3. Nicht jeder kann ein Trainer sein
Am nächsten Morgen war Pinion bereits vor Cole auf, wie immer eigentlich. Und das, obwohl Cole
heute auch ziemlich früh auf war, denn er hatte in der vergangenen Nacht eine Idee, die er unbedingt in die Tat umsetzen will.
Doch zunächst machte er sich so weit fertig, dass er das Zimmer verlassen konnte.
Nachdem er das Fenster öffnete und Pinion seine morgendliche Runde fliegen konnte, ging Cole ins Bad, duschte, putzte sich die Zähne und zog sich an.
Als er das Badezimmer wieder verließ, war Pinion bereits wieder im Raum und wartete.
Cole lächelte, strich Pinion über den Kopf und fragte: „Na, wollen wir frühstücken?“
Das Tauboss Weibchen zwitscherte zustimmend.
Also packte ihr Schützling seine sieben Sachen und rief sie zunächst in den Pokéball zurück, denn vermutlich wäre das Pokécenter heute voller als gestern Abend, da es ja bereits Nacht war.
In der Cafeteria des Centers angekommen, schaute Cole sich um, begab sich zum Buffet und füllte eine mittelgroße weiße Porzellanschüssel mit Pirsif- und Sinelbeeren, die aß Pinion am liebsten und auch frisches Futter kann nicht schaden.
Für sich selbst nahm er eine angemessene Portion Rührei mit Speck und begab sich auf die Terasse, wo bereits einige Trainer mit ihren Pokémon saßen und sich miteinander unterhielten.
Cole ließ Pinion raus und sie setzten sich ein Stückweit abseits der anderen und aßen, während Cole neugierig die Pokémon der anderen Trainer begutachtete und diese in seinem kleinen Buch suchte.
„Ah“, dachte er sich „Plusle und Minun waren das also.. nach dem was hier steht, könnte man sie dennoch gut mit Pikachu kombinieren. Etwa in einem Dreierkampf.“
Er blätterte weiter, bis das Frühstück beendet war.
Nun war es so weit seine Reise nach Wurzelheim fortzusetzen, dazu musste er zu der Busstation gelangen, also fragte er Schwester Joy nach dem weg, diese nahm einen Stadtplan zur Hand und markierte ihm den Weg.
Cole bedankte sich und verließ mit Pinion das Pokécenter.
„So Pinion! Wir haben glück.“ Sagte er fröhlich, woraufhin sie ihn fragend anschaute.
„Sieh mal hier“ meinte er und deutete auf den Plan „Wir kommen genau am Einkaufscenter für Pokémonwaren vorbei.“
Pinion schaute weiterhin fragend.
„Naja zum einen können wir dir vorher noch eine Kleinigkeit holen und zum anderen werde ich mir endlich meinen Traum erfüllen und mit dem Besuch in diesem Laden meinen ersten eigenen Pokéball kaufen, hilft du mir dann mir einen solchen Partner zu fangen, wie du es für meinen Vater bist?“ erzählte er und fragte hoffnungsvoll.
Obwohl Pinion etwas besorgt schien nickte sie aufmunternd und antwortete mit einem „Boss Boss“ während sie mit den Flügeln schlug.
Also begaben sich beide auf dem weg zu dem Busbahnhof und machten einen Halt, als sie vor dem Laden ankamen.
„Du wartest hier.“ Sagte Cole mit ruhiger Stimme aus der man leichte Nervosität heraushören konnte.
Er atmete einmal tief durch und betrat das Geschäft.
Warum war er nur so aufgewühlt? Er hat doch schon tausende male den Laden in Mamoria City betreten, so oft, dass man ihn sogar beim Vornamen nannte.
Aber er hatte eben noch nie zuvor einen Pokéball gekauft.
Er suchte also ein geeignetes Futter für Pinion heraus, denn das Spezialfutter von seinem Vater war zur Neige gegangen, bevor sie das Schiff verließen, nahm noch einen Trank mit, nur um sicher zu gehen und griff schließlich auch nervös nach einem Pokéball.
Obwohl er aussah wie jeder andere fühlte er sich komplett anders an, er schien viel leichter als gewohnt, zudem glänzte er viel mehr.
Oder war das Einbildung?
Aufgeregt ging er zur Kasse, wo der Kassierer ihn bereits erwartete.
Dieser musterte ihn kurz, schaute sich den Einkauf an und meinte „Den Trainerpass bitte.“ Schockiert starrte Cole ihn an.
Er hatte natürlich keinen. Braucht man einen Trainerpass um Pokébälle zu kaufen?
„Tut mir leid kleiner, ohne Trainerpass darf ich dir leider keinen verkaufen“ sagte der Kassierer mit verständlicher Stimme „Aber die anderen Waren kannst du natürlich normal erwerben.“
Enttäuscht nickte Cole und fragte kurz darauf „Fragen Sie jeden Trainer nach seinem Pass?“
„Nein“ antwortete der Mann hinter den Tresen „Das mache ich nur Stichprobenartig, oder wenn mir ein ungewöhnlicher kauf auffällt, wie bei einer riesen Menge an Bällen..“ er hielt kurz inne „..oder bei einer besonders kleinen Menge.“
Man konnte Cole ansehen wie er sich über sich selbst ärgerte.
Der Kassierer versuchte ihn aufzumuntern: „Hör mal, ich weiß dass du damit keinen unfug machen willst, aber bleib geduldig. Deine Zeit als Trainer wird sicher auch noch kommen.“
Mit einem enttäuschten Lächeln und gesenktem Kopf zahlte Cole die anderen Dinge und verließ im schleppenden Schritt den Laden.
„Das war wohl nichts“ meinte er zu Pinion, die sich nicht sonderlich überrascht zeigte.
Da Ihnen ja nichts anderes übrig bleib gingen sie schlussendlich zu ihrem Bus, wo Pinion in ihren Pokéball gerufen wurde.
Cole kaufte ein Ticket für eine Person und stieg in den Bus nach Wurzelheim.
4. Eine wohl bekannte Kreatur
Während der gesamten Fahrt von Graphitport City bis nach Wurzelheim saß Cole alleine auf einem der
hinteren Sitze auf der rechten Fensterseite. Der Bus fuhr zunächst nördlich aus der Stadt raus und bog dann links in
eine Straße, die mehr wie ein geheimer und eher unsicherer Waldweg wirkte.
Der Vorteil dieses etwas eigenartigen Weges war, das Cole die Gelegenheit nutzen konnte um sich von seinem vorherigen Rückschlag in dem Geschäft zu erholen. Er schaute quer durch die Bäume, die nacheinander direkt an seinem Fenster vorbei zischten, denn er hoffte noch einige neue Pokémon zu sehen.
Stets an seiner Seite war natürlich das kleine Handgeschriebene Notizbuch, was dieser Ranger verfasst hat und ihm durch Schwester Joy in die Hände gelangte.
Pinion schlummerte während der gesamten Fahrt friedlich in ihrer kleinen rot-weißen Kugel, die wohl offensichtlich nicht jeder erwerben darf.
Es war schwer durch das Dickicht und die Geschwindigkeit Pokémon auszumachen, aber dennoch konnte Cole einige Exemplare erblicken.
Da! Er sah einige Vögel mit rot-schwarzer Färbung. Einer von den vieren war deutlich größer, als die anderen, außerdem schien er die Gruppe anzuführen.
Laut den Skizzen waren das Schwalbini und ein Schwalboss.
Sie wirkten glücklich und elegant und mussten einfach an Pinion erinnern.
Unter ihnen huschte ein Griffel über den Boden, das brauchte Cole nicht nachsehen, so etwas kannte er bereits von einigen Trainern die aus Jotho durch seine Heimat gereist sind.
Es Sprang auf einen der Bäume und schnappte sich eine Beere, die es zugleich verdrückte.
Dann waren da noch einige kleine runde braun-grünliche Wesen mit ernstem Blick,
auch diese waren offenbar gerne zusammen unterwegs.
Cole suchte ... „Knilz“ flüsterte er in sich hinein und lächelte.
Er könnte den ganzen Tag so sorglos durch den Wald fahren und Pokémon beobachten, aber es wäre ihm lieber zu Fuß mit seinem Begleiter das Land zu erkunden.
Leider hatte sein Vater genau das verboten.
„Oi!“ konnte sich Cole nicht verkneifen, als er ein kleines Evoli sah und er über das ganze Gesicht herzhaft zu grinsen anfing. Der grimmige Blick des älteren Herren zwei Reihen vor ihm störte ihn nicht weiter,vor allem nicht wenn er eines seiner liebsten Pokémon sah.
Er warschon immer von Evolis begeistert, da diese so viele Entwicklungsmöglichkeiten hatten. Im Gegensatz zu seinen anderen Wissenslücken, die ihm wohl niemand verdenken kann, kennt er alle Evolutionsmöglichkeiten des Evoli-Stammbaumes auswendig.
So schnell wie das Evoli Nest in seinem Blickfeld auftauchte, genau so schnell verwandt es wieder, er schaute noch einige Zeit, nach anderen Pokémon, doch neben einigen Kreaturen, die sich als Zickzachs, Fiffyen und Samurzel entpuppten sah er keine ihm gänzlich unbekannten mehr, so entschloss er sich dazu die restliche Busfahrt die Augen zu schließen und zu entspannen.