Ich glaube ein entscheidendes Problem an der Geschichte ist, dass von beiden Parteien erstmal das Schlimmste erwartet wird und nicht berücksichtigt wird, welche Vorgeschichte es dazu gibt.
Person A möchte sich über eine Serie unterhalten, welche viele sexistische Elemente enthält. Vielleicht fand man die ein oder andere Passage (wo kein Sexismus verbaut war) doch ganz amüsant und wollte das teilen.
Person B macht allerdings auf die Problematik aufmerksam und möchte sich lieber darüber unterhalten, weil man vielleicht selbst betroffen ist oder Menschen kennt, die es sind. Ein absolut normales Verhalten.
Person A denkt sich: Nein, nicht schon wieder dieses Thema, muss alles immer darauf hinauslaufen? <- aber Stop. Die Person mit der du gerade redest, hat vielleicht einfach jetzt gerade den Impuls gehabt, diese Fakten mit dir zu teilen. Es heißt nicht automatisch, dass derjenige jede mögliche Unterhaltung damit crashed.
Der Gedanke ist aber jetzt da, und aufgrund dessen reagiert man dann zurückhaltend, weil man darüber gerade nicht schon wieder reden will.
Person B fasst das anders auf: Mein Gegenüber möchte sich damit nicht auseinandersetzen und es wäre demjenigen wohl lieber, wenn ich komplett den Mund halte. <- aber auch hier Stop. Du weißt nicht ob dein Gegenüber diese Unterhaltung nicht schon etliche Male vor dir geführt hat und sich damit auseinandergesetzt hat.
Und ganz schnell haben sich auf beiden Seiten Gedanken festgesetzt, die eine gewisse Spannung verursachen. Der eine fühlt sich überrumpelt, weil er oder sie wieder darauf angesprochen wird, der andere hingegen fühlt sich überhört oder nicht ernst genommen, vielleicht sogar abgewiesen.
Ich finde es muss bei beiden Punkten die Möglichkeit gegeben sein zu sagen: Ich höre dich und ich nehme dich wahr, danke dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Wichtig ist dabei aber, sich dann zumindest damit zu beschäftigen. Wenn man das schon tut weil man damit zutun hat durch Freundes- oder Bekanntenkreise, dann ist das gut. Auch dann muss man nicht zwingend mit jeder anderen Person ebenfalls darüber reden. Wichtig ist, dass man es nicht ignoriert weil man sich damit nicht beschäftigen will. Weil die Problematiken sind da.
Andersherum sollte man versuchen, nicht direkt eine Ablehnung zu sehen und das gleichzusetzen mit: Man will gar nicht dass ich überhaupt noch den Mund aufmache. Das ist direkt ein ganz anderes Extrem was bei einigen zutreffen mag, lange aber nicht bei allen.
Ich persönlich bin dankbar, wenn man darauf aufmerksam macht und es zur Sprache bringt. Denn wenn ich nicht darauf aufmerksam gemacht wurde dann beschäftige ich mich ja eventuell nie damit.
Der Punkt ist, man muss es eben auch so kommunizieren. Ein genervter Seufzer wenn jemand auf Sexismus, Rassismus oder Ähnliches aufmerksam macht ist da nicht der richtige Weg. Man muss der Person schon zeigen dass man es gehört und verstanden hat. Denn jeder denkt bei einer entnervten Reaktion man hätte lieber den Mund gehalten. Das ist völlig normal.
Genauso sollte es aber auch respektiert werden, wenn man diese Sache klar gemacht hat, dass man es versteht und dass man sich gegebenenfalls auch damit auseinandersetzen wird, dass man in diesem Moment an dieser Stelle vielleicht nicht darüber reden mag. Welchen Grund das auch immer hat. Aber genauso wie es ermüdend ist, dieselben Fakten immer und immer wieder zu wiederholen, genauso ist es ermüdend dieselben Probleme mit zig Personen am Tag erneut durchzugehen. Das bringt einen selber in dem Moment nicht weiter, in dieser Sekunde schafft man es nicht einen Schalter umzulegen und zu sagen man vermeidet das ab sofort; man muss sich damit beschäftigen. Dazulernen. Erfahrungen und Erkenntnisse helfen dabei es anzustoßen, aber es muss auch was folgen.
Man kann ja dann anbieten zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal darauf zurückzukommen und sich intensiver darüber zu unterhalten. Das wäre auch eine Lösung wenn es eben nur jetzt gerade nicht geht aus verschiedenen Gründen.
Alles ist besser als eine genervte Reaktion und eine noch genervtere Gegenreaktion. Dann ist eine angespannte Diskussion schon vorprogrammiert.