Natürlich gibt es Leute die sind ärmer, ich habe selbst mal dazu gehört, aber dann hätte ich mich nicht angegriffen gefühlt, wenn mir jemand gesagt hätte, „ich lebe bewusster und kaufe mir nicht alles mögliche was mir gerade in den Sinn kommt, egal ob ich es jetzt wirklich brauche oder nicht“.
Egal ob ich Geld habe oder nicht, ist dieser Äußerung ja dafür da, um die Lebensweise des Anderen zu beurteilen und schlecht zu machen und nicht um die eigene "Philosophie" darzustellen. Denn man sagt damit, dass man bewusster als die anderen lebt und dass sie sich alles Mögliche, was ihnen gerade in den Sinn kommt, kaufen, egal ob sie es brauchen oder nicht. Das ist ne Selbsterhöhung durch Abwertung des anderen. Und das ist auch das, was du machst, wie dein unten stehender Leitsatz ja es auch zeigt.
Mal ein Leitsatz, der gar nicht so unpassend ist, "Sie kaufen Dinge, die sie nicht brauchen, um Leute zu beeindrucken, die sie nicht mögen, mit Geld, das sie nicht haben."
Denn dieses wirklich extrem klischeehafte Zitat, sagt ja nichts über dich als Person aus. Das, was du als Leitsatz bezeichnest, ist ja ne reine Äußerung über die anderen.
By the way: Natürlich ist der Satz ne überspitzte Darstellung, wo im Kern natürlich auch was dran ist. Aber es ist halt einerseits überzogen. Das Zitat kommt in seinem Ursprung übrigens aus den 1920ern. In einer Zeit vor Social Media, vor TV, bevor das Radio wirkliches Massenmedium war und bevor es auch für die Normalbevölkerung auch einen großen Massenkonsum gab. Von daher zeigt auch das schon, dass es die Erhebung über den Konsum schon lange vor dem Massenkonum und der Konditionierung zum Konsum durch Massenmedien gab.
Und das zeigt ja auch das Problem. Natürlich funktioniert unserer Wirtschaftsordnung aktuell nur durch Massenkonsum und das resultiert in eine Wegwerfgesellschaft, die einerseits extrem negative ökologische Probleme hat und auch dafür sorgt, dass Menschen auch psyschich und finanziell darunter leiden. Das zu leugnen, wäre ja naiv.
Aber es ist auch genauso naiv, wenn man das alles so einseitig betrachtet. Denn auch wenn man rein ökologisch sowieso eigentlich ne radikale Umstellung bräuchte, ist es eben nicht so einfach ohne extreme wirtschaftliche und soziale Verwerfungen möglich das umzustellen. Darüber hinaus ist es auch erst durch den Massenkonsum möglich geworden, dass auch der Konsum in dem nicht verschwenderischen Maße überhaupt für große Teile möglich ist.
Ich habe nämlich mit meiner Lebensweise (gerade jetzt wo ich eigentlich nicht mal mehr minimalistisch leben müsste) ordentlich negative Erfahrung gemacht, denn wie kann es sein dass ich der Geld hat, sich nicht für teure Dinge, wie Autos, Uhren, Schmuck, teure Klamotten und und und interessiert, für was habe ich das Geld denn, wenn man es nicht da rein steckt.
Was waren denn die "ordentlich negativen Erfahrungen"? War das, dass Leute dir gesagt haben, du konsumierst so wenig, obwohl du Geld für Konsum hast oder ging es darüber hinaus?
Und wenn es nur die negative Erfahrung ist, dass dir Leute sowas an den Kopf schmeißen, dann finde ich es mit zweierlei Maß gemessen, wenn du sagst, du hättest dich nicht angegriffen gefühlt, wenn dir jemand ins Gesicht gesagt hätte, dass er bewusster als du lebst, weil er nicht alles Mögliche kauft, was einem in den Sinn kommt. Denn die Äußerung finde ich herablassender als zu fragen, warum kaufst du dir keine teuren Klamotten, obwohl du so viel Geld hast.
"Sie kaufen Dinge, die sie nicht brauchen, um Leute zu beeindrucken, die sie nicht mögen, mit Geld, das sie nicht haben."
Leider trifft der unnötige Überschuss halt nicht nur auf Leute zu, die ggf. wirklich das Geld haben, sondern auch Leute, die es nicht haben und sich damit im schlimmsten Fall verschulden.
sogar sehr oft von Leuten die nicht ansatzweise wohlhabend sind und auf den gleichen Zug aufspringen
Ja, das gibt es sehr oft. Gerade Menschen, die kein Geld haben, die legen da oft sogar mehr Wert drauf. Aber genau deswegen. Das ist doch nachvollziehbar. Auch wenn du wohl auch "ordentliche negative Erfahrungen" gemacht hast, weil du dir, obwohl du genügend Geld hast, gewisse Konsumgüter gar nicht leisten willst, ist es so, dass wir in einer Gesellschaft leben, die Leute, die sozial schwach sind, herabwürdigt, weil sie es sich nicht leisten können.
Das heißt auf der einen Seite wird einem vorgelebt, dass man nichts wert ist, weil man so arm ist. Ein Kind was in die Schule geht und hört, dass alle anderen Kinder in den Urlaub fahren als man selbst, das merkt, dass es ausgegrenzt ist. Ein Kind was sich die Markenschuhe nicht leisten kann auch. Wenn alle auf Klassenfahrt fahren und man selbst Zuhause, bleibt auch. Wenn alle auf der neusten Konsole spielen und man als einziger nicht mitspielen kann auch. Auch wer sich den Sportverein nicht leisten kann. Das ist auch soziale Teilhabe, die verwehrt wird. Das gilt nicht nur für Kinder. Wer als Rentner Witwe oder Witwer ist und sich den Kaffe beim Bäcker um die Ecke leisten kann, geht dorthin, um Gesellschaft zu suchen und nicht weil der Kaffee schmeckt. Hat man das Geld dafür nicht, geht das nicht. Das ist überall so. Das ist auch schon so, wenn man sich irgendwo bewirbt und der Recruiter mit einem anderen Bewerber durch den Konsum mehr auf einer Wellenlänge ist. Man merkt, dass man sozial ausgegrenzt ist, weil man in einer anderen Welt lebt. Konsum ist ein wichtiger Teil des Habitus und der ist wie eine Art Stallgeruch, der Einfluss auf die Eigen- und Fremdwahrnehmung eines Menschen hat. Dazu kann ich dir Pierre Bourdieus Hauptwerk "Die feinen Unterschiede" empfehlen.
Und da macht es einen enormen Unterschied, ob man freiwillig oder unfreiwillig auf den Konsum verzichtet. Vor allem aber besteht der Habitus eben nicht nur aus dem Konsum. Er besteht auch aus der Bildung, dem Mindset, der Gesundheit... Und in all den Fronten merkt man, dass man eben minderwertig ist, wenn man arm ist. Vor allem, wenn man dauerhaft arm ist. Ein Student, aus gutem Hause, der aber während der Studienzeit von wenig Geld lebt und dann in einen gutbezahlten Beruf lebt, der erfährt die Armut während der Studienzeit anders als jemand, der dauernd arm ist.
Und wenn man dazugehören will, dann versucht man sich eben anzupassen. Und man kann Bildung eben nicht einfach so vorgaukeln. Auch nicht Gesundheit, Herkunft... aber durch Konsum, durch Schulden kann man den Wohlstand imitieren. Außerdem ist Konsum ja auch spaßig und deswegen ist es auch oft eine Ersatzhandlung, weil man andere wohltuenden Dinge nicht so einfach nachholen kann wie Konsum. Es ist eine Ersatzbefriedigung.
Der Missstand ist daher in meinen Augen eher, dass die Menschen überhaupt in der Lage sind, dass der Konsum ne Ersatzbefriedigung ist. Die Lösung is daher zu schauen, dass die anderen Dinge gelöst werden und nicht zu sagen, man soll halt sein Mindset ändern und sich einfach entsagen können. Das kommt schon sehr herablassend rüber.
Natürlich verstärken Massenmeiden und soziale Medien diesen Druck noch. Aber dazu gehören zu wollen, das ist in der Natur des Menschen. Und dauerhaftes verstoßen werden ist schlimm. Und deswegen ist es nicht damit getan, dass die Leute das falsche Mindset haben, weil sie zum Konsum durch Massenmedien gebracht werden, obwohl sie es sich nicht leisten können. Wichtiger als die Massenmedien ist die sonstige Ausgrenzung. Und daher kann man sich auf dem Gebiet des Konsums besser entsagen, wenn man sonst mit sich in reinem ist, wenn man gefestigt ist und wenn man Halt und Struktur hat.
Natürlich kann es nicht schaden, ne Ausgelassenheit in sich selbst zu suchen und so Genügsamkeit und Zufriedenheit zu finden. Aber Menschen funktionieren nun einmal als soziale Wesen und das ist auch gut so. Und einfach zu sagen, man soll Selbstgenügsamkeit durch Spiritualität und japanische Philosophie finden. Und dann leben wir alle als zufriedener Menschen, haben mehr Geld und überwinden auch noch die Wirtschaftsordnung, welche auf Massenkonsum ausgelegt ist, das verkennt einfach all diese Zusammenhänge.
Natürlich kann jeder so leben wie er will und ich will mich auch nicht über Leute stellen, die mit diesem Lifestyle nichts anfangen können, umgekehrt sollte es halt auch der Fall sein, auch wenn ich natürlich verstehen kann, wenn Leute von Minimalisten genervt sind, die einem wie in anderen Bereichen auch, genau das aufs Auge drücken wollen.
Ich glaube der negative Backlash kommt primär nicht, weil Menschen das Gefühl haben, dass Leute einem denselben Lifestyle aufs Auge drücken wüllen, sprich dass sie das auch machen wollen.
Das kommt eher darauf, wie man es kommuniziert. Wenn man sagt, ich lebe minimalistisch, weil ich ne Ausgeglichenheit und ne innere Ruhe darin findet mich zu reduzieren, wird das wenig negative Reaktion finden.
Wenn man aber sagt ich liebe minimalistisch, weil ich bewusster lebe, und mir nicht alles mögliche kaufe, was mir gerade in den Sinn kommt, egal ob ich es jetzt wirklich brauche oder nicht, dann wirst du jede Menge Ablehnung bekommen. Weil du jedem der deinen Kriterien und deinem Lebensstil nicht entspricht sagst, er lebt generell unbewusster (was an sich schon ne total faschistoide Auslegung von bewusstem Leben ist, als wäre jemand der minimalistisch lebt automatisch bewusster und jemand der das nicht macht automatisch unbewusster) und wenn man nicht minimalistisch lebt kauft man auch automatisch alles was einem in den Sinn kommt ohne sich zu überlegen, ob man es braucht oder nicht.
Hat sich ja schon in der Diskussion hier gezeigt. Deinen Satz mit "Leute, die sich so sehr lenken lassen" wollte ich auch schon zitieren und das kommentieren. Weil es mich genauso gestört hat wie QueFueMejor
oder du reimst dir nicht irgendeinen Müll zusammen, wie das gerade der Fall ist.
Würdest du meinen ganzen Text lesen und nicht so viel Memory spielen, würdest du halt genau erkennen auf wen das abzielt.
Aber ja ich weiß, ich böser Kerl, darf nichts einmal was zu der Thematik mit meinem Umfeld sagen, ahhh ne stimmt ich beziehe das ja grundlegend auf alle.
Ich habe deinen Post mehrmals gelesen. Ich kann immer noch nicht verstehen, woran man genau erkennen soll, auf wen das abziehlt und habe es auch so interpretiert, dass du es als Allgemeinplatz raushaust und dann brauchst du dich auch nicht wundern, dass es auch so ankommt, dass du das wie deinen Leitsatz halt grundsätzlich auf andere Leute anwendest und nicht nur auf ne spezielle Person. Ich finde nicht, dass man sich da Müll zusammenreimt. Auch wenn es nicht deine Absicht war, ist es dennoch die Message, die du generell in deinem Post in meinen Augen sendest, mit unterschieldich abfälliger Wortwahl.
Ich unterstelle dir aber nicht, dass du es auch so gemeint hast. Kansnt mir gerne erläutern, wen du damit gemeint hast.