Ich muss hier echt mal eine Lanze für die Lehrer brechen, weil was in dem Artikel steht ist - stellenweise - blanker (sorry) Bullsh*t.
Jedes Bundesland entscheidet selbst, wie es seine Grundschüler beschulen lässt, und selbst wenn die Anordnung von oben kommt, bleibt es immer noch den Lehrern selbst überlassen, ob sie diesen Wahnsinn mitmachen oder nicht. Nicht jedes Kind wird mit der "Töte-die-Rechtschreibung"-Methode beschallt, sondern viele lernen nach wie vor ordentlich mit einem Fibel-Standardwerk. Das dazu. Wer keine Ahnung hat, sollte sich in solchem Fall mal ordentlich informieren. Wenn es wirklich solche Vollidioten gibt, die dieses wüste Schreibchaos bevorzugen, dann sind es zum Großteil Junglehrer, oder solche Lehrer die jeder Neuerung hinterherrennen, bevor sie überhaupt erprobt ist.
An der Uni hat die Kuschelpädagogik Einzug gehalten, man lernt nicht mehr wie man eine Klasse methodisch anzupacken hat, sondern einfach nur noch irgendwelche Spiele, die den Schülern zwar Spaß machen, die aber nicht dafür sorgen, dass da auch Noten draus gemacht werden können. (Woher ich das weiß? Liebe Schüler, bitte nicht weiterlesen - aber vielleicht quäle ich euch mal in Biologie und Politik ;-)) Wenn auch nur das Wort "Frontalunterricht" oder "Der Lehrer sollte das übernehmen und die Schüler nicht selbstständig arbeiten lassen" im Raum steht, bekommt derjenige eine verbale Ohrfeige oder wird mit einem Blick, der zwischen Entsetzen und blanker Verachtung schwankt angesehen, dass man gar nicht mehr etwas dazu sagen will. Zum Großteil sind die Dozenten auch niemals selbst als Lehrer tätig gewesen oder schon lange aus dem aktiven Schulalltag raus. Jeder Bezug zur Praxis fehlt in der Lehramtsausbildung komplett, stattdessen wird sich mit Federn von Tradition und Publicity geschmückt und das, was ein "Wissenschaftler" für die "Praxis" zusammengeschustert hat, was methodisch nicht erprobt und erst recht nicht an Schülern getestet wurde, direkt in die Lehramtsausbildung gesteckt und als das Non-Plus-Ultra dargestellt. Wer da keine Kontakte zur Praxis hat, die das nur mit einem Kopfschütteln quittieren können, dem prügelt die Uni in der Lehramtsausbildung schon gerne mal den Verstand aus dem Kopf. Das Resultat sieht man eindrucksvoll im Artikel. Und ja, solche Seminare, wo Studenten entsetzt nachfragen "Soll ich das wirklich so machen?" und der Dozent sagt "Ja aber natürlich!" gibt es wirklich. Aber von Referendaren wird genau das dann auch erwartet. Sie quälen sich mit unausgereiften, unangepassten und unsinnigen Methoden 12-18 Monate durchs Referendariat und müssen einen methodischen Spagat hinlegen, den selbst gestandene Lehrer nicht durchziehen wollen/ können. Dabei haben sie ihre Klassen nicht im Griff, weil neben all den Spielereien keine Zeit mehr ist, um auf die Disziplin zu machen. Aber in den Lehrproben wird erwartet, dass der Referendar methodisch brilliert, gleichzeitig die Klasse mit sabbernden Mündern an seinen Lippen hängt und mit absoluter Begeisterung (sinnfreie) Planspiele, Methoden, Rollenspiele, Simulationen etc. mitmacht - und dann am Ende sogar noch Spitzennoten rauskommen.
Was da nicht stimmt, weiß, denke ich, mal jeder selber.
Nun gut, ich schweife ab.
Aber Tatsache ist, dass Problem ist lehramtstechnisch hausgemacht und ich kann die Gymnasiallehrer schon verstehen, wieso sie keine Lust auf RS haben. Gibt genügend Stoff, der da durchgebracht werden muss - und eine Grundschule legt nun mal das Fundament, auf das das Gymnasium aufbaut. Nicht umgedreht.
Als ich in der 1.Klasse war, wurde mir noch mit der Fibel (Sagt hier jemanden die Katze Mimi was? ^^) Lesen und Schreiben beigebracht. Es hat, wie man sieht, funktioniert. Außer Kommasetzung, bin ich rechtschreibsicher und ich versteh es einfach nicht, wie man ein System, das funktioniert, ändern kann. Allerdings sind auch viele Lehrer der "kreativen" Methode überhaupt nicht aufgeschlossen und lehnen diese kategorisch ab. Aber das wird im Spiegel natürlich wieder verquer dargestellt, sodass es aussieht, als ob in Deutschlands Grundschulen bis auf wenige Ausnahmen die Anarchie regiert...
Und ich schließe mich Anemone an: Kreatives Schreiben hat wenig mit der kreativen Methode (!) zu tun, die da verwendet wird. Kreatives Schreiben ist, wenn Kinder drauf los schreiben können - aber die Methode, die hier gelehrt wird, ist, dass Kinder so schreiben wie sie sprechen. Das ist zwar desöfteren kreativ, aber hat wenig mit kreativem Schreiben zu tun ...
Ich hatte auch in meinem Abiturjahrgang genügend Mitschüler, die 1 - 2 Notenpunkte allein durch miserable (und das mein ich genauso wie ich es gesagt hab) Rechtschreibung verloren haben ...