@Almarik: Sorry, ich hatte das letzte Mal zu wenig Zeit, um deinen Kommentar zu kommentieren (lol).
Auf jeden Fall fand ich ihn genial :DD solche Kommentare, die mit einem gewissen Pepp geschrieben sind, machen mich
immer total happy :DD
Kapitel 23 – Brodellande
„Hey, Kathrin, wach auf! Wir brauchen dich, jetzt!“, quengelt jemand und zieht mir unsanft meine warme Decke weg. Schlagartig bin ich wach. Lea steht neben meinem Bett, meine Bettdecke in ihren Armen. Zuerst blinzele ich sie überrascht an. Es braucht ein paar Sekunden, bis ich bemerke, dass ich Lea nur erkennen kann, weil sie vom Mond beleuchtet wird. Dieser hat jedoch inzwischen so sehr abgenommen, dass ich nicht mehr als den Umriss der Technikerin sehe.
„Okay, was ist denn los?“, murmele ich noch leicht verschlafen. Sany, die immer noch auf meinem Kissen liegt, murrt, versucht aber, sich langsam aufzurichten. Ich hüpfe aus dem Bett. Die Technikerin flüstert so leise wie möglich: „Erst raus aus dem Schlafsaal, dann erzähle ich es dir.“ Vorsichtig nehme ich Sany auf den Arm und verlasse den dunklen Raum. Das Licht, das im Flur brennt, blendet mich am Anfang, also muss ich mir mit einer Hand die Augen verdecken. Trotzdem taste ich mich in den großen, ebenfalls erleuchteten Eingangsraum. Als sich dann meine Augen an das Licht gewöhnt haben, bemerke ich Frohderich. Er läuft unruhig in der Mitte des Raumes auf und ab, die ganze Zeit überprüft er seinen FangKom.
Seine Unruhe verleiht ihm etwas ernsthaftes, dass ich bei ihm als unseren Scherzbold noch nie erlebt habe. Normalerweise mindert er das Schlimmste und den ganzen Ernst drum herum mit mehreren Witzen ab. Ihn so zu sehen, macht mich echt nervös. Es gibt mir das Gefühl, dass wirklich etwas nicht stimmen kann, wenn mein derzeitiger Chef derartig verändert ist. Draußen ist es noch dunkel, ich wurde unsanft aus dem Bett geschmissen und Frohderich ist ernst. Das kann nur eines bedeuten: Irgendetwas muss passiert sein.
„Frohderich, Kathrin ist jetzt wach!“, ruft ihm die Technikerin zu. Er blickt von seinem FangKom auf und stürmt auf mich zu. Währenddessen erklärt er: „Gut, Kathrin, wir brauchen dich! Du musst zu den Brodellanden aufbrechen, Ah, nein, lass mich ausreden“, sagt er, als ich etwas einwerfen will. Schnell fährt er fort: „Ich weiß, Urs ist dort, weil die ganzen Pokémon verschwunden sind. Aber jetzt sind die Pokémon nicht mehr die einzigen, die sich von der Bildfläche verzogen haben. Urs ist auch weg! Es scheint so, als habe er sich in Luft aufgelöst! Lea wurde aufgeweckt, als das Ranger HQ Alarm geschlagen hat. Die Einsatzzentrale hat gemeldet, dass das Signal von Urs auf der riesigen Kartenanzeige verschwunden ist. Das ist ein schlechtes Zeichen! Solange sein FangKom noch funktionieren müsste, muss das Signal doch zu sehen sein! Außerdem hat er sich schon so lange nicht mehr bei uns gemeldet!“
Frohderichs Nervosität und Panik stecken mich an und machen mich ganz schön aufgekratzt. Trotzdem nicke ich, um zu zeigen, dass ich verstanden habe. Wenn sich unser Chef nicht mehr meldet und einfach so weg ist, dann ist es passiert. Etwas gar nicht Gutes. Immerhin ist Urs ein richtiger Brocken und außerdem unser Anführer.
„Gut, dann zieh dich an, damit du dich auf den Weg nach Havebrück machen kannst. Von dort nimmst du ein Schiff und begibst dich auf die Brodellande. Finde Urs. Und betrachte das als vollwertige Mission! Los, Beeilung!“ Noch einmal nicke ich. Dann renne ich in den Schlafsaal, um mich leise umzuziehen und fertig zu machen. Zurück im Eingangsraum bekomme ich noch eine Tasche, die ich an meinen Uniformgürtel hängen kann.
„Sobald du beim Boot bist, solltest du frühstücken. Es wäre eine schlechte Idee, nicht gestärkt die Mission anzutreten. Da drin sind mehrere belegte Brote und zwei Flaschen. Wir wissen nicht, wie lange du brauchen wirst, also heb dir was auf. Besonders, da es im Vulkan, in dem Urs verschwunden ist, nicht unbedingt kalt ist. Du wirst viel Trinken müssen. Aber jetzt, hopp! Schick uns eine Voicemail, wenn du mehr herausgefunden hast.“ Ein letztes Nicken, bevor ich aus der Basis stürme.
Ich versuche, gleichmäßig und ausdauernd zu laufen, um nicht mittendrin anhalten zu müssen. Dennoch muss ich auf dem Panoramafelsen kurz ausruhen. Jetzt erst geht die Sonne auf. Sie färbt den dunkelblauen Himmel hellblau und am Horizont kann ich sogar schon etwas Orangenes und leicht Gelbes sehen. Sany, die sich bisher von mir hat tragen lassen, klettert auf meine Schulter.
„Ich habe ein schlechtes Gefühl bei dieser Sache…“ flüstert sie mir zu. „Ich auch“, erwidere ich und fange wieder an, zu laufen, „Aber es ist mein Job, etwas gegen so etwas ‚Schlechtes‘ zu machen. Und du bist mein Partner Pokémon, deswegen bist du verpflichtet, mir beizustehen.“ „Das ist ja alles richtig“, kontert sie, „Aber warum haben die Pokémon überhaupt ihren natürlichen Lebensraum verlassen? Genau den Ort, an dem sie sich wohler fühlen als sonst wo? Soll ich dir was sagen? Die Chance, dass Team Nachtschatten dahinter steckt, ist mehr als hoch. Sie können mithilfe ihrer seltsamen Maschinen Pokémon kontrollieren, sie verwirren und das machen lassen, was sie nie machen würden.“
Ich schlucke. Wenn das wirklich das Werk von Team Nachtschatten ist und ich sie, mal wieder, bekämpfen muss, werde ich mit erneuten Kopfschmerzen und Schwindelanfällen rechnen müssen.
„Das wird ja einen tolle Mission…“ Bis jetzt weiß noch keiner von meinen Reaktionen auf die Geräte von Team Nachtschatten. Abgesehen von Maike, Misty und Lucia, denen selber bei den Geräten schwindelig wurde. Ihnen habe ich es mehr oder weniger sagen müssen. Jedoch habe ich sie seit damals nicht mehr gesehen. Seltsam ist nur, dass ich bis jetzt anscheinend die einzige unter den Rangern bin, die sich so in der Nähe von KonGigas und KonMinis fühlt. Vielleicht habe ich es deshalb so geheim gehalten. Nicht, dass mich jemand für durchgeknallt hält. Oder dass ich wegen zu viel Gefahr danach kein Ranger mehr sein darf.
Trotzdem sollte ich mit Bodo darüber sprechen. Wer weiß, vielleicht hat er eine Erklärung hierfür. Außerdem ist er mein bester Freund und sollte besser darüber Bescheid wissen… Oder?
In Havebrück angekommen, mache ich mir das erste Mal Gedanken, wer mich am besten zu den Brodellanden bringen kann. Das letzte Mal hat mich Stegners Kumpel auf das Meer hinausgefahren, auf Stegners Bitte hin. Am Hafen schaue ich suchend die Stege auf und ab.
„Ah, braucht die junge Lady wieder mal eine Möglichkeit, auf das Meer hinauszukommen?“, höre ich eine Stimme hinter mir. Natürlich fahre ich vor Schreck zusammen. Es ist Kev, der Freund von Stegner. „Nicht direkt, ich muss zu den Brodellanden, weiß aber nicht wie…“, erkläre ich. Er lächelt mich an. „Ach, das ist kein Problem. Ich wollte heute ohnehin dorthin, also kann ich dich ja mitnehmen. Wir können sofort losfahren“, meint er und zeigt gerade aus. Ich wirble herum und schaue in die Richtung, in die Kev deutet. Am Steg, direkt hinter mir ist sein Boot mit dem Lampi vorne an der Spitze und der himmelblauen Kajüte, in die man durch eine Perlutüre gelangt.
„Klasse“, freue ich mich. Erleichtert und froh betrete ich das Schiff, das in den Wellen leicht hin und her schaukelt. Kevin verschwindet sofort in der Kajüte, um loszufahren. Ich hingegen lasse mich auf dem Holzboden nieder. Endlich kann ich frühstücken. Als ich die Tasche öffne, stelle ich fest, dass neben den drei Frischkäsebroten, zwei großen Flaschen Mineralwasser und sogar noch einer Packung Gummibärchen drei Dosen Pokéfutter drinnen sind. Natürlich bin ich überrascht, wie Lea und Frohderich das alles in die nicht unbedingt groß wirkende Tasche packen konnten.
Sany stürzt sich hungrig auf ihr Essen. Während ich genüsslich in ein Frischkäsebrot beiße, überprüfe ich die Kontaktdaten auf meinem FangKom. Urs Profil ist durch das „Signallos“-Zeichen, ein großes, schwarzes X, tatsächlich unzugänglich. Dabei ist jeder Ranger dazu verpflichtet, seinen FangKom immer angeschaltet zu haben. Selbst, wenn er schläft und besonders dann, wenn er auf Mission ist. Dafür ist Bodo auf Patrouille, wie ich überglücklich feststelle. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Frohderich mit Absicht gesagt hat, dass meine Mission erst auf den Brodellanden beginnt. Immerhin, wenn ich noch Frühstücken kann, wie von ihm erlaubt, dann darf ich auch bei meinem besten Freund anrufen. Vier Mal klingelt es, bevor er abhebt.
„Hey, Morgen! Deine Mission ist doch nicht schon vorbei?“, fragt er gleich als erstes, ein wenig überrascht. Trotzdem lächelt er und mein Herz schlägt mehrere Saltos hintereinander. Nachdem ich einmal tief Atem geholt und mich ein bisschen beruhigt habe, antworte ich: „Um genau zu sein hat sie noch nicht richtig begonnen. Momentan bin ich auf den Weg dorthin, wo ich gebraucht werde. Ich muss nach meinem Chef suchen. Auf den Brodellanden, weil von dort sein letztes Signal kam. Er ist nämlich von der Karte im HQ verschwunden und Frohderich hat mich zu der Mission auserkoren, ihn zu finden…“
„Brodellande… Ist das nicht die Insel mit dem kleinen Dorf, das direkt an dem Fuße eines aktiven Vulkanes steht“ „Doch, das ist sie. Ich muss im Vulkan nach meinem Chef suche…“ „Moment, IM VULKAN?!?“, ruft mein bester Freund und zieht ungläubig beide Augenbrauen hoch. Der Gesichtsausdruck kommt mir schon so vertraut vor, obwohl ich ihn erst zum dritten Mal zu Gesicht bekomme. Die Schmetterlinge, die ich meinem Bauch flattern wie wild, stoßen allesamt zusammen und flattern dann nur noch intensiver und schneller. Er ist besorgt und bestürzt und wütend.
Schnell plappere ich: „Ja, es gibt anscheinend einen Eingang und innendrin einen verschlungenen, aber breiten Weg, auf dem man gut gehen kann. Hat Luana mir mal erklärt…“, „Ganz ungefährlich ist das aber sicherlich auch nicht, oder?“, erwidert er aufgebracht, „Warum bist du überhaupt alleine auf so einer Mission?“ Ich glaube nicht, dass er sich bewusst ist, wie süß er ist, wenn er besorgt ist. Stotternd versuche ich zu erklären, dass, wenn neben mir noch Luana oder Frohderich mitgekommen wären, nur noch ein einziger Ranger an der ansonsten mit vier Rangern besetzten Basis wäre. Das wäre zu wenig.
„Aber warum wurdest du unbedingt dazu ausgewählt? Immerhin, Luana ist doch schon ein ganzes Jahr länger als du Pokémon Ranger!“, wirft mein bester Freund ein. Kein schlechtes Argument, er hat tatsächlich recht. Um mich zu sammeln und das Rasen meines Herzens zu ignorieren, beiße ich von meinem Frischkäsebrot. Ich schlucke und sage: „Das weiß ich nicht… Es war nicht genug Zeit, um genaueres zu hinterfragen“, ich stocke und gebe zu, „Als ich schließlich auf dem Schiff war, wollte ich dich anrufen, nicht Frohderich, um genaueres zu wissen.“
Sein Gesichtsausdruck wird milder. Dennoch schüttelt er verständnislos den Kopf. Ein weiteres Mal nehme ich einen Bissen von meinem Brot. „Evoo“, maunzt Sany plötzlich und ich zucke zusammen. Leichtfüßig tappt mein Partner Pokémon auf meine Schulter. Sie reibt ihre Wange an meine. Dadurch fällt mir ein neues Thema ein. „Sany meint, dass der Grund für das Verschwinden von Pokémon vielleicht Team Nachtschatten ist. Nur, weil die alle verschwunden, ist Urs überhaupt aufgebrochen. Glaubst du, dass das stimmen könnte?“, frage ich und kraule Sany hinter den Ohren.
Sein Gesichtsausdruckt wechselt von noch ein wenig wütend zu nachdenklich.
„Nun ja“, überlegt er laut, „Persönlich kenne ich die Typen ja nicht, aber durch das, was ich bis jetzt von dir über sie gehört habe, kann ich mir gut vorstellen, dass sie dahinter stecken. Eine solche Gemeinheit würde jedenfalls gut zu ihnen passen. Aber wenn das wirklich so ist, würde ich dir raten, nur noch vorsichtiger zu sein.“ „Mir wird schon nichts passieren“, versuche ich, ihn zu beruhigen. „Das will ich aber auch hoffen“, entgegnet er mit gerunzelter Stirn. Alles, was ich daraufhin machen kann, ist zu lächeln und er lächelt zurück, wenn auch ein wenig schwächlich.
„Evo, Evoli!“, murrt Sany, „Evoli, Evo, Evolii!“ Sie legt ihre samtenen Pfötchen auf das Display. Bodo, der nur noch zur Hälfte zu sehen ist, grinst und fragt, was das heißen soll. Ich sage: „Nun, Sany hat gemeint: ‚Beruhig dich, ich bin ja bei ihr. Ich passe auf sie auf, versprochen!‘“ „Immerhin will ich miterleben, wenn du ihm endlich dein kleines Geheimnis verrätst“, schnurrt mein Partner Pokémon deutlich hörbar und ich laufe dunkelrot an. Jetzt bin ich froh, dass Bodo nicht versteht, was Pokémon sagen.
„Sany!“, schimpfe ich, „Sag das nochmal und ich sorge persönlich dafür, dass du es nicht mehr miterlebst.“ Mein bester Freund schaut mich verwirrt an. Kein Wunder, mein Gesicht sieht aus wie Tomate und ich bin wütend auf mein ansonsten von mir so geliebtes Partner Pokémon. Das Evoli springt munter von meiner Schulter, um sich dann an meiner Seite einzurollen.
„Unverschämtes, kleines Ding“, brumme ich. „Was?“, will Bodo wissen, „Was hat sie gesagt?“ Zur Antwort schüttele ich den Kopf und sage: „Das übersetze ich jetzt lieber nicht. Nicht in dieser Situation, noch dazu kurz vor einer Mission.“ Ja, jetzt das Geständnis, ein Korb dazu und dann ich geschlagen, deprimiert und in Liebeskummer in einem aktiven Vulkan, auf einem dünnen, nicht wie vorhin gelogen breiten, Pfad? Nein, danke.
Ich seufze und beiße von meinem Brot ein großes Stück ab. Wahrscheinlich hätte ich ihm erzählt, dass ich mich verliebt habe, wenn es nicht unbedingt IHN getroffen hätte. Als mein bester Freund hätte er mir wahrscheinlich ansonsten sogar geholfen.
„Muss ich das verstehen?“, fragt Bodo und legt seinen Kopf schief. „Nein, das musst du nicht. Solltest du auch besser nicht. Nicht jetzt, wie schon gesagt, WEIL du ein JUNGE bist. Das ist alles Mädchenkram. Leider…“ Bei meinem missmutigen Gesichtsausdruck muss er lachen. Noch ein weiteres Mal beiße ich von meinem Brot ab, kaue und schlucke runter, während langsam das Rot aus meinem Gesicht verschwindet.
„Hey, junge Lady“, höre ich Kev rufen und schaue auf. Ich sehe seinen Umriss gegen das Fenster in seiner Kajüte, da die schöne Perlutüre offen steht. Schnell erhebe ich mich. Mit Frischkäsebrot in der einen, FangKom in der anderen Hand laufe ich unter das Dach. „Siehst du das am Horizont? Da kann man den Rauch und die Spitze des stets aktiven Brodelvulkans erkennen“, in der kurzen Pause zwischen den zwei Sätzen, höre ich Bodo wütend grummeln und brummeln, „Es ist eine sehr schöne Insel mit sehr netten Leuten. Willst du allerdings in die riesige, garantiert heiße und gefährliche Lavahöhle“, wieder höre ich Bodo leise schnauben, „musst du dir erst die Erlaubnis des Dorfältesten einholen.“
Kann es sein, dass Kev mitgehört hat? Wenn nein, dann schafft er es echt gut, unbewusst, Bodo rasend zu machen. Obwohl ich es doch gerade erst geschafft habe, ihn zu beruhigen. Also versuche ich wenigstens, schnell einen Themenwechsel herbeizuführen.
„Wo wohnt der Dorfälteste denn?“, hake ich interessiert nach. Kev grinst: „Direkt neben dem Haus, in dem der Scherbensammler wohnt.“ „Und wo wohnt der?“ „Das Haus von dem ist sehr einfach zu erkennen. Steine, wo auch immer du hinschaust. Links daneben ist das Haus des Dorfältesten, seiner Tochter und seiner Enkelin.“ Na, das wir eine tolle Mission.
„Sei einfach vorsichtig und pass auf dich auf, ja?“, sagt Bodo und ich schaue wieder auf das Display. Er lächelt, aber es wirkt seltsam verkrampft. „Und sag Sany, dass, wenn dir irgendetwas passiert, dann komme ich persönlich nach Almia. Das würde kein Spaß für sie werden. Aber ich muss jetzt auflegen. Ich bekomme Gesellschaft…“ „Bye“, murmle ich und der Bildschirm wird schwarz.
Kauend schlurfe ich zu Sany zurück, die sich um keinen Millimeter bewegt hat, als ich gegangen bin. Auch als ich mich neben sie setze, rührt sie sich nicht. Bevor wir ankommen, habe ich noch zwei Frischkäsebrote verputzt und eine Mineralwasserflasche bis zur Hälfte ausgetrunken. Der Boden der Insel ist steinig und anstelle von Gebüsch oder Sträucher liegen hier überall Brocken herum. Selten sind Bäume zu finden, und wenn, dann sind sie knorrig und haben keine Blätter. Der Vulkan ist einfach nur… riesig! Stetig steigt Rauch aus dem garantiert genauso übergroßen Krater und trotzdem befindet sich an seinem Fuße ein Dörfchen.
Es hat ungefähr die Größe von Schikolingen und die Häuser bestehen, natürlich allesamt, aus Vulkangestein. Wie die gesamte Insel. Keiner der Bewohner scheint ein Problem damit zu haben, direkt neben einem Feuerberg zu sein. Im Gegensatz, sogar die Kinder spielen seelenruhig auf einem Spielplatz am Rande des Dorfes. Mal ganz ehrlich, ich wäre die ganze Zeit nervös… Nein, ich BIN nervös!
Immerhin muss ich direkt IN den Vulkan. Vorhin, bei dem Telefonat mit Bodo habe ich das schummrige Gefühl erfolgreich verdrängt, um Bodos Willen… Jetzt breitet sich zusätzlich zu den beruhigten Schmetterlingen etwas eklig Schwammiges in meiner Magengegend aus. Mein Partner Pokémon hat weniger Muffensausen als ich vor dem, was wir jetzt machen sollen. Vorausgesetzt, wir dürfen dort reingehen.
Zwar hat Kev mir gesagt, dass ich das Haus des Steine Sammlers erkenne, wenn ich es erblicke, doch wenn ich mir die Bauten so anschaue, kommen langsam Zweifel in mir auf. Kev selber ist schon verschwunden. Im Schnellschritt schaue ich mich in den breiten Straßen um. Der Boden ist dunkelbraun, egal, wo man hinsieht. Die Straße, in die ich jedoch gerade einbiege, hat den dunkelsten, fast schwarzen Boden. Und am Ende entdecke ich ein buntes Haus. Es ist so farbig, so knallig, dass es an diesem natürlich farbigen Ort so richtig fehl am Platze wirkt.
„Das Haus hat Kev gemeint“, schießt es mir durch den Kopf, „Keine Zweifel. Das ist bestimmt das einzige, dass so auffällig ist.“ Und in einem Punkt hatte ich mich geirrt. Es steht nicht am Ende der Straße, sondern nur fast am Ende. Ihm folgend steht ein weiteres, großes Gebäude. Als ich ankomme, klopfe ich zaghaft an. „Dem „Herein!“ folgend, drücke ich die eiserne Türklinke herunter.
Ein Mädchen in einem hellroten Trägerkleid begrüßt mich: „Hallo, Ranger! Du willst doch sicher zu meinem Opa, dem Dorfältesten, hab ich recht?“ Ich nicke und folge ihr in einem Raum. Egal wie ich mir das Innere eines dieser seltsam steinigen Häuser vorgestellt habe, so sicherlich nicht. Die weiß bestrichenen Wände machen die Küche, in der ich jetzt bin, so hell, dass es richtig in den Augen sticht. In der Küche am Tisch sitzt ein älterer Herr mit weißem Stoppelbart und einem hellbraunen Holzstab. Sobald er mich sieht, richtet er den Stecken auf mich und meint:
„Wer bist du denn?“ und dann, nach einer Sekunde, in der ich sprachlos bin, „Ah, du bist der vermisste Ranger, wie? Und, wo sind die verschollenen Pokémon? Wo ist mein geliebtes Pantimimi?! Hast du es nicht mitgebracht Warum nicht?!?“ Seine raue Stimme schwillt von Mal zu Mal mehr an. Ich glaube, Zorn und Traurigkeit herauszuhören, bin mir jedoch nicht sicher. Vollkommen erstarrt bleibe ich im Türrahmen hängen, bis die Enkelin des Dorfältesten hinter mir ruft: „Aber Großpapa, da liegt eindeutig eine Verwechslung vor!“
Sie quetscht sich an mir vorbei. „Dieser Ranger ist da, um nach dem Pokémon Ranger zu suchen, der vermisst wird. Nur weil du dein Pantimimi vermisst, musst du nicht die ganze Zeit so aus der Haut fahren.“ Der alte Mann winkt mir mit der Hand zu, die nicht den Stock hält und erklärt: „Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Hiermit hast du die Erlaubnis, den linken Eingang unseres Vulkanes zu betreten, solange du nach unserem süßen Pantimimi Ausschau hältst. Vergiss jedoch nicht, dass für dich nur die linke Seite erlaubt ist, nicht die rechte. Nun husch, husch, du hast doch, was du willst und was du brauchst.“
Überrumpelt schaue ich das Mädchen an. Sie nickt mir freundlich mit einem netten Lächeln zu. „Äh.. Danke. Und Auf Wiedersehen!“, stammele ich, immer noch überrascht, und stolpere rückwärts in den Gang. Draußen schaue ich in Richtung Vulkan. Die zwei Höhleneingänge, die der Dorfälteste erwähnt hat, sind unverkennbar. Der linke, der, durch den ich gehen darf, ist weit und hoch, und ungefähr zwanzig Meter von mir entfernt. Die rechte, die für mich verbotene, ist ohnehin nicht passierbar. Eine rostrote, eiserne Stahltür mit schwarzem Griff versperrt das, was dahinter liegt. Die beiden Eingänge sind ungefähr fünf Meter voneinander entfernt.
Im Laufschritt begebe ich mich auf den offenen Eingang zu. Die Lava ist ihrem rot-orangenen Ton schnell erkennbar und ihre Hitze macht sich schon bemerkbar, bevor ich da bin. In der Höhle selber flimmert es wegen der hohen Temperatur. Zuerst schaue ich mich um. Der dunkelbraune, steinige Weg ist zwei Meter breit und am Rande liegen oft Steinchen, bis hin zu großen Felsblöcken. Der Weg führt nach links, dann nach oben in einem recht steilen Winkel und von dort kann ich nichts mehr erkennen.
Also mache ich mich nur vorsichtig auf den Weg. Es könnte ja sein, dass nach der nächsten Kurve irgendjemand oder irgendetwas auf mich lauert… Das ist ein Problem, aber zuerst komme ich gut voran. Hier im Vulkan gibt es noch Pokémon, jedoch so wenige, dass ich nur hin und wieder welche sehe, größtenteils sind es Feuerpokémon. Das ist kein Wunder, da sie sich hier in dem Vulkan garantiert wohl fühlen. Zum Glück bekomme ich kein Kopfweh oder Schwindelanfälle, die mir sofort die Anwesenheit von Team Nachtschatten verraten hätten. Zudem fällt mir ein, als ich daran denke, dass es gut ist, dass ich Bodo bis jetzt noch nichts von den Symptomen erzählt habe.
Die zusammen mit dem Mix von Lava und einer Gefahr, die sogar meinem Chef etwas antun konnte, hätten ihn wahrscheinlich dazu gebracht, persönlich aus Fiore auszubrechen, um mich aufzuhalten. Er hätte mich dann auf gar keinen Fall mehr gehen lassen. Zur Sicherheit besorge ich mir noch ein paar Pokémon Freunde. Oft führt der Weg über kleine und größere Hügel. Und nach einer weiteren Kurve spüre ich etwas. Ein Ziehen in meinem Kopf und ich stöhne auf. Da habe ich mich wohl doch getäuscht. Ich bin die einzige Menschenseele in diesem Vulkan.
Das Ziehen wird stärker und nach der nächsten Kurve sehe ich auch schon einen Team Nachtschatten Schergen. Neben ihm steht ein riesenhaftes Kangama und vor ihm ein silberner KonMini. Ganz eindeutig der Grund für meine Kopfschmerzen.
„Hey, du da!“; rufe ich ihm entgegen, „Hetz das Kangama doch bitte auf mich, ja?“ Sofort schaut er auf. Sein Gesicht verzieht sich zu einer hässlichen Grimasse. „Ein Ranger! Noch einer! Los, Kangama, mach ihn platt! Wir brauchen nicht noch mehr Probleme…“ Das große Pokémon folgt dem Befehl, den er in den KonMini eingetippt hat, und stürmt sogleich auf mich zu. Zum Glück ist mein FangKom durch die Warnung von vorhin schon aktiviert. Kreise ziehend springe ich dem Pokémon aus dem Weg. Rutschend bleibt es stehen, dreht sich um und will wieder auf mich zulaufen.
Einen guten Meter vor mir ist der Fangversuch jedoch schon wieder abgeschlossen. Verwundert blickt es mich an, bevor es sich abermals umdreht und anfängt, zu laufen. Langsam wende ich mein Gesicht mit den hochgezogenen Augenbrauen dem Team Nachtschatten Scherge zu. Er quiekt kurz und verschwindet, den kaputten KonMini einfach stehen lassend. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, denn der Weg weist keine Abzweigungen auf. Es dauert leider auch nicht lange, bis ich neue Anhänger von Team Nachtschatten treffe, sogar gleich zwei von der Sorte. Auch sie spielen mit ihrem Minicomputer, mit dem sie zwei Schneckmag und drei Magcargo kontrollieren.
Sie stehen auf einen der vielen Hügel und blicken auf mich hinab. So wie sie da so stehen, kommen sie mir ganz schön arrogant und hochnäsig vor, ähnlich wie Alexa, diese eingebildete Schnepfe. „Wir wurden schon vorgewarnt, dass sich ein Putzi-Putzi-Ranger hier drinnen aufhält“, begrüßt mich die etwas klein geratene Frau, „Aber wir sind Team Nachtschatten, also tanzen die Pokémon nach unserer Pfeife! Am besten, wir machen dich platt wie den anderen Ranger! Los, Magcargo, Schneckmag!“
Rasch gleiten ihre Finger über den KonMini und die fünf Feuerpokémon gehorchen sofort. Zwei von ihnen setzen Flammenwurf gegen mich ein, die anderen drei bewegen sich weiterhin auf mich zu. Darauf achtend, nicht wegen den Schwindels in die Lava zu fliegen, weiche ich dem einen Flammenwurf aus, während Sany den zweiten mit einer Aquawelle abwehrt. Mit wenigen Kreisen habe ich die Schneckmag eingefangen. Die restlichen drei haben mich inzwischen eingekreist, um mich mit Steinwurf zu bombardieren. Mein Partner Pokémon wehrt die meisten Steine ab, den restlichen muss ich selber ausweichen.
„Ihr müsst sie austricksen!“, keift die Schergin und ich höre, wie sie auf der Tastatur neue Befehle eingibt. Im nächsten Moment wechseln sie zu Hitzewelle. Die Temperatur wir absolut unerträglich. Schweißperlen rollen mir über das Gesicht und in meinem Nacken kleben meine Haare. Sany versucht, meinen Fangversuch mit der Aquawelle zu vereinfachen und tatsächlich! Nach dem nächsten fertig gezogenen Kreis bin ich fertig!
Mit einem lauten Knall explodiert der KonMini der Team Nachtschatten Anhänger, daraufhin folgen ein helles Kreischen und ein überraschter Aufschrei. Ich wirbele herum. Die zwei zuvor so Hochnäsigen sehen jetzt überhaupt nicht mehr auf wie eine Königin und ein König. „Das gibt es doch gar nicht“, grummelt der Mann ungläubig. Er greift nach dem kaputten Computer und läuft mit seiner Partnerin davon. Keuchend sinke ich auf die Knie.
„Ganz ehrlich, Sany. Es gab schon einmal bessere Situationen für eine Mission“, spreche ich zu dem flauschigen Fellknäuel, dem die Zunge aus dem Mund hängt. Sie kriecht zu mir herüber und setzt sich hin. Aus der Tasche hole ich die angetrunkene Flasche Mineralwasser, schenke ihr in einen ebenfalls in der Tasche enthaltenen Napf etwas ein. In schnellen Schlucken trinke ich genauso hastig wie sie. In der Zeit lasse ich meinen Blick umherschweifen. Die einzigen Farben hier drinnen sind dunkelbraun, rot und schwarz. Genau deshalb stutze ich, als ich hinter einem klobigen Felsen etwas metallisch glänzen sehe.
Das Blitzen gehört so etwas von überhaupt nicht an diesen natürlichen Ort wie Feuer an den Grund des Ozeans, dass es sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Meine Wasserflasche zuschraubend mache ich mich auf den Weg dorthin. Als ich erkenne, was es ist, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Ein FangKom, aber nicht wirklich einer, den ich nicht kenne, sondern genau der von meinem Chef. Ohne zu zögern hebe ich das Gerät auf und stelle fest, dass er ausgeschaltet, aber nicht beschädigt ist. Das ist absolut kein gutes Zeichen. Sofort rufe ich auf meinem FangKom Frohderich an. Es dauert keine fünf Sekunden, dann hebt er auch schon ab.
„Kathrin? Gibt es etwas Neues?“ „Ja, ich habe Urs FangKom gefunden, und zwar nur seinen FangKom. Urs selber ist nicht da. Auch ein paar Team Nachtschatten Schergen habe ich schon getroffen, und sie haben anscheinend Urs entführt oder ähnliches. Auf jeden Fall versuchen wir, Sany und ich, ihn zu finden und zu befreien. Immerhin bin ich noch lange nicht am Ende des Weges angekommen. Ich rufe dich wieder an, sobald ich kann“, antworte ich. Der Ranger nickt und ich lege auf. „Bereit, Sany? Lass uns weiterschauend!“, sage ich.
Den FangKom von Urs stecke ich zusammen mit der Wasserflasche in die Tasche. Das Evoli springt aufgeregt auf und ab. Als ich vier Kurven später zwei weitere Team Nachtschatten Schergen sehe, verstecke ich mich hinter einem riesigen Brocken, um sie zu belauschen. Vorsichtig spähe ich dahinter hervor. Die zwei scheinen sich zu streiten. „Warum wurde ich eigentlich mit so einem Volltrottel eingeteilt?“, brüllt der eine erzürnt. „Hast du mich gerade Volltrottel genannt?“ Du hast doch den FangKom des großen Rangers fallen gelassen, nicht ich!“ „Ja schon“, kontert er, „Aber der ist auch nicht weiter wichtig, im Gegenteil zu unserem KonMini! Warum hast du den in die Lava fallen lassen? Doofer geht’s doch gar nicht!“
Zwei Team Nachtschatten Typen ganz ohne Verteidigung? Na, an denen werde ich wohl ganz schnell vorbeikommen. Schnell hüpfe ich hinter dem Stein hervor. Als mich die Streithähne sehen, zucken sie zusammen und reißen die Augen auf. „D-da ist ja n-noch ein Ranger“, stottert der eine und schwupp, sind sie auch schon beide wieder weg. Erst als sie abgehauen sind, fällt mir die stählerne Tür auf, ein paar Meter von mir entfernt. Eine Tür? Mitten in einem natürlich entstandenen Ort? Da stimmt doch irgendetwas nicht!
Mit schnellen Schritten begebe ich mich darauf zu. Einen Meter davor geht sie automatisch und leise piepsend auf, und als ich durchgehe, stutze ich. Einen Ort, wie diesen habe ich in einem Vulkan noch weniger erwartet als die große Eisentüre. Wasser, und das nicht in rauer Menge. Ganz viel Wasser! Ein großer Tunnel, ziemlich breit, führt von der Hähle weg. Ich möchte wetten, dass es vom Meer aus hier hineingeflossen ist. Langsam bewege ich mich darauf zu und bleibe erneut erstaunt stehen. In der Mitte des Sees ist ein riesiger Frachter und das Zeichen und die Fahne lassen keine Zweifel übrig, wem er gehört.
Team Nachtschatten natürlich. Und direkt darauf zu laufend befindet sich eine Art Steg aus Stein. Mir war sofort klar, dass ich auf den Frachter muss. Irgendetwas sagt mir, dass Urs auf dem Boot ist. Nur wenn ich auf der Art Steg darauf zulaufen würde, würden mich die ganzen Team Nachtschatten Rüpel sofort bemerken und somit würde ich es nie schaffen. Also richtige ich meinen Blick auf das tiefblaue Wasser, dass die steinige Decke in sich spiegelt.
„Sany? Was hältst du davon, ein wenig Baden zu gehen?“, frage ich mein Partner Pokémon und sie schnurrt. Wie gut, dass sie nicht wie jedes andere Evoli wasserscheu ist. Nachdem ich die Tasche verschlossen habe, die man zum Glück wasserdicht machen kann, und mir die Mikroaqualunge in den Mund gesteckt habe, rutsche ich langsam von dem Weg ins Wasser. Es ist kühl und nach der ganzen Zeit in der Hitzewelle des Vulkans fühlt es sich sehr angenehm an. Nur dass es sofort tief ist und nicht langsam abwärts geht.
Mit einer Hand halte ich mich noch am Rand fest, mit der anderen stelle ich schon einmal die Taschenlampe meines FangKoms ein, um die Tiefe des Sees überprüfen zu können. Sany steigt auf meinen Kopf und atmet langsam tief ein und aus. „Bereit?“, frage ich und sie nickt. Im nächsten Moment tauche ich ab. Mit schnellen Zügen schwimme ich los, tauche aber immer wieder so weit hoch, dass Sany wieder Luft holen kann, sie aber trotzdem nicht zu sehr über der Wasserfläche aufragt.
Die Taschenlampe prüfe ich jedes Mal, wie weit es noch bis zu dem steinigen Steg ist. Im Wasser befinden sich viele Pokémon. Goldini, Karpador, Golking, Liebiskus und noch viele mehr. Genug Platz ist hier ja. Der See ist tiefer als gedacht, den Boden kann ich überhaupt nicht erkennen. Kein Wunder, dass das Monster von Frachter in dieser Höhle Platz hat. Als ich an meinem Ziel ankomme, schaue ich zuerst vorsichtig über die Oberfläche. Was ich sehe, schockt mich so sehr, dass ich auf gequietscht hätte, wenn nicht mein Mund mitsamt der Mikroaqualunge noch unter Wasser gewesen wäre.
Von vier Team Nachtschatten Anhängern gerade mal ein paar Zentimeter über den Boden gehalten, erblicke ich Urs. Er ist mit dicken Seilen so verschnürt, dass er sich kein bisschen bewegen kann, aber dafür kann er seinen Mund aufmachen. Und wie er ihn aufreißt. „Wie könnt ihr es wagen, ihr erbärmliche, absolut miserable Bande von niveaulosen Kleinkriminellen! Ihr wisst doch gar nicht, mit wem ihr euch angelegt habt! Mit Urs, dem Chef der Brisenaubasis! Seid euch sicher, dass ihr nicht ungestraft davonkommen werdet! Ich lass‘ mich doch nicht ungestraft als ein Paket verschnüren, habt ihr gehört? Das werdet ihr noch bereuen!“
Ein Schwall von Wörtern wie man es bei Urs normalerweise nicht erlebt, schwappt aus seinem Mund. Es ist ja nicht so, als würde mein Chef selten seinen Mund aufmachen, aber so einen Wasserfall bin ich nur bei Rhythmia gewohnt. Und vielleicht noch bei Lucia. Die Schergen sind natürlich überhaupt nicht glücklich darüber, dass ihnen die Ohren vollgebrüllt werden und beschweren sich ebenfalls. Erst als er und die vier Rüpel in dem Frachter verschwunden sind, ziehe ich mich aus dem Wasser. Obwohl ich total triefe und eine Spur von Wasser hinter mir herziehe, schaffe ich es unbemerkt ebenfalls rein.
Und das, obwohl ein paar Meter ein Team Nachtschatten Admin entfernt steht und ein paar ihm Untergeordnete zur Schnecke macht. Zuerst starre ich verblüfft auf die massenhaft Container im Frachter. Na toll.
Jetzt befinde ich mich endgültig in der Höhle des Löwen.