Viele Menschen, die die Politik Israels kritisieren, distanzieren sich immer wieder vom Antisemitismus
Meine Freunde aus der Uni distanzieren sich alle vom Antisemitismus und antisemitischen Aufrufen in den Demonstrationen.
Leute, die sagen "Ich bin ja kein Nazi, aber ..." oder "Ich bin ja kein Rassist, aber ..." sind ebenfalls zu einer auffällig hohen Schnittmenge doch Nazis oder Rassist:innen, warum sollte das bei "Ich distanziere mich von Antisemitismus, aber ..." also anders sein?
Ansonsten fließt Antisemitismus bei dem Israel-Palästina-Konflikt sowieso oft unterschwellig mit, alleine schon weil man oft antisemitische Narrative unbewusst übernimmt und selbst wenn man das unbewusst macht, macht es eben die übernommene Narrative nicht weniger antisemitisch oder weil eine einseitige Betrachtung des Konflikts oft außer Acht lässt, wer eigentlich auf Seiten Palästinas primär gegen Israel kämpft und das ist eben die Hamas, die wohl unzweifelhaft antisemitisch ist. Wenn man unkritisch eine propalästinensische Narrative übernimmt, schwingt dadurch immer eine einseitige Fokussierung auf israelische Missetaten mit, wodurch man nun mal den Antisemitismus der Hamas legitimiert. Ob man das will oder nicht, spielt auch weniger eine Rolle, denn eine antisemitische Äußerung bleibt auch dann eine antisemitische Äußerung, wenn die Intention hinter der Äußerung gar keine antisemitische ist.
In Artikel 7 der Charta der Hamas heißt es: "Das Jüngste Gericht wird nicht kommen, solange Muslime nicht die Juden bekämpfen und sie töten. Dann aber werden sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken, und die Steine und Bäume werden rufen: 'Oh Moslem, ein Jude versteckt sich hinter mir, komm' und töte ihn.", in Artikel 13 der Charta heißt es: "Für das Palästina-Problem gibt es keine andere Lösung als den Jihad. Friedensinitiativen sind reine Zeitverschwendung, eine sinnlose Bemühung" und in Artikel 32 heißt es: "Die Hamas betrachtet sich selber als Speerspitze und Vorhut des gemeinsamen Kampfes gegen den Welt-Zionismus ... Islamische Gruppen in der ganzen arabischen Welt sollten das Gleiche tun, da sie für ihre zukünftige Aufgabe, den Kampf gegen die kriegstreiberischen Juden, bestens gerüstet sind.".
Es ist nun mal nicht so, dass da in erster Linie die israelische Armee gegen die palästinensische Zivilbevölkerung kämpft, sondern die israelische Armee kämpft gegen die Hamas. Die Aggressionen von palästinensischer Seite kommen von der Hamas und die Aggressionen von der israelischen Seite richten sich auch gegen die Hamas. Eine einseitige, in dem Fall ablehnende Haltung der israelischen Partei, ist somit auch gleichzeitig eine Legitimierung der Hamas, die sich zum Ziel gesetzt hat, die jüdische Bevölkerung und Israel vollständig auszulöschen.
Ansonsten ist Israelkritik natürlich angemessen, zum Teil sehr richtig und überhaupt nicht antisemitisch. Die Siedlungspolitik ist einseitig belegt und widerstrebt jeglichen ethischen Ansprüchen, die man an einen Staat haben sollte und auch völkerrechtlich ist das sehr bedenklich. Darüber muss man reden und in dem Kontext ist Israelkritik natürlich angemessen; schwierig wird es dann, wenn es schwerwiegend einseitig gegen Israel wird in diesem Konflikt, weil man sich mit der klaren und einseitigen Positionierung gegen die eine Partei immer auch auf der Seite der anderen Partei stellt. Vielleicht ist man geneigt, auf der anderen Seite die palästinensische Bevölkerung zu sehen, womit man dann vielleicht auch keine antisemitische Perspektive übernehmen will, aber die Wahrheit ist eben, dass man sich in dem Konflikt nur sekundär (wenn überhaupt) auf Seiten der palästinensischen Bevölkerung stellt, weil die Hamas selbst nichts tut, um die palästinensische Bevölkerung zu beschützen, es werden keine Bunker gebaut und die Human Shields Taktik ist belegt. Viel eher stellt man sich primär auf Seiten der Hamas, und wer auf Seiten der Hamas steht, steht eben auf der Seite einer Terrororganisation, für die der Antisemitismus und Antizionismus eine übergeordnete Ideologie ist.
Der "Whataboutism" bezog sich auf den Beitrag von antifalafel, wo er über die Ängste der Juden auf der Welt und Einseitigkeit sprach, während Millionen an Muslim:innen auf der Welt mit Muslimenhass und Hetzte in den Medien klarkommen müssen. Inwiefern handelt es sich hierbei überhaupt um Wahtaboutism, wenn Araber:innen und Muslim:innen am Konflikt direkt beteiligt sind?
Es handelt sich um Whataboutism, weil das Leid von Araber:innen und Muslim:innen in le drapeau rogue s Beitrag nie in Frage gestellt wurde. Da wird nirgendwo geleugnet, dass Araber:innen und Muslim:innen nicht auch leiden und da wird auch nirgendwo eine Abwägung getroffen, wessen Leid nun überwiegt. Wenn du auf eine Schilderung des Leides von Jüd:innen, die dazu dient, darzustellen, wie wichtig es ist, dass Jüd:innen einen Rückzugsraum zu haben, nur reagierst mit "Aber was ist mit dem Leiden von Araber:innen und Muslim:innen?", obwohl das in der Legitimation des Staates Israel keine Rolle spielt (womöglich entsteht diese Rolle zwar später durch die Politik des Staates Israels, aber nicht durch das Existenzrecht des Staates Israel an sich), dann ist das sehr wohl Whataboutism, weil vom Leiden der jüdischen Bevölkerung durch einen Verweis auf das Leiden der arabischen und muslimischen Bevölkerung abgelenkt wird.