter aus, dann gingen wir nach langer Zeit endlich wieder surfen.


    Als ich in Aphaio und in unserem Haus ankam, wühlte ich in den Taschen, die wir von unseren Großeltern bekommen hatte. Ich war noch nicht dazu gekommen, meine Sachen in meinen Schrank zu tun. Ich holte aus der Tasche eine Badehose raus und zog sie an. Meine normale Hose warf ich auf das Bett. Ich holte aus ihr mein KA-BAR heraus, zog mein T-Shirt aus und zog mir mit dem Messer die Fäden meiner Wunde. Es war schon ganz gut geheilt. Danach steckte ich mein Messer wieder in meine Hosentasche und verließ das Haus. Der Strand war nicht wirklich weit von hier entfernt. Ich holte mein Handy raus, rief Lilly an und sagte, dass sie kommen könnte. Sie sagte, dass sie an der Holzhütte warten würde, die am Strand stand. Dort ging ich auch hin. Dort angekommen, sah ich mich kurz um und entdeckte auch schon Lilly, die sich nicht wirklich in Strandklamotten geworfen hatte. Sie trug nur eine Hose und ein T-Shirt. Scheinbar hatte sie nicht wirklich vor, schwimmen zu gehen. Als sie mich auch entdeckt hatte, winkte sie mir dezent zu und wir gingen aufeinander zu.
    "Hallo", begrüßte sie mich gut gelaunt.
    "Hallo, Lilly. Alles klar?", fragte ich.
    "Ja, bei mir immer. Hast du deine Freunde doch nicht dabei?"
    "Nein. Hatte jetzt doch nicht wirklich Lust auf sie"
    Die Wahrheit war, dass ich mich voll und ganz auf Lilly fokussieren wollte.
    "Meine Freundinnen hatten leider auch keine Zeit heute. Aber naja, wollen wir uns irgendwo in den Sand setzen?"
    "Klar"
    Wir gingen über den heißen Sand und suchten uns ein schattiges Plätzchen. Dort saßen wir uns hin und schauten auf's Wasser. Anfangs redeten wir gar nicht, doch nach kurzer Zeit schaute Lilly mich an und fragte: "Wie lange lebst du schon in Aphaio?"
    "Seit ein paar Tagen ...", entgegnete ich.
    "Oh, das heißt, ihr seid gerade erst hergezogen?"
    "Kann man so sagen"
    "Und warum? Keine Lust mehr auf die alte Umgebung?"
    "Nicht wirklich ...", antwortete ich und hielt einen Moment inne und schaute Lilly ebenfalls an, "sagt dir der Name 'Kaleon' etwas?"
    Schlagartig verwandelte sich Lillys gut gelauntes Lächeln in ein etwas trauriges.
    "Oh ... das tut mir Leid. Du und dein Bruder seid also Flüchtlinge"
    "Und Waisen ..."
    "Was? Haben sie euch etwa auch eure ..."
    "Qiez", antwortete ich, ohne sie ausreden zu lassen.
    "Das ist ja schrecklich!", sagte sie und schaute etwas bedrückt auf den Boden.
    "Naja, ich weiß, wie ich damit umgehe. Und das Leben geht weiter, egal was halt ist. Ich werde damit klarkommen müssen und einfach mein Leben leben"
    "Ich glaube, ich wäre dafür zu deprimiert"
    "Tja ... ich bin halt nicht wirklich der Emotionalste", sprach ich.
    "Das mag ja sein, aber ohne seine Eltern klarzukommen, das ist doch furchtbar. Die Menschen, denen man so viel zu verdanken hat ..."
    Ja, das stimmte wohl ... aber irgendwie hatte ich keine Lust mehr, weiter darüber zu reden. Plötzlich sah ich in der Ferne Kahiko und seine Freunde mit Surfbrettern antanzen. Sie sahen Lilly und mich und liefen auf uns zu. Ach ja, surfen. Ich denke, das würde ich gleich nochmal machen.


    „Swäl, Lilly para Jay!“sprach ich als ich mit meinen Freunden vor ihnen stand.
    „Swäl, Kahiko.“begrüßte mich Lilly freundlich.
    „Swäl.“sagte mein Bruder knapp.
    Als ich sie da so sitzen sah, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Jay fiel das prompt auf und er sah mich wütend an.
    „Para? Hat sich schon etwas getan?“fragte ich Jay, worauf dieser gerade etwas erwidern wollte, doch abstoppte.
    „Ich dachte, du triffst dich mit diesem Mädchen.“erwiderte er etwas wütend, er hielt sich anscheinend wegen Lilly zurück.
    „Qiez, das mache ich jetzt auch. Viel Spaß noch, Jay!“sprach ich als wir vier wieder Richtung Holzhütte gingen.
    „Para, Kahiko? Freust du dich schon auf Hokulani?“fragte mich Roumald, worauf ich rot wurde und schnell nickte.
    „Dich hat’s ja voll erwischt.“meinte Carlos während er mir eine Hand auf die Schulter legte.
    „Da hinten ist sie ja, wir gehen dann einmal. Viel Spaß, Kahiko!“sagte Roumald als er mit Fabés und Carlos weiter surfen gingen.
    Ich ging zu Hokulani und begrüßte sie.
    „Ay, s-swäl, Kahiko!“erwiderte sie meine Begrüßung und wurde rot im Gesicht.
    Hokulani hatte eine rote Badehose, die sonst eigentlich nur Jungs tragen, und ein schwarzes Bikini-Oberteil an.
    „Ich freue mich, dich zu sehen. C-Contrâ, dass ich das Treffen ständig verschoben habe.“entschuldigte ich mich, aber sie antwortete nur: „A-Ach, ist doch gar nicht schlimm. Hauptsache ist, dass wir uns jetzt endlich einmal getroffen haben. Vor allem wollte ich noch fragen, ob dein Freund immer so komisch drauf ist, wie er es letztes Mal war.“
    „Das letzte Mal war eine Ausnahme, versprochen.“meinte ich als ich ihre Hände nahm und sie wieder rot anlief.
    Mein Herz pochte schneller und auch ich errötete.
    „W-Wo waren w-wir letztes M-Mal stehen geb-b-blieben?“fragte mich Hokulani, als sie und ich noch röter wurden.
    „Ich glaube dabei, dass Roumald irgendeinen blöden Spruch über küssen losgelassen hat und wir dann …“weiter redete ich nicht, da ich mich in ihren Augen verloren hatte.
    Einmal muss ich mich überwinden, nur einmal!, dachte ich, als ich sie näher zu mir zog. Unsere Köpfe waren nur wenige Zentimeter weit entfernt. Kurz zögerte ich, doch dann überwand ich die letzten Zentimeter und küsste sie sanft. Ihre Lippen fühlten sich warm an. Zuerst zuckte sie kurz zurück, doch dann erwiderte sie den Kuss. Es fühlte sich einfach gut an und jetzt war ich mir auch klar: Ich liebte Hokulani.
    „HOKU! Was machst du denn da?“hörte ich jemanden rufen, doch ich löste den Kuss nicht.
    Erst als Hokulani nach rechts sah, tat ich das auch, neben uns stand eine wütende Ri, die mich von Hokulani wegschubste. Sie nahm Hokulanis Hand und zerrte sie weg, ich blieb im Sand sitzen und konnte ihnen nur nachsehen, da sie fast weg rannten. Besonders glücklich war ich nicht, dass Hokulani jetzt weg war, aber umso glücklicher wurde ich darüber, dass sie den Kuss erwidert hat. Das heißt also: Sie liebt mich auch.


    Ich unterhielt mich noch weiter mit Lilly. Wir fingen langsam an, uns kennenzulernen. Wir waren uns zwar in verschiedenen Dingen unterschiedlich, aber ich hatte das Gefühl, dass das nichts wirklich Schlechtes war. Zumindest in dem Fall. Zum Beispiel spiele ich gerne Fußball, sie Volleyball. Sie kann sich schlecht durchsetzen, ich dafür schon. Ich bin verschlossen und zeig wenig Gefühle, sie dafür ist immer offen. Auf jeden Fall war die Zeit mit ihr sehr angenehm. Nach einiger Zeit sah ich, wie mein Bruder wieder auf uns zukam.
    "Hallo ... ", sprach er etwas geknickt.
    "Brüderchen. Was führt dich wieder zu uns?", entgegnete ich.
    Daraufhin erzählte er mir, dass er dieses Mädchen, mit dem er verabredet war, geküsst hatte, sie aber von ihrer Freundin mitgenommen wurde, als sie das sah. Kahiko sah etwas geknickt aus. Ich bemühte mich, ein paar einfühlsame Worte auszusprechen.
    "Kahiko, du bist ein Waschlappen!", sprach ich, "Irgendwann fangen die Leute an, dich als Teppich zu benutzen, wenn du dich nicht mal durchsetzen kannst!"
    "Jay, du weißt doch, dass ich das nicht gut kann!"
    "Was ist daran so schwer, zu der Freundin deiner Geliebten zu gehen und zu sagen 'Gib mir sofort meine Olle wieder!' ?"
    "Ja, das schaff ich ganz sicher nicht ... "
    "Pff ... wenn du es nicht schaffst, Rückgrat zu zeigen und dich durchzusetzen, dann musst du taktisch vorgehen. Wenn du wirklich an Hokulani rankommen willst, dann musst du das Vertrauen ihrer Freundin gewinnen. Überleg mal : Ist sie auf deiner Seite, wird sie euch auch nicht dazwischenfunken!"
    "Hm ... stimmt, da hast du eigentlich recht ... "
    "Ja, exakt ... ", antwortete ich etwas genervt.
    "Tja, heute wird das aber sicher nichts mehr, sie sind nämlich schon weg. Aber naja. Jay, ich will jetzt noch etwas surfen gehen, hast du Bock, mitzukommen?"
    "So sehr ich dies auch gerne machen würde, bin ich hier ja mit Lilly verabredet. Da kann ich sie doch nicht einfach so hier sitzenlassen."
    "Nein, nein. Das kannst du ruhig machen!", sprach Lilly, "Hab ich nichts gegen. Ehrlich gesagt, würde ich das gerne mal sehen. Hab nämlich noch nie wirklich jemanden surfen gesehen. Mach doch ruhig!"
    "Du hast es gehört, Bruder. Kommst du?"
    "Ja, ich komm.", antwortete ich, stand auf und ging mit meinem Bruder zu einer Holzhütte. Dort leihten wir uns Surfbretter aus und traten ans Wasser. So, nach all der Zeit in der ich nicht surfen war, fühle ich mich so, als würde ich jetzt richtig abgehen. Kahiko und ich bewegten uns ins Wasser.


    „Das war heute lustig! Das sollten wir öfters machen, Jay!“sagte ich zu meinem Bruder, der darauf lächelte und nickte.
    Wir gingen gerade zu unserem Haus und ich stocherte ihn etwas, damit er rausrückte, was er und Lilly getan hatten. Genervt wehrte er jede Frage ab und als wir beim Haus ankamen, ging er sofort auf sein Zimmer, ich ins Wohnzimmer. Während ich mich auf die Couch saß, klingelte mein Handy. ‚Hokulani‘ stand auf dem Display. Sofort hob ich ab.
    „Swäl, Hokulani!“begrüßte ich sie mit Herzklopfen.
    „S-Swäl, K-Kahiko.“spach sie stotternd.
    „Das heute war schön … Das sollten wir wiederholen.“sagte ich, worauf Hokulani glücklich bejahte, worüber ich ausgesprochen froh war.
    „E-Es tut mir leid, dass Ri so reingeplatzt ist.“entschuldigte sie sich.
    „Ich wollte mit dir sowieso noch mit dir über sie reden. Kannst du sie bei unserem nächsten Treffen mitbringen?“fragte ich, worauf erst mal Stille herrschte.
    Nach einer Weile meinte Hokulani: „Q-Quario?“
    „Ich möchte mir ihr darüber reden, warum sie immer so wütend wird, wenn du rot wirst.“
    „W-Werde ich oft rot?“fragte sie, worauf ich antwortete: „Q-Qiez, aber ich werde auch rot, wenn ich dich sehe.“
    Es herrschte wieder kurz Stille.
    „L-Led, ich bring sie beim nächsten Treffen mit.“
    „Gryvezo, ich hoffe, wir treffen uns bald wieder.“
    „D-Das hoffe ich auch.“
    Wir verabschiedeten uns und legten auf. Mich mit Ri anfreunden … Ob das gut geht? Ich muss wirklich mehr Rückgrat beweisen, wie Jay meint, glaube ich. Ich sah auf die Uhr, es war erst Neunzehn Uhr. Ich machte mir Gedanken über das morgige Training. Werde ich jemals wirklich gut kämpfen können? Dies bezweifle ich zwar stark, aber wenn ich es nicht kann, dann überlebe ich diesen Krieg ganz bestimmt nicht. Jay würde mich zwar beschützen, aber das wollte ich auch nicht, dass ein anderer mich beschützt, und zwar nur, weil ich zu schwächlich bin. Jay kann schon ein paar Techniken mit dem Schwert, und selbst ohne kann er mit Schatten kämpfen. Ich kann gerade einmal eine Technik, und die nicht besonders gut. Eigentlich kann ich ja zwei, wenn ich die eine Technik von heute Morgen mitzähle. Ich würde gerne neue Techniken lernen, deshalb beschloss ich, wieder in die Bibliothek zu gehen. Da ich aber nicht allein gehen wollte, rief ich Roumald an, ob er mitkommen will. Zuerst fragte er mich, ob ich das ernst meine. Als ich bejahte, stimmte er ebenfalls zu. Wir trafen uns vor dem Rathaus und gingen hinunter in die Bibliothek.
    „Was suchen wir jetzt genau?“fragte Roumald, als er sich die ganzen Bücher ansah.
    „Ich will neue Techniken lernen.“antwortete ich, worauf Roumald nickte und wir uns auf die Suche machten.


    Als ich Zuhause in meinem Zimmer war, erinnerte ich mich daran, dass ich ja noch trainieren musste. Genau so wie bei den Schwerttechniken brannte ich darauf, dass Bewegen von Gegenständen durch Schattenkraft zu beherrschen. Ich legte meine Pistole und mein Kampfmesser auf den Tisch. Das Schwert direkt daneben. Als Testobjekte wählte ich zu Anfang einige Patronen aus meiner Deseart Eagle, dann mein Handy und mein Messer. Als Erstes versuchte ich es mit den Patronen. Ich konzentrierte mich wieder, verlagerte mein Qajô, schloss meine Augen und versuchte, die Patronen mit einigen Gesten zu bewegen. Dies klappte nicht von Anfang an; es brauchte schon ein paar Anläufe, bis sich schon zumindest minimale Anzeichen einer Bewegung zu erkennen gaben. Ich versuchte, 100% meiner Konzentration auf mein Ziel zu richten und alles um mich herum auszublenden. Nach weiteren Anläufen entdeckte ich beim Öffnen meiner Augen, dass die Patronen etwa 20 Zentimeter in der Luft schwebten. Das hatte mich schon mal gefreut. Zu dem normalen Hochheben, wie es ja als Start für mich in der Anfangsphase diente, versuchte ich jetzt, die Patronen in der Luft zu bewegen. Das ging für knapp eine Minute gut, dann prasselten sie auf den Boden. Ich hob sie wieder auf und bekam dabei eine Idee. Ich lag zwei der drei Patronen auf den Tisch; die Andere warf ich in die Luft. Dann machte ich mit der gespreizten Hand eine Bewegung von links nach rechts. Und tatsächlich; die Patrone schwebte in der Luft, als ich meine Hand danach noch oben hielt. Etwa eine Stunde probierte ich herum und übte. Dann schien das Qajô wieder zu sehr belastet zu sein. Mit einem leisen Klicken lud ich die Patronen wieder in meine Waffe. Als ich mich auf mein Bett setzte, fiel mir ein, dass ich ja auch noch das Beschwören und Kontrollieren der Schatten üben musste. Dazu hatte ich jetzt aber wenig Lust, weshalb ich beschloss, das morgen zu machen, bevor ich wieder zum Schattenmeister gehe. Das schlichte Anheben von leichten Gegenständen hatte ganz gut drauf; nicht perfekt, aber ganz gut. Das Bewegen brauchte auch noch eine längere Zeit Training. Aber ich war zuversichtig, dass ich den Dreh schon bald raus haben werde. Nach diesem Training entschied ich mich dazu, mein belastetes Qajô etwas zu trainieren, wie der Meister es mir sagte. Ich zog die Gardinen am Fenster zu, sodass der Raum komplett dunkel war. Anschließend setzte ich mich auf mein Bett.


    „Schon langsam hab ich echt keinen Bock mehr … Qorad jizo ces redit?“fragte mich Roumald.
    Während ich auf mein Handydisplay sah, beantwortete ich seine Frage: „Es ist Halb Neun.“
    „Wir sind schon eineinhalb Stunden hier? Wenn ich das den anderen erzähle, die würden das sicher nicht glauben … Hey, Kahiko! Hier ist glaub ich ein Buch für dich!“meinte Roumald, als er auf ein Buch einige Regale über ihn zeigte.
    Das Buch war weiß und hatte ähnliche Verzierungen wie mein Bogen.
    „Led, nur … wie sollen wir da rauf kommen? Ich sehe nirgends Hocker oder anderes.“sprach ich, als ich mich umsah.
    „Räuberleiter! Du kannst dann mit deinen Füßen in den leeren Regalen Halt finden.“sagte Roumald, und faltete schon die Hände.
    „Du bist leichter, spring du.“erwiderte ich, worauf er nickte und ein paar Schritte zurück ging.
    Ich faltete meine Hände mit den Handflächen nach oben und ging etwas in die Knie. Roumald lief auf mich zu, trat mit seinem rechten Fuß in meine Hände und ich gab ihm Schwung nach oben. Er hielt sich mit seinen Händen gerade noch an einer Regalkante fest und suchte mit seinen Füßen Halt, den er nach kurzer Zeit in einer spärlich gefüllten Regalspalte fand.
    „Pass auf, dass du nicht runterfliegst.“meinte ich, worauf Roumald lachen musste.
    Das Buch war noch ein Regal über ihm.
    „Ich schmeiße dir das Buch runter und du fängst es auf, leech?“
    Ich bejahte und machte mich auffangbereit. Roumald stieg noch eine Regalspalte nach oben, damit er das Buch gerade einmal so halbwegs erreichen konnte. Er nahm das Buch und sah über seine linke Schulter zu mir, worauf ich nickte und er mir das Buch hinunterwarf. Kurz vor dem Boden fing ich es auf.
    „Fängst du mich auch auf?“fragte mich Roumald.
    „Machst du Witze?“erwiderte ich verwirrt.
    „Wie soll ich denn sonst runterkommen?“
    „Ay … Led, ich-“bevor ich den Satz fertig gesprochen hatte, fiel Roumald auf mich und mit einem Knall lagen wir beide auf dem Boden, Roumald hatte seine Füße über Meinen.
    „Alles in Ordnung, Kahiko?“fragte er mich, worauf ich stotternd bejahte.
    „Hast du das Buch?“meinte Roumald während er sich umsah.
    Ich saß mich auf und bemerkte, dass ich auf das Buch gefallen war, doch glücklicherweise blieb es unversehrt. Roumald und ich standen auf und gingen zu dem Tisch, wo Fabés und ich das letzte Mal waren. Das Buch war etwas größer als ein normales Buch. Wir gingen zum besagten Tisch, legten das Buch darauf und ich schlug es auf irgendeiner Seite auf. ‚Wesen des Lichts‘ stand groß am Anfang der linken Seite, auf der drei Skizzen von Wesen waren, die ich nur von Märchen kannte.
    „Genauso wie Beherrscher des Elements Schatten, können auch Beherrscher des Lichts Wesen beschwören, nämlich; Elfen, Engel und Diener Gottes.“, las Roumald vor, „Du kannst also wie dein Bruder Kreaturen erschaffen. Ist doch Klasse!“
    Ich nickte abwesend und beschloss, Jay später danach zu fragen. Nun blätterte ich im Buch weiter und hoffte, neue Techniken zu finden.

    Hallo,


    sry, dass es wieder was gedauert hat, aber jetzt gibt es wieder mein Gelaber zu deinem neuesten Kapitel.


    Ich fand es wieder echt gut geschrieben, schön detailliert, eine ziemlich interessante Stelle war auch dabei, hat mir also wirklich gut gefallen.


    Jedoch gibt es eine Stelle, die mir ein Dorn im Auge ist :


    Zitat

    Du schaffst das, Alessandro.“sprach Paolo zu mir und lächelte mich an.
    Irgendwie machte mir das Mut und ich kämpfte mit noch mehr Elan gegen Doloma. Als ich spürte, dass der Schmerz nachließ und schlussendlich komplett verschwand, sah ich Paolo an und grinste schwach.
    „Caernus, nun darfst du mir eine Frage stellen.“sagte das Orakel und sah Michele an.
    „I-Io? Aber…“mehr brachte er nicht heraus.


    Hier endet es einfach mit dem verschwundenen Schmerz und dann geht es zu Michele über. Dabei hätte ich diese Stelle mit dem Ankämpfen gegen Doloma VIEL MEHR in Szene gesetzt. Nach dem verschwundenen Schmerz irgendwie noch so ein kleiner innerer Gedankenaustausch, ob es nun vorbei war oder ob er es nach all der Zeit wirklich allein geschafft hatte. Oder was der verschwundene Schmerz zu bedeuten hatte. Wurde Doloma von ihm besiegt oder ist er immer noch drin und hat Allesandro hat nur keine Kraft mehr, um gegen ihn anzukämpfen? Also die Stelle hätte ich noch etwas mehr ausgeschmückt, so hatte sie für mich leider nur sehr wenig Bedeutung und Substanz.
    Und das sag ich jetzt nicht nur, weil ich so etwas immer bis zum Exzess mache :D


    Ansonsten hab ich jetzt nicht wirklich noch Negatives gefunden. Die Wiedervereinigung von Paolo und seinem Vater fand ich gut; die Geschichte über den vorgetäuschten Tod von Letzterem auch.


    Ein wirklich sehr interessantes Kapitel.



    Ja, wie gesagt, hat mir das Kapitel wieder sehr gefallen, hab deshalb auch nicht mehr viel zu sagen.


    MfG
    Gin Serpiroyal

    Kapitel 23 : In die Heimat ...


    Gin kletterte weiterhin die Mauer hoch. Eine Handlung, die ihm aufgrund seines plötzlich guten Zustandes auch perfekt gelang. Als er oben ankam, hatte er das Problem, dass auf dem Boden vor ihm kein Schnee lag, welches seinen Fall abfederte. "Schon erstaunlich, wie sich das Wetter auf kurze Distanzen unterscheidet!", dachte sich Gin und verwandelte sich in einen Schatten. Er schwebte auf den Boden und wechselte dann wieder in seine menschliche Form. Er verlor keine Zeit und machte sich auf den Weg nach "Kavenja", um dort mit der Himmelsfähre nach Hause zu fahren. Es dauerte etwa zehn Minuten, bis er die Stadt erreichte. Naja, wirklich wie eine Stadt sah Kavenja nicht aus. Da sie nämlich nahe an der Mauer war, sah man, wenn man von der Mauer aus auf Kavenja blickte, erst mal nur eine große Militärbasis, mit Kasernen, Wachtürmen, Soldaten ... alles was halt dazugehört. Doch hinter der Militärbasis waren auch Wohngebiete in Kavenja. Und dort war auch der Bahnhof. Gin ging außen an der Militärbasis vorbei, durch einen kleinen Wald und betrat die Stadt durch einen anderen Eingang in einem Wohngebiet. An Kavenja war nicht wirkliches etwas Besonderes dran. Halt das Übliche : Häuser, Geschäfte, ein Bahnhof und so weiter. Das Einzige, was man nicht in jeder Stadt sah, war, dass an so gut wie jeder Ecke Soldaten standen. Aber bei Städten, die so nah an der Mauer sind, ist das auch normal. Gin ging ohne weitere Umschweife zum Bahnhof. Von innen sah er eigentlich auch ganz normal aus. Viele Stühle, eilende Menschen, Marmorboden, eine Bäckerei drinnen und ein Ticketverkauf, zu dem Gin sofort ging. Dort saß eine junge Frau, die ihn mit "Hallo" begrüßte.
    "Hallo. Ich hätte gerne ein Ticket nach ...", setzte Gin an, stoppte aber, bevor er sein Ziel nennen konnte. Ursprünglich hatte er vor, nach Mija-City zurückzukehren, doch plötzlich fiel im etwas Anderes ein. " ... New Traskar-City, bitte."
    "Sehr gern!", antwortete die Dame an der Kasse und reichte ihm ein blaues Ticket, auf dem Uhrzeit, Preis und Ziel stand. "Das macht dann 10 Käron, bitte."
    Gin reichte der Frau das Geld, bedankte sich, nahm das Ticket und ging zu den Bahngleisen. Dort angekommen, setzte sich Gin auf eine metallene Bank und wartete etwa 15 Minuten, bis dann endlich die Himmelsfähre kam und ein Durchsage ertönte, die nochmal daran erinnerte, sich nicht zu nah am Rand aufzuhalten. Auf der Anzeigetafel oben, die Gin anschaute, stand "14:50", welches der aktuellen Zeit entsprach. Daneben stand "New Traskar-City" als Ziel. Als die Himmelsfähre anhielt, stürmten hektische Leute in Anzügen mit Aktenkoffern in der Hand und Handy zwischen Schulter und Kopf raus. Gin wartete geduldig, bis alle draußen waren, stieg danach ein und setzte sich auf einen Sitz. Nach wenigen Minuten fuhr die Himmelsfähre los, ohne auch nur das leiseste Geräusch zu machen. Hätte man während der Fahrt die Augen zu, würde man denken, die Himmelsfähre stünde noch auf genau derselben Stelle, ohne sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Während der ruhigen Fahrt dachte Gin über alles Mögliche nach. Was sollte er in Traskar machen? Warum wollte er überhaupt so plötzlich nach Traskar? Er hatte selber keine Antworten darauf ... aber er wollte es so. Vielleicht würde ihm ja was einfallen, wenn er da wäre, dachte sich der Junge.
    "Wann sind wir denn endlich da?", fragte ein kleines Mädchen ihren Vater, während es auf dessen Schoß saß. Neben ihm saß noch ein etwas älterer Junge und eine Frau.
    "Ich glaube, es dauert nicht mehr lange, meine Kleine", antwortete der Mann lächelnd, "aber ich verspreche dir, wenn wir da sind, gehen wir mal auf die Aussichtsplattform und schauen uns den Traskar-Mountain an!"
    "Au ja!", rief das Mädchen freudig.
    Gin schaute kurz zu der augenscheinlich glücklichen Familie. "Wenigstens gibt es noch Kinder, die mit ihren Eltern glücklich sind ...", dachte der Hiro sich und ließ sich wieder eine wahre Flut an Gedanken durch den Kopf gehen. Er wandte seinen Blick wieder ab. Früher hatte ihn jeder solcher Anblicke weh getan ... heute weniger.
    Plötzlich ertönte eine Durchsage: "Wir sind in New Traskar-City angekommen! Ausstieg in Fahrtrichtung links!" Anschließend stürmten die Menschen aus der Himmelsfähre raus, genauso wie das Mädchen, welches ihren Vater am Arm packte und rauszerrte. Als alle Anderen, die nach Traskar wollten, draußen waren, stieg Gin auch aus. Nach vorne schauend, erblickte er die vielen Häuser, Geschäfte, Menschen und auch eine große Kirche. Seit seinem letzten Besuch in New Traskar-City hatte sich viel geändert. Der junge Hiro bewegte sich sofort in Richtung des Berges. Durch die etlichen Gassen schlendernd, kam er dem Traskar Mountain immer näher. Er ging einmal um den Berg herum, was aufgrund der Größe des Berges etwa eine Stunde dauerte. Als er auf der anderen Seite war und sicher gehen konnte, dass niemand ihn sehen würde, verwandelte er sich in einen Schatten und flog den Berg hoch. Auf einer Klippe angekommen, wechselte er wieder in seine menschliche Form und stellte sich genau an den Rand der Klippe. Er schaute von dort aus auf die grüne Weide und atmete die frische Traskar-Luft ein. Anschließend setzte er sich hin. Toseko hüpfte aus Gins Kapuze und legte sich neben den Jungen hin. Dieser Berg war nach dem Mord an seinen Eltern seine Heimat. Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter ... hier lebte er. Selbst wenn er sich in eiskalten und teils ein Meter hohen Schnee legen musste. Traskar-City konnte er zurzeit nie wieder betreten. Heute ist das etwas anders, doch zu frei wollte Gin sich jetzt auch wieder nicht fühlen. Doch neben einer Heimat war es auch der Ort, an dem Gin sich über viele Sachen Gedanken machte. Das waren größtenteils Gedanken an seine Kindheit, die ihn meistens dazu brachten, sich selbst zu verletzen. Doch diese Gedanken wollte er verbannen ... und durch andere Gedanken ersetzen. Es mussten keine besonders Guten sein, doch jeder andere Gedanke wäre besser, als der an seine Kindheit. Da fiel dem Jungen ein, dass ihn sicherlich wieder bald Officer Raiden verfolgen würden, wegen den Dingen, die im Evil-District geschehen sind. Obwohl er sich und dem Officer geschworen hatte, so etwas nie wieder zu tun, hatte er doch einige Hiros getötet, die sich in den District trauten. Zu der Zeit war er auch noch ein ganz Anderer ... die Zeit bevor Sharon zu ihm kam und ihn an all das erinnerte ... was alles passierte, was sie mit Drake und Mia durchgemacht hatten ... einfach all das, was ihm das Gefühl gab, von Anderen verstanden und akzeptiert zu werden. Die einzigen Momente an denen sich Gin menschlich fühlte, waren einmal die, in denen er sich selbst verletzte oder versuchte, sich umzubringen, und einmal die Moment mit seinen Freunden. Eigentlich hatte er ihnen sehr viel zu verdanken ... zum Beispiel sein Leben. Klar, es gab noch Lance und seine anderen Freunde aus Traskar. Aber da sie aus derselben Stadt kamen und sich auch zusammen nur dort aufhielten, konnte Gin es nicht wirklich voll auskosten. Er hätte 10.000.000 Käron, einen Haufen Mädchen haben und einfach den besten Tag seines Lebens haben können ... wäre es in Traskar-City passiert, wäre es für Gin nicht das Wahre gewesen. Auch wenn es schon etliche Jahre her war, konnte der Junge manchmal noch die ersten Schläge seiner Eltern spüren. Die unerträglichen Schmerzen, die auch nur der Anfang von all dem Ganzen waren. Doch keine Wunde an seinem Körper war so schlimm, wie die in seiner Seele. Aber Gin machte sich nicht gerne darüber Gedanken. Der Junge dachte über Lance nach ... ob bei ihm alles okay sei. Da fiel ihm direkt ein, wie er ihn kennenlernte. Es war an einem besonderen Tag ... es war Gins 12. Geburtstag ...


    "Sterbt alle, ihr verfickten Hurensöhne!", sprach Gin, der mit einem Feuerzeug und einem Benzinkanister auf einem Dach stand. Der Kanister war leer ... den Inhalt hatte er schon über etliche Dächer der Häuser gekippt. Er ließ eine Flamme aus dem Feuerzeug erscheinen und bückte sich gerade, um das Dach anzuzünden. "Hallo? Was machst du da?", ertönte eine Stimme. Gin drehte sich um und sah einen braunhaarigen Jungen, in blauer Hose und rotem T-Shirt.
    "Wer bist du und was sollte dich das angehen?"
    "Ich bin Lance und wenn ich mich nicht irre, sieht das so aus, als würdest du Traskar abfackeln wollen ..."
    "Schön, an deiner Zurechnungsfähigkeit muss ich ja nicht zweifeln! Und jetzt geh, wenn du nicht in den Flammen umkommen willst!"
    "Warum willst du Traskar abfackeln? Bist du auf irgendetwas sauer?"
    "Kann man so sagen ... "
    "Was ist denn?"
    "Ich weiß nicht, ob du das verstehen könntest, geschweige denn, warum ich gerade dir das sagen sollte. Ich kenne dich ja gar nicht!"
    "Ja, und?"
    "Was 'Ja, und?' "
    "Man kann doch auch mit Fremden über Probleme reden. Und ich werde auch niemandem was sagen!"
    "Das einzige Problem, welches ich gerade habe, ist, warum du mich hier aufhälst! Die Dächer dieses verfickten Dorfes sollten schon längst brennen!"
    "Tu es nicht!"
    "Wer soll mich aufhalten ... ?", sprach Gin und drehte sich mit einer feindseligen Haltung in die Richtung des Jungen.
    "Dein Gewissen ... "
    "Ich habe kein Gewissen mehr. Das haben mir meine Eltern schon lange rausgeprügelt!"
    "Was meinst du? Willst du damit sagen, dass sie dich geschlagen haben?"
    "Ja. Und da dies alles hier stattfand, ist Traskar die Hölle für mich und soll nun brennen!"
    "Das ist grausam. Aber es wird dir nicht helfen, deine Wut auf so eine Art rauszulassen!"
    "Doch. Zu sehen, wie dieses Dorf brennt, wird ein schöner Anblick!", sagte Gin und lächelte teuflisch.
    "Nein! Das bildest du dir ein! Viele haben so gedacht und letztendlich hat sie so etwas nur aufgefressen!"
    "Mir wird das ja auch nicht passiert. Ich werde ebenfalls in den Flammen umkommen!"
    "Warum? Bestraf dich doch nicht selber dafür. Rede doch mit jemandem!"
    "Ich kann mit niemandem reden ... "
    "Warum nicht?"
    "Wenn ich auch nur daran denke ... krieg ich nen übelsten Brechreiz. Bevor ich auch nur ein Wort darüber verliere, hab ich mich von der Klippe gestoßen. Ich denke, du kannst es nicht verstehen!"
    "Ich kann es ja versuchen!"
    "Hör mal! Ich habe genug gelitten, jetzt ist Rachezeit!"
    Plötzlich ertönten Stimmen von anderen Menschen aus Traskar.
    "Hey! Kommt da runter!"
    "Hat der Junge da ein Feuerzeug?! Was hat er vor?!"
    "EY, IHR DA! KOMMT SOFORT RUNTER!", riefen einige Polizisten, die mit ihren Pistolen auf Gin zielten.
    Der auf Rache brennende Gin war überfordert. Wenn er die Dächer jetzt anzünden würde, könnten die Polizisten ihn töten und das Feuer gelöscht werden. Der Junge warf das Feuerzeug einem der Beamten an den Kopf, sprang vom Dach runter und rannte Richtung Berg.


    So war das. Lance begegnete er in Zukunft noch öfters. Auch seiner guten Freundin Natalie. Bei ihnen sprach sich Gin das erste Mal aus und lernte, die auf seine Eltern fokussierte Wut in ihm runterzuschlucken und sie nicht an eine größere und vor Allem unschuldige Menge auszulassen. Natalie und besonders Lance hatte er also viel zu verdanken. Später kamen noch John, Ray und Kerjo dazu, was dann aber auch noch eine andere Geschichte ist. Nach einigen Stunden des Nachdenkens schaute Gin in den dunkelen Himmel. Anschließend guckte er auf sein Handy. 22 Uhr ... schon ziemlich spät. Der Hiro wollte heute nicht mehr nach Mija-City zurückkehren. Er beschloss, diese Nacht auf dem Berg zu schlafen und morgen Früh sich auf den Weg zu machen. Gin legte sich hin, Toseko auf seinen Bauch. Sie schliefen beide recht schnell ein ...


    Inzwischen in Mija-City


    "Wo ist er nur?", fragte sich die besorgte Sharon, die auf dem Balkon stand. Sie sorgte sich wirklich um den Jungen und überlegte, ob alles bei ihm okay sei.
    "Er wird sicher bald wiederkommen", versuchte Mia sie zu beruhigen, die nur in BH und Hose auf den Balkon ging.
    "Ja, mach dir nicht so viele Sorgen!", schloss sich Drake an, der sich zu den beiden Mädchen stellte. Er schaute die momentan spärlich angezogene Mia an. "Hähä", lachte er schelmisch.
    "Ja, hähä. Du kannst deine Augen auch gerne von meinen Brüsten wegnehmen!"
    "Äh, öhm. Tut mir Leid, aber du musst zugeben, es war verlockend ... ähm, wo waren wir stehen geblieben?", antwortet Drake nervös und versuchte, das Thema zu wechseln.
    "Gin ist immer noch weg!", sprach Mia genervt.
    "Ach, der Junge braucht sicher nur wieder mal etwas Zeit für sich. Ich meine, niemand weiß ja, was in seinem Kopf vorgeht. Macht euch bitte nicht so viele Sorgen!", versuchte Drake, die Mädchen und besonders Sharon zu beruhigen.
    "Ich hoffe, das ist auch berechtigt ...", antwortete Sharon und ging in ihr Bett, gefolgt von Mia. Zum Schluss ging auch Drake ins Bett.


    Währenddessen in Leonardos Zimmer


    Der Gelehrte las gerade die Zeitung, da er den ganzen Tag über keine Zeit dafür hatte. Die Nachttischlampe angeschaltet, saß er auf seinem Bett und las in Ruhe. Die Ruhe erledigte sich recht schnell, als er über einen gewissen Artikel stolperte. "D-DAS DARF DOCH NICHT WAR SEIN!"

    Hallo,


    so, jetzt ein neuer Kommentar, in dem ich eh wieder das Gleiche sage.


    Kapitel hat mir wieder mal sehr gut gefallen, schön mit Story und Geschichte ausgeschmückt, fand ich wirklich gut.


    Leider hab ich weder noch viel zu sagen, noch wirklich viel Zeit, darum tut es mir Leid, dass das so kurz wird :I



    Ja, wie gesagt, sry, dass es so kurz ist.
    Naja, trotzdem wieder mal ein tolles Kapitel ;)


    MFG
    Gin Serpiroyal

    Kapitel 5 : Rabenbruder


    "I-Ich war die ganze Zeit mit meinen Freunden in der Stadt unterwegs...w-wir haben komplett die Zeit vergessen, tut mir Leid!", antwortete mein Bruder etwas nervös. Mit einem misstrauischen Blick kam ich die Treppe herunter und schaute Kahiko an. "Tut mir Leid. Ich schein mich wohl nicht klar ausgedrückt zu haben. Wo warst du IN WIRKLICHKEIT?!", sprach ich in einem energischen Ton, weil ich Kahikos Geheimnistuerei nicht leiden konnte. "Wie gerade gesagt, ich war mit meinen Freunden in der Stadt unterwegs! Was gibt es daran nicht zu verstehen?", entgegnete er mit einer etwas lauteren Stimme. Daraufhin antwortete ich :"Was es daran nicht zu verstehen gibt? Hm...vielleicht, warum du mich ANLÜGST!" Daraufhin erschrak Kahiko sichtlich und ich wusste, dass er mich wirklich angelogen hatte. Vorher hatte ich nur einen Verdacht. Aber ich weiß nicht, ich hatte so ein extrem überzeugtes Gefühl. Nicht das, was ich bei meinem kleinen Bruder immer hatte, sondern eine richtige Überzeugung, die sich in meinem Kopf Platz schaffte. "Kahiko...", setzte ich an, versuchend meine Geduld zu bewahren, "ich weiß ja, dass du deinem großen Bruder nicht alles erzählen willst. Aber vergiss bitte nicht das Kazyero, mein Bruder. Was immer du anstellt, ich muss dafür geradestehen. Und ich glaube, dass ich das heute schon genüge zu Beweiß gestellt habe, oder? " Man konnte deutlich sehen, dass Kahiko leicht zitterte, und langsam hatte ich das Spiel auch satt! "Yarla, Zäl! (Rede, Bruder!)", sprach ich mit energischem Tonfall. "F-Faro dezè á girez Caneresh dey Aphaio...(Ich war in den Katakomben von Aphaio) I-Ich habe mich da von einem Lehrmeister trainieren lassen, w-weil ich gerne lernen wollte, wie ich mit meinem Bogen und meinem Element umgehe! I-Ich hätte dir Bescheid sagen sollen, t-tut mir Leid!" "Dir ist auch nichts passiert dabei?, fragte ich und blieb aufgrund dieses Geständnisses ziemlich gelassen. "R-Rodäz. Es ist alles okay.", antwortete er, scheinbar überrascht, dass ich ihm jetzt nicht den Kopf abgerissen habe. "Okay. Und der Typ ist auch kein mieser Kerl?", erkundigte ich mich eigentlich uninteressiert. "Nein, er ist nett. Und keine Sorge, Jay. Ich passe schon auf mich auf!", antwortete er. "Gut, Kahiko", antwortete ich und atmete tief ein und aus, "ich will dir dieses eine Mal vertrauen. In Aphaio wird man ja nicht so schnell angegriffen, es ist ja mehr als nur sicher hier. Aber trotzdem möchte ich, dass du weißt, dass wenn dir doch etwas passiert, ich jeden gottverdammten Hurensohn im Umkreis von einem Kilometer den Kopf abreiße, verstanden?!" Kahiko nickte etwas eingeschüchtert. "Led!", antwortete ich. Doch ich sah, dass Kahiko wegen irgendetwas noch nervös war. Ich schaute ihn an und fragte :"Bruder, alles okay?" Er antwortete :"Jay...kann ich mit dir mal über etwas reden...?"


    „Qiez, schieß los.“sagte Jay.
    „Ich habe da heute so ein Mädchen kennengelernt, ihr Name ist Hokulani Atizay. Und…Ich glaube ich hab mich in sie verliebt und sie in mich, deshalb wollte ich dich fragen, ob ich mich mit ihr treffen kann. Eigentlich muss man dazu ja seine Eltern fragen, da die aber ja nicht mehr leben, frage ich nun dich.“meinte ich, worauf Jay zu lachen begann.
    Ich sah ihn wütend an, worauf er sagte: „Hechor para uyno Mina? Dass ich nicht lache.“
    „Wenigstens habe ich jemanden, den ich liebe. Para hechor?“meinte ich aufgebracht, worauf Jay mich zornig ansah.
    Jay ging wütend auf sein Zimmer und ich schaute ihm nach. Ein paar Augenblicke später ging auch ich auf mein Zimmer. Ich legte mich auf das Bett und starrte die Zimmerdecke an. Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und schaute auf die Uhrzeit. Es war schon Elf. Ich stand auf, machte das Licht aus und legte mich wieder in mein Bett. Müde schaute ich aus dem Fenster, das Licht des Mondes fiel ins Zimmer, bald darauf schlief ich ein.
    Am nächsten Morgen weckte mich der Benachrichtigungston von meinem Handy. Ich sah auf das Display und las den Namen darauf.
    „Hokulani?“sagte ich während ich vom Bett fiel.
    Ach so, doch nicht, Roumald erwähnt sie nur in der Nachricht. Während ich die Nachricht durchlas, kam Jay ins Zimmer.
    „Was ist das für ein Lärm?“sprach er wütend.
    „Ich bin vom Bett gefallen, siehst du doch.“erwiderte ich während ich aufstand.
    „Warum bist du vom Bett gefallen?“fragte er mich verschlafen.
    „Bevor ich dir antworte, darf ich mich jetzt mit Hokulani treffen?“meinte ich als Jay mein Handy nahm und die Nachricht durchlas.
    „Wenn du meinst, triff dich halt mit ihr, aber geh mir mit dem Scheiß nicht weiter auf die Nerven.“
    Er gab mir mein Handy wieder und verließ den Raum. Ich steckte es ein, verließ das Haus und machte mich auf dem Weg zum Rathaus.


    Kahiko war nun weg und ich alleine. Ich holte mein Handy raus, öffnete WhatsApp und wählte die Gruppe, in der sich Montana, Yoshi, Está und ich befanden. Zuerst schrieb ich "Swäl (Hallo)", woraufhin Está schrieb :"Morgen, Freunde." Ich tippe daraufhin ein :"Wann treffen wir uns heute im Park?" Anschließend antwortete Yoshi :"Auf mich könnt ihr heute nicht zählen, ich hab heute kein Auge zugemacht, weil Butters einfach nicht aufhört, zu weinen. Darum hoffe ich, jetzt was pennen zu können und meinem Bruder dann später etwas Respekt zu lehren." Montana schrieb :"Auf mich könnt ihr auch nicht zählen. Shelly und Leonard wollen unbedingt auf den Spielplatz und ich hab gelernt, Quengeleien von kleinen Kindern einen großen Abstand zu widmen. Sry, Leute!" Etwas enttäuscht, schrieb ich zurück :"Okay, kann ich verstehen. Está, sollen wir gleich schon anfangen?" "Klar, treffen wir uns in 20 Minuten im Park? Dann zeig ich dir noch was." "Leech, leèn pez (Okay, bis gleich)", antwortete ich, woraufhin Está nur noch "Leech" schrieb. Ich steckte mein Handy ein und wollte gerade in mein Zimmer gehen, um mein Schwert zu holen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Verwundert, wer wohl schon so früh klopfen würde, öffnete ich die Tür und sah einen jungen Mann in schwarzer Uniform, mit schwarzen Haaren, braunen Augen und einem Schild an seine Uniform, auf dem "Stuart Mitch - Flüchtlingsamt" draufstand. "Led lanza (Guten Tag). Stuart Mitch mein Name. Ich bin vom Flüchtlingsamt. Pereza hechor kap Jay Veljeta? (Du bist Jay Veljeta?)", stellte er sich in einem höflichen Ton vor. "Qiez, hechor kap welko. (Ja, der bin ich)", antwortete ich. "Nett, dich kennenzulernen. Du bist gestern mit deinem Bruder aus Kaleon nach hier geflüchtet?", erkundigte er sich bei mir. "Parâ! (Genau!)", entgegnete ich. Daraufhin zückte der Mann aus seiner Tasche einen Briefumschlag hervor, reichte ihn mir und sprach :"Leech. Hier ist Geld für euch. Für Lebensmittel, Kleidung und so weiter!" Ich nahm den Briefumschlag an mich und sagte :"Gryvezo!" "Gerne!", antwortete er, "ihr bekommt jeden Monat Geld. Wenn noch etwas sein sollte, kannst du oder könnt ihr euch immer beim Flüchtlingsamt melden!" "Gryvezo!", bedankte ich mich erneut, woraufhin der Mann sich umdrehte und wegging. Ich schloss die Tür, öffnete den Briefumschlag und nahm das Geld raus. Nach sorgfältigem Zählen sprach ich :"50.000 Cavera! Wenn das mal nicht geil ist!" Ich steckte mir davon 200 Cavera in die Tasche, tat das restliche Geld in den Briefumschlag und legte ihn auf den Tisch. Anschließend ging ich die Treppe nach oben in mein Zimmer und steuerte auf den Nachttisch neben meinem Bett zu. An dem war Drako angelehnt. Ich ergriff mit meiner linken Hand das Schwert und legte mir das Band um meinen Körper an, sodass sich Drako in seiner Hülle nun wieder an meinem Rücken befand. Es war ein erstklassiges Gefühl, so ein Schwert am Rücken zu haben. Aplaja, ich ging die Treppe runter und geradewegs auf die Tür zu. Anschließend öffnete ich sie und ging los Richtung Park.


    „Swäl, Roumald!“begrüßte ich ihn am Rathausplatz.
    „Swäl, Kahiko!“erwiderte er meine Begrüßung.
    „Wo sind Fabés und Carlos?“fragte ich ihn während ich nach ihnen Ausschau hielt.
    „Carlos ist bei Véidhlín, da sie komplettes Heimweh hat und Fabés kommt gleich. Er musste noch etwas für Oiléan erledigen. Hast du heut Nacht gut geschlafen?“sprach Roumald.
    „Gut geschlafen schon, aber nachdem ich deine Nachricht gelesen hatte bin ich vom Bett gefallen.“meinte ich, worauf Roumald zu lachen begann.
    „Du bist vom Bett gefallen? Wegen meiner Nachricht? Was hab ich denn so Besonderes geschrieben?“fragte mich Roumald während er noch immer hämisch grinste.
    Als ich gerade etwas erwidern wollte, kam Fabés zu uns und sagte: „Swäl, Leute. Contrâ, dass ich zu spät gekommen bin.“
    „Kein Problem, wie spät ist es eigentlich?“fragte ich während Roumald auf sein Handy schaute.
    „Viertel Zwölf.“antwortete Roumald.
    „Eine geschätzte Stunde brauch ich hier her… Cavez! Ich hab heute lang geschlafen.“sagte ich während ich gähnen musste.
    „Wir müssen erst um Eins wieder zu Sorao…Was machen wir in der Zwischenzeit?“fragte Fabés, worauf Roumald mich schelmisch lächelte.
    „Kahiko will sich mit Hokulani treffen, oder?“sagte Roumald.
    „Hokulani? Ist das das Mädchen von gestern?“fragte Fabés nachdenklich.
    Roumald bejahte und ich nickte ebenfalls.
    „Wie bist du eigentlich an Hokulanis Nummer gekommen?“fragte ich Roumald skeptisch.
    „Eigentlich hab ich nur Ris Nummer, aber wir können so ja auch an Hokulanis Nummer rankommen.“meinte Roumald worauf Fabés den Kopf schüttelte.
    „Und du meinst wirklich, sie wird dir die Nummer einfach so geben?“erwiderte Fabés auf Roumalds Aussage.
    Roumald zuckte mit den Schultern und sagte: „Einen Versuch ist es wert.“
    „Leech, wenn du meinst…“entgegnete ich widerwillig, worauf Roumald WhatsApp öffnete und mit Ri zu schreiben begann.
    „Kann wahrscheinlich eine Weile dauern…Gehen wir inzwischen noch etwas Aphaio erkunden. Was meint ihr?“schlug Fabés vor, worauf wir beide bejahten und wir uns gen Westen aufmachten.
    Als wir den Rathausplatz verlassen hatten, betraten wir zuerst eine schmale Seitengasse, die in einer von Menschen überfüllten Straße endete. Überall waren fröhliche Menschen, viele Porträtmaler hatten an den Straßenrändern ihre Stände. Straßenkünstler aller Art gaben ihre Talente zum Besten, von überallher klang liebliche Musik. Ganz klar, das war das Künstlerviertel von Aphaio.
    Wir gingen die Straße hinauf und sahen gerade einem Karikaturmaler zu, als Roumald sagte: „Ich hab Hokulanis Nummer. Was sagt ihr jetzt?“
    Wir sahen Roumald überrascht an, aber skeptisch fragte Fabés: „Ist das auch die richtige Nummer?“
    „Qiez, ich schreibe gerade mit ihr. Ich schick dir gleich die Nummer weiter.“meinte Roumald, worauf mein Handy kurz piepste, dann aber wieder verstummte.
    „Leech, gryvezo Roumald.“sagte ich worauf Roumald erwiderte: „Ruf sie doch an! Dann kannst du sie auf ein Rendezvous einladen.“
    „Gut ich ruf sie an.“antwortete ich und tat, was ich gerade gesagt hatte.


    Ich hatte kein großen Schwierigkeiten, den Park zu finden, ich konnte mich an bestimmten Gebäuden und Gassen in dieser verdammt großen Stadt orientieren. Ich lief über die hölzerne Brücke und kam im Park an, in dem ich mich wieder an den Ort von gestern begab. Dort stand auch schon Está, der sprach :"Swäl, Jay. Aplaja, wollen wir direkt anfangen?" Ich nickte und stellte mich wieder in die Mitte des kleinen Ortes. "Ach ja, ich kann dir jetzt nur noch zeigen, wie du mit Schatten angreifst, wie du mit ihnen feste Materie greifen kannst und wie du dich selbst in einen verwandelst.", sagte der Junge. "Mehr nicht?", erkundigte ich mich daraufhin verwundert. "Contrâ, Jay. In dem Buch, welches ich gelesen habe, waren lediglich elementare Techniken für Einsteiger. Du wirst nicht drumrum kommen, dir dafür einen Lehrmeister zu suchen!", antwortete er auch etwas enttäuscht. "Aplaja, leech. Wird denke ich schon reichen, dann werde ich mir dafür auch noch einen Lehrer suchen...dafür könnte ich mir eigentlich jetzt schon ein Messer in die Vene rammen, dass ich das wirklich tun muss!", entgegnete ich etwas angefressen, aber wusste, dass ich da nichts machen konnte und es so war, wie es war. "Okay, Jay. Dann beschwör mal einen Schatten. Wir üben erst mal noch etwas, wie man ihn richtig bewegt und dann, wie du mit ihm angreifst!", sprach Está, woraufhin ich mein Cajô in meiner linken Hand sammelte, mich gut konzentrierte, meine Hand hob und auch tatsächlich ein Schatten auftauchte. Nachdem ich gestern mehrere Anläufe gebraucht hatte, hatte ich den Dreh jetzt wohl einigermaßen raus. Ging irgendwie verdächtig schnell, aber ich will mich ja nicht über gute Dinge beschweren. "Sehr gut", sagte Está, den Schatten begutachtend, "du weißt, wie du ihn kontrollierst. Versuch es nochmal!" Ich nickte und leitete mein Qajô wieder in die dafür benötigten Bereiche. Anschließend hob ich meine rechte Hand und steuerte den Schatten erneut durch die Luft. Das gelang mir anfangs recht gut, doch dann verlor ich langsam wieder die Kontrolle. Ich versuchte, mich zusammenzureißen und die Kontrolle zu behalten. Doch es war klar, dass ich das nicht lange durchhalten würde. Aber immerhin schaffte ich es doch tatsächlich ganze fünf Minuten, den Schatten kontrolliert in der Luft zu halten, als dann plötzlich ein stechender Schmerz in meinen Händen die Runde machte, ich zudem leichte Kopfschmerzen bekam und letztendlich gezwungen war, den Schatten wieder in die Unterwelt zurückkehren zu lassen. "Okay, war schon mal besser, als gestern. Warte, bis sich dein Qajô wieder reguliert hat und versuch es noch einmal. Wenn du wieder fünf Minuten schaffst, erkläre ich dir, wie man mit einem Schatten angreift!", rief Está mir zu. Ich nickte und wartete wenige Minuten, bis meine Schmerzen verflogen und ich spürte, wie das Qajô wieder gut durch meinen Körper floss. Anschließend wiederholte ich die Prozedur von eben, ich beschwörte einen Schatten und lenkte ihn durch die Luft. Ich schaffte erneut die fünf Minuten, sodass Está zu mir rief :"Okay. Jetzt wird es noch was schwieriger. Du musst dein Qajô jetzt in deine kompletten beiden Arme verlagern. So kannst du den Schatten angreifen lassen, während er schwebt oder fliegt. Da die letzte Option aber wesentlich schwerer ist, belass es bei der Ersten. Also, lass den Schatten ruhig schweben und verlagere dein Qajô nun in deine Arme. Aber vergiss nicht, dass ein Teil noch in deinen Händen bleiben muss!" "A-Alles klar!", rief ich, etwas belastet von dem Druck des Schatten, doch ich versuchte, Estás Anweisungen so gut zu befolgen, wie es einem Jay möglich war. Ich konzentrierte mich, zog das Qajô aus meiner Stirn ab, dann ein Teil davon aus meinen Händen und verlagerte es in meine beiden Arme. "Wenn du glaubst, dass du so weit bist, dann benutz deine Arme, um Die des Schattens zu bewegen. Versuch mal irgendeinen Schlag, Hieb oder Schnitt!", sprach Está nun. Ich nickte und bewegte meinen linken Arm diagonal, so als würde ich gerade den Oberkörper eines wehrlosen Opfers zerschneiden. Und tatsächlich : Der Schatten folgte meiner Bewegung und machte ebenfalls so einen Schnitt. Da ich langsam die Verlagerung des Qajôs drauf hatte, wechselte ich wieder in die Bereiche für das Fliegen und bewegte den Schatten zu einem Baum. Obwohl das für mich ein ordentlicher Druck war, verlagerte ich das Qajô wieder in die Arme und machte erneut die Schnittbewegung mit dem Arm. Dies machte der Schatten mir nach und was dann passierte, konnte ich selber nicht fassen. Der Schatten säbelte einen glatten Schnitt durch den Baum, welcher daraufhin umkippte. "Haha, perfekt, Jay. Wirklich nicht übel!", rief Está. "DU BIST DER NÄCHSTE!", erwiderte ich grinsend. Langsam wurde mir der Druck zu viel und ich musste den Schatten verschwinden lassen. "Okay, lass es für heute gut sein. Wenn man sein Qajô zu lange zu stark belastet, kann das gefährlich werden. Am Besten, du übst heute nur noch Beschwörung und Bewegung, damit du das inne hast!", schlug Está vor. "L-Leech, danke...Está", antwortete ich, etwas aus der Puste, "dann übe ich das mit den Angriffen morgen weiter!" "Nèz led!", entgegnete er. "Ach ja, Está, hab da ne Frage an dich...", setzte ich an und schmiedete in meinem Kopf gerade einen Plan. "Para quer?", erkundigte der Junge sich neugierig. "Du, Está, du weißt doch sicher, wo sich die Katakomben von Aphaio befinden, oder...?"


    „Also, wann trefft ihr euch?“fragte mich Roumald neugierig.
    „Morgen um zehn in den Arcaden.“sprach ich lächelnd.
    „Led, dann gehen wir mal zu den Katakomben. Es ist schon halb Eins.“meinte Fabés während wir nickten.
    Wir gingen wieder zurück zum Rathausplatzt, wo wir auf Carlos trafen.
    „Swäl, Carlos.“begrüßten wir drei ihn schon vom Weiten.
    „Swäl ihr drei! Contrâ, dass ich erst jetzt hier bin, aber Véidhlín hat nicht mehr aufgehört zu weinen.“entschuldigte sich Carlos.
    „Schon gut, aber wir müssen uns jetzt beeilen, in einer Viertelstunde sollten wir in den Katakomben sein.“meinte Fabés.
    Wir bejahten und gingen schnell weiter zum Schwertplatz und von dort in die Katakomben herunter. Unten angekommen war es dieses Mal nicht so düster wie gestern. Als wir wieder in den runden Saal kamen, erwartete Sorao uns bereits.
    „Swäl, da seid ihr ja.“sagte er während wir zu ihm gingen.
    „Swäl, Sorao.“begrüßten wir vier ihn.
    „Das, was ihr gestern bei den Prüfungen geleistet habt, war für Anfänger gar nicht schlecht, für Anfänger. Aber wenn ihr wirklich gegen Menschen kämpfen wollt, dann war das nichts. Behaltet euch das für das ganze Training im Hinterkopf, verstanden?“erläuterte uns Sorao, worauf wir nickten.
    „Led, heute werdet ihr einmal lernen, mit eurem Qajô umzugehen. Wie ich gestern gesehen habe, verfügt ihr über die Elemente Licht, Wasser, Gestein und Elektro, richtig?“sagte er, worauf wir bejahten.
    „Leech, dann werden heute Carlos und Fabés miteinander trainieren, und Roumald und Kahiko. Teilt euch im Raum auf, dann zeige ich euch, wie ihr mit Elementen kämpft.“
    Carlos und Fabés gingen auf die linke Seite des Raumes, Roumald und ich auf die Rechte. Dort stellten wir uns dann mit gezogenen Waffen gegenüber auf. Zuerst erklärte Sorao, wie Carlos und Fabés trainieren sollten, dann wandte er sich uns zu.
    „Da Roumald ein Nahkämpfer ist und du Weitkämpfer, nimm die hier.“
    Sorao kam zu mir, zog zwei Dolche mit silbernen Griffen aus seinem Gürtel und gab sie mir.
    „Um eure Elemente überhaupt einsetzen zu können, müsst ihr euch sehr auf die Aktion, die ihr ausführen mögt, konzentrieren. So wie gestern bei der Wasserrutsche, erinnerst du dich Roumald? Wenn ihr glaubt, dass ihr euch genug konzentriert habt, dann greift an, der andere versucht dann, sich zu verteidigen. Bevor wirklich etwas Schlimmes passiert, schreite ich ein, also keine Sorge.“sprach Sorao.
    Wir nickten und ich zog einen Pfeil und spannte ihn in den Bogen ein. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich nur auf meinen Bogen. Als ich ein starkes kribbeln in meinen beiden Händen spürte, machte ich meine Augen auf und ließ den Pfeil los. Er sauste mit einem riesigen Lichtschweif in Roumalds Richtung. Roumald schlug mit seinen Tomahawks überkreuzt durch die Luft und vor ihm schwebte ein Wasserschild, in dem mein Pfeil steckenblieb.
    „Das war knapp, der ist fast bis zu Hälfte durch.“meinte Roumald, als Sorao das Wasserschild musterte.
    „Jetzt greifst du Kahiko an, Roumald. Wechselt euch immer ab.“
    Wir nickten und trainierten weiter, dabei völlig die Zeit vergessend.


    Está und ich gingen durch Aphaio. Er wusste wirklich, wo sich die Katakomben befanden und ging mit mir zum Schwertplatz. Währenddessen hatte ich die Gelegenheit auch mal mehr von der Innenstadt Aphaios zu sehen. Die vielen Menschen, die sich in etlichen verschiedenen Geschäften aufhielten, auf Bänken saßen, eilig durch die Straßen liefen oder als Touristen ebenfalls die Stadt bestaunten. Was mir schnell auffiel, war, dass Aphaio eine ziemlich grüne Stadt war. Überall standen vor Läden und Häusern Blumentöpfe oder Beete mit verschiedenen Planzen. So was ist zwar mehr Kahikos Geschmack, als meiner, aber nett sah es schon aus. "Sag mal, Está. Ist es eigentlich leicht, mit Schatten Menschen und Gegenstände zu packen?", fragte ich meinen Kumpel, der genau so wie ich, sich in Aphaio umsah. "Ach, nein. Das geht ganz leicht. Dreht sich eigentlich auch wieder darum, dass du dein Qajô in bestimmte Bereich verlagerst und dann deine Hände normal bewegst. Das ist auch ausnahmsweise nicht so anstrengend, das könnte man locker schaffen, während man den Schatten durch die Luft manövriert!" "Dann kannst du es mir ja eigentlich auch locker jetzt mal erklären und ich übe das dann irgendwann mal!" "Leech. Also, um mit dem Schatten Menschen oder Dinge zu greifen, musst du dein Qajô auf Hände, Finger und Arme verlagern. Das Gute als Übung daran ist, dass du die Positionen deines Qajôs nicht groß ändern musst. Zur Beschwörung des Schatten brauchst du ja Hände und Finger, genau so wie beim Greifen, also geht das auch rasch. Also, du beschwörst den Schatten, verlagerst dein Qajô zusätzlich noch in deine Arme und führst dann Greifbewegungen mit deiner Hand oder deinen Händen aus. Das als normale Übung. Zum Fliegen musst du dann dein Qajô insgesamt in deinen Armen, in beiden Händen, in den Fingern und in der Stirn verlagert haben. Dann kannst du, wenn du dich gut konzentrierst, mit deinem Qajô aus deiner Stirn, also mit Gedankenkraft deinen Schatten manövrieren und mit den Händen greifen!" "Chillig, Gedankenkraft...leech, das werde ich dann bald auch mal ausprobieren!", antwortete ich, zuversichtig, dass ich das auch schnell raus haben werde. "So, wie sind gleich da!" , sagte Está. Wir kamen an einem großen Platz an, der ziemlich leer war. Auf einem Schild stand das Wort "Schwertplatz". Etwa 10 Meter vor uns stand ein Soldat neben einer Treppe. Auf diesen gingen wir zu. "Contrâ! Pereza triez icurâvarz á girez canéresh? (Entschuldigung! Dürfen wir in die Katakomben?)", fragte ich ausnahmsweise mal höflich, weil ich wusste, dass man zu Soldaten immer nett sein musste. "Serwerla! Kenyn vork kaleez uyna rodazio! (Natürlich! Hier habt ihr eine Taschenlampe!)", antwortete der Mann in Uniform und reichte uns eine Taschenlampe. "Gryvezo!", bedankte sich Está und ging mit mir die Treppe runter. Da ich in der Dunkelheit rein gar nichts sehen konnte, schaltete Está die Taschenlampe an, sodass ich nicht blind in den Katakomben rumlaufen musste. Als wir schon ziemlich weit unten waren, entdeckten wir an den Wänden seltsame eingereitzte Zeichen und Schädel, die auf durch Speere gebohrt wurden. "Geil!", sprach ich fasziniert, als Está und ich sie erblickten. "Für meinen Geschmack etwas schlecht verteilt, aber mir soll es egal sein!", entgegnete der Junge. Kurze Zeit später hörten wir einen älteren Mann, der rief :"Das machst du sehr gut!" "Komm mit, Está. Lass uns da mal gucken!", schlug ich vor, woraufhin Está nickte und mir in einen Raum nebenan folgte. Wir versteckten uns dort sofort hinter Steinen und schauten kurz hinter ihnen hervor. Ich sah einmal so einen alten Sack, dann tatsächlich meinen Bruder und seine Freunde. "Kahiko trainiert hier. Ich hab ihm zwar gesagt, dass ich ihm vertraue und er das ruhig machen darf, trotzdem wollte ich mal auf Nummer sicher gehen, um mich vergewissern, dass er hier nicht ungewollt irgendeiner Sekte beitritt!", flüsterte ich Está zu. "Jay, du bist einfach ein toller Bruder", flüsterte Está mit einem sarkastischen Unterton zurück. "Also bitte, ja? Wenn hier jemand einer Sekte beitritt, dann ja wohl ich. Ich meine, ich glaube ja schon daran, dass es neben Gott auch Satan gibt, also warum nicht." Plötzlich kam mir eine Idee. Ich verlagerte mein Qajô wieder in die benötigten Bereich und beschwor einen Schatten. "Jay, was hast du vor?", fragte Está mich im Flüsterton. "Ich werde meinen Bruder mal etwas aufmischen und gleichzeitig die neue Technik üben!" Ich versuchte, den Schatten mit meinen Gedanken zu steuern. Da ich in meiner Stirn etwas mehr Qajô drinnen hatte, ging das auch gut. Ich manövrierte den Schatten direkt auf Kahiko zu. Als er bei ihm war, machte ich mit meinen Händen eine Greifbewegung und der Schatten packte sich tatsächlich meinen kleinen Bruder. "WOAH! WAS IST DENN JETZT LOS?!", rief er etwas panisch. Der alte Mann und seine Freunde schauten ihn verwirrt an. Anschließend flog ich den Schatten in die Luft und ließ ihn dort still verweilen. "K-Kann mir einer helfen?", fragte mein Bruder nervös.


    Ich versuchte mich wieder einzukriegen, zog einen Pfeil und schoss ihn auf den Schatten. Der Pfeil raste mit einem Lichtschweif in den Schatten, der darauf in Licht verpuffte. Sorao nahm seinen Bogen vom Rücken, zog ebenfalls einen Pfeil und schoss ihn zum einen Eingang der Halle, direkt zwischen den Köpfen von Jay und seinem Freund.
    „Jay, was machst du hier?“fragte ich irritiert.
    „Ich wollte nur mal sehen, ob du mir auch wirklich die Wahrheit gesagt hast.“meinte Jay während er und sein Freund auf uns zugingen.
    „Wer bist du?“fragte Jay Sorao misstrauisch.
    „Faro ce Sorao Piaré, ich unterrichte diese Jungs. Wer seid ihr beide?“sagte Sorao.
    „Sie sollen ein Lehrmeister sein? Können sie in ihrem Alter überhaupt noch kämpfen?“fragte Jay dreist, worauf Sorao noch einen Pfeil zog, auf Jay zielte und kalt meinte: „Soll ich es dir beweisen?“
    Jay wollte gerade etwas sagen, doch sein Freund hielt ihn zurück.
    „Ihr habt noch immer nicht meine Frage beantwortet, wer seid ihr?“fragte Sorao erneut, sie noch immer mit dem Pfeil bedrohend.
    „Faro ce Está Gilligan.“sagte Jays Freund.
    Jay sah Sorao zuerst nur wütend an, doch dann sprach ich: „Welko ce frio Zäl, Jay Veljeta.“
    Nun sah Jay mich fuchsteufelswild an.
    „Was wollt ihr hier in den Katakomben?“fragte Sorao die beiden, während er seinen Bogen wieder auf seinen Rücken tat.
    „Ich wollte nur sehen, wo mein Bruder gestern so lange war und wollte sehen, ob seine Aussage stimmte dass er hier trainiert hat, das ist alles.“sagte Jay genervt.
    „Warum bist du dann noch hier? Ihm geht es gut, das siehst du doch. Du hast hier also nichts mehr verloren. Para hechor, Está? Bist du nur der Begleitschutz für ihn oder warum bist du hier?“meinte Sorao während Jay wütend sagte: „Erstens, ich brauche keinen Begleitschutz, und Zweitens, ich gehe wenn ich will.“
    „Dann sage ich dir auch einmal etwas, Bursche. Du verlässt die Katakomben, wenn ich es für richtig halte, da ich hier auch wohne. Wenn du sie nicht freiwillig verlässt, dann helfe ich nach, verstanden?“sprach Sorao, der noch immer die Ruhe selbst war.
    Vor Jay erschien ein Schatten, der geradewegs auf Sorao zustürmte, doch ich holte schnell einen Pfeil aus meinem Köcher und der Schatten verpuffte abermals in Licht.
    „Kahiko!“sagte mein Bruder laut und sah mich wütend an, doch dieses Mal schüchterte mich das nicht ein.
    „Lass Sorao in Ruhe, Jay!“sprach ich überraschend Selbstbewusst, worauf Jay noch zorniger wurde.


    "Junger Mann, ich würde wirklich aufpassen, wen du hier vor dir hast!", sprach der alte Mann. "Pfff ... ich sage dir mal eins, Opa. Deine nicht vorhandene Autorität ist mir völlig latte! Fakt ist, dass ich nur mal nach meinem Bruder sehen wollte!", entgegnete ich angefressen, "Aber wenn du irgendein Problem haben solltest, besorg ich ein Bisschen Heroin, dann kannst du dir darauf einen drücken!" "Es reicht! Ich dulde nicht, dass ... ", antwortete der Mann, wurde aber prompt von Está unterbrochen: "Caz, caz, caz (Bla, bla, bla) ... hör auf, zu reden. Du solltest dir deine Luft sparen, so wie es hier unten mieft! Komm, Jay. Wir gehen, scheint ja alles okay zu sein!" Ich nickte und drehte mich genau so wie Está um und wollte gerade zum Augang gehen, als ich plötzlich hörte, wie ein Pfeil gespannt und losgelassen wurde. "NEIN!", rief Kahiko laut. Ich wusste, was los war. Ich hob mein rechtes Bein und stampfte mit der Ferse sanft auf den Boden und drehte mich um, so wie man das oft im techorianischen Militär machte. Da bemerkte ich, dass plötzlich drei Schatten vor mir auftauchten, die den auf mich zufliegenden Pfeil abfingen und auflösten. Ich war ziemlich überrascht, schließlich hatte ich meine Hände nicht bewegt. Dass einzige, was das erklären könnte, war, dass ich mit meinem Fuß Schatten beschworen habe, als er auf den Boden schlug. Auf jeden Fall schauten der alte Mann, mein kleiner Bruder und seine Freunde die Schatten und mich überrascht an. Naja, ich war genau so überrascht, setzte jedoch mein erstaunliches Talent ein, mir meine Gefühle nie ansehen zu lassen. Es war klar, wer der Schütze war. Nämlich der alte Mann, der noch seinen Bogen in der Hand hielt. Está und ich schauten den Mann angefressen an. Ich packte zuerst mit meiner linken Hand den Griff meines Schwertes, woraufhin Kahiko und seine Freunde einen unsicheren Blick auflegten. Am Liebsten hätte ich diesen Bastard jetzt in tausend Teile zerlegt und seine verfickten Überreste in ein Atomkraftwerk geschmissen. Doch ich überlegte es mir in letzter Sekunde noch anders. "Komm, Está! Der Penner ist es nicht wert! Lass uns gehen!", sagte ich zu meinem Kumpel. " Ja, okay ...", setzte Está an, doch schaute dann plötzlich meinen Bruder und seine Freunde an und sprach: "Wie steht ihr denn da? Wie die letzten Menschen!" Anschließend hob er seine Hand und machte einige Gesten. Plötzlich standen mein Bruder und seine Freunde, die sich eben noch von ihrer Haltung etwas lustlos zeigten, gerade, wie im Militär. Als wären es Soldaten, die sich die Rede von ihrem Vorgesetzten anhören müssten. Está schien sie mit seinen elementaren Kräften bewegt zu haben. "So sieht das schon besser aus, Kinder!", sagte Está und drehte sich um. Während ich noch dabei war, mir innerlich einen abzulachen, ging ich zusammen mit Está Richtung Ausgang. Obwohl ich diesen alten Bastard jetzt am Liebsten zu Kleinholz verarbeitet hätte. Da wäre es mir dann auch egal, dass er alt ist. Schließlich hat er versucht, mich mit einem Pfeil zu treffen. Obwohl ich einen heftigen Groll gegen ihn hegte, musste ich mich selbst schon fragen, warum ich Kahiko dann noch da unten ließ. Naja, egal ... wird schon nichts passieren.


    „Am ersten Trainingstag gleich so viel zu trainieren, ist wirklich lobenswert. Gut gemacht. Morgen kommt ihr wieder um die gleiche Uhrzeit in die Karakomben.“sagte Sorao während wir vier nickten.
    „Wie spät ist es eigentlich?“fragte ich während Roumald sein Handy aus seiner Hosentasche holte.
    „Cavez! Es ist schon Neun! Wie die Zeit vergeht.“meinte Roumald überrascht.
    „Qiez, das stimmt. Achja, ich will euch ja noch etwas zeigen. Izara!“sprach Sorao während er uns ansah.
    Wir standen etwas widerwillig auf und folgten Sorao. Zuerst gingen wir durch breite Steingänge, doch nach einer langen Geraden bogen wir links ab und gingen eine modrig riechende, hölzerne Treppe hinauf. Dort waren fast keine Fackeln, höchstens eine alle geschätzten fünfzig Treppen. Spinnweben klebten an der Decke und Rattenlöcher waren überall in den Wänden. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir endlich oben an, wir waren nun in einen kleinen Raum mit einer steinernen Wendeltreppe. Schon wieder Treppen, dachte ich während wir die Stufen raufgingen. Als wir oben ankamen, schloss Sorao ober sich eine Luke auf, durch die wir dann alle hinaus an die Oberfläche kamen. Wir waren auf einem riesigen Hügel in einem Park, von wo man aus die ganze Stadt sehen konnte. Gebannt starrten wir auf die Lichterpracht von Aphaio, es war ein überwältigender Anblick.
    „Warum haben sie uns hierher gebracht?“fragte Fabés Sorao, der in die Sterne schaute.
    „Ihr sollt Aphaio noch genießen, bevor es ausgelöscht wird.“sagte er ernst, worauf wir ihn fragend ansahen.
    „Quario? Was meinen sie?“fragte ihn Roumald.
    „Der Krieg wird früher kommen, als euch lieb ist. Seht dort.“
    Sorao zeigte in den Süden, jenseits von Aphaio. Geschätzte hundert Kilometer vor der Stadt sah man riesige Feuersäulen und Rauch in den Nachthimmel aufsteigen.
    „Quer cer gir?“fragte ich während ich meinen Blick nicht vom Feuer abschweifen lies.
    „Gir, cer Vinerat. (Vinerat = Krieg)“antwortete Sorao.
    Fabés, Carlos, Roumald und ich sahen uns voller Entsetzen den Anfang des Kriegs an.


    Está und ich gingen nach Hause, weil es langsam dunkel wurde. Als wir auf dem Rathausplatz waren, überraschte uns plötzlich eine Truppe von Soldaten, die an uns vorbeiliefen. Sie hatten schwarze Uniformen, schusssichere Westen, schwarze Stiefel, hatten Nase und Mund durch ein Tuch verdeckt und wurden von einem Mann in einem schwarzen Trench-Coat und etlichen Orden. Die untere Hälfte seines Gesichts war ebenfalls vermummt. "Schnell, Männer! An die Mauern!", rief der Mann im Trench-Coat, der auf dem Rücken eine Zastava M76 trug. Das Scharfschützengewehr, die Orden und der Trench-Coat ließen darauf schließen, dass dieser Mann ein Cassador war und seine Soldaten zur Mauer bringt. Cassadoren sind Elite-Einheiten, die in verschiedene Positionen gesetzt werden. Es gibt einmal die normalen Cassadoren, die sich in einer Stadt aufhalten, dann gibt es Zentral-Cassadoren, die auch die Städte in der direkten Nähe, seines eigentlichen Einsatzortes beschützen. Dann gibt es noch Imperial-Cassadoren, welche zur Leibwache des Imperators gehören. Weiterhin gibt es Bezirks-Cassadoren, welche quasi noch Cassadoren auf Bewährung sind und nur gewisse Bezirke von Städte übernehmen. Cassadoren haben die Aufgabe, ihren Soldaten Aufträge zu geben. Zum Beispiel, zur Mauer zu gehen, weil Feinde gesehen wurden. Ich konnte aber irgendwie nicht verstehen, warum sie sich so hetzten. Aphaio ist geschützter als ein Banksafe in einem Militärgebiet. Techoras Hauptstadt ist mit drei extrem dicken, hohen und robusten Mauern geschützt. Da haben selbst Kanonen keine Chance. Weiterhin gibt es in den Mauern Mörderlöcher, durch die techorianische Soldaten schießen können. Auf den Mauern stehen natürlich auch noch Scharfschützen, die mit gut ausgerüsteten Waffen aufpassen. Ich habe mir mal sagen lassen, dass die sogar ein Reiskorn treffen, welches einen Kilometer weit entfernt ist. Gut trainierte Soldaten, die zwischen den Mauern stehen, schalten Feinde aus, falls welche durch kommen. Da aber jeder weiß, dass das unmöglich ist, wird es auch eher so eine "wir-gehen-aus-Langweile-einfach-mal-auf-Nummer-sicher"-Sache. Und ich denke, da hat auch niemand was gegen. Also ich finde es ziemlich gut, dass Aphaio so gut geschützt ist. Wir sahen noch den gehetzten Soldaten hinterher, bis sie hinter einigen Gebäuden verschwanden. Anschließend gingen Está und ich weiter. Wir gingen noch etwa zehn Minuten durch die etlichen Gassen und Wege, als wir dann bei mir ankamen. "Leech, triez avenizia talez vén! (Okay, wir sehen uns dann!)", sprach Está. "Qiez, leèn lanza! (Ja, bis morgen!), entgegnete ich und öffnete die Tür. Das Erste, das ich sah, war Kahiko der auf dem Sofa saß. "Swäl ...", sagte ich zu ihm. "Swäl, Jay ...", antwortet Kahiko, "nette Nummer heute in den Katakomben!" "Ach, sei still. Wie gesagt, wollte ich nur nachsehen, ob alles okay ist!" "Ja, aber ... !", setzte mein Bruder an, doch brach den Satz an, weil ihm wohl eingefallen ist, dass ich so bin und man, was meine asoziale Art angeht, nicht mit mir diskutieren kann. Ich wollte gerade die Treppe hochgehen, um mein Zimmer zu betreten, doch Kahiko fragte :"Mengar, Jay ... pereza quin hechor välizka calen á Valeko? (Sag mal, Jay ... wann gehst du eigentlich nach Valeko?) "Faro jarlyaz, agén faro välko lanza á Valeko. Quario hechor adkyez? (Ich denke, dass ich morgen nach Valeko gehe. Warum fragst du?) ", entgegnete ich. "Pereza faro icurânyo garzar? (Darf ich mitkommen?)", fragte mein kleiner Bruder. "Varyca ... (Von mir aus ... )", antwortete ich und ging die Treppe hoch.


    Ich saß noch lange im Wohnzimmer und starrte die Decke an. Ich machte mir Gedanken über alles Mögliche: Über den Krieg, über Jay, über meine Freunde…aber besonders über den morgigen Tag.
    Als ich mir gerade darüber den Kopf zerbrach, wie weit es wohl nach Valeko sein wird, hörte ich, wie jemand an das Fenster klopfte. Zuerst erschreckte ich mich und fuhr auf, doch dann sah ich zum Fenster und sah Roumald. Was macht er denn so spät noch hier?, fragte ich während ich das Fenster öffnete und Roumald durch das Fenster ins Haus einstieg.
    „Noch umständlicher geht es nicht, vek? (vek= oder)“meinte ich müde während ich das Fenster schloss.
    „Ich hätte auch durch ein oberes Fenster reinkommen können, aber ich wusste nicht, was dein Zimmer ist.“sagte Roumald als wir uns auf das Sofa saßen.
    „Was machst du eigentlich hier? Qorad jizo ces redit?(Wie spät ist es?)“sprach ich gähnend.
    „Es ist Mitternacht, und ich bin nur hier, weil ich nicht schlafen kann.“sagte Roumald mit einem Blick auf sein Handy.
    „Du bist ja die komplette Nachteule, also das komplette Gegenteil von mir.“meinte ich etwas geistesabwesend.
    „Ces quer? Du siehst so bedrückt aus.“fragte mich Roumald besorgt.
    „Ach, morgen gehen Jay und ich nach Valeko, zu einem Schwertmeister. Und wenn ich jetzt noch immer wach bin, dann wird der Marsch Morgen eine Qual, das sag ich dir!“
    „Vork balesco á Valeko? Kann ich mitkommen? Bei mir herrscht gerade dicke Luft und ich wäre froh, wenn ich mal wegkann.“
    „Serwerla, Roumald. Mich würde es sogar freuen, wenn du mitkommst.“sagte ich lächelnd.
    „Led. Mal ein ganz anderes Thema…Vermisst du deine Eltern und deine Schwester?“fragte er worauf ich ihn irritiert ansah.
    „Qiez, ich vermisse meine Eltern schon, vor allem geht mir aber Skye ab. Ich hoffe, ihr geht es in Izquia gut, ich muss ein Versprechen halten.“
    „Ein Versprechen? Erzähl mal!“stichelte Roumald.
    „Qiez, ich habe ich versprechen müssen, dass ich Imperator werde. Ich meine…Fero? Imperator? Niemals!“
    „Das stimmt…zumindest JETZT stimmt es. Aber du kannst noch Imperator werden, du brauchst nur mehr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, dann wirst du der beste Imperator, den es je gegeben hat!“meinte Roumald aufgeregt, doch ich holte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, indem ich sagte: „Da wird vorher noch Jay Imperator, bevor ich es werde.“
    „Sei nicht immer so pessimistisch! Morgen arbeiten wir an deinem Selbstbewusstsein, ob du es willst oder nicht! Und…kann ich heute vielleicht bei dir pennen, ich bin zu müde um nach Hause zu gehen.“
    Ich nickte. Wir redeten noch etwas, dann schliefen wir beide auf der Couch ein.


    Ich war die ganze Nacht lang wach, weil ich weder die Lust, noch das Bedürfnis hatte, zu schlafen. Um etwa drei Uhr zückte ich mein Handy, öffente WhatsApp und schrieb Joshua an. "Ey, Yoshi. Hast'e Bock heute nach Valeko mitzukommen? Ich geh zu irgendeinem Schwertmeiser dort"
    "Tag, Jay. Ja, kann ich einrichten. Hol mich dann ab, wenn es so weit ist"
    "Kay, bis später"
    Anschließend beendete ich WhatsApp, holte meine Kopfhörer raus und hörte Musik. Da bei mir das Licht angeschaltet war, konnte ich währenddessen nach draußen in die Dunkelheit schauen. Am Liebsten wäre ich jetzt rausgegangen, aber ich kann ja in der Dunkelheit nichts sehen und in Aphaio kenne ich mich nicht gut genug aus. Irgendwie konnte ich es nicht glauben. Gestern morgen wachte ich noch in Kaleon auf, dann geschah der Vorfall im District ... und dann ging alles auch schon so rasend schnell. Der Angriff, die Flucht ... die Ankunft in Aphaio. Was ich mir aber wirklich geschworen habe, ist, dass ich den verfickten Hurensohn, der meine Eltern getötet hatte und unter anderem meinen Geschwistern und mir unsere Heimat gestohlen hat, qualvoll zu töten. Zum Glück konnte ich mir sein Gesicht merken, besonders die Augen. Ich kann mir Gesichter gut merken, auch wenn es nur Teile davon sind. Doch ich versuchte in dem Moment nicht weiter darüber nachzudenken. Nach einer Stunde hörte ich auf, Musik zu hören, steckte meine Kopfhörer wieder ein und ging die Treppe runter. Ich benutzte das Blitzlicht meines Handys und mich auf der Treppe zurechtzufinden. Im Wohnzimmer angekommen, schaltete ich das Licht an und ging zum Sofa. Dort sah ich einmal Kahiko schlafend an der linken Lehne und seinen Kumpel Roumald ebenfalls schlafend an der rechten Lehne. "Was zum Fick ... ?", fragte ich mich und schaute verwirrt. Ich trat hinter das Sofa, drückte mich dagegen und hob es an, sodass die Beiden auf den Boden vielen. Mit einem lauten "WAAH!" wachten sie auf und schauten mich angefressen an.
    "JAY!? Was soll das?!", fragte Kahiko.
    "Das ist jetzt egal, Kahiko!", antwortete ich und zeigte auf den am Boden sitzenden Roumald, " Qorad para quario? (Wie und warum?)"
    "Er hat heute hier gepennt ... ", antwortete mein Bruder.
    "Zäl. Willst du mir irgendwas sagen?", erkundigte ich mich und legte ein fieses Grinsen auf.
    "Ya wessa, Jay! (Fick dich, Jay!) Er wollte nur nicht mehr nach Hause und hat mich gefragt, ob er hier pennen darf ... und ob er nachher mit nach Valeko kommen darf. Ist das okay?"
    "Ist mir doch Latte! Von mir aus kannst du auch einen Terroristen mit Bombengürtel mitnehmen ... obwohl mir das sogar noch lieber wäre!", antwortete ich mit einer deutlichen Gleichgültigkeit in meiner Stimme.
    "Jay. Warum so schlecht drauf?", fragte mein kleiner Bruder.
    "Kahiko. Warum die dumme Frage?", entgegnete ich.
    "Keift ihr euch immer so an?", fragte Roumald, obwohl ich davon ausging, dass er die Antwort schon wusste.
    "Ja ... auch wenn mein Bruder bei jedem Streit und jeder Diskussion gewinnt ...", entgegnete Kahiko und schaute danach mich an, "und warum hast du uns eben vom Sofa geschmissen?"
    "Ich sah euch da so und dachte mir, es wäre derbe lustig. Und was soll ich sagen? Ich bin auf meine Kosten gekommen!", lachte ich, woraufhin mein Bruder auch leicht lachen musste.
    "Ey, Jay. Wann machen wir uns denn auf den Weg?", erkundigte Kahiko sich bei mir.
    "Keine Ahnung. Ich denke, direkt wenn es hell wird. Also so um 6 Uhr oder so ...", entgegnete ich.
    "Teleda, qiez ... (Ach so, okay ... )", sagte Kahiko daraufhin.


    Jay ging die Treppe rauf und Roumald und ich setzten uns wieder auf das Sofa.
    „Wie gesagt, du bist bestraft mit so einem Bruder. Ich bin auf den Marsch heute gespannt.“meinte Roumald während er mich müde ansah.
    „Wie du meinst… Qorad jizo ces redit?“fragte ich Roumald als ich das Licht ausschaltete und er auf sein Handy schaute.
    „Halb fünf. Versuchen wir, noch etwas zu schlafen.“sagte Roumald, worauf ich bejahte.
    Wir legten uns wieder hin und schliefen sofort wieder ein.
    Um Halb Sechs weckte mich Roumald durch schütteln auf.
    „Kahiko, wach auf!“sprach er.
    „Qiez, qiez! Bin ja schon wach. Hör auf mich zu schütteln!“meinte ich etwas genervt.
    Ich lag jetzt ganz auf der Couch und Roumald saß auf mir mit seinen Händen auf meinen Schultern.
    „Ich hab ´ne Idee, wie wir uns bei Jay für die Aufweckaktion revanchieren.“
    „Achja? Quer?“fragte ich neugierig.
    Als er es gerade erklären wollte, kam Jay die Treppe runter sah uns irritiert an.
    „Schon wieder?“fragte er böse grinsend.
    Roumald ging sofort von mir runter und ich stand auf und sah Jay wütend an. Als ich gerade etwas sagen wollte, klingelte es an der Tür.
    „Das muss Yoshi sein, kommt jetzt, wir brechen auf.“sprach Jay noch immer grinsend.
    Wir nickten und folgten Jay nach draußen.
    „Kommen die etwa auch mit?“fragte Yoshi.
    „Qiez, hast du ein Problem damit?“erwiderte Roumald.
    Bevor Yoshi etwas sagen konnte, ging Jay an ihm vorbei und zog ihn mit sich, Roumald und ich gingen ihnen nach.
    „Das kann ja noch heiter werden…“flüsterte ich Roumald zu, worauf er leise antwortete: „Wir werden es Jay einmal heimzahlen, dass er dich immer so behandelt, und zwar auf diesem Marsch.“
    „Wie willst du das anstellen?“
    „Überlass das ruhig mir…“sagte Roumald, worauf ich ermutigend nickte.
    Wir gingen zum Zug um schneller bei der Stadtmauer zu sein. Als wir am Bahnhof ankamen, hätten wir fast den Zug verpasst. Drinnen angekommen, setzten wir uns schnell gegenüber hin, Roumald saß neben Yoshi und mir gegenüber, Jay saß am Fenster und neben mir.
    „Das war knapp.“sagte Roumald noch außer Atem.
    Ich nickte und lehnte mich zurück.
    „Wie lang wird die Fahrt wohl dauern?“fragte ich während ich Jay ansah, worauf der mit den Schultern zuckte.
    „Hoffen wir nicht allzu lang…“meinte Yoshi und sah Roumald und mich finster an.


    Yoshi und ich hörten während der Fahrt laut Musik, während mein kleiner Bruder und Roumald nur dumm in der Gegend rumguckten. Ich sah, wie Roumald auf eine verdächtige Art Kahiko etwas ins Ohr flüsterte.
    "Ey, Roumald!", sprach Yoshi.
    Als der Junge Yoshi ansah, ließ dieser seine Fingerspitzen brennen und sprach mit finsterem Blick: "Mach keinen Scheiß, Junge!"
    Roumald erschrak daraufhin etwas und wurde ein Bisschen nervös.
    "Nicht schlecht, kann ich aber noch besser!", entgegnete ich zu Yoshi und beschwor heimlich einen Schatten über dem Platz neben Kahikos Kumpel, "Roumald! Schau mal da!", sprach ich anschließend und zeigte auf diesen Platz neben ihn.
    Er schaute in die Richtung, sah den Schatten und erschrak daraufhin extrem mit einem lauten "WAAAH!". Kurz bevor die anderen Mitfahrer den Jungen verwirrt anschauten, ließ ich den Schatten verschwinden, um die Quelle des Schreckens zu beseitigen.
    "E-Entschuldigung ...", sprach Roumald etwas lauter, damit es auch alle Anderen hörten.
    "Ne, Roumald ... ich muss mich entschuldigen", entgegnete ich, "mit mir ist man bestraft!"
    Während Yoshi sich einen ablachte, versuchte Roumald, mich mit einem zornigen Blick anzugucken, was ihm aufgrund seiner Nervosität nicht gelang. Ich grinste nur schadenfroh und konzentrierte mich weiter auf meine Musik. Die scheiß Fahrt dauert ziemlich lange, doch nach etwa 45 Minuten kamen wir an. Der Zug hielt und eine Durchsage ertönte: "Wir sind nun in Valeko angekommen! Ausstieg in Fahrtrichtung links!" Roumald, Kahiko, Yoshi und ich stiegen aus dem Zug aus und warfen zuerst einen Blick auf die Stadt. Große Gebäude, ein gigantischer Platz, der zum Rathaus gehört, viele gehetzte Menschen, Soldatenpatrouillen, die von Cassadoren angeführt wurden und viele Fahrradfahrer fielen uns zuerst in den Blick. Trotz des Angriffes auf Kaleon vor Kurzem schienen sich die Menschen nicht groß zu sorgen und ihr normales Leben zu leben. Naja, Soldaten schützten die Stadt und der Krieg war noch in einem frühen Stadium, wie der Imperator und die Imperial-Cassadoren bei einer Pressekonferenz mitteilten. Woher ich das wusste? Naja, neben mir saß ein Mann, der eine Zeitung las und ich schaute ab und an zufällig drauf.
    "So. Gehen wir mal den Schwertmeister suchen!", sprach Kahiko und ging schon mal mit Roumald los. Yoshi und ich zogen sofort nach.


    MFG
    Gin



    Kapitel 22 : Deadline


    Langsam setzte sich Gin auf uns hielt sich seine Hand an seinen Kopf. "Was war los?, fragte Paolo den Jungen. "I-Ich war an einem ganz komischen Ort...b-bei einem...", versuchte Gin zu erklären, aber er war im Moment selbst so verwirrt, dass er keinen vernünftigen Satz formulieren konnte. "Wir sollten jetzt lieber gehen!", drängte Troy, "Sonst holen uns die Träkon ein!" Gin stand langsam auf und stütze sich kurz an einer Hauswand ab. Jenny schaute den Jungen an und fragte: "Geht es?" - "J-Ja. Es geht. Mir ist nur etwas schwindelig!", entgegnete der Junge, entfernte seine Hand von der Wand und ging, wenn auch auf wackeligen Beinen, mit den Pärcen weiter. Während die Gruppe sich durch den hohen Schnee bewegte, versuchte der Hiro, seine Gedanken zu ordnen. Er wusste, er hatte irgendwas Seltsames erlebt. Aber im Moment war er so unkonzentriert, dass sich seine Gedanken überlappten und er keine ganze Situation rekonstruieren konnte. Zudem war er sich sicher, dass was passiert war. Er hatte zwar das Bewusstsein verloren, aber war mit seinem Geist außerhalb seines Körpers. "Vielleicht hat der Schnee auch nur mein Hirn eingefroren ... ", dachte sich der Junge, der sich selbst etwas einredete, um nicht mehr daran denken zu müssen. Toseko, der wieder in Gins Kapuze Zuflucht vor der Kälte suchte, miaute unruhig. Es war so, als würde der Kater wissen, was mit dem Jungen los ist. "Miau ... MIAU!" - "Sei still, Toseko!", erwiderte Gin darauf, dem das Miauen auf die Nerven zu gehen schien. "Schaut! Da ist Varco!", sprach Paolo plötzlich und zeigte auf einige Häuser, etwa 50 Meter vor ihnen. "Aber ich glaube nicht, dass wir groß aufpassen müssen. Varco ist auch so eine Ruinenstadt!", warf Troy ein. "Ab hier werden sich unsere Wege aber wohl trennen!", sagte Paolo, "Denn wir müssen von dort aus nach Osten, nach Helio. Aber etwa 200 Meter weiter ist schon die Mauer!" "Hm ... verstehe", antwortete Gin, der scheinbar immer noch nicht ganz bei sich war. Als die Gruppe in der Ruinenstadt Varco ankam, die ebenfalls nur zerstörte Gebäude, zugeschneiten Schutt und verlassene Gassen zu bieten hatte, wandten sich die Pärcen zu Gin. "So, aber hier musst du wieder alleine weiter!", sprach Paolo mit einer winzigen Spur von Trauer in der Stimme. "Okay, alles klar. War wirklich nett, euch kennenzulernen!", entgegnete Gin, "Seid echt in Ordnung und nicht nur, weil ihr ebenfalls Feinde der Träkon seid!" "War uns auch eine Freude, dich kennenzulernen", sprach Jenny lachend, "ach, Gin ... gibst du mir mal dein Handy?" "Öhm ... klar", entgegnete Gin, ohne groß zu fragen. Er nahm sein Handy raus und reichte es der Pärcin. Sie tippte schnell etwas in das Handy ein und zeigte es dann dem Hiro. In seinem Telefonbuch stand nun "Jenny" und darunter eine Handynummer. "Falls du mal in Pärcya bist, kannst du ja mal anrufen!", sagte Jenny lächelnd. Gin grinste ebenfalls und machte mit seiner linken Hand eine Geste, dass das Mädchen ihm ihr Handy auch geben sollte. Daraufhin holte sie ihr weißes Handy heraus und gab es Gin. Dieser tippte in ihr Handy ebenfalls seine Nummer ein und reichte es dem Mädchen dann wieder. Er sprach: "Falls IHR mal nach Hiroya kommen solltet!" "O-Okay. Dann ... sind wir mal weg", antwortete Jenny weiterhin lächelnd. Die Pärcen und der Hiro verabschiedeten sich. Sophia und Jenny konnten es sich nicht verkneifen, auch Toseko liebevoll zu verabschieden. "Miau miau!", ertönte es in einem fröhlichen Ton von dem Kater. Die Pärcen gingen Richtung Osten, während Gin sich mit Toseko nach Norden zur Mauer begab. "Dann wollen wir mal zurück nach Hiroya ... ich hoffe, Sharon, Drake und Mia machen sich nicht allzu viele Sorgen!", sprach der Junge zu Toseko. Auch wenn Gin die Pärcen jetzt nicht gut und lange kannte, hatte er das Gefühl, dass Pärcya trotz seiner geringen Existenzzeit ein stolzes Volk zu seinen schien, welches sich wirklich gegen die Träkon auflehnen will. Es war gut für Gin zu wissen, dass Hiroya im Kampf gegen die Träkon nicht alleine sei. Pärcya und Hiroya würden sich gegenseitig unterstützen ... und vielleicht wären auch noch andere Länder irgendwann in dem Bündnis. Doch Fakt war, dass Träkonya sich auch Verbündete suchen würde. "Da ist die Mauer ...", flüsterte Gin zu sich, als er vor dem gigantischen Verteidigungsbauwerk stand. "Dann wollen wir mal wieder in die Heimat!", sprach er und fing an, die Mauer hochzuklettern. Die riesige Mauer, welche Hiroya und Träkonya seit über 100 Jahren trennt ... doch nicht wirklich vor dem jeweils Anderen schützt. Seewege, Luftlinien und besonders gut entwickelte Kletterkünste spielen dabei eine große Rolle. Längst sind Soldaten nicht mehr auf die Landwege angewiesen. Wenn es darum geht, die Landsleute des Feindes zu töten, sind Menschen plötzlich kreativ. Trotzdem war diese Mauer eine Sehenswürdigkeit. Sie gab vielen Menschen trotz der eben erwähnten Umstände ein Gefühl von Sicherheit. Dabei gibt es zu der Mauer noch eine bisher ungelöste Frage. Nämlich, wem sie gehört. Ob sie Staatseigentum von Träkonya oder Hiroya ist. Einige Hiros sagen, die Mauer gehört Hiroya und einige Träkon sagen, sie gehört Träkonya. Doch zu einem gewissen Teil sind sich Hiros und Träkon einig : Die Mauer gehört NIEMANDEM. Sie läuft direkt entlang der Grenze zwischen Hiroya und Träkonya. Und genau an dieser Grenze ereignete sich früher immer der Höhepunkt des Krieges. Wann immer man an dieser Grenze ankam, man erblickte hunderttausende von abgemetzelten Leichen. Dort trafen Soldaten aus Hiroya und Träkonya aufeinander und lieferten sich einen erbitterten Kampf. Aus diesem Grund wird die Grenze auch "Deadline" genannt. Und weil der Krieg dort auch immer seinen Höhepunkt erreichte, wird er ebenfalls auch "Deadline" genannt. Der Begriff steht also einmal für die Grenze zwischen Hiroya und Träkonya und einmal für den Krieg, der schon seit Jahrhunderten zwischen diesen Nationen wütet und millionen Menschen das Leben gekostet hat. Irgendwann im Frühling 1856, als die Kriegssituation sich etwas entspannt hatte, entschieden Tausende von Hiros und Träkon, an der Deadline eine Mauer zu bauen. Damit weitere Kämpfe verhindert werden können. Ganze 21 Jahre dauerte der Bau an der 80 Meter hohen, 15 Meter breiten und hunderte Kilometer langen Mauer. Als sie dann im Frühling 1877 fertig war, zierte nun eine große Mauer, die Grenze zwischen Hiroya und Träkonya. Getauft wurde sie auf den Namen "Deadline-Mauer". Doch sie verbesserte die Lage nicht. Als die politischen Streitigkeiten wieder begannen und der Krieg wieder näher rückte, ging es lange nicht mehr um Macht, Wirtschaft und Militär, sondern auch darum, wem die Mauer gehört. Selbst der Machthaber von Hiroya, Lord Ceno Sylan und der Machthaber von Träkonya, Lord Shane Gard streiten sich heute noch mit einem großen Teil ihrer jeweiligen Landsleute um den Besitz der Mauer. Doch viele Menschen denken, dass es völlig egal ist. Die Mauer wurde gemeinsam von beiden Nationen gebaut ... von Beiden zusammen. Das war das einzige Ereignis in der Geschichte der beiden Länder, in denen ihre Landsleute mal zusammengearbeitet haben. Ansonsten haben sie sich nur bekriegt ... schon traurig, wenn man sieht, was für eine große beeindruckende Mauer sie gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Darum sind die meisten Hiros und Träkon auch der Meinung, dass die Deadline-Mauer ein freies Bauwerk wäre, welches keinen Besitzer hat. Sie zeugt von einer Zeit, in der Hiros und Träkon sich mal nicht bekriegten und stellt eine einzigartige und unvergessliche Erinnerung dar. Und auch wenn keiner der Bauherren der Mauer mehr lebt, gilt sie für die Meisten als Symbol, dass der Krieg so schnell wie möglich beendet werden solle. Dass niemand mehr unnötig sterben muss, nur weil es um Macht und Wirtschaft geht. Man solle nur mal daran denken, was Hiros und Träkon gemeinsam noch alles machen könnten, wenn sie in Frieden leben würden. Diesen Gedanken haben jedoch nur jeweils 15% der Hiros und Träkon. Sie sind strikt gegen den Krieg. Das Problem ist, dass die anderen 85% der jeweiligen Landsleute auch keinen Krieg wollen ... aber genau diesem Anteil geht es gleichzeitig um Macht und eine erstklassige Wirtschaft, die nur mit dem Auslöschen des jeweils anderen Landes ermöglicht wird. Und diese Menschen haben gelernt, dass man für seine Überzeugungen kämpfen muss ... und sterben. Der kleine Anteil, dem nur der Frieden der beiden Länder wichtig ist, geht also in der großen Menge der von den Machthabern angeführten Ziele unter. Und für diesen wenigen Menschen ist das die größte Dreistigkeit, die es gibt. Dass man millionen von Menschenleben vor Macht stellt ... und das wird auch noch lange so weiter gehen. Hiroya und Träkonya sind beides große und starke Länder, die keinen Frieden schließen werden, wenn die Mitglieder ihres jeweiligen Landes sich doch bei ihrer Sache so sicher ist. Die Deadline, die größtenteils nur auf Hass und Gier zurückzuführen ist, zeigt, dass Menschen ungemein stur sein können, wenn es ihnen um bestimmte Werte geht. Und wenn jemand das verhindern will, wird er getötet ... und das ist auch schon das Prinzip der Deadline. Am liebsten würden sich die Hiros und Träkon, die gegen diesen Krieg sind, auf einer noch unbebauten Insel eine Kolonie aufbauen und dort nichts von der Deadline wissen wollen ... nur in Frieden leben ... gäbe es da nicht zwei Probleme. Genauer gesagt zwei Gesetze, die sogar für beide Länder gelten. Einmal das "Anti-Desertationsgesetz", welches vorschreibt, dass man für sein Land da sein und kämpfen muss. Und dann das Gesetz, dass es verbietet, eine friedliche Bindung zu verfeindeten Landsleuten aufzubauen. Die Machthaber der Länder sind so verbohrt und schrecklich verbissen in den Krieg, sie lassen jeden festnehmen und im Kerker verrotten, der gegen dieses Gesetz verstößt ... für einige Menschen zu traurig, wenn man bedenkt, dass sie sich nur Frieden wünscht und nicht wollen, dass diese Werte, die für sie den Krieg in keinster Weise rechtfertigen, so vielen Menschen das Leben kostet und man auch praktisch keine andere Wahl hat ...

    Kapitel 3 : Alte Bekannte


    "Tja...und nun?", fragte ich meinen Bruder und tastete alle fünf Sekunden meinen Rücken ab, um sicherzugehen, dass mein Schwert auch noch da ist, wo es sein soll. "Keine Ahnung, gibt es nicht irgendein Amt oder so, bei dem sich Flüchtlinge melden können, oder so?", antwortete er und schaute in die Menschenmenge. "Ser-werla!", entgegnete ich und sprang vom Brunnenrand, "selbstverständlich gibt es so was. Aber ich dachte, ich lass dich mal entscheiden, was wir machen, da muss ich nicht so viel nachdenken." Mein Bruder schüttelte den Kopf und ging los. Ich folgte ihm. Wir schritten durch die endlosen Menschenmassen, durch die breiten Straßen, die mit Geschäften, Restaurants und Cafés übersät waren. Nachdem wir einige Passanten gefragt hatten und uns durch etliche Menschenmassen gekämpft hatten, kamen wir an einem großen Gebäude mit der Aufschrift "Flüchtlingsamt" an. Wir öffneten die Tür, traten ein und erblickten eine sehr stilvoll eingerichtete Eingangshalle. Schwarz-weiße Möbel, eine Rezeption, einen Aufzug, Edelteppiche auf dem Boden...naja, eigentlich so, wie man es sich vorstellt, aber etwas sonderbarer. Kahiko und ich gingen zur Rezeption und sprachen die junge Dame an, die gerade ein Telefonat beendete. "Swäl. Faro ce Jay Veljeta para väyn cer frio zäl Kahiko. Triez kapana Argonaz dey Kaleon.", fing ich an, zu reden. "Oh", antwortete die junge Dame, "ich hab von den schlimmen Ereignisse gehört. Wie geht es euch denn?" Bevor ich etwas sagen konnte, entgegnete Kahiko :"Led! Sagen sie, wäre es möglich, hier irgendwo eine Bleibe zu finden?" Ha, Kahiko kennt mich einfach zu gut. Er weiß, dass ich jetzt asozial geworden wäre, darum hat er die Initiative ergriffen. Ich meine, wer würde denn nicht antworten "Ist doch jetzt völlig Latte, geben sie uns einfach ein Haus, in dem wir wohnen können!". Naja, Kahiko macht sich lieber weniger Feinde. "Ja, natürlich. Könnte ich vorher eure Personalausweise sehen? Ich brauch eine Bestätigung, dass ihr wirklich aus Kaleon seid und dass ihr euch nicht für jemand anderen ausgebt", entgegnete die Frau, woraufhin mein Bruder und ich unsere Persos rausholten und sie der Frau zeigten. Sie musterte sie für einen kurzen Moment und antwortete anschließend :"Alles klar!", antwortete sie, gab uns unsere Persos wieder, zusammen mit zwei Fahrkarten für den Zug, einen Schlüssel, in dem die Zahl "69" eingraviert war und einen Zettel auf dem "Esco Vallye - Plynxerio 69" geschrieben war, "Fahrt mit dem Zug zu dieser Adresse. Das Haus mit der Nummer 69 gehört euch. In ein oder zwei Stunden kommt einer unserer Mitarbeiter mal vorbei, um nach euch zu sehen."Gryvezo!", antwortete Kahiko, nahm den Schlüssel und alles andere an sich und ging mit mir nach draußen. "Ay! Das...ging ja leicht!", antwortete ich. Naja, ich muss sagen, ich bin ab und zu etwas pessimistisch. Gut, dass ich vor wenigen Minuten noch gedacht hatte, dass die Leute das hier so ernst nehmen, dass wir hier richtig mit Polizei und T.S.I verhört werden, ob wir denn auch die sind, für die wir uns ausgeben, war vielleicht etwas seltsam...aber hoffentlich verständlich. "Wenn dort, wo wir dann wohnen, auch so ein riesen Menschenchaos herrscht, brauch ich ja ein ganzes Fass Candiar!", sprach ich und freundete mich jetzt aber schon mit dem Gedanken an. "Ach, Jay. Hör doch einfach auf zu trinken...das ist besser für dich...und auch für die Straßen der Stadt!", entgegnete Kahiko kichernd. "Ya wessa!", sprach ich darauf und ging Richtung Bahnhof...gefolgt von meinem Bruder. "Im Ernst, Jay. Ich bin und bleibe ein anständiger Kerl, der sich von Alkohol und so weiter fernhält. Aber du, du scheinst auf die Idee ja nicht zu kommen...besonders, wenn sich die Menschen, denen du was bedeutest schon deshalb Sorgen um dich machen!", sprach er, wohl in der Hoffnung einen wunden Punkt zu finden. "Akiiz!", antwortete ich gereizt und ging weiter Richtung Bahnhof, ohne meinen Bruder auch nur noch eines Blickes zu würdigen.


    Es herrschte Totenstille zwischen uns, als wir uns im Zug gegenüber hinsetzten. Jay hörte mit dem Handy durch seine Ohrstöpsel Musik und zwar so laut, dass ich sie hörte. Ich sah aus dem Fenster. Aphaio ist wirklich eine beeindruckende Stadt mit den ganzen Wolkenkratzern und gläsernen Hochhäusern, welche in der Sonne glänzen. Nach einer geschätzten Viertelstunde kamen wir an unserem Ziel an- dem Stadtteil Esco Vallye. Wir befanden uns in einem kleinen Wohngebiet mit reihenweisen Wohnhäusern, die alle in einer Reihe gebauten wurden. Alle Häuser sahen gleich aus-weiße Fassade, blaues Dach, ein Obergeschoss und wahrscheinlich hatten sie auch einen Dachboden, doch das konnte ich von außen nicht erkennen. Wir gingen zu einer Straße und sahen uns die Nummer auf dem linken Haus an-50. Als wir weitergingen sahen wir auf dem zweiten Haus in der Reihe die Nummer 51. Wir gingen weiter, bis wir am Ende der Straße angekommen waren. Auf der rechten Seite war das Haus Nummer 69.
    „Da ist es ja!“sagte ich als Jay einfach an mir vorbeiging.
    Ich folgte ihm langsam, da ich den Schlüssel hatte, und er ohne ihn nicht ins Haus reinkommen würde. Als er die Tür erreichte, fluchte er laut, worauf ich kichern musste.
    „Kahiko! Izara!“rief er wütend, worauf ich schnell zur Tür ging, und sie aufschloss.
    Jay schubste mich weg und betrat das Haus, ich ging ihm schnell nach und schloss die Tür hinter mir.
    „Nicht schlecht.“sagte ich als Jay die Holztreppe rauf ging.
    Das Haus hatte einen Parkettboden, hellblaue Wände und Holzmöbel. Es sah zwar alles etwas heruntergekommen aus, aber besser, als nichts. Ich ging ebenfalls die Treppe hoch. Als ich oben ankam, meinte Jay: „Väyn cer frio Cämeus.“
    Er betrat das Zimmer und schloss es ab. Ich ging nach rechts in den zweiten und letzten Raum auf dieser Ebene. Drinnen stand ein Bett, auf das ich mich sofort legte. Still starrte ich die Decke an, als mein Handy klingelte. Roumald Houssand stand auf dem Display. Ich hob sofort ab.
    „Swäl, Roumald!“
    „Swäl, Kahiko! Ich bin froh, deine Stimme zu hören. Hast du es auch heil aus Kaleon geschafft?“
    Ich war so froh, dass es Roumald gut ging.
    „Qiez, offensichtlich du auch.“
    „Qiez, ich bin mit Fabés und Carlos gerade so noch aus Kaleon raus gekommen. Aquiz kap hechor?“
    „Faro ce ino Aphaio.“
    „Wirklich? Ich auch! Wo genau in Aphaio?“
    Er ist also auch in Aphaio? Was für ein Glück!
    „Ino Esco Vallye.“
    „Aquiz ce gir? Wir sind gerade vor dem Rathaus. Meinst du, du könntest kommen?“
    „Jay spinnt sowieso wieder rum, ich komm zu euch.“
    „Jay hat es auch überlebt? Tja, ist das jetzt Glück oder Pech für dich?“
    „Lecio Roumald, sag so etwas nicht. Er ist schließlich mein Bruder.“
    „Qiez, Qiez, ich weiß. War doch nur ein Scherz.“
    „Ich bin in einer geschätzten Stunde bei euch, denke ich. Bis dann.“
    „Qiez, bis gleich.“


    "Kialz, Jay! Faro väko arí Roumald!", hörte ich meinen Bruder sagen. "Leech. Aber bring dich nicht in Schwierigkeiten!", antwortete ich völlig desinteressiert. Ich muss ja eigentlich schon verrückt sein, meinen kleinen Bruder alleine in der Hauptstadt rumlaufen zu lassen. Naja, aber alles, was mich nicht umbringt, ist mit nem scharfen Messer schon geregelt. "Ja, ich versuch es!", antwortete Kahiko und verschwand. Ich lag auf meinem Bett und schaute auf mein Handy. Ich hörte zwar schon die ganze Zeit Musik, aber mir war langweilig und ich hatte keinen Bock rauszugehen. Ich wählte die Playlist von Vynako und ließ mir daraufhin die Texte, von dem wohl asozialsten Rapper in ganz Techoras in meine Ohren ballern. Einfach toll, wenn man die Welt abgrundtief hassen kann. Nach wenigen Minuten hatte ich aber irgendwie doch Lust, rauszugehen. Mit meinem Schwert am Rücken ging ich nach draußen und schaute mir etwas die Umgebung an. Auf den lebhaften Straßen, entdeckte ich in der Menschenmenge ein Mädchen, welches mir sehr bekannt vorkam. Nach genauerem Hinsehen rief ich :"AY CRIVET! AY CRIVET!" Anschließend suchte ich das Weite. Ich verpisste mich in irgendeine Gasse, in der Hoffnung, dass sie mich nicht gesehen hatte. Aber dem war anscheinend nicht so. Plötzlich spürte ich, wie mich jemand antippte, woraufhin ich mich sofort umdrehte. "Yoshi?" Und tatsächlich stand mein Bro Yoshi vor mir. "Ach, Jay. Saufkumpane und Kumpel, was führt dich denn hierher?", begrüßte er mich auf seine Übliche Art. "Tja...der Krieg, ne?", antwortete ich, "sag mal...wie hast du mich gefunden?" - Daraufhin antwortete Yoshi :"Naja, ich ging seelenruhig durch die vollgestopften Straßen und hörte plötzlich ein "AY CRIVET!", welches nur von dir sein kann. Und da du der einzige bist, den ich kenne, der sich traut, so was in der Öffentlichkeit zu brüllen, musste ich nur noch nach einer schwarzen Gestalt suchen...und da hab ich dich! Sag mal, was sollte eigentlich das 'Ay crivet' ? Sicher irgendwas ernstes, stimmt's?" - "Alter, ich hab eben Anita gesehen!", antwortete ich, als würde gleich deswegen die Welt untergehen. "Okay, wir gehen mal zu mir. Aber wir müssen ihr auf jeden Fall aus dem Weg gehen!", entgegnete Yoshi. Mir machten uns beide auf den Weg zu ihm nach Hause. Und hofften, nicht von Anita erwischt zu werden. Anita war übrigens Yoshis Ex, doch auch nachdem er die Beziehung beendete, war sie noch hinter ihm her und wollte immer wieder mit ihm zusammen sein. Der arme Yoshi konnte nächtelang nicht schlafen deswegen. Was? Keine Übertreibung? Gut, eine Nacht konnte er wegen ihr nicht schlafen, weil sie vor seinem Haus campierte. Naja, jedenfalls kamen wir beide sicher bei Yoshi an. Sein Zuhause war genauso eingerichtet, wie unsers...also scheinbar echt nichts besonderes. Auf dem Sofa sah ich Yoshis 17-jährige Schwester Sophia. Ein Mädchen, mit langen braun-blonden Haaren, blauen Augen, einer blauen Jeanshose, einem pinken Top und wenig Schminke im Gesicht...trotzdem sah sie gut aus. Neben ihr saß sein acht Jahre alter Bruder Butters, ein kleiner Junge mit kurzen schwarzen Haaren, braunen Augen, einem blauen T-Shirt, zur Sommerzeit passenden Shorts in Grün und lauter Tränen im Gesicht. Er weinte laut. "So geht das schon die ganze Zeit mit ihm...naja, ist ja auch verständlich, dass er in seinem Alter so reagiert...", sagte Yoshi leise zu mir, "Naja, verpissen wir uns nach oben!" Ich nickte und folgte Yoshi in sein Zimmer oben. So, wie wir uns kannten, würden wir eh in 5 Minuten wieder weg sein, um uns zu betrinken...und was soll ich sagen, ich wette mein ganzes Leben darauf, dass es nachher auch wieder so sein wird...und Kahiko mich aus irgendeinem Grund findet und mich deswegen anschnauzt...ach, wayne...


    „Kahiko! Da bist du ja!“rief Roumald mir fröhlich entgegen.
    „Roumald, Gott sei Dank bist du wohlauf, und ihr auch Fabés und Carlos.“sagte ich als ich zu den dreien stieß.
    „Ich bin auch froh, dass du wohlbehalten aus Kaleon flüchten konntest. Haben es Skye und Jay auch geschafft?“
    „Qiez, das haben sie. Wir sind nach Izquia geflüchtet, zu unseren Großeltern.“
    „Und von denen hast du bestimmt den Bogen, oder? Willst du etwa gegen die Soldaten kämpfen?“meinte Roumald überrascht.
    „Qiez, das haben Jay und ich vor. Wir brauchen aber noch ein paar Verbündete.“
    „Ein paar Verbündete? Da draußen sind sicher hunderttausende feindliche Soldaten, und ihr braucht nur EIN PAAR Verbündete? Ich helf dir mal auf jeden Fall, aber wo willst du die anderen herbekommen?“sprach Roumald, während er seine beiden Tomahawks zog, welche an seinem Gürtel befestigt waren.
    „Ääähm, wir sind auch noch da, und wir helfen dir auch, Kahiko.“meinte Carlos als er einen gehässigen Blick auf Roumald warf.
    Fabés hatte am Rücken zwei Schwerter und an seinen Vorderarmen zwei Versteckte Klingen. Carlos hatte am Rücken einen Rundschild und ein Schwert.
    „Von wo habt ihr die Waffen her?“fragte ich sie.
    „Wir haben sie von unseren Eltern bekommen, bevor sie…du kannst dir denken, was mit ihnen passiert ist…“antwortete Roumald während er betreten zu Boden starrte.
    Ich schlug vor, etwas durch die Stadt zu gehen, um sie zu erkunden und uns etwas abzulenken, worauf sie alle drei mit Freuden bejahten. Wir gingen vom Rathaus aus immer weiter in den Norden von Aphaio, bald wurde uns bewusst, dass dies die Shoppingmeile von Aphaio war. Viele Jugendliche gingen mit riesigen Tüten von verschiedenen Geschäften von Laden zu Laden, während sie ständig auf ihr Handy blickten. Wir gingen mitten im Menschengetümmel, da lief plötzlich jemand gegen mich, wir beide kippten um.
    „Hey! Hast du keine Augen im…“, als ich sah, dass es ein Mädchen war, mit dem ich zusammengestoßen bin, änderte ich meine Wortwahl, „Ay, t-tut mir l-leid.“
    Ich half ihr auf und sah ihr in ihre wunderschönen rubinroten Augen. Sie hatte mittellange, blonde Haare mit roten Strähnen im Haar. Sie trug eine Cargohose und ein Trägertop mit einem Drachen darauf, sie sah fast wie ein Junge aus. Wir sahen uns wie hypnotisiert an und ich hielt noch immer ihre Hand, als sie sagte: „E-Entschuldigung, d-das war allein meine Schuld. Faro ce Hokulani Atizay.“
    „Faro ce Kahiko Veljeta.“
    „Hoku! Da bist du ja!“hörte ich eine Stimme hinter Hokulani sagen.
    Hokulani drehte sich um und meinte: „Ay, tut mir leid, Ri.“
    „Das will ich auch hoffen, komm, wir müssen weiter! Und, wer ist das? Naja, egal, wir haben es eilig, komm jetzt endlich!“meinte Ri wütend, als sie Hokulani wegzerrte.
    Als ich mich wieder zu meinen Freunden umdrehte, sagte Roumald: „Da hat es aber einmal gefunkt!“
    „Quer? Was meinst du?“


    In Yoshis Zimmer angekommen, stellte ich fest, dass es sich nicht groß von meinem unterschied. Weiße Wand, ein Bett, welches neben dem Fenster positioniert war, ein Schrank, ein Nachttisch neben dem Bett, ein Tisch mit zwei Stühlen und sonst nichts Besonderes mehr. "Bin echt froh, dass du überlebt hast. Wäre krank, wenn ich zuerst meine Eltern und dann auch noch meinen Bro verloren hätte!", sprach Yoshi, ging zu seinem Bett, kniete sich hin und schien irgendetwas zu suchen. "Ach, Kollege", antwortete ich entspannt, "kennst mich doch. Ich meine, der Mörder, der mir das Leben nimmt, ist noch nicht geboren worden!" Kurz darauf stand Yoshi wieder auf und hatte eine ziemliche lange Box in den Händen. Er setzte sie auf den Tisch ab und öffnete sie. Gespannt schaute ich rein und entdeckte eine schwarz gefärbte SKS...mit Scope, Bajonett und in der Box noch ein paar Magazine. "Wow. Eine nette Waffe. Von wem?", fragte ich, während ich das halbautomatische Selbstladegewehr anschaute. "Von meinem Dad...es gehörte zu den wenigen Dingen, die er nach Hause brauchte, als er die Army verließ. Und es gehört auch zu den wenigen Dingen, die ich retten konnte...", antwortete Yoshi, ohne mich anzugucken. Ich fragte :"Was hast du denn noch so gerettet, Kollege?" Mein Kumpel ging zu seinem Nachttisch, auf dem auch eine ziemlich große Box stand. Ich ging ebenfalls zu dem Nachttisch und blickte in die gerade von Yoshi geöffnete Box. Dort befanden sich eine ganze Staffel Zippo-Feuerzeuge, eine glänzende Deseart Eagle, ein schwarzes KA-BAR und einige Packungen Zigaretten. "Die Pistole und das Kampfmesser gehörten ebenfalls meinem Vater. Zusammen mit der SKS hat er die Dinge mit nach Hause gebracht", sprach Yoshi, "die Feuerzeuge und die Kippen...naja, du weißt. Mein Vater war Raucher..." Ich nahm ein Feuerzeug und eine Zigarette. Ich zündete sie an und zog einmal an ihr. "Weißt du, was geil ist?", fragte ich Yoshi, woraufhin er mit den Schultern zuckte. "Wir Techoras haben einfach so starke Lungen, dass uns Zigaretten einfach nichts anhaben können!", sagte ich. Eine nicht besonders weit verbreitete Information. Aber es ist so...die Evolution schien uns Techoras wohl auf die besten Dinge vorbereitet zu haben. "Ja, mag sein...trotzdem hab ich keinen Bock, süchtig zu werden...oder so!", antwortete der Junge. Daraufhin sprach ich entspannt :"Ja...ich auch nicht. Wollte nur noch gucken, ob die noch gut sind" Ich ging zum Fenster, öffnete es, drückte die Kippe an der Außenwand aus und warf sie raus. Daraufhin sprach Yoshi :"Jay, komm mal her!" Ich ging zu ihm. "Was mir komischerweise erst jetzt auffällt, ist dein Schwert. Woher hast du es?", fragte er mich. "Kollege, was ist denn los mit dir? Bist du auf Schore, oder wie? Naja, egal. Ich hab es von meinem Großvater bekommen. Das Schwert gehörte mal meinem Ur-ur-ur-Großvater. Und stell dir vor, er war damals Imperator!" Joshua staunte und antwortete daraufhin :"Krass! Jay, einer deiner Vorfahren war Imperator...das ist wirklich eine nette Sache. Jetzt kann ich dich auch wieder leiden!" - "Ya wessa!", antwortete ich lachend. Yoshi drehte sich wieder zu der Box um, nahm die Deseart Eagle, das schwarze Kampfmesser und ein Feuerzeug raus und reichte sie mir. "Hier, die kannst du von mir aus haben!", sprach er. Ich schaute erst die Waffen überrascht und dann Yoshi. "Ernsthaft?!", fragte ich, um mich zu vergewissern, dass er mich nicht verarschte. Er antwortete :"Klar. Ich hab ja meine SKS zum Schießen, ein Bajonett zum Stechen...und was will ich mit so einer ganzen Staffel Feuerzeuge?" - "Danke, Bro!", sprach ich nahm das Messer,die Pistole und das Zippo an mich. Das KA-BAR fixierte zwischen meiner linken Bauchseite und meiner Hose, die Deseart Eagle zwischen meinem Rücken und meiner Hose und das Feuerzeug steckte ich mir in meine linke Vordertasche. "So tragen die echten Gangster Waffen!", sprach ich und ahmte dabei stimmlich Vynäko nach. Joshua grinste...bin froh, dass er den Insider verstand. Naja, wir hören ja eigentlich beide fast das Gleiche, darum war das auch kein Wunder. Die nächsten Sekunden verliefen ohne Worte...irgendwie hatten wir nichts mehr, das wir loswerden wollten. "Stado?", fragte ich Yoshi. "Stado!", bestätigte er nach kurzem Überlegen. Wir gingen die Treppe runter, ins Wohnzimmer. Dort saßen immer noch der weinende Butters und Sophia auf dem Sofa. "Triez mangayin!", sprach Joshua zu seinen Geschwistern. "Qiez, manga!", antwortete Sophia, "lass mich hier nur mit Butters alleine. Ich glaube, er hat schon genug gelitten, findest du nicht auch?!" - "Terzet! Er wird es überleben!", antwortete Yoshi kalt und verließ mit mir das Haus...


    „Los, wir müssen ihr nach!“meinte Roumald, als er mich bei der Hand zog und Hokulani nachlief.
    „Q-Quer? Quario?“fragte ich als Roumald stehen blieb.
    „Da fragst du noch? Zwischen euch sind die Funken doch nur so gesprungen! Ich will meinen besten Freund verkuppeln!“
    Ich sah ihn etwas erschrocken an, worauf Carlos hinter mir zu lachen begann.
    „Hechor? Du willst ihn wirklich verkuppeln? Der, der von jedem Mädchen ´ne Abfuhr bekommt? Dass ich nicht lache!“ meinte Carlos und Roumald sah ihn wütend an.
    „Du bist auch nicht gerade besser, du Vollpfosten!“sagte Roumald außer sich.
    Fabés hielt Carlos zurück, ich Roumald.
    „Beruhigt euch.“sprach ich schnell.
    „Ist ja auch egal, die sind ja eh schon über alle Berge.“entgegnete Fabés während die beiden sich beruhigten. Ich schlug vor, dass wir mal etwas durch die Straße bummeln sollten. Fabés bejahte fröhlich, aber bei Roumald und Carlos herrschte eisige Stille. Wir gingen die belebte Straße weiter rauf, bis wir zu einem riesigen Kaufhaus kamen, darauf stand in Neonschrift: Avanar Caleum. (Caleum=Arcaden)
    „Da müssen wir rein!“rief Roumald aufgeregt, endlich war er wieder gut gelaunt.
    „Na auf jeden Fall!“sagte ich lachend.
    Wir betraten das weiße Gebäude und standen in einem riesigen verglasten, hohen Raum. Das Gebäude hatte um die zwanzig Stockwerke, natürlich wollten wir nach ganz oben. Wir suchten einen Lift, stiegen in die kleine, silberne Kabine und drückten auf die rote zwanzig. Im Aufzug war ein großer Spiegel, den wir dazu benutzten, um Grimassen zu schneiden und uns dabei auch zu sehen. Als wir oben angekommen waren, gingen wir zum Geländer und schauten nach unten.
    „Wer getraut sich, runter zu spucken?“fragte Roumald herausfordernd.
    „Roumald! Wir sind hier in einer fremden Stadt, das gehört sich nicht!“meinte ich ernst.
    „Genau DAS ist ja das gute! Man kennt uns hier nicht, wir können das also machen.“
    „Seid ihr wirklich so eklig?“hörte ich eine Mädchenstimme sagen.
    Wir drehten uns um und sahen Hokulani und Ri mit einigen Einkaufstüten.
    „Ay, Hokulani! Schön, dich wieder zu treffen.“meinte ich lächelnd.
    „Es ist a-auch schön, dich wieder zu sehen, Kahiko.“
    Sie wurde im Gesicht rot, ich glaube, ich war auch errötet. Roumald stupste mich an, verschränkte die Arme und grinste.
    Roumald sagte: „Hechor kap Hokulani, oder? Faro ce Roumald Houssand. Kahiko will gerne einmal mit dir alleine reden.“
    Hokulani wurde noch mehr rot im Gesicht, wenn das überhaupt noch möglich war, doch Ri schien das nicht zu gefallen, da sie sagte: „Mit so Möchtegern Jungs lassen wir uns nicht ein, oder Hokulani? Äh, Hokulani?“
    „Qiez, ich rede mit dir alleine Kahiko.“sprach Hokulani schüchtern.
    „Na, das klappt ja wie am Schnürchen!“flüsterte mir Roumald ins Ohr.
    Irgendwie war ich ihm dankbar, doch irgendwie auch nicht, denn, würde ich überhaupt den Mut haben, mit ihr zu sprechen?


    Als Yoshi und ich uns nun im Freien befanden, fragte ich :"Weißt du, wo man hier was trinken kann?" Daraufhin antwortete Yoshi lässig :"Bruder...kennst mich doch. Das ist das Erste, was man tut, wenn man in eine neue Stadt kommt!" Yoshi ging einfach geradeaus die Straße entlang, zwischen den Häusern, die sowieso alle gleich aussahen und den hektischen Menschen. "Sag mal...", setzte ich an, um Joshua etwas zu fragen, was ich ganz verdrängt hatte, "was ist mit Está und Montana?" Der Junge schaute weiterhin nach geradeaus und antwortete :"Die Strolche sind auch hier. Die haben es zum Glück geschafft. Hab vorhin mit ihnen telefoniert..." - "Das ist ja super. Ruf sie doch einfach nochmal an und sag ihnen, dass sie auch kommen sollen!", antwortete ich. "Naja, abgesehen davon, dass du selbst ein Handy hast und dies auch selbst tun kannst, spiele ich heute mal deinen Sklaven, Jay", antwortete Joshua und holte sein Handy raus. Daraufhin antwortete ich lässig :"Schön, wenn man kooperiert!" Joshua wählte eine Nummer und hielt sich danach sein Handy an's Ohr. Nach wenigen Sekunden begann er, zu reden :"Swäl, Montana. Ich bin gerade mit Jay unterwegs zur Bar hier...die kennst du doch sicher, ne?" - "Ja, natürlich hat Jay es auch geschafft. Also die Bar kennst du, ne?" - "Perfekt. Dann hol Está, der Strolch wohnt ja direkt neben dir. Wir treffen uns da!" - "Leech, bis dann!" Joshua legte auf, steckte sein Handy wieder ein und nickte mir gelassen zu. Schon bald kamen wir an der Bar an. Mich wunderte es wirklich, dass Joshua so einfach da hin fand...für mich sieht dieses Viertel einfach überall gleich aus. Als wir die Bar betraten, erblickte ich schwarze Wände, einen braunen Holzboden, etliche Holztische, mit Holzstühlen, einigen Bildern an der Wand von irgendwelchen Menschen, die ich sowieso nicht kenne und am Ende eine Theke, hinter der sich eine Vitrine voller Alkoholflaschen befand. Vor der Vitrine standen große Barhocker, ebenfalls aus Holz. Zwei von ihnen waren besetzt...und zwar von Está und Montana. Joshua und ich gingen in ihre Richtung. Ich schlag mit meiner Handfläche einmal feste auf Montanas Rücken, woraufhin sich der Junge sofort etwas erschrocken umdrehte und mich erblickte. "Ach, wen haben wir denn da? Den Jay...", sprach er mit einem entspannten Lächeln und hielt mir seine Faust hin. Ich schlug ein und wiederholte den gleichen Prozess mit Está, der mich ebenfalls überrascht begrüßte. "Schön, dass wir es ja alle geschafft haben!", sagte Está, woraufhin ich antwortete :"Alle...mhm...sind eure Eltern auch getötet worden?" Daraufhin bekam ich als Antwort :"Qiez" - "Qiez" - "Qiez". Ich wollte gerade etwas sagen, doch da öffnete sich plötzlich mit einem lauten Knarren die Tür. Wir drehten uns um und erblickten einen jungen Mann mit kurzen braunen Haaren, braunen Augen, einer blauen Jeanshose, eine schwarzes T-Shirt, ein schwarzes Hemd und teuren blau-weißen Markenschuhen. Und wir alle kannten ihn. Er kam auf uns zu und sprach überrascht :"Ach. Seid ihr Strolche auch hier? Schön, dass ihr dieses Unglück überlebt habt!" - "Schön, dass DU es überlebt hast, Danny!", antwortete ich gelassen, "wäre doch ein Jammer, wenn der Barkeeper unserer Vertrauens umkommen würde!" Und ja, Danny war der Barkeeper unserer Stammkneipe und auch ein chilliger Typ. 22 Jahre alt, verheiratet, ein Kind, macht sich über wenig Dinge Sorgen und verdient sein Geld mit dem Mixen von Drinks...und das ist wirklich ein großes Talent von ihm. In der Kneipe war zwar wenig los, doch Danny machte die Bude auf einen Schlag lebhafter. Er sprang über die Theke und ging in den Mitarbeiterraum. Kurze Zeit später kam er mit einem Mann raus, der ein paar Jahre älter aussah, schwarze, etwas zerzauste Haare hatte und die gleiche Kleidung wie Danny trug. Ist halt auch eine typische Barkeeper-Kleidung. "Kollegen. Das ist mein älterer Cousin Billy. Alles, was ich über's Mixen von Getränken weiß, hab ich von ihm gelernt!", sprach er zu uns und schaute dann seinen Cousin an :"Ich lös dich mal ab, okay?" Billy nickte und ging zurück in den Mitarbeiterraum. "So, meine Kumpanen!", setzte Danny an, "das Übliche?" - "Das Übliche", bestätigte Está. Daraufhin antwortete Danny :"Das heißt...einen Kandiar für Jay, mit Brombeeren, Heidelbeeren und Cranberrys. Einen Tariiza für Joshua mit Zitronensäure und Orangensäure. Einen Kir für Montana und einen Energydrink mit einem Schuss Wodka für Está!" Nach dieser wie aus der Pistole geschossen Auflistung, entgegnete Montana :"Du bist der Beste. Auf dich ist halt Verlass!" Danny nickte gelassen und fing an, die Drinks zu mixen. Da die Getränke ein Bisschen brauchten, fingen wir an, uns zu unterhalten. "Und, wie ist es mit euren Geschwistern? Kahiko und ich haben Skye bei unseren Großeltern abgegeben", sprach ich zu Está und Montana. Letzterer entgegnete :"Genauso. Ich wäre dafür zu überfordert, zum Glück aber gibt es Großeltern!" - "Ay, qiez! Meine Geschwister sind auch bei ihren Großeltern. Da sind sie auch besser aufgehoben...aber apropos Geschwister, warum hast du Kahiko nicht auch direkt bei deinen Großeltern gelassen?", sagte Está, woraufhin wir alle anfingen, zu lachen. Ich antwortete :"Ganz ehrlich, ich dachte, mein kleiner Bruder würde sich die Seele aus dem Leib heulen, weil unsere Eltern jetzt tot sind. Aber was soll ich sagen, ich irrte mich...!" - "So, hier sind die Getränke!", sagte Danny, der uns unsere Gläser zuschob. Mir gab er direkt noch eine spitze Nadel, die ich anschließend in meine Vene stach und ein paar Tropfen Blut in meinen Candiar mischte. Was soll ich sagen, so trinkt man das halt...mit einpaar Tropfen Blut. Hat zwar dann einen leichten Eisen-Geschmack, aber es ist einfach klasse. "Wisst ihr...", sprach ich, trank einen Schluck und fuhr dann fort :"Mich lässt der Tod meiner Eltern völlig kalt..."


    „Also, über was willst du mit mir reden?“fragte mich Hokulani schüchtern.
    Wir gingen gerade zu zweit durch die Arcaden. Roumald, Carlos und Fabés waren in der Zwischenzeit mit Ri woanders in dem Kaufhaus unterwegs.
    „I-Ich wollte dich fragen, was du so für Hobbys hast und so…“meinte ich etwas ängstlich.
    „Warum verhältst du dich so komisch? Hast du etwa Angst?“
    „Naja“, begann ich, „ich war noch nie mit so einem wunderschönen Mädchen allein unterwegs…und…“
    „W-Wunderschönes Mädchen? F-Faro? I-Ist das dein Ernst?“
    „Q-Qiez, das ist mein Ernst.“
    Hokulani und ich sahen uns tief in die Augen, ihre Wangen liefen rot an, meine wahrscheinlich auch. Ich nahm ihre beiden Hände, mein ganzer Körper kribbelte.
    „Hoku, lass uns gehen!“rief jemand.
    Wir drehten uns nach rechts und sahen Ri, dicht gefolgt von Roumald. Ri hatte auch rote Wangen, sah aber verdammt wütend aus, Roumald hinter ihr grinste zufrieden. Als sie sah, dass wir Händchen hielten, schrie sie fast: „Was zur Hölle machst du da, Hoku? Hast du sie nicht mehr alle?“
    „W-Was m-meinst du?“fragte Hokulani verwirrt.
    Ri schubste mich weg und wollte gerade Hokulanis Hand nehmen, da zog sie Roumald zurück, nahm ihre Beiden Hände und sagte: „Warum bist du dagegen? Zwischen den beiden funkt es doch deutlich, da kannst du nichts dagegen tun. Was für eine Freundin wärst du dann, wenn du deiner Freundin das Glück vereitelst?“
    Ri starrte betreten zu Boden und Hokulani fragte Roumald: „W-Was meinst du mit ,Es funkt zwischen den beiden´?“
    „Na, das ist doch eindeutig. Liebe auf den Ersten Blick? Noch nie davon gehört?“
    Hokulani und ich sahen uns wieder in die Augen, im Chor sagten wir: „L-Liebe auf den Ersten Blick?“
    „Ich will jetzt nicht nerven, drängen oder so aber…Du darfst die Braut jetzt küssen, hehe.“
    Ich sah Roumald wütend an, er lachte nur. Hokulani schaute schüchtern zu Boden und Ri ging vor Zorn gleich in die Luft, da kamen Fabés und Carlos und schauten uns vier fragend an.
    „Ääähmm, wir fragen lieber nicht, oder?“meinte Carlos.
    Ri, Hokulani und ich bejahten sogleich, doch Roumald sagte: „Quario darz?“
    „Weil wir jetzt zum Rathaus müssen.“warf ich schnell ein.
    Roumald, Fabés und Carlos sahen mich fragend an, als ich mich schnell bei den Mädels verabschiedete, nahm Roumalds Hand und lief Richtung Ausgang, ich wollte einfach nur schnell weg, obwohl ich eigentlich noch gerne bei Hokulani geblieben wäre. War es wirklich Liebe auf den ersten Blick? Ich war mir nicht sicher. Als wir vor den Arcaden standen, fragte mich Roumald etwas wütend: „Was sollte das denn gerade?“
    „Dasselbe könnte ich DICH fragen. Was redest du da von Liebe auf den Ersten Blick und du darfst die Braut jetzt küssen? Hast du ´nen Blechschaden?“
    „Entschuldigung wenn ich dir helfen wollte, eine Freundin zu finden!“
    Wir wurden immer lauter.
    „Achja? Vielleicht will ich ja gar keine Freundin! Hör einfach auf, mich ständig verkuppeln zu wollen, leech?“
    „Soll ich vielleicht auch aufhören dein Freund zu sein, wenn du jetzt so mit mir herumschreist?“
    Ich sah ihn schockiert an, was hat er gerade gesagt?
    „Roumald…E-Es tut mir leid…Ich wollte dich nicht anschreien.“
    Ich sah ihn entschuldigend in die Augen, doch er sah mich noch immer wütend an.
    „Eigentlich ist es ja deine Schuld, Roumald. Du wolltest sie ja verkuppeln.“meinte Carlos etwas zornig.
    „Misch dich nicht ein, Carlos!“fuhr ihn Roumald an.
    Ich nahm Roumald an den Schultern und sagte: „Roumald! Jetzt beruhig dich erst einmal!“
    „Q-Qiez, E-Entschuldigung. Gehen wir jetzt zum Rathaus, oder nicht?“
    „Qiez, gehen wir. Dort können wir uns erkundigen, wo wir lernen können, mit unseren Waffen umzugehen.“
    Wir nickten alle und machten uns auf den Weg zum Rathaus.


    "Ich würde jetzt auch nicht sagen, dass mich das groß beschäftigt. Als großer Bruder fühlt es sich nicht richtig an...", sprach Joshua und trank mit einem emotionslosen Blick einen Schluck Tariiza. "Geht mir auch so", antwortete ich, "ich habe das Gefühl, als großer Bruder darf man sich so was nicht ansehen lassen. Die jüngeren Geschwister brauchen einen in solchen Momenten...und wie sähe das aus, wenn gerade diese sich deswegen aus dem Konzept bringen lassen?" Está nickte, trank seinen Energydrink aus, zeigte Danny mit einer Geste, dass er noch einen haben möchte und antwortete dann :"Besonders der Gedanke, dass wir nun voll für unsere Geschwister verantwortlich sind...läuft mir eiskalt den Rücken runter." Danny, der mit 13 Jahren ebenfalls seine Eltern verlor, reichte Está den Drink und antwortete :"Ach...so schlimm ist das nicht. Gut, mir fallen selbst noch Situationen ein, in denen ich für die Dummheiten meines Bruder geradestehen musste, aber das hab ich hingenommen und mich mit meiner Verantwortung abgefunden!" - "Ja, aber es ist dann so, als müsste man sich praktisch sein ganzes Leben mit seinen jüngeren Geschwister befassen. Ich hoffe, dass Kahiko irgendwann auf sich selbst aufpassen kann...aber besonders im Krieg, von dem man ja nicht gerade erwarten kann, dass er in fünf Jahren vorbei ist, kann das zu einem Problem werden. Kazyero nervt!", antwortete ich und schlug meinen Kopf auf den Tresen. "Ihr seid alle so richtige Schweine!", sagte Joshua und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Getränk, "Ihr habt eure Geschwister alleine an der Backe. Ich hab wenigstens noch meine große Schwester Sophia, die sich auch mit Freuden um Butters kümmert!" Langsam hob ich meinen Kopf wieder, sah Joshua unglaubwürdig an und antwortete :"Silla! Das glaubst ja auch nur du! Ich meine, was willst du von einer 17-Jährigen erwarten, dass sie sich ewig mit dir um deinen Bruder kümmern kann?!" - "Aplaja...Lecio, Butters ist aber auch einer, der viel einstecken kann...", antwortete Joshua etwas nervös, woraufhin ich entgegnete :"Qiez, Silla! Weißt du noch, als er auf dem Spielplatz Sand in die Augen bekam? Und stell dir vor, der Junge hat nur ganze 20 Minuten lang geheult!" Daraufhin fingen Está, Montana und Danny an, laut zu lachen. "Ya wessa, Jay! Und über deinen...Zäl, wollen wir ja gar nicht erst reden!", sprach Joshua etwas gereizt. Montana, der schon länger nichts mehr gesagt hatte, sondern sich mehr auf seinen Kir konzentrierte, sprach :"Ach komm, Yoshi! Butters ist acht und Kahiko ist 14...das kann man nicht vergleichen!" Mit einem teuflischen Blick antwortete Yoshi :"Wer sagt denn, dass ich von der Gegenwart rede?" - "Ay, crivet!", sprach ich etwas geschockt, "Halt bloß die Fresse, was das angeht!" Und um zu verhindern, dass mir Yoshi für die nächsten 20 Minuten wieder Selbstmordgedanken hervorruft, trank ich den Rest Candiar aus meiner Fleische auf Ex aus. Anschließend spürte ich eine leichte Benommenheit. Trotzdem orderte ich noch eine Flasche. "Käran Szej Led!", sagte Joshua, "Kein Grund, dich deswegen jetzt ins Koma zu trinken!" - "Bitte...", knurrte ich, "sagt mal. Montana und Está...habt ihr auch Waffen?" Daraufhin griff Montana in seine Tasche, holte eine Pistole und ein Kampfmesser heraus und zeigte sie mir :"Klar. Einfach vom Militär bekommen. Einmal ne Gat-28, nette Pistole aus Techoras und ein Army-Kampfmesser. "Caviza! Und du Está?", antwortete ich, woraufhin Está zwei Dolche, mit Drachensymbolen zückte und einige Shurikens. "Nèz caviza! Wo hast du denn die Shurikens her?", fragte ich neugierig. "Von meinem Onkel. Der war mal ein Jahr in Japan und hat die mitgebracht. Ich finde die Dinger ziemlich nice!" - "Ach, Está mit seinem Englisch-Tick!", sprach Montana lachend und spielte damit auf das "nice" an. Ich sprach daraufhin :"Aplaja, zum Glück hat jeder etwas, womit er sich verteidigen kann. Väyn cer led!" - "Ey, Jay. Zeig mal dein Schwert am Rücken!", sagte Montana. Ich nahm das Schattenschwert von meinem Rücken und zog es aus deiner Hülle. Está, Montana, Danny schauten es fasziniert an. Para faro...ich konnte es mir nicht verkneifen, die faszinierende Geschichte zu Drako zu erzählen.


    MfG
    Gin Serpiroyal

    Tag, Rexilius.


    So, dann wollen wir mal : Wieder mal ein gutes Kapitel. Auch wieder gut geschrieben, gut vom Storyverlauf her. Pfff, ich sage ja nichts anderes mehr :sleeping:


    Besonders gut gefallen hat mir die Stelle mit Davides Vergangenheit, wie er damals behandelt wurde, als was er eingesetzt wurde und wofür, die Beziehung zur Mafia...fand ich echt gut geschrieben, das rückt den Charakter in ein ganz anderes Licht und das ist doch immer was Schönes.


    ...ja...gut, mehr hab ich nicht zu sagen, ich weiß nicht, was es da noch gäbe.



    Das war es dann auch schon. Wieder ein schönes Kapitel, freue mich auch schon auf das Nächste ;)


    MfG Gin Serpiroyal


    Kapitel 21 : In Gottes Händen


    Kurz nachdem Gin umgekippt war, sah er in der Ferne ein schwaches Licht. Er stellte selbst fest, dass sein Bewusstsein zwar nicht mehr in seiner Welt aktiv war, aber dafür woanders. Der Junge fühlte nichts, als herrschte in ihm komplette Leere...keine Reize, keine Gefühle, keine Gedanken...nur das Licht in der Ferne, welches langsam an Stärke gewann. Völlig bewegungsunfähig kam er dem Licht näher. Es war klar, dass Gin nicht dagegen ankämpfen konnte...es war, als wäre sein ganzer Körper und sein ganzer Verstand in Ketten gelegt...vorbereitet für unerwartete Dinge. Selbst er wusste nicht, was er momentan für Gefühle hatte...weder Angst, noch Gleichgültigkeit oder Freude, rein gar nichts. Als das Licht langsam sein komplettes Sichtfeld füllte, ertönten plötzlich deutlich hörbare Klageschreie von längst verfluchten und verängstigten Seelen. Auf einmal verschwand das Licht...alles war nur noch in schwarzer Leere gehüllt. "Gin!?", hörte der Junge plötzlich eine hallende Stimme sagen. Und auf einmal nahm er unter sich ein Zeichen wahr...und zwar das hiroyanische Schattenzeichen. Groß, in einem lila-schwarzen Farbton unter ihm gezeichnet, fiel es Gin als Erstes in den Blick. Er spürte nun, wie die Kontrolle über seinen Körper zurückkehrte. Der Junge stand langsam auf, sein Körper fühlte sich träge und schwach an. Er senkte den Blick und schaute das Zeichen auf dem Boden an. Kurz gemustert, hob er wieder seinen Kopf und betrachtete seine Arme, die wie sein gesamter Körper leicht transparent von einem schwarzen Licht umhüllt wurden. Plötzlich überkam ihn ein starker Schwindelanfall. Auch wenn er nicht viel vor sich sah, spürte er, dass sich alles um ihn herum zu drehen schien. Doch nach einigen Sekunden war dies auch schon wieder vorüber. Langsam spürte er, wie seine Emotionen wieder kamen...und die Erste, die er spürte, war innere Unruhe. "Gin!", ertönte wieder diese Stimme. Den Blick nach vorne gerichtet, entdeckte der Junge plötzlich eine dunkele Gestalt. Sie trug eine schwarze Kutte, die ihr Gesicht verdeckte. Auf der linken Seite der Kutte und außerdem noch auf einer Kette, die die Gestalt um den Hals trug, war wieder das Schattenzeichen abgebildet. Die unbekannte Gestalt trat langsam näher, woraufhin Gin instinktiv ein paar Schritte zurücktrat. "Gin...du brauchst dich nicht zu fürchten!", sprach die Gestalt mit einer nun beruhigenden Stimmlage. Doch der Junge war innerlich so aufgewühlt, dass er die Worte der unbekannten Gestalt ausblendete und weitere Schritte nach hinten tätigte. "Vertrau mir, Gin. Du bist hier sicher...!", vernahm der junge Hiro. Doch er konnte und wollte nicht zuhören...innerlich wünschte er sich nur, von diesem düsteren Ort zu verschwinden. Auch, falls er so weit gehen würde, dass er von der hier herrschenden Leere verschluckt werden würde...das könnte er sich wenigstens noch schöner reden als dieser Ort hier. Obwohl hier nichts wirklich Gruseliges war, bereitete dieser Ort dem Jungen ein ungutes Gefühl und die Gestalt, die immer näher kam, sah er unterbewusst als Bedrohung an...obwohl sie keinerlei Anstalten machte, Gin irgendetwas antun zu wollen. Der Junge war mit seinen Gedanken im Moment einfach so überfordert, dass er sicher alles und jeden als Bedrohung angesehen hätte. "Gin! Bleib jetzt stehen!", rief die Gestalt, die nun an dem großen Schattenzeichen auf dem Boden angekommen war, mit etwas energischer Stimme. Doch Gin, der das Zeichen bereits verlassen hatte, gehorchte immer noch nicht. Am Liebsten hätte er sich umgedreht und so schnell wie möglich das Weite gesucht, wobei das in dieser augenscheinlich unendlichen Leere sicher nur ein ferner Wunsch wäre. Plötzlich hob die Gestalt eine Hand und machte einige Gesten. Und auf einmal wurden Ketten heraufbeschworen, die sich um den zitternden Körper von Gin schlangen und ihn somit bewegungsunfähig machten. Nach einigen weiteren Gesten, seitens der düsteren Gestalt, kam ein großer Schatten hervor, der den Jungen am Arm packte und ihn langsam zurück zu dem Schattenzeichen zog. Dort angekommen, verschwand der Schatten und ließ Gin nun gegenüber der Gestalt stehend, alleine. "Gin", sprach die Gestalt mit wieder beruhigender Stimme, "weißt du, wer ich bin?" Und obwohl Gin gerne geantwortet hätte, war er in diesem Moment so innerlich verwirrt, dass sein Verstand kein einziges Wort formulieren konnte. Im Gegenteil, sein Inneres baute sogar eine defensive und kontaktvermeidende Art in ihm auf. Es war, als könnte Gin seine eigenen Gedanken und Gefühle nicht mehr kontrollieren. "Ich weiß, du bist innerlich gerade ziemlich verwirrt stimmt's?", fragte die Gestalt ihn. Gin antwortete nicht, sondern mied eher den Blickkontakt. Er war nicht der, der er sonst war...normalerweise wäre er in solchen Situationen offen, vielleicht mehr misstrauisch oder feindselig, doch im Moment war er nur defensiv gepolt...aber warum nur? Scheinbar wusste die Gestalt, was Gins Verstand gerade mit ihm anstellte und ging gerade auf ihn zu. Der defensiven Haltung folgend, versuchte Gin, sich irgendwie von den Ketten zu befreien, um zu verschwinden...doch es klappte nicht. Die Ketten saßen so fest, als wären sie direkt um seine Seele geschlungen. Als die Gestalt etwa einen Meter vor Gin stand, sprach sie :"Ich weiß, dass du momentan nichts für deine Handlungen kannst. Dein Verstand ist immer noch an die Situation, in der du dich in deiner Welt befindest, angepasst. Ich weiß, du bist im Feindesland, was natürlich nicht der sicherste Ort ist. Deswegen baust du eine feindselige und fremdenabweisende Haltung auf. Deine Reaktionen mir gegenüber, als fremde Gestalt, ist mehr als nur natürlich. Aber hier bist du sicher, niemand kann dir was tun und deshalb ist diese Haltung hier nicht von Nöten..." Anschließend hob die Gestalt ihre linke Hand und hielt zwei Finger auf Gins Stirn. Der Junge spürte, wie sich seine defensive Haltung langsam lockerte. Es war, als würde eine schwere Last von ihm abfallen...er fühlte, wie seine Gedanken und Emotionen nicht mehr auf sein Unterbewusstsein, sondern wirklich nur noch auf ihn fokussiert waren. Nach einigen Sekunden, drehte sich die Gestalt um, löste mit einer Geste die Ketten von Gins Körper und ging wieder an seinen ursprünglichen Standort am Anfang des Schattenzeichens zurück. "Gin. Ich gehe mal davon aus, dass du nicht weißt, wer ich bin, oder?", erkundigte sich die Gestalt bei dem Jungen. Nach wenigen Sekunden des Zögerns, antwortete er :"N-Nein. Das weiß ich nicht..." Es war nun eindeutig, dass Gin sich seine Sicherheit eingestand und nun auch offener war. "Mein Name ist Techo. Ich bin der Schattengott von Hiroya!", stellte die Gestalt sich vor und ließ Gins eingeschränkte Offenheit in tiefsten Respekt verwandeln. "T-Tut mir Leid, d-dass ich vorhin so...", versuchte der Junge sich für sein Verhalten eben zu rechtfertigen, doch wurde von dem Gott unterbrochen :"Ist schon gut. Wie gesagt, es ist nicht deine Schuld!" Gin schaute sich kurz um, doch sah nichts weiter, außer etliche Schatten, das Schattenzeichen und den Gott vor ihm. "B-Bei allem Respekt, Techo. Was mache ich hier?", fragte der Junge vorsichtig. Der Gott antwortete :"Gin. Du bist einer der Auserwählten...einer, der die Kraft hat, den Feinden extrem viel Schaden anzurichten...einer, der mit dieser göttlichen Gabe geboren wurde, wenn es so weit kommt, sein Element meisterhaft zu beherrschen. Ich brauchte nur eine Verbindung zwischen der Götterwelt und deiner Welt...nämlich die Elementarkarte, die du gefunden hast. Erinnerst du dich?" Und urplötzlich kam dem Jungen wieder diese seltsame schwarze Karte in den Sinn, die er in der Zelle gefunden hatte. Er holte sie aus seiner Tasche und zeigte sie Techo :"Die hier meint Ihr sicher, oder?" - "In der Tat, Gin", entgegnete der Gott zufrieden, "die meine ich. Du musstest physischen Kontakt mit ihr herstellen, damit ich auch Kontakt zu dir hatte. So konnte ich deinen inneren Geist zu mir holen." Der Schattengott trat erneut zu Gin und umhüllte mit seinen Händen die Karte für wenige Sekunden. Nachdem sie wieder enthüllt wurde, leuchtete sie in einem starken lila-dunklen Licht. Als der Gott wieder zurück ging, sagte er :"Gin! Ich möchte, dass du dir darüber im Klaren bist, dass diese Karte sehr wichtig ist. Ich brauchte sie dringend, um irgendwie Kontakt zu dir herzustellen...uns aus diesem Grund werde ich sie auch in Zukunft noch brauchen. Weiterhin steckt diese Karte voller Kraft, die dir in Kämpfen hilfreich sein wird. Außerdem möchte ich, dass du weißt, dass diese Elementarkarte ein Götterrelikt ist. Ich habe sie dir anvertraut, weil ich auch mein Vertrauen in deine Kraft, in dein Potenzial und in deine Position als Auserwählter gesteckt habe. Beschütze sie deshalb...in den falschen Händen könnte sie schreckliche Folgen haben, hast du verstanden?" - "J-Ja, habe ich.", antwortete Gin. "Ich werde natürlich weiterhin deine Entwicklung im Auge behalten und dich, wenn ich das Gefühl habe, dass du dazu bereit bist, neue Fähigkeiten lehren, die dir dabei helfen sollen, dich zu beschützen und auch die Menschen die dir was bedeuten", sprach der Gott und drehte sich um, "wie zum Beispiel deine liebe Sharon!" Dieser Satz überraschte Gin ziemlich. "W-Was willst du denn damit sagen? W-Wir sind nur Freunde, nichts weiter!", entgegnete der Junge prompt mit einem nervösen Tonfall. Daraufhin antwortete Techo :"Ach, Gin...ich bin ein Gott, glaubst du, ich weiß nicht, dass du für Sharon viel mehr als nur Freundschaft empfindest?" - "Was redet ihr da? Das ist doch alles gar nicht wahr!", entgegnete Gin, versuchend, diese Sache zu leugnen, obwohl er sich in dem Moment gerade selber eingestand, dass es da nichts zu Leugnen gab. Daraufhin sagte der Gott :"Keine Chance, Gin. Du kannst vor mir nichts verbergen. Ich beobachte dich schon seit einiger Zeit, sogar schon bevor wir den Hiros die Macht gaben, Elemente zu beherrschen. Ich habe die ganze Zeit mitverfolgt, wie die Zuneigung zwischen dir und diesem Mädchen immer weiter wächst. Also sag mir, Gin...was empfindest du für sie?" Und so musste der junge Hiro sich geschlagen geben...er wusste, dass er diese eine Sache nicht leugnen konnte...weder vor Techo, noch vor sich selbst. "...ich...liebe sie!", antwortete Gin, mit dem Blick auf den Boden gerichtet. "Und glaub mir, Gin", setzte der Schattengott an, "das ist eine Sache, die du nicht verleugnen kannst!" Und aus irgendeinem Grund konnte der Junge das wirklich nicht mehr. Zwar empfand er für Sharon ja schon lange so, aber sein durch seine Kindheit manipulierter Verstand ließ es nicht zu, dies wahrzunehmen und sich einzugestehen. Aber jetzt, wo der Schattengott dieses Thema so ansprach, schien Gins Verstand dies nun zuzulassen. Es war so, als würde der Gott den jungen Hiro von einigen Lasten befreien...als würde er ihm helfen, menschlicher zu werden. Und ob das stimmt oder nicht, er war ihm dankbar dafür. "Weißt du, Gin. Sharon ist ebenfalls eine Auserwählte!", überraschte Techo Gin mit dieser Information. "Wirklich?", fragte Gin. Der Gott antwortete :"Ja, ist sie. Sharon weist ebenfalls so viel Kraft und Potenzial auf, wie du...ihr beide würdet auch jeden Fall sehr gut zueinander passen!" - "J-Ja...das mag schon sein!", antwortete Gin und lächelte dabei leicht, was bei ihm nicht oft vorkam. "Pass auf jeden Fall gut auf sie auf!", erwähnte der Gott dabei eine Sache, die für Gin ja sowieso schon sehr lange gilt und die er auch mit aller Mühe versucht, nachzukommen. Der Junge nickte. Der Gott drehte sich wieder um, schaute Gin an und sprach :"Achja, du bist in deiner Welt gerade ziemlich verletzt, stimmt's? Wenn du wieder zu Besinnung kommst, werden alle deine Wunden geheilt sein. Sieh es als kleine Wiedergutmachung dafür, dass ich dich so plötzlich hierher gebracht habe!" - "Vielen Dank, Techo!", antwortete Gin. Der Gott trat in das Zeichen am Boden und sagte :"Kein Problem. Nun, ich möchte dir gerne noch einige neue Fähigkeiten beibringen. Trete bitte einen Schritt nach vorne in das Zeichen!" Der Hiro gehorchte und ging einen Schritt nach vorne. Der Schattengott hob eine Hand und machte wieder einige Gesten, sodass etliche Schatten aus dem Nichts hervorkamen. Nach einer weiteren Geste, seitens des Gottes, drangen alle Schatten in Gins Körper ein, woraufhin der Junge einen stechenden unerträglichen Schmerz spürte. Er wusste aber, dass er diese Schmerzen wohl oder übel ertragen musste und es sich ja auch lohnen würde. Als alle Schatten in seinem Körper waren, spürte Gin ein lebendigeres Gefühl...als hätte er neue Energie in seinem Körper. "Gin. Natürlich möchte ich dir erläutern, was für Fähigkeiten du nun neu erlernt hast!", sprach der Gott, woraufhin der Hiro aufmerksam zuhörte, "zum Einen wirst du in der Lage sein, zwischen Tag und Nacht zu wechseln, wann zu willst. Du kannst Schattenkometen, die durch die Menge an eingesetzten Schatten auch einen ordentlichen Schaden an den Tag legen, beschwören. Weiterhin kriegen die Schatten auch einige neue Talente. Zum Beispiel werden sie in der Lage sein, gewisse Leute nun vor Angst zu lähmen, oder sie nur in bestimmten Bereichen zu verletzen. Außerdem werden deine Schatten auch in der Lage sein, Stromleitungen zu unterbrechen und somit für Stromausfälle und eventuell auch für völlige Dunkelheit zu sorgen. Was aber an dem ganzen am Interessantesten ist, ist G9, welches mit einer neuen Attacke versehen wird. Nämlich nennt sie sich "Casya" und bewirkt, dass du andere Menschen kontrollieren kannst, indem du ihre Schatten beliebig bewegst. So kannst du deine Feinde zu willenlosen Sklaven machen. Doch Casya ist eine extrem schwere Fähigkeit, sogar für dich. Die volle Beherrschung der Fähigkeit wird ein sehr langer Prozess, weshalb du Casya auch sehr gut trainieren musst, um sie komplett zu beherrschen. Trotzdem hält dich natürlich nichts auf, sie anhand deiner Feinde zu trainieren. Ich hoffe, diese neuen Fähigkeiten werden dir helfen, im Kampf gegen die Feinde. Und wie gesagt, ich behalte dich im Auge und bringe dir neue Fähigkeiten bei, wenn du soweit bist. Vergiss nur nicht, die Elementarkarte immer dabei zu haben! Ansonsten kann ich keinen Kontakt zu dir herstellen!" Gin nickte und staunte innerlich über die ganzen neuen Fähigkeiten. "Gut, Gin. Es hat mich gefreut, endlich mal mit dir reden zu können und mich zu vergewissern, dass du dir deiner Aufgabe auf der Erde bewusst bist...nun, es wird Zeit, dass du auch wieder dorthin zurückkehrst!", sprach Techo. Gin antwortete :"Vielen Dank. Und ja, ich bin mir dieser Aufgabe bewusst, macht euch keine Sorgen!" - "Da bin ich mir sicher!", antwortete Techo, hob eine Hand und machte wieder einige Gesten.


    Die Pärcen brachten den leblosen Körper von Gin in Sicherheit. In eine Seitengasse einer leeren Stadt. Sie versuchten schon die ganze Zeit, ihn aufzuwecken. Bisher ohne Erfolg. Neben Gins Körper lag Toseko im Schnee und sah ziemlich geknickt aus. "Ich frage mich wirklich, was hier los ist...!", sprach Paolo und sah Gin an. Plötzlich bewegte der Hiro seine Finger. Er spürte wieder den kalten Schnee an seinen Händen, hörte Stimmen und erblickte die Pärcen vor sich. "G-Gin! Du lebst ja noch!", rief Jenny überrascht. Der Junge antwortete :"Noch leben ist gut...mir...mir geht es blendend..."

    Kapitel 1 : Der nächste Morgen


    Um 5:30 klingelte mein Handy-Wecker. Langsam öffnete ich die Augen und setzte mich auf. Ich gähnte erst mal ausgelassen und stand anschließend auf. Ich sah Kahiko an, der einen ziemlich festen Schlaf zu haben schien. Mir fiel ein, dass ich gestern Abend vergessen hatte, mich umzuziehen und einfach in meinen normalen Klamotten gepennt hatte. Erneut gähnend, zog ich mein schwarzes T-Shirt aus, warf es auf mein Bett, holte aus meinem hölzernen Kleiderschrank ein frisches T-Shirt in gleich Farbe heraus und zog es an. Ich ging zu meinem Nachttisch, auf dem mein Handy lag und noch eine halbvolle Dose Energydrink. Das Handy steckte ich ein und die Getränkedose nahm ich mit. Ich trank einen Schluck, um richtig wach zu werden. Ich nahm sie mit, verließ das Zimmer, ging die Treppe runter, öffnete die Haustür und ging nach draußen. Nach all der Aufregung gestern, wollte ich einen klaren Kopf kriegen...und bei frischer Luft geht das am Besten. Während ich durch die Straßen ging und meinen Energydrink trank, atmete ich tief durch. Meine Kopfschmerzen waren zum Glück weg. Nach einigen Minuten kam ich an einem großen weißen Haus an. Ich ging zur Tür und klopfte gegen sie. "Ey, Yoshi! Bist du schon wach?!", rief ich. Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür und ein blondhaariger Junge mit ähnlicher Frisur wie ich, kam zum Vorschein. Er trug eine blaue Hose und ein schwarzes T-Shirt. Am Arm hatte er ein schwarzes Tattoo, welches einen Adler darstellte. Das mit den Tattoos war bei mir und meinen Kumpels so was wie ein Markenzeichen. Ich hatte ja auf meinem linken Arm ein schwarzes Drachentattoo. Der Junge sah mich noch etwas müde an. Er gähnte und sprach :"Morgen, Jay." - "Sag mal, Yoshi. Hast du Bock, was durch die Stadt zu laufen?", fragte ich den Jungen. Daraufhin antwortete er :"Klar, wenn ich nen Schluck von deinem Energy krieg..." Ich reichte ihm den Rest in meiner Dose. "Mama!", rief er laut, "Ich bin mit Jay unterwegs!" Anschließend ertönte eine weibliche Stimme :"Okay, Joshua. Aber denk bitte daran, dass du zum Mittagessen wieder Zuhause bist!" - "Alles klar!", antwortete Joshua, ging nach draußen und schloss die Tür hinter sich. Er trank einen Schluck von meinem Energydrink. Anschließend gingen sie durch die Straßen von Kaleon.



    „Kahiko, wach auf!“
    Ich öffnete sofort meine Augen und sah Roumald in seine grünen Augen. Er hatte lange braune Dreadlocks, die er zu einem Zopf zusammengebunden hatte und eine gebräunte Haut. Während ich mich aufsetzte, fragte ich: „Wie spät ist es?“
    „Als ich das letzte Mal auf die Uhr geschaut habe, war es sieben.“ sagte er während er sich am Kopf kratzte.
    „Und wann hast du das letzte Mal auf die Uhr geschaut?“ fragte ich verschlafen als ich auf meinen Wecker schaute, es war halb acht.
    „Weiß nicht. Aber eigentlich wollte ich dir was erzählen.“
    Oh nein, wenn Roumald etwas zu erzählen hatte, dann war es entweder etwas über ein Mädchen oder…eigentlich redete er immer nur von Mädchen.
    „Ich hab deinen Bruder heute in der Früh mit seinem blondhaarigen Freund gesehen. Sie gingen Richtung District. Ich kann nur wiederholen: Mit so einem Bruder ist man bestraft.“
    „Ach, rede doch nicht so einen Unsinn. Ich mag Jay sehr gerne, nicht nur, weil er mein Bruder ist. Manchmal bin ich sogar neidisch auf ihn…oder sagen wir einmal auf sein Selbstbewusstsein.“
    Roumald schüttelte den Kopf und meinte, wir sollten Jay einmal nachspionieren, doch ich hielt das für keine gute Idee, da man dies nicht tut. Aber er meinte, ich solle nicht so ein Weichei sein und mich einmal etwas trauen, da ich ja gerade auf das Selbstbewusstsein von Jay neidisch bin. Nach langer Diskussion aber stimmte ich widerwillig ein, nur, damit er endlich Ruhe gibt. Als wir gerade die Treppe runter liefen, hörte ich Skye sagen: „Wohin geht ihr denn so Früh denn schon hin?“
    Roumald und ich drehten uns um und ich sagte: „Geh noch etwas schlafen. Es ist schließlich Wochenende, da musst du dich ausruhen. Wir müssen nur noch etwas für Mama und Papa besorgen.“
    Nach einem leisen „Okay“ von ihr liefen wir aus dem Haus und steuerten geradewegs auf das District zu. Was dann passierte, hätten wir uns nie erträumen können.



    Als ich mit Joshua im District ankam, entdeckte ich plötzlich eine mir bekannte Person. "Leck mich doch am Arsch, ist das nicht dein Bruder?!", fragte Joshua, der gerade auch bemerkte, dass Kahiko von einigen Schlägern bedroht wurde. "Na, Kleiner?", wurde mein Bruder von einem zwielichtigen Typen angesprochen, der etwa einen Kopf größer war, als er, "weißt du denn nicht, dass es ziemlich dumm ist, sich hier aufzuhalten?" Seine Schlägerfreunde lachten. Sie packten meinen Bruder am Kragen. Kahiko und sein Freund schienen ziemlich ängstlich zu sein, besonders, als zwei von ihnen ihre Springmesser zogen. "Yoshi!", sprach ich meinen Kumpel an, der mit düsterem Blick die Schläger anstarrte, "hol Montana und Està. Jetzt wird mit diesen Bastarden abgerechnet!" - "Gut, ich versuch mich zu beeilen. Zum Glück wohnen die beiden nicht weit von hier!", antwortete Joshua und sprintete los. Sofort ging ich auf die bewaffnete Schlägertruppe zu. "KERRO! JAS VÄLIZ ZE, KABREZ!", rief ich zu ihnen, worauf sie sich sofort in meine Richtung drehten. "Ach, wen haben wir denn da. Jay Veljeta...den Beschützer. Möchtest du dich wirklich mit uns anlegen?", rief einer der Bewaffneten Schläger. Ich nickte und rief zurück :"Klar. Wenn ihr meinen Bruder gehen lasst!" Der Junge, der meinen Bruder festhielt, schaute ihn kurz an und ließ ihn dann los. Kahiko und sein Kumpel liefen sofort weg. Nun hatte ich diese Missgeburten an der Backe, weil Kahiko immer noch nicht gelernt hat, sich aus dem District fernzuhalten. Die Schläger liefen auf mich zu. Ich schnappte mir blitzschnell eine Metallstange, die auf dem Boden lag und schlug einem von Ihnen damit gegen den Hals, woraufhin er sofort umkippte. Die anderen vier nutzten ihre Überzahl, um auf mich einzudreschen. Ich hatte Mühe mich gegen meine Peiniger zu wehren. Ich schaffte es, den Kopf von einem von ihnen zu packen, ihn runterzudrücken und mein Knie in seine Fresse zu rammen. Doch das war es danach auch. Es war keine Schande, wenn ich schwer verletzt hier raus ging...ich war alleine und hatte wenigstens meinen Bruder gerettet. Während mir diese ganzen Gedanken durch den Kopf schossen, spürte ich plötzlich etwas spitzes, was sich in meinen Bauch bohrte. Langsam senkte ich meinen Kopf und sah, dass einer von ihnen sein Messer in meinen Bauch rammte. Ächzend ging ich zu Boden und war den Schlägern nun schutzlos ausgeliefert. Plötzlich hörte ich aus der Ferne Schreie :"KENOK TALÄD!!!" Es war eindeutig Yoshis Stimme. Als ich meinen Kopf drehte, sah ich Yoshi und zwei andere Jungs. Einer hatte aufgestellte schwarze Haare, gut trainierte Arme, eine blaue Hose und ein graues T-Shirt an. Das war Montana, der praktisch auch zum Schläger geboren war. Der andere Junge hatte etwas längere braune Haare, die sein linkes Auge verdeckten. Er trug eine blaue Jacke und eine blaue Hose. Das war Está. Der Vernünftigste von uns. Ich sah, dass alle drei Metallstangen in der Hand hielten. Mit denen gingen sie auf die Schläger los und streckten sie nieder. Anschließend ließen sie die Stangen fallen, liefen zu mir und knieten sich hin. "Jay, alles okay?", fragte Está etwas besorgt. "J-Ja, halb so wild...", antwortete ich, was nicht wirklich mal gelogen war. Obwohl es eine richtige Stichwunde war, tat es nie wirklich schrecklich weh, sodass ich losbrüllen könnte, oder so...als wäre ich etwas geschützt davor. Aber trotzdem hatte ich starke Schmerzen.



    „Ich hab doch von Anfang an gewusst, dass das keine gute Idee ist!“ sagte ich wütend zu Roumald als wir auf einer Bank im einzigen Park in Kaleon saßen. Der Park war besonders schön durch seine vielen Kirschbäume, die in voller Blüte standen und durch den Fluss, der quer durch den Park floss, über ihn gingen unzählige Holzbrücken.
    „Ja, ja, ich geb es ja zu, es war dumm, zum District zu gehen. Aber ich muss sagen, dein Bruder verteidigt dich ja sogar, er ist also nicht sooo ein schlimmer Mensch, wie ich immer dachte.“
    „Ja, stimmt, aber ich fühle mich jetzt schlecht, da ich sein Vertrauen missbraucht habe. Ich hab ihm versprochen, ich würde mich vom District fernhalten, und dieses Versprechen habe ich gebrochen…“
    „Dann mach’s wieder gut.“
    Ich sah ihn verwirrt an. Als ich in fragte, wie ich das sollte, so antwortete er mir: „Beschützt doch mal ihn. Oder zeig ihm, dass du auf dich selbst aufpassen kannst.“
    „Ich kann eben nicht selbst auf mich aufpassen, wie soll ich ihm dann das Gegenteil beweisen?“
    Es herrschte tiefes Schweigen. Während ich meine Augen schloss, spürte ich den Wind der mir durch meine Haare blies. Als nach geschätzten fünf Minuten der Stille die Kirchenglocken läuteten, holte ich mein Handy aus der Hosentasche und starrte auf das Display. Es war gerade erst neun. Seufzend ließ ich den Kopf hängen als Roumald meinte: „Ich hab die Idee! Wenn du deinen Bruder dazu bringen willst, dich zu mögen, dann sei wie er!“
    „Ich soll also saufen anfangen und mir soll alles scheißegal sein? Super Idee…“
    „Du musst das ja nicht alles wirklich machen…du kannst es auch spielen.“
    „Ich weiß nicht…“ meinte ich unsicher als jemand sagte: „Hey, bist du Jays Bruder?“
    Ich sah auf und blickte einem braunhaarigen Jungen in seine blauen Augen.
    „Wer will das wissen?“fragte ich misstrauisch.
    Er packte mich am Kragen und sagte wütend: „Hast du denn keine Schuldgefühle dafür, dass du Jay solcher Gefahr ausgesetzt hast? Halt dich einfach vom District fern, verstanden? Es ist besser für dich und auch für Jay.“
    Er ließ mich los und ging einfach. Jay ist wegen mir in Gefahr gewesen?, dachte ich als mir überhaupt bewusst wurde, was ich getan hatte.



    "SOFORT RUNTER MIT DEN METALLSTANGEN!", hörte ich eine laute Stimme. Ich sah, dass einige Meter weiter zwei Polizisten in schwarzen Uniformen und schwarzen Hosen standen, die mit ihren Pistolen auf meine Freunde zielten. Montana und Joshua ließen die Stangen fallen. Está hatte sich auf den Weg gemacht, Hilfe zu holen. Die Polizisten kamen mit ihren gezogenen Waffen immer näher. Einer von ihnen schaute mich an und bemerkte, dass ich verletzt war. Beide steckten ihre Waffen wieder ein und liefen zu mir. Einer der Polizisten schaute meine Wunde an, der andere hob seinen Kopf und fragte :"Ihr zwei. Was ist hier passiert? Wer ist dafür verantwortlich?" Prompt antwortete Joshua :"Die Schläger hier!" Er zeigte auf die zu Boden geschlagenen Jungs. Der Polizist erkannte von Weitem sogar das blutige Messer. "Messer mitnehmen!", sprach der Cop zu seinem Kollegen. Anschließend holte er sein Handy raus und rief einen Notarzt. Das Messer wurde mitgenommen und meine Wunde bandagiert. Schwer atmend lag ich noch etwa zehn Minuten da, bis plötzlich zwei Sanitäter auftauchten und zu mir liefen. "Keine Sorge. Wir kriegen das locker wieder hin!", ermutigte einer von ihnen mich, während der Andere meine Stichwunde musterte und daraufhin sagte :"Sollen wir dich nach Hause bringen und dich dort behandeln? Ich glaube, ein Eingriff ist nicht nötig." - "Qiez...", antwortete ich schwach. Im nächsten Moment wurde ich auf eine Trage gewieft. "Ihr Jungs müsst mir zeigen, wo er wohnt!", sprach einer der Sanitäter. Ich weiß nicht warum, aber ich verlor für eine gewisse Zeit meine Wahrnehmung. Obwohl ich noch wach war, wusste ich nicht, wo ich war, was los ist und wer die anderen Menschen um mich herum sind. Ich nahm keinerlei Reize mehr wahr, die meine Umgebung erzeugte. Es war so, als würde ich schlafen. Den Schlaf an sich bemerkt man ja normalerweise nicht und so ging es mir gerade in der Wachphase. Als ich meine Umgebung langsam wieder wahr nahm, fand ich mich Zuhause auf meinem Bett wieder. Mein Oberkörper war frei, während ich Gummi an meinem Bauch spürte. Ein Sanitäter schien sich wohl gerade mit meiner Wunde zu beschäftigen. Ich sah, dass um mich herum Montana, Está, Yoshi, meine Eltern und Kahiko befanden, die mich und meine Wunde mit nervösem Blick anstarrten. "Wir haben jetzt die Länge der Tatwaffe in Betracht gezogen", sprach der Sanitäter, der sich an meinem Bauch zu schaffen machte, "es scheinen keine weiteren Organe verletzt zu sein, eine Infektionsgefahr scheint auch nicht zu bestehen, da das Messer nicht besonders beschmutzt war und du geimpft bist. Wir müssen die Wunde jetzt lediglich nähen. Da hast du noch mal Glück gehabt, Jay. Hätte schlimmer sein können." Während meine Wunde genäht wurde, schauten mich meine Freunde und Verwandten noch an. "Achja, Bro. Schickes Tattoo am Bauch.", sprach Montana grinsend, um mich etwas aufzumuntern. In der Tat, ich hatte noch ein größeres schwarzes Drachentattoo auf der linken Seite meines Bauches. Als nach einiger Zeit die Sanitäter fertig waren, sagten sie zu den Anderen, dass ich jetzt etwas Ruhe bräuchte. Meine Freunde und meine Eltern verließen das Zimmer...nur Kahiko stand noch vor mir. Ich hatte das Gefühl, dass er mir etwas sagen wollte...



    „Geht’s dir wieder gut?“ fragte ich Jay nervös.
    Nur wegen mir geht es ihm so schlecht, ich fühl mich so mies!
    „J-Ja, es geht schon. Aber eine Frage, willst du mir irgendwas sagen?“
    Ich sah ihn überrascht an. Mir wurde heiß und kalt zugleich, und ich sagte zitternd zu ihm: „Ähm…Ja, will ich. Es tut mir leid, dass du wegen mir in solch eine Gefahr geraten bist. Es ist alles meine Schuld. Ich hätte nicht zum District gehen sollen.“
    „Und da kommst du jetzt erst drauf? Warum warst du überhaupt dort?“
    „I-Ich…I-Ich…“mehr brachte ich einfach nicht heraus, ich schämte mich so.
    Mein Bruder, verletzt durch meine Unvernünftigkeit, mir wurde übel. Ich unterbrach den Augenkontakt zu Jay und ließ den Kopf hängen.
    „Roumald meinte, wenn wir dir nachspionieren, dann würde ich verstehen, warum du so bist, wie du eben bist.“
    Ich sah zwar nicht hin, aber ich konnte den unangenehmen Blick von Jay direkt spüren.
    „Was hast du nur für Ideen? Im District ist es gefährlich, umsonst warne ich dich ja nicht immer wieder!“
    „Ich mach das alles wieder gut! Glaub mir!“
    Ich versuchte selbstbewusst zu wirken, was mir aber anscheinend nicht so gelang, da Jay wütend sagte: „Du hast schon zu viel getan! Mach einfach nichts, das ist besser.“
    Wir sahen uns in die Augen und ich wusste, jetzt sollte ich Jay lieber allein lassen. Ich ging aus dem Zimmer und verließ das Haus und steuerte automatisch Richtung Park. Als ich über eine hölzerne Brücke ging hörte ich hinter mir jemanden meinen Namen rufen. Sofort drehte ich mich um und sah wie Roumald, Fabés und Carlos auf mich zuliefen. Fabés hatte lange blau-grüne Haare und braune Augen, Carlos hatte kurze, wellige hellbraune Haare mit einem Hauch von Rosa und grüne Augen.
    „Wir haben das von Jay gehört. Geht es ihm gut?“fragte Roumald besorgt.
    „Ja es geht ihm gut. Aber eigentlich müsste ich sauer auf dich sein.“
    Die Drei sahen mich verwirrt an und Roumald meinte: „Warum solltest du sauer auf mich sein?“
    Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu und sagte wütend: „Wegen dir sind wir überhaupt ins District gegangen! Wegen deiner Idee Jay nachzuspionieren wurde er verletzt, also eigentlich ist das deine Schuld!“
    Roumald sah mich überrascht an. Ich war selbst von mir überrascht, da ich sonst nie das sage, was ich fühle oder denke.
    „Hey, etwas Gutes ist ja doch heute passiert. Du hast dein Selbstbewusstsein etwas aufgebaut!“
    Er grinste, doch ich fand das überhaupt nicht komisch.
    „Roumald, findest du dein Verhalten nicht unangebracht?“entgegnete Fabés etwas aufgebracht. Er war ein wahrer Hitzkopf.
    „Warum sollte es unangebracht sein? Endlich lernt er mal etwas! Schön langsam begreift er, dass-“
    Roumald wurde abrupt von einer Explosion unterbrochen. Die Leute im Park schrien wie wild und ich drehte mich in die Richtung, aus der die Detonation kam. Das Wohnviertel! Unser Haus! Jay!, dachte ich als ich einfach loslief, ohne über jedwede Gefahren nachzudenken. Roumald und die Anderen riefen mir noch etwas hinterher, doch ich hörte nicht hin und rannte einfach.


    MfG
    Gin Serpiroyal


    Kapitel 20 : Spuren im Schnee...


    In dieser aussichtslos wirkenden Situation atmete Gin schneller. Er hatte nun wirklich keine Chance mehr. Er war zu erschöpft zum Kämpfen und wurde von etlichen Soldaten bedroht. "Los, Junge. Hände nach oben!", befahl einer von ihnen mit druckvoller Stimme. Der Hiro gehorchte und hob die Hände. "Handcuffen!", befahl der Soldat einem Anderen. Dieser kam nun auf Gin zu und legte ihm Handschellen an. "Was sollen wir mit ihm machen? Töten?", fragte der Träkon, nachdem er Gin fesselte und somit widerstandslos machte. "Nein. Wir haben vom T.S.G. den eindeutigen Befehl, ihn lebendig auszuliefern. Bringt ihn nach unten in die Zelle. Und einer von euch sagt dem Major Bescheid, dass wir Gin Black gefangen genommen haben", antwortete ein anderer Soldat und schaute den gefesselten Hiro an, "seine weitere Zukunft wird sich dann noch entscheiden." Einige Soldaten verließen den Raum und nahmen Gin direkt mit. Andere kümmerten sich um Lenny, der den Hiro mit eiskaltem Blick anschaute. Die Träkon gingen mit Gin zum Aufzug. Als sich die Tür öffnete, betraten sie ihn und ein Soldat holte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und steckte ihn in ein Schlüsselloch neben den Knöpfen, über dem "Etage -2" geschrieben stand. Der Aufzug bewegte sich nach unten und Gin überlegte, wie er aus dieser Situation raus kommen könnte. Als der Aufzug unten ankam, schubsten die Soldaten ihn raus. Sie befanden sich in einer ganz normalen Etage, an dem, auf den ersten Blick, nichts Ungewöhnliches schien. Sie gingen einige Gänge entlang. Am Ende von einem von ihnen, entdeckte Gin zwischen zwei bewaffneten Männern eine Stahltür. Die Wachen öffneten die Tür, schubsten den Hiro in eine Zelle und schlossen sie wieder. Gin befand sich nun in einer kalten Zelle, mit Spinnenweben an den Wänden und Ratten in den Ecken. Er war leicht angespannt, da er nicht wusste, wie es mit ihm weitergehen würde. Als er sich in der Zelle umschaute, entdeckte er etwas, das wie eine schwarze Karte aussah. Auf den ersten Blick schien es nichts Besonderes zu sein, aber Gin hatte bei Betrachten der Karten ein komisches Gefühl...als würde sie irgendeine Aura ausstrahlen, die der von Gin sehr ähnlich war. Trotz Handschellen, stand er auf, ging zu der Karte und betrachtete sie. Beim genaueren Hinsehen sah er, dass sich auf ihr Schriftzeichen befanden. Auf jeden Fall kam sie dem Jungen sehr merkwürdig vor, aber gleichzeitig auch interessant. Plötzlich wurde ihm ganz schwindelig und er sackte langsam zusammen. Der Kampf mit Lenny schien ihm härter zugesetzt zu haben, als er es wohl vermutete hatte. Wenn man sich seine offenen Arme anschaute, war das auch verständlich...


    In der Zwischenzeit machte sich ein Soldat auf in die 5. Etage, um den Bürgermeister von Yesko über Gins Gefangennahme zu unterrichten. Er ging den Gang entlang, der sich nicht groß von denen in den anderen Etagen unterschied. Nach kurzer Zeit kam er an einer Tür mit der Aufschrift "Bürgermeister Kelim Väyn" an und öffnete sie. Er sah in den Raum, in dem auch Bücherregale und Aktenschränke standen, Pflanzen in den Ecken und ein Schreibtisch war, hinter dem sich ein Bürostuhl befand, der mit der Rückenlehne zum Soldaten gewandt war. Der Soldat begann, zu sprechen :"Major! Ich hab eine Nachricht für sie! Wir haben soeben den Hiro Gin Black gefangen genommen und ihn in die Zelle gesperrt!" Anschließend ertönte eine junge Stimme aus der Richtung des Stuhls. "Ausgezeichnet!" Das konnte niemals die Stimme des Bürgermeisters gewesen sein. Kurz darauf drehte sich der Stuhl und der Pärce Paolo kam zum Vorschein, mit einem heimtückischen Grinsen im Gesicht. Der Soldat erschrak und wollte gerade sein Sturmgewehr ziehen, doch Paolo war schneller und erzeugte mit einigen Gesten etliche Ranken, die aus dem Boden schossen und den Soldaten an der Wand fesselte. Der Pärce stand auf und ging zu dem Träkon. "Wo kann ich den Gefangenen denn finden?", fragte er und lächelte teuflisch. "Ich sage nichts!", antwortete der Soldat stur. Wieder machte Paolo einige Gesten und zog die Ranken, die den Träkon an den Armen fesselte noch fester zu. Er verzog vor Schmerz das Gesicht. "Wenn du deine Gliedmaßen behalten willst, hast du wohl keine andere Chance, als es mir zu sagen!", sagte Paolo. Nun begann der Soldat zu reden :"O-Okay. Er ist in Etage -2. Dort kann man nur mit einem Schlüssel hin!" - "Dieser hier etwa?", fragte Paolo und zeigte auf einen silbernen Schlüssel, der am Hosenbund des Mannes befestigt war. Der Träkon nickte, woraufhin der Pärce ihm den Schlüssel wegnahm. "Danke! Und da ich heute gut drauf bin, lass ich dich hier noch ne Weile abhängen. Bis dann!", sprach der Junge lachend und verließ den Raum. Der Soldat reagierte nicht mehr. Vielleicht war er wegen den Schmerzen schon nahezu gelähmt. Als Paolo sich wieder im Gang befand, öffnete sich eine Tür gegenüber von ihm und Jenny, Sophia und Troy kamen zum Vorschein. "Die Träkon haben Gin festgenommen. Helfen wir ihm. Dann können wir unten auch noch ein Bisschen Terror machen!", sagte Paolo mit ernstem Blick zu seinen Freunden. Tray entgegnete :"Okay. Helfen wir dem Hiro!" Anschließend gingen sie zum Aufzug. Paolo steckte den Schlüssel des Soldaten in das Schlüsselloch, drehte ihn auf die Etage -2 und schon fuhr der Aufzug runter. Als sie ankamen und die Tür sich öffnete, erschuf Paolo sofort einige Ranken, um sicherzugehen, dass niemand sie angreifen konnte. "Ich glaube, die Luft ist rein!", sprach Paolo, entfernte die Ranken und betrat mit seinen Freunden die Ebene. "Also irgendwo hier muss Gin sein, sagst du?", fragte Jenny, die sich etwas umschaute. Paolo nickte und sagte sofort :"Kein Mucks!" Troy, Jenny, Sophia und Paolo rührten sich nicht mehr. Sie hörten hektische Schritte, die mit der Zeit immer lauter wurden. Paolo lief raus, stürmte den Gang entlang und erschuf am Ende von ihm einige Ranken, die in die zwei Nebengänge schossen. Dann winkte er seine Freunde dezent zu sich. "Seid auf der Hut! Wir müssen die Zelle finden. Aber wir werden auch auf Soldaten treffen!", flüsterte Paolo, der die Ranken wieder entfernte und den Gang links entlang lief...gefolgt von den anderen Pärcen. "Hey! Ihr da!", ertönte eine laute Stimme, gefolgt von etlichen Schüssen. Aus dem Gang hinter ihnen stürmten Soldaten auf sie zu. "Überlasst das mir!", sprach Troy lässig und ließ sein Genick knacken. Als der erste Soldaten in ihrem Gang ankam, packte Troy ihn sich und schleuderte ihn durch eine Tür. Anschließend hob der Junge ihn hoch, stellte ihn in eine Tür rein und zog die Türrahmen zu, was den Soldaten ziemlich quetschte. Dadurch, dass Troy die Kampf-Kraft beheerscht, war dies kein großes Problem. "Nice", sagte Paolo, der einem Soldaten, der gerade hinter ihm auftauchte eine spitze Dornenranke durch den Kopf rammen ließ. Plötzlich kamen aus den Gängen vor und hinter ihnen etliche Soldaten, die von den Pärcen ordentlich eins auf den Deckel bekamen. Doch trotzdem waren sie in Gefahr. Überall könnten heimtückische Soldaten lauern, die Eindringlinge mit einem Schuss töten könnten. "Kommt!", befahl Paolo und lief in den Gang, rechts von ihnen. Das Ganze schien wie ein Irrgarten zu sein, denn entweder gab es am Ende eines Ganges nochmal zwei, oder Soldaten umzingelten ihn. "Das wird langsam nicht mehr lustiiiig!", rief Paolo, der einem Kugelhagel auswich und sich deswegen auf den Boden warf. Die Pärcen flüchteten in einen Nebengang...die Träkon liefen an ihnen vorbei. "Wir müssen diese Zelle finden, das wird hier echt gefährlich!", sprach Paolo und lief weiter. Nach etlichen Gängen kamen an einer Stahltür an, die von zwei Soldaten bewacht wurde, welche die Pärcen sofort entdeckten und ihre Waffen hoben. Jenny warf eine Klinge in die Richtung eines Soldaten. Es traf den Hals von ihm, weshalb der Träkon sofort zu Boden ging. Paolo erschuf wieder Ranken, die den Soldaten fesselten und zu Boden zerrten. "Troy! Öffnen!", sagte der Junge. Der Kraftprotz näherte sich der Tür, legte seine Hand auf sie und zermalmte sie, wie ein Blatt Papier. Die Tür war entfernt und der gefesselte Gin kam zum Vorschein. "Oh! Hallo, Leute...!", sprach der Junge etwas verlegen, weil er es gar nicht gewohnt war, gerettet zu werden. Troy betrat die Zelle, ging zu Gin und brach die Kette der Handschellen mit bloßen Händen ab. "Danke!", sagte Gin etwas erleichtert, aber auch mit einer schwachen Stimme. "Kommt!", rief Paolo, "wir müssen abhauen!" Die Pärcen machten sich auf den Weg zurück zum Aufzug. Gin hingegen antwortete :"Ich komme gleich nach, geht schon mal vor!" - "Aber lass dich nicht wieder einsperren", rief Jenny lachend zurück. Der Hiro bückte sich nach der seltsamen Karte und betrachtete sie. Er konnte seinen Blick fast nicht mehr abwenden und wirkte für wenige Sekunden wie hypnotisiert. Danach schüttelte er seinen Kopf, steckte die Karte ein und lief den Pärcen nach. Als sich alle am Aufzug befanden, öffnete Paolo ihn. Plötzlich entdeckten sie in ihm drin eine Katze, die sie laut anfauchte. Es war Toseko! Als er die Pärcen und Gin erkannte, miaute er grinsend. "Ach, da bist du ja!", sprach Gin und ging mit den Pärcen in den Aufzug. Jenny drückte den Knopf für's Erdgeschoss und schon fuhren sie hoch. "Miau! Miau!", ertönte es von Toseko, der sich wieder in Gins Kapuze verzog. Als sie oben ankamen, liefen sie ohne große Umschweife Richtung Ausgang. Der geschwächte Gin lief etwas langsamer. Als sie den Ausgang erreichten, liefen sie nach draußen und so schnell es ging aus der Stadt raus. "FEUER!", ertönte eine laute Stimme und wieder ertönten etliche Schüsse. Als sich die Flüchtlinge wieder in der Schneelandschaft befanden, folgten ihnen träkonyanische Soldaten, die auf sie zielten. Jenny und Sophia bewegten den Schnee und bauten damit einen Schutzwall. Anschließend erschufen sie Eisspeere, die sie in Richtung der Soldaten schleuderten. Doch in der Ferne entdeckten sie, dass sich noch viel mehr Soldaten näherten. "Ich hab eine Idee! Jenny, bau so viele Mauern aus Schnee, wie du kannst!", sprach Sophia. Jenny nickte und erschuf überall zusammen mit dem anderen Mädchen aus Schnee riesige Mauern. Als die Umgebung nun stark einem Labyrinth ähnelte, liefen die Pärcen und der Hiro los. "Ach...jetzt verstehe ich es...wir hängen die Träkon ab. Die Mauern sollen als Blockade dienen, stimmt's?", ertönte es von Jenny. Sophia nickte. Sie gingen kein Risiko ein und rannten lieber etwas zu weit, als das sie von verfeindeten Soldaten umgebracht wurden. Nach einer gewissen Zeit schienen die Träkon die Geduld verloren zu haben...oder sie schienen sich verloren zu haben, in diesem Labyrinth. Keine Schüsse, keine Schreie waren mehr zu hören. Die Pärcen und Gin schienen in Sicherheit zu sein. "Das war wirklich nicht übel!", sprach Troy. Nun konnten sie entspannt weitergehen, denn es war keine Spur mehr von Soldaten in der Nähe. "G-Gin! W-Was ist mit deinen Armen?!", rief Jenny erschrocken, als er die aufgeschnittenen Arme des Hiros sah. "H-Halb so wild, Leute", antwortete der Junge. Die Mädchen schüttelten den Kopf und gingen auf Gin zu, der ziemlich schwach aussah. Sie holten aus ihren Taschen Verbände und bandagierten Gins Arme. Der Junge schien sich nicht groß zu wehren, dafür fehlte ihm wohl die Kraft. Als Jenny und Sophia fertig waren, bedankte Gin sich und ging weiter. Obwohl er eben nicht verletzt wurde und seine Arme nun bandagiert waren, verschlimmerten sich Gins Schmerzen. Langsam zog er aus seiner Tasche die schwarze Karte raus...sie beschäftigte ihn. Wieder schien er wie hypnotisiert von ihr zu sein und blieb deshalb stehen. Die Pärcen schauten zu dem Jungen. "Gin, alles okay?", fragte Paolo etwas besorgt. Der Hiro antwortete nicht, er schien nur auf die Karte fixiert zu sein. Paolo sah, wie Gins Augen langsam zufielen. Der verletzte Hiro spürte einen stechenden Schmerz in seinem ganzen Körper. Plötzlich...kippte er nach hinten um...sein Körper landete auf dem weichen Schnee. Er verlor das Bewusstsein. "GIN!", riefen die Pärcen...

    Hallo, Rexilius,


    sry, dass ich erst jetzt dein neustes Kapitel kommentiere. Ich hab einiges zu tun, bzw. es auch immer wieder vergessen^^'


    So, das Kapitel hat mir wieder mal sehr gut gefallen, gut geschrieben und auch wieder interessant gemacht. Fand ich wirklich gut.


    Besonders interessant fand ich die Stelle in der Kirche, wo auch die Kardinäle von Francesco bedroht werden und ich mich wieder frage, was das zu bedeuten hat XD


    Wirklich lang wird dieser Kommi jetzt nicht, da ich noch einiges zu tun habe und sowieso nichts Besonderes mehr dazu zu sagen hat, außer, dass es aus meiner Sicht mal wieder sehr gelungen ist^^



    Sry, dass es heute so kurz ausfiel, ich hoffe, dass ich beim nächsten Kapitel mehr Zeit habe ;)


    MfG
    Gin Serpiroyal

    Cassandra


    Sry, dass ich erst jetzt antworte, ich war in den letzten Monaten nicht so oft on und hab auch schon lange nicht mehr bei meinen eigenen Themen geguckt^^'


    Trotzdem danke für dein Feedback, hat mich echt gefreut. :D


    Was die Geschichte betrifft : Die ist schon über ein Jahr alt, da hatte ich es noch nicht so drauf gehabt mit dem Leerzeichen setzen oder anderen Dingen, was aber jetzt ganz anders ist. Trotzdem vielen Dank für die Hilfe, freue mich über sowas immer^^


    Freue mich auch, dass sie dir gefällt, die ist einfach mal irgendwie aus Langeweile entstanden :D


    MfG
    Gin Serpiroyal

    Hallo Rexilius,


    als ich das erste Mal deine Fanfiction las, dachte ich, es würde sich nur um Fußball drehen. Doch ich habe mich richtig mies getauscht, das geht in eine richtig interessante Fantasy-Richtung, in der es eben nicht nur um Fußball geht, sondern auch...um solche Geschichten XD


    Naja, ich fang einfach mal an : Das Kapitel war mal wieder gut, schön beschrieben, der Handlung konnte ich auch folgen. Und wieder mal eine interessante Spannungskurve.


    Die Stelle mit Giacomo, Alessandro und Michele fand ich besonders gut. Dieser Konflikt zwischen den ganzen Geschichten und Geheimnissen, den fand ich ziemlich gut. Da ich wie gesagt ja davon ausging, dass es nur um Fußball geht, finde ich es jetzt umso interessanter, was noch alles kommt, mit den Göttern und so weiter. Da muss ich mich auf was gefasst machen XD


    Die Stelle mit dem Trainer und seinem Sohn fand ich auch eine interessante Wendung. Besonders, was die Vergangenheit des Trainers betrifft und wie sich das noch so auswirkt, da bin ich schon gespannt.


    Viel mehr hab ich es jetzt nicht zu sagen...darum kommen wir mal zu den Fehlern. Keine Sorge...das wird kurz XD



    Das war's mal wieder. Joa, gutes Kapitel, hat mir gefallen und ich freue mich auf das Nächste^^


    MfG
    Gin Serpiroyal

    Hallo Rexilius,


    sry, dass ich erst so spät kommentiere, war ne Weile lang nicht mehr auf BisaBoard on^^'
    Aber jetzt hab ich mir die Zeit genommen, dein neustes Kapitel zu lesen und zu kommentieren.


    Zu Anfang : Das Kapitel fand ich gut, hat mir auch besonders von den Kindheitserinnerungen gefallen und von den ganzen neu erklärten Sachen, die sowieso noch eine hoffentlich sehr interessante Rolle spielen. (Für diesen langen Satz will ich jetzt aber ne Urkunde haben :D )


    Die Stelle mit Federico hat mir auch sehr gefallen. Besonders das Ende macht mich gespannt darauf, was es mit dem Kleinen auf sich hat. ;)


    Die Kindheitserinnerung von Giacomo fand ich sehr gut erklärt, passende "Scheiß-Kindheit"-Stimmung und die neuen Personen fand ich interessant.


    Zitat

    „A-Aber Terrae! I-Ich meine, e-eure Hoheit! Wollt ihr ihn nicht am Boden liegend sehen? Das Blut aus seinem Körper rinnend während der Boden sich blutrot färbt, seine Augen gläsern werden und wir seine letzen Hilfeschreie hören? Diese Schreie, diese lieblichen Schreie und dieses wunderschöne rot…“


    Krasser Gangster. Der hat's wohl mit Blut, ne? x)


    Die Stelle mit Michele hat mich überrascht : Dachte immer, der wäre nett, da kommt der auf einmal mit so nem Messer an x)
    Hat mir aber auch gut gefallen, besonders, was ihren Glauben angeht und in wie fern sich das noch auf die Zukunft auswirkt...wirklich interessant.


    Sonst hab ich auch nicht mehr viel zu sagen, also kommen wir mal zu den Fehlerchen :



    So, das war's dann. Wie gesagt, mal wieder tolltes Kapitel, hast ein spannendes Ende gemacht und ich freue mich auf das neue Kapitel^^'


    MfG
    Gin Serpiroyal