Es war der blanke Hohn. Cora war heilfroh, dass sie wieder auf dem Wailmer saß, doch ihre Laune hatte sich seit Beginn der Seereise kontinuierlich in Richtung Meeresboden bewegt. Jetzt saßen sie da: nass, frierend und niemand schien eine wirklich blendende Idee zu haben, wie sie aus dieser Sch***-Situation wieder herauskommen sollten. Immerhin bekamen sie gerade keine weitere Dusche. Das riesige Wasserpokémon vor ihnen zu beruhigen würde allerdings im Moment unmöglich sein, also war angesagt, erstmal dem Strudel zu entkommen. Dann würde sich ihre Situation ohnehin verbessern - hoffentlich.
Wie der Zufall es so wollte, hatte doch jemand einen Plan.
"Cora ich wollte das eigentlich vermeiden, aber es geht scheinbar nicht anders, also hör gut zu", setzte Mikael an und erklärte, wie sie seiner Meinung nach aus der Strömung herauskommen könnten. Für die junge Frau klang das tatsächlich logisch, aber ob ihr das gefiel, war eine ganz andere Sache. Stirnrunzelnd folgte sie den Ausführungen des Schwarzhaarigen und wusste sofort, dass sie keine Lust auf eine Tauchaktion hatte. Aber würde ihr Wailmer es schaffen, aus dem Strudel herauszuschwimmen? Bevor Cora sich dieser Fragestellung jedoch ernsthaft widmen konnte, flog etwas in hohem Bogen zu ihnen herüber. Mikael hatte ihr doch tatsächlich seinen Gürtel mit den daran befestigten Pokébällen zugeworfen. Reflexartig fing sie das Kleidungsstück auf und sah dann etwas irritiert zu dem Werfer hinüber. Dieser war jedoch schon anderweitig beschäftigt. Anscheinend versuchte er, einem anderen jungen Mann zu helfen, die Rothaarige vor dem Ertrinken zu retten.
Gute Güte, wenn das vorbei ist ... , seufzte Cora innerlich und fragte sich mal wieder an diesem Tag, warum sie bei diesem Unternehmen mitmachte.
Währenddessen bemerkte die Trainerin, wie sich zwei der Wailmer in Bewegung setzten.
Zeit, auch was zu tun, bevor wir keine Optionen mehr haben, schoss es ihr durch den Kopf. Handeln war angesagt. Also verstaute sie Mikaels Gürtel schnell in ihrem Rucksack und wandte sich dann Jack zu.
"Ich bin bereit, Mikaels Plan zu folgen", erklärte sie. Cora versuchte sich ein Bild von der genauen Situation zu machen. Zum Glück war schnelles Analysieren ihre Stärke. Denn sie mussten sich schnell entscheiden.
Jack konnte das ganze noch nicht so wirklich verarbeiten, vor kurzem sind sie noch friedlich auf Wailmer losgefahren und nun sind sie in einem Strudel, welcher von einem riesigen Wailord erschaffen wurde. Plötzlich konnte Jack hören, dass jemand Cora ansprach, jedoch konnte er den Anfang nicht ganz verstehen, aber danach verstand er, dass ein anderes Mitglied der Gruppe einen Plan vorschlug, Jack konnte diesen aber nur teilweise verstehen, da der Strudel auch nicht gerade leise war.
Dann fing Cora einen Gürtel mit Pokébällen auf. Vermutlich von dem Jungen. Währenddem Gedanken konnte Jack die Rettungsaktion kurz beobachten. Cora gab Jack bescheid, dass sie bereit wäre dem Plan zu folgen. Welche Möglichkeiten haben wir den, ich hoffe unser Wailmer hat noch eine gute Kontrolle und ein Verständnis für uns, ansonsten...
"Sollten wir etwas Aufklärung aus der Lüfte brauchen, habe ich ja auch noch mein Staralili, es sollte sich zumindest genug erholt haben um etwas für uns zu spähen, und so können wir uns vielleicht besser mit den anderen koordinieren", teilte Jack Cora mit.
Aufklärung aus der Luft? Das hörte sich nicht schlecht an, aber zum Einen war das wahrscheinlich umständlicher als man erst dachte und zum anderen lag der Fokus jetzt auf dem Strudel. Und Cora erkannte leider schnell, dass für sie wohl Variante zwei zutraf, denn sie bewegten sich immer schneller auf das Zentrum des Sogs zu und waren schon weiter vom Rand entfernt. Das bemerkte ihr Wailmer offenbar auch, welches scheinbar mit den anderen Pokémon seiner Schule zu kommunizieren schien. Hören konnte die junge Trainerin jedoch nichts. Vermutlich benutzten die walartigen Pokémon eine Art Ultraschall. Jedenfalls ließ sich ihr "Boot" weiter in den Strudel hineinziehen, was Cora vor die Tatsache stellte, dass sie sehr sehr bald tauchen und außerdem irgendeine Möglichkeit finden müsste, ihren Rucksack in Sicherheit zu bringen. Pustekuchen - sie erkannte in einer Sekunde, dass die anderen schon außerhalb ihrer Reichweite waren. Mal abgesehen davon, dass sie immer noch aufpassen musste, nicht wieder von dem nassen Körper des Wailmer zu rutschen. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren und so langsam stieg ein Gefühl in Cora auf, dass sie gar nicht mochte: Angst.
Nein, das durfte sie nicht zulassen! Sonst würde alles nur noch schlimmer werden. Wenn sie der Hilflosigkeit nachgab, würde sie ertrinken. Doch diese Emotion kroch langsam ihre Kehle hinauf und nagte an ihren Nerven.
"Verdammt!", entfuhr es Cora. Sie musste wieder klar denken!
Mit größter Anstrengung gelang es ihr, sich auf den näher kommenden Punkt zu konzentrieren, der die Mitte des Strudels darstellte. Es war nicht einfach, sich nur darauf zu konzentrieren und die aufsteigende Panik abzuschalten, doch es gelang ihr. Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke. Vielleicht konnte sie mit dem Wailmer tauchen. Das Risiko war zwar, dass das Pokémon wohl um einiges länger die Luft anhalten konnte, aber eine bessere Lösung fiel ihr auch nicht ein. Sie wandte sich noch einmal an Jack, den sie kurz völlig vergessen hatte, und sagte nur knapp:
"Wir werden tauchen müssen. Ich versuche, mich an der Flosse festzuhalten, wie vorhin. Ne bessere Idee hab ich nicht."
Für mehr hatte ihr völlig überbeanspruchtes Nervenkostüm gerade nichts übrig. Dann atmete sie einmal tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Cora konzentrierte sich völlig auf die Flosse des Pokémon, ließ sich von dessen Rücken gleiten und schlang die Arme um die blaue Haut. Mit festem Griff umklammerte sie ihren letzten Halt. Jetzt würde sich zeigen, ob ihr waghalsiger Plan funktionierte.
Jack war angespannt und spürte wie die Angst ihn übermannt, da dies vielleicht seine letzten Momente sind, er konnte Cora auch anmerken, dass diese es nicht gerade entspannt über die Situation dachte. Jack wollte nur wieder sicher da raus und mit der Gruppe vereint an Land ankommen, damit er wieder Boden unter den Füßen hatte und alle seine Pokémon mal wieder rausrufen konnte.
Plötzlich wandte sich Cora wieder an ihn: "Wir werden tauchen müssen." Jack starrte Cora mit offenen und erstaunten Augen an, "Ich versuche, mich an der Flosse festzuhalten, wie vorhin. Ne bessere Idee hab ich nicht."
Jack brauchte einige Sekunden um Coras Vorschlag zu realisieren und dann reagierte er doch schließlich: "Ist wohl... d-die einzige Lösung, hm?", er schwieg kurz und fuhr dann fort: "Wir sollten kurz dem Wailmer den Plan dann sagen, damit dieses weiß, dass es in der Mitte untertauchen soll und dann schnellstmöglich auf Distanz zum Strudel wieder auftauchen, damit wir nicht länger als nötig den Atem anhalten müssen. Ich übernehme dann auch die rechte Flosse." Jack versuchte sich nochmal zusammenzureißen, da auch wenn er spürte wie die Angst in jedem einzelnen Muskel war, wollte er vermeiden, dass Cora es merkt. Schließlich würde dies den Beiden nur ein Nachteil sein.
Es war sehr schwierig, sich an der Flosse festzuhalten. Doch Cora rief sich ins Gedächtnis, dass dies jetzt ihr einziger Weg war und das verschaffte ihr gleich neue Kraft. Jack brachte einen gar nicht so üblen Kommentar. Hoffentlich würde das Wailmer auf sie hören. Aber es war schonmal eine gute Idee, sich bemerkbar zu machen. Jack würde dann denselben Plan verfolgen wie sie und das war wohl auch gut so. Wäre Cora nicht so sehr darauf konzentriert gewesen, ja keinen Fehler zu machen, dann hätte sie wohl das leichte Zittern in Jacks Stimme gehört. Aber so blieb dies unbemerkt.
Sie erhob also ihre Stimme und rief über den Strudel hinweg:
"Hey Großer, bitte lass uns nicht hängen, ja?" Eigentlich war das eine ziemlich blöde Metapher, krallten doch schließlich ihre Hände in der Haut ihres baldigen "U-Bootes". Doch Cora fuhr einfach fort: "Also wenn du abtauchst, dann pass bitte ein bisschen auf uns auf und es wäre toll, wenn du schnell wieder auftauchst. Wir können nicht so lange die Luft anhalten."
Auf's Stichwort - die Geschwindigkeit, mit der sie sich fortbewegten hatte rapide zugenommen und bald würden sie untertauchen.
Oh Mann!, dachte die junge Trainerin und verstärkte ihren Griff. Oh Mann, oh Mann, oh Mann!
Sie hatte Angst - und wie! Wenn sie einen Fehler machte, würde sie vermutlich untergehen. Und ob jemand sie dann aus der Tiefe fischen konnte, wagte sie zu bezweifeln. Selbst die Jungs würden da wohl Schwierigkeiten haben. Gleichzeitig merkte Cora schon leichte Erschöpfungsanzeichen. Außerdem fror sie.
Wenn ich hier nicht sterbe, hole ich mir eine Lungenentzündung, sinnierte sie. Doch sie musste den sarkastischen Gedanken beiseiteschieben und sich konzentrieren. Denn das Wailmer tauchte ab. Cora riss den Mund auf und atmete so viel ein, wie es nur ging, bevor das Wasser über ihrem Kopf zusammenschlug. Das Meerespokémon bewegte seine Flosse und die rothaarige, unfreiwillig neugetaufte "Badenixe" musste all ihr Adrenalin aktivieren. Dann verlor sie jegliche Orientierung. Ihre Lungen rebellierten, sehen konnte sie nichts und die Kräfte der Strömung zerrten an ihr. Jetzt war keine Energie mehr da für auch nur einen sarkastischen Gedanken.
Jack positionierte sich so, dass es möglich war sich gut an der rechten Flosse festzuhalten und dabei war es aber auch noch irgendwie eine mehr oder weniger schwierige Position. Wahrscheinlich waren Wailmer nicht für solche Tauchgänge gedacht, zumindest nicht solche spontane um aus einem Strudel zu flüchten. Da hörte er wie Cora auf seine Idee reagierte: "Hey Großer, bitte lass uns nicht hängen, ja?" Jack konnte sich ein Grinsen trotz der ernsten Situation nicht verkneifen.
Es wäre aber wohl besser wenn wir hängen blieben, sonst wird der Tauchgang etwas zu lang.
"Also wenn du abtauchst, dann pass bitte ein bisschen auf uns auf und es wäre toll, wenn du schnell wieder auftauchst. Wir können nicht so lange die Luft anhalten", fügte Cora noch hinzu.
Komm schon Wailmer, du schaffst das, ich weiß es einfach...
Sie wurden plötzlich immer schneller, als hätte das Wailmer den Plan verstanden und würde diesen nun durchführen. Als sie dann untertauchten spürte Jack wie das Wasser ihn umgab, aber zugleich auch ein komisches Gefühl, als wäre seine Angst einmal durch den ganzen Körper gewandert und nun wieder am Herzen anwesend. Wir werden das schon schaffen, schließlich haben Evoli, Geckarbor, Staralili und ich auch noch einige Ziele und wenn wir der Gruppe helfen wollen können wir ja nicht hier schon aufgeben und versagen. Jack hielt sich nun noch fester am Wailmer an und hoffte zugleich das Cora noch keine Probleme habe sich festzuhalten.
Er spürte wie sie durch das Wasser schwammen, es fühlte sich an als würde sie gerade aus schwimmen, wahrscheinlich um Distanz zum Strudel zu gewinnen, damit sie auch nicht direkt wieder eingezogen werden. Um die Angst etwas zu verdrängen überlegte Jack wie sie sich als Gruppe wieder besser koordinieren und dem Wailord entkommen konnten. Diese Tauchtechnik könnte sinnvoll sein um zumindest einzeln von dem Wailord zu entkommen, aber zuerst sollten wir wieder an die Oberfläche und vielleicht versuchen unsere Kräfte mit denen eines anderen Wailmers und seiner Besatzung zu kombinieren. Vielleicht mit dem Besitzer der Pokébälle die Cora zugeworfen wurden. Dies klang sinnvoll.
Auf einmal spürte Jack wie sich Wailmers Bewegung änderten, es schwamm diagonal nach oben und das bedeutete wohl, dass sie gleich wieder richtig Atmen konnten.
Hoffentlich kann ich mich wieder richtig aufsetzen. Jack konnte wahrnehmen wie es etwas heller wurde, die Oberfläche war nahe und dann spürte er wie sie wieder über Wasser waren. Jack wollte sich wieder schnell aufsetzen, jedoch zu schnell...
Er rutschte mit dem linken Bein ab und sein letzter Halt war seine rechte Hand die noch gerade so an der Flosse war. Wenigstens war das Gewässer wo sie waren mehr oder weniger ruhig, so konnte er zumindest versuchen Cora um Hilfe zu rufen ohne stark ins Wasser gezogen zu werden. Jack versuchte laut genug nach Cora zu rufen:
"Cora, könntest du mir eine Hand zur Hilfe reichen bitte?" ,er pausierte kurz und dachte dann noch,dass ein bisschen Humor nicht schadet, "Ich bin noch nicht wirklich bereit von der Planke zu gehen".
Kurz gesagt: Es war furchtbar. Für Cora wirkte dieser Tauchgang wie eine Ewigkeit. Sie wollte unbedingt atmen, doch natürlich ging das nicht und die Trainerin fühlte sich als wäre sie kurz vorm Platzen. Langsam ließ sie die Luft entweichen und hoffte einfach inständig, dass sie bald wieder an die Oberfläche kamen. Sonst hatte die junge Frau definitiv ein ganz ganz arges Problem. Hinzu kam, dass die Welt um sie herum sich ständig drehte und der Strudel an ihr riss und zog. Wie sie die scheinbar übermenschliche Kraft aufbrachte, sich weiterhin an der Flosse festzuhalten, wusste Cora selbst nicht.
Und dann bemerkte sie plötzlich, wie der Sog nachließ und sie sich nach oben bewegten. Cora öffnete die Augen, die sie die ganze Zeit fest zusammengekniffen hatte. Es war ungewohnt, Unterwasser zu sehen, doch sie konnte einiges erkennen und war für einen kurzen Moment sprachlos. Dann meldete sich ihr Körper zurück. Sie brauchte Luft. Ganz dringend! Zum Glück strebten sie schnell der Oberfläche hinzu - Cora würde das Wailmer auf jeden Fall dafür loben, dass es seine Sache einfach ausgezeichnet gemacht hatte. Doch der Drang, die Lungen mit Luft zu füllen war zu stark. Die junge Frau öffnete plötzlich den Mund und schluckte Wasser. Natürlich, was auch sonst? Sie versuchte sich gegen das eindringende Wasser zu schützen, doch das war leichter gesagt als getan. Während Cora noch mit sich selbst und dem umgebenden Nass kämpfte, durchbrachen sie die Meeresoberfläche und die Teenagerin ließ einem Hust- und Spuckanfall freien Lauf. Nebenbei sog sie reflexartig literweise Luft ein. Nach wenigen Sekunden hatte sie sich weitesgehend erholt, obwohl sie noch unnormal keuchend atmete. Cora drehte den Kopf, um sich wieder halbwegs orientieren zu können. Während sie sich umschaute, hörte sie Jack von der anderen Seite des Wailmer rufen:
"Cora, könntest du mir eine Hand zur Hilfe reichen bitte? Ich bin noch nicht wirklich bereit von der Planke zu gehen".
Die Rothaarige musste über den Kommentar lachen, was sie aber schnell bereute. Schmerz machte sich in ihrem Hals breit und der Geschmack des Meerwassers half auch nicht gerade. Das Problem war, dass sie gerade selber mehr schlecht als recht an der anderen Flosse baumelte. Ergo war Cora in der selben Situation wie vorher - nur dass Jack ihr nicht helfen konnte. Im Gegenteil, für ihn schien es auch schlecht auszusehen. Das letzte Mal als er um eine Hand zur Hilfe gebeten hatte, war er im Meer geschwommen.
Wir haben aber auch echt kein Glück heute... Nun, zumindest war Coras Sarkasmus zurück. Das war doch schonmal ein gutes Zeichen.
In diesem Moment passierte etwas Unerwartetes. Das Wailmer stieß einen brummenden Laut aus und auf einmal ging es für Cora weiter nach oben.
Nanu?
Was sie einen Moment später bemerkte: Das Wasserpokémon hatte seine Flossen angehoben und diese bildeten nun eine nette Rutschbahn. Die junge Trainerin musste also nur ihr Gewicht verlagern und loslassen. Dann glitt sie von der Flosse herunter auf den Rücken und das Wailmer ließ diese sinken. Nun sah Cora auch, dass Jack sich immerhin noch mit einer Hand hatte retten können und ob der nun veränderten Ausgangslage, war es ein Leichtes, die Hand auszustrecken, um ihm wieder "an Bord" zu helfen.
"Der Käpt'n kann das Boot sowieso nicht vor der Besatzung verlassen", witzelte sie.
OT: Ihr wollt Aktivität? Ihr kriegt Aktivität! :D