Beiträge von _Luna_

    Als Cora das Zimmer von Amber verließ, spürte sie, wie sich auch in ihr Müdigkeit breitmachte. Die junge Frau unterdrückte ein Gähnen. Sie hätte sich auf jeden Fall gerne schon zur Ruhe gelegt. Aber da warteten noch ein paar Kleinigkeiten, die erledigt werden wollten, bevor sie sich ins Bett verkriechen konnte. Und so ging Cora wieder die Treppe hinunter ins Erdgeschoss.
    Ihre erste Anlaufstation waren die PCs. Während der Computer hochfuhr, ließ sich die Siebzehnjährige auf dem Stuhl davor nieder und begann schon zu überlegen, was sie schreiben würde.
    Ich muss auf jeden Fall klarstellen, dass alles ok ist.
    Das war ja keine Lüge. Am besten, ich erwähne nicht zu viele Details. Noch während sie im Kopf die ersten Sätze formte, loggte sie sich in das Email-Programm ein. Doch dann lenkte etwas anderes die Aufmerksamkeit der reisenden Trainerin auf sich:
    Posteingang (1)
    Seit wann hatte sie neue Nachrichten? Cora fokussierte ihren Blick auf die Liste ihrer Mails. Ganz oben entdeckte sie sofort eine fett markierte Zeile.
    Von Ilona? Ok, das kommt doch etwas überraschend. Neugierig geworden öffnete sie die Nachricht. Ihre Augen flogen über den Text.


    Hi Cora!
    Naa, lange nichts voneinander gehört, was?


    Ganz bald ist ja wieder mal Hoenn-Liga und das werde ich mir natürlich nicht entgehen lassen!
    Bist du vielleicht auch mit dabei? Oder zumindest im Lande? Dann könnten wir uns mal wieder sehen, fänd ich toll!
    Sonst würde ich mich auch einfach freuen, von dir zu hören. Wie geht's dir so und was machst du grade?


    Ich bin zurzeit noch ein wenig in Hoenn unterwegs, bevor es dann nach Prachtpolis geht. Hab übrigens auch Eric getroffen.
    Die Welt ist halt mal wieder ein Dorf, was? ^^ Mal sehen, ob er es noch schafft, sich bis zur Liga zu qualifizieren.
    Bin jedenfalls gespannt, was du mir so schreibst! Bis dahin und bye! <3


    Ilona


    Cora schmunzelte und schüttelte den Kopf. Natürlich. Eigentlich war es nicht überraschend, dass diese Frau einfach überall auftauchte. Ilona war ständig am Reisen, Artikelschreiben und Bloggen. Das hatte sich also nicht geändert - warum auch? Es war auf jeden Fall ein verlockender Gedanke, sie mal wieder zu treffen. Die Frage war, ob das so einfach werden würde. Andererseits hatte Ilona für die meisten Probleme schnell eine Lösung parat. Wie auch immer, sie würde darüber nachdenken. Doch nicht jetzt. Cora schloss das Fenster und klickte auf den Button mit der Aufschrift "Neue Nachricht". Rasch tippte sie die Sätze an ihren Vater, änderte hier und da nochmal etwas ab, las das Ganze zwei weitere Male durch und schickte ihr Werk schließlich ab.
    "Puh", seufzte die junge Frau. Eine Sache geschafft. Für einen kurzen Moment blieb Cora im Stuhl sitzen. Dann raffte sie sich auf, meldete sich ab und schaltete den Computer aus. Noch bevor der vertraute Klang verkündete, dass das System heruntergefahren war, hatte sich die Siebzehnjährige schon auf den Weg nach draußen gemacht.


    Mittlerweile war es recht dunkel geworden. Von der Stadt tönten nur noch recht wenig Geräusche herüber. Viel mehr als der leichte Wind und das Rauschen der Wellen drang nicht an Coras Ohr, als sie ins Freie trat. Die Außenbeleuchtung des Centers schickte ein wenig Helligkeit in die Düsternis und doch schien es als machte das eher blind für alles, was sich außerhalb des Lichtkegels abspielte. Nicht, dass da viel gewesen wäre. Zumindest nichts, was man gehört hätte.
    Die rothaarige Trainerin rief ein weiteres Mal ihre Partner aus deren Pokébällen. Mit einem fröhlichen "Hoothoot" materialisierte sich Hora und sah - anfangs kurz geblendet - neugierig umher. Syra streckte sich kurz und verschwand bald in den Schatten. Das Eulenpokémon hüpfte ihr hinterher, blieb jedoch in der Nähe. Rafi gähnte herzhaft. Er war nicht ganz so bewegungshungrig, aber sein Körpersystem war ja auch eher auf Tagaktivität ausgelegt. Und daher ging es ihm vermutlich ähnlich wie seiner Trainerin. Seine Sinne waren nicht für die Dunkelheit gemacht. Während die anderen beiden Teammitglieder die Umgebung unsicher machten, trottete Rafi zur Bank, ließ sich dort nieder und sah Cora erwartungsvoll an. Sie folgte seiner Einladung, setzte sich und hob ihn zu sich hoch. Das Bisasam kuschelte sich an die junge Frau und schloss die Augen. Sie streichelte ihm liebevoll den Kopf.
    "Ach Mann. Was für ein Tag, hm?", seufzte Cora. Wenn ich mich jetzt nur wirklich entspannen könnte. Aber irgendwie konnte sie es nicht. Die junge Frau war müde, doch ihr Inneres ruhte definitiv noch nicht. Ihre Gedanken drifteten ständig zurück zu den letzten Ereignissen. Und obwohl sie versuchte sich davon abzuschotten und innerlich zu ihren eigenen Plänen überzugehen, blieb sie aufgewühlt. Ihr Blick glitt hinüber zu Hora und Syra, die sich gerade aus dem Dickicht nahe des Pokémoncenters schälten. Cora musste unwillkürlich an die Worte von Schwester Joy denken. Augen und Ohren überall. Sie fröstelte.
    "Bisa?" Rafi hob den Kopf. Er schien die Irritation seiner Trainerin zu spüren.
    "Alles gut", beschwichtigte sie ihn. "Ich bin nur geschafft von dieser Odyssee heute." Die Siebzehnjährige bemühte sich, ihre Anspannung herunterzuspielen. Zum Glück hatte ihr Hoothoot gerade genau das richtige Timing. Mit einem gut gelaunten Fiepen kam es ins Licht gehopst, eine hübsche Blüte im Schnabel. Hinter ihm schlenderte Syra herbei, die ebenfalls ein paar Blumen trug.
    "Wow, ihr zwei! Die sind ja hübsch!"
    Der Senator hielt Cora sein Mitbringsel hin, Freude und Stolz in der Miene. Als sie es angenommen hatte, nickte Hora mit dem Kopf in Richtung der Büsche, aus der sie gekommen waren. Dann zwitscherte er noch einmal und reckte die Brust vor. Syra grinste nur und stopfte sowohl ihm als auch Rafi eine der Blüten hinters Ohr. Dafür knuffte die kleine Eule sie in die Seite. Coras Miene hatte sich wieder aufgehellt. Diese kleine Gruppe war ihr Halt. Es war schon erstaunlich, wie schnell sie alle zusammengewachsen waren. Dabei waren sie noch gar nicht so lange miteinander unterwegs.
    Aber wir sind ja auch jeden Tag zusammen, dachte die junge Trainerin. Das macht viel aus. Rafi gähnte noch einmal und Cora tat es ihm gleich. Sie erhob sich von der Bank und hockte sich zu den anderen beiden Pokémon.
    "Sagt mal, die Blumen sind so hübsch. Soll ich vielleicht mal Schwester Joy fragen, ob sie ne Vase hat?"
    Syra zuckte mit den Achseln, doch Hora nickte bestimmt. Er untermalte das mit einem enthuasischen "Hoothoot!".
    "Bisa-sa-haaaam", gähnte Rafi und hüpfte von der Bank herunter. Dabei fiel seine Blume zu Boden. Flink ließ er eine Ranke herbeigleiten, hob sie auf und roch daran. Genussvoll sog das kleine Pflanzenpokémon den Duft der Blüte ein und reichte sie dann ebenfalls seiner Trainerin.
    "Ich bin sicher, die werden uns noch eine Weile erfreuen. Na dann, kommt mal wieder zurück." Ein roter Schimmer kündete noch von den drei Pokémon, dann verblasste selbst diese Ahnung von ihnen und Cora stand allein vor dem Center. Für einen kurzen Moment kehrte das Unbehagen zurück. Die junge Frau warf drehte sich noch einmal um. Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie das Gefühl selbst abschütteln, steckte die Pokébälle weg und trat ein. Ob Schwester Joy noch auf den Beinen war? Im Vierundzwanzigstundentakt konnte sie ja auch nicht arbeiten. Andererseits war es noch nicht mitten in der Nacht. So schritt Cora durch den Flur, öffnete die Tür zur Eingangshalle und schob sich hinein. Das Foyer war mittlerweile menschenleer und still. Es war ein bisschen komisch, hinter den Tresen zu treten und vor der Tür zu Joys Räumen zu stehen. Diesen Bereich betrat man sonst ja nicht. Nichtsdestotrotz hob die junge Trainerin die Hand und klopfte an.


    Joy atmete tief ein aus, während sie mit legerer rosafarben Freizeitklamotten bekleidet, sich in ihren teuren Massagesessel hineinkuschelte. Welch eine Wohltat. Endlich die Füße hochlegen und nichts tun. Sie freute sich immer wenn sie dem nachgeben konnte. Neben ihr stand auf einem kleinen Tischchen und ein Gerät dass mehrere Bilder von den Innenräume und den unmittelbaren Außenumgebungen zeigte. Mit Zoomfunktion. Die Auflösung war nicht sehr scharf, aber es genügte dass sie alles schön im Blick hatte. Sie hatte es für Notfälle einbauen lassen. So sah sie wenn ihre Patienten Probleme hatten oder ähnliches passierte, was Arceus verhüten möge. Natürlich kamen auch die Chaneiras zu ihr falls was uneinsehbares passieren würde. Das Gerät besaß zudem noch eine Fernsprecheinrichtung, doch nie nutzte sie seltener. Auf dem Tischchen befanden sich eine Kanne mit Sananabeerentee und eine Tasse. Dann lag noch ein dicker Schmöcker daneben. Das Lesezeichen befand sich direkt am Anfang, da sie nicht wirklich dazu kommt, intensiv zu lesen. Die Schwester griff gerade nach ihrer Tasse und nahm einen Schluck, als sie das Klopfen an ihrer Tür bemerkte. Sie seufzte innerlich. Warum konnte sie nie Feierabend haben? Die jungen Leute sollen doch schlafen, besonders um diese Uhrzeit. Wehe es war nicht wichtig. Langsam setzte sie sich auf, griff nach ihrem flauschigen rosafarbenen Morgenmantel, schlüpfte in ihre gleichfarbigen Pantoffeln. Sie setzte ein höfliches Lächeln auf. Ob sie es wollte oder auch nicht, aber sie konnte nichts verweigern. Zumindest sollte sie an hören was die junge Frau von ihr wollte. Ja sie hatte sie zuvor auf dem Monitor gesehen. Joy öffnete die Tür und fragte als sie sie sah: " Kann ich dir helfen? Ist irgendwas nicht in Ordnung ?"
    Schwester Joy war bereits in einen Morgenmantel gehüllt, was Cora sofort sagte, dass sie die Angelegenheit schnell hinter sich bringen wollte.
    "Entschuldigen Sie, dass ich so spät noch störe. Ich will Sie auch gar nicht lange beanspruchen", erklärte sie. "Aber Sie haben nicht zufällig eine ... äh .. Vase?"
    Cora versuchte sich an einem entschuldigenden Lächeln und hielt die exotischen Schönheiten hoch, die Hora und Syra gepflückt hatten.
    Joy musterte erst die junge Frau dann hörte sie zu was sie wollte. Ein versöhnliches lächeln glitt über ihre Lippen. Sie antwortete: " Warte kurz, ich müsste noch seine Vase für die Blumen irgendwo herumstehen haben. Möchtest du kurz mit reinkommen und warten? Ist bestimmt angenehmer als draußen zu warten." Sie hielt die Tür offen damit das Mädchen ihr folgen konnte. Normalerweise lud sie nur selten andere in ihre privaten Räumlichkeiten ein. Joy drehte sich um und hantierte in den vollen Wandregalen herum. In denen fanden sich viele Bücher, Bilder, Muscheln und diverse Gegenstände wieder. Sie fand auf Anhieb eine große Vase, die verziert war mit schönen Zeichnungen. Joy drehte sich zu ihr um und sagte: " Hier die müsste passen. Aber das war noch nicht alles nicht wahr? Hast du irgendwelche Sorgen? Braucht ihr Hilfe? Du kannst mir alles erzählen." Sie sah sie ernst an. Joy hatte das Gefühl dass ihr etwas auf der Seele lag.


    Cora folgte Schwester Joys Einladung eher zögerlich. Schließlich handelte es sich hier um deren Privaträume. Die junge Rothaarige wusste nicht viel mit sich anzufangen, doch Joy brauchte glücklicherweise auch nicht lange, bis sie eine Vase gefunden hatte.
    Cora betrachtete das schmucke Exemplar und bedankte sich:
    "Die ist wirklich wunderschön, vielen Dank!"
    Der forschende Blick, den die Pokémonkrankenschwester aber kurz darauf aufsetzte, gefiel Cora allerdings gar nicht. Natürlich war die momentane Situation nicht ganz einfach. Aber das sollte sie vielleicht alleine klären. Die junge Frau wollte sich Joy nicht unbedingt offenbaren und so versuchte sie es zunächst ein wenig ausweichend:
    "Naja.. Äh... Das ist eigentlich keine große Sache und ich möchte nun wirklich nicht weiter ihre Freizeit stehlen."
    Joy freute sich dass der jungen Frau die Vase so gut gefiel. Diese war auch wirklich gut geraten. Dann nachdem Joy sie angesprochen hatte ob sie Probleme hatte oder Hilfe bräuchte, denn ihr kam es so vor als läge der jungen Frau was auf der Seele, verneinte diese dies größtenteils. Sie meinte dass es keine große Sache wäre und sie wolle nicht ihre Freizeit stehlen.
    Joy´s ernster Blick wurde danach weich und ein wohlwollendes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie erwiderte: " Danke für deine Rücksichtnahme, aber glaube mir das macht mir nicht viel aus. Wie kann ich meine Freizeit genießen wenn jemand meine Hilfe braucht? Egal ob es sich um ein Mensch oder ein Pokémon handelt. Jeder braucht irgendjemand der für einen sorgt, sich kümmert oder auch nur mit einem redet. Ich erzähle es keinem weiter, wenn du mir was berichten willst. Du wirst dich besser fühlen. Aber es ist nur ein Angebot und es ist deine Sache ob du es annehmen willst oder nicht. Zwingen werde ich dich nicht. Du bist schließlich eine heranwachsende junge Frau und du hast das Recht fast alles zu tun was du möchtest."
    Schwester Joy machte es einem wirklich nicht leicht. Konnte sie nicht einfach so etwas sagen wie "Ja, ok. Dann gute Nacht"? Gleichzeitig drängte sie Cora zu nichts. Die junge Frau konnte nicht anders, als die Pokémonkrankenschwester schon allein für den letzten Satz zu mögen und zu achten. Was nun? Sollte sie vielleicht doch mit ihr sprechen? Wenn sie so darüber nachdachte, war es wahrscheinlich ganz gut, sich den Tag einfach von der Seele zu reden. Und dieser Frau vertraute Cora. Sie wusste einfach, dass Schwester Joy die richtige Person war, um über vieles zu reden.
    "Danke, das bedeutet mir viel", begann sie. "Naja, warum eigentlich nicht? Ich bin noch ziemlich geschafft von dem Tag. Sie kennen ja die Geschichte unserer Anreise. Das alleine hätte mir schon gereicht, aber es ist natürlich leider noch komplizierter. Die Gruppe scheint in ernste Schwierigkeiten verwickelt zu sein."
    Cora sah Schwester Joy ernst an.
    "Sie sagten ja, dass wir vorsichtig sein müssten, wem wir etwas anvertrauen und Sarah hatte mir von den Problemen mit der Polizei erzählt. Aber da ist irgendeine Verbrechergruppe im Spiel und die scheinen vor nichts zurückzuschrecken. Wenn Sie irgendwas wissen, was hilfreich wäre..." Sie unterbrach sich.
    "Nein ... Das müsste dann sowieso Sarah erfahren. Verstehen Sie, Schwester Joy. Ich kann da nicht mit. Ich belüge meinen Vater, damit er sich keine Sorgen macht und ich wüsste nicht mal wie - ..."
    Die junge Frau seufzte auf und fuhr sich durch das rote Haar.
    "Ich weiß einfach nicht, wohin ich gehen soll", stellte sie tonlos fest.


    Es fiel der jungen Frau nicht leicht sich zu öffnen, aber das verständlich, denn Joy war trotz allem eine Fremde. Ihr Anliegen schien die Gruppe zu betreffen mit der sie reise, um Probleme mit der Polizei und einer Verbrecherbande die diesen auf der Spur. Sie bat die Schwester ihr mit zuteilen was sie wusste um der Gruppe zu helfen, dann unterbrach sie sich und meinte dass es diese Sarah hören sollte, denn sie selber könne da nicht mitkommen. Sie müsse schon ihren Vater belügen, damit sich dieser keine Sorgen macht und sie sagte zum Schluss sie wisse nicht wohin sie als nächstes gehen soll?
    Alles an der jungen Frau strahlte Besorgnis und Angst aus. Das konnte Joy nachvollziehen. Sie überlegte ihre nächsten Worte und sagte dann: "Zuerst einmal möchte ich dir sagen, dass du nicht alleine bist. Vielen deiner Gruppenmitglieder machen sich Sorgen um das alles. Es ist verständlich. Was die Sache mit der Gruppe angeht, werde ich morgen noch was dazu sagen, aber du hast recht, es müssen alle mehr erfahren. Aber ich weiß auch nicht alles. Diese Geheimniskrämereien liegen mir nicht besonders. Nicht falsch verstehen, ich behalte diese für mich, aber es ist nicht gesund immer alles für sich zu behalten. Genauso wie dass keiner dem anderern traut. Manchmal muss man ein Risiko eingehen um weiter zu kommen. Was die Sache mit deinem Vater betrifft? Wieso musst du ihn anlügen? Genügt es ihm nicht zu wissen, dass du in Sicherheit bist und ihn liebst? Ich kann das nur schwer beurteilen. Wissen die anderen davon dass du vorhast sie zu verlassen? Was wenn ihnen was passieren würde, was Mew verhüten möge, würdest du dir Vorwürfe machen wenn du davon erfahren würdest? Das meine ich rein hypothetisch. Aber das weißt du ja." Sie lächelte ihr zu.
    Dann sagte sie: " Entschuldige ich wollte dir keine Angst einjagen, aber ich denke mir dass die anderen dir vertrauen und dein Wissen zu schätzen wissen. Wenn du sie Hals über Kopf verlässt dann ist das nicht gut für beide Seiten. Ihr braucht euch gegenseitig. Schlafe bitte nochmal darüber Bleibe solange bei ihnen bis ihr Faustauhaven wieder verlässt. Ich denke mir in Graphitport kann man leichter davon gehen als hier auf der Insel. Zudem habe ich gehört soll die Wetterstation hier sehr informativ sein und auch die Höhle ist immer eine Erkundung wert. Sonst haben wir hier nicht viel zu bieten. Na gut, den Arenaleiter gibt es noch, aber der hat auf seine Pflichten nicht wirklich Lust. Wenn man den Orden haben will, muss man eh hier solange ausharren und ihn im günstigen Moment erwischen. Der Kerl zu erwischen ist aber nicht einfach. Wie dem auch sei, schlafe nochmal darüber und morgen sieht die Welt schon ganz anders aus. Weiter kann ich dir in der Hinsicht auch nicht helfen. Gibt es sonst noch was, womit ich dir eine Hilfe sein kann?"
    Joy ließ sich einen Moment Zeit, bevor sie zu einer Antwort ansetzte. Während sie ihr zuhörte, fragte sich Cora gleichzeitig, ob a) ihre Entscheidung so gut gewesen war und b) sie wirklich gerade richtig hörte. Das war jedenfalls nichts, was die junge Trainerin erwartet hatte.
    Schon als es um die Gruppe ging, fühlte Cora sich unwohl. Gehörte sie denn wirklich dazu? Sie hatte nicht einmal vierundzwanzig Stunden mit den anderen verbracht und in dieser Zeit kaum mehr als eine Handvoll ihrer Mitglieder ein Stück weit kennengelernt. Es ging um mehr als nur einen spaßigen Trip durch die Region. Was band sie denn an diese Leute? Eine Pflicht zu helfen? Aber warum gerade sie? Die Teenagerin konnte nicht anders, als für einige Details ein wenig Unverständnis zu empfinden. Nichtsdestotrotz hatte Schwester Joy ein paar wichtige Dinge gesagt und Cora würde sich hüten, ihr ihre direkte Meinung an den Kopf zu werfen. Also antwortete sie ruhig, wenn auch vielleicht einen Hauch kühler:
    "Danke, ich werde über Ihre Worte nachdenken. Aber wenn ich meinem Vater die Wahrheit über den heutigen Tag und meine aktuelle Situation berichten würde, dann würde er sich viel zu viele Sorgen um mich machen. Und das würde bedeuten, dass nicht nur die Reise mit dieser Gruppe beendet wäre. Was den Arenaleiter angeht: Sie werden überrascht sein, aber ich sammle keine Orden. Das ist mir also völlig egal. Allerdings hatte ich so oder so vor, noch ein paar Tage auf der Insel zu bleiben. Ich denke, das war alles. Ich danke Ihnen für ihren Rat und die Hilfe. Die Gruppe wird sicher davon profitieren. Und jetzt will ich nicht weiter ihre Ruhe stören. Gute Nacht."
    Schwester Joy nickte.
    "Denk einfach noch einmal in Ruhe darüber nach. Danke, ich wünsche dir auch eine gute Nacht."
    Dann zog Cora sich behutsam aus dem Raum zurück. Ihr Kopf schwirrte noch von dem, was die Pokémonkrankenschwester ihr gesagt hatte. Sie würde wirklich Ruhe brauchen, um alles erst einmal zu ordnen und darüber nachzudenken. In der durch ihre Gedanken aufgewirbelten Stille ging sie den Flur entlang zurück, erklomm ein weiteres Mal die Treppe und machte noch einen kurzen Abstecher ins Badezimmer, um die Vase aufzufüllen. Leise schlich sie sich dann in ihr Zimmer und stellte die Blumen in ihrem neuen Gefäß auf den Tisch, der vom Mondlicht beleuchtet wurde. Dann kramte sie so geräuschlos wie möglich ein paar Dinge aus ihrem Rucksack, huschte noch ein weiteres Mal für ein paar Minuten ins Bad und konnte sich bald endlich in ihr Bett kuscheln. Die Müdigkeit übermannte Coras Gedankenströme schließlich und nach wenigen Minuten war die junge Pokémontrainerin eingeschlafen.



    So, nach diesem langen Abend darf Cora sich jetzt auch ihre Nachtruhe gönnen. Das Gespräch mit Schwester Joy gibt's dank freundlicher Unterstütung von @Destiny Moon dazu. Vielen Dank nochmal. :)

    So, es ist Zeit, ist es nicht? ^^' Sorry an alle, die ewig lange warten mussten. Aber ich habe mir geschworen, diese Geschichte weiterzuschreiben, auch wenn's von Kapitel zu Kapitel - ähem - ein wenig dauert.
    Doch erstmal einen


    Achja: Warnung! Es kann zu fehlenden Leerzeichen kommen ;) .



    Unbarmherzig


    Unbarmherzig riss der Gong Cizan aus dem Schlaf. Während der junge Mann noch müde stöhnte, sprangen die anderen neben ihm von ihren Lagern auf. Ihre hektischen Schritte dröhnten über den Holzboden und holten Cizan vollends in die Realität zurück. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und stemmte sich wie in Zeitlupe von seinem Schlafplatz hoch. Der Raum hatte sich schon größtenteils geleert, nur hier und da blinzelten noch verschlafene Gesichter in den neuen Tag. Es waren die Rekruten, die am Abend vorher mit Cizan angekommen waren. Wenn die anderen schon weg waren, hieß das wahrscheinlich, dass er sich beeilen sollte. Also raffte der junge Mann sich auf, zog sich an und trottete wenig später ebenfalls in den Gang hinaus. Der Gong bedeutete Essenszeit, das fiel ihm schnell wieder ein. Aber wo war nochmal der Speisesaal? Cizan versuchte sich die Worte des Hauptmanns ins Gedächtnis zu rufen.
    Was hat Ima gesagt? Gong, Morgenmahl. Dann ein Gong zur Mittagspause. Nein – jede Mahlzeit beginnt und endet mit dem Gong. Morgenmahl, Mittagsmahl, Abendessen. Drei Mahlzeiten.
    Er seufzte. So richtig wach war er noch nicht. Eine Stimme schreckte ihn aus seinen Gedanken auf:
    „Na, schläfst du noch?“ Ein breitschultriger junger Mann marschierte an ihm vorbei und nickte ihm zu. „Komm, machen wir hinne. Sonst ist am Ende kein Essen mehr für uns übrig.“ Er lachte und ging die Treppe hinunter. Cizan ließ sich das nicht zweimal sagen und folgte ihm.
    Der Speisesaal war bereits gerammelt voll. Essensdunst und Stimmengewirr schlugen Cizan entgegen, als er nach dem Breitschultrigen die Halle betrat. Auch hier hatten die Hauptleute dafür gesorgt, dass alle Soldaten in ihren jeweiligen Altersgruppen zusammensaßen. Sah man genauer hin, war erkennbar, dass die älteren Krieger die Tische im rechten Teil des Raumes belegten und sich links die jüngsten tummelten. Die Frauen und die Hauptleute waren die Einzigen, die von dieser Aufteilung ausgenommen waren. Aber das lag vermutlicherweise daran, dass sie schlichtweg viel weniger Leute zählten. Während seines Weges durch die Halle sah der junge Mann sich nach dem Tisch um, wo die anderen Jungen aus seinem Schlafraum sitzen mussten. Nach kurzem Suchen hatte er ihn erspäht und freie Plätze gab es zum Glück auch noch.
    Der Mann an der Essensausgabe hatte definitiv schon mehr als fünfzig Sommer gesehen. Er kratzte sich unter dem Stoffband, das seine grauen Locken im Zaum hielt und sah zu den Soldaten auf. Mit ein paar geübten Handgriffen schnappte der Alte zwei Teller und belud sie mit Eiern, Bohnen sowie etwas, das aussah wie Getreidebrei. Das schob er über die dunkle, hölzerne Theke. Nur wenig später folgten je ein großer Krug mit Wasser nebst Messer, Gabel und Löffel.
    "Habt Dank", richtete sich Cizan an den Grauhaarigen und nahm das Essen entgegen. Dieser hob kurz die Augenbrauen. Dann schlich sich für einen Moment ein Schmunzeln auf sein Gesicht. Mit einem heiseren Lachen erwiderte er:
    "Ich tu dir deswegen nicht mehr drauf. Aber sag das ruhig immer wieder. Dann glaub ich vielleicht wieder an Zeichen und Wunder."
    Cizan war sich nicht ganz sicher, was er darauf antworten sollte. Also nickte er nur und balancierte sein Frühstück zu den Tischen der Jüngeren, wo sich bereits eifrig darüber unterhalten wurde, was sie an diesem Tag wohl erwarten würde.


    Nach dem Morgenmahl versammelte Lord Naer seine neuen Schützlinge auf dem Hof am Nordturm. Neben Cizan gehörten noch neun andere Jungen zu der Gruppe. Bis auf einen waren sie allesamt jünger als er. Einige schienen gerade mal fünfzehn Jahre alt zu sein. Der Lord sparte sich eine aufwändige Begrüßung und kam gleich zur Sache:
    „Aufgepasst, Rekruten! Wir fangen heute mit einem Lauf entlang der Festungsmauer an. Ich teile euch in zwei Gruppen. Die, die als letzte ankommt, wird mit dem Mittagsgong eine weitere Runde laufen müssen. Schlagt euch gleich aus dem Kopf, eine Abkürzung nehmen zu wollen. Auf die Idee sind schon andere vor euch gekommen und haben gemerkt, dass das keine kluge Entscheidung war.“
    Wie will er das überprüfen?, überlegte Cizan. Ist aber wahrscheinlich besser für mich, wenn ich nicht versuche, das rauszufinden. Der Lord würde schon seine Vorkehrungen getroffen haben.
    „Naer eins, drei, fünf, sieben und neun. Ihr bildet eine Gruppe. Naer zwei, vier, sechs, acht und zehn. Ihr seid Gruppe zwei. Auf mein Signal lauft ihr los“, beendete der Hauptmann seine Erklärung. Dann hob er den Arm.
    „Fertig!“ Die Stimme des Lords schien die Luft zu zerschneiden.
    „Los!“ Wie eine Herde aufgeschreckter Tiere stürzten die jungen Rekruten davon.
    Die Übung brachte ihnen gleich die erste Lektion bei: Das Gelände der Festung Brekan war groß. Sehr groß. Die Runde erschien wie eine Ewigkeit und einige der Jungen hatten sich am Anfang etwas übernommen. Schwer atmend kamen sie wieder beim Nordturm an. Einige von ihnen waren kurz davor, schlapp zu machen. Cizan war erschöpft, aber erleichtert. Lord Naer verkündete mit dem Eintreffen des Letzten, dass die zweite Gruppe zuerst komplett angekommen war und somit keine Extra-Runde aufgebrummt bekam. Dann gebot er den Rekruten, ihm zu folgen. Sie marschierten über den Hof und kamen an einigen abgegrenzten Arealen vorbei. Dies schien der Ort zu sein, wo die Soldaten trainierten. Man sah Krieger, welche diverse Nahkampftechniken ein ums andere Mal wiederholten, eine Bahn für Reiter, aber auch eine Riege Bogenschützen, die ihre Pfeile in mit Stroh ausgestopfte Puppen jagten.
    Ihr Ziel war einer dieser Übungsplätze. Würden sie heute etwa schon mit dem Kampftraining beginnen? Cizan konnte zumindest Waffenständer mit Schwertern erkennen. Ein paar Exemplare bestanden offenbar aus Holz und waren vermutlich nur für Grundübungen gedacht. Daneben entdeckte der junge Mann aber auch echte Schwerter und einige Schilde. Sobald die Jungen sich aufgereiht hatten, begann Lord Naer mit einigen harsch gebellten Anweisungen:
    „So, Rekruten. Ab heute habt ihr zwei neue beste Freunde: Euer Schwert und euren Schild. Je besser ihr damit umgehen könnt, desto länger lebt ihr auch.“ Er ging zu den Waffen und nahm zwei der Holzschwerter. Dann stellte er sich wieder vor der Gruppe auf.
    „Naer Nummer sieben!“
    „Jawohl, Hauptmann“, antwortete ein schmächtiger Junge direkt neben Cizan. Der Lord nickte und hielt ihm eins der Schwerter hin.
    „Hier, nimm das.“ Der Rekrut war offensichtlich ein wenig verunsichert, befolgte aber die Anweisung seines Vorgesetzten.
    „Jetzt greif mich an“, befahl dieser. Einen Moment zögerte der Junge. Dann hob er die Waffe, holte aus und schlug nach dem Soldat vor ihm. Dieser schritt elegant beiseite und trat dem Angreifer gleich darauf das Schwert aus der Hand.
    „Zurück in die Reihe, Nummer sieben“, wies er den Rekrut an. Als der bedröppelte Schüler sich wieder eingeordnet hatte, fuhr er fort:
    „Wie ihr seht gibt es einen Unterschied zwischen Kämpfen und mit dem Schwert herumfuchteln. Ich werde euch heute mit einigen Grundtechniken vertraut machen. Die werdet ihr bis zur Mittagspause üben. Danach kommt ihr wieder hierher zum Trainingsplatz und macht damit weiter.“
    Er ließ seinen Blick kurz auf den jungen Männern ruhen.
    „Verstanden?“
    „Jawohl, Hauptmann“, kam es halbwegs einstimmig, wenn auch verbesserungswürdig von den Rekruten. Für den Lord war das auf keinen Fall gut genug.
    „Hören sich so etwa Krieger an? Ihr seid hier bei der Armee! Wenn ihr euch weiter so benehmt wie ein Haufen Bauerntölpel, dann werdet ihr auf dem Schlachtfeld keine fünf Minuten überleben!“, brüllte er. „Habt ihr mich verstanden?“
    „Jawohl, Hauptmann!“ Das war wesentlich zackiger gewesen. Doch auf dem Gesicht des Ausbilders ließ sich kein Zeichen von Anerkennung entdecken. Seine Miene blieb eisern.
    „Es wird nicht herumgetrödelt! Der Letzte, der nach dem Mittag wieder hier ankommt, putzt heute Abend die Latrine“, kündigte er an. Es war mittlerweile allen klar, warum die anderen Soldaten sich ständig so beeilten.
    Den ganzen Vormittag über lernten Cizan und die Anderen, wie man richtig stand, das Schwert korrekt hielt und wie man es führte. Das wiederholten sie bis zum Erbrechen. Pausen gab es nur, wenn der Lord etwas erklärte. Mit dem erlösenden Mittagsgong räumten die gebeutelten Schüler ihre Trainingsgeräte auf und trabten zum Nordturm.


    Am Nachmittag setzten die Rekruten dort an, wo sie aufgehört hatten. Lord Naer prüfte, wie gut sie die neuen Techniken bereits anwendeten.
    „Naer drei, dich pustet der nächste Windhauch um“, kommentierte er die Standfestigkeit eines blonden Jungen. Mit einem gekonnten Schlag brachte der Ausbilder seinen Schüler aus dem Gleichgewicht und schickte ihn zu Boden.
    „Aufstehen und nochmal! Die Beine parallel!“ Der Junge presste die Lippen zusammen und stemmte sich wieder hoch. Dann versuchte er es erneut – nicht ohne ein weiteres Mal von dem Hauptmann zusammengestaucht zu werden.
    „Nennst du das etwa parallel?!“
    Es gab fast keinen Rekruten, an dem der Lord nichts auszusetzen hatte. Cizan gab sein Bestes, alles so auszuführen, wie er es von dem alten Meister gelernt hatte.
    „Du beugst dich zu weit vor, Nummer acht.“ Sofort korrigierte der junge Mann seine Haltung und hoffte, das würde seinen Lehrer zufriedenstellen.
    „Besser“, war dessen Bewertung, während er sich Nummer neun zuwandte.
    Am Ende des Tages war Cizan völlig fertig. Das Training war anstrengend und fordernd gewesen. Seine Muskeln brannten. Wie ein Sack Mehl schleppte er sich mit den anderen zum Abendessen. Es gab abermals einfache, nahrhafte Kost. Doch nach einem harten Tag schmeckte jedes Essen gut genug. Das war für den Bauernsohn ohnehin nichts Neues. Ähnlich verhielt es sich mit dem Schlafplatz.
    „Hey, fehlt da nicht einer?“, fragte irgendjemand in die Runde, während Cizan sich seine Decke überwarf.
    „Angis muss doch noch Latrine putzen“, erwiderte ein anderer Rekrut.
    „Ach ja, stimmt ja. Na hoffentlich wäscht er sich danach nochmal.“ Vereinzeltes Gelächter kam auf, ebbte jedoch schnell wieder ab.
    „Armes Schwein“, seufzte ein Junge.
    Es wurde schnell recht ruhig im Schlafsaal. Nur hier und da waren ein paar leise Gespräche zu hören. Cizan blendete sie aus. Er war hundemüde. Der Tag war wie im Flug vergangen. Wie seltsam sich das alles anfühlte. So unwirklich, als würde es gar nicht ihm passieren. Gerade eben noch war die Welt normal gewesen und nun? Jetzt war er hier, lernte zu kämpfen, weit weg von Zuhause. Die Aussicht auf Rückkehr war ungewiss.
    „Mama, Vater, Josa. Wahrscheinlich sehe ich euch nie wieder!“ Ein Teil von ihm wollte das nicht akzeptieren. Es sollte nicht wahr sein!
    Vielleicht -“, flüsterte er. „Vielleicht kann ich es schaffen. Wenn ich überlebe, kann ich zurückkehren. Ich muss es wenigstens versuchen.“ Das war eigentlich ein lächerlicher Gedanke. Doch es war auch das Einzige, was Cizan blieb. Mit diesem Gedanken im Herzen schloss er die Augen und nur einen Moment später hatte der Schlaf ihn übermannt.

    Larvitar blickte zum Tisch hoch und sah, dass seine Trainerin gerade am einschlafen war. Wie unhöflich! Ihre Tischnachbarin war doch so lieb und hatte ihr Gesellschaft geleistet und jetzt ignorierte sie sie einfach? Das konnte der Traditionalist nicht so stehen lassen und liess seine kleinen Knöchel leise knacksen, bevor er sich in Stellung begab und gerade einige unsanfte Steine in die Richtung seiner Trainerin schleudern wollte. Das hatte letztes Mal so gut geklappt - als Amber plötzlich die Augen aufriss.
    Das Anstubsen hatte sie erschreckt und sofort riss sie die Arme schützend über ihren Kopf um nicht von den Steinen getroffen zu werden.
    ... Aber da waren keine Steine. Amber blinzelte durch ihre Schutzmauer hindurch und konnte unter dem Tisch Larvitar sehen, der sich die kleine Pfote vor die Augen hielt und peinlich berührt den Kopf schüttelte.
    Sie drehte sich um und erblickte Cora. Erleichtert liess sie ihre Arme sinken und lächelte dankbar: "Entschuldige, bin wohl kurz eingeschlafen. Ich hatte schon mit dem Schlimmsten gerrechnet ..."
    Sie strich sich etwas verlegen durch die Haare und über ihren Zopf und lächelte: "Bin dir was schuldig!"
    Dann machte sie anstalten sich zu erheben, wurde aber von einer Schwärze begrüsst, die sie so schon lange nicht mehr erlebt hatte. Sie liess sich sofort zurück auf den Bank gleiten und hielt sich die Hand an den Kopf. Die Erschöpfung hatte sie nun endgültig eingeholt. Jede Faser ihres Körpers fühlte sich schwer und ausgelaugt an. Sie konnte sich nur noch mit Mühe gerade am Tisch halten und wusste es würde ein Krampf werden in ihr Zimmer nach oben zu kommen.
    Ein leiser Fluch verliess ihre Lippen. Ihr Gesteins-Pokémon war an ihrer Seite, blickte sie mit leisen Fiep-Lauten besorgt an und stützte seine Partnerin so gut es seine Grösse zu liess. Beinahe hätte er einen Fehler begangen. Seine Traditionsliebe hätte beinahe seiner Partnerin geschadet. Er musste Amber in's Bett bringen. Entschlossen wandte sich das grüne Wesen an Cora und begann sie flehend anzu sehen. Mit einem fragenden Geräusch wollte er auf die Probleme seiner Trainerin aufmerksam machen.


    Amber schreckte hoch, ein wenig heftiger als erwartet. Aber wie ihre Antwort zeigte, hatte sie natürlich zuerst eine Salve Steine vermutet. Da war ihre Reaktion nur verständlich. Sie hatte sich recht schnell wieder entspannt. Trotzdem konnte man der jungen Frau ansehen, dass ihr das Ganze etwas peinlich war.
    "Ach Quatsch, dafür bist du mir doch nichts schuldig", antwortete Cora ihrerseits mit einem Schmunzeln. Dieses verwandelte sich jedoch im nächsten Moment in Besorgnis, als Amber aufzustehen versuchte. Die zierliche Frau schien für einen Augenblick desorientiert und sank gleich darauf zurück auf ihren Sitzplatz. Es sah allerdings nicht so aus, als ob sich ihr Zustand dadurch großartig besserte. Vermutlich hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt ihre Reserven mobilisiert, um die Erschöpfung zurückzuhalten und nun war Ende im Gelände.
    Oh, oh, dachte Cora bei sich. Sie ist ja wirklich völlig fertig. Amber brauchte dringend Ruhe, das konnte man ihr ansehen. Sie hatte das wohl auch realisiert und war offenbar nicht unbedingt glücklich damit. Ein Fiepen lenkte den Blick der rothaarigen Trainerin nach unten auf das Larvitar. Der Ausdruck auf seinem Gesicht hatte sich geändert. Es sorgte sich wahrscheinlich ebenfalls um Amber. Cora setzte ein ermutigendes Lächeln auf und wandte sich dann an Amber.
    "Hey, geht's dir gut?", wollte sie wissen. "Brauchst du vielleicht Hilfe?"


    Larvitar deutete Amber sich nach oben zu orientieren. Die blonde Frau wandte sich nach oben und erblickte die etwas besorgten Seelenspiegel von Cora.
    Mit Mühe konnte sie die gesprochenen Worte von den Lippen der besorgten Kollegin ablesen und atmete geschlagen aus.
    "Etwas Hilfe wäre evtl nicht schlecht ..."
    Die Kleine strich sich nochmals übers Gesicht und versuchte neue Kraft zu schöpfen. Sie drehte sich etwas ab und stemmte ihre müden Glieder hoch. Mit der Gewissheit, jemanden da zu haben, der ihr Helfen würde, konnte sie die aufrechte Position einige Sekunden lang halten. Ihre braunen Rehaugen blickten müde und unfokusiert in Coras Richtung und sie versuchte ein entschuldigendes Lächeln. Ein leises "Tschuldigung" verliess ihre kratzende Kehle und sie lehnte sich erschöpft an ihre Rothaarige Rettung. Larvitar stützte seine Trainerin so gut er konnte an ihren Beinen und versuchte trotz seiner kleinen Körpergrösse eine Hilfe zu sein. Entschlossen sich nützlich zu machen, deutet er Cora an, ihm zu follgen. Das grüne Wesen wusste schliesslich welches Zimmer die Blonde bezogen hatte.


    Amber bejahte ihre Frage und so zögerte Cora nicht lange. Als ihre Tischnachbarin sich ein weiteres Mal hochstemmte, stützte die rothaarige Trainerin sie. Langsam half sie ihr dann, vom Tisch aufzustehen. Ambers Kraftlosigkeit schlug sich ebenfalls in ihrer Stimme nieder und so konnte Cora die leise gemurmelte Entschuldigung kaum verstehen. Nicht ganz so souverän wie gewollt, aber dafür trotzdem bemüht bugsierte sie ihre müde Begleitung und sich zur Tür. Larvitar kam mit ihnen und zeigte mit einer Geste an, dass es offenbar wusste, wohin genau es gehen sollte. Zuersteinmal mussten sie es aber sowieso hinaus, durch den Flur und vor allem nach oben schaffen.
    Warum liegen die Zimmer eigentlich nochmal im ersten Stock?, fragte Cora sich und seufzte in Gedanken auf. Aber egal, das war ja kein unüberwindbares Hindernis. Es dauerte nur seine Zeit.
    Naja, wir sind ja nicht auf der Flucht, dachte die junge Trainerin, korrigierte sich aber gleich. Obwohl... Nun, nicht mehr so ganz zumindest. Dann fokussierte Cora ihre Konzentration auf das Ziel, sich und Amber die Treppe hinaufzubringen und es der blonden jungen Frau so leicht wie möglich zu machen. Nach einiger Anstrengung hatten sie es jedoch geschafft. Jetzt war Ambers Partner gefragt.
    "Ok, Larvitar. Wo geht's jetzt lang?"

    Amber konzentrierte sich darauf nicht zu stolpern und schaffte dies zum Glück auch dank Coras Hilfe. Sie hatte ihre Augen stellenweise für einige Sekunden geschlossen und verliess sich zu 100% auf die Rothaarige. Larvitar wartete schon oben auf der Treppe und als Cora ihn dann ansprach, ging er, langsam so dass die Beiden ihm ohne Mühe follgen konnten den Flur entlang und ging in Ambers zuvor ausgesuchtes Zimmer hinein. Das grüne Pokémon orientierte sich in Sekundenbruchteilen und sah Mikaels-Pullover, den Amber feinsäuberlich über die Bettpfosten gelegt hatte und steuerte darauf zu. Amber erkannte ihr Zimmer und ein erleichtertes Seuzfen kam etwas kratzig über ihre Lippen. Dakbar liess sie sich auf das Bett niedersinken und öffnete ihren Mund um Cora zu danken.
    Ein krächtzen verliess ihre Kehle, das mit etwas Fantasie als "Danke!" zu übersetzen war. Larvitar räusperte sich vernehmlich und verbäute sich tief vor der jungen Frau, die seine Partnerin eben noch unterstützt hatte. Das kleine Gesteinspokémon kniff die Augen zusammen und gab einen hohen fiependen Laut von sich. Auch das war als ein Danke zu verstehen. Amber fielen immer wieder die Augen zu, aber sie bemühte sich nicht einfach in die einladende Schwärze zu entgleiten.


    Larvitar lief schon voraus und signalisierte Cora so, wo es langging. Sie folgten dem kleinen Gesteinspokémon durch den Flur des Obergeschosses. Amber verließ sich scheinbar völlig auf sie. Es war schon fast rührend und zugleich ein wenig seltsam für Cora. Gut, es war nicht viel dabei, mal jemanden ins Bett zu bringen, der sehr müde war. Aber die Art wie die zierliche, blonde Frau ihr vertraute, machte sie nachdenklich. Die junge Trainerin wusste, dass sie das wahrscheinlich nicht so einfach gekonnt hätte.
    Als sie das Zimmer betraten, kam wieder ein wenig mehr Regung in Ambers Körper. Die junge Frau ließ sich auf ihr Bett sinken und wollte offensichtlich etwas sagen. Ihre Stimme hatte nicht mehr wirklich Kraft, doch es war auch so verständlich, worum es ging. Das Larvitar untermalte das zusätzlich noch.
    "Hey, keine Ursache. Jetzt ruh dich erstmal aus", sagte Cora. "Brauchst du noch irgendwas?", wollte sie dann wissen. So wie Amber aussah, würde sie gleich im Sitzen einschlafen.


    Amber war so müde, sie hatte beim besten Willen keine Ahnung, was Cora noch sagte, sie kniff die Augen zusammen, blinzelte einige Male und gab sich die grösste Mühe von Coras Lippen zu lesen, doch es wollte nicht klappen. Sie merkte, dass sie sich etwas vor gebäugt hatte um die Lippen ihres Gegenübers besser sehen zu können. Dies korrigierte sie nun und versuchte sich die paar Centimeter wieder auf zu richten.
    Larvitar hatte es in der Zwischenzeit aufs Bett geschafft und schüttetle so gut es eben ging das Kopfkissen aus. Dann begann es an der Decke zu ziehen um sie unter Amber hervor zu holen.
    Diese lächelte überrascht, erhob sich etwas und wollte Cora signalisieren, dass alles gut war. Bevor sie sich versah, hatte sie ihre Hände zu Hilfe genommen und Danke Cora nochmals.
    Die Finger ihrer rechten Hand berührten ihn Kinn als sie begann das Wort mit ihren Lippen zu Formen - ohne Ton. Dann bewegte sie ihre Hand in einer geübten, eleganten Geste nach unten, sodass ihre Handfläche nun nach oben zeigte und ihre Hand in Coras Richtung. Sie realisierte es erst nicht dass es Gebärdensprache war - dann fiel ihr ein, dass die wenigsten Menschen fliessend waren in Gebärden, deswegen versuchte sie es nochmals, dieses Mal mit einem bekannteren Zeichen. Ihr Daumen berührte ihren Zeigefinger, so dass ein kleiner Kreis enstand und die anderen Finger ihrer Hand spreitzte sie leicht von ihrer Hand weg. Dabei formt sie Okay - und lächelte matt.
    Das würde hoffenltich besser funktionieren.
    Larvitar hatte es in der Zwischenzeit geschafft die Decke zurück zu schlagen und drängte Amber sich hin zu legen.


    Es dauerte einen Moment, bis Amber auf ihre Frage reagierte. Sie machte ein Handzeichen, das Cora allerdings wenig sagte. Das war ein wenig verwirrend, doch kurz darauf folgte ein weiteres, dass der rothaarigen Trainerin mehr sagte. Alles okay also. Und wie sie sah, hatte Amber auch einen fleißigen Helfer an ihrer Seite, der bereits mit einigem Eifer das Bett zurechtmachte. Das war irgendwie ziemlich knuffig, aber Cora hütete sich, das zu sagen. Nun, das bestätigte, dass ihre Mission hier beendet war. Sie würde nun der müden, jungen Frau ihre Nachtruhe lassen.
    "Wie ich sehe, bist du gut versorgt. Na dann gute Nacht, ihr zwei." Mit diesen Worten erwiderte Cora Ambers Lächeln, wandte sich dann um und verließ den Raum.


    Als Amber Coras Lächeln sah und dann noch wie sich die junge Frau umdrehte, konnte sich Amber nicht mehr aufrecht halten und sackte in die Kissen. Sie blickte nocheinmal dankbar zu Larvitar und war auch schon im Land der Träume angekommen.
    Larvitar deckte seine Partnerin liebevoll zu, strich ihr über die Wange und seuftzte leise. Er hatte heute dank seines Gestins-Wesens nicht wirklich viel ausrichten können. Was fiel den blöden Wasser auch ein, einen so riesigen Ozean zu bilden ...
    Das kleine grüne Wesen legte sich dicht neben seine Partnerin und machte ebenfalls seine Augen zu um Ruhe und Erhohlung zu finden. Er müsste stärker werden und seine Wasser-Angst überwinden.


    OT: Hey, ihr Lieben! Damit hat sich erfüllt, was @Nerubina bereits angekündigt hat: Hier kommt unser Partnerpost. ^-^ Euch noch einen schönen Rest vom dritten Advent! :)

    Einerseits schien normaler Tagesbetrieb zu sein, als Kiandi durch den Flur schritt. Und das war auch irgendwo so. Trotzdem konnte sie spüren, wie sich die Stimmung seit Alicias Ankündigung verändert hatte. Doch für die Erleuchtete floss alles um sie herum dahin und war nebensächlich. Sie konnte nicht anders, als es auszublenden, weil andere Gedanken sie gefangen hielten. Der Kloß aus Sorge und Angst vor dem, was sie erwarten würde (und einer gewissen Unzufriedenheit, dass sie es nicht wusste) wollte nicht gehen. Trotzdem hatte Kiandi sich bisher nicht getraut, Alicia noch einmal anzusprechen und nach genaueren Details der Vision zu fragen. Auch das machte sie unzufrieden. Aber es nützte nichts. Vielleicht wollte ein Teil von ihr auch gar nichts wissen. Dieser fürchtete sich, davon überrollt zu werden. Kiandi fröstelte. Warum konnte sie ihren Kopf nicht einfach leer machen? Das Mädchen wusste, dass ihr diese ganzen Sorgen nicht helfen würden. Doch Wissen allein reichte eben nicht.
    Sie stieß die Tür zu ihrem Zimmer auf. Ihr schönes, helles, sauberes und gemütliches Zimmer. Es schien ihr immer noch unwirklich. Kiandi griff sich Mitchs Rucksack. Aber was sollte sie eigentlich mitnehmen? Sie hatte ja nichtmal viel. Und was würde sie überhaupt brauchen?
    Na toll, dachte sie und schloss kurz die Augen. Da wollte ich den Kopf leer haben und es funktioniert genau im falschen Moment.
    Die junge Erleuchtete versuchte sich zu konzentrieren und scannte den Raum. Dann musterte sie den momentanen Inhalt des Rucksacks und entschied sich einen Moment später dafür, noch einmal Ersatzklamotten und eine leichte Jacke mit einzupacken. Man wusste ja nie. Dazu gesellte sich kurz darauf eine frisch aufgefüllte Plastikflasche, die neben der noch immer unangerührten Tüte "Mr. Frog" platznahm. Kiandi hatte es bisher immer noch nicht übers Herz gebracht, die Süßigkeiten anzureißen. Vielleicht war das umso besser, das konnte ihr auf der Fahrt möglicherweise helfen.
    Nachdem sie alles verstaut hatte, warf sich die Fünfzehnjährige den Rucksack über die Schulter, verließ das Zimmer und trabte nach unten auf den Hof. Der zitronengelbe Bus war nicht zu übersehen. Als Kiandi sich näherte, bemerkte sie, dass sich schon einige andere Erleuchtete auf den Sitzen niedergelassen hatten. Die meisten Gesichter hatte sie zwar schon hier und da mal gesehen, doch noch kannte sie keinen von ihnen wirklich. Sollte sie sich zu jemandem setzen? Ein wenig Gesellschaft könnte ihre düsteren Gedanken womöglich ein wenig erhellen. Doch auch hier traute sie sich noch nicht so richtig. Kiandi wollte ihre Anwesenheit niemandem aufzwingen. Deshalb entschied sie sich für einen leeren Platz am Fenster hinter einem bereits belegten Sitz. So würde die junge Frau den anderen nicht zu sehr auf die Pelle rücken, war aber immer noch in der Lage, ein Gespräch anzufangen. Und neben sie konnte man sich auch noch setzen.


    OT: So, Kiandi ist sehr sozial und sucht erstmal keinen Kontakt. Die Möglichkeit ist aber auf jeden Fall da. ^^ Habe erstmal noch nicht spezifiziert, wo genau sie sitzt. Bin also flexibel, was Konversationen angeht.

    Anscheinend hatten sich noch ein paar andere Erleuchtete zu der Entscheidung durchgerungen, mitzukommen. Kiandi ließ ihren Blick ab und an durch den Speisesaal huschen, während sie der Unterhaltung von Alicia und der großen, blonden Frau aufmerksam zuhörte. Als sie mitbekam, dass ihre Gegner wahrscheinlich Menschen sein würden, musste sie unweigerlich an Mitch denken. Aber ihre Flucht war nun bereits einige Tage her. Konnte es sein, dass es sich um ihn handelte? Die junge Erleuchtete war sich nicht sicher, aber nichtsdestotrotz war sie irgendwie ein wenig erleichtert, dass sie es nicht mit diesen ominösen Bestien zu tun bekommen würde. Auch wenn das die Mission nicht weniger gefährlich machte, waren ihr immer noch Gegner lieber, die nicht vorhatten, sie aufzufressen. An Waffen hatte Kiandi allerdings noch gar nicht gedacht. Vermutlich würde sie aber eher das Reizgas wählen, wenn sie sich schon mit irgendwas zur Wehr setzen musste. Und auch unbewaffnet konnte sie sich ja halbwegs verteidigen. Es würde eben darauf ankommen, mit wem sie es zu tun bekamen. Bei dem Wort "Deathblade" wurde die Erleuchtete hellhörig. Ein Messer, dass durch Metall schnitt? Das war doch ziemlich erleichternd. Wenn sie irgendwo festsaßen, hätte sich Kiandi vermutlich nie verziehen, dass sie ihre Fähigkeit nicht wirklich nutzen konnte. Doch wenn sie dieses Werkzeug hatten, sollte es ja keine Probleme geben.
    Damit war vieles geklärt und da sich Aufbruchsstimmung breitmachte, wollte auch Kiandi sich soweit fertig machen. Also wandte sie sich an Leira.
    "Hey, ich werde kurz mein Zeug hier wegräumen und noch ein paar Sachen packen. Ich sollte aber nicht lange brauchen. Wir sehen uns dann im Bus, ne?"


    OT: Erstmal ein kurzes Lebenszeichen von mir, mehr kommt später noch.

    Die junge Frau neben ihr schien wirklich schon ziemlich müde zu sein. Doch sie hatte ja einen wachsamen Partner an ihrer Seite. Das Larvitar gab seiner Trainerin etwas in Zeichensprache zu verstehen, woraufhin das blonde Mädchen sich aufrappelte und antwortete:
    "Amber! Ich bin Amber! Tut mir leid, Mikael hat mir deinen Namen auf dem Wailmer verraten. Wir hatten noch gar keine Gelegenheit uns wirklich vorzustellen. Tut mir leid, das muss unangenehm gewesen sein für sich ..."
    Amber hieß sie also. Ein hübscher und auch passender Name, fand Cora. Sie wollte gerade etwas erwidern, als auf einmal Schwester Joy bei ihnen auftauchte und Amber mitteilte, dass es ihrem Farbeagle schon wieder besser ging. Das war eine gute Nachricht. Die Aktion mit dem Schutzschild war sehr hilfreich und mutig gewesen, hatte dem Kleinen aber auch ordentlich zugesetzt. Man konnte Amber und Larvitar ansehen, dass sie beide sehr erleichtert waren.
    Bin ich ja auch, dachte Cora. Sie war heilfroh, dass sie alle relativ unversehrt aus der Sache herausgekommen waren.
    Die Pokémonkrankenschwester verwickelte Amber nicht lange in ein Gespräch und war bald wieder verschwunden. So konnte Cora noch ihre Antwort anbringen.
    "Ach was, schon ok. Wir sind für heute alle fertig mit den Nerven und ich kann dir nicht verdenken, dass du wahrscheinlich nur noch ins Bett willst", winkte sie ab. Außerdem war es sowieso besser, wenn Amber nicht mehr allzu viel sprechen musste. Ihre Stimme klang jetzt schon furchtbar angestrengt und machte nicht mehr so richtig mit.
    "Ja, da waren andere Dinge wichtiger als eine Vorstellungsrunde. Aber ist ja nicht schlimm. Freut mich auf jeden Fall, dich kennen zu lernen."
    Nun trat Sarah auf den Plan. Sie machte von der gern genutzten Methode Gebrauch, mit einem Löffel leicht gegen ein Glas zu schlagen und bald kehrte Ruhe am Tisch ein. Sie hatte etwas zu sagen und Cora wusste ja, worum es hauptsächlich gehen würde. Sie wurde leicht nervös. Einerseits war sie neugierig, was sich nun in dieser ominösen Kapsel befand. Gleichzeitig holte Sarahs knappe Zusammenfassung wieder die Erlebnisse des Tages zurück. Für einen kurzen Moment kam es Cora so vor, als sei all das gar nicht ihr passiert. Es war seltsam, die Ereignisse noch einmal auf diese Art Revue passieren zu lassen. Und da war noch etwas. Jetzt, wo die junge Trainerin hier im warmen und trockenen Pokémoncenter die Bilder wieder vor ihrem geistigen Auge ablaufen ließ, stellte sie fest, wie gut sie als Team zusammengearbeitet hatten. Es war seltsam, doch zugleich faszinierend. Ein leises Gefühl von friedvoller Wärme und Stolz breitete sich in der Rothaarigen aus, als sie hörte, dass das Wailord dank ihnen - und dank Kamillo - nun in Sicherheit war und überleben würde.
    Sarah machte eine bedeutungsschwangere Pause. Jetzt war der Augenblick gekommen. Das Mädchen mit den braunen Locken ließ sich einen kurzen Moment Zeit, um noch zu betonen, dass jeder seiner eigenen Wege gehen konnte, wenn er wollte. Cora atmete aus. Sie hatte es etwas derartiges erwartet und war trotzdem froh, diese Worte zu hören. Auch wenn es ihr einen Stich versetzte zu sehen, wie dieses Mädchen unbedingt an der Mission festhalten wollte und das nach allem, was geschehen war. Natürlich erwähnte sie jetzt auch noch Cora, das hätte nicht unbedingt sein müssen. Aber vermutlich konnten die meisten hier sowieso nichts mit ihrem Namen anfangen. Sie würden sie hoffentlich kaum beachten, also halb so wild. Dann öffnete Sarah die Kapsel. Die Zeit schien sich zu dehnen, während ihre Hand in den Behälter griff und etwas daraus hervorzog. Es war ein Blatt Papier. Sarah begann, vorzulesen, was darauf geschrieben stand. Und mit jedem Satz wurde Cora fassungsloser. Das war ein Witz, oder? Wenn die Geschehnisse des letzten Tages ihr schon unwirklich vorgekommen war, so hatte dieser Brief es sich offenbar zum Ziel gemacht, dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen. Die junge Frau wusste erstmal nicht, was sie von diesem Wisch halten sollte. Es war grotesk. Mehr fiel ihr dazu nicht ein.
    Verarscht mich mein Leben hier gerade eigentlich?!
    Dieser Schriebs hatte eine Grenze überschritten und Cora war aufgebracht und durcheinander. Dieser Fakt fiel ihr selbst auf und sie bemühte sich, Haltung zu bewahren. Einem anderen Mädchen gelang das nicht. Cora erinnerte sich nicht, sie bisher gesehen zu haben, aber das war ja im Grunde auch nicht wichtig. Sie hörte der anderen jungen Frau zu, kehrte dann aber wieder zu ihren eigenen Gedanken zurück.
    Ich sollte hier nicht sein, das ist doch völlig ... ! Siehst du, Cora. Jetzt hast du dein ultimatives Stop-Schild. Ach Mann! Das kann doch wirklich nicht allen Ernstes wahr sein!
    Sie brauchte Ruhe und frische Luft, dringend. Doch die Siebzehnjährige hatte genausowenig Lust, jetzt in das Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Zum Glück musste sie nicht lange auf eine Gelegenheit warten. Schwester Joy kam und bat um Hilfe beim Aufräumen. Cora konnte also ihren Teil erledigen und dann würden alle genug mit sich selbst beschäftigt sein, sodass sie sich nocheinmal verdrücken konnte. Gerade wollte sie sich erheben, um schonmal zur Küche zu gehen. Da bemerkte sie, dass Amber neben ihr eingenickt war. Sie erinnerte sich an das Wort Steinwecker und ihr Blick glitt unter den Tisch zu dem Larvitar.
    Das hat Amber jetzt nicht verdient, entschied sie. Dann stupste sie die Blondine sachte an.
    "Hey, Amber."


    OT: @Nerubina Keine Macht dem Steinwecker! ;)

    So. Dann will ich mal. Ich steige mit Gesang ein. Die Instrumentalisten schaff ich diese Runde leider nicht noch, aber ich sollte es im Finale hoffentlich hinkriegen, sorry. ^^'


    Vorab:
    Eure Abgaben sind toll geworden und waren ohne Zweifel aufwändig. Das weiß ich zu schätzen und sie haben mir sehr gefallen. Ich hoffe, dass ihr es mir nicht übel nehmt, aber wir sind im Halbfinale und da liegt die Messlatte ohnehin sehr hoch. Dementsprechend fällt auch mein Maßstab aus. ^^








    Punkte:


    Herbe Enttäuschung - 6
    Jeevas - 10
    Galladash - 10
    Ayakina - 7
    Lonelyheartdream - 7

    Ihre Gesprächspartnerin war sehr aufmerksam, als Cora ihr antwortete. Sie lächelte und die Anstrengung wich aus ihrem Gesicht. Mit einer Hand fing sie an, ihr Pokémon zu streicheln, das die Geste erst widerwillig annahm. Doch nach kurzer Zeit schien das Larvitar es zu genießen und entspannte sich sichtlich.
    Auf Coras Angebot hin wirkte sie kurz irritiert, ihr Lächeln kehrte jedoch schnell zurück. Die blonde, junge Frau schaute auf und begann erneut zu sprechen. Dabei war sie etwas vorsichtiger als zuvor und redete ein wenig leiser.
    "Vielen Dank, Cora. Ich hatte schon einen Tee. Denke, ich versuche nach dem Essen noch einen aufzutreiben. Schwester Joy hab ich noch nicht gefragt, ist aber ne'gute Idee."
    Gut, dann lag das jetzt nicht mehr in Coras Hand. Sie hoffte, dass sich die Stimme ihrer Tischnachbarin bald erholen würde. Aber eigentlich hatte sie keine Zweifel, dass Schwester Joy ihr helfen können würde. Natürlich war sie in erster Linie auf Pokémon spezialisiert. Doch das hieß ja nicht, dass sie Menschen nicht helfen konnte. Vor allem, wenn es um Dinge wie Erkältungen, leichte Verletzungen oder eben eine angeschlagene Stimme ging.
    Die Blonde konnte sich nun ein Gähnen nicht verkneifen. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und kicherte. Cora fühlte, wie die Ansteckung sie überkam, versuchte jedoch, den Impuls zu unterdrücken. Die Rothaarige fieberte auch ihrem Bett entgegen, vorher warteten aber noch ein kleiner Spaziergang und eine gewisse E-Mail musste ja auch noch geschrieben werden.
    Nicht mehr lange, vertröstete sie sich selbst. Beinahe hätte sie ihre Sitznachbarin überhört, die sie noch einmal ansprach. Wach steinigen? Das klang schmerzhaft. Cora war sich sicher, dass auch ein kleines Pokémon wie Larvitar ordentlich Rabatz machen konnte. Sie kannte da ja ein gewisses Hoothoot, in dessen kleinem Körper unglaublich viel Energie steckte ... Das Gesteinswesen schien seine Methode durchaus für angemessen zu halten und zeigte ein gewisses Unverständnis.
    Das kenne ich doch auch irgendwoher, dachte die Trainerin. Eigentlich kann ich mich glücklich schätzen, dass Hora mich nur wachgeschrien hat. Bei dem Gedanken musste sie schmunzeln.
    Kaum hatte die Andere ausgesprochen und sich wieder ihrem Essen zugewandt, tönten vom Eingang des Centers Hammerschläge herüber. Cora richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Quelle der Geräusche und entdeckte die beiden Kampfhähne von vorhin. Anscheinend waren sie bereits mit den Reparaturarbeiten beschäftigt und gingen dabei flott ans Werk. Nicht nur das - sie arbeiteten auch ziemlich gut zusammen, was man nicht unbedingt gedacht hätte. So wie die beiden sich vorher beharkt hatten, hatte dieser Anblick etwas leicht surreales.
    "Ich denke, der Steinwecker bleibt dir erst mal erspart", meinte Cora zwischen den Schlägen. "So einen Lärm wie die Zwei veranstalten, schläfst du jetzt bestimmt nicht ein." Sie grinste und schob sich ein Stück Fisch in den Mund. Dabei fiel ihr zum zweiten Mal auf, dass sie den Namen ihrer Gesprächspartnerin entweder nicht kannte oder einfach wieder vergessen hatte. Das wollte sie zwar eigentlich nur ungern zugeben, aber sie wollte die Blonde schon gern mit ihrem Namen ansprechen, nachdem diese das ihr gegenüber ja auch getan hatte. Also drehte sie sich noch einmal um und fragte:
    "Achja äh.. Wie war eigentlich dein Name nochmal? Tut mir leid, aber ich hab ihn wohl vergessen."


    OT: Da ist jemand noch nicht gut genug informiert, in nicht nur einem Sinne. @Nerubina Kann durchaus sein, dass Amber von den letzten Sätzen nicht alles mitbekommen hat. Soweit ich das sehe, hat Cora noch gar nicht wirklich bemerkt, dass Amber gehörlos ist. ^^'


    @Siegfried Wilder @Aktill Your work is appreciated ;) .

    Cora hatte keine großartige Reaktion erwartet. Umso erstaunter war sie, als ihre Tischnachbarin sie ansprach - und sich bei ihr bedankte. Für einen Moment war Cora ehrlich verblüfft über das, was gerade passierte. Sie hielt inne und hörte der blonden, jungen Frau zu. Deren Stimme war deutlich angeschlagen und bei jedem ihrer weiteren Worte hätte die Siebzehnjährige sie eigentlich gern unterbrochen. Es weckte Mitleid in ihr, wie mühevoll die Andere sprach. Gleichzeitig überforderte Cora der Dank. Ihre Gedanken waren konfus.
    Das...Das kam mehr als unerwartet. Oh Mann, die Arme - Moment, wie heißt sie eigentlich? Und was soll ich denn sagen?
    Sie musste sich zusammenreißen! Was war denn heute mir ihr los?!
    Die Blonde stellte nun ihr zweites Pokémon - ein Larvitar - vor und erklärte, dass dieses eigentlich der Kämpfer der Gruppe war. Es erinnerte Cora an ihre Reise nach Johto. Damals hatte Hora sie auch begleitet, aber das Kämpfen hatten Fior und Solayne übernommen. Und trotzdem hatte dieses Farbeagle sich so für seine Trainerin und sie alle eingesetzt. Während das andere Mädchen schmerzvoll hustete, bedankte sich das Larvitar ebenfalls. Es kommunizierte mit seiner Trainerin und diese erklärte - mit den letzten Resten ihrer Stimme, wie es Cora schien:
    "Das stimmt mein Grosser. Larvitar meinte Farbealge hätte noch viel zu lernen. Aber er würde ihm alles wichtige Beibringen, so werden die Beiden dich auch beschützen können, sollte es mal nötig sein. Larvitar liegt viel an seiner Ehre, du kannst also voll mit seiner Hilfe rechnen, sollte sie mal nötig sein. Wenn sich der Kleine mal was in den Kopf gesetzt hat, ist es schwer das wieder da raus zu holen ..."
    Das ist irgendwie echt süß, dachte die Rothaarige. Ob sich dazu eine Gelegenheit ergeben würde, war fraglich, aber wer weiß? Sie schätzte die Geste auf jeden Fall sehr. Das andere Mädchen beeindruckte sie. Es wirkte ein wenig zerbrechlich, aber es hatte soeben offenbar das letzte Bisschen seiner Stimmkraft gegeben, um sich bei ihr zu bedanken. Es schien, als ob die Blonde ziemlich müde wäre, sie lächelte aber trotzdem als wäre nichts weiter. Als sie nichts mehr sagte, erwiderte Cora für einen Moment nur stumm ihren Blick. Dann sah sie kurz noch einmal das Larvitar an, schaute wieder hoch und räusperte sich.
    "Wow, das ... das weiß ich sehr zu schätzen. Aber - was soll ich sagen - das war nicht allein mein Verdienst. Ich hab das getan, was mir in den Sinn gekommen ist und was ich tun konnte. Letztendendes hat es irgendwie geklappt, weil alle ihren Teil dazu beigetragen haben. Du und Farbeagle ja auch. Es hat vielleicht noch nicht viel Erfahrung, trotzdem war es heute eine sehr große Hilfe. Das könnt ihr ihm ausrichten, wenn es wieder auf den Beinen ist."
    Cora lächelte. Sie spürte sofort die Bindung zwischen dieser jungen Frau und ihren Pokémon. Es war etwas ganz anderes als das, was dieser Claudio abgezogen hatte, kam es ihr in den Sinn. Doch sie besann sich auf die junge Frau vor ihr. Das andere hatte im Moment keinen Platz in ihren Gedanken.
    "Naja, ich glaube, wir brauchen alle erstmal etwas Ruhe", sagte sie dann. "Wir sind alle ziemlich fertig, auch wenn man das dem einen mehr, dem anderen weniger ansieht." Cora legte die Gabel beiseite, die sie bis eben immer noch in der Hand gehalten hatte.
    "Kann ich dir vielleicht irgendwas bringen für deinen Hals? Oder irgendwie anders helfen? Vielleicht hat Schwester Joy ja auch was da." Vermutlich würde sie sowieso keine große Hilfe sein können. Aber es tat der Trainerin schon fast am eigenen Leib weh, wie kratzig und heiser die andere junge Frau geklungen hatte.



    OT: Tja, Cora ist geflasht. ^^ @Nerubina , bis zur Ansprache sollten wir Amber schon noch wachhalten können, keine Sorge. ;)

    Aus irgendeinem Grund schien auch auf Seiten der Gruppe nur wenig Interesse, die Situation nicht eskalieren zu lassen. Vor Coras Augen entsponn sich ein Wortgefecht, dass doch tatsächlich gleich darauf in einem Kampf mündete.
    Der Ernst?!, dachte Cora. Die junge Frau blickte ungläubig auf das Geschehen und schüttelte dann verständnislos den Kopf. Draußen vor der Tür hätte sie die Aktion ja noch ansatzweise verstanden. Aber hier? Nun, jetzt ließen sich die zwei Streithähne sowieso nicht mehr aufhalten. Eine Sache musste man ihnen ja lassen - sie schenkten sich absolut nichts. Aus dem Augenwinkel bemerkte Cora kurz, wie einige Leute sich von dem Kampf abwandten. Eigentlich hätte sie auch einfach die beiden Trainer sich selbst überlassen und schonmal etwas zu Essen schnappen können. Doch die junge Frau konnte einen Kampf nicht ignorieren und schon gar nicht, wenn er (trotz des Zerstörungsgrades und der Unangemessenheit der Situation) so spannend verlief. Natürlich war das Flemmli mit seinem Typ im Vorteil. Aber man durfte nicht vergessen, dass dieses Pinsir ein starkes Pokémon war. Wer hatte hier also am Ende die bessere Strategie, das bessere Training vorzuweisen?
    Schließlich schlug doch der Feuervogel den Käfer, wenn auch relativ knapp. Mittlerweile fehlten dem Pokémoncenter ein paar Bodenplatten und dem Pinsir die Kraft zum Weiterkämpfen. Cora hatte gute Lust, dem Macho gehörig eine reinzuhauen. Ihm fehlte ja scheinbar wirklich jeder Respekt, erst das Gebäude zu zerlegen (auch wenn die Idee gut gewesen war) und sein Pokémon, sowie die Mitglieder der Gruppe so anzugehen. Es schien allerdings so, als ob das auch einer anderen Person so ginge - nämlich Schwester Joy. Die putzte den Kerl jetzt gehörig runter. Cora gönnte es ihm, denn der brauchte ihrer Meinung nach einen Denkzettel. Nachdem sowohl er als auch der andere Trainer zum Wiedergutmachen verdonnert worden waren, wollte die Rothaarige sich anderen Dingen zuwenden.
    In diesem Moment drehte sich ein junger Mann zu ihr um. Es war der Blonde, der auf dem Meer mitgeholfen hatte. Cora hatte noch lebhaft das Bild vor Augen, wie er eine der Harpunen zerbrochen hatte, um dem wütenden Wailord zu signalisieren, dass sie ihm nicht schaden wollten.
    "Sorry dass ich dir den Weg so blockiert habe, ich wollte nur auf Nummer sicher gehen das sich da drin niemand vor seiner Verantwortung drücken kann", sagte er. Er machte eine einladende Geste und fügte hinzu:
    "Lady's first."
    Wow, nach der Sache eben hatte ich schon fast den Glauben verloren, es gäbe keine Gentlemen mehr. Nichts lieber als das. Bevor sie an ihm vorbeiging, schenkte Cora dem Blonden ein Lächeln und antwortete:
    "Ach, kein Problem. Danke dir." Dann machte sie sich auf in Richtung des heiß ersehnten Abendessens.
    Inzwischen war schon wieder Normalität eingekehrt. Die Mitglieder der Gruppe saßen um den Tisch oder holten sich gerade noch etwas zu Essen. Pokémon hockten um die silbernen Futterschalen und ließen es sich ebenfalls schmecken. Die angespannte Stimmung war einer lebhaften Gemütlichkeit gewichen, auch wenn es für Coras Geschmack immer noch zu viel Trubel war. Dem wollte sie sich also eher entziehen, wenn es möglich war und so steuerte sie auf den spärlicher besetzten Teil des Tisches zu. Dort saß ein blondes, zierliches Mädchen. Einen Moment lang musste die Trainerin überlegen, dann konnte sie die junge Frau zuordnen. Sie war auf dem Wailmer mit Mikael gewesen. Aber den Namen hatte die Siebzehnjährige vergessen.
    Egal, sie scheint eh nicht groß auf Konversation aus zu sein. Das passt ja, fand Cora und ließ sich neben der Blonden nieder.
    "Guten Appetit", murmelte sie noch. Dann ließ sie es sich schmecken.


    OT: So, Cora setzt sich damit zu Amber, hi. ;) Der andere Platz daneben ist noch frei, keine Ahnung wer da sitzt. Mit anderen Worten: Wer das Gefühl hat, das ist oder wird sein Platz, darf gern herkommen. ^^

    Dann wollen wir mal, dachte Cora und machte sich wieder auf den Weg nach drinnen. Die klimatisierte Luft des Centers begrüßte sie erneut, als sie den Flur betrat. Die anderen waren vermutlich schon alle beim Essen. Dorthin drängte es jetzt auch die junge Trainerin, deren Magen sich mittlerweile Gehör verschaffte. Die Aussicht auf Käsebrot und Fischsandwich, sowie einige andere leckere Sachen beschleunigte ihren Schritt. Schließlich war die letzte Mahlzeit einen halben Tag her und die Stunden danach hatten ziemlich Nerven gekostet.
    Während Cora durch den Gang trabte, kam sie an einigen PCs vorbei.
    Ups, fiel es ihr siedend heiß ein. Ich muss Dad nachher unbedingt schreiben. Normalerweise wäre es auf den einen Tag nicht angekommen. Doch nach der Aktion mit dem Wailord und vor allem der Tatsache, dass der örtliche Arenaleiter involviert gewesen war, stand die Sache ganz anders. Es war besser, wenn ihr Vater nicht mitbekam, dass sie bei der Überfahrt Probleme gehabt hatte. Vor allem nicht durch die Medien oder auf ähnliche Weise. Er würde sich nur unnötig Sorgen machen.
    Aber wenn ich ihm schreibe, dass ich gut angekommen bin, wird er sich keine Gedanken machen. Gut, dann darf ich das nachher aber nicht vergessen.
    Die beste Gelegenheit würde sich auf dem Weg nach draußen ergeben, wenn sie sowieso noch einmal mit ihren Pokémon an die frische Luft wollte.


    Cora atmete kurz durch, um sich für die Menschen- und Pokémonansammlung in der Lobby zu wappnen, öffnete die Tür - und traute ihren Augen nicht. Es war erwartungsgemäß voll. Viele Gruppenmitglieder und scheinbar auch der ein oder andere Trainer hatten bereits am Tisch platzgenommen und rundherum saßen Pokémon. Das, was Cora allerdings völlig abrupt innehalten ließ, war die Szene, die sich da vor ihr abspielte.
    "Was ist denn hier los?", entfuhr es ihr.
    Da hockte eine völlig aufgelöste junge Frau, mehrere Jungen aus der Gruppe hatten sich anscheinend schützend vor ihr aufgebaut und im Eingang des Centers stand ein Muskelprotz der Sorte Oberprollo. Das Ganze sah mächtig nach Ärger aus und Cora hätte am liebsten sofort die Tür wieder zugeschlagen und kehrtgemacht. Warum konnte man denn nicht einmal Ruhe haben? Einmal?! Vor allem nach dem anstrengenden Tag hatte sie einfach keine Lust mehr auf jeglichen Stress. Aber der Magen der Rothaarigen sprach eine klare Sprache. Sie brauchte Essen und sie musste sich jetzt gefälligst zusammenreißen. Und das, obwohl Cora durch diesen Anblick gerade ziemlich genervt war. Andererseits wusste sie ja gar nicht, was sich hier im Moment abspielte. Sie würde sich erst einmal zurückhalten und abwarten, was vor sich ging. Wenn es nötig war, konnte sie immer noch eingreifen.


    OT: Ja, nicht wirklich viel, aber ein Lebenszeichen. Hab die Situationbeschreibung bewusst bisschen grob gelassen.
    Erwartet nicht zu viel. Cora is not amused. ^^

    Ähem, ich glaube, ich sollte das Thema mal nutzen. Denn zumindest ein paar Leute dürften sich fragen, ob ich denn noch an Schicksalspfade (siehe Signatur) arbeite. ^^'
    Die Antwort ist, im Grunde ja. Leider hatte ich gerade in den letzten Monaten einiges zu tun und (wer kennt es nicht) auch mal ne kleine Kreativitätsblockade hier und da. Im Moment habe ich Entwürfe für Kapitel 4 und Kapitel 3 ist in der Überarbeitung. Ich will nix versprechen, aber ich gebe mein Bestes, spätestens im Herbst mal den nächsten Teil zu schaffen. Tja. ^^


    Sonst arbeite ich zur Zeit an gar nicht mal so vielen Sachen, weil ein Pen and Paper mich ziemlich in Anspruch nimmt. Da will man ja bis zum nächsten Part auch immer halbwegs Story produzieren und bei der ändert sich meistens viel. ^^ Ist bei ner recht offenen Welt und vielen Möglichkeiten eben so, aber das macht es auch jedes Mal wieder spannend und lustig. :D

    Viele Hände, ein schnelles Ende. So hieß es doch und dieser Spruch bewies sich auch an diesem Abend im Pokécenter. Alles war schnell umgebaut und auch das Hindecken ging flott. Deshalb stand auch schon bald das Essen auf dem Tisch und davon nicht zu knapp. Cora merkte, dass sie langsam wirklich Hunger hatte. Allerdings würde sie sich zuerst um ihre Partner kümmern. Mittlerweile füllte sich die Eingangshalle mit mehr und mehr jungen Trainern, die teilweise auch ihre Partner aus den Pokébällen ließen. Nicht das Cora etwas dagegen hatte. Aber sie merkte wieder einmal, dass sie es anstrengend fand, so viele Leute auf einmal um sich herum zu haben. Sie schnappte sich also drei der Metallschalen und verdrückte sich zum Hinterausgang des Centers. Bei den Füllen an Brot, Wurst, Käse, Fisch und Getränken hatte die junge Frau keine Angst, später nichts mehr abzubekommen.


    Es war immer noch angenehm warm draußen. Cora seufzte erleichtert auf, als sie in die Stille des nun leeren Trainingsplatzes hinaustrat. Nur das Meer und einige Geräusche der Stadt wehten mit dem Wind zu ihr herüber. Sie schlenderte zu einer der Bänke, ließ sich darauf fallen und stellte die Futterschalen auf. Dann rief die Trainerin ihre Partner heraus. Fast synchron ertönte das wohlvertraute Geräusch der aufschnappenden Pokébälle, begleitet von einem Lichtschimmer, in dem sich Hoothoot, Sniebel und Bisasam materialisierten. Syra gähnte erst einmal ausgiebig, Rafi betrachtete neugierig die Umgebung und Hora, der als einziger die nervenaufreibende Situation auf dem Meer mitbekommen hatte, begrüßte Cora stürmisch. Er schien sehr erleichtert zu sein, dass alles wieder gut zu sein schien und die junge Frau konnte es ihm nicht verdenken.
    "Hey, meine Lieben. Entschuldigt, dass es so lange gedauert hat. Hora hat es ja schon mitbekommen, unsere Fahrt auf die Insel war sehr schwierig."
    Eigentlich war schwierig kein Ausdruck für diese Situation, aber man musste es auch nicht extra breittreten. So fasste Cora kurz zusammen:
    "Wir sind von einem Wailord angegriffen worden. Es ist aber niemand großartig verletzt worden und wir haben es hierher nach Faustauhaven geschafft. Hora kann euch ja erklären, wie er uns geholfen hat", fügte sie mit einem Augenzwinkern an die kleine Eule hinzu. Dem Hoothoot schwoll sofort die Brust vor Stolz und er begann, wild mit den Flügeln gestikulierend, den anderen beiden seine Version der Geschichte zu erzählen. Rafi hörte sehr aufmerksam zu, während Syra offenbar ein wenig gelangweilt von den Ausführungen ihres Teamkollegen war. Sie warf einen Blick in den leeren Napf und dann zu Cora.
    "Jaja, ich versteh schon", lachte die und füllte die Metallschüsseln mit Futter. Sofort entfaltete sich eine lebhafte Pokémon-Tischgemeinschaft. Hora schaffte es irgendwie, erstaunlich schnell seine Portion zu vertilgen, ohne seinen Redefluss zu unterbrechen. Rafi kommentierte seine Schilderung immer mal wieder mit einem "Bisa-Bisasam" zwischen zwei Bissen und auch Syra streute ab und an ein leicht ironisches "Sni" ein. Cora musste die Sprache ihrer Pokémon nicht verstehen, um zu erkennen, dass das Hoothoot maßlos übertrieb. Lächelnd verfolgte sie die Unterhaltung und lehnte sich zurück. Nach all dem, was vorher am Tag passiert war, hatte die Ankunft auf der Insel sie sichtlich erlöst. Alles war entspannt gewesen, seit sie hier eingetroffen waren und dafür war sie sehr dankbar.


    Es dauerte nicht sehr lange, da war das Essen auch schon verputzt. Hora hüpfte auf den Schoß seiner Trainerin und kuschelte sich an sie. Er musste sich wirklich Sorgen um sie gemacht haben.
    "Alles gut, Hora", murmelte sie, während sie ihm das Federkleid streichelte. "Jetzt ist alles gut. Und dem Wailord geht es auch schon wieder besser. Der Arenaleiter von Faustauhaven ist uns noch zur Hilfe gekommen und hat es sogar gefangen, stell dir vor. Jetzt kümmert sich Schwester Joy um den Großen."
    "Hoothoot!", fiepte das Eulenpokémon. Offenbar wollte es mehr wissen.
    "Nachher, ok?", sagte Cora. "Ich will dann auch erstmal was Essen gehen, aber danach gehen wir noch mal raus, hm?"
    "Sniebel!" Syra sprang auf und sah sich um. Je dunkler es wurde, desto lieber war es ihr. Sie schien sich also über diesen Vorschlag zu freuen. Rafi kam zu dem Kuschel-Duo getrottet und legte sich zu Coras Füßen nieder, während die Sniebel-Dame aktiver wurde. Ihr Blick fiel auf das Kampffeld, was ihr ein zufriedenes Lächeln entlockte. Ein paar Minuten saßen die Trainerin und ihre Pokémon noch zusammen und genossen die ruhige Abendstimmung. Dann erhob Cora sich, wiederholte das Versprechen, ihre Partner später noch einmal mit nach draußen zu nehmen und rief sie zurück.