Kapitel 1 - Kennen wir uns?
[align=left]Der Klassenvorstand betrat die Klasse. Die Jugendlichen standen auf und grüßten die Lehrerin mit einem lauten ,,Guten Morgen!"
Die Professorin war eine energische, junge Frau, die nie ein Blatt vor den Mund nahm. Aus diesem Grund traute sich auch niemand, sich in ihren Stunden mit dem Banknachbarn zu unterhalten. Die 30-Jährige deutete den Schülern und Schülerinnen, sich zu setzten und hieß die Klasse im neuen Schuljahr willkommen. ,,Ich hoffe, ihr konntet eure Ferien genießen und euch gut erholen!", meinte die Frau.
,,Bevor wir jedoch zum Organisatorischen kommen, müssen wir noch etwas Anderes erledigen."
Die Klasse horchte auf. Was meinte der Klassenvorstand damit? War etwas passiert? Auch Emily machte sich Gedanken, was jetzt wohl geschehen würde.
,,Dieses Jahr bekommen wir drei neue Schüler in die Klasse, die das letzte Jahr leider nicht geschafft haben.Kommt herein!", sprach die 30-Jährige in Richtung Tür.
Als hätte sich die Frau mit den drei Neuen abgesprochen, öffnete sich gleich darauf die Tür der Klasse.
Der Erste, der eintrat, war ein Junge, welcher eine ziemlich breite Statur hatte. Obwohl Emily wusste, dass man keine Vorurteile gegenüber Fremden haben sollte, überlegte sich die Schülerin, ob der Neue gewaltbereit wäre und ihr etwas antun würde.
Beim nächsten Eintretenden handelte es sich auch um einen männlichen Schüler. Mit einem breitem Grinsen im Gesicht kam er herein und begrüßte die neue Klasse mit einem lauten ,,Hallo!!".
Emily schmunzelte wie einige ihrer Mitschülerinnen und dachte sich, dass es diesem Jugendlichem relative egal war, wie er auf andere wirkte.
Nach diesem Gymnasiast kam niemand mehr herein. Sollten es nicht 3 neue Schüler sein? Alle in der 3c blickten sich gegenseitig fragend an. ,,Möchtest du nicht hereinkommen?", fragte der Klassenvorstand nach draussen. ,,Bist du noch da?"
Die junge Lehrerin ging aus der Klasse.
,,Warum gehst du nicht hinein? Keiner meiner Schüler wird dich beissen, versprochen!"
Während sich die Professorin mit dem Unbekannten auf dem Gang unterhielt, überlegte Emily, aus welchem Grund die Person nicht eintreten wollte. Bevor sie jedoch zu einem Ergebnis kam, ging ihr Klassenvorstand wieder herein und wiederholte: ,,Komm bitte jetzt herein!"
Jetzt sollte der Neue aber schnell sein, denn man konnte die Lehrerin ziemlich schnell wütend machen, was ernsthafte Konsequenzen haben konnte. Das wussten alle, die sie kannten.
Die Jugendlichen blickten starr in Richtung Tür, darunter auch Emily. Nach wenigen Sekunden erschien ein Schatten, bevor der Fremde endlich hereinkam.
Mit diesem Moment hörte Emilys Welt auf , sich zu drehen. Mit diesem Moment gab es nur mehr eine Person in ihrem Universum.
Der Junge, der nun die 3c betrat, war ziemlich groß und verdammt dünn. Die Haare des Sitzenbleibers hatten die Farbe von Schokolade, die Augen die von frischem Laub. Er besaß auch eine blaue, eckige Brille, die ihm ziemlich gut stand. Ein karierter Pullover, eine blaue, abgenutzte Jeans und eine Digitaluhr waren die Kleidung des Jungen. Wie eine Person, die man tagtäglich in der Straßenbahn, im Supermarkt, im Kino treffen kann.
Doch für die junge Schülerin Emily war der Junge mehr als das.
Mit einem Mal spürte die 12-Jährige ein komische Gefühl in der Bauchgegend. Ein Gefühl, das ihr noch nie begegnet war. Die junge Dame konnte ihr Herz schneller schlagen hören. Was hatte das zu bedeuten?
Die Schülerin zwang sich dazu, dieses neue Gefühl zu unterdrücken und machte ein möglichst neutrales Gesicht. Was, wenn jemand es bemerkte? Dieses plötzliche Herzklopfen machte das Mädchen unsicher. Langsam lehnte sich Emily zurück und versuchte, an etwas Anderes zu denken. Das war viel schwerer als gedacht.
,,Das sind unseren neuen Schüler: Martin, Lukas und Marcel."
Mit diesen Worten weckte der Klassenvorstand eine ihrer Schülerinnen aus dem Tagtraum. Die Frau redete weiter, doch geistig befand sich die Banknachbarin von Franziska wieder bei dem Jungen. Das einzige, was sie jetzt wusste, war sein Name: Marcel.
Der restliche Tag in der Schule dauerte ewig. Emily freute sich, als sie endlich daheim war, weit weg von dem Mysteriösen.
Warum hatte dieser Marcel plötzlich solche Gefühle in ihr geweckt? Was hatte das zu bedeuten? War sie etwa ,,verliebt"?