Ein wirklich sehr schöner Thread und auch sehr schöne Argumente, die hier aufgerbracht wurden.
@ Alaiya: Schön, dass du Dawkins angebracht hast. Ich bin auch ein großer Freund seines Engangesments, genauso wie vom Engangement der Giordano Brundo Stifung (weder wahrscheinlich auch mit Kommilitonen eine Säkulare Humanisten Hochschulgruppe gründen). :)
Als Lehramtstudent der Fächer Geschichte, Politikwissenschaft/Wirtschaftswissenschaft und bald auch noch Philosophie & Ethik will ich vor allem was zum Komplex Religion und Bildung sagen:
Aber was erwarte ich mir von einer solchen Schule. Das selbe wäre wenn ich anfinge Physik zu studieren und dann meine, dass das diskriminierend für die nicht so mathematisch begabten Leute ist. Tut aber keiner, weil sich dort nicht solche Leute blicken lassen. Und es ist dennoch eine normale Schule, wieso sollte ich also diese nicht finanzieren. Solche Schulen sind halt für eine bestimmte Völkergruppe angepasst.
Was hier gar nicht besprochen wird, ist warum es solche Schulen (und in noch viel stärkerem Maße Kinderkärten) gibt. Da die Kommunen kein Geld mehr haben müssen sie sparen wo sie nur können und Schulen und Kindergärten kosten Geld. Infrastrukturell schwächere Gegenden müssen jedoch Schulen und Kindergärten anbieten, damit sie überhaupt noch attraktiv für junge Paare mit Kidern bzw. Kinderwunsch sind. Wenn sie kein Geld mehr für den Kindergarten oder die Schule haben, werden diese geschlossen und unter kirchlicher Trägerschaft neu eröffnet, weil das weitaus billiger ist. Kirchliche Trägerschaften sind wiederum weitaus beliebter, als andere freie Träger, da sie als kirchliche Einrichtung steuerrechtliche Sonderrechte genießen und folglich noch günstiger im Betrieb sind.
Das heißt diese Einrichtungen werden weder aufgrund des Bedarfs nach der kirchlichen Ausrichtung noch aufgrund der guten Leistung immer mehr, sondern schlicht darum, weil sie günstiger sind und das auch nur wegen steuerlichen Sonderrechten, die der Kirche entzogen gehören, denn diese Rechte lassen sich mit der demografischen Struktur nicht mehr begründen und da sind die ganzen Papierchristen noch nicht einmal abgezogen.
Es gibt Fälle in denen Leute, die jahrzehntelang in den Schulen und Kindergärten gearbeitet haben (als sie noch nicht kirchlich waren) und dann gefeuert wurden nachdem es in kirchliche Hand überging, das aufgrund von Scheidungen, anderer bzw. keiner Religion, Homosexualität usw. Dieses Kirchenarbeitsrecht ist meines Erachtens nicht mit dem Grundgesetz vereinbar und ich finde es echt einen Witz, dass dies einfach so mit Menschen gemacht wird. Die Kirche verdrängt Leute von ihren Arbeitsplätzen, an Orten in denen sie nur aufgrund von Steuererleichterungen einen Platz bekommen hat.
Zum Religionsunterricht:
Art. 7(3) GG wurde unter anderem eingeführt, da nach dem Nationalsozialismus, die Wertevermittlung nicht in der Hand des Staates sein sollte. Diese Begründung ist höchst obsolet und daher gehört dies meiner Meinung nach geändert.
Der Inhalt des Religionsunterrichts ist höchst fragwürdig. Viele erinnern sich zurück und sagen, dass ja über alle Religionen gelehrt wurde und legitimieren diesen Unterricht dadurch, weil sie ihn nicht richtig reflektieren. Jedoch ist der Religionsunterricht ja keine Religionskunde in der über die Religion unterrichtet wird, sondern der Religionsunterricht ist dazu da den Bekenntnisinhalt als Wahrheit zu vermitteln das hat das Bundesverfassungssgericht auch noch einmal bestätigt (BVerfGE 74, 244). Kaum einer weiß, dass die Kirchen bestimmen, wer Religionslehrer wird und was darin unterrichtet wird. Wie absurd wäre es, wenn die CDU nur noch Menschen als Politiklehrer einstellt, die ihre Überzeugungen vermitteln (sofern sie denn noch welche haben :P ) und dann noch entscheidet, dass der Lehrplan dem Wahlprogramm der Partei entspricht. Genau das haben wir mit Religion. Aus dem Grunde erfahren wir vielleicht auch etwas über Islam oder Buddhismus, doch in meinem evangelischem Religionsunterricht habe ich nie was über den Antisemitismus des Marthin Luther gehört und in dem katholischen Religionsunterricht wird nie kritisch darüber gesprochen, dass der letzte Papst eine Menge Exorzismus schulen eröffnet hat. Wenn Religionslehrer das dann doch tun sollten, dann würden sie explizit gegen ihren Auftrag verstoßen. Das zeigt doch, das was mit diesem Lehrauftrag nicht stimmt.
Hinzu kommt, dass man momentan vor allem den katholischen und den evangelischen Glauben bevorzugt, denn das sind die einzigen Religionen/Konfessionen, die dieses Sonderrecht bekommen. Die Lösung kann es doch nicht sein, dass jetzt auch noch ein islamischer (und dann ein buddhistischer und dann irgendwann ein Religionsunterricht der Zeugen Jehovas) eingeführt wird. Gerade, da die Kirchen bzw. islamischen Dachverbände entscheiden was im Unterricht Inhalt ist, mit wenig Kontrolle des Staates. Die Lösung ist es einfach den Religionsunterricht abzuschaffen.
Ferner basiert eine Demokratie auf mündigen Bürgern. Wenn man ein bischen in soziologische Studien hereinschaut, merkt man, dass mehr als 3/4 der Bevölerung kaum oder gar keine Kompetenzen in den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, Soziologie, Medienkompetenz etc. besitzt. Das heißt ein Großteil ist kaum bis gar nicht dazu in der Lage seine Rolle in der Demokratie wahrzunehmen. Da ich aber in der Demokratie davon abhängig bin, dass meine Mitmenschen eben auch in der Lage sind zumindest in einem Mindestmaß gewisse Kompetenzen in denen Bereichen aufzubringen, ist es in meinem Interesse, dass die Menschen das auch lernen und da dies nicht Zuhause geschieht (und auch nie geschehen ist, das liegt nicht an einer Verblödung der Gesellschaft, das war schon immer so) sollte die Schule die es den Menschen ermöglichen zu mündigen Bürgern zu werden.
Dazu brauchen wir mehr Vermittlung von essentiellen Inhalten der Geschichte, der Wirtschaft, der Soziologie, der Psychologie, von Medienkompetenzen, der Philosophie, der Ethik..., denn ohne diese Kenntnisse sind die Menschen nicht dazu in der Lage die eigene Position in der Gesellschaft zu lokalisieren und daraus die eigenen Interessen zu formen. Weiterhin sollte jeder Mensch doch seine eigenen Werte und Normen finden, das heißt weder vorgefertigte Werte aufdrücken (zum Beispiel die der Kirche), noch ihn damit alleine lassen, sondern ihm sollte eben durch die Philosophie und die Ethik das Werkzeug in die Hand gegeben werden diese selbst zu finden.
Um all das in den Schulunterricht zu integrieren benötigt man Zeit. Viel mehr Zeit, als die wenigen Jahre Gemeinschaftskunde (und viele Schulformen haben gar kein einziges Jahr Gemeinschaftskunde oder Politik), der Ethikunterricht (den es meistens erst ab Klasse 10 gibt) sowie der Geschichtsunterricht dies leisten können. Religion wird ab der 1. Klasse zweistündig unterrichtet, für die meisten Schüler bis zum Schulabschluss. Wie ich bereits erläutert habe ist das meines Erachtens nicht mehr zeitgemäß, daher könnte man mit der Streichung des Religionsunterrichts eine Menge Zeit für diese wichtigeren Sachen gewinnen. Religionsgeschichte kann dann in Geschichte seinen Platz finden, Werte der Religionen bei Ethik oder Philosophie usw.