Alles anzeigenhttps://www.zdf.de/dokumentati…eier-100.html#xtor=cs5-53
Eine Doku über Marianne Bachmeier und den berümsten Fall von Selbstjustiz in der Nachkriegsgeschichte. Der Fall wird nochmal neu betrachtet.
Was sagt ihr dazu?
Für mich hat sie einfach richtig gehandelt. Sie wäre/war mit der Strafe des Richters für den Täter nicht einverstanden, deshalb hat sie als Mutter der eigenen getöteten Tocher für das gesorgt, was sie verlangte aber nicht bekam.
Du willst jetzt doch nicht ernsthaft einen Mord als RICHTIG bezeichnen, oder?
Rein vom rechtlichen Standpunkt her ist das natürlich absolut nicht vertretbar, aber das hat TheTic ja schon ausführlich dargelegt.
Aber auch vom moralischen Standpunkt aus ist diese Tat meiner Meinung nach nicht zu rechtfertigen. Dass die Frau wahrscheinlich aus Verzweiflung heraus gehandelt hat kann man wohl nicht abstreiten (und ein gewisses Maß an Empathie kann ich dafür auch aufbringen). Aber einen Mann, dessen Schuld nicht einmal bewiesen war vorsätzlich zu erschießen (von Vorsatz ist hier wahrscheinlich auszugehen, denn sonst hätte sie die Waffe ja nicht in den Gerichtssaal geschmuggelt) ist ethisch nicht vertretbar.
Lass uns einfach mal etwa nach Kant urteilen (ich bin hier kein Philosoph, ich kratz hier nur etwas Wissen aus meinem Ethikunterricht zusammen): der kategorische Imperativ besagt grundsätzlich, dass man nur nach derjenigen Maxime handeln soll, nach der man wollen kann, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. Ein allgemeines Gesetz "Töte Menschen" oder "Töte Menschen aus Rache" lässt sich ja beim besten Willen nicht formulieren. (selbst wenn man es etwas dreht, Kant selbst hat glaube ich nach allem was ich weiß Tötung aus jeglichem Grund abgelehnt)
Du könntest hier vielleicht ultilitaristisch urteilen, denn sehr streng gefasster Ultilitatrismus lässt Tötung von Menschen zu, wenn dadurch das "Gesamtglück" der Menschheit stark steigt. Allerdings ist dies sehr umstritten, da man damit z.B. auch die Todesstrafe begründet. Man kann dieses Argument in deinem Fall aber kaum geltend machen - das Rachebedürfnis der Mutter bzw. der Gesellschaft müsste stärker wiegen als die Tötung des mutmaßlichen Täters. Du kannst gerne erklären, warum das Glück in der Gesellschaft durch diese Tötung steigt, aber es kommt ja noch erschwerend hinzu, dass die Schuld des Erschossenen im Mordfall bis heute nicht bewiesen ist. EIn unschuldiges Opfer zu töten würden fast alle Ultilitaristen ablehnen.
Man sollte auch noch hinzufügen, dass Ultilitarismus in Europa generell sehr umstritten ist und vielfach abgelehnt wird (hier mal ein Link zu einem Urteil des BVerfG zum Abschuss von Flugzeugen durch die Luftwaffe). In den USA ist das was anderes, das merkt man auch gelegentlich in Hollywoodfilmen. Dort wird schneller mal das Leid oder der Tod bestimmter Personen in Kauf genommen.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, auf welche Moralvorstellung du deine Aussage stützt, außer vielleicht auf das Recht auf Blutrache aus dem Alten Testament.