Meine erste große Geschichte, die ich hier veröffentliche, die fünfte insgesamt.
Es gibt ein paar Sachen, die man wissen muss, bevor man die Geschichte liest. Diese sind unerlässlich für das Begreifen der Charaktere und Orte. Insbesondere der Hauptcharaktere, denn es handelt sich um niemand geringeres aaaals ...
1. Gijinkas. Mischblüter. Halb Mensch, halb Tier bzw. Pokémon. Dass es diese Wesen gibt, ist Grundvoraussetzung, wie sie entstanden sind, ist und bleibt ein biologisches Rätsel. (: Jedenfalls können sich Gijinkas mit einem ähnlichen biologischen Vorbild vermischen, was in etwa den Ei-Gruppen entspricht, allerdings stellenweise viel eingeengter - also zb nur Raubtier mit Raubtier oder reinem Menschen. Vermischen zwei unterschiedliche Gijinka sich, ist vereinigt das Kind Merkmale beider Pokémon in sich und ist damit etwas ganz Neues, das in der Regel auf das Gros beider Fähigkeiten zugreifen kann. Anstrengend? Keine Sorge, das war schon das wichtigste. Menschen, Gijinka und Pokémon leben zusammen, wobei die Gijinka als einzige mit beiden Gruppen kommunizieren können.
2. Der Ort ... ist eine Parallelwelt mit den Eigenschaften und groben historischen Verlauf der Erde. Die Zeitabstände zwischen Phasen sind anders, aber die Länder und Städte mit fiktiven Namen besitzen immer reale Vorbilder. Es gab auch mal einen Kontinent namens Mu, aber das zählt zu den wenigen räumlichen Unstimmigkeiten der Geschichte.
3. Die Zeit spielt drei Generationen nach Mischblut, meiner ersten Gijinka-Geschichte, die überwiegend auf "französischem Boden" gespielt hat. Diese Geschichte spielt im "Japan des Jahres 1868". Grob. Was da passiert? Das verrate ich euch jetzt ganz sicher nicht! Aber wer Pokémon Conquest ein bisschen reifer und tiefgründiger (und auch gefährlicher) mag, ist hier nicht schlecht aufgehoben.
Zeitliche Anomalien gibt es aber, so steckten in Mischblut einige Dörfer noch im tiefsten Spätmittelalter, während der "Eiffelturm" schon gebaut wurde. Deswegen ist es ja auch eine fiktive Welt. In der Regel deckte die Geschichte aber die Revolutionszeit 1788-1794 ab, allerdings in etwas mehr als einem Jahr zusammengestaucht.
Ansonsten sind noch Informationen zu den Parteien/Reichen bzw. ein Familienstammbaum unerlässlich, als Nachschlagewerk. Im Laufe der Geschichte wird das (und eine Karte!) immer mehr ergänzt werden, das Gröbste sollte genügen. Vorwissen braucht man nicht, Bezüge in der Vergangenheit werde ich hoffentlich proper erklären. Und die wird es geben, wie das mit Vorfahren eben nicht unüblich ist.
Mich würde es sehr freuen, wenn ihr die Geschichte verfolgt und mir das über Likes mitteilt (denn sonst bekomme ich es leider nicht mit und gehe davon aus, dass es nicht verfolgt wird). Über Kommentare freue ich mich natürlich auch, aber da ich momentan nicht in der Lage bin, mich zu revanchieren, sind die Likes völlg ok. ^^
Am Anfang wird noch nicht so viel kommen, da ich andere Sachen abschließen muss und in der Uni nicht so viel Luft zur Zeit haben, vor Februar wahrscheinlich nichts, aber später vielleicht alle zwei Wochen. Wundert euch später nicht darüber, wenn Musik im Text auftaucht - das habe ich in Filb zur atmosphärischen Untermalung schon lange so gehandhabt! Habt viel Spaß mit Japan an der Kante der Moderne! ^^
Eine Frage, ist es üblich, dass die Charaktere auch dort vorne vorgestellt werden? Und wieso funktioniert der erste Spoiler nicht? o_O
Genre: Abenteuer/Fantasy/Reise/Historie/"Pokémon Conquest"
Ära: Japan 1868 übertragen in eine Fantasiewelt
Region: Japan
Geplante Kapitelanzahl: Unbekannt, max. 30
Kapitelabstände: 2-4 Wochen
Altersempfehlung: 14-99 (FSK 16 wird gekennzeichnet)
[spoiler=Elemente, von denen ich mir Sachen geborgt habe:]
'Pokémon (c) Game Freak, Nintendo, Satoshi Tajiri'
Elfen Lied (c) Lynn Okamoto
Rest (c) von mir'
[/spoiler]
Angiterra - England
Hexalos - Frankreich
United States of Olivernia - USA
Impero Latiano (Latia) - Italien
Zappango - Japan (die wichtigsten Han/Daimyate folgen später)
Setta (Tokinori Hata) - Affenreich
Imperio Yamitoyaan - Yamito/Nord-Mu (südöstlich von Kyushu, nordöstlich von Okinawa)
Schwert der Abenddämmerung
Prolog
"Also, Kinderchen! Wisst ihr, wie man dem Daimyo gegenübertritt? Niederknien und verbeugen, bloß nicht die Hand geben! Und ... und ... er stellt die Fragen! Nicht ihr! 'Mama, Mama, Mama, bekomm' ich was von San Nicola? Schläge kriegt ihr!' Oder noch schlimmer, Schwerthiebe. Ihr wisst schon, dass die eine ganz andere Religion und Philosophie habt, und wenn ..."
Drei genervt glühende Augenpaare teilten dem schwarzhaarigen Mann mittleren Alters mit, dass er doch bitte schweigen sollte. Aber was hieß hier bitte? Onkel Claudio war ein Meister darin, uns zu nerven. Seine Lippen kräuselten sich missmutig und die Stirn glich mittlerweile dem geriffelten Muster auf Unterwassersandböden. Nachdenklich zupfte sich der Nachtara-Gijinka den langen Kinnbart und rang nach Worten.
"Deine ... 'Kinderchen'", zischte meine dunkelhaarige Schwester verärgert: "sind zwischen 20 und 30 Jahre alt! Oder glaubst du wirklich, jemand hätte unsere Ahnen mit Ratschlägen belehren können, die uns mittlerweile nach dem fünfundfünfzigsten Hören aus den Ohren herausquillen?" Nicht nur an ihrem Fauchen, sondern auch an den gebleckten Reißzähnen unseres Onkels war die angespannte Atmosphäre zu erkennen. Unser Bruder schien tief in seiner Beschäftigung , eine Perluschale zu polieren, versunken zu sein, doch ich wusste genau, dass ihm die Situation ebenso zum Halse heraushing. Unsere langen Schweife mit den pikähnlichen Spitzen, wie die eines Hundemon, peitschten vor Ärger nahezu synchron unter diesen mysteriösen Roben namens Kimono gegen den Kiesboden, der zum Pavillon des hiesigen Herrschers führte. Das Land Zappango war nach seiner Öffnung für den Westen gierig an westlichen Wissenschaften interessiert. Die Tradition und eine völlig andere Kultur waren allgegenwärtig und einig war man sich im Land nicht im Geringsten, wie man mit den Fremden umgehen sollte. Einerseits fürchtete man, von den waffentechnisch überlegeneren Königreichen kolonisiert zu werden, andererseits handelte es sich bei dem Bakufu, der Militärregierung, um eine bankrotte Regierung, die bereits durch mehrere Krisen das Vertrauen seiner Bürger, die die Hoffnung in Fortschritt, Forschung und Handel sahen, verloren hatte.
"Idiota! Wie ihr wisst, sind vor fünf Jahren ein paar eurer Landsleute von den Samurai geköpft worden, weil sie nicht von ihrem Gallopa zur Ehrerweisung abgestiegen waren. Ihr möchtet doch nicht auch so enden, oder?", klammerte sich Onkel Claudio an seinen letzten Pfeil im Köcher, um uns eben jenen Umgang mit den Westlern zu verdeutlichen, zumindest, was das eine Extrem betraf.
Wir waren zwar in Angiterra geboren und den größeren Teil unseres Lebens aufgewachsen, doch zu unserer Ahnenreihe zählten auch Gijinka mit hexalösischem Blut, aus dem Mäanderland oder eben die Sphinxen. Die Frauen ähnelten angeblich denen hier in Zappango. Mandelförmige Katzenaugen, aber in fast allen Farben, lange, schwarze Haare, eine zierliche Statur, die allerdings durch Pfotenballen an den behaarten, scharf bekrallten Füßen, einen kräftigen Schweif mit Pik-Spitze, Reißzähne, einem erheblich dunkleren Teint und ein paar großer, beiger Engelsschwingen ergänzt wurden. Die Männer, so erzählte man uns, waren zu schwer zum Fliegen, sodass sich die Flügel zurückgebildet hätten. Sie waren größer als jeder Mensch, mit mächtigen, schwarzen Löwenmähnen wie die des Entei, wie ein fernöstlicher, sieben Fuß hoher Zeus. Durch meine Adern floss nur noch ein Viertel dieses Blutes, das einerseits von Kagayaku Konagata, der Sphinxenkaiserin von Hexalos stammte, sich jedoch andererseits auch bis hinzu Calypso, der Tochter Reas, der Leibwächterin des Konagata-Clans, zurückführen ließ. Sie waren die letzte Generation von Sphinxen, die ihre Heimat Mu noch erlebten, bevor die Machtgier hungriger Conquistadores Kyogre erweckte und die Fluten den Kontinent verschlangen. Das Blut aus Angiterra hatten wir von der wagemutigen Diebin und Abenteurerin Sheila, einer tapferen Blitza-Gijika geerbt, die mehrmals die Pläne wahnsinniger Herrscher und Legendenjäger mithilfe ihrer Gefährten wie Kagayaku oder Calypso zu vereiteln wusste. Zusammengefasst waren wir richtige Mischblüter - die langen Ohren von den Evoli-Gijinkas, den Schweif von den Sphinxen und alle anderen felinen Merkmale von allen zusammen, zu denen auch ein Luxtra-Gijinka und ein Absol-Gijinka zählte. Im Endeffekt war ich also ... ich. Ich mit einem dicken Hauch Sheila, denn während meine schwarzhaarigen Geschwister den dunklen, östlichen Phänotyp geerbt hatten, glichen meine Haare einem Kleopardafell mit invertierten Farben, nur dass die Flecken schwarz und voll ausgefüllt waren. Dies ließ sich eins zu eins auf den ebenso gepunkteten Schweif übertragen - nicht umsonst hatte ich also den Spitznamen "Hyouko", also Leopardenmädchen in den Sprachen von Zappango und Mu erhalten. Ob dies an diesen "genetischen Regeln" lag, wie sie seit wenigen Jahren in aller Munde waren?
Vegichita und Grillchita entsprachen nicht wirklich unseren bisherigen Vorstellungen von Leibwächtern, wie es die Caesurio seit Kaiserin Setsuna I. Konagata, Kagayakus größerer Schwester, gewesen waren. Doch der mit reichlich Gold dekorierte, mit Ebenholz dekorierte Nebenresidenzpalast offenbarte in den hinteren Räumen auch gefährlichere Gegner wie Flampivian, Rasaff oder Panferno, deren Kopf durch die eindrucksvollen Samurai-Helme mit den horn- oder gar geweihartigen Auswüchsen geschützt waren. Die Pokémon waren der Regel nicht gepanzert, lediglich am leicht verletztlichen Kopf, um Stürzen und anderen gefährlichen Unfällen vorzubeugen. Der mit roten Lampions illuminierte Gang führte entlang menschlicher und animalischer Wächter zum Burgherrn, dessen Hauptresidenz selbstverständlich weder im Flachland noch zweigeschossig angelegt war. Die in der Regel weißen Prachtschlösser glichen Festungen mit Hörnern und hoben sich von den meisten anderen Gebäuden durch ihre Höhe und Helligkeit ab. In den prächtigsten Farben, allen voran Gold, glänzende Wandgemälde auf den aus Holztafelwänden, waren ganze Geschichten aufgemalt, die genau wie in einer Kirche die Ruhmtaten des Herrschers verewigen und seine Größe preisen sollten. In den vier Wochen, in denen wir bereits hier angekommen waren, hatte ich die einheimische Küche schätzen gelernt, sodass mir angesichts der Gerüche von Fleisch, Fisch, Reis und verschiedenen Gemüsesorten das Wasser im Munde zusammenlief. Welche Katze konnte einer üppigen Mahlzeit wie dieser nicht widerstehen? Ich sah die Welt durch smaragdgrüne Katzenaugen, wie die von Sheilas großen Schwester Moira, die in den Wirren der hexalösischen Révolution ums Leben gekommen war.
Natürlich, einer musste natürlich ganz besonders misstrauisch das angerichtete Festmahl beäugen, doch zu meiner Erleichterung schien mein Bruder als passionierter Koch zufrieden mit den aromatischen Speisen zu sein: "Hmmm ... aus Angst vor Enttäuschungen esse ich ungern etwas, das ich nicht selbst zubereitet habe, aber das könnte schmecken. Wisst ihr noch, wie ihr euch in Flandre damals auf die Muscheln gestürzt und danach zwei Tage lang ge- ... ach, ihr wisst genau, was ich meine." Diese frisch aufgekommene Erinnerung wollte ich lieber sofort verdrängen, sodass das Eintreffen des Burgherrn, einem kleinen, athletisch gebauten Mann mit entschlossenem Blick, einem dünnen Schnurrbart und affenartig abstehenden Ohren, genau zum richtigen Zeitpunkt stattfand. Wie unser Onkel schien er Anfang seiner 40er-Jahre zu sein. Nach einem flüchtigen Prüfen seiner Gäste breitete sich das Grinsen des Daimyos bis zu den Ohren aus. Der Schnurrbartträger in seinem schwarz-roten Kimono im Flammenmuster rieb sich vor lauter Vorfreude die Hände und schien alles andere als schüchtern gegenüber der ausländischen Delegation zu sein. Ein ungeduldiges Zischen Claudios und eine hektische Handbewegung veranlasste uns zum Niederknien und einer tiefen Verbeugung, die meinen Geschwistern schwer zur Gemüte schlug. Immerhin waren wir Nachfahren einer Herzogin der Normaine, zu der Sheila nach ihrer Hilfe für Setsuna ernannt wurde, sowie einer Kaiserin. Immerhin wäre mein Bruder der rechtmäßige Thronfolger, doch meine Großmutter Bara I. Konagata konnte den monarchistischen Putsch seitens des Lilienkönigs und seiner ausländischen Verbündeten nicht stoppen - Hexalos besaß wieder einen einzigen Herrscher und das annektierte Flandre wurde unabhängig.
Aus unserer Sicht handelte es sich bei unserem Gastgeber also mehr oder weniger um jemanden mit dem Rang eines Herzogs, der nun mit seiner lauten, charismatischen Stimme das Gespräch einläutete: "Seid gegrüßt, Gäste aus dem fernen ... nun ... Land ... im Westen! Das ist Setta! Hahahahaha! Also ... ich habe Euch eingeladen, um ... um ..."
Ja?
"Um zu feiern! Yatta!"
Was zu feiern?
"Man munkelt, dass er aus einer Familie des normalen Volkes den Aufstieg in den Schwertadel geschafft hat", klärte Claudio uns über das eher unadlige Verhalten des östlichen Kriegsherrn auf und kassierte für von einem der Rasaff eine schallende Ohrfeige mit einem Papierfächer. Pokémon und gerade wir Katzen-Gijinka hörten bei Weitem besser als ein gewöhnlicher Mensch.
Diesen kleinen Eklat versuchte unser Gastgeber nun gekonnt zu entschärfen und überspielte die Situation mit seinem heiteren Gemüt, während die anderen, von ihrer Rüstung befreiten Samurai schweigend unergründlich dreinblickten: "Hahaha, also Ikujiro, so behandelt man doch nicht seine Gäste! Naganari hatte seine rechte Hand zwar so behandelt, aber das ist eine andere Geschichte, haha! Also, ich, Tokinori Hata, will von euch Westlern lernen. Medizin, Architektur, Waffen ... ja, gerade Waffen ... und natürlich auch Musik und Essen!" Was wohl im Kopf meines gequält dreinschauenden Bruders, der kaum etwas mehr verachtete als die Gesellschaft zahlreicher Menschen? Ich fragte mich, mit welchem Schriftzeichen Hata später "Quiche Lorraine", "Macaron" oder "Cassoulet" schreiben würde. Nun forderte der lockere Fürst, der spielerisch mit seinem goldenen Zepter den Holzboden penetrierte, den Gruppenältesten zur Vorstellung der Delegation auf - Onkel Claudio in seinem pechschwarzen Kimono, während wir drei Geschwister in den Farben Smaragd, Rubin und Saphir eingekleidet waren. Während das Grün und Rot zu meinen Augen und der meiner Schwester passten, unterschied sich die blaue Kleidung meines Bruders erheblich von seinen goldenen Augen. Sicherlich hatten die Menschen und Pokémon hier Leute wie uns noch nie zuvor gesehen.
"Mein Name lautet Claudio Pazzini und meine Gattin empfahl mir, die drei Sprosse ihres Bruders William de Courtenay auf diese Reise mitzunehmen, da sie Euch sehr von Nutzen sein konnten. Der Älteste, Charles Stelios sitzt links neben mir. Die älteste Tochter, Roxanne Aveline befindet sich zu meiner Rechten. Links von Charles sitzt das Küken der Familie, Elaine Moira" Das Küken konnte vor zehn Jahren besser mit Waffe umgehen als du, mein Freund, und ist mittlerweile 22, gerade einmal einen lausigen Lenz jünger als Roxy und vier als Charly. Das "Stelios" mochte vielleicht ein bisschen willkürlich wirken, doch die Namen der Sphinx-Herren glichen früher eher den Namen des Mäanderlandes, zu dem wir ja immerhin auch so zu einem Achtel stammten.
Ich blickte dem Kriegsherrn mit dem Affengesicht tief in die Augen und wusste sofort, was seine Gedanken nun beschäftigte. Ein kurzer Blick zur Seite zeigte mir, dass Roxy seelisch sterben würde, gestattete man ihr nicht in den nächsten zwei Minuten, sich den Magen zu füllen. Aber wer konnte es uns schon verübeln? Nach der letzten Etappe mit dem Schiff und gefühlten hundert Stunden "Benimmunterricht" von Onkel Claudio brüllte mein Bauch lauter als Raikou, Entei und Suicune zusammen.
"Also, lasst uns alles andere morgen klären! Sankichi! Die Shamisenspielerinnen bitte! Jetzt heißt es erstmal Essen fassen, hahaha!", eröffnete Lord Tokinori das Festessen, bis ...
... bis ich einen Menschen am liebsten höchstpersönlich erdrosselt hätte. Kaum auszudenken, welche Mordsphantasien im Kopf der bei weitem reizbareren und impulsiveren Roxy umher schwirrten. Sie kam ganz nach der guten Kagayaku.
Trotz Japsen, Keuchen und Hecheln war der Bote dazu in der Lage, eine vorbildliche Verbeugung abzuliefern, bevor er seinen Herrscher adressierte: "Mein Lord! Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht mitgebracht! MITGEBRACHT!" Die Augen und Mundwinkel meines Bruders Charly, der neben dem maximal kniehohen, schwarzen Esstisch mit verschränkten Armen im Oberschenkelsitz wie alle Anwesenden ausharrte, stürzten rasant nach unten, als er an den Stiefeln des Neuankömmlings ganze Miniaturschlammlawinen die Eisenstiefel heruntertropfen sah. Dreck war ihm zutiefst zuwider, denn Dreck enthielt Einzeller, die kostbares Essen verdarben.
Auch Lord Tokinori verdrehte die Augen und stöhnte genervt: "Ja, Taro?"
"Einige Han haben eine Allianz gebildet, um das Bakufu, um den Shogun zu stürzen! Das heißt Krieg!"
"Niemand würde den Shogun stürzen! Als ob die sich einen Zweifrontenkrieg leisten können!", tat der Lord die Bedrohung mit einer Geste als nicht ab.
Doch der junge Taro war noch nicht fertig: "Wenn die Gerüchte stimmen, ist der König von Angiterra ebenfalls an der Abschaffung des Bakufu interessiert!"
"Sie können unmöglich so wahnsinnig sein! Der Shogun ist eine Sphinx! Und jetzt, mein lieber Taro, sag' mir mal, wie viele Sphinxen in Yamito leben, das von Süden her sofort zur Hilfe eilen kann? Richtig, genug, um das ganze Land in Schutt und Asche zu legen!", echauffierte sich Tokinori über die Absicht anderer Fürsten, Unfrieden in das vereinigte Reich zu bringen, bevor er unsere Gruppe mit seinem scharfen Blick durchbohrte: "Sag, junge Lady Île-et-Vilaine, wo genau kamt ihr nochmal her?" Nervös spielte ich an meinen offenen, blitzblonden Haaren und durchlöcherte die schwarzen Flecken. Eigentlich hätte ich mich nun stundenlang darüber aufregen können, dass das L hier so gemieden wurde wie das Weihwasser von Giratina und mein Name wahrscheinlich mit dem einer Crêperie vertauscht wurde, aber in Anbetracht der etwas ... sagen wir mal brenzligen Situation, hatte ich nun ganz andere Sorgen. Wie gut, dass Onkel Claudio uns mehrmals versichert hatte, dass sich das Land im Frieden mit sich selbst und allen ausländischen Mächten befand ...