Ich hätte es nicht für möglich gehalten dass Mewtu
mit einer weiblichen Stimme sehr viel mehr Charaktertiefe aufweisen würde als die gewohnt tief-markante (Original-)Stimme aus dem ersten Pokémon-Film: Mewtu vs. Mew.
Fun Fact: Die eigentliche Frage ob wir es hier mit einem neuen Mewtu zu tun haben, wurde interessanterweise vor Jahren von Hideki Sonoda auf seinem Twitterprofil beantwortet: es soll sich im 16. Pokemon-Film: Genesect und die wiedererwachte Legende tatsächlich um ein anderes Mewtu mit eigener Hintergrundgeschichte handeln. Im nachhinein hat aber The Pokemon Company einen kleinen Rückzieher gemacht und diese Aussage insofern relativiert als dass es der "Interpretation und Imagination der Fans obliege".
In Anbetracht der Tatsache dass die Hintergrundgeschichte vom "weiblichen" Mewtu, und ja mir ist bewusst Mewtu ist im Grunde geschlechtslos aber pro forma lasse ich das zur Differenzierung mal so stehen, eine völlig Andere ist als diejenige vom Mewtu aus dem ersten Film, lässt kaum Raum für Interpretationen: es ist ein komplett neues Mewtu.
Ein ganzer Absatz zu Mewtus Geschlecht & Historie... ich bereue keine Sekunde davon. Mein Leben ergibt Sinn. Hurra.
Der Film spielt in New YorkTork City, konkret in den sogenannten Pokemon Hills. Man muss hierbei kein Tour-Guide sein um den Central Park oder Times Square wiederzuerkennen: selten waren bekannte Sehenswürdigkeiten eins-zu-eins nachgezeichnet wie in diesem Film. Leider wirkt alles arg abgekupfert, der Film verliert durch den Handlungsort ein Stück weit an Immersion (aaah das Wort ist gefallen!). The Pokemon Company/OLM hat in der Vergangenheit Sehenswürdigkeiten aus unserer Welt mit einer Portion künstlerischer Freiheit in einen Topf geworfen und dadurch etwas Neuartiges kreiert. Hier scheitert man genau daran denn die Stadt ist nichts anderes als New York City mit einem T, Pokemon Hills ist der Central Park und der namenlose Times Square Abklatsch ist der...Times Square. Höhö.
Der Film punktet aber hinsichtlich der Geschichte: Millionen Jahre alte Käfer-Pokemon werden durch moderne genetische Experimente durch Team Plasma zum Leben erweckt und finden sich nunmehr in einer völlig veränderten, fremden Umgebung wieder. Auf ihrer Reise nach ihrem Zuhause zerstören sie unwissentlich Teile der Pokemon Hills und sorgen für sehr viel Chaos. Genau hier erfolgt Mewtus erfolgreiche Einführung in die Hauptstory als mitfühlender Alleingänger, der die Genesect
sowie die Pokemon in den Pokemon Hills zu schützen versucht. Die Motive Mewtus kommen nicht von ungefähr: es hat selbst mit Verlustängsten sowie Vertrauensproblemen besonders gegenüber Menschen zu kämpfen und kannte nie einen Ort das es Zuhause nennen konnte.
Es kommt ungewohnt überraschend dass die Handlung keinen Antagonisten hat, ein Alleinstellungsmerkmal der Pokemon-Filme aus der fünften Generation: weder die Genesect noch Mewtu sind böse, sie sind lediglich missverstandene Pokemon denen Unrecht angetan wurde.
Außerdem muss man die Mega Entwicklung Mewtus in Mega Mewtu Y
erwähnt haben. Das Pokemon sieht design-technisch grandios aus und ich bin heilfroh dass man die Y-Variante der X-Variante vorgezogen hat. Apropos Mewtu: die weibliche Stimme verleiht Mewtu unerwartet viel Tiefe, da der Charakter auch eine gewisse Verletzlichkeit sowie Naivität ausstrahlt. Im Gegensatz zum Mewtu aus dem ersten Pokemon-Film harmoniert dieses Mewtu mit der Handlung deutlich besser. Ihre Verzweiflung Pokemon vor Schaden zu bewahren ist spürbar, ihre Angst zu versagen greifbar.
Und ja, mitten in meiner kleinen Film-Review habe ich unbewusst die Pronomen von Mewtu zu sie/ihr geändert weil die deutsche Synchronsprecherin von Mewtu einen so tollen Job macht. Das Pokemon fühlt sich so ungemein natürlich an.
Letztendlich empfinde ich diesen Film als einen wirklich sehr gelungenen Abschieds-Film der fünften Generation, welcher mit der Mega Entwicklung Mewtus eine Brücke in die sechste Generation schlägt. Abgerundet wird das tolle Erlebnis mit dem Auftritt der mysteriösen Genesect.
Wertung: 7.5/10