Beiträge von _Luna_

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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    Vor dem Sturm


    Der Wind heulte über das Schlachtfeld. Wenn man genau hinhörte, schwangen seltsame Töne in ihm mit, als würde er schon in der Nacht vor dem Kampf die Toten des nächsten Tages beklagen.

    „Du hattest recht. Die Wächter haben tatsächlich die Festung verlassen.“

    Die Frau war als lautloser Schatten neben ihm aufgetaucht.

    „Natürlich haben sie das. Vertraust du meinem Urteil etwa nicht mehr?“

    Der Mann verzog den Mund zu einem Lächeln, das halb spöttisch und zugleich liebevoll wirkte. Sie trat näher zu ihm heran. Ihre Stimme war ein kaum vernehmbares Flüstern:

    „Du warst es doch, der mir beigebracht hat, nichts und niemandem zu vertrauen.“ Der Wind fegte den beiden Gestalten eine eisige Böe entgegen. Sie schlang ihren Mantel enger um ihren schlanken Körper. „Bist du sicher, dass ich morgen nicht bei dir bleiben soll?“

    Er drehte sich zu ihr um. Für einen Augenblick fiel Mondlicht auf ihr Gesicht, dann jagten wieder Wolkenschatten über den Himmel und hüllten die beiden in Dunkelheit.

    „Mir wird nichts passieren. Aber es ist wichtig, dass alles nach Plan läuft. Und dazu muss-“

    „Jede Figur an ihrem Platz sein, ja ich weiß.“ Die Frau atmete scharf aus. Weiße Dunstschwaden stiegen in die kalte Nacht auf und wurden sogleich von einem Lufthauch verwirbelt. „Ich mag nur keine unnötigen Risiken.“ Sie sah ihn an. Er erwiderte ihren Blick.

    „Eben. Deswegen brauche ich dich morgen woanders. Komm, lass uns schlafen gehen.“

    Als sie sich umwandten, riss ihnen ein Luftzug die Kapuzen vom Kopf. Er tanzte um sie herum, fuhr ihnen durch die dunklen Haare und ließ sie frösteln. Die beiden Gestalten kehrten der weiten Ebene den Rücken zu und gingen zu dem Lichtermeer zurück, das sich in der Finsternis der Nacht eingenistet hatte. Der Gesang des Windes folgte ihnen, doch schon bald hörten sie das hohle Seufzen des Metalls nicht mehr.

    Einen wunderschönen 1. Dezember euch! Lichtel


    Vor dem Sturm



    Cizan öffnete die Tür zum Lagerraum. Er war mit dafür eingeteilt worden, die Packpferde zu beladen. Er stieg die Stufen hinunter, sah sich um und fand die Vorratssäcke, nach denen sein Gruppenleiter Eram ihn geschickt hatte. Gerade wollte er sich zwei davon über die Schultern werfen, als er Schritte hinter sich hörte. Sein Blick wanderte zum Eingang des Raumes. Eine Frau stiefelte durch den Keller und machte bei einem Satz Speere halt. Cizan erkannte Ileth. Sie war an seinem ersten Tag in der Festung ebenfalls neu nach Brekan gekommen. Als Freiwillige. Sie sah zu ihm herüber.

    „Was guckst du so?“

    Cizan wandte den Blick ab.

    „Entschuldige“, nuschelte er.

    Ileth runzelte die Stirn, drehte sich aber ohne einen weiteren Kommentar um und begann, einen Stapel Speere zu verschnüren. Cizan setzte noch einmal an, seine Last hochzuhieven, entschied sich jedoch anders und ließ die Beutel vorsichtig wieder zu Boden sinken.

    „Ileth?“, fragte er. „So ... heißt du doch, oder nicht?“

    Die junge Frau hielt in ihrer Arbeit inne.

    „Ja, so heiß' ich.“ Sie musterte ihn. „Was willst du?“

    Jetzt hatte er sie angesprochen, also überwand Cizan sich, die Frage zu stellen, die ihm auf den Lippen brannte:

    „Warum? Ich meine: Warum bist du hierher gekommen?“

    Für einen Moment gab Ileth ihm keine Antwort, sondern schaute ihn nur erstaunt an.

    „Willst du das wirklich wissen?“, hakte sie nach. Als Cizan mit einem Nicken bestätigte, fuhr sie leise fort:

    „Na gut. Wenn du unbedingt willst, erzähl ich's dir. Mein Dorf wurde von den Kriegern des Dunklen überrannt. Sie haben geplündert, dann unsere Häuser angezündet. Jeden, der nicht fliehen konnte, haben sie getötet. Bis auf einige Frauen.“

    Cizan starrte sie an. In seiner Miene spiegelte sich Entsetzen, als er verstand, was sie meinte. Ileth sprach weiter, weder ihr Gesicht noch ihre Stimme zeigten irgendeine Gefühlsregung:

    „Ich hab überlebt, weil ich einem ihrer Hauptleute gefallen habe. Als er dann eines Abends betrunken in sein Zelt kam, konnte ich ihn niederschlagen und entkommen.“

    Sie nahm ihr Waffenpaket und schnürte einen finalen Knoten. Dann hievte sie die Ladung hoch und sah wieder zu Cizan herüber. Er war die ganze Zeit still geblieben.

    „Du willst wissen, warum ich hier kämpfe? Weil ich nichts und niemanden mehr habe. Aber ich kann anderen helfen. Wenn ich dafür sterbe, ein paar hilflose Leute zu beschützen, dann bin ich zufrieden.“

    „Du könntest ein neues Leben anfangen“, rutschte es Cizan heraus und im selben Moment verfluchte er seine Unbedachtheit. „Verzeih mir. Das - sowas sollte ich nicht sagen“, stammelte er. Ileth überging seine Entschuldigung.

    „Vielleicht ... könnte ich das.“ Für einen Augenblick sah sie ein wenig nachdenklich aus. „Aber ich glaube, ich würde mich furchtbar fühlen, weil ich weiß, dass Menschen sowas erleiden müssen und ich – vielleicht könnte mein kleines, dummes Leben etwas daran ändern.“

    „Du musst nicht kämpfen“, warf Cizan ein. „Du könntest anderweitig helfen.“

    „Ich weiß“, entgegnete Ileth. „Aber ich kann kämpfen. Und das Heer braucht Krieger.“ Sie schwieg für einen Moment. „Du hast noch Familie, oder?“

    Cizan sah zu Boden.

    „Du musst dich nicht schämen. Wenn ich noch jemanden hätte, würde ich auch nicht in den Krieg ziehen wollen.“

    Cizan wuchtete endlich die Vorratssäcke hoch und schloss zu ihr auf.

    „Danke für dein Verständnis. Ich bewundere sehr, was du tust.“

    Ileth schulterte ihr Paket ebenfalls.

    „Es ist schön, das von jemandem zu hören, der es ehrlich meint. Lass uns alles geben, was wir haben. Vielleicht kommen wir dann tatsächlich aus dem Kampf zurück. Dann kannst du deine Familie wiedersehen. Und ich könnte dann vielleicht wirklich ein neues Leben beginnen. Ist das nicht ein schöner Traum?“ Sie verzog das Gesicht zu einem bitteren Lächeln.

    Cizan seufzte.

    „Ja, das ist es.“ Schwer beladen verließen die beiden Kameraden den Raum.

    Es ist wirklich Zeit, dass es weitergeht. Also dann:


    Vor dem Sturm


    Wie viele Tage waren vergangen? Cizan wusste es nicht. Er hatte schon seit einiger Zeit keinen Überblick mehr. Mit jedem Morgen kam die selbe Prozedur. Doch dieser Morgen war anders.

    „Soldaten, zuhören!“

    Tithon Ima hatte sich vor dem erhöht liegenden Tisch der Hauptleute aufgebaut. Das Gemurmel, welches normalerweise die Speisehalle erfüllte, verstummte. Der Hauptmann blickte mit dem für ihn typischen steinernen Gesichtsausdruck auf die Menge hinunter und erklärte:

    „Nach dem Morgenmahl versammeln sich alle Soldaten im Hof vor dem Westturm. Jeder findet sich bei dem ihm übergeordneten Vorgesetzten ein. Korporäle zu mir! Der Rest: Weitermachen.“

    Cizan blieb nach dieser Ansage immer noch wie erstarrt sitzen, das Gesicht dem Hauptmann zugewandt. Er beobachtete, wie mehrere Männer und einige wenige Frauen sich erhoben und zum Tisch der Hauptleute hasteten. Eine große Versammlung? Das hatte es bisher nicht gegeben. Was also hatte das zu bedeuten? Cizan überkam ein mulmiges Gefühl. Er wandte den Blick nach unten auf seine Schüssel als könnte der Getreidebrei ihm mehr verraten. Der blieb stumm, dafür meldete sich jemand anderes zu Wort.

    „Dann geht es also bald los“, hörte Cizan irgendwen vom Nachbartisch sagen.

    „Sieht so aus“, murmelte ein anderer und ein Dritter korrigierte:

    „Eher sehr bald.“

    Raunen erfüllte die Halle, schwoll aber nicht wieder zur Lautstärke der üblichen Tischgespräche an. Etwas Unheilvolles schwang darin mit, wie wispernde Winde, die sich zu einem tosenden Sturm vereinen würden. Wohin Cizan auch blickte – die meisten anderen schienen das widerzuspiegeln, was er fühlte: Unbehagen. Wortlos schlang er den Rest seines Frühstücks hinunter. Die anderen am Tisch taten es ihm gleich. So saßen sie schweigend beieinander, jeder in seine eigenen unruhigen Gedanken gehüllt.

    Irgendwann ertönte der Gong und der Raum begann sich zu leeren. Immer mehr Leute strebten dem Ausgang zu. Cizan folgte dem Strom der Menschen nach draußen. Empfangen von einem herrlich blauen Himmel – der so gar nicht zu der drückenden Stimmung passen wollte – eilte er über den Hof, dem Versammlungsplatz entgegen. Mit ihm all die anderen. So viele Soldaten auf einem Haufen – das gab es sonst eben nur zu den gemeinsamen Mahlzeiten.

    Bei der Mauer des Westturms war ein Podium aufgebaut worden. Vor der einfachen Holzkonstruktion hatten sich schon die meisten Soldaten eingefunden. Angeleitet von den Korporälen begannen sie, sich in Reihen aufzustellen. Cizan versuchte, in dem Getümmel seinen Herrn, Lord Naer, ausfindig zu machen. Das stellte sich als schwieriges Unterfangen heraus. Überall um ihn herum waren Menschen und redeten oder brüllten durcheinander. Eine Ordnung stellte sich nur langsam ein. Da entdeckte er Tarek, der zu seiner Gruppe gehörte und zielstrebig in eine Richtung verschwand. Ohne weiter zu überlegen folgte Cizan seinem Kameraden, schob sich durch die Menge und da sah er endlich seinen Vorgesetzten. Der war gerade dabei, einige Jungen anzuweisen.

    „Hier rüber, Nummer acht!“, rief er, als er Cizan erblickte.

    Sofort folgte der junge Mann dem Befehl des Lords und reihte sich mit ein. Es dauerte noch einige Zeit, doch schließlich hatte sich aus der wabernden Menschenmasse eine strukturierte Einheit formiert. Ein Meer aus Köpfen starrte gespannt nach oben zum Podium.


    Kurz darauf bauten sich dort vier Männer auf. Mit ihren im Wind flatternden Mänteln erweckten sie den Eindruck, als hätten sie sich in Flammen gekleidet. Cizan erkannte die Hauptmänner Ima, Anith und Naer. Den vierten hatte er aber noch nie gesehen, da war er sich ziemlich sicher. Der unbekannte Soldat musste schon ziemlich alt sein. Sein kurzgeschorenes Haar war schneeweiß. Es sah fast so aus, als wäre sein Kopf mit Raureif überzogen. Im Kontrast dazu stand seine von einigen Falten durchzogene, bronzefarbene Haut. Ähnlich wie die anderen Ranghohen zeigte er sich stoisch und energisch. Doch wenn man genauer hinsah, fiel auf, dass eine gewisse Geschmeidigkeit in den Bewegungen des alten Hauptmanns lag. Cizan konnte von seinem Standpunkt nicht viel mehr erkennen, aber selbst mit seinem begrenzten Blickwinkel strahlte der Fremde etwas aus, dass ihn auf eine sonderbare Art und Weise faszinierte.

    Der unbekannte Befehlshaber trat vor und erhob die Stimme:

    „Soldaten!“ Er schien sich beim Sprechen nicht anzustrengen und doch konnte man ihn deutlich verstehen. „Mein Name ist Zefaraz. Ich bin ein Hauptmann in dieser Armee, zu der ihr gehört. Diese Armee wurde aufgestellt, um unsere Heimat und unser Volk vor dem Dunklen Geist zu schützen. Er ist mit seinen Lakaien in unser Land eingefallen. Er säht Zerstörung, wo er hingeht, plündert unsere Siedlungen und tötet die Menschen, die dort in Frieden lebten. Wir dürfen das nicht zulassen! Wir – diese Armee – wir sind die, die ihn aufhalten müssen. Denn wenn niemand ihn aufhält, wird er mit seinen Gefolgsleuten weiter durch diese Lande ziehen und alles an sich reißen, alles zerstören, was uns lieb und teuer ist. Denkt an die Frauen und Kinder, an die Alten – denkt an all diejenigen, die ihm hilflos ausgeliefert sind, wenn wir sie nicht beschützen.“ Zefaraz machte eine kurze Pause und ließ seine Worte nachwirken. Cizans Gedanken wanderten unweigerlich zu seiner Familie. Sein Vater, seine Mutter und sein kleiner Bruder – was würde passieren, wenn die Krieger des Dunklen Geistes den Hof überfielen? Die anderen Bauern, die kleine Stadt in der Nähe mit dem Marktplatz am Brunnen, die Mühlen am Fluss – was würde aus ihnen werden? Bilder drängten in seinen Kopf, schreckliche Vorstellungen von Tod und Verwüstung. Er wollte nicht daran denken. Er wollte sich diese Dinge nicht vorstellen. Denn was, wenn sie es eben nicht konnten? Wenn sie den Dunklen nicht aufhalten konnten, dann wären nicht nur die Soldaten verloren. Und dieser Gedanke ließ bei Cizan einen gewaltigen Kloß im Hals entstehen.

    Zefaraz sprach weiter:

    „Ich bin hier, weil der Feind vor den Toren steht. Wir müssen uns ihm entgegenstellen. Dafür wurden wir zusammengerufen und ausgebildet. Ihr werdet vielleicht denken, dass ihr nicht bereit seid. Doch ich sage euch, dass ihr euch nie bereit fühlen werdet.“

    Cizan beobachtete verstohlen die Gesichter der umstehenden Rekruten. Einige hatten eine steinerne Miene aufgesetzt, doch vielen stand die Unsicherheit ins Gesicht geschrieben.

    „Und doch spielt das keine Rolle“, fuhr Zefaraz fort. „Denn wenn wir gemeinsam auf dem Schlachtfeld stehen werden, wenn der Augenblick der Prüfung kommt, dann werdet ihr bereit sein. Wir alle werden bereit sein, alles aus uns herauszuholen und Kräfte zu wecken, die wir nie kannten, um den Feind zurückzuschlagen. Denkt daran, was ihr beschützen wollt. Mit diesem Wunsch können wir die größte Kraft entfesseln – eine Kraft, die unser Feind nicht besitzt.“

    Nach der Rede des alten Hauptmanns blieb es totenstill auf dem Platz. Nur der Wind wehte durch die Reihen der Männer und Frauen. Sie standen reglos wie Statuen und schauten hoch zu dem Podest und zu Hauptmann Zefaraz. Tithon Ima trat nun ebenfalls vor. Seine kräftige Stimme durchbrach das Schweigen:

    „Wir rücken im Morgengrauen aus. Bis dahin gibt es viel vorzubereiten. Jeder Soldat meldet sich umgehend bei seinem Regiment, um seinen Platz und seine Aufgaben zugeteilt zu bekommen. Regiment Naer versammelt sich beim Ostturm, Regiment Ima bleibt hier beim Westturm, Regiment Anith versammelt sich beim Nordturm, und Regiment Phaly beim Südturm.“ Hauptmann Ima blickte kurz in die Runde.

    „Wegtreten!“

    Sofort kam Bewegung in die Menschenmenge. Zügig und zackig dröselten die Reihen sich auf. Soldaten strebten in verschiedene Richtungen davon, um dem Befehl des Hauptmanns nachzukommen. Cizan wartete einen kurzen Moment, bis die Rekruten um ihn herum auseinandergegangen waren. Dann machte er sich zum gegenüberliegenden Teil der Festung auf. Seine Beine schienen von selbst zu wissen, wohin sie gehen mussten. Sie waren das Gelände der Festung in der letzten Zeit so oft abgelaufen, dass er den Weg im Schlaf hätte finden können. Ohne einen Gedanken bahnte er sich einen Weg durch die Menschenansammlungen, einfach nur dem Befehl des Hauptmanns folgend. Erst als er am Ostturm ankam, schlichen sie sich in seinen Kopf.

    Das ist das Ende.

    Was soll ich nur tun? Was?

    Ich will das nicht!

    Du kannst es nicht ändern.

    Es kommt auf dich zu. Du kannst es nicht aufhalten.

    Du kannst nicht weglaufen.

    Angst hatte den jungen Mann ergriffen. Sie umfing ihn, ließ ihn erstarren. Und inmitten der Menschen um ihn herum fühlte Cizan sich auf einmal völlig hilflos und allein.

    Ein Stoß riss ihn aus seinem Gefühlskäfig heraus.

    „Steh nicht so dumm rum, Rekrut“, hörte er jemanden von der Seite sagen. Bevor Cizan etwas erwidern konnte, war der Andere schon weitergegangen.

    Ich muss mich melden, dachte Cizan. Das Herz schlug ihm immer noch bis zum Hals. Er konnte nichts tun. Doch er musste den Befehlen folgen. Wie auf’s Stichwort schaltete sich nun der Soldat in ihm ein:

    Die Lage erfassen.

    Wer ist zuständig?

    Wie komme ich am besten dorthin?

    Was muss ich beachten?

    Er hatte keine Zeit, sich mit seiner Angst zu befassen. Zumindest nicht jetzt.

    Lang, lang ist's her, doch wer hätte es gedacht: Es geht weiter. ;)


    Vor dem Sturm


    Cizan öffnete die Augen. Einige Minuten lang blieb er auf seinem Lager liegen und starrte in das finstere Nichts um ihn herum. Er lauschte den Geräuschen der anderen Schlafenden: Die meisten atmeten ruhig oder schnarchten friedlich. Einer der Rekruten wälzte sich in regelmäßigen Abständen herum. Ein anderer stöhnte und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.

    Auch Cizan fand keine Ruhe. Die Erschöpfung presste seinen Körper zu Boden, doch sein Kopf war klar. Da lag er nun, hellwach und schwitzend unter seiner Decke. Cizan schob sie beiseite, weil er das Gefühl hatte, er müsste sonst vor Hitze umkommen. Nur wenig später zog ein kalter Lufthauch vom Fenster herüber und ließ ihn frösteln. Je mehr der junge Rekrut sich wünschte, dass ihn die Müdigkeit endlich übermannen würde, desto aufgewühlter wurde er. Schließlich hielt er es nicht mehr aus. Cizan erhob sich so leise wie möglich von seinem Lager. Mittlerweile hatten sich seine Augen an das wenige Licht gewöhnt. So bahnte er sich einen Weg durch den Schlafsaal, stieg vorsichtig über seine schlafenden Kameraden hinweg und trat schließlich auf den Flur. Stille umfing ihn, kaum dass er die Tür hinter sich ins Schloss gedrückt hatte. Endlich allein. Der junge Mann seufzte erleichtert.

    „Kannst du auch nicht schlafen?“

    Cizan fuhr herum. Er konnte die Gestalt eines Mannes ausmachen, der auf dem Treppenabsatz hockte. Die Stimme hatte er schonmal gehört, aber er konnte sie nicht sofort zuordnen.

    „Ich … naja, ich muss mich mal erleichtern“, gab Cizan zur Antwort.

    „Na dann will ich dich nicht aufhalten“, erwiderte der Mann in der Dunkelheit. „Eine so dringliche Angelegenheit sollte man auf keinen Fall warten lassen.“ Er kicherte.

    Cizan sagte darauf nichts, wandte sich um und ging den Gang hinunter. Dieses Lachen kam ihm auch ein wenig bekannt vor. Er grübelte und auf dem Rückweg von den Toiletten fiel es ihm schließlich ein. Der junge Rekrut kehrte zur Treppe zurück.

    „Du bist immer noch hier“, stellte er fest und ließ sich neben Adra nieder. Der brummte eine Zustimmung.

    „Du wirst morgen müde sein. Das ist nicht gut.“

    „Ich kann so oder so nicht schlafen. Da bin ich lieber hier als dort drin bei dem schwitzenden und schnarchenden Haufen.“ Cizan hörte, dass der andere Mann grinste. „Ich sollte versuchen, befördert zu werden. Vielleicht schaffe ich es hoch bis zum Hauptmann. Dann kriege ich vielleicht ein nettes Zimmer ganz für mich allein.“

    „Dafür müsstest du morgen fit sein“, bemerkte Cizan.

    Adra lachte auf.

    „Ja, ja das stimmt. Ohne Fleiß, kein Preis.“ Einen Augenblick lang saßen die beiden Soldaten wider Willen schweigend nebeneinander. Als der Ältere erneut sprach, hatte seine Stimme einen ernsten Ton angenommen.

    „Du bist auch in der Infanterie, richtig?“

    Cizan wusste nicht so richtig, was er von der Frage halten sollte.

    „Ja“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Aber worauf willst du hinaus?“

    Adra seufzte.

    „Junge, ich möchte dir einen Rat geben. In diesem Krieg hängt dein Leben nur bedingt von dir selber ab. Ob du stirbst oder überlebst, kannst du kaum beeinflussen. Was in der Schlacht passiert und welche Mittel du zur Verfügung hast, ist entscheidend. Wenn du Mann gegen Mann kämpfst, hast du es in der Hand. Wenn du einem Mahni gegenüberstehst oder Kriegsmaschinen auf dich schießen, sieht das schon anders aus.“

    Die Vorstellung, dass diese Situation tatsächlich bald eintreten könnte, ließ Cizan erschaudern. Bis jetzt hatte er versucht, solche Gedanken zu verscheuchen und zu hoffen, dass er es irgendwie schaffen würde. Doch natürlich wusste er insgeheim, wie naiv das war.

    „Dein Überleben wird hauptsächlich in der Hand anderer liegen. Das ist hart, aber das ändert nichts daran, wie es ist.“ Er hielt einen Moment inne, dann fuhr er fort: „Ich habe bei der Registrierung gelogen. Ich bin sechsunddreißig Jahre alt. Aber was für einen Grund hätte ich gehabt, mich sozusagen um zwei läppische Jahre jünger zu machen?“

    Cizan runzelte die Stirn. Dann stellte er fest:

    „Du wärst bei den Imas.“

    „Genau“, bestätigte Adra. „Das ist die Gruppe mit den ältesten Männern. Die, die am wenigsten belastbar sind und am schnellsten müde werden. Das sind diejenigen, die am entbehrlichsten sind.“

    Eine drückende Stille entstand und Cizan hatte das unangenehme Gefühl, als würde die Last des Gesagten über ihnen schweben, drohend und schwer wie eine Gewitterwolke kurz vor dem Sturm.

    „Das ist nur ein Faktor“, durchbrach sein Kamerad das Schweigen. „Ich will sagen: Entgegen allem, was nicht in deiner Macht liegt – versuche, dich so unentbehrlich wie möglich zu machen.“

    Das wenige Mondlicht, das von draußen hereinfiel, beleuchtete Adras Gesicht. Es ließ seine Haut fahl wirken, wogegen Bart und Falten in tiefe Schatten gehüllt wurden. Doch das, was Cizan fesselte, war sein Blick. Es lag eine Dringlichkeit darin, der er sich nicht entziehen konnte. Der junge Mann fragte sich, ob es Schicksal war, dass Adra ausgerechnet ihm diesen Rat erteilte. Vielleicht kümmerte er sich aber auch einfach um seine Kameraden und half jedem, der sich helfen lassen wollte. Cizan erinnerte sich an die Rast auf dem Weg zur Festung. Hinter Adras lockerer Art verbarg sich eine gewisse Schwermütigkeit. Der ehemalige Bauer hatte der Wirklichkeit ins Auge gesehen. Und doch schien er sich nicht damit abfinden zu können. Es war etwas, das sie beide teilten. Obwohl er diesen Mann kaum kannte, fühlte sich Cizan auf eine gewisse Art und Weise verbunden mit ihm.

    „Danke für den Rat“, sagte er und erhob sich. „Du solltest wirklich befördert werden. Das wäre gut für die Männer.“ Er wandte sich zum Gehen. Adras Stimme folgte ihm in den Schlafsaal:

    „Aber nicht für den Krieg.“

    OT heute mal am Anfang:

    Hi Leute, hier kommt also mein Ausstiegspost für Hoenn, zusammen mit der lieben Destiny Moon verfasst. Vielen lieben Dank nochmal für deine Geduld und das gemeinsame Schreiben! <3

    Das Danke dehne ich dann gleich mal an alle (ehemaligen) Mitspieler aus. Es war ne schöne, spaßige Zeit mit euch! Und wer weiß, vielleicht sieht man sich charaktertechnisch ja doch noch mal wieder. Forentechnisch bin ich ja eh noch erreichbar. So und jetzt zur Handlung.


    Als Cora das Pokémoncenter verließ, wurde sie von warmen Sonnenstrahlen und einer angenehmen Brise begrüßt. Für einen kurzen Augenblick schloss sie die Augen, atmete tief ein und genoss das Gefühl. Am liebsten hätte sie sich den gesamten Tag über von dem vorherigen erholt. Doch so langsam brauchte sie wieder Vorräte und Geld. Also wo würde man in einem verschlafenen Nest wie Faustauhaven am besten Arbeit finden? Die junge Trainerin ging in Gedanken ihre Optionen durch:

    Hm, vielleicht kann ich in der Arena beim Aufräumen helfen. Könnte gut sein, dass ein paar Leute aus der Gruppe Kamillo herausfordern wollen.

    Nicht alle Arenaleiter brauchten Hilfskräfte, aber man konnte es ja mal versuchen. Gerade weil es sonst eher wenig Möglichkeiten zu geben schien.

    Bei den Fischern könnte ich auch mal vorbeischauen. Und sonst muss ich mal sehen.

    Der Tatsache zum Trotz dass in dem Städtchen nur wenige Menschen lebten, sah Cora auf dem Weg zur Arena einige Leute. Zwei Jungen in ihrem Alter rannten - jeweils ein Surfbrett unter dem Arm - in Richtung Strand. Eine Frau mit einem Korb voller heimischer Früchte kreuzte ihren Weg. Männer mit Strohhüten saßen vor ihren Häusern und gingen Handwerk nach. Einerseits besaß Faustauhaven ein paar moderne Züge und doch behielt es sich seine traditionelle Seite. Die Uhren tickten hier anders als in den hektischen Großstädten.

    Die Türen der Arena waren zu. Und ein Schild mit der Aufschrift "Geschlossen" machte unmissverständlich klar, dass Cora hier kein Glück hatte. Kamillo war offenbar nicht da und Cora bezweifelte, dass sie einen anderen Ansprechpartner finden würde. Hieß, sie konnte gleich woanders suchen. In dem Moment kam ihr noch ein ganz anderer Gedanke. Cora fragte sich, warum sie nicht gleich darauf gekommen war. Die Gruppe wollte zur Wetterstation. Zugegebenermaßen aus anderen Gründen. Doch für Cora würde sich vielleicht eine Gelegenheit ergeben, den Forschern zur Hand zu gehen, falls diese nicht zu verschlossen waren. Und wenn es höchstens ein Putzjob werden würde - es würde ihr recht sein. Also machte die junge Trainerin sich auf den Weg, nachdem sie sich bei einer netten, einheimischen Dame erkundigt hatte. Diese hatte zwar angemerkt, dass die Forscher etwas komisch wären, doch Cora ließ sich ihre Hoffnung nicht nehmen, ohne die Situation nicht selbst gesehen zu haben. Auf dem Weg bereitete sie sich schonmal mental auf die Begegnung vor. Dem Formeo in ihrem Rucksack war in der Zwischenzeit sehr langweilig geworden. Es hatte warten wollen, wohin der Mensch es trug. Doch das daaaaauerte. Und während der Rucksack im Takt mit Coras Schritten vor sich hin schaukelte, schlief das kleine Wetterpokémon tatsächlich ein.

    Bei der Wetterstation erwartete Cora dann eine Überraschung. So ziemlich die gesamte Gruppe stand versammelt vor dem Gebäude. Cora wollte sich gerade fragen, welcher Zufall auch immer die anderen genau um diese Zeit hierher gebracht hatte, da entdeckte sie einen älteren Mann, der sich mit einem der Jungen zu unterhalten schien. Die junge Trainerin war noch zu weit weg, um das Gesagte mitzubekommen. Naja, was solls, dachte sie und gesellte sich zu Sarah, die sie recht schnell ausfindig gemacht hatte.

    "Hey, was macht ihr denn hier? Hattet ihr nicht was andres vor?", erkundigte sie sich.


    Sarah zuckte zusammen als sie plötzlich jemand ansprach. Auf das war sie nicht vorbereitetet. Das Geschehen vor ihren Augen war zu spannend. Sie wandte sich dann der Person zu, die sie angesprochen hatte und erkannte Cora. Daraufhin legte sie ihre Hand auf ihre Brust und rief leise: " Meine Güte hast du mich erschreckt Cora. Mach das nie wieder. Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt erlitten. Wo warst du? Ich hatte dich vermisst? Ach ja um auf deine Frage zurück zu kommen. Im Center waren ein paar Formeos eingefallen. Diese mussten wir wieder einfangen und hier zur Wetterstation bringen. Der Mitarbeiter da drüben lässt uns allerdings nur ins Gebäude wenn wir Fragen über das Wetter richtig beantworten oder einen Kampf gegen ihn gewinnen."


    Sarah schien ihr Kommen nicht bemerkt zu haben, denn sie schrak fürchterlich zusammen.

    "Sorry", entschuldigte sich Cora. "Das wollte ich nicht. Ich äh - wie meinst du das, du hast mich vermisst?"

    Cora war ein bisschen verwirrt von all dem. Da war so viel passiert und sie hatte scheinbar alles verschlafen!

    "Mann, schon komisch, dass ich davon nichts mitbekommen hab. Ich muss echt gepennt haben wie ein Stein. Aber ich war gestern auch ziemlich fertig. Mensch, da hattet ihr ja einen sehr ... erlebnisreichen Morgen. Uff." Sie lächelte nervös.

    Apropos erlebnisreich: Das Formeo in Coras Rucksack fand diesen Vormittag ganz und gar nicht erlebnisreich. Es war mittlerweile wieder wach und so richtig genervt. Eingequetscht zwischen irgendetwas Weichem und einer Art Box wurde es dem kleinen Kerl äußerst unbequem. Sehen konnte es auch nichts und die Luft wurde ihm mittlerweile auch knapper. Das war doch nicht zum Aushalten! Den ganzen Morgen schon hatte es ständig warten müssen. Damit war jetzt Schluss! Es musste endlich etwas tun. So begann es, wie wild in seinem Gefängnis herumzuzappeln.

    "Lasst mich raus!", schimpfte es.


    Der Typ wollte sie nicht reinlassen, es sei denn, sie lösten irgendwelche Aufgaben für ihn? Was sollte das denn? Dieser Alte hatte anscheinend nichts Besseres zu tun. Cora rollte mit den Augen.

    "Der Ernst?! Der hält euch hier zum Narren, obwohl ihr ihm geholfen habt? Kann ja wohl nicht sein!" Im Stillen überlegte sie, ob sie den alten Knacker wirklich um einen Job bitten wollte. Selbst wenn er ihr Arbeit anbot - sie hatte keine Lust, sich auch noch an der Nase herumführen zu lassen. Während sie aber bei diesem Gedanken verweilte, begann plötzlich ihr Rucksack zu wackeln. "Nanu?" Was war das denn jetzt? Cora nahm die Tasche von den Schultern. Beinahe wäre ihr das Ding aus der Hand gerutscht, so stark rüttelte es. Die junge Trainerin konnte ihren Rucksack gerade noch fester packen. Mit einem Ruck zog sie den Reißverschluss auf.

    Heraus schoss ein wütendes, kleines graues Pokémon. Cora stolperte überrascht zurück. Wie war das denn bitte da reingekommen? Nach ihrer ersten Verblüffung erkannte sie, dass es sich ebenfalls um ein Formeo handelte. Das Wetterpokémon sah sich hektisch um und erkannte seine Misere. Den halben Tag hatte es gewartet, sich versteckt und wieder gewartet. Und wofür? Dass es jetzt wieder bei der Wetterstation herauskam. War denn das zu fassen? Es machte seinem Ärger Luft. Mit einem Wutschrei schleuderte es kalten Pulverschnee um sich.

    Cora drückte Sarah nach unten und duckte sich ebenfalls, um der Attacke zu entgehen. Kühler Wind ließ sie frösteln. Geistesgegenwärtig griff sie einen ihrer Pokébälle.

    "Rafi! Ich brauch dich!" Zusammen mit einem roten Lichtschimmer materialisierte sich das Bisasam auf dem Sandboden. "Schnell, halt das Formeo mit Rankenhieb fest!", rief Cora ihm zu.

    "Bisa!" Rafi fuhr in geübter Manier eine Ranke aus. Das graue Wetterpokémon hatte noch nicht ganz verarbeitet, was gerade passierte. Schon schlang sich die grüne Liane um seinen Körper und hielt es gefangen. Nicht schon wieder! Das Formeo zappelte und zerrte, doch es konnte sich nicht aus dem Griff befreien. Gerade wollte es zu einer Attacke ansetzen, doch Cora und ihr Partner waren schneller.

    "Los Rafi, Schlafpuder!" Feiner, leuchtend grüner Staub senkte sich auf das aufgebrachte Pokémon. Es blinzelte erstaunt, gähnte beherzt und einen Augenblick später zog es ihm die Augen zu. Entspannt hing es in Rafis Griff. Cora drehte sich zu Sarah um.

    "Oh Mann, bist du okay?"


    Sarah starrte sie verwundert an. Dieser Fogg soll sie zum Narren halten? Meinte Cora das ernst? Sie warf einen geprüften Blick in die Runde und hielt inne. Ihr kam ein seltsamer Gedanke, Was wenn das alles hier ein Ablenkungsmanöver wäre? Wer sagt denn das es in Wirklichkeit nicht anders war? Es könnte genauso gut sein, dass der Fogg in Wirklichkeit zu den Bösen gehört? Das machte Sarah doch ziemlich unsicher. Sie hasste so Situationen in denen sie wieder mal darauf aufmerksam gemacht werden muss dass dies hier keine gewöhnliche Expedition war.

    Doch dann wurde sie von etwas anderem abgelenkt, denn der Rucksack von Coara verselbständigte sich. Mit großen Augen beobachtete sie das Geschehen. Das Schütteln wurde immer stärker und plötzlich schoss daraus ein hellgraues Pokémon dass sie nur allzugut kannte. Es war ein Formeo. Dies schien nicht gerade sehr erfreut zu sein über den unfreiwilligen Aufenthalt in dem Rucksack. Es griff auf jeden Fall mit Pulverschnee an, dass es wie wild um sich schoss.

    Bevor Sarah ausweichen konnte, drückte Cora sie auf den Boden und so entkamen die zwei Mädchen den eiskalten Angriff. Sarah war froh dass der Sandboden so weich war. Sie kam sich aber seltsam vor, dass sie errettet werden musste. Es war zwar nett von Cora aber sie kam sich lächerlich vor. So hilflos war sie auch nicht. Cora blies ihrerseits gleich zum Angriff. Sie zückte einen ihrer Pokébälle und rief ihr Bisasam herbei. Es sorgte dafür dass das Formeo per Schlafpuder in Tiefschlaf versetzt wurde. Müde ließ es sich in die Armen von Cora sinken. Diese fragte Sarah besorgt ob alles in Ordnung wäre.

    Sarah erhob sich und erwiderte: " Danke für die Nachfrage, Es ist alles bestens. Ich bin nicht verletzt. Der Sand hatte den Sturz abgefangen. Zum Glück hast du das Kleine beruhigen können. Wie kam es denn in deine Tasche? Wo warst du gewesen und wie kommst du zur Annahme dass wir zum Narren gehalten werden?"


    Sarah schien ein wenig unangenehm berührt zu sein. Zumindest war sie aber nicht verletzt. Cora bemühte sich um eine entschuldigendes Lächeln.

    "Ah, sorry für das Ganze. Ich hab absolut keine Ahnung, du." Sie zuckte mit den Schultern. Es war ihr wirklich ein Rätsel, wie dieses Pokémon in ihren Rucksack gekommen war. Aber das war jetzt irgendwo erledigt, also wandte sie sich der anderen und etwas dringenderen Frage zu.

    "Ich hab ehrlich gesagt nach Arbeit gesucht. War erst bei der Arena, aber die ist zu. Deswegen wollte ich mal die Forscher bei der Wetterstation fragen, ob die 'ne Aushilfe brauchen oder so." Cora bemühte sich, locker zu klingen. Jetzt war sie es, der die Situation etwas unangenehm war. Im Grunde war es ja nett, dass Sarah sich erkundigte, aber gleichzeitig war es nicht gut, wenn das Mädchen sie immer noch im Kopf zur Gruppe dazuzählte. Es war eben nicht so. Cora hatte es ihr zwar schon gesagt, aber es brauchte wohl eine Weile, bis sie das wirklich verinnerlicht hatte.

    "Ganz im Ernst: Ein seriöser Mitarbeiter sollte nicht so mit euch spielen. Ihr habt allein schon geholfen, die Formeo einzufangen. Und trotzdem veranstaltet der diesen Firlefanz?!"

    Hi Leute,


    es tut mir leid, aber ich werde mich vorerst aus den RPGs zurückziehen. Ich merke, dass sie für mich nicht mehr die Priorität haben, die sie mal hatten und dass ich deswegen nicht so viel Zeit und Energie reinstecken kann, wie ich müsste und wöllte. Kann sein, dass sich das irgendwann wieder ändert und ich zurückkomme, auch wenn ich das nicht versprechen kann.


    Kiandi aus Erleuchtet wird damit vermutlich erstmal zum NPC.

    Für Cora (Hoenn) versuche ich, noch nen Ausstiegspost zu schreiben.


    Vielleicht werden diese Charaktere irgendwann doch wieder eigenständig auftauchen, vielleicht auch nicht.

    In jedem Fall wünsche ich den derzeitigen Spielern weiterhin viel Freude am RPG und viel Erfolg beim Bestehen der Abenteuer ;) .

    Erreichbar bin ich im Board natürlich trotzdem noch.


    Liebe Grüße

    _Luna_

    So, hallo, ihr Lieben.


    Ich werde erstmal für ne unbestimmte Zeit pausieren müssen. Hab viel um die Ohren und kann den RPGs, in denen ich aktiv bin, nicht die Aufmerksamkeit widmen, die sie bräuchten. Das heißt nicht, dass ich komplett weg bin (und erreichen könnt ihr mich auch), aber ich werde erstmal ne Weile nicht aktiv sein.

    Sorry dafür. Ich melde mich, wenn ich wieder on action bin.

    OT: Das hier ist gewissermaßen ein Anhang zu meinem letzten Post, da wir ja unerwarteten Besuch bekommen haben. Hab dazu auch am Ende noch eine Kleinigkeit hinzugefügt.

    Ich hoffe, es ist ok, dass ich den inaktiven Charakter von SpeciesSaladMallory kurz mehr oder weniger gesteuert habe. ^^'


    So voller Energie und Schwung bemerkte Cora nicht, dass ihr Rucksack ein klein wenig schwerer war als sonst. Doch wie kam es dazu? Drehen wir die Zeit ein bisschen zurück:

    Mit dem Erscheinen der Formeos war die Frühstücksgemeinschaft ganz schön aufgewirbelt worden. Aber es waren viele und sie waren flink. Schnell hatten sich einige schon in andere Räume des Centers vorgewagt und erkundeten das Gebäude voller Unternehmungslust. So hatte eines von ihnen sehr schnell die Treppe gefunden und war hinaufgeschwebt. Doch nun stand es vor einer schwierigen Wahl. So viele Türen - welchen Ort sollte es zuerst erkunden? Andererseits waren die meisten Türen verschlossen und so natürliche Hindernisse. Also entschloss das kleine, graue Pokémon, dass es sich zu einer offenen Tür am Ende des Ganges vorwagen würde. Es war entdeckungslustig, doch auch vorsichtig und schreckhaft. Also lugte es zuerst in den Raum hinein. Im ersten Moment schien dieser leer, doch dann sah es ein anderes Pokémon, dass auf einer Bettkante vor sich hindöste. Dann konnten Menschen nicht weit sein. Sachte und darauf bedacht, möglichst leise zu sein, schlüpfte das Formeo in den Raum. Doch was war das? Vom Flur drangen Geräusche herüber - Schritte! In Windeseile huschte es in das erstbeste Versteck, dass das Wetterpokémon finden konnte: Unter eins der Betten. Von dort hörte es den Menschen in das Zimmer zurückkommen und die Tür schließen. Was nun? Zuerst einmal musste es hierbleiben. Es durfte kein Risiko eingehen. Und so wartete das Formeo mehr oder weniger geduldig darauf, dass der oder die ihm Unbekannte den Raum wieder verließ. Das dauerte so seine Zeit. Was wohl die anderen in der Zwischenzeit machten? Das Formeo hätte es zu gerne herausgefunden. Doch es traute sich nicht, sein Versteck zu verlassen. So horchte es auf die gedämpften Laute, die von unten und vom Flur heraufdrangen, blieb aber still. Es wurde selbst schon ein wenig dösig und schreckte deshalb auf, als es die Tür erneut hörte. Verstohlen lugte das Pokémon unter dem Bett hervor. Der Raum schien leer - bis auf diese Eule. Die saß, ganz im Gegensatz zu vorher, wachsam an ihrem Platz und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Das war ungünstig. Das fremde Pokémon würde bestimmt Alarm schlagen, sobald es Formeo entdeckte. Und das würde ihm seine Erkundungstour bestimmt verderben. So schwer es ihm fiel, musste es also doch noch weiter ausharren. Und das tat es.

    Schließlich regte sich etwas im Bett hinter dem Eulenpokémon. Da war ja noch ein Mensch! Es schien sich um eine junge Frau zu handeln. Die verließ das Zimmer, doch das Formeo konnte ihr nicht folgen. Und im Zimmer war jetzt nicht nur ein Pokémon. Das Mädchen hatte noch zwei andere aus ihren Pokébällen herausgelassen, die sich nun über Pokémonfutter hermachten. Futter - das Formeo hätte nur zu gern etwas davon stibitzt. Etwas Hunger hatte es auch bekommen. Neidisch sah es zu, wie die anderen ihr Frühstück verzehrten. Nach einiger Zeit kam die Trainerin wieder, hantierte mit diversen Menschendingen herum und rief dann ihre Pokémon in deren Bälle zurück. Das Formeo wurde wieder aktiver. War jetzt endlich der Zeitpunkt gekommen, an dem es das Zimmer ungestört erkunden konnte? Die Frau verließ eilig den Raum, das war die Gelegenheit! Es schwebte aus seinem Versteck hervor durch den Raum und sah sich unternehmungslustig um. Da war ein Tisch und darauf eine Vase mit schönen Blumen! Und die Betten der Menschen. Außerdem hatte die Trainerin ihren Rucksack dagelassen. Das graue Pokémon näherte sich dem Objekt mit Interesse. Er war sogar offen, es konnte also nachschauen, was das Mädchen darin versteckt hatte. Bestimmt waren es tolle Dinge! Doch was war das? Wieder Schritte! Das Formeo stieß kurz einen Laut der Frustration aus. Man konnte wirklich nichts ungestört entdecken! Das erstbeste Versteck befand sich diesmal ganz genau vor ihm. Und so ließ es sich in den Rucksack gleiten. Das Wetterpokémon machte sich so klein wie möglich. Vielleicht entdeckte der Mensch, der kam, es nicht. Es schrak zusammen, als es plötzlich von etwas Weichem getroffen wurde. Doch sein Laut der Überraschung wurde von dem weichen Dings gedämpft. Dann wurde plötzlich alles noch dunkler und alles um das Pokémon herum bewegte sich. Es war ja daran gewöhnt, zu schweben. Doch diesmal konnte es die Bewegung nicht kontrollieren und sah auch nicht, wo es hinging! Formeo entschied, dass es diesen Gegenstand verlassen musste, doch das ging ja nicht. Es gab keinen Ausgang. Da kam ihm ein Gedanke. Bestimmt würde die Trainerin irgendwohin gehen und dann den Rucksack wieder aufmachen. Dann könnte es ganz schnell heraus und auf und davon schweben. Ja, bis dahin würde es eben warten müssen. Oh, wie es heute warten musste. Das lief nicht so vielversprechend wie gedacht. Obwohl dem Pokémon einfiel, dass sich die ganze Warterei vielleicht lohnen könnte. Es kam eben darauf an, wo dieses Mädchen es hinbrachte.

    Mittlerweile hatte Marika sich durch die Reihen nach hinten gekämpft. Offensichtlich wollte sie zu dem gruseligen Typen, der sich in den letzten Teil des Busses verzogen hatte. Unter anderen Umständen hätte Kiandi ihnen wohl nachgespäht, aber dafür war sie immer noch zu sehr eingeschüchtert. Mit der Rothaarigen von eben wollte sie auch erstmal nicht in Kontakt kommen. Das Erlebnis war ihr schon ziemlich peinlich. So widmete die junge Erleuchtete ihre Aufmerksamkeit stattdessen ihren anderen zwei neuen Schwestern. Scheinbar hatte sich ein Junge zu ihnen gesellt, mit dem sie sich gerade unterhielten. Interessiert musterte Kiandi die Neuankömmlinge, aber auch den ihr noch unbekannten Erleuchteten.

    Er war definitiv jemand, den man als attraktiv bezeichnen konnte. Seine Erscheinung strahlte Stärke und gleichzeitig eine gewisse Wildheit aus. Zugleich wirkte er locker, aber neugierig. Kiandi kam nicht umhin, von seiner Art fasziniert zu sein. Womit konnte sie ihn am ehesten vergleichen? Mit einem Löwen vielleicht? Die Mähne dazu hatte er schonmal. Doch der Gedanke, der sich viel präsenter in den Kopf der Fünfzehnjährigen drängte war:

    Ich wünschte, ich könnte irgendwann mal auch so unbeschwert auf andere Menschen zugehen.

    Aber vielleicht war das ja tatsächlich möglich. Bis vor kurzer Zeit hatte Kiandi nur einen Erleuchteten gekannt. Und ihre bisherigen Erlebnisse mit den anderen "Superkids" waren wirklich gut gewesen. Auch mit Marcello kam sie viel besser klar als erwartet.

    Die beiden Mädchen standen stark im Kontrast zueinander und deren einzige Gemeinsamkeiten lagen augenscheinlich darin, dass sie beide junge Frauen waren und eine Brille trugen. Die eine hatte blasse Haut, rotblonde Haare und grüne Augen. Sie wirkte etwas reservierter als ihre dunkelhäutige Sitznachbarin mit dem aufgeweckten Blick und den schwarzen, in einer leichten Brise umherwehenden Haaren. Die Verwunderung darüber, wie denn in dem Bus plötzlich Wind entstehen konnte, hielt nicht lange. Marika gesellte sich bald auch kurz zu dem Trio und scheinbar war eine von den Neuen tatsächlich in der Lage Wind zu kontrollieren. Jedenfalls zog auf einmal ein wunderbar kühlender Luftstrom an Kiandi vorbei. Doch lange konnte sie das Gefühl nicht genießen, denn der Gangster-Typ hatte beschlossen, sein Revier im hinteren Teil des Busses zu verlassen. Kiandi war immer noch nicht scharf darauf, irgendwie mit ihm in Kontakt zu kommen. So riss sie ihren Blick von den anderen Jugendlichen los und starrte aus dem Fenster. Nicht, dass es da was Spannendes zu sehen gab. Aber etwas besseres fiel ihr gerade nicht ein.

    Es sollte aber keine Ruhe währen. Denn scheinbar fing dieser Typ jetzt einen Streit mit irgendjemandem an. Eine Mädchenstimme dementierte, dass der Kerl sich an ihr vergriffen hätte. Der widerum blaffte zurück und die Situation schien zu eskalieren. Hatte Kiandi da richtig gehört? Die würden sich doch jetzt nicht gegenseitig an die Gurgel gehen? Das Ganze klang absurd, aber es passierte offensichtlich wirklich. Die junge Erleuchtete wusste nicht so richtig, was sie jetzt machen sollte. Irgendjemand musste dazwischengehen, doch sie war die Letzte, die diese beiden Streithähne trennen konnte. Sie hoffte einfach, dass Marika oder der Busfahrer einschreiten würden. Denen würde sie auf jeden Fall zutrauen, mit dem Problem fertig zu werden.


    OT: Ja, hi. ^^ Kiandi bleibt mal wieder relativ still. Gebt ihr bisschen Zeit zum Auftauen ;) .

    Meine Lieben, es geht weiter. Viel Spaß mit dem zweiten Teil von Kapitel 3! ^-^


    Unbarmherzig


    Es war eine klare Nacht, eine Nacht für Visionen. Fast schien es Vyari, als könnte sie das stumme Wispern der Sterne auf ihrer Haut spüren. Der Wind strich sachte um ihre grazile Gestalt herum und spielte mit den Blüten ihres tiefschwarzen Haares. Spitzbübisch entführte er eine davon und trug sie in einem sanften Tanz über die Lichtung. Schließlich legte er sie in der Hand von Siltalis ab, der gerade die Lichtung betrat. Vyari hatte ihn schon gespürt, bevor er auch nur einen Fuß auf das weiche Gras gesetzt hatte. Sie öffnete die Augen und musterte ihren Vertrauten. Er bewegte seinen schlanken Körper mit einer leichten Unsicherheit. Auch wenn er die Anzeichen dafür zu verbergen suchte, las Vyari sie doch in den sanften Zügen des Mannes und in seinen braunen Augen.

    „Was ist es, Siltalis?“, wollte sie wissen. Der Feelist lächelte ertappt.

    „Du kennst mich zu gut, Herrin“, erwiderte er. Sein Lächeln erstarb. „Da ist jemand, der dich sprechen möchte.“

    Vyari hob ihre Augenbrauen kaum merklich an. Davon hatte sie nichts gesehen. Aber das Schicksal war launenhaft und offenbarte nur wenige, kurze Einblicke in sein Gefüge. Die Fee fragte sich, wer dieser Bittsteller sein konnte, den Siltalis nicht sofort beim Namen nannte. Seine zögernde Haltung sprach eher für eine unangenehme Angelegenheit.

    „Wer ist es?“

    Ihr Berater zauderte einen Augenblick.

    „Ein Mahni namens Itca“, antwortete er dann. Die Augen seiner Herrin verengten sich zu Schlitzen und ihre Stimme klang auf einmal frostig.

    „Was will er?“, forschte sie nach.

    „Das möchte er dir selbst sagen.“ Natürlich. Der Bote würde nicht den langen und anstrengenden Weg auf sich nehmen, um von einem Mittelsmann abgespeist zu werden. Doch das war der Fee gleich. Und so befahl sie: „Ich werde ihn nicht anhören. Schick ihn weg.“

    Einen kurzen Moment lang war nur das Rauschen des Windes zu hören. Dann neigte Siltalis den Kopf vor seiner Königin.

    „Wie du wünschst“, antwortete er. Vyari sah ihm nach, als der Feelist die Lichtung verließ. Er war ihr treu ergeben wie niemand sonst. Wenn sie sich auf jemanden verlassen konnte, dann war er das. Und Siltalis hätte sie nie so verraten wie ihre Schwester. Die Fee ballte ihre vor Wut zitternden Hände zu Fäusten. Niemals würde sie ihr verzeihen. Und mit einem Boten würde sie schon gar nicht sprechen. Wie konnte er es wagen, überhaupt hierher zu kommen? Erinnerungen tauchten vor Vyaris innerem Auge auf und verdrängten die Bilder ihrer Visionen. Erinnerungen, die sie schon so lange zu verdrängen versucht hatte. Itca hatte sie zurückgebracht. Schon allein deshalb war sie verärgert.


    Ein Rascheln durchbrach die gespannte Stille. Nicht wie Blätter, sondern wie Federn. Der Schatten eines großen Vogels senkte sich vom Nachthimmel herab und der Bote landete auf der Lichtung. Auch im Zwielicht der Nacht konnte man seine Schönheit und Eleganz erkennen. Brust und Krallen schimmerten rot wie der Sonnenuntergang, das Gefieder schneeweiß und dunkelblau wie das Firmament. Das Mahni breitete die Flügel aus und verbeugte sich tief.

    Vyari war erstarrt. Itcas Maßlosigkeit beleidigte sie zutiefst. So stand die stolze Frau vor dem unliebsamen Gast und kämpfte gegen die aufwallenden Gefühle an. Auf ihrem schmalen, blassen Gesicht spiegelte sich der Zorn und funkelte wie Feuer in ihren dunklen Augen. Sie wollte ihn anschreien, ihm wehtun. Doch dann würde sie ihre Überlegenheit verlieren. Die Königin musste Herrin über die Situation bleiben und so nahm sie all ihre Kraft zusammen, um ihre Wut zu zügeln. Langsam verschwand der Ausdruck der Erregung aus ihrem Gesicht und wich einer kühlen Maske. Mit Verachtung in der Stimme wandte Vyari sich an den Boten:

    „Was auch immer du hier suchst, du wirst es nicht finden. Kehr dahin zurück, wo du hergekommen bist.“ Das Mahni richtete sich auf und sah sie an. Er machte keine Anstalten, davonzufliegen.

    „Bitte, hört mir zu“, setzte er an. Das Krächzen in seiner Stimme war geblieben - auch wenn man hörte, dass Itca in der Sprache der Aufrechtgehenden geübt war. Doch Vyari schnitt ihm das Wort ab.

    „Warum sollte ich?“

    „Weil es um die Sicherheit Eures Volkes, ja Eures gesamten Waldes geht“, war die Antwort des Mahni. Die Fee musterte ihn. Natürlich wollte er erreichen, dass sie sich anhörte, was er zu sagen hatte. Allerdings erkannte sie auch echte Besorgnis. Das irritierte Vyari. Sie war sich keiner Gefahr bewusst, die die Feen bedrohen könnte. Die Menschen hatten schon vor langer Zeit begriffen, dass man sich mit den Bewohnern des Waldes nicht anlegte.

    „Mein Volk ist stark. Was sollten wir fürchten?“

    Herausfordernd sah sie Itca an, doch dieser ließ sich davon nicht beirren.

    „Aus den Bergen kommt ein dunkler Geist. Seine Anhänger säen Zerstörung, wo sie nur hinkommen. Sie sind mächtig und selbst die Krieger der Menschen und die Mahni können sie nicht aufhalten.“

    „Was interessieren mich die Menschen?“, unterbrach Vyari ihn.

    „Er wird vor Euch auch nicht haltmachen“, beharrte Itca. „Er strebt danach, alles zu beherrschen. Sobald er uns geschlagen hat, wird er sich Euch zuwenden. Allein werdet Ihr ihn nicht besiegen können.“ Er hatte seine Worte sehr klug gewählt. Doch die Feenkönigin blieb abweisend. Sie weigerte sich zu glauben, was er da sagte. Der Verrat ihrer Schwester saß zu tief.

    „Und jetzt schlägst du vor, dass wir euch im Kampf unterstützen sollen“, schlussfolgerte sie korrekt.

    „Nur gemeinsam haben wir überhaupt eine Chance.“

    Vyaris Miene war wie versteinert.

    „Meine Antwort lautet Nein“, erklärte sie.

    „Majestät!“, insistierte Itca, doch die Königin ließ ihn nicht weiter zu Wort kommen.

    „Schweig!“, fuhr sie ihn an. Für einen kurzen Moment hatte sie die Beherrschung verloren.

    „Sollte dieser Geist tatsächlich meinen Wald angreifen, dann wird er den Zorn der Feen zu spüren bekommen. Wir sind mächtig genug, um uns zu verteidigen. Aber ich werde mein Volk nicht in einen unnötigen Krieg ziehen lassen. Und schon gar nicht an der Seite der Menschen! Niemals, hörst du?“

    Itca schien zu wissen, dass er die Fee wohl nicht mehr umstimmen konnte. Trotzdem wagte er noch einen letzten Versuch.

    „Vyari! Ihr könnt euch vor der Wahrheit nicht verschließen! Warum sollte ich Euch belügen? Ich wäre niemals hierher gekommen, wenn es nicht so ernst wäre. Zu glauben, dass dieser Geist euch verschont oder ihr ihn gar schlagen könntet – das ist eine Illusion! Wenn Ihr das Bündnis ausschlagt, besiegelt ihr nicht nur unser Schicksal, sondern auch Eures!“

    „Genug!“, wies Vyari das Mahni zurecht. Der Vogel zuckte zusammen, schwieg aber. Die Frau kehrte ihm den Rücken. Leise, aber mit schneidender Stimme fügte sie hinzu:

    „Wir werden euch nicht helfen! Das ist mein letztes Wort. Und jetzt verlass meinen Wald, auf der Stelle!“ Für einen Augenblick war es erdrückend still. Schließlich hörte sie, wie Itca sich in die Lüfte erhob und in die Nacht hinaus verschwand. Bald waren seine Flügelschläge verklungen. Erneut war es still auf der Lichtung.

    Ein Geräusch unterbrach für einen Moment die Ruhe des Zimmers, begleitet von einem Lichtschimmer. Hora materialisierte sich neben Coras Rucksack. Er gähnte herzhaft, blinzelte kurz und schaute sich dann neugierig um. Schnell entdeckte der Kleine die Vase mit den Blumen und stieß einen gurrenden Laut der Freude aus. Sie waren wirklich hübsch. Er war glücklich, sie gefunden zu haben. Dann fiel sein Blick auf die beiden Schlafmützen. Da war ein unbekanntes Mädchen und aus diesem Grund blieb er recht leise. Cora hatte ihm klar gemacht, dass er die Aufstehzeit von Fremden nicht zu bestimmen hatte. So hüpfte er vorsichtig zum Bett seiner Trainerin. Dort lugte nur ein roter, verwuschelter Haarschopf aus der Kissenlandschaft hervor. Hora hopste über die Bettkante in das Meer aus Stoff und zupfte Cora liebevoll am Haar. Dazu fiepte er sachte. Die junge Frau drehte sich und grummelte irgendwas in ihr Kissen. Das Hoothoot erweiterte das Zupfen um einen Knuff.
    „Ach Hora“, stöhnte seine Trainerin. „Bitte, lass mich heute noch schlafen.“
    „Hoothoot“, flötete das Eulenpokémon, so laut es eben ging, ohne die andere Schlafende zu wecken. Cora öffnete die Augen einen Spalt weit.
    „Wirklich. Der Tag gestern war richtig anstrengend. Ich unternehm heute was Cooles mit euch, aber bitte lass mich dafür noch ein wenig schlafen.“
    Hora überlegte einen Moment. Dann zwitscherte er eine Zustimmung, ließ sich zu seiner Trainerin auf das Kissen plumpsen und schmiegte sich an sie. Cora nahm ihn in den Arm und war wenige Minuten später schon wieder weggepennt. Ihr Pokémon-Partner genoss das Kuscheln mit ihr noch eine Weile, dann löste er sich aus der Umarmung und bezog Stellung auf der Bettkante. Wachsam ließ er den Blick durch das Zimmer gleiten. Während der Vormittag verstrich, dachte er über dies und das nach und döste gelegentlich. Dann endlich regte sich Cora.
    Eine Stunde später kam die junge Frau sichtlich entspannt, frisch geduscht und mit dem Arm voller Wäsche in ihr Zimmer zurück. Sie wurde von der Frühstücksrunde ihrer Pokémon begrüßt. Hora ließ einen freudigen Laut hören und schlug voller Unternehmungslust mit seinen winzigen Flügeln. Syra tat gelangweilt und Rafi beendete das Essen gerade erst.
    Apropos Frühstück, dachte Cora sich und ihr Magen untermalten den Gedankengang mit einem Grummeln. Das Frühstück war schon seit einer Weile vorbei, aber das war keine Überraschung. Es war ja auch schon Mittag.
    Aber ich wollte eh in die Stadt. Da werde ich was zu Essen auftreiben können.
    Also packte Cora flugs ihre Sachen zusammen und zückte die Pokébälle ihrer Partner.
    „Auf geht’s, Leute“, sagte sie, während sie die drei Pokémon zurückrief. Mit einem Leuchten verschwanden diese in ihren Bällen, die Cora sogleich in ihren Rucksack packte. Dabei fiel ihr etwas auf.

    Oh, ich hab ja mein Handtuch im Bad liegenlassen. Also stürmte sie noch einmal flugs aus dem Raum, holte den fehlenden Gegenstand und warf ihn zu den anderen Sachen in den Rucksack, den sie sich anschließend über die Schulter warf. Dann verließ die Trainerin das Zimmer und machte sich auf den Weg.


    OT: Cora ist dann mal auf dem Sprung. Wenn aber jemand will, kann man sie auf dem Weg treffen.

    Marcello schaute sich um und er musterte dabei auch die belegten Sitze im Bus, das heißt diejenigen die in seinem Sehfeld lagen. Nicht dass er es extra machte, aber ansonsten gab es ja nicht viel zu tun. Er fragte sich warum er nicht einen MP3 Player dabei hatte, dann könnte er sich ablenken aber daran hatte natürlich nicht gedacht. So blieben ihm nur zwei Sachen übrig, Entweder Löcher in die Luft starren oder die Umgebung betrachten. Warte als er hinter sich linste, nahm er ein Mädchen wahr, die er noch nicht zuvor in der Anstalt gesehen hatte. War sie erst vor kurzem hinzugestoßen? Er könnte schwören sie nicht zuvor gesehen zu haben. Es war schwierig da es so viele Jugendliche um ihn herum lebten. Wobei er zugeben musste, noch nicht wirklich viel gesehen zu haben. Sie trug eine leichte Jacke, ein graues Top und einfache Jeans. Zumindest was er erkennen konnte. Was ihm sofort auffiel, waren ihre blauen Augen und ihre beinahe in der gleichen Farbe gefärbten Haare. Die verschiedenen Töne waren für Marcello dabei nicht so sehr von Belang. Auf jeden Fall hoben sie sich von ihrem dunklen Haut ton hervor. Sie machte einen etwas abgehetzten Eindruck. Was hatte sie wohl erlebt. Normalerweise mischt er sich nicht so gerne in die Belange anderer ein, aber seine Neugierde war doch größer als gedacht. Er drehte seinen Oberkörper leicht zu ihr nach hinten, lächelte höflich und frage: „Ist alles in Ordnung bei dir? Ähm entschuldige falls es mich nichts angeht, aber ich wollte nur fragen ob ich dir vielleicht helfen kann? ….“ Er stockte als ihm das gerade eben gesagte in den Sinn kam. Dann räusperte er sich und begann nochmal von vorne: „ Verzeih ich bin es nicht gewöhnt jemanden anderen anzusprechen und da habe ich einfach irgendein Grund gesucht. Ich hoffe ich habe dich nicht bei irgendwas gestört oder meine vorherige Frage hat dich abgeschreckt. Mein Name lautet übrigens Marcello und wie heißt du?“ Auf seinen Wangen hatte sich derweil eine verlegende Röte gebildet. Er hoffte wirklich sie nahm es ihm nicht übel.


    Kiandi hatte sich erstmal darauf beschränkt, aus dem Fenster zu starren. Das war nicht gerade die beste Ablenkung, hatte jedoch überraschenderweise irgendwie funktioniert. Deshalb brauchte sie einen Augenblick, bis sie bemerkte, dass jemand sie ansprach. Die Jugendliche wandte sich zum Ursprung der Stimme hin und erblickte einen Jungen mit gebräunter Haut, sowie dunklen Haaren und Augen. Wie so einige Leute aus der Anstalt hatte sie ihn bisher noch nicht kennengelernt. Seine Worte irritierten Kiandi zwar einerseits, auf der anderen Seite aber klang er sehr freundlich, ja sogar ziemlich sympathisch. Sie fragte sich für einen Moment, ob das einfach daran lag, dass er auch ein Erleuchteter war. Wie auch immer, wenn er schon das Gespräch begann, würde sie darauf eingehen. Es war eine willkommene Gelegenheit und so antwortete sie:
    "Ist schon ok. Ich bin Kiandi. Ich glaube, ich ... äh ... bin noch nicht so richtig angekommen. Es ist alles noch ein bisschen viel und ich kenn hier kaum jemanden." Die Worte waren schneller über ihre Lippen gekommen als erwartet. Aber eigentlich war Kiandi froh, das Thema in diese Richtung lenken zu können. Es gab Dinge, über die sie gerade nicht reden wollte.
    "Und, hm. Bist du auch neu hier?", wollte die junge Erleuchtete wissen.


    Er lächelte sie freundlicher an, da ihre Reaktion auf seine Frage so positiv ausgefallen ist. Sieht so aus als hätte er langsam Übung darin. Dann erwiderte er auf ihre Entgegnung: „ Wahrscheinlich hast du das öfters schon gehört aber mir gefällt dein Name. Hat der eine bestimmte Bedeutung? Wie war das? Du bist noch nicht richtig angekommen? Ah in Ordnung. Klar es kommen immer neue Geschwister, so nennen uns die Kinder der Leiterin, in die Anstalt und es laufen auch so viele dort herum das man leicht den Überblick verliert wer neu ist und wer nicht. Es dauert seine Zeit bis man sich daran gewöhnt hat.“ Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und vernahm ihre zweite Frage ob er neu hier wäre. Marcello schmunzelte leicht: „ Ob ich neu bin? Naja lass mich überlegen, eine gefühlte Ewigkeit bestimmt aber in Wirklichkeit auch erst seit vorgestern oder war es gestern? Also auch nicht allzu lange, aber hier vergeht die Zeit auch anders habe ich das Gefühl. Ob es daran liegt, dass wir uns als Erleuchtete uns sympathisch sind? Ich weiß es nicht. Außerdem war immer was los und da kommt man nicht zum Nachdenken.“ Sein Lächeln verstummte kurz und sein Blick senkte sich nach unten, dann kam sein Lächeln wieder und er sagte: „ Wenn du sonst noch Fragen haben solltest, kannst du sie gerne stellen. Ob ich sie auch beantworten kann, ist eine andere Frage.“


    Für einen Moment war Kiandi sprachlos. Sie musste jeden Tag neu begreifen, dass die Ansicht, die sie in den bisherigen Jahren ihres Lebens über die Welt gehabt hatte, nicht stimmte.
    "Nein. Das - weißt du, das hat noch nicht wirklich jemand zu mir gesagt. Ich kann mich zumindest nicht erinnern, das oft gehört zu haben." Das fünfzehnjährige Mädchen dachte an das Gefühl, dass sie immer wieder gespürt hatte.
    Ich kann nicht mit anderen Menschen zusammen sein. Ich kann mit ihnen nicht glücklich sein.
    Doch jetzt war alles anders. Kiandi hatte gar nicht gemerkt, dass sie den Kopf gesenkt hatte. Sie sah zu Marcello hoch und konnte nicht anders, als nun auch zu lächeln.
    "Aber ich freue mich, dass dir mein Name gefällt. Du bist also auch noch nicht so lange dabei, was? Da bin ich ja erleichtert, dass ich nicht die einzige bin." Diese Feststellung entlockte der Teenagerin ein leises, nervöses Lachen.
    Fragen? Fragen konnte man viele stellen. Doch die wirklich wichtigen Fragen konnte er nicht beantworten. Wo ging es hin und was erwartete sie am Ziel ihrer Reise? War Mitch noch am Leben? Nein! Sie durfte sich nicht wieder in den Strudel aus Angst und Ungewissheit ziehen lassen. Was nützte das schon?
    "Weißt du was", meinte Kiandi. "Kasumi, Alicia und die anderen haben mir schon viele Fragen beantwortet. Erzähl mir lieber was von dir. Ich würde gern deiner Stimme lauschen, sie klingt irgendwie so schön."



    Als er sie wegen ihres Namens gelobt hatte, schien sie sprachlos zu sein oder reagierte zumindest anhand ihres Gesichtsausdrucks überrascht. War sie es nicht gewöhnt? Dann als sie ihn anlächelte war auch er positiv zugetan. Es machte gleich einen herzlicheren Eindruck als wenn man nur finster oder gleichgültig durch die Welt läuft. In seiner Branche war das Lächeln das wichtigste gewesen, egal wie man selber im Inneren fühlt. Aber nur mit einem Lächeln konnte man sich verkaufen. Sie antwortete ihm dass es sie freute dass ihr Name ihm gefiel. Dann sagte sie ihm dass sie sie erleichtert darüber war, dass sie die einzigste Neue wäre. Marcello erwiderte: „ Sei unbesorgt, du bist nicht die einzigste. Manchmal kommt es einem so vor, als ob immer wieder Neue zu uns gekommen wären. Es kann sein dass ich mich verrechnet habe, wie lange mein Aufenthalt schon her ist aber es ist auf jeden Fall kürzer als eine Woche. Die gefühlte und tatsächlich erlebte Zeit ist unterschiedlich. Andere sind schon weitaus länger dort.“ Dann dachte über eventuelle Fragen nach, nahm er zumindest an, denn sie hatte eine kleine Pause eingelegt. Anschließend sagte sie das Alicia und Kasumi ihr schon viel erzählt hatten und dass sie lieber was von ihm selber hören würde. Sie fände seine Stimme so schön. Als sie das gesagt hatte, spürte er wie seine Wangen sich quasi erwärmen und Farbe annahmen. Sein Lächeln war total verlegen. Er war es nicht gewöhnt über sich selber zu sprechen und von sich aus was zu erzählen. Über das Kompliment freute er sich sehr. Dann gab er sich einen Ruck und sagte: „Also ähm klar Alicia und die anderen haben dich wahrscheinlich mit Informationen vollgestopft und es dauert bis man sich daran gewöhnt hat Vielen Dank für das Kompliment. Ähm. Ich bin ein wenig verlegen. Also ich soll von mir erzählen? Okay wo fange ich da an? Also ich komme aus dem kleinen Land Rhadesian, das liegt im südlichen Bereich von Erana. Die Stadt selber ist weniger wichtig, sie hat nichts Besonderes zu bieten. Sie sagt auch fast niemand was. Ich bin 16 Jahre alt und meine Stimme rührt daher dass ich seit dem ich jünger war auf der Bühne gestanden und gesungen sowie auch auf Instrumenten gespielt habe. Mein Vater arbeitete früher als Instrumentenbauer, ehe meine Karriere verwaltet hatte und meine Mutter war als Gesangslehrerin tätig. Nun ja ich muss dazusagen, bevor das Zeichen erschien, war ich ein normales Kind gewesen, danach erst kam meine Stimme zum Vorschein. Erst dann ging mein persönliches Leben den Bach runter. Ich meine klar ich hatte materiell gesehen alles was man haben kann. Meine Eltern waren sehr streng und verwalteten alles, aber das ist nebensächlich. Aber ansonsten hatte ich quasi nichts. Keine Freunde, niemanden mit dem ich sprechen konnte, denn aufgrund dessen dass ich anders war, hatte sich mir niemand genähert. Alle bekamen schon die Krise, wenn ich da war. Dann als ich auf Tournee war, spürte ich, dass mich ein Stern mich zu den anderen lockte und ich haute dann ab. Hier zu sein, bei den anderen macht mich dagegen glücklich. Hier akzeptiert man mich und es ist keine Abneigung zu spüren nur wenn man anders ist. Entschuldige wenn ich so lange rede, aber es wollte einfach mal raus.“


    Kiandi konnte auf eine gewisse Art und Weise verstehen, dass Marcello die Zeit, die er in der Morgan-Fox-Anstalt verbracht hatte, gar nicht mehr so einschätzen konnte. Für sie hatte es einem Leben eine ganz neue Wende gegeben. Vieles hatte sich schlagartig geändert und so erschien ihr altes Leben viel weiter weg als es eigentlich war. Sie fragte sich, ob sie mit den anderen dort wirklich ein Zuhause finden konnte. Schließlich schien trotzdem vieles unsicher zu sein. Andererseits sagte Marcello ja, dass einige Jugendliche schon länger dort lebten. Vielleicht würde ihr dieser Ort ja doch eine Zuflucht bleiben können.
    Marcello begann wieder zu sprechen und sofort spürte Kiandi wieder, wie angenehm seine Stimme war. Seine Verlegenheit war schon ein wenig knuffig. Irgendwie erinnerte sie das an Mitch. Er war auch oft ziemlich verlegen gewesen. Der Gedanke war bittersüß. Die junge Erleuchtete schob ihn beiseite. Schließlich wollte sie jetzt Marcello zuhören. Kiandi lauschte den Worten des Jungen mit Faszination und gleichzeitig hatte sie Mitgefühl. Sie wusste mittlerweile, dass alle Erleuchteten nicht so gut mit den Menschen klarkamen und das, was Marcello erzählte, konnte sie selbst sehr gut nachvollziehen.
    "Dafür musst du dich doch nicht entschuldigen", winkte sie ab. "Außerdem hab ich dich ja danach gefragt. Ich habe dir gerne zugehört."
    Sie überlegte einen Moment und meinte dann: "Dann hat deine Kraft also mit deiner Stimme zu tun? Das ist echt faszinierend. Trotzdem kann ich gut verstehen, dass das nicht einfach war. Ich hatte lange Zeit auch keine Freunde. Aber von was für einem Stern redest du da?"


    Es tat gut, dass Kiandi seiner Erzählung lauschte, ob sie es auch wirklich interessierte konnte er schlecht beurteilen. Aber es tat gut. Als er sich entschuldigte, weil er so lange geredet hatte, winkte sie ab und sagte ihm dass es nichts mache und dass sie ihm gerne zuhören würde. Diese Aussage von ihr ließ ihn doch erneut vor sich hin lächeln. Es freute ihn sehr. Sie überlegte daraufhin und sprach dann weiter. Kiandi fand es faszinierend dass eine Kraft was mit seiner Stimme zu tun hat. Sie verstand auch dass es nicht einfach gewesen sein mochte und sie hatte auch lange Zeit keine Freunde gehabt. Dann fragte sie von welchem Stern er denn redete? Nach dem sie geendet hatte, erschien abermals eine verlegene Röte auf seinen Wangen. Er konnte es nicht verhindern dass es geschah. Dazu war es ihm noch ein wenig unangenehm darüber sprechen zu müssen. Denn wenn er enden würde, dann würde sie sich sicher zurückziehen und nichts mehr von ihm wissen wollen. Dieses zukünftige Gefühl schmerzte ihn schon jetzt. Obwohl es albern war, denn er wusste ja nicht wie sie reagieren würde. Er gab sich einen Ruck und antwortete: „ Der Stern heißt Rosetta Liuroum, er ist ein Lichtstern und wichtig für uns Erleuchtete. Ich kenne mich da auch nicht so gut aus. Wenn dann musst du die anderen fragen, was es damit auf sich hat. Was das andere angeht, ja die Kraft hat was mit meiner Stimme zu tun. Ich kann damit die Handlungen meiner Mitmenschen beeinflussen oder auch manipulieren, damit sie tun was ich will. Aber dafür muss ich in ihre Augen sehen, damit die Verbindung hergestellt werden kann. Wenn die Verbindung mit den Augen länger andauert, bekomme ich Kopfschmerzen davon und es ist auch wichtig, wie es formuliere. Sonst endet es in einer Katastrophe. Das habe ich auch erst lernen müssen. Ich versuche meine Fähigkeit so wenig wie nur möglich zu nutzen, denn wer wird schon gerne beeinflusst.“ Er lächelte bitter. Dann fragte er: „ Was ist mit dir?“


    Soviel Kiandi in den letzten Tagen über die Erleuchteten gehört hatte - entweder sie hatte es in all den Informationen vergessen oder es war tatsächlich etwas Neues. Gut, sie musste jetzt nicht jedes Detail dazu wissen, aber es war interessant, dass dieser Stern offenbar auch eine Art Kraft ausstrahlte. Es hatte zumindest eine gewisse Wirkung auf Marcello gehabt und vermutlich war er da nicht der einzige gewesen.
    Als er Kiandi genauer beschrieb, was es mit seiner Kraft auf sich hatte, wurde ihr kurz ein wenig mulmig zumute. War deswegen seine Stimme also so angenehm? Sie konnte das mulmige Gefühl des Misstrauens, das in ihr hochkam, erst nicht abstellen. Dieser Junge war so nett, war das nur Täuschung? Kiandi hatte schon zu oft erlebt, dass vieles nicht so war, wie es schien. Doch andererseits - warum sollte er dann so ehrlich sein? Es wäre schlichtweg einfacher, sie im Dunkeln zu lassen. Etwas in der jungen Erleuchteten wollte nicht glauben, dass sie sich auch in diesem Menschen täuschte. Diese Gabe hatte ihn bis jetzt immer ohne Freunde dastehen lassen. Er sehnte sich wahrscheinlich sehr danach, dass ihm jemand wirklich Vertrauen schenkte. Im selben Moment reifte in Kiandi ein weiterer Gedanke.
    Er kann uns mit dieser Gabe wahrscheinlich sehr helfen. Angenommen sie kamen in eine brenzlige Situation gegen wen auch immer. Wenn Marcello dann jemanden, der ihnen feindlich gesinnt war, kurz beeinflussen konnte, würde das eventuell das Blatt zu ihren Gunsten wenden. Kiandi sah dem Jungen ihr gegenüber in die Augen. Er war schon wieder errötet.
    "Das stimmt. Ich wollte lange frei sein und konnte es nicht. Das ist ein furchtbares Gefühl. Diese Gabe muss Fluch und Segen zugleich sein, was? Aber sie kann uns in unserer bevorstehenden Mission sehr nützlich sein." Achja, nützlich. Das war irgendwie das Stichwort.
    "Im Gegensatz zu meiner. Also sie könnte es sein, wenn ich sie beherrschen würde", seufzte Kiandi und etwas Frust klang in ihrer Stimme mit. "Wenn ich es mal zustandebringe, kann ich sowas wie Durchgänge machen, wo keine sind. Also es ist wie eine Art Portal, dass ich zum Beispiel in eine Wand mache und dann kann man durchgehen. Das hält aber nur sehr kurz und ich krieg es willentlich nicht hin. Bis jetzt nur, wenn ich in Panik bin. Naja."
    Der Tatsache zum Trotz, dass sie damit immer noch unzufrieden war, war es durchaus interessant, etwas über die anderen Erleuchteten zu erfahren. Es schien so viele verschiedene übernatürliche Fähigkeiten zu geben und offenbar fiel es ja nicht nur Kiandi schwer, ihre Kraft zu kontrollieren.


    OT: Hier kommt ein Partnerpost mit der lieben @Destiny Moon! ^-^


    Kennt ihr das miese Gefühl, wenn man bei einem Wettbewerb alle Abgaben gelesen hat, zu allem handschriftliche Notizen gemacht hat, aber einfach nicht die Motivation zusammenkriegt, einen Vote zu posten?
    Wäre nicht der erste Wettbewerb bei dem ich nicht vote, obwohl ich alles fertig habe. Irgendwie kann ich mich in den letzten Jahren kaum durchringen solche Beiträge zu verfassen. Sowas spontanes wie hier im Plauder-Thema geht hingegen voll schnell X|

    Fehlende Motivation, wer kennt sie nicht. ^^'
    Vielleicht wäre es ein guter Ansatz, sich zu fragen: Warum bin ich unmotiviert? Aus welchem Grund (bzw. welchen Gründen) schiebe ich etwas vor mir her, obwohl ich alles habe, um es umzusetzen?
    Ich denke, wenn du das Problem eindeutig erkennst, wird die Suche nach der Lösung einfacher.