Beiträge von Hauru

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    Damit hätte ich nicht gerechnet. Zehnter Platz und zwei Punkte - das reicht mir absolut.
    Leider konnte ich mir mit dem Chōka nicht mehr Mühe geben, da mir in dieser Woche absolut die Zeit für mehr gefehlt hat. Dehalb wurde es auch relativ schnell niedergeschrieben und ich konnte mir keine allzu großen Gedanken über den tieferen Inhalt machen - kurz gesagt: Persönlich bin ich ebenfalls nicht wirklich von meiner Abgabe überzeugt gewesen.


    Allerdings wurde sich gewünscht, dass ich meine Intention näher schildere und das mache ich natürlich gerne.

    Am Ende bleibt mir dein Gedicht leider ein Rätsel, ich bitte um Aufklärung bezüglich des Inhaltes und um Verzeihung, da diese bildhafte Sprache sicherlich ihre Mühe gekostet hat und sich dahinter eine Idee verbirgt, die leider nur bei wenigen ankommt.


    Da musst du doch nicht um Verzeihung bitten. Texte sind eben eine Sache der eigenen Vorlieben. Manche können mit Gedichten, welche vor Metaphern nur so triefen etwas anfangen und andere meiden sie. Es ist eben eine subjektive Angelegenheit, was auch absolut in Ordnung ist. :)




    Marienkäfer:
    Eine Sache, die ein paar Mal angesprochen wurde. Ich habe kein klassisches Reimschema verwendet. Stattdessen bin ich in den japanischen Raum gegangen und bediente mich dem Chōka. Dieses besteht aus Versen, die jeweils 5-7 Silben zählen. Dieses Schema muss sich mindestens zweimal wiederholen und dann auf 5-7-7 Silben enden. Bei meinem Chōka handelt es sich um eine 5-7 5-7 5-7 5-7 5-5-7 Variante.


    Hier spricht der Mensch direkt den Marienkäfer an. Er beschreibt die Farbe seines Körpers, welche er mit Blut vergleicht und den Marienkäfer somit als das Symbol der Trauer anerkennt.


    Nun antwortet der Marienkäfer dem Menschen. Dies wollte ich mit dem Begriff Mensch am Anfang verdeutlichen. Blau sollen hierbei die Tränen des Menschen sein, welche auf den Flügeln des Marienkäfers zerschellen. Daher hat dieser auch Salz auf den Flügeln. Am Ende soll noch einmal verdeutlicht werden, dass hier der Marienkäfer spricht, da er dem Menschen mitteilt, dass dessen Worte in verletzen und ihn langsam töten.


    Eigentlich genau das gleiche Prinzip, wie bei der ersten Strophe. Mit dem einzigen Unterschied, dass der Mensch diesmal auf die Punkte des Marienkäfers anspielt.


    Ein letztes Mal meldet sich der Marienkäfer zu Wort. Er beschreibt das äußere Erscheinungsbild des Menschen und bezeichnet ihn als blass und schließt daraus, dass dieser Angst hat.
    Des Weiteren bezeichnet er ihn als Schatten des Tods. Das ist eine Anspielung auf den zweiten Abschnitt, in welchem der Marienkäfer davon spricht, dass die Worte des Menschen ihn töten. Letzterer ist aber nicht auf diesen Hinweis eingegangen und redet weiterhin über den Marienkäfer und verletzt diesen, woraufhin er den Menschen indirekt als Mörder bezeichnet.


    Die Idee:
    Der Grundgedanke hinter dem Chōka ist einfach. Der Mensch sieht in einem Tier, welches für viele als ein Glücksbringer gilt, etwas unheilvolles, was er so schnell wie möglich beseitigen möchte. Der Marienkäfer hingegen erkennt, dass der Mensch lediglich Angst hat und Trauer verspürt - gleichzeitig aber auch Zerstörung und Tod bedeutet. Hier prallen also zwei untschiedliche Welten, Wesen und Gefühle aufeinander.
    Leider konnte ich diesen Gedanken nicht vollständig zu Ende führen und deshalb hört der Text auch so abrupt auf.



    Trotz alledem möchte ich mich für die zwei Punkte bedanken und auch für die nette Kritik. :)


    Liebe Grüße,
    Lukas

    Gut, jetzt komme ich auch endlich einmal dazu diese Geschichte erneut zu kommentieren. Eine Sache gleich vorweg: Du hast den Post wirklich sehr schön bearbeitet. Sieht optisch sehr stimmig aus - im Endeffekt hat das ja nicht mit der Geschichte zutun, aber ich wollte es trotzdem einmal gesagt haben. Außerdem stimmen dieses Mal alle Leerzeichen, was das Ganze gleich viel schöner aussehen lässt. ;)


    [tabmenu]
    [tab=Meinung zum 1.Kapitel]
    [subtab=x]
    [subtab=a]

    Mackie.
    Als ich das gelesen hatte, habe ich zuerst an einen Hund oder ein magisches Wesen gedacht, aber ein Mensch? Und dann lautet ihr voller Name auch noch Mackenzicke? Selbstverständlich bleibt die Namensgebung dem Autoren überlassen und du hast dir sicher auf etwas dabei gedacht. Ebendeswegen werde ich den Namen nicht kritisieren. Natürlich ist er ungewöhnlich anders, aber du wirst sicher deine Gründe dafür gehabt haben. Außerdem weckt es in mir den Wunsch zu erfahren, warum das Mädchen diesen Namen trägt - evenutell wird dieses Geheimnis ja noch gelüftet und es besteht ein tieferer Grund dafür - eben weil die Geschwister relativ normale Namen haben.


    Abgesehen von der Namensgebung, fand ich es schön, wie du ein wenig von der Hintergrundgeschichte in dieses Kaptitel hast einfließen lassen. Es wirkt relativ leicht und ist nicht aufdringlich. Beiläufig wird erwähnt, dass Mackies Eltern Farmer sind und für das Königreich arbeiten, welches mir übrigens sehr unsympathisch ist - wahrscheinlich wolltest du das auch erreichen. Was ich mir noch wünschen würde, wäre, dass du mehr beschreibst. Du hast immer wieder kurze Ansätze, aber leider baust du das Bild, welches einem dann erscheint nicht komplett aus. Ich würde es schön finden, wenn du dem Leser die Landschaft, die Farm, die Charaktere mehr schilderst und ihm somit ein Bild von deiner Welt gibst. Bis jetzt habe ich nämlich "nur" eine grobe Vorstellung und da ist sicher noch mehr drinn.


    Ansonsten hat mir dein Stil aber gut gefallen. Das Ende ist ein schöner Cliffhanger und ich frage mich, wie es weitergeht. Besonders gut hat mir der Satz mit der Meldodie gefallen. Du spielst damit auf die kommenden Ereignisse an und das macht den Leser neugierig, was denn nun passiert, dass das Leben von Mackie vielleicht doch nicht mehr so schön verläuft, wie es bisher der Fall war.

    [subtab=b]
    Ich bin ein sehr fauler Mensch und deshalb bitte ich zu entschuldigen, dass ich keine Rechtschreibprüfung des gesamten Textes vornehme. Was mir aufgefallen ist, ist, dass du, um deine Sätze zu kennzeichnen, diese Zeichen (<<) verwendest. Hat es einen bestimmten Grund, dass du nicht auf die 'traditionellen' " " zurückgreifst? Ansonsten hast du - da deine Sätze relativ lange sind, was ich sehr toll finde, da ich lange Sätze liebe - kleinere Kommafehler. Jene fallen aber nicht allzu stark ins Gewicht.
    Die nächste 'Kritik' ist, wie bei deinen Satzzeichen auch reine Geschmackssache: Du hast relativ viele Klammern in deinem Text. Ich bin der Meinung, dass das den Lesefluss etwas stört, aber das ist wirklich absolute Ansichtssache. Ich bevorzuge an dieser Stelle eher Gedankenstriche, die kommen mir beim Lesen etwas flüsiger vor - hört sich irgendwie komisch an.


    Obwohl ich für Rechtschreibprüfungen zu faul bin, muss ich doch einen Fehler verbessern, der mir gleich ins Auge gestochen ist.

    Zitat

    Mit großer Mühe versuche ich den kleinen Holzkamm durch mein dichtes, rehbraunes Haar zu führen, wobei mir ein lautes <<Autsch>> entfährt. Mein Haar war schon immer so wi­der­spens­tig gewesen, der grobe Kamm machte das morgendliche Herrichten jedes Mal zur Tortour.

    Du hast 'wiederspänstig' geschrieben.


    Wahrscheinlich war es ein Versehen, aber trotzdem gebe ich dir einen kleinen Tipp.
    Wieder wird meistens im Bezug auf ein weiteres Mal oder erneut verwendet.
    Wider hingegen bedeutet dagegen oder auch entgegen.

    [/tabmenu]
    Ich hoffe, dass dir meine kleinen Verbesserungsvorschläge irgendwie helfen können. Leider konnte ich auch dieses Mal nicht mehr schreiben, wie ich es ursprünglich vorhatte - vielleicht das nächste Mal.
    Alles in allem hat mir das erste Kapitel aber recht gut gefallen und ich glaube, dass in deiner Grundidee noch eine Menge Potential steckt. Ich freue mich schon auf mehr. Mach einfach so weiter und vielleicht hilft dir ja ein Punkt, den ich angesprochen habe, dich zu verbessern. :)


    Liebe Grüße,
    Lukas

    Endlich komme ich einmal dazu deine Rückmeldung zu 'besprechen' und ohne lange Ausreden, lege ich schnell einmal los.


    Also bevor ich zum Inhalt gehe, ist da etwas, das ich ansprechen muss. ^^"
    „Das war der Sinn. (<- kein Punkt, wenn danach ein Satz mit Beistrich kommt. Frage- und Rufzeichen kannst du aber machen)“, antwortete er und folgte Emmas Blick zum Fenster.
    „Weißt du,“, fing er und richtete seinen Blick dabei ein wenig auf Emma
    Beistriche erst recht nicht .__.
    Außerdem solltest du beim Rednerwechsel Zeilenumbrüche machen.


    Ich sitze gerade hier und frage mich, warum ich diesen Fehler überhaupt gemacht habe. Wahrscheinlich habe ich während dem Schreiben einfach nicht darauf geachtet und habe den Fehler später bei der Korrektur auch ge­flis­sent­lich überflogen. Naja, zum Glück wurde er jetzt entdeckt.
    Zu den Zeilenumbrüchen muss ich sagen, dass diese in den späteren Artikeln zum Einsatz kommen und ich hier auch - aus irgendeinem Grund - darauf verzichtet habe. Wahrscheinlich wäre es gar nicht so dumm gewesen bereits hier Umbrüche zu verwenden, damit der gesamte Text eben übersichtlicher wird.


    Zum Inhalt: Die Dialoge klingen lockerer, auch wenn nicht so locker, wie ich es zwischen Geschwistern oder guten Freunden kennen. Wer sagt zu seinem Freund oder halt Kollegen "auf wiedersehen?"


    Das habe ich ganz bewusst gemacht. Michael kann Jacob ja eigentlich nicht leiden und will ihn auch nur ungern in seiner Wohnung haben. Es kann sein, dass dieser Aspekt im Text nicht klar zum Ausdruck kommt, aber in Wahrheit habe ich diese Formulierung mit Absicht gewählt. Michael ist Jacob gegenüber eben eher neutral eingestellt und auch nicht wirklich befreundet. Aus diesem Grund wählt er eben auch eine neutrale Formulierung, um sich von ihm zu verabschieden.


    Michael gegenüber bin ich zwiegespalten. Einerseits ist er sympathisch (etwa dadurch, dass er dem Obdachlosen seinen Regenschirm schenkt), andererseits erfüllt er etwas zu sehr das "Autorenklischee", finde ich. Er geht ja auch dauernd in Cafés ='D
    Was aber von dir aus gut gelungen ist, ist es seine Persönlichkeit in seinem Schreibstil einzubauen, der etwas Schweres und vollkommen Übertriebenes (Zeugen seiner Trauer etc...) hat und ist nicht bereit seine Ansichten für seine Werke beiseite zu schieben. Obwohl er nicht unsympathisch ist, stößt es mir auf, dass er 1. meint, er hätte die Wahrheit für sich gepachtet (also schlussfolgere ich mal, weil er der Ansicht ist, dass die Menschen die Wahrheit nur nicht verstehen) und 2. dass nicht jeder seine Geschichten versteht. Also er lässt die Kritik der anderen auch gar nicht so recht zu.
    Also ja, das andererseits... er hat eigentlich keinen ersichtlichen Grund depremiert zu sein. Aber die Stadt gefällt ihm nicht. Die Menschen heucheln. Er will seinen Freund nicht reinlassen. Lebt teilweise irgendwo in seiner eigenen Welt und nicht in der Realität. Irgendwie eigenbrötlerisch. Und er macht offenbar alleine Urlaub, wo ich mich frage: Wer fährt alleine in den Urlaub? Das ist, als würde man alleine in eine Disko gehen =O


    Freut mich, dass ich die Persönlichkeit von Michael in seinen Schreibstil einbauen konnte. Ja, er erfüllt so ziemlich alle Klischees, die man von einem Autoren kennt und das ist leider sehr unbewusst geschehen und fällt mir eigentlich erst jetzt konkret auf. Vielleicht ist das aber auch gar nicht so schlecht, da dieses Leben eben eine triste, alltägliche Routine für ihn bietet, die dem Leser langweilig erscheint. Somit hat Michael auch einen guten Grund an das Meer zu fahren.
    Des Weiteren freue ich mich darüber, dass du Michael gegenüber zwiegespalten bist, denn genau das wollte ich erreichen. Ich wollte einen Protagonisten, den die Leser nicht hassen, aber auch nicht gerade sympathisch finden. Eine durchschnittliche Person, welche ab und zu eine nette Tat vollbringt (dem Obdachlosen seinen Schirm überlassen) und im nächsten Moment unfreundich zu seinem Kollegen ist und über die Stadt herzieht. Und allem Anschein nach ist mir dieser Zwist ganz gut gelungen.


    Ich hoffe, dass ich alle deine Punkte so besprochen habe, dass auch du eine gute Rückmeldung erhalten hast. Außerdem wollte ich mich dafür bedanken, dass du diese Kurzgeschichte so schön kommentierst und mir konstruktive Kritik entgegenbringst. Vielen Dank und ich freue mich schon auf die restlichen Kapitel. :)


    Liebe Grüße,
    Lukas

    Edit: Ich habe erst im Nachhinein gemerkt, dass Nortia auch einen Kommentar geschrieben hat, als ich diesen geschrieben habe. Der Aspekt mit den Tab-Menüs ist jetzt eben doppelt da. (:

    So, jetzt habe ich endlich einmal Zeit gefunden, um den Prolog von deiner Geschichte zu lesen.


    Titel
    Zuallererst etwas zu deinem Titel Herzgoldkinder. Genau genommen war es jener, der mich dazu veranlasst hat diese Geschichte anzuschauen. Neologismus ist das Zauberwort. Ich mag Wortneuschöpfung, wenn sie spannend und interessant klingen. Vorraussetzungen, die dein Titel definitiv erfüllt.


    Startpost
    Hier würde ich dir empfehlen die einzelnen Erklärungen zur Welt, den Menschen und den anderen Dingen eventuell in ein Tab-Menü zu packen. Das sieht schöner aus und macht das ganze übersichtlicher. Falls du nicht wissen solltest wie das funktioniert, dann empfehle ich dir einmal hier einen Blick hineinzuwerfen. Selbstverständlich ist es aber auch Geschmackssache - wenn dir dein Post so gefällt, dann ist das natürlich in Ordnung.


    Ausgangssituation
    Hier werde ich einmal nichts zu der Welt oder den Menschen sagen, da ich sie ja noch nicht richtig kennengelernt habe. Allerdings werde ich ein paar Worte zu den Herzgoldkindern verlieren.
    Ich persönlich finde, dass das eine sehr interessante Idee ist. Kinder werden mit einer speziellen Fähigkeit geboren und bekommen dadurch ein goldenes Herz. Sowas liest man nicht alle Tage und ich frage mich auch schon, was denn der Grund für dieses Phänomen ist. Ob du diese Frage im späteren Verlauf deiner Geschichte beantwortest bleibt natürlich dir überlassen, aber immerhin wird der Leser ein bisschen neugierig. Das die Regierung im Endeffekt extra Söldner dafür abrichtet Kinder zu töten, da diese Handlung sehr verpönt ist, finde ich auch spannend - daraus können sicher schöne Konflikte entstehen.


    Man kann also sagen, dass ich mich wirklich auf deine Geschichte freue, da sie sehr vielversprechend klingt.


    [tabmenu]
    [tab=Meinung zum Prolog]
    [subtab=x]
    [subtab=a]
    Ich persönlich finde ihn ein wenig zu kurz. An ein paar Stellen hätte man die Situation eventuell etwas ausformulieren können.

    • Wo befinden wir uns?
    • Wie sehen die Wachen aus? Wo stehen sie? Sind sie bewaffnet?
    • Wer ist der Mann, der isst? (Wobei das vielleicht auch eine Überraschung werden soll)

    Ich hoffe du verstehst was ich meine. Allerdings heißt das nicht, dass der Prolog schlecht ist.
    Ich fand deine Beschreibung seiner kreisenden Hand über dem Tablett sehr schön, da er von einem Adeler und Mäusen spricht und das zusammen ein sehr stimmiges Bild abgibt.
    Noch kurz ein Wort zur äußeren Form. Du lässt manchmal zwischen Satzzeichen und Wörtern eine Leerzeile - ist nicht schlimm, aber sieht nicht sonderlich schön aus. Einfach noch einmal kurz korrekturlesen, dann solltest du die kleinen Schönheitsfehler schnell beseitigt haben. (:
    Gut, viel mehr will ich auch gar nicht sagen, da du ja selbst gemeint hast, dass der Prolog erst mit dem späteren Verlauf der Geschichte Sinn ergeben wird und deswegen
    belasse ich es an dieser Stelle einmal damit. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die nächsten Kapitel - sprich: Ich werde einmal versuchen dir regelmäßig Rückmeldungen zu geben.

    [/tabmenu] So, und dann bin ich auch schon fertig. Ich hoffe du konntest mit meinem Kommentar ein bisschen etwas anfagen. Das nächste Mal schreibe ich dann ein bisschen mehr - versprochen. (:

    Hi, erst einmal vielen Dank für deinen Kommentar.


    An sich finde ich deinen Schreibstil klasse. Klar, schön eben. Angenehm zum Lesen.
    Andererseits stört etwas das Drehbuchartige etwas, wenn ich ehrlich bin und ich persönlich hätte die Dialoge lieber eingebettet gesehen und nicht als Drehbuchform vor mir liegen.

    Freut mich, dass dir mein Schreibstil gefällt. Das ich dieses Kapitel als eine Art Drehbuch geschrieben habe liegt daran, dass es nur eine Geschichte ist, die der eigentlich Protagonist (ein Autor) geschrieben hat (also eine Geschichte in der eigentlichen Kurzgeschichte). Ich wollte sie somit von den anderen Kapiteln abheben - nicht das man denkt, dass dieses Kapitel in der Realität spielt. Ich kann aber verstehen, wenn dieses 'Drehbuchartige' einem nicht gefällt. Um ehrlich zu sein war ich auch lange unschlüssig, ob es denn das Richtige ist dieses Kapitel als eine Art Drehbuch zu verfassen, aber in Anbetracht des kommenden Verlaufs der eigentlichen Kurzgeschichte, erschien es mir dann doch besser.
    Trotzdem ist es wirklich geschmackssache. (:


    Die Idee ist mir auch soweit einmal sympathisch, allerdings verläuft mir persönlich der Anfang etwas zu schnell. Warum bespreche ich mit jemanden so philosophische Themen, wenn ich denjenigen noch sieze und ... nicht kenne? Das wirkt auf mich, als wollte der Autor seine philosophische Gedanken anbringen und hat dies durch seine Figuren ausgedrückt. Um es noch etwas zu erklären: Die Gespräche klingen sehr schwer. Er trifft sie, philosophiert und will sich dann mit einem lockeren "Ciao" verabschieden, was er dann doch nicht tut, aber du siehst, was ich meine. ^^
    Dass sie später von ihrer Krankheit erzählt, ist glaubwürdiger. Aber sie sagt es einfach so. "Ich habe Krebs", ohne viel Regung.

    Hier stimme ich dir komplett zu. Ich habe wirklich versucht viele philosophische Fragen aufzuwerfen - wahrscheinlich zu viele. Das Problem ist, dass diese Geschichte in der Kurzgeschichte, im späteren Verlauf der eigentlichen Handlung eine entscheidende Rolle spielt und ich deshalb Fragen, die sich der Leser später stellt, bereits hier hab einfließen lassen. Leider resultiert das dazu, dass es etwas überladen wirkt. Ich habe allerdings keine bessere Möglichkeit gefunden - vielleicht fällt dir ja eine ein. (:
    Alles in allem wollte ich diese Geschichte auch nicht zu lange werden lassen, da sie - wie erwähnt - eigentlich gar nicht real ist und eben nur eine Geschichte darstellt, die der Protagonist geschrieben hat und deshalb habe ich sie auch nicht intensiv ausformuliert.


    Trotzdem danke ich dir für deine Kritik und versuche die Punkte, welche du erwähnt hast, einmal zu überarbeiten und in die Geschichte einfließen zu lassen. Außerdem würde ich mich natürlich freuen, wenn du mir zu den restlichen Kapiteln auch noch eine Rückmeldung geben könntest - vorausgesetzt du hast Zeit. (:

    Ich mag das Thema Selbstmord nicht, da denk ich: bleibt's mir bloß weg damit! >,<
    Das ist so ein Thema, an dem sich dutzende Schreiber mit Pseudotiefsinnigkeit dran versuchen und denken, es würde ihnen Tiefe geben, wobei ich nur eine Autorin kenne, die das glaubhaft umsetzt. Das meiste wirkt wie so'n Emozeugs ^^"

    Da stimme ich dir zu. Ich persönlich kann mit dem Thema 'Selbstmord' auch nichts anfangen - es sollte nur ein Beispiel sein. Das Problem ist, wie du schon gesagt hast, dass die Autoren denken tiefgründig zu schreiben, wobei sie es eigentlich nicht hinbekommen. Das Problem mit diesem Thema ist, dass es der eine oder andere eventuell als besonders dramatisch ansieht, wenn der Protagonist Selbstmord begeht. Leider entspricht das eben nur in den seltesten Fällen der Realität und es gelingt auch den wenigstens Autoren das Thema so zu verpacken, dass es eben nicht zu emotional und komisch wirkt.

    Hm, definitiv eine interessante Frage. Ich versuche mal das Thema anhand der gegebenen Fragen zu beantworten.

    Wer darf sich selbst opfern?

    Streng genommen darf sich eigentlich jeder opfern. Der Tod aus freien Stücken sollte jedem Charakter freigestellt sein. In meinen Augen sollte es allerdings eine Person sein, die man im Verlauf der Geschichte lieb gewonnen hat. Wenn der Charakter stirbt, den man das erste Mal auf Seite 3 und das letzte Mal auf Seite 4 zu Gesicht bekommen hat, lässt es den Leser ziemlich kalt, wenn er den Heldentod stirbt. Darüber hinaus ist es wahrscheinlich am schönsten - und am
    klischeehaftesten -, wenn der Protagonist höchstpersönlich sein Leben lassen muss. Allerdings ist hierbei wichtig, dass die Szene wirklich gut geschrieben ist, da solch Situation sehr schnell lächerlich werden kann und der Abschnitt damit den gewünschten Effekt schneller verliert, als die sterbende Person auf dem Boden aufschlägt.

    Muss der Märtyrer unbedingt einer der Helden sein oder kann es auch ein Feind sein?
    Wie ich bereits sagte kann es im Prinzip jede Figur sein, die man lieb gewonnen hat. Somit muss es definitiv nicht nur der Held sein, welcher sich in den Tod stürzt. Es kann auch sein/e Begleiter/in sein.


    Unter welchen Umständen könnte sich ein Charakter opfern? Als letzte Möglichkeit? Zum Wohle / Zur Rettung einer anderen Person?
    In Büchern wird es oft als die entscheidene Rettung dargestellt. Ein Charakter opfert sich und beschützt damit seine Gefährten. Es ist allerdings auch sehr schwer ein anderes Szenario zu entwickeln. Ein Märtyrer kann sich, in meinen Augen, nur schwer in einer anderen Situation opfern. Somit würde ich zur Variante der 'Letzten Möglichkeit' tendieren. Warum sollte man sonst sein Leben lassen, wenn ich damit nicht meine Freunde beschütze, die mich auf meiner Reise begleitet haben.
    Eine weitere Variante für den Tod aus freien Stücken, die du mit diesem Thema wahrscheinlich gar nicht ansprechen wolltest, ist der Selbstmord. Ein Charakter kann auch aus freien Stücken sterben wollen, da er einfach mit dem Leben an sich abgeschlossen hat. Da hätten wir zwar nicht das Sujet des
    Märtyrers, aber es wäre eine weitere Möglichkeit.
    Eventuell könnte man das Motiv des Selbstmords auch in einer sogenannten Selbstmordmission unterbringen. Eine Mission von der man eben ziemlich sicher nicht mehr zurückkehren wird, da sie extrem gefährlich ist und den Charakteren alles abverlangt.

    Muss dieser Tod eine besondere Wirkung erzielen?
    Im besten Fall weint der Leser. Im schlimmsten Fall lacht er.
    Die Kunst - einen Charakter wirkungsvoll sterben zu lassen - ist ziemlich schwer. Entweder es wird lächerlich oder eben gut. Die gewünscht Wirkung ist glaube ich bei jedem Autoren gleich: Tränen oder zum Nachdenken anregen.

    Können mehrere solcher Tode in einer Geschichtshandlung zur selben Wirkung führen? Oder wirkt es bei ständiger Wiederholung "abgestumpft"?
    Meiner Meinung nach sollte die Anzahl an sterbenden Menschen eine gewisse Zahl nicht überschreiten. Allerdings ist dies auch von der Länge des Textes abhängig. Auf zwei Seiten kann ich nicht 5 Personen sterben lassen. Auf sechzig Seiten dagegen schon eher. Ich finde, dass der Tod eines der besten Stilmittel ist und deswegen sollte man mit ihm sparsam umgehen.
    Ich, für meinen Teil, lasse den Protagonisten gerne auf der letzten Seite, im letzten Satz, sterben. Oftmals verwerfe ich den Gedanken dann wieder, da es damit ins Lächerliche gezogen wird, aber manchmal passt es auch sehr gut und somit hat man ein schönes "Was zum ...?!" Ende.

    Wie seht ihr das? Ist das Briefe schreiben 'vom aussterben bedroht'?
    Momentan gibt es glaube ich noch genügend Menschen, die Briefe schreiben. Gerade die älteren Menschen, welche eben keinen Computer besitzen und sich täglich in ihrem E-Mail Programm darüber informieren können, wer ihnen in den letzten Tagen geschrieben hat. Allerdings sei dazu auch gesagt, dass es in den kommenden Jahren, in meinen Augen, immer weniger Menschen geben wird, die Briefe schreiben. Es ist altmodisch geworden. Wir leben in einem Zeitalter der digitalen und weltweiten Vernetzung. Unsere Generation wird in sechzig Jahren garantiert keine Briefe mehr schreiben.


    Schreibt ihr selbst noch Briefe oder eher nicht? Wenn ja/nein, wieso?
    Ich habe als kleines Kind oft meiner Patentante Briefe geschrieben. Sie wohnt in der Schweiz und hat sich immer riesig darüber gefreut und mir ebenfalls per Brief geantwortet. Auch heutzutage schreibe ich ihr regelmäßig Briefe - warum weiß ich selber nicht genau. Ich glaube es ist eine Art Tradition zwischen uns Beiden geworden und es macht uns Spaß. Es ist persönlicher und ich freue mich jedes Mal mehr darüber einen Brief öffnen zu dürfen, als auf einen Button zu klicken und die E-Mail zu lesen.

    Wie siehts mit Brieffreunden aus? Hattet/Habt ihr welche? Ihr könnt auch von euren Erfahrungen berichten.
    Ich hatte nie Brieffreunde, wollte allerdings auch nie welche. Ich habe zwar mit Freunden, die weggezogen sind, Kontakt per Brief gehalten, aber dies würde ich nicht als 'Brieffreundschaft' bezeichnen. Heutzutage sprechen wir übrigens nur noch per E-Mail.


    Interessiert ihr euch für Briefe schreiben oder haltet ihr euch eher an die neuste Technologie?
    Generell bin ich jemand, der die neuen Technologien sehr zu schätzen weiß. Ich muss jeden Tag meine E-Mails lesen, kann ohne meinen RSS Reader nicht mehr leben und verbringe somit viel Zeit online. Trotz alledem versuche ich aber - wie bereits erwähnt - weiterhin alte Tradtionen aufrecht zu erhalten und Briefe zu schreiben. Es liegt nicht daran, dass ich es muss, sondern ich möchte es.
    Briefe zu schreiben wird in den nächsten zwanzig Jahren definitiv fast gänzlich von der Bildfläche verschwinden, aber ich werde es trotzdem versuchen aufrecht zu erhalten.

    Ich, für meinen Teil, kann mit diesen Kapiteln/Szenen nicht viel anfangen. Ich bin in solchen Dingen ein sehr ungeduldiger Mensch und es ist auch schon vorgekommen, dass ich ein Buch aus der Hand lege, da es eben solche Kapitel beeinhaltet und jene treiben die Handlung folglich auch nicht weiter. Solche Passagen wirken auf mich immer sehr langweilig. Ich möche nicht erfahren, dass der Protagonist einen Film im Kino sieht, in der Bücherrei seinen schulischen Pflichten nachkommt oder mit seiner Schwester im Garten spielt.
    Selbstredend können diese Kapitel auflockernd wirken. Eventuell sogar unerwartet zu einem kommenden Höhepunkt hinlenken, aber bei mir treffen sie leider oftmals den falschen Nerv, da ich durch meine Ungeduld eben prädestiniert dafür bin derartige Dinge zu hassen.


    Das Problem ist, dass ich selbst beim Schreiben solche Szenen zu Papier bringe und folglich genau gegen meinen eigenen Wunsch handle. Diese Abschnitte liegen meistens vor Stellen, die entscheidend für den späteren Verlauf der Handlung sind. Folglich wird es wahrscheinlich so sein, dass ich bei fehlenden Ideen, die den Verlauf der Haupthandlung betreffen, einfach neue Handlungsstränge erfinde, die eben nichts mit dem konkreten Thema der Geschichte zutun haben und ich somit während des Schreibens dieser auf neue Ideen für den Hauptteil komme.


    Im Endeffekt ist eine konkrete Beantwortung der Frage sehr schwierig. Da ich solche Szenen eigentlich nicht mag, aber sie selbst eben auch verwende, wenn ich keine Idee für den Hauptstrang habe. Und ich glaube, dass es vielen anderen Menschen auch so geht.

    Ich habe mir vor ein paar Tagen - pünktlich zum Release - die Blu-ray zu Psycho-Pass geholt und wurde positiv überrascht.
    Im Vorfeld hatte ich nur positive Dinge von diesem Anime im Science-Fiction Setting gehört und einfach mal zugeschlagen, um die ersten sechs Folgen gleich an einem Abend zu sehen.


    Psycho-Pass spielt in einer Zukunft, in der Menschen den namensgebenden Psycho-Pass in sich tragen. Jener misst ihr Gewaltpotentital und teilt einen erhöhten Puls sofort der Polizei mit. Diese kann dann frühzeitig eingreifen und ein potentielles Verbrechen verhindern.
    In dieser Welt begleitet ihr Akane, eine Ermittlerin, welche frisch von der Akademie kommt und während den ersten Folgen mit dem harten Alltag der Polizei konfrontiert wird.
    Psycho-Pass ist nämlich definitiv nichts für schwache Nerven. Da explodiert in der ersten Folge schon einmal der Kopf eines Mannes und ein anderer verliert fast seinen ganzen Oberkörper. Es fließt viel Blut, aber genau das macht diesen Anime - meiner Meinung nach - auch aus. Jeder Zeit wird man mit der harten Realität konfrontiert und erkennt, dass der Psycho-Pass vielleicht doch nicht so viele Dinge besser macht - werden doch auch evenutell unschuldige Menschen eingesperrt, die bloß einer stressigen Situation ausgesetzt sind.


    Ich, für meinen Teil, bin sehr gespannt auf die weiteren Folgen und lege den Anime jedem ans Herz, der einen erwachsenen Anime sucht und dabei sein Gehirn nicht ausschalten, sondern die eigene Moral ständig hinterfragen möchte.

    Als ich mir im Jahre 2000 einen GameBoy Color kaufte, wusste mein 7-jähriges Ich nicht, dass es damit seine spätere Kindheit stark beeinflusst hatte.
    Eigentlich kaufte ich mir den GameBoy damals nur aus Interesse. Ich hatte seit zwei Jahren meine PlayStation und was so fasziniert von dieser, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass ich auch ein Spiel auf solch einem kleinen Display spielen konnte. Ebendeswegen steckte ich mein gesamtes Taschengeld in den gelben Kasten und hüpfte froh nach Hause.
    Gleich am ersten Abend stellte sich heraus, dass dieses Gerät jede einzelne Mark wert gewesen war.
    Mein erstes Spiel war das grandiose Darkwing Duck, welches mich tagelang begeisterte und dafür sorgte, dass ich den Berufswunsch Superheld hegte. Danach kamen noch ein paar The Legend of Zelda Titel, Wario Land 3 und Donkey Kong Country.
    Alles in allem waren meine ersten Stunden mit dem GameBoy mehr als nur angenehm. Ich wollte dieses kleine Gerät nicht mehr missen.
    Apropos ‚missen‘, eines Tages vermisste ich nämlich ein neues Spiel. Ich beschwerte mich solange bei meiner Mutter, bis sie mit mir zu unserem örtlichen Videospiele-Händler fuhr und ich freudig in die große Vitrine mit den GameBoy Spielen schaute.
    Ein Spielmodul zog dabei ganz besonders meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war blau und hatte einen Aufkleber eines monsterähnlichen Geschöpfes. Ich deutete also auf das kleine Modul, kaufte es und verließ den Laden.
    Zuhause steckte ich es sogleich in meinen GameBoy Color und Professor Eich begrüßte mich und gab den Startschuss für eine Liebe, die mich bis heute begleitet.


    Die Blaue Edition war mein erster Kontakt mit der Welt von Pokémon aus dem Hause Game Freak und Nintendo und sollte auch nicht der letze bleiben.
    Nachdem ich Stunden und Tage mit diesem Spiel verbracht hatte, konnte man mich nur schwer von meinem gelben Kasten trennen und ich erinnere mich noch genau, wie ich das erste Mal die Pokémon-Liga betrat und die Top Vier inklusive Champ schlug. Ich saß in unserem Wohnzimmer und sprang urplötzlich auf und begann zu jubeln. Mein Vater sah mich komisch an, sagte aber nichts und meine Mutter schüttelte nur lachend den Kopf.
    Nachdem ich die Blaue Edition fünf Mal durchgespielt hatte, leistet ich mir von meinem Taschengeld die Silberne Edition. Als ich die ganzen Farben sah, musste ich mir erst einmal die Augen reiben, hatte ich davor doch nur triste Schwarz/Weiß Umgebungen genießen dürfen.


    Und dann ging es eben so weiter. Meine Kinnlade wurde immer wieder auf den Tisch befördert und die kleinen Monster wurden zu einem wichtigen Bestandteil meiner Kindheit und meine Freunde und ich verbrachten Tage mit ihnen.

    Das ist wirklich eine schwere Frage. Streng genommen hat sich das im laufe der Jahre nämlich ab und zu leicht geändert, aber wenn ich mich für einen bestimmten Typen entscheiden müsste, dann würde ich ganz klar Wasser sagen.
    Mein erstes Pokémon war Turtok und es stellt auch bis heute noch meinen Liebling dar. Wenn ich an die Blaue Edition zurückdenke, dann muss ich einfach nur grinsen, da ich mit Turtok unglaublich viel Spaß hatte und mein damaliges Team zu einem Großteil aus Wasser Pokémon bestand - eigentlich war Tauboga mein einziger 'Außenseiter'.
    Neben dem Typ Wasser finde ich allerdings auch den Typ Kampf ziemlich reizvoll. Gerade Quappo hat es mir hier angetan, da er eben auch den besagten Typ Wasser besitzt.
    Von dem her würde ich dann doch sagen, dass ich zwei Typen habe, die ich sehr zu schätzen weiß.

    Hier sind die letzten 3 Kapitel von Happy End.


    [tabmenu]
    [tab='x']
    [tab='Kapitel 3']
    Der Fahrer des Busunternehmens staunte nicht schlecht, als Michael ihn fragte, ob noch ein Platz für ihn vorhanden sei, stand er doch mit einem Koffer und Rucksack bepackt vor ihm. Nachdem der Mann ein paar Unterlagen durchgegangen war und einen Anruf getätigt hatte nickte er Michael zu und lud seinen Koffer in den Bus.


    Michael schlief fast die gesamte Busfahrt. Sie fuhren aus der Stadt in Richtung Küste. Je weiter sie sich von der Metropole entfernten, desto schöner wurde die Umgebung.
    Der Bus fuhr über kleine Berge, durch winzige Städte, die von der alltäglichen Hektik noch nichts mitbekommen zu haben schienen und alles war von einer malerischen Landschaft umgeben, die sämtliche Fotoapparate im Bus zum Leben erweckte.
    Nach knapp drei Stunden machte der Bus an einer Blockhütte halt, die direkt an einem dichten Waldgebiet stand.
    Michael stieg aus und ging ein wenig spazieren. Er folgte einem Trampelpfad, der ihn immer weiter in den Wald führte. Er genoss die Stille, welche ab und an von einem Zwitschern der Vögel unterbrochen wurde, holte tief Luft und ließ sie ganz langsam wieder aus seinem Mund strömen.
    Nach ein paar Minuten kam er zu einer Quelle. Michael hörte das Wasser deutlich plätschern, als er seine Hände zu einer Schale formte und ein wenig von dem Quellwasser auffing. Nachdem er getrunken hatte ging Michael zurück zum Bus und setzte sich wieder auf seinen Platz. Er schloss seine Augen und musste lächeln.
    Es kam ihm komisch vor, dass er innerhalb ein paar Stunden in eine völlig andere Welt gekommen war, die viel schöner als seine eigene war.


    Als er die Augen wieder öffnete fuhren sie bereits wieder. Michael gähnte und streckte sich. Im Bus war es lauter geworden. Die wenigen Menschen sprachen durcheinander, lachten und fotografierten die Landschaft.
    Michael blickte aus dem Fenster und sah Möwen, die an ihnen vorbeiflogen. Sie mussten nun schon fast an der Küste sein.
    Dann konnte er kleine Dächer erkennen und ein blaues Tuch, dass sich am Horizont ausbreitete. Michael dachte an seinen ersten Besuch am Meer. Er war zehn Jahre alt gewesen und mit Emma und seiner Mutter für eine Woche verreist - sein Vater hatte die Familie schon früh verlassen. Trotz alledem hatte er Michael nie wirklich gefehlt und so zählte der Urlaub zu einem seiner schönsten Erlebnisse.
    „Mama. Ist das, das Meer?“
    Michael wurde aus seinen Gedanken gerissen und sah auf. Jetzt konnte man es ganz deutlich sehen.
    Die kleine Küstenstadt lag ruhig, halb eingekreist von einem Wäldchen, da. Michael erkannte einen Pier, an dem ein paar Boote befestigt waren – zwei weitere konnte er auf dem Meer treibend sehen. Es war eine jener Städte, die hauptsächlich von ihren Cafés und der Fischerei zu leben schienen. Ein Kirchturm ragte über die Häuser und wachte wie ein Hüter über die Stadt. Ein wenig abseits, auf einer hohen Klippe, konnte man einen Leuchtturm ausmachen und eine große Blumenwiese.
    Als sie den ersten Häusern immer näher kamen, fühlte sich Michael so, als würde er noch tiefer in diese neue Welt abtauchen und ihre ganze Schönheit noch intensiver wahrnehmen. Erneut fiel das Licht durch das Fenster, brach sich und blendete Michael. Diesmal ließ er es aber zu, kniff nur seine Augen ein wenig zusammen und ließ die Sonnenstrahlen seine Haut wärmen. Allmählich wurde die Straße etwas unebener und immer öfter wurden die Leute ein wenig aus ihren Sitzen befördert. Die Kinder lachten und hüpften bei jedem neuen Schlagloch von selbst in die Höhe.


    Nachdem er das Ortsschild passiert hatte, hielt der Bus vor einer Herberge und öffnete die Türen.
    Die Kinder sprangen ungeduldig nach draußen und zogen ihre Eltern an der Hand Richtung Meer. Michael musste lachen und nahm seinen Koffer von dem Busfahrer entgegen. Dann betrat er die kleine Herberge, auf deren Schild am Eingang „Fresh Breeze“ stand.
    In der Eingangshalle roch es angenehm nach Blumen, die in Vasen auf ein paar Tischen standen und Sofas sowie Sessel luden zum Ausruhen ein. Als Michael auf die Rezeption, die sich gegenüber dem Eingang befand, zuging, bemerkte er Bilder an der Wand. Sie zeigten das Meer sowie die Küstenstadt und auf einem konnte man sogar den Sonnenuntergang am Strand bewundern.
    „Schön, nicht?“
    Michael drehte seinen Kopf und sah die Rezeptionistin, die ihm ein Lächeln entgegenwarf.
    „Ja, sehr schön sogar.“, meinte er und stelle seine Koffer ab, „Michael Cook.“
    „Freut mich Sie kennenzulernen Mr. Cook, sie haben Zimmer 16. Soll ich Ihnen tragen helfen?“, Michael sah die Frau verwundert an und musste plötzlich lachen. Die Rezeptionistin lief rot an und sah auf den Boden.
    „Es tut mir leid, aber ich bin es nicht gewohnt, dass Frauen mir so ein Angebot machen. Entschuldigung.“, er streckte der Frau seine Hand hin und lächelte. Diese erwiderte die Geste und winkte ab. „Schon gut. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“ Michael bedankte sich, nahm seine Koffer und lief zur Treppe, die sich links von der Rezeption befand. Kleine Blumentöpfe hingen an der Wand und schmückten den Aufstieg.


    Nachdem er das Zimmer betreten hatte, öffnete Michael sofort die Balkontür und trat nach draußen. Er atmete die frische Meeresbrise ein und schloss die Augen. Es war ein befreiendes Gefühl. Diese Ruhe und Idylle – er vermisste die andere Welt nicht ein bisschen.
    Von seinem Balkon aus hatte er einen guten Blick auf die kleine Strandpromenade, die ein kleines Café schmückte. Michael nahm einen letzten Atemzug der frischen Brise und betrat sein Zimmer. Es war genauso eingerichtet, wie er es sich vorgestellt hatte. Ein kleiner Sessel und Sofa standen in einer Ecke des Raums und man hatte von beiden einen direkten Blick auf das große Bett und den Kleiderschrank. Ansonsten bot der Raum ein kleines Badezimmer sowie ein paar Blumen, einen Ventilator – den Michael bei dem relativen kühlen Wetter lieber nicht anmachen wollte – ein Telefon und ein kleines Regal mit ein paar rustikal aussehenden Büchern.
    Als er seine Koffer ausgepackt hatte und alles sortiert war, beschloss Michael einen Spaziergang zu dem kleinen Strandcafé zu machen. Es war in der Zwischenzeit schon spät geworden und die Sonne wanderte langsam den Himmel herab.


    Die Küstenstadt schien am Abend erst richtig zum Leben zu erwachen. Straßenlaternen leuchteten Michael den Weg und offenbarten ihm die Fassaden der Häuser, welche durch die Meeresluft ein wenig gelitten hatten. Zahlreiche Menschen liefen an ihm vorbei und gingen in Richtung Strandpromenade. Es waren einige Pärchen darunter, welche Arm in Arm nebeneinander die lange Straße regelrecht entlang hüpften.
    Michael musste lachen als er sah, wie der Junge vor ihm seine Freundin Huckepack nahm und mit ihr auf dem Rücken weiterlief. Möwen kreisten über ihnen und aus den offenen Fenstern konnte man Stimmen hören.
    Letztere wurden aber immer mehr von den Geräuschen am Strand übertönt – man konnte laute Musik hören und Teenager, die johlten.
    Als Michael den Strand erreicht hatte sah er, woher die Musik kam. Das kleine Café hatte sich zu einer Art Stranddisko gewandelt und es wirkte fast so, als würden sämtliche Teenager des Ortes auf dem sandigen Untergrund tanzen und feiern.
    „Ich bin wahrscheinlich eher fehl am Platz.“, musste sich Michael schmunzelnd eingestehen, aber er war neugierig und folgte dem Weg über die Holzplanken zum Café.
    Es war ein kleines Gebäude, das durch eine große, überdachte Terrasse in die Breite gezogen wurde. Auf ihr standen einige Bänke und Stühle, die jeweils mit einem Tisch ergänzt wurden. Kleine Blumen schmückten das weiße Geländer und eine große, offene Balkontür führte in das Cafés, aus dem Musik dröhnte.
    Michael blieb kurz stehen und zögerte. Er war nicht der Typ von Mensch, der gerne feierte.
    Er mochte die Atmosphäre nicht. Die laute Musik, die vielen Menschen, die stickige Luft und sämtliche verschwitze Körper, die einen ständig rempelten, hatten ihn immer davon abgehalten länger als nötig in solch einer Umgebung zu verharren.
    Jetzt, wo er sich das Treiben am Strand ansah, wurde er aber neugierig, wie es wohl hinter der weißen Fassade aussehen würde.
    Er nahm die drei Treppenstufen nach oben und betrat das kleine Café.



    [tab='Kapitel 4']
    Das nervige Piepen riss Michael aus seinen Träumen und veranlasste ihn dazu mit seiner rechten Hand blind auf den Tisch einzuschlagen – in der Hoffnung sein Handy mit der Schlummertaste zu treffen. Dies gelang ihm auch nach einigen schmervollen Schlägen gegen die Tischkante und er drehte sich zur Seite. Michael zog sich die Decke über den Kopf und gähnte.
    Er wusste nicht, wann er sich schlafen gelegt hatte. Sein Zeitgefühl war noch nie das Beste gewesen, aber letzte Nacht hatte es sich endgültig verabschiedet.


    Nachdem Michael die Bar betreten hatte und seine Bedenken ignorierte, konnte er den Abend richtig genießen. Er hatte sich zu ein paar Studenten gesetzt, die offenbar einen Junggesellenabschied feierten und ihn einluden.
    Je später es wurde, desto mehr Menschen torkelten nach Hause und der ein oder andere legte sich einfach am Strand schlafen. Auch Michael war nicht gerade sicher auf den Beinen und er war dankbar, dass der Weg über die Holzplanken mit einem Geländer abgesichert war, als er langsam zu seinem Hotel zurückging.
    Sogar in der Nacht war die kleine Küstenstadt beschaulich und man konnte die Wellen noch in der Innenstadt an den Felsen brechen hören.


    Jetzt – wo sich die Sonne wieder am blauen Horizont aufgerichtet hatte - hörte Michael immer noch die Brandung.
    Langsam erhob er sich aus seinem Bett und streckte sich.
    Eine salzige Brise streichelte sein Gesicht, nachdem er die Balkontür öffnete und ins Freie trat. Er hörte Möwen kreischen und just in dem Augenblick, als er seinen Kopf hob, flogen sie über das kleine Hotel hinweg und segelten in die Richtung Meer, das heute noch schöner wirkte, wie gestern.
    Obwohl Michael auch im Hotel hätte essen können, entschloss er sich das kleine Café am Strand zu besuchen. Am Tag wirkten die Straßen viel menschenleerer als in der Nacht. Die meisten Menschen schienen sich gegen die Mittagszeit entweder in der Sonne zu bräunen oder sich schutzsuchend vor der Wärme in der eignen Wohnung verkrochen zu haben.
    Michael wischte sich ein paar Schweißperlen von der Stirn und bog auf den Weg mit den Holzplanken ein. Jetzt – wo er wieder aufrecht gehen konnte – nutze er das Geländer nicht und konnte es somit riskieren, während des Laufens, das Meer im Blick zu behalten. Immer mehr breitete es sich vor seinen Augen aus und ließ ihn seine gesamte Schönheit erkennen.
    Meistens waren es die Väter, die mit ihren Kindern in den Wellen badeten. Die Frauen lagen derweil, lesend, auf einem Badetuch und lugten alle paar Minuten einmal vorsichtig über den Rand des Buches, um auch sicher zu gehen, dass es ihren Familien gut ging.


    Die Terrasse des kleinen Cafés, welches mit dem Namen „Wave Station“ über der Eingangstür warb, war überraschend leer. Die meisten Menschen hatten es sich im kühlen Innenraum gemütlich gemacht und die Kinder philosophierten mit ihren Eltern – bei einer großen Pizza und Cola, über die Vorteile eines Haies gegenüber einem normalen Haustier.
    Michael machte es sich direkt an einem der hübschen Blumentöpfe gemütlich und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
    Er konnte sich nicht einmal strecken, da kam auch schon eine Kellnerin aus der Tür spaziert und nahm seine Bestellung mit einem Lächeln entgegen.
    „Sie kommen nicht aus der Gegend, oder?“, fragte sie Michael neugierig, als sie das bestellte Gericht sowie Getränk auf einen kleinen Block schrieb.
    „Nein. Wie haben Sie das erkannt?“
    „Ihre Bestellung.“
    „Meine Bestellung?“, Michael machte ein verdutztes Gesicht.
    „Kein Mensch aus dieser Umgebung würde bereits zur Mittagszeit einen Cheeseburger bestellen.“, die Kellnerin lachte. Michael sah sie noch immer verwundert an und fing plötzlich auch an zu lachen.
    „Sie hätten mich fast erwischt.“, musste er grinsend eingestehen.
    Die Kellnerin lächelte ihn an und zeigte auf sein T-Shirt. Michael blickte nach unten und fasste sich an den Kopf. „Daran habe ich gar nicht mehr gedacht.“
    „Seien Sie nur vorsichtig, dass Sie keiner der älteren Einwohner mit dem Shirt sieht. Diese Football-Mannschaft ist hier nicht gerade beliebt.“, meinte sie grinsend und verschwand wieder in der Tür.


    Der Burger, welchen ihm Elliot brachte, schmeckte ausgezeichnet und Michael ließ jeden Bissen im Mund zergehen. Elliot Braff war die Kellnerin, die ihm zuvor noch auf den Arm genommen hatte. Sie erwähnte ihren Namen geradezu beiläufig und fragte Michael auch nach seinem.


    „Michael.“
    „Und? Gefällt es dir in unserer kleinen Stadt, Michael?“
    „Es ist wirklich wunderschön hier. Viel ruhiger und beschaulicher als in der Großstadt.“
    „Machst du hier Urlaub?“
    „Halbwegs.“
    „Wie darf man das verstehen?“
    „Ich arbeite als freier Autor für eine große Zeitung und schreibe nebenher ein bisschen.“
    „Also hast du immer Urlaub?“
    „So habe ich das noch nie gesehen, aber ja. So könnte man es auch bezeichnen.“


    Nachdem auch das letzte bisschen Orangensaft seine trockene Kehle heruntergewandert war, stellte er das Glas auf seinen Teller und trug beides in das Café.
    Elliot winkte ihn an den Tresen, wo sie gerade ein Bier zapfte.
    „Du hast selber abgeräumt?“
    „Naja. Ich wollte höflich sein.“, meinte Michael und kam sich selber ein wenig bescheuert vor.
    „Vielen Dank, das ist wirklich nett.“, sagte sie und drehte sich daraufhin zu ein paar Kolleginnen um, die Michael und sie ansahen und kicherten. „Müsst ihr denn keine Gäste bedienen?“, meinte Elliot und die zwei Kellnerinnen liefen schnell zu einer Familie, die gerade das Lokal betreten hatte.
    „Wie viel macht das?“, fragte Michael und legte seinen Geldbeutel auf den Tisch. Elliot kramte in ihrer Tasche und holte den kleinen Block heraus.
    „Das wären dann 10$.“, sagte sie.
    Michael gab ihr das Geld und wollte sich gerade verabschieden, als Elliot ihn noch kurz zum Warten aufforderte. Schnell nahm sie einen Kugelschreiber und kritzelte etwas auf ihren Block. Dann riss sie das Blatt ab und gab es Michael.
    „Deine Quittung. Ich hoffe, dass man sich mal wieder sieht.“, sagte sie lächelnd und winkte zum Abschied.
    Michael tat es ihr gleich und verließ das Lokal.
    Draußen angekommen sah er sich das Stück Papier an, welches ihm Elliot in die Hand gedrückt hatte. Schon nach dem ersten Satz musste er lächeln.
    „Falls du mal von Rollatoren und Krückstöcken verfolgt wirst, dann ruf mich an. Von mir aus auch gerne davor. Elliot“
    Darunter war eine Handynummer gekritzelt und ein kleiner Smiley.


    Michael rief Elliot noch am selben Abend an. Er kam sich kindisch vor und wollte das Handy schon wieder vom Ohr nehmen, als sich ihre Stimme meldete.
    „Wirst du verfolgt?“ Michael musste lachen.


    Er hatte die Verabredung mit Elliot auf den nächsten Mittag angesetzt. Er saß am Strand, warf kleine Steinchen, die er zwischen dem Sand ausfindig machte, in das Meer und beobachtete einen Vater mit seinem Sohn, welche eine große Sandburg bauten. Der Sohn stand etwas abseits des Baus und berichtigte seinen Vater immer dann, wenn dieser zu wenig Sand an einer bestimmte Stelle der Burg anbrachte. „Da können die Feinde viel zu leicht durch!“, meinte er dann und half selbst ein bisschen nach.
    Michael legte sich auf den Rücken und kreuzte seine Hände hinter dem Kopf. So blieb er eine Weile liegen und ließ die Sonne seinen Körper wärmen.
    Als ein Schatten sein Gesicht strich, öffnete er die Augen. Elliot saß neben ihm und sah ihn an.
    „Na, alles klar bei dir?“, fragte sie mit fröhlichem Unterton und stellte ihre Schuhe neben sich ab.
    „Alles bestens. Wie sieht es bei dir aus?“
    „Es war ein anstrengender Morgen im Café, aber jetzt kann ich mich ja entspannen.“, meinte sie und zog ihr T-Shirt aus. Michael sah sie verwirrt an und wollte schon etwas sagen, als Elliot ihm zuvor kam. „Na los! Wir gehen schwimmen!“
    „Schwimmen? Aber ich habe ...“, Elliot legte Michael einen Finger auf den Mund. Dann beugte sie sich zu ihm herunter und flüstere ihm in das Ohr. „Keine Ausrede.“
    Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange, schlüpfte aus ihrer Hose und rannte in das Wasser. Dann tauchte sie in einer Welle ab.
    Michael sah ihr mit offenem Mund nach. Er schüttelte seinen Kopf und streifte sein T-Shirt ab. Eine Badehose hatte er nicht eingepackt, aber Michael war der Ansicht, dass seine Bermuda-Shorts auch bestens für ein kleines Bad geeignet war. Sein Körper sprang auf und rannte den Wellen entgegen.


    Michael war der festen Überzeugung, dass er beim Abtauchen eine kleine Qualle gesehen hatte. Als er panisch zu Elliot schwamm und ihr davon erzählte, lachte diese nur.
    „Stell dich nicht so. Komm mit!“, sagte sie und schwamm dann weiter.
    Elliot war eine ausgezeichnete Schwimmerin – Michael konnte ihr kaum folgen, so schnell trug ihr Körper sie vorwärts.
    Plötzlich sah er, wie sie langsamer wurde und dann in ihrer Bewegung verharrte. Sie waren nun schon ein ganzes Stück vom Strand entfernt und Michael konnte die Sandburg nur noch schwer erkennen.
    „Was ist?“, fragte er prustend.
    „Wir sind da.“
    „Da? Wo?“
    Elliot nahm Michaels Hand und zog ihn unter Wasser. Was ihn dort erwartete, war unglaublich.
    Auch ohne eine Tauscherbrille konnte Michael in dem klaren Wasser jede noch so kleine Koralle und allen bunten Fische erkennen. Es war ein atemberaubender Anblick. Die kleinen Fische huschten von einer bunten Koralle zur nächsten und verharrten nur, wenn ihnen ein anderer Wasserbewohner in die Quere kam. Ein Seepferdchen streifte Michaels Fuß und er zuckte zusammen. Elliot grinste und hielt seine Hand etwas fester. Dann sah er eine Qualle, wie sie versuchte in ein kleines Loch in den Steinen zu gelangen. Schließlich schaffte sie es und der Eingang wurde von einem Fischschwarm verschleiert.
    Elliot tippte Michael an die Schulter und deutet nach oben, er nickte und tauchte mit ihr auf.
    „Und, was sagst du?“, fragte Elliot gespannt und hielt Michaels Hand weiterhin.
    „Das war unglaublich. So etwas habe ich noch nie gesehen.“
    „Es gibt nur wenig Menschen, welche diese Stelle hier kennen. Es gibt noch eine weitere, aber dort sind die ganzen Touristen-Taucher.“, meinte Elliot und schwamm etwas näher zu Michael.
    „Es wirkt alles so friedlich.“, meinte er.
    „Hier draußen ist alles friedlich. Im Gegensatz zu der Großstadt.“, erwiderte Elliot und berührte mit ihrem Fuße Michaels.
    „Ich wünschte, ich wäre schon früher hergekommen.“
    „Ich auch.“, Elliot sah ihm in die Augen und näherte sich seinem Gesicht.


    „Kein fröhliches Ende?“, fragte Elliot und sah Michael ungläubig an.
    Sie saßen beide am Strand und Michael hatte seinen linken Arm um Elliot gelegt.
    „Ja.“, antwortete dieser und wendete seinem Blick dem Meer zu.
    Elliot legte ihren Kopf auf seine Schulter und folgte seinem Blick.
    „Aber das ist doch traurig.“
    „Ich sehe Geschichten als ein Spiegel deiner Selbst an. Du schreibst nur das, von dem du auch selbst überzeugt bist.“
    „Und warum bist du nicht davon überzeugt, dass eine Geschichte ein gutes Ende haben kann.“, fragte Elliot und steckte einen ihrer Füße in den Sand.
    Michael schüttelte den Kopf und strich Elliot über das Haar. „Ich denke, dass ich da von mir selbst ausgehe. Ich habe das Gefühl, dass mein ganzes Leben schon vorbestimmt ist und ich nichts mehr daran ändern kann.“
    „Dein Leben hört sich traurig an.“, erwiderte Elliot und grub ihren Fuß immer tiefer in den Sand.
    „Ich habe immer gedacht, dass wenn ich nicht aufgebe, ich auch nicht verlieren kann. Doch vielleicht trifft bei mir genau das Gegenteil zu. Ich verliere und erkenne, dass ich immerhin nicht aufgegeben habe. Ich würde mein Leben eher als verrückt bezeichnen.“
    Elliot sah ihn an. Ihre Augen hatten etwas Fröhliches und wirkten trotzdem besorgt.
    „Ich weiß, dass du mich jetzt für einen Irren hältst, aber so war das schon immer. Mein momentanes Dasein lässt nur ein trauriges Ende zu.“
    „Und was ist mit dem Tod?“, wollte Elliot wissen.
    „Was soll mit ihm sein?“
    „Du sprichst über das Leben, als sei es etwas, dass man einfach durchziehen muss. Wenn du stirbst, dann bist du frei und das würde bedeutet, dass dein Happy End den Tod darstellt.", sie küsste Michael auf den Mund und streichelte über seine Wange. Dieser saß regungslos da und schaute mit leerem Blick dem Kampf der Sonne und des Mondes zu. „Vielleicht hast du recht … Vielleicht kann der Tod auch ein Happy End sein.“
    „Vielleicht bin aber auch ich dein Happy End.“
    Michael horchte auf und wendete seinen Blick von der Schlacht ab.
    Elliot saß lächelnd neben ihm und hatte ihren Kopf schräg gelegt.
    „Du erinnerst mich an jemanden.“
    „Wirklich?“, Elliot musste lachen.
    „Ja, aber ich kann mich nicht an die Person erinnern – es ist schon lange her.“
    Elliot kuschelte sich in Michaels Arm und schloss die Augen. Er legte sein Kinn auf ihren Kopf und legte noch seinen anderen Arm um sie.
    „Ich bin froh, dass ich hergekommen bin.“, meinte er und küsste ihren Kopf.



    [tab='Kapitel 5']
    Michael genoss jede einzelne Minute mit Elliot. Er traf sich jeden Tag mit ihr und die Zeit, welche sie zusammen verbrachten, war nichts im Vergleich zu dem tristen Leben, das Michael zuhause fristete.
    Das erste Mal in seinem Leben fühlte er sich lebendig – frei, unbekümmert. Er hatte schon seit zwei Wochen seinen Laptop nicht mehr angerührt und Michael spürte, dass ihm der Abstand vom Schreiben gut tat.
    Elliot konnte ihn sogar zu einer Radtour überreden. Ihn, der das letzte Mal als Kind auf einem Fahrrad saß und nach einer unsanften Landung auf einem Schotterweg keins mehr angefasst hatte.
    Abends saßen sie meistens am Strand und unterhielten sich. Michael hatte immer mehr das Gefühl, als würde er Elliot besser kennen und er fand Gefallen an dem Gedanken.


    Der Tag der Abreise traf ihn daher auch wie ein Schlag in die Magengrube.
    Elliots gerötete Augen fielen ihm beim Abschied sofort auf und er nahm sie in dem Arm.
    „Ich verspreche dir, dass ich wieder kommen werde.“, tröstete er sie und drückte ihren Körper an sich. Er küsste sie und stieg dann in den Bus. Elliot hielt seine Hand fest und zerrte ihn nochmals zu sich.
    „Michael … Ich liebe dich.“
    „Ich dich auch.“


    Es war verrückt, wie schnell Michael sich wieder an den hektischen und befremdlichen Alltag in der Großstadt gewöhnt hatte. Selbst seine vertrauten Nadeln begrüßten ihn bei der Ankunft und er war froh, als er triefend in seiner Wohnung stand.
    Michael warf seinen Koffer auf das Bett und sprang unter die Dusche. Anschließend machte er sich eine Tasse Kaffee und setzte sich an den Laptop.

    Die Tür schloss sich hinter ihm. Jetzt war es also so weit, nun gab es kein Zurück mehr. So lange hatte er auf diesen Moment hingearbeitet. Es war so viel Zeit vergangen, er musste es einfach wagen.
    Langsam bewegte er sich vorwärts. Seine Schritte wurden schwerer und er hörte sein Herz pochen. Es schlug immer schneller und kleine Tropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Bei jedem Schritt führten sie ihren Weg weiter fort, an der Wange entlang bis zum Kinn – wo sie letztendlich Richtung Boden fielen und wie sein Traum zerplatzten.
    Er war zu spät. Die Zeit hatte ihn im Stich gelassen, gegen ihn gespielt und mit einem Satz gewonnen. Und dieser Satz traf direkt in seine Magengrube, dass ihn plötzlich ein Gefühl der Übelkeit überkam.
    Man konnte sichtlich die Enttäuschung in seinem Gesicht erkennen, als er durch die Menge der Tanzenden Richtung Tür schritt – bedacht darauf in keines der Gesichter zu sehen.
    Sie hätten ihn doch nur ausgelacht. So ging das schon, seit er die Türen dieser Schule am ersten Tag betreten hatte. Keiner mochte ihn, jeder hatte das Gefühl ihn schon seit Jahren zu kennen und ihn aus einem vergangenen Grund hassen zu müssen. Das ließen sie die einsame Person auch spüren. Abneigung, Witze, Prügel.


    Sein Versuch, das traurige, blasse Gesicht zu verstecken, half nichts. Einer der Schüler zeigte auf ihn und lachte. Zumindest sahen das die nassen Augen, die dem blassen Gesicht gehörten. Er sah auf den Boden und bewegte sich jetzt immer schneller zum Eingang, er wollte so schnell wie möglich hier weg.
    „Hast du echt gedacht, dass das was sie sagt stimmt?“
    Die wackeligen Beine blieben stehen. Stille. Um ihn herum herrschte Stille. Zumindest kam es ihm so vor. Er sah wie sich die Lippen von einigen Mitschülern bewegten, er sah Münder, die weit aufgerissen waren und deren Mundwinkel an den Augenbrauen hingen. Aber all das hörte er nicht. Er stand nur da und schüttelte ungläubig den Kopf.
    “Nicht sie, “, dachte er “bitte nicht sie.“
    Langsam drang das Gelächter durch den Schutzwall. Immer stärker wurde der Druck, den seine imaginäre Mauer aushalten musste. Sie war ohnehin schon angeschlagen, dass was sie in den letzten Jahren aushalten musste lastete auf ihr und drückte das Gebilde immer mehr zusammen. Der Architekt unternahm aber nichts. Er stand immer noch an der gleichen Stelle und bewegte sich nicht. Er schielte nur vorsichtig nach oben und sah in diese Gesichter.
    Er kannte sie alle. Jeder von ihnen hatte seine Mauer beschädigt und letztendlich auch für den drohenden Einsturz gesorgt.
    Da stand er nun. Alleine, verlassen und mit eingezogenem Kopf. Man sah, dass er Angst hatte, dass er nicht wusste was er machen sollte.
    Der Junge setzte sich jetzt wieder in Bewegung. Er hatte beschlossen sie einfach stehen zu lassen und nicht seine roten Augen zu zeigen. Das war aber auch gar nicht nötig. Man sah auch so seine nassen Wangen und die kleinen Wassertopfen, die auf den Boden fielen.


    Sie hatte ihn tatsächlich angelogen, ihn ausgenutzt und bloßgestellt.
    Sie war in seinen Augen ein Engel. Wunderschön und nett. Wobei er das letztere aus seinem Gedächtnis strich! „Wir könnten uns treffen.“, hatte sie vorgeschlagen und ihn dabei fröhlich angesehen. Natürlich hatte er ja gesagt, es war sein Traum gewesen der anscheinend in Erfüllung gegangen war. Jetzt, da er die Wahrheit wusste, hasste er sich selber. Er hätte es wissen müssen, niemand mochte ihn, warum ausgerechnet sie? Warum sollte sie anders sein?


    Mit den Armen voraus – bereit sich bei einem drohenden Angriff zu verteidigen - kämpfte er sich durch die Reihen. Menschen klopften ihm auf die Schulter und drückten ihn somit nach unten. Er fiel, stand wieder auf und kämpfte sich weiter nach vorne. Er hörte eine Stimme hinter sich. Eine helle, klare Stimme die ihm irgendwas zurief. Die Ohren des Architekten wollten aber nicht hinhören. Er war damit beschäftigt die Mauer aufrecht zu halten und stemmte sich mit voller Kraft dagegen.
    Der Tunnel der Körper und des Schalls schien sich langsam zu lichten. Er sah die Tür, sie stand wie eine einzelne Person da und wartete darauf in das Geschehen eingebunden zu werden.
    Die Körper wollten das aber nicht. Ein Geisterfahrer stellte sich ihm in den Weg und hinderte ihn an der Flucht aus dem Tunnel. Sein Gesicht grinste und wartete auf eine Antwort.
    Diese bekam er in Form eines heftigen Schlags in sein Gesicht. Blut spritzte auf den Boden - ein Schrei unterbrach das Gelächter. Der Geisterfahrer hielt sich die Nase und torkelte zur Seite.
    Draußen war es kalt und der Regen prasselte auf die Straße. Er stand da und atmete die angenehme Luft ein. Es tat gut die salzigen Tropfen im Mund zu spüren.
    Hinter ihm öffnete sich die Tür und der Mensch mit der hellen, klaren Stimme trat nach draußen. Es war der Engel, der ihn traurig ansah.


    Michael stand auf. Er betrachtete den Bildschirm nochmals aus der Ferne und studierte jedes einzelne Wort.
    Er war zufrieden. Das war ein Happy End. Er hatte eine traurige Geschichte geschrieben, die doch noch zu einem glücklichen Schluss findet – er hatte seine Geschichte neu geschrieben.


    Am Abend telefonierte er mit Elliot und las ihr die Geschichte vor.
    „Sie ist schön. Vor allem das Ende.“
    „Danke.“
    „Ich habe mir überlegt, ob ich am Wochenende zu dir fahren soll. Wie findest du das?“
    Michael hätte beinahe seinen Teller mit den Tortellini fallen lassen. „Das wäre super.“
    „Gut, dann komme ich am Freitag“.
    Michael legte auf und stellte den heißen Teller auf den Tisch. Dann ging er zu seinem Fenster und beobachtete die Menschen auf der Straße. Es war das erste Mal, dass er sie als reale Menschen wahrnahm. Sie wirkten nicht mehr wie Figuren, die durch ein fremdes Leben gesteuert wurden. Es waren Lebewesen wie er.
    Michael wendete sich von der beschlagenen Scheibe an und warf sich auf sein Bett. Er schlief gleich ein und träumte vom Meer.


    Michael hatte den Teller mit seinem Essen ganz vergessen und war auch nicht verwundert, als er am nächsten Morgen zwei Fliegen von den gelben Teigtaschen aufscheuchen musste.
    Langsam verließ er seine Wohnung und nahm ein Taxi zu seiner Schwester.
    Emma machte auch nach dem dritten Mal klingeln nicht auf und so nahm Michael kurzerhand einfach seinen Schlüssel und betrat die kleine Wohnung. Das erste was er hörte war schluchzen. Schnell ging er in die Küche, wo Emma weinend saß.
    „Emma? Was ist passiert?“, wollte Michael wissen, aber seine Schwester antwortete ihm nicht. Sie hielt ihr Telefon am Ohr und schien mit jemandem zu sprechen.
    „Es ist vor drei Wochen passiert … Er meinte, dass er ein wenig Urlaub bräuchte …“, versuchte sie ihrem abwesenden Gegenüber schluchzend zu erklären und wurde dabei immer wieder von ihren Tränen übermannt.
    Michael ging zu Emma und berührte ihren Arm, aber sie schien es nicht zu bemerken. Sein Blick fiel auf die Zeitung vor ihr.


    Es war ein Zufall. Hätte Emma die Zeitung nicht genau vor sich liegen gehabt, er hätte es wohl nie erfahren.
    Ein Blumenstrauß, der durch die Tinte Schwarz-Weiß abgebildet neben einem Text ruhte, zog seine Aufmerksamkeit auf ihn.
    Es war nicht die Art wie der Blumenstrauß aussah oder die Tatsache, dass die farblose Kolorierung ihn sehr blass wirken ließ. Es waren die Wörter.
    Jene Buchstaben, die dort allem Anschein nach sinnvoll aneinandergereiht standen und zum Lesen aufforderten, wurden von Michaels Augen verweigert. Sie akzeptierten die komischen Zeichen nicht und sie verschwammen vor ihm in der Luft.
    Die Tinte begann leicht zu verlaufen, floss seitlich in die farblosen Lilien und vermischte sich mit ihnen.


    The bus crashed, but our love for you can’t crash. We will miss you …


    Michael musste schlucken, als er den letzten Satz las. Immer mehr Tinte verlief vor seinen salzigen Augen und er sah ungläubig auf den Namen, welcher über alledem prangte.


    Michael Cook


    -Happy End-


    [/tabmenu]

    Happy End


    [Blockierte Grafik: http://farm8.staticflickr.com/7376/9342035767_092a95888b.jpg



    ► Informationen.

    Dann will ich euch auch gar nicht lange warten lassen und präsentiere euch hiermit meine erste Kurzgeschichte. Sie ist eine der längsten, die ich jemals geschrieben habe - vierzig Seiten um genau zu sein. Ebendeswegen werde ich sie nicht in einen kompletten Post packen, da es einfach eine unglaubliche Menge an reinem Text wäre, sondern ich benutze dieses tollte Tab-Menü. Somit könnt ihr euch gemütlich Kapitel für Kapitel durch die Geschichte kämpfen und werdet nicht gleich zu Beginn verrückt, wenn ihr die Länge des Textes erkennt.


    ► Zur Kurzgeschichte.
    An Happy End habe ich drei Jahre geschrieben. Dabei sind Charaktere ausgetauscht worden, der Schauplatz ist um die Welt gereist und fünfzehn Enden wurden geschrieben. Letztendlich sind Worte übrig geblieben, die oftmals meine eigene Meinung zu den Themen Leben, Tod und Vergänglichkeit widerspiegeln und sich in 5 Kapiteln über die gesamte Kurzgeschichte verteilen.

    ► Inhalt.
    Der Protagonist heißt Michael. In seinen Augen ist das Leben nur eine Illusion. Er glaubt nicht an ein Happy End oder das ewige Zusammensein mit einem anderen Menschen. Heuchelei und Einsamkeit bestimmen seinen Alltag und er möchte nur noch fliehen. An das Meer …


    ► Genre.
    Das ist schwer zu sagen. Ich würde es als dramatische Liebesgeschichte bezeichnen.


    ► Copyright.
    Jenes liegt selbstverständlich bei mir. Ihr dürft den Text weder verändern noch als euren eigenen ausgeben.


    [tabmenu]
    [tab='x']
    [tab='Kapitel 1']


    Das größte Geschenk, welches einem Menschen zuteilwerden kann ist das Leben. Ich war mir dessen nie bewusst.
    Drei Worte haben mein Leben für immer verändert. Drei Worte haben meine Zukunft neu geschrieben. Drei Worte haben mich gelehrt, was es bedeutet zu leben. Ich wünsche niemandem, dass er diese Worte jemals in seinem Leben hören muss. Ich aber habe Sie gehört. Von dem Menschen, der mein Leben für immer verändert hat.
    Ich traf Emily das erste Mal im November. Es hatte geschneit und die Straßen waren mit einem weißen Schleier überzogen. Überall liefen Menschen geschäftig durch die Stadt und torkelten mit vollen Tüten von Laden zu Laden. Ich hatte mir lediglich ein wenig die Beine vertreten wollen. Die kühle Winterluft tat mir gut und ich genoss es, sie in meinem Gesicht zu spüren.
    Als ich den Park erreichte, hatte es angefangen zu schneien. Die Flocken tänzelten zu Boden und blieben letztendlich auf dem Asphalt ruhig liegen. Meine Füße trugen mich zum See, wo ich eine Bank sauberwischte und mich setzte. Die Ruhe war angenehm. Ab und an konnte man Autos von der Straße her hören, aber wenn man sich konzentrierte gab es nur dich und die Natur.


    Emily: Ist da noch frei?


    Ihre Stimme klang warm und weich. Ich drehte mich um und blickte Emily das erste Mal in die Augen.


    Ich: Natürlich.


    Ich wischte mit meiner Hand auch noch die linke Seite der Bank sauber. Emily lächelte und setzte sich neben mich. Ich weiß nicht wie lange wir dort, schweigend, nebeneinander saßen und die Ruhe auf uns wirken ließen. Meine Augen schielten immer wieder zu Emily und als ich bemerkte, dass sie die Augen geschlossen hatte, tat ich es ihr gleich.
    Emily: Ist es nicht wunderschön? Wenn Sie ganz ruhig sind, dann können Sie sogar Ihren Herzschlag hören.


    Ich: Sie haben Recht.
    Emily: Ist das nicht verrückt? Die Stille kann uns zeigen, dass wir leben. Gleichzeitig zeigt sie uns aber auch was Vergänglichkeit bedeutet.
    Ich: So habe ich das noch nie gesehen.
    Emily: Viele Menschen leben, damit sie leben. Sie hinterfragen nicht, was das Leben eigentlich bedeutet.
    Ich: Ich schätze, dass sie einfach keine Zeit haben.
    Emily: Eben. Ist das nicht traurig? Gerade in der Weihnachtszeit, die vor Hektik nur so trieft, sollten die Menschen sich doch darüber bewusst werden, was das Leben für sie ausmacht.
    Ich: Was macht das Leben denn für Sie aus?
    Emily: Diese Frage versuche ich noch für mich zu beantworten. Und für Sie?


    Im Grunde hatte ich mir noch nie die Gedanken darüber gemacht, was das Leben für mich ausmacht. Plötzlich lachte Emily und steckte mich an.


    Ich: Warum lachen Sie?
    Emily: Es ist lustig zu sehen, wie Sie versuchen eine Antwort zu finden. Und warum lachen Sie?
    Ich: Ich weiß es nicht.
    Emily: Ich denke, dass man manchmal einfach lachen muss.


    Ich sah Emily an – sie lächelte.


    Ich: Und was ist, wenn Sie in der falschen Situation lachen.
    Emily: Es gibt keine falsche Situation, wenn der Grund stimmt.
    Ich: Der Grund?
    Emily: Angenommen, Sie fangen bei einer Beerdigung an zu lachen. Alle Leute werden Sie wütend anschauen, aber wenn sie wüssten, dass der Grund für Ihr Lachen die Tatsache ist, dass Sie sich an ein lustiges Ereignis mit dem Verstorbenen erinnern, dann würden sie es Ihnen gleich tun.
    Ich: Da haben Sie vermutlich Recht.
    Emily: Die meisten Menschen betrachten das Lachen als eine Form der Fröhlichkeit, aber man kann in dem Moment auch trauern.
    Ich: Das ist ein schöner Gedanke.


    Ich stand auf und klopfte meine Hose ab. Emily pustete sich ein paar Strähnen aus ihrem Gesicht, die sofort in dieselbe Position zurückfielen. Ich lächelte.


    Ich: Ich muss dann auch schon wieder. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.
    Emily: Ihnen auch. Und danke für das schöne Gespräch.
    Ich: Sehe ich auch so. Ciao.


    Ich hob meine Hand zum Abschied, dann drehte ich mich um und stapfte durch den Schnee zum Ausgang des Parks und zurück in die Welt – ohne mich noch einmal umzudrehen. Weihnachten war schon immer meine liebste Zeit im Jahr. Der Geruch von frisch gebackenen Plätzchen, die ruhigen Weihnachtslieder, der Schnee, das Wiedersehen mit meiner Familie. Während dieser Zeit fühle ich mich am wohlsten.
    Die Überraschung war umso größer, als mich meine Mutter anrief und mir mitteilte, dass sie und mein Vater über die Feiertage verreisen und ich somit Weihnachten alleine feiern müsste.
    Da saß ich also an Heiligabend und wusste nicht so recht, was ich tun könne. Da schien der Einfall – in den Park zu gehen – die beste Idee zu sein.
    Es ist ein komisches Gefühl an diesem Tag durch die nächtlichen Straßen zu gehen. Überall sieht man Kerzenlicht in den Fenstern und kleine Kinder, die Lieder für ihre Familien singen. Im Park war es noch ruhiger als sonst. Ich konnte nur meine eigenen Schritte im Schnee hören.
    Ich sah die Person, welche auf der Bank vor dem zugefrorenen See saß, schon von weitem. Zunächst überlegte ich mir weiterzugehen, aber dann erkannte ich im schwachen Schein der Straßenlaterne Emily, wie sie die Augen geschlossen hatte und ruhig atmete.


    Ich: Feiern Sie auch alleine?


    Emily öffnete ruhig Ihre Augen – sie hatte mich wohl schon kommen gehört.


    Emily: Ja. Wie sieht es bei Ihnen aus?
    Ich: Meine Eltern sind verreist.
    Emily: Oh.
    Ich: Darf ich mich zu Ihnen setzten?


    Emily nickte und befreite die rechte Hälfte der Bank vom Schnee. Ich musste ein wenig lachen und Emily schloss sich mir an. Ich setzte mich und schloss meine Augen.


    Emily: An diesem Tag kann man sein Herz noch besser hören.
    Ich: Ja, es ist viel ruhiger als sonst.
    Emily: Alle Menschen feiern. Heute haben sie keine Zeit für Hektik.
    Ich: Haben Sie die Frage schon beantwortet?
    Emily: Nein. Ich versuche es immer noch, aber es fällt mir schwer. Wie steht es bei Ihnen?
    Ich: Ich habe mir ein paar Gedanken darüber gemacht, aber es ist schwerer als ich dachte.
    Emily: Ich denke, dass die Erkenntnis einfach kommt. Irgendwann werden Sie es einfach so wissen und verstehen.



    Ich öffnete die Augen und bemerkte, dass Emily mich anschaute. Die Strähne hing immer noch in ihrem Gesicht, das traurig wirkte.


    Ich: Stimmt etwas nicht?


    Ich hatte ein ungutes Gefühl dabei eine fremde Person nach ihrem Befinden zu fragen, aber es kam mir in dieser Situation richtig vor.


    Emily: Ist es nicht traurig, dass wir an Heiligabend hier draußen sitzen?
    Ich: Ich schätze schon. Warum feiern Sie nicht bei Ihrer Familie?
    Emily: Ich habe schon seit zwei Monaten nicht mehr mit meinen Eltern gesprochen.
    Ich: Warum nicht?
    Emily: Ich weiß es nicht. Es ist etwas passiert und ich habe Angst meinen Eltern davon zu erzählen.
    Ich: Das tut mir Leid.


    Emily nickte und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.


    Ich: Wollen wir vielleicht zusammen feiern?


    Ich erschrak. Warum hatte ich das gefragt?


    Ich: Es … es tut mir Leid. Ich hätte nicht …
    Emily: Gerne.
    Ich: Ähm … was?
    Emily: Ich würde gerne Weihnachten mit Ihnen feiern.
    Ich: Wirklich?
    Emily: Ja. Die Idee gefällt mir.



    Ihr Lachen klang so warm und weich wie ihre Stimme. Den Heiligabend mit Emily zu verbringen war wunderschön. Wir saßen auf der Bank, sangen Weihnachtslieder, lachten und redeten über belanglose Alltagsthemen. Ich merkte immer mehr, wie unbekümmert Emily war. Es schien fast so, als könne sie mit allem auf der Welt fertig werden.
    Als wir aus der Ferne die Kirchturmuhr zum zwölften Mal schlagen hörten, verabschiedeten wir uns Beide voneinander.


    Emily: Danke für den schönen Abend.
    Ich: Keine Ursache, aber ich danke auch dir.
    Emily: Ob wir das irgendwann wiederholen können?
    Ich: Im Park oder woanders?
    Emily: Ich hätte da an ein Restaurant gedacht.
    Ich: Klingt gut.
    Emily: Hier.


    Emily kramte in ihrer Tasche und gab mir schließlich einen Zettel.


    Emily: Ruf mich an.


    Emily trug bei unserem Essen ein Abendkleid und wirkte noch schöner als sonst. Nach dem Restaurant begleitete ich sie nach Hause. An der Tür blieb Emily stehen und bedankte sich für den Abend. Ich küsste sie. Es kam mir vor, als würden wir in unsere eigene Welt abtauchen. Als sich unsere Lippen voneinander lösten musste sie lachen.
    Nach dem Tag im Restaurant traf ich mich oft mit Emily. Wir kamen uns immer näher und ich genoss die Zeit mit ihr. Ihre unbekümmerte Art sprang auf mich über und ich begann die Welt mit anderen Augen zu sehen und als sie mich fragte, ob ich nicht Lust hätte an Silvester spontan mit ihr ans Meer zu fliegen, stimmte ich sofort zu.
    Ich war zuvor noch nie am Strand gewesen. Der Sand zwischen den Zehen, die kühle Brise, welche vom Meer her weht, es war ein angenehmer Ort. Ich sah auf das Meer hinaus und betrachtete die Spiegelung des Monds auf dem Wasser.


    Emily: Gefällt es dir?


    Emily hatte sich an mich gelehnt und ich legte meinen Arm um sie.


    Ich: Und wie.
    Emily: Früher bin ich mit meinen Eltern oft hierhergekommen.


    Ich schwieg, es schien mir falsch Emily etwas über ihre Eltern zu fragen.


    Emily: Seit diesem Tag vor zwei Monaten hat sich alles verändert.
    Ich: Veränderung ist meistens nichts Gutes.
    Emily: Wir leben jeden Tag mit dem Risiko, dass sich alles verändern kann. Veränderung ist etwas Alltägliches.
    Ich: Und trotzdem sind wir nicht bereit für sie.
    Emily: Wenn wir bereit für sie wären, dann könnten wir das Leben nicht mehr genießen.
    Ich: Dennoch hast du Angst deinen Eltern davon zu erzählen.


    Emily löste sich von mir. Sie schaute mich traurig an und begann zu weinen.


    Emily: Du weißt doch nicht einmal, was sich für mich verändert hat.
    Ich: Dann erkläre es mir. Ich werde dir helfen.
    Emily: Du kannst mir nicht helfen. Niemand kann das!


    Tränen kullerten über ihr Gesicht. Ich ging auf sie zu und nahm sie in den Arm.


    Ich: Bitte Emily. Lass mich dir helfen.
    Emily: Es tut mir so leid.
    Ich: Was tut dir leid?
    Emily: Dass ich es dir nicht schon damals an Heiligabend gesagt habe.
    Ich: Was hast du mir nicht gesagt?


    Die Sekunden zwischen meiner Frage und Emilys Antwort kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Eigentlich hatte ich nie an so etwas geglaubt, aber es entspricht der Tatsache, dass jede Sekunde zu lange dauert. Emily hob ihren Kopf und sah mir in die Augen. Ihre waren gerötet und noch immer sah ich kleine Zeugen der Trauer. Dann, ganz langsam, gingen ihre Lippen auseinander und sie sagte drei Worte. Drei Worte die reichten, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief.


    Emily: Ich habe Krebs.


    Jeder Mensch fasst die Nachricht, dass eine geliebte Person schwerkrank ist, anders auf. Ich für meinen Teil bekam Gänsehaut und starrte Emily mit offenem Mund an.


    Emily: Es tut mir so leid.


    Ich spürte, wie Emily sich aus meiner Umarmung lösen wollte, aber ich ließ es nicht zu. Ich drückte sie an mich, schloss die Augen und flüstere irgendwelche zusammenhangslose Wörter.
    Es war nicht meine Idee Emily mit einem Frühstück am Bett zu überraschen. Ich hatte es mal in irgendeinem Film gesehen und obwohl ich es kitschig fand, war es doch genau das richtige nach dem Abend des Vortags.
    Ich strich Emily ihre Strähne aus dem Gesicht und weckte sie mit einem Kuss auf ihre Stirn.


    Ich: Guten Morgen.
    Emily: Hi.
    Ich: Wie geht es dir?
    Emily: Besser. Jetzt wo du es weißt.
    Ich: Nichts wird sich ändern.
    Emily: Das sagst du jetzt, aber …


    Ich fiel ihr ins Wort und küsste sie. Dann stellte ich das Tablett auf das Bett und wir aßen – schweigend.
    Ich war überrascht, wie wenig man Emily die Krankheit ansah. Nach unserem Urlaub an Silvester hatte sie mich einige Tage nicht sehen wollen uns als ich sie wieder traf, war sie genauso fröhlich und unbekümmert wie ich sie kennengelernt hatte.


    Emily: Was machen wir heute?
    Ich: Ich weiß nicht. Zu was hast du Lust?
    Emily: Wir könnten ins Kino.
    Ich: Hört sich gut an.


    Wir liefen Hand in Hand die Straße entlang und unterhielten uns weiter.


    Emily: Ich habe morgen einen Termin beim Arzt.


    Ich schwieg und nickte nur.


    Emily: Würdest du mitkommen?


    Ich war überrascht und blieb stehen. Emily ging noch ein paar Schritte weiter, bis sie es merkte.


    Emily: Was ist?
    Ich: Willst du das wirklich?
    Emily: Ja. Ich würde mich besser fühlen, wenn du dabei wärst. Der Arzt will mit mir die Chemotherapie besprechen und …
    Ich: Ich komme gerne mit.
    Emily: Danke.


    Ich mag keine Krankenhäuser. Ich habe immer ein ungutes Gefühl, wenn ich eines betrete. Emily hatte den ganzen Tag noch kein Wort mit mir gewechselt. Als ich sie abgeholt hatte setzte sie sich und schaute während der ganzen Fahrt aus dem Fenster. Jetzt, wo wir im Aufzug standen, fing sie an zu zittern.


    Ich: Geht es dir gut?
    Emily: Es geht schon.


    Infolgedessen, dass die Therapie schon eine Woche nach unserem Termin starten sollte, bat mich Emily sie in den Park zu begleiten. Es tröpfelte, als wir uns auf die Bank setzten. Der See war inzwischen wieder aufgetaut und der kühle Wind ließ ein Blatt über ihn tänzeln. Wir hatten Februar.
    Emily schob ihre Hände unter die Achseln und kuschelte sich an mich. Ich legte meinen Arm um sie und beobachtete das Blatt.


    Emily: Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich die Chemotherapie wirklich machen soll.
    Ich: Warum?
    Emily: Aus dem gleichen Grund aus dem ich meinen Eltern noch nichts gesagt habe.
    Ich: Angst?
    Emily: Ja ...
    Ich: Wovor?
    Emily: Vor ihrer Reaktion. Ich will sie nicht weinen sehen.
    Ich: Das ist eine normale Reaktion.
    Emily: Du hast nicht geweint.


    Ich schwieg. Emily hatte Recht. Ich war mir dessen nicht bewusst gewesen, aber es stimmte.


    Ich: Ich schätze, dass ich einfach optimistisch bin.
    Emily: Optimistisch?
    Ich: Ich glaube daran, dass du wieder gesund wirst.
    Emily: Warum?
    Ich: Weil ich dich kenne. Ich habe gesehen, wie fröhlich du immer bist. Du hast so viel Spaß am Leben und wirst deshalb auch nicht aufgeben.
    Emily: Der Tod ist nur eine weitere Station in unserem Leben, die wir passieren müssen. Wir sitzen unser ganzes Leben lang im Zug und steigen immer mal wieder um. Für unsere Hochzeit, für unseren neuen Beruf oder eben um zu sterben.
    Ich: Das klingt fast so als hättest du aufgegeben.
    Emily: Ich habe nicht aufgegeben, aber ich betrachte den Tod nicht als das Ende. Es ist der Anfang von etwas Neuem. Von Etwas, das ohne dich stattfindet, aber trotzdem passiert und durch dich beeinflusst wird.
    Ich: Trotzdem hinterlässt du Menschen, die dich vermissen.


    Emily schloss ihre Augen. Ich strich ihr die Strähnen aus dem Gesicht und streichelte ihr über das Haar.


    Ich: Ich liebe dich.


    Als Emily die Haare ausfielen machte ich den Scherz, dass ihr jetzt wenigstens keine Strähnen mehr ins Gesicht fallen könnten. Sie musste lachen und küsste mich.
    Bevor wir ihre Eltern besuchten bat sie mich, ich solle doch eine Perücke kaufen, damit ihre Mutter nicht schon an der Tür zusammenbricht.
    Emilys Eltern wohnten in einem großen Haus im Grünen. Ein großer Wald grenzte an das Anwesen in dem wir spazieren gingen, nachdem Emily es ihren Eltern alleine gesagt hatte. Ich fühlte mich fehl am Platz und war deshalb zum Auto zurückgegangen und hatte Radio gehört.
    Emily meinte, dass ihre Eltern genauso reagiert hatten, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ihre Mutter hatte angefangen zu weinen und ihr Vater hatte beide in den Arm genommen.


    Emily: Danke.
    Ich: Ich habe doch gar nichts gemacht.
    Emily: Du hast mich gefragt, ob ich Weihnachten mir dir feiern will.


    Emily schien es immer schlechter zu gehen. Sie wurde blasser, musste sich immer öfter übergeben und nahm immer mehr ab. Ich wohnte schon seit einigen Wochen mehr im Krankenhaus als zuhause. Ich hielt Emilys Hand, redete mit ihr, machte Witze, küsste sie und streichelte ihr über den kahlen Kopf. Die einzige Reaktion von ihr war die Erwiderung meines Händedrucks und ihr Lächeln, welches noch genauso schön wie am ersten Tag war. Wenn sie redete, dann geschah das sehr leise und schwach – trotz alledem aber immer noch mit der hellen, klaren Stimme.


    Emily: Ich werde umsteigen, oder?
    Ich: Nein. Dir geht es schon viel besser.


    Emily lachte und schüttelte den Kopf. Dann hob sie ihre Hand und berührte meine nasse Wange.


    Emily: Du bist ein schlechter Lügner.
    Ich: Ich habe Angst.
    Emily: Angst?
    Ich: Davor, dass du dich in den anderen Zug setzten wirst.
    Emily: Das darfst du nicht. Du darfst keine Angst haben. Wenn hier jemand Angst haben sollte dann ich, aber nicht du.
    Ich: Ich liebe dich.


    Als Emilys Eltern kamen verließ ich das Krankenzimmer und machte einen kleinen Spaziergang. Ich dachte über die Zeit mit Emily nach. Es waren die bisher schönsten Monate in meinem Leben gewesen.
    Nachdem ich das Krankenhaus wieder betreten hatte kamen mir Emilys Eltern entgegen. Ihre Mutter weinte und ihr Vater nickte mir freundlich zu. Ich betrat Emilys Zimmer, setzte mich wieder an ihr Bett und nahm ihre Hand.


    Ich: Ich weiß jetzt die Antwort. Du machst für mich das Leben aus. Unabhängig davon, ob du hier bist oder woanders. Du hast alles verändert.
    Emily: Ich liebe dich.


    Emily starb am 21.05.2010. Es war ein regnerischer Tag. Es kam mir wie ein Film noir vor, als ich den Anruf von Emilys Vater bekam, ich solle so schnell wie möglich ins Krankenhaus kommen.
    Als ich das Zimmer betrat erfüllte mich Kälte. Emilys Eltern standen in der Ecke und weinten. Ich ging auf das Bett zu und sah Emily dort liegen. Sie sah aus wie immer, nur ganz anders. Ich legte meine Hand auf ihren Kopf und stich ihr über das Gesicht. Dann küsste ich sie ein letztes Mal auf die Stirn, verließ das Zimmer und musste leise lachen.
    Jedes Jahr komme ich an Heiligabend in den Park, wische beide Hälften der Bank sauber, setzte mich und schließe die Augen. Ich höre meinem Herzschlag zu und genieße die Stille. Denn sie ist es, welche mich an Emily erinnert. An die Person, die mein Leben für immer verändert hat.



    [tab='Kapitel 2']
    Emma wendete sich von dem Laptop ab und drehte sich zu Michael um. Dieser hatte die ganze Zeit neben ihr gestanden und wartete jetzt gespannt auf ihre Meinung.
    „Das Ende ist traurig.“, sagte Emma und schaute aus dem Fenster. Sie sah einzelne Regentropfen auf die Scheibe klatschen. Es war einer der Tage, an denen man am besten drinnen blieb und einfach nichts unternahm. Michael kratze sich am Kopf. „Das war der Sinn.“, antwortete er und folgte Emmas Blick zum Fenster. Sie musste lächeln. „Konntest du die Geschichte nicht mit einem Happy End enden lassen? Dass sie den Krebs besiegt und beide glücklich zusammen leben?“, fragte sie und stand von ihrem Stuhl auf, „Es wäre viel schöner gewesen.“
    „Im wahren Leben gibt es keine Happy Ends.“, Michaels Antwort kam trocken und unerwartet. „Wie meinst du das?“, fragte Emma, während sie das Zimmer verließ und in die Küche ging. Michael blieb regungslos stehen – seinen Blick nicht von dem Fenster abwendend: „Happy Ends. Sie sind eine Erfindung der Menschen, damit sie wenigstens in Büchern oder Filmen glücklich sein können.“ Emma stand in der Küche und kippte etwas Kaffeepulver in die Maschine - sie musste lachen. „Aber ist nicht genau das der Sinn dahinter? Dass man mithilfe von Büchern und Filmen aus dem Alltag entfliehen kann und sieht, wie romantisch das Leben sein kann.“ „Mag sein, aber das Ende wird nahezu perfekt dargestellt. Es scheint fast so, als könne diese Menschen nie wieder etwas trennen und das ist nicht der Fall. Es gibt immer etwas, das alles auseinanderreißt. Perfekt ist nur die Illusion.“, Michael sah ein letztes Mal die Tropfen an die Scheibe klopfen, klappte den Laptop zu und ging in die Küche. „Willst du auch einen?“, fragte Emma und deutete auf die Kaffeemaschine. „Ja, bitte.“
    Sie saßen sich schweigend gegenüber, als sie ihren Kaffee tranken und mit einem leeren Blick in den Raum sahen. Emma konnte Michaels Einstellung nicht so recht verstehen. Natürlich war das Happy End ein Stilmittel in fast allen Liebesfilmen oder Büchern mit diesem Thema, aber dieses perfekte Ende für das eigene Leben komplett zu verdrängen? Emma kam diese Reaktion doch ein wenig übertrieben vor.
    „Was denkst du?“, Emma schreckte auf. Michael sah sie an und trank einen Schluck heißen Kaffee. „Ich frage mich, warum du so zu der Entwicklung des Lebens stehst?“. Michael verdrehte genervt die Augen, stellte die Tasse ab und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Dann verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf und sah die Decke an. „Weißt du, “, fing er und richtete seinen Blick dabei ein wenig auf Emma, „ich habe nichts gegen ein Happy End. Meiner Meinung nach ist es einfach nicht möglich, dass sich zwei Menschen finden und ein Leben führen, wie wir es in Büchern lesen oder in Filmen sehen. Es ist auch nicht so, dass ich neidisch auf diese Personen bin. Selbstverständlich sind die Geschichten, die dort erzählt werden schön und romantisch, aber warum sollte ich der Wirklichkeit entfliehen und in meinen Geschichten etwas erzählen, was nicht meiner Meinung entspricht?“
    Michael wendete seinen Blick wieder Richtung Decke und begann mit dem Stuhl zu wippen. „Ich meine nur, dass die Menschen so etwas nicht gerne lesen. Wenn schon eine Geschichte nicht gut endet, warum sollte es dann ihr eigenes Leben?“, erwiderte Emma. Michael seufzte. Emma stand auf, nahm ihre Tasse und ging zu der Spülmaschine, welche sie öffnete und damit begann das Geschirr einzuräumen. „Das musst du nicht machen.“, meinte Michael und löste sich aus seiner Sitzposition. Er stand auf und nahm Emma ein paar Teller aus der Hand. „Ich weiß, aber jedes Mal wenn ich komme hast du noch mehr da drinnen stehen.“, sagte sie lachend und deutete auf das volle Waschbecken. „Ich muss doch aufpassen, dass mein kleiner Bruder wenigstens ein bisschen Geschirr hat.“


    Als Emma gegangen war, setzte sich Michael wieder vor seinen Laptop. Er verstand seine Schwester, aber in solch einer Stadt, wo kein Mensch seinen Nachbarn kannte, der nur fünf Schritte von einem entfernt wohnte, konnte man ein glückliches Ende einfach nicht erwarten.
    Michael betrachtete die flimmernden Buchstaben auf dem Bildschirm.
    Er schrieb ein paar Wörter nieder und löschte sie gleich darauf wieder. Dann stand er auf und ging zum Fenster.
    Der Regen prasselte immer noch auf die Straße. Er kam ihm wie ein Meer aus kleinen Nadeln vor, die vom Himmel auf die Stadt fielen. Als seine Hand das Fenster berührte zuckte er kurz zusammen. Das Glas war ganz kalt – die Wärme wurde durch den Regen fortgewaschen.
    Michael blickte nach draußen. Menschen rannten über den Gehweg und hatten eine Zeitung oder ihre Jacke über dem Kopf, damit die Nadeln sie nicht treffen konnte. Wasser spritzte jedes Mal auf, wenn sie in Pfützen traten und vermischte sich mit dem Stoff ihrer Hosen.
    Andere Menschen wiederrum liefen ganz gemächlich die Straße entlang, einen Regenschirm in der einen und eine Zigarette oder Handtasche in der anderen Hand.
    Eine Frau blickte zu Michaels Fenster. Er hob die Hand, aber sie lief weiter ohne ihn zu beachten. In der Ferne konnte man Sirenen hören, Autos hupten und irgendwo brüllte jemand.
    Michael löste seine Hand von dem Glas und rieb sie an die andere.
    „Diese Stadt ist das Letzte.“
    Er kehrte dem Geräusch des Regens den Rücken zu, ließ sich auf sein Bett fallen und schloss seine Augen.


    Nachdem er die Schlummertaste des Weckers drei Mal verfehlt hatte, schleuderte ihn Michael mit einer Handbewegung vom Tisch. Das Piepen hörte schlagartig auf und das Gerät blieb stumm in der Ecke liegen.
    Michael drehte sich einmal um und zog seine Bettdecke über den Kopf.


    Die Türklingel überhörte er bewusst und dachte gar nicht daran aufzustehen und demjenigen, der etwas von ihm wollte, zu öffnen. Der Person schien es aber wichtig zu sein, denn auf einmal ging das freundliche Drücken der Klingel in ein Sturmläuten über und zwang Michael dazu genervt aufzustehen.
    Schlaftrunken torkelte er zur Sprechanlage und drückte den einen Knopf.
    „Ja?“, fragte er den kleinen Kasten in einem genervten Ton.
    „Mach auf.“, war die Antwort, welche anscheinend keine Kompromisse zuließ.
    „Jacob? Was willst du hier?“, Michael lehnte sich an die Wand und machte keinerlei Anstalten den Türöffner zu betätigen.
    „Mach auf.“, antwortete Jacob unfreundlich.
    Michael haderte. Er blickte einmal durch seinen Flur und hoffte einen Grund zu finden, damit er seinem Kollegen nicht die Tür öffnen müsste.
    „Du weißt schon, dass ich den ganzen Tag hier stehen werde, oder?“, meinte die Freisprechanlage und Michael drückte genervt auf den Türöffner.


    Jacob war einer der Menschen, die man, wenn man sie auf der Straße sah, für einen Banker gehalten hätte. Er trug einen schwarzen Anzug sowie ein weißes Hemd mit roter Krawatte. Des Weiteren war er frisch rasiert und hatte kurze, dunkle Haare. Als Michael seine Wohnungstür öffnete, zeigte Jacob auf seine Uhr am Handgelenk und schüttelte den Kopf. Dann zwängte er sich an Michael vorbei und ging direkt in das Arbeitszimmer, welches indessen auch als Wohn- sowie Schlafzimmer herhalten musste.
    „Fertig?“, Jacob klang genervt und tippte mit seinem dunklen Slipper auf den Holzboden.
    „Ja.“, sagte Michael und ging zu seinem Laptop, „Einen Moment.“
    Er öffnete eine Schreibtischschublade und holte einen USB-Stick heraus, den er gleich darauf in seinen Laptop steckte.
    „Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie du so leben kannst.“, meinte Jacob und sah sich kritisch im Zimmer um.
    Michaels Schreibtisch stand direkt vor dem einzigen Fenster im Raum, das Bett war links von ihm an der Wand aufgestellt. Darüber hinaus hatte Michael einen grünen Sessel, der optisch überhaupt nicht in die Wohnung passte, sowie ein großes Regal mit unzähligen Büchern.
    „Wie soll ich denn sonst leben?“, Michaels Tonart war unfreundlich, aber etwas anderes wollte er Jacob auch nicht vermitteln, „Ich verdiene eben nicht am besten.“
    „Das kommt davon, wenn du dich weigerst als richtiger Journalist zu arbeiten.“, meinte dieser und setzte sich in den Sessel.
    Michael schwieg und zog seine neueste Geschichte auf den USB-Stick.
    „Ich schreibe nicht damit ich reich werde. Ich schreibe, weil es das Einzige ist, was ich kann.“
    „Und trotzdem bist du auf der letzten Seite.“
    Jacob stand vom Sessel auf und wischte seinen Anzug mit der Hand ab.
    „Nicht jeder versteht meine Geschichten.“, sagte Michael.
    „Nicht jeder versteht deine Geschichten?“, Jacob musste sich ein Lachen verkneifen, „Deine Geschichten sind doch jedes Mal gleich. Schon einmal etwas von Happy End gehört?“
    Michael zog den Stick aus seinem Laptop und warf ihn Jacob zu.
    „Auf Wiedersehen.“, meinte er und deute auf die Tür.
    Jacob lächelte und schüttelte den Kopf. „Wenn du weiterhin so deprimierend schreibst, fliegst du noch raus.“


    Als Jacob die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte, atmete Michael durch und strich sich durch die kurzen braunen Haare. Dann stand er auf und ging ins Badezimmer, wo er sich unter die Dusche stellte und das warme Wasser über seinen Körper laufen ließ. Nachdem er fertig war schaute er kurz in den Spiegel, ob er sich denn rasieren müsse, aber als er den Dreitagebart sah entschloss er sich dagegen und ging in die Küche.
    Er gab etwas Pulver in die Kaffeemaschine und machte sich einen Toast. Dann ging er wieder in sein Arbeitszimmer, stellte den Kaffee sowie den Toast neben den Laptop und öffnete sein Schreibprogramm.
    Michael ließ seine Finger knacksen, nahm einen kräftigen Schluck aus der Tasse und begann zu schreiben.


    Er hielt die Hand des Mädchens fest. Er wollte nicht loslassen, nicht jetzt, nicht nachdem er es wusste. Sie hatten so viel durchgestanden und er würde sie nicht fallen lassen. Vielmehr würde er sie auffangen und festhalten, solange bis, bis es vorbei war.


    Er sah ihr in die Augen. Sie waren wässrig und glitzerten im Schein der Straßenlaternen. Seine rechte Hand strich ihr langsam die Tränen aus den Augen. Sie fühlten sich klebrig an und sahen aus wie kleine Regentropfen. Ein gezwungenes Lächeln von ihr war die Belohnung. Auch wenn es aufgesetzt war, es tat ihm gut. Es war nicht unbedingt das Lächeln, es war vielmehr sie. So neben ihr zu sitzen und ihre Hand zu halten, das hatte er vermisst.


    „Wenn ich sage, dass es mir leid tut würde ich lügen.“, ihre Lippen schlossen sich und ihre Augen sahen ihn traurig an. „Das verstehe ich. Allerdings tut es mir leid.“. Ein gequältes Nicken war die Antwort. Er verstand und schloss seine Augen. Unter seinen Liedern quollen kleine, schimmernde Zeugen seiner Trauer hervor.
    Er spürte ihre Hand auf seiner Wange, eine Hand die er so vermisst hatte. Es war die Hand, die er so lange halten durfte und die er niemals loslassen wollte. Er konnte sie nach alldem nicht loslassen, er wollte sie nicht loslassen. Da waren noch, noch so viele Gefühle und schöne Erinnerungen.
    Die Hand löste sich wieder von seinem Gesicht. Die Schmerzen, die Tränen, sein Händedruck. Alles wurde stärker. Er kniff die Augen zusammen. Die Tränen rannen und klatschten auf dem nassen Asphalt auf. Sie bildeten einen kleinen Bach, der immer größer wurde.
    Er öffnete seine roten Augen und sah sie an. Ihr Kopf mit ihren langen blonden Haaren lag in seiner Armbeuge und ihr Oberköper wurde von seinem Bein gestützt. „Ich will nicht, “ diesmal ließ er die Augen offen und ein kleiner salziger Bach rann über seine Wangen, „dass es vorbei ist.“ Er beugte sich nach vorne und nahm sie in den Arm. Er roch ihr Parfüm. Er hatte es ihr zu Weihnachten geschenkt und sie trug es immer, wenn sie sich sahen, wie auch heute.
    „Ist es nicht schon längst vorbei?“, fragte sie ihn, während sie langsam ihren Arm um ihn legte.
    Er löste die Umarmung und blickte in den Himmel. Es regnete. Der Regen prasselte auf sie hinab und vermischte sich mit ihren Tränen. „Ich habe Angst davor.“, sagte er ohne sie dabei anzuschauen. „Denkst du ich habe keine Angst? Ich habe einen Fehler gemacht, diese eine Nacht. Sie war…“, sie stockte. „Sie war was? Die Rache? Habe ich es verdient, bin ich in deinen Augen so ein Mensch?“, er ließ ihre Hand los. Es waren nur ein paar Sekunde, bis er begriff was er getan hatte.


    Ihre Augen hatten sich geschlossen. Das Blut hatte sich mit dem Regen vermischt und ran nun am Bordstein entlang. Es herrschte Stille.
    Ihr Kopf lag immer noch in seiner Armbeuge und sein Bein stützte weiterhin ihren Oberkörper. Dieser lag jetzt aber nur noch leblos da. Da war nichts mehr durchnässt und diese Wunde war daran schuld. Dieser kleine rote Punkt, den man unter ihrer Bluse erkennen konnte. Langsam, ganz langsam erhob er sich. Torkelnd, Schritt für Schritt versuchte er sich fortzubewegen.
    Da waren Polizeisirenen, ein entsetzter Frauenschrei. Es war ihm egal. Er wollte nur so schnell wie möglich von ihr weg. Durst überkam ihn, das Salz der Tränen war dafür verantwortlich.
    „Stehen bleiben, legen Sie die Waffe auf den Boden!“
    Von wem sprachen diese Menschen? Was für eine Waffe? Verwirrt lief er weiter, als plötzlich ein Schuss hinter ihm ertönte.


    Langsam fiel er auf die Knie. Seine Hände schlugen auf dem nassen Asphalt auf, der sich sofort rot färbte. Sein Auge entdeckte ein Messer. Eine Person, die er nicht kannte hielt es in einer zittrigen Hand, fest umschlungen. Die Person versuchte das Messer loszulassen. Sie versuchte sich zu befreien. Verzweifelt sah er zu, wie die Person litt. Er schrie auf und klatschte mit dem Bauch auf den Boden – Wasser spritzte.
    Zittrig und langsam drehte er seinen Kopf und sah sie noch einmal an. Er ließ das Messer los und schloss die Augen.

    Michael nahm den letzten Bissen seines Toasts und las die Geschichte erneut.
    Nachdem er fertig war schüttelte er den Kopf und klappte seinen Laptop zu. Er stand auf und zog sich um.


    Obwohl es nicht regnete, hatte Michael seinen Regenschirm mitgenommen – in so einer Stadt konnte man nie wissen. Als er ins Freie trat blickte er zuerst in den Himmel. Er war blau und es sah nicht so aus, als würden die Nadeln heute erneut die Straßen malträtieren. Michael ging die Treppen hinunter und lief nach rechts. Er wusste nicht so Recht wo er eigentlich hinging, aber er hatte ohnehin nichts anderes zu tun. Seine neueste Geschichte war abgegeben und Jacob würde erst in einem Monat wieder vor seiner Tür stehen.
    Die Zeitung, für die Michael schrieb, war eine der Größten im Umkreis und obwohl Michaels Bild neben seinen Geschichten klebte, war er noch nie darauf angesprochen worden. Jacob hatte immer gemeint, dass sie zu traurig wären und die Menschen nach einiger Zeit einfach gelangweilt vom immer gleichen Ende. Sein Chef sah es insgeheim zwar auch so, aber er meinte, dass die letzte Seite auch gefüllt werden müsste.
    Michael blieb an einer roten Ampel stehen und sah auf die Uhr. Es war im vorhin nicht klar gewesen, aber er hatte fast den ganzen Vormittag verschlafen. Trotzdem fühlte er sich müde und schlapp – fast so als hätte er sich nur vorgestellt zu schlafen.
    Die Kraft der Vorstellung war Michaels mächtigstes Instrument. Oft lag er einfach nur auf seinem Bett, schloss die Augen und floh in eine andere Welt. Fern von den vielen Menschen, die nur zu leben schienen, damit sie lebten. Fern von dem Lärm, der ihm auf Schritt und Tritt folgte. Und vor allem fern von all der Heuchelei mit der sich die Menschen umgaben. Diese gespielte Freundlichkeit, mit der sie sich auf der Straße begegneten und sich einen guten Tag wünschten, weitergingen, und ein paar Häuserblocks weiter schon wieder über dieselbe Person herzogen. Michael hatte genug von alledem. Er war es Leid über die Wahrheit zu schreiben, wenn sie keiner verstand. Jeder schien die Augen zu verschließen und blind durch das Leben zu tappen – geführt von einer leeren Hülle.
    Die Ampel sprang auf Grün und die Passanten überquerten die Straße. Michael blieb stehen, zögerte kurz und folgte ihnen dann. Eigentlich hatte er gar keine Lust auf einen Spaziergang, aber es kam ihm irgendwie passend vor, wenn er den Tag damit verbrachte, ziellos durch die vielen Straßen zu laufen.
    Es war Nachmittag, als Michael ein kleines Bistro betrat. Eine Kellnerin hieß ihn Willkommen, als Sie mit zwei Tabletts in den Händen an ihm vorbeihuschte. Michael nickte freundlich und setzte sich an einen der freien Tische. Eine andere Kellnerin kam zu ihm und nahm seine Bestellung auf.
    „Spiegelei und ein Kaffee. Kommt sofort.“, sagte sie und ging Richtung Theke, wo sie einen Zettel an einen Nagel hing und eine Klingel drückte. Gleich darauf wurde der Zettel von einem großen, bulligen Mann abgerissen, der allem Anschein nach der Koch war.
    Michael wunderte sich, warum man den Zettel an einen Nagel hing, wenn er eine Sekunde später ohnehin schon wieder abgerissen würde. Er sah sich im Bistro um. Es war das erste Mal, dass er hier essen ging – obwohl er schon oft vorbei gelaufen war. Die Kellnerinnen trugen gelbe, kurze Kleider als Uniform und tänzelten mit den Tabletts durch den Raum. Die Gäste saßen auf Stühlen oder großen Bänken, die mit rotem Polster überzogen waren, unterhielten sich miteinander und nahmen ab und zu einen kleinen Bissen oder Schluck. Das Licht der Sonne schien durch die großen Scheiben und blendete Michael. Er hielt seine Hand zum Schutz vor sein Gesicht und blickte zur Theke. Der bullige Koch stellte gerade einen Teller ab und betätigte die Klingel. Sofort huschte eine Kellnerin zu dem Teller und ging in Michaels Richtung.
    „Guten Appetit.“, sagte sie freundlich und stellte ihm den Teller und eine Tasse Kaffee auf den Tisch. Michael bedankte sich und begann zu essen. Es schmeckte überraschend gut und als die Kellnerin zurückkam um das Geld und die Teller entgegen zunehmen, versicherte Michael ihr, dass er nun öfter hier essen würde. Die Frau freute sich und öffnete ihm sogar die Tür, während sie mit der anderen Hand Teller balancierte.


    Kurz nachdem Michael das Bistro verlassen hatte, begannen die Nadeln wieder mit ihrem kleinen Spiel. Er spannte seinen Regenschirm auf und lief gemächlich die Straße entlang. Eigentlich hatte er nicht wirklich Lust nach Hause zu gehen, aber er wusste auch nicht, womit er sich noch die Zeit vertreiben sollte.
    Sein Blick fiel auf einen Obdachlosen, der zusammengekauert auf einem Stück Karton saß und eine Zeitung über seinen Kopf hielt – diese war jedoch so durchnässt, dass es sich nur noch um eine Frage der Zeit handelte, bis sie riss. Michael zögerte, ging dann aber auf den Mann zu und sprach ihn an.
    „Was?“, meinte dieser mit grimmiger Miene und lugte unter seiner Zeitung hervor.
    „Wollen Sie meinen Regenschirm?“, fragte Michael und ging dabei etwas in die Hocke.
    „Ihren Regenschirm?“ Der Mann sah ihn verdutzt an.
    „Ja, Ihre Zeitung scheint nicht mehr lange zu halten. Ich hab leider kein Geld mehr dabei, aber Sie können gerne meinen Schirm haben.“
    Ein kleines Lächeln kam unter dem Bart des Mannes zum Vorschein. „Haben Sie vielen Dank.“, meinte er und schüttelte Michaels Hand.


    Im Nachhinein ärgerte sich Michael ein wenig darüber, dass er den Regenschirm abgegeben hatte. Natürlich wollte er dem Mann helfen, aber nun war er es, der unter einem kleinen Vordach zitterte und darauf wartete, dass die Tropfen endlich weniger wurden.
    Als es aber nach einer halben Stunde immer noch nicht nach einer Besserung aussah, rannte er durch den Regen nach Hause. Er trat in eine Pfütze und verzog das Gesicht.


    Zitternd schlossen seine nassen Hände die Wohnungstür auf und er betrat den Flur. Er war von oben bis unten nass und lief direkt ins Badezimmer – hinter ihm konnte man eine wässrige Spur erkennen.
    Nachdem das heiße Wasser seinen Körper erwärmt und er sich frische Klamotten angezogen hatte, legte sich Michael auf das Bett und schloss seine Augen.


    Er wusste nicht wie lange er so da lag, aber als er die Augen wieder öffnete, dämmerte es draußen. Der Regen war mittlerweile schwächer geworden und man konnte es nur noch leise plätschern hören. Er erhob sich und schlurfte in die Küche, wo er den Kühlschrank öffnete und einen Schluck Milch aus dem Karton trank. Dann sah er auf die Uhr.
    „20.“, sagte er mit gelangweiltem Unterton und streckte sich.
    Das Klingeln des Telefons nahm er erst nach dem fünften Ton war. Langsam lief er in den Flur und hob den Hörer ab.
    „Michael Cook.“
    Am anderen Ende des Hörers meldete sich sein Chef.
    „Was kann ich für Sie tun?“
    „Hat Jacob heute die Geschichte bei dir abgeholt?“
    „Ja.“, Michael ging zurück in die Küche und gieß kaltes Wasser in einen Kochtopf.
    „Hat er dir auch meine Nachricht überbracht?“, die Stimme des Chefredakteurs klang ungeduldig.
    „Wenn sie damit meinen, dass ich rausfliege, dann ja.“, jetzt wanderten ein paar Spaghetti in das Wasser.
    „Es ist nicht so, dass ich dich rausschmeiße.“, die Stimme klang nun freundlicher. Es folgte eine Pause, anscheinend wartete der Anrufer auf eine Antwort, da diese aber nicht kam fuhr er fort.
    „Hör zu Michael. Du weißt, dass ich deine Geschichten immer bewundert habe. Sie sind gut, nur ist es eben nicht das, was die Leute lesen wollen. Die Menschen brauchen auch mal ein Happy End.“
    Michael rührte die Spaghetti um. „Kann ich mir Urlaub nehmen?“
    „Urlaub?“, sein Chef klang überrascht.
    Das Wasser kochte inzwischen und Dampf machte sich im Raum breit.
    „Ja, ich würde gerne für ein paar Wochen Abstand von alledem haben – um auf andere Gedanken zu kommen.“
    Michael hörte ein Seufzen am anderen Ende der Leitung.
    „Wie lange?“
    „Ich hätte an drei Wochen gedacht. Ich fahre an die Küste, schreibe ein bisschen und genieße die Stille.“, sagte Michael und streute etwas Salz in das Wasser.
    „Wie du willst. Erhol dich gut.“
    Michael verabschiedete sich und legte auf. Er brachte das Telefon zurück und stellte einen weiteren Topf auf den Herd - eine Packung Tomatensoße wurde aufgerissen und ebenfalls zum Kochen gebracht.


    Während er aß, sah Michael ein wenig fern. Er zappte von einem Kanal zum anderen, bis er bei einer Dokumentation über Elefanten hängen blieb.
    In der Nacht konnte er schlecht schlafen. Irgendjemand war draußen gegen ein Auto gestoßen und der Besitzer schien die Alarmanlage nicht zu hören.
    „Kann mal einer das Auto da draußen klauen?“, brüllte einer von Michaels Nachbarn und fügte hinzu, „Sonst mach ich das gleich!“


    Am nächsten Morgen stand Michael früh auf. Er duschte und machte sich einen Toast sowie ein Glas frisch gepressten Orangensaft. Als er Emma anrief um ihr zu sagen, dass er für ein paar Wochen an die Küste fahren würde, war diese überrascht – wünschte ihm aber viel Spaß.
    Das Letzte, was er in seinen Koffer packte war sein Laptop. Dann schaltete er das Licht aus, verließ die Wohnung und schloss die Tür hinter sich.

    [tab='Kapitel 3-5']
    Diese musste ich in den nächsten Post packen, da ich ansonsten zu viele Zeichen gehabt hätte.
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    Quelle I von mir zugeschnitten I


    ► Vorwort.
    Hallo!
    Schön, dass du deinen Weg auf diese kleine Seite gefunden hast. Hier schreibe ich - Lukas. Hauptsächlich bringe ich Kurzgeschichten und Gedichte zu Papier. Diese wirst du hier in nächster Zeit lesen dürfen und vielleicht ist sogar die eine oder andere dabei, welche dich zum Nachdenken bewegt.
    Ich schreibe eigentlich seit ich denken kann und obwohl dieser Satz eigentlich eine Floskel ist, die ständig verwendet wird, stimmt sie leider. Meine erste Geschichte habe ich ungefähr im Alter von 8 geschrieben und selbst illustriert. Das machte mir so viel Spaß, dass ich dieses Hobby einfach weiter betrieb und mit der Zeit einen ganzen Stapel an Kurzgeschichten und Gedichten ansammelte.
    Bevor ich dich weiter lasse, sei dir gesagt, dass meine Kurzgeschichten etwas länger sind als normale. Hierbei kann es schon einmal vorkommen, dass sie vierzig Seiten annehmen und deshalb auch etwas Zeit vom Leser fordern.



    ► Schreibstil.
    Mein Stil ist eigenwillig. Es trifft zwar nicht auf alle Kurzgeschichten zu, aber stellenweise können meine Sätze schon einmal Kommata im zweistelligen Bereich ereichen. Ich liebe lange Sätze und setzte sie daher auch oft ein - eventuell sogar zu oft. Des Weiteren bestehen meine Kurzgeschichten meist aus drei Ebenen. Da hätten wir die erste Ebene, welche den Text an sich darstellt. Als nächstes kommt die zweite Ebene, die Metaphern meint, welche meine Kurzgeschichten zu einem Großteil schmücken und zum Schluss wäre da noch die dritte Ebene. Diese stellt den finalen Twist dar. Jenen findet ihr in allen meinen Kurzgeschichten und dieser sorgt dafür, dass alles, was ihr bis dato gelesen habt, eine gang neue Bedeutung bekommt - daher auch der Titel Checkmate Brain. Ich möchte euer Gehirn Schachmatt setzten.
    Darüber hinaus bin ich jemand, der Blut und Horror gegenüber nicht abgeneigt ist. Heißt: Meine Kurzgeschichten können teilweise durchaus blutig und eventuell sogar für den ein oder anderen geschmacklos werden.




    Werke.


    [tabmenu]
    [tab='Kurzgeschichten'] Happy End
    [subtab='Real Life'] Happy End
    [tab='Update']
    [/tabmenu]

    Hi, ich bin Lukas (aka Hauru).
    Streng genommen bin ich schon im Bisaboard angemeldet, war hier früher auch relativ aktiv und habe jeden Tag mal kurz reingeschaut. Dann hatte ich allerdings keine Zeit mehr dafür und auch die Lust fehlte mir irgendwie. Mittlerweile sind zwei Jahre ins Lang gezogen, ich habe meinen alten Namen sowie das Passwort vergessen und deshalb dachte ich mir, dass ich einfach einmal einen neuen Account erstelle und vielleicht wieder etwas aktiver hier sein werde - als Student hat man ja kaum etwas zu tun. ;)
    Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass ich mittlerweile wieder Spaß an Pokémon gefunden habe, nachdem ich eine lange Zeit keine Lust mehr verspührte die kleinen Monster zu fangen und zu trainieren.


    Deshalb hoffe ich, dass ich erneut so herzlich aufgenommen werde wie vor zwei Jahren und außerdem hoffe ich, dass der Zettel mit meinem derzeitigen Namen sowie Passwort nicht schon wieder verloren geht. Allerdings bin ich ziemlich zuversichtlich, dass das nicht der Fall sein wird.


    Danke für eure Aufmerksamkeit und einen schönen Abend noch.