Kapitel 3
Ein mildes Lächeln huscht mir über die Lippen, als ich aus dem großen, offenen Fenster auf die weitläufige Hauptstadt des Imperiums blicke. Die, noch, kühle Sonne taucht die Umgebung in einen wunderschönen, goldenen Schimmer und einige Stahlen spielen ihr sanftes Spiel mit den Blättern der Bäume. Trotz der frühen Morgenstunde, herrscht bereits reges Treiben auf den einzelnen Straßen, sowie am großen Marktplatz. Zahlreiche Vögel singen ihre schönen Lieder und zusammen mit den aufgeregten Stimmen der Menschen entsteht eine, von der Innenstadt ausgehende, hektische, doch gleichzeitig friedliche Atmosphäre. Der würzige Geruch von Tannennadeln und des Rauches der unzähligen Schornsteine dringt mir in die Nase. Kurz schmunzle ich. Es ist ungewohnt, Rauch nicht in Verbindung zum Krieg zu riechen und sehen, doch es gefällt mir. Allgemein ist es eigentlich das erste Mal, dass ich wirklich in einer Stadt bin. In meiner Zeit als Söldnerin waren Jeralt, ich und der Rest des Trupps zwar nicht selten in Ortschaften eingekehrt, doch haben wir diese nach Auffüllen unserer Vorräte in der Regel direkt wieder verlassen. Ein festes Zuhause hatte ich damals nie, immer dort, an dem sich der Trupp befand war meine Heimat. Auf einmal überschlugen sich plötzlich die Ereignisse, es fing an, als wir drei merkwürdige Gestalten vor Banditen retteten, die sich später als Thronfolger ihres jeweiligen Heimatlandes entpuppten. Claude, Dimitri und Edelgard. Und als ich Letztere vor einem tödlichen Angriff beschützt habe, traf ich auch das erste Mal die Göttin in mir, Sothis. Kurz seufze ich. Dies ist alles bereits so lange vorbei, doch sind meine Erinnerungen daran noch so frisch, als wäre es erst gestern passiert. Wie aus dem Nichts wurde ich auf einmal die Professorin der Schwarzen Adler. Mir, dem Ashen Demon, jemand der eher dafür bekannt war ein Einzelgänger zu sein, wurde die undankbare Aufgabe gestellt, aus einem wilden Haufen unterschiedlichster Individualisten, aus dem Adel, als auch dem einfachen Volk, ein starkes Team zu bilden. Doch es ist mir trotz aller Widrigkeiten gelungen, dieses Ziel zu erreichen. Aus der losen Horde wurde eins der schlagkräftigsten Gruppe überhaupt, der Schwarze-Adler-Trupp. Uns ist es gelungen, den Kontinent unter der Flagge des Kaiserreichs zu vereinen, die Unterdrückerin Rhea und auch, mit den Schattenschleichern, die letzte, große innenpolitische Gefahr zu besiegen.
Und nun? Im Kaiserreich, insbesondere in den annektierten Gebieten, kehrt langsam wieder Frieden ein und einer langen und erfolgreichen Regentschaft Edelgards, mit mir als Meisterstrategin und Gattin der Kaiserin, steht nichts mehr im Weg. Es ist schön nach all der Zeit des Krieges und Leids nun endlich sesshaft zu werden. Mein Leben wird dadurch, dass ich mein Beruf als Söldnerin nicht mehr ausführen kann, keinesfalls langweiliger, nein. Ich freue mich schon auf die Herausforderungen, die El und mir als Regenten zukommen werden. Wir werden neue Gesetze erlassen, von denen viele Menschen profitieren werden, kulturelle sowie wissenschaftliche Bereiche fördern und den Einfluss der Wappen bedeutend senken. Etwas wie das Verstoßen von Sylvains Bruder, da dieser ohne ein eben solches Attribut zur Welt kam, darf nicht mehr passieren. Miklan war kein schlechter Mensch, sein Tod eine Verschwendung. Auch wenn, oder vielleicht gerade weil, er kein Wappen besaß, war er ein herausragender Feldherr, der eine Horde Banditen zu einer gut strukturierten Armee formte. Sein größter Fehler war, dass Wut sein Antrieb war, Wut, für die er größtenteils nicht alleine verantwortlich war. Innerlich seufze ich. Wer, wie die Eltern der beiden Gautiers, Hass sät, wird auch Hass ernten. Miklan war ein Gesetzloser, ja, doch primär war er ein Opfer des kranken Systems der Wappen und es hätte gar nicht so weit kommen müssen. Sanft reibe ich mit meinem Zeigefinger über eine juckende Stelle im Gesicht. Ja, in diesem Bereich werden wir definitiv etwas ändern. Unter der Leitung von Hanneman und Linhardt werden die besten Experten dieses Gebiets weiter forschen, so lange, bis alle Geheimnisse darüber gelüftet sind.
Auch werden wir wieder, vor allem in den Schauplätzen der Kämpfe, die Infrastruktur verbessern müssen. Beispielsweise Derdriu oder Fhirdiad wurden im Krieg zerstört, wobei es insbesondere die Hauptstadt des Königreichs hart getroffen hat. In ihrem letzten Befehl ließ die Tyrannin Rhea die gesamte Stadt niederbrennen um uns aufzuhalten und zeigte dabei ihr wahres Gesicht. Unzählige Menschen waren in den Flammen gefangen und erst, nachdem wir die Tore erobert hatten, konnten die Soldaten mit der Evakuation beginnen. Zahlreiche Bewohner konnten wir retten, viele aber verloren ihr Leben im Feuer. Ein großer Teil der Armee blieb in der Großstadt und versorgt derzeit die Opfer mit humanitärer Hilfe. Auch Heiler und Zivilisten aus dem Rest der Nation sind dorthin aufgebrochen um Unterstützung zu leisten. In einigen Wochen werden wir dann auch anfangen können, die Stadt wieder neu aufzubauen. Derdriu und die anderen Städte hingegen haben die Kämpfe kaum getroffen. Die Schäden ziemlich gering, jedoch wäre es gut, wenn wir die neuen Gebiete mit denen des alten Kaiserreichs fest miteinander verbinden. Neue und sichere Handelswege, das Schaffen von weiteren Metropolen neben Enbarr, sowie der regelmäßige Austausch der verschiedenen Gebiete wären hierfür eine Möglichkeit.
Meine Augen verfolgen einen schwarzen Raben, der auf einmal vom Dach des Palastes krähend in die Lüfte aufsteigt. Sein Weg führt ihn bis tief in die Stadt, auf die ehemals so prunkvolle Kathedrale der Metropole. Die Lehren der Kirche der Seiros sind schon lange nicht mehr im ursprünglichen Gebiet des Kaiserreichs vertreten, das Gebäude ein Überbleibsel aus alten Zeiten. Heutzutage bietet es Schutz für Obdachlose und Arme, auch finden dort gelegentlich Versammlungen statt. Doch in anderen Teilen des Reichs sieht das anders aus. In Faerghus ist ein tief verwurzelter Glaube Tradition, es könnte dort schwer werden, daran etwas zu ändern. Wobei Edelgard und ich schon seit Anbeginn nichts gegen die Auslebung eines Glaubens haben, lediglich gegen die Auslegung durch Rhea. Jedem steht es frei Sothis zu verehren, oder doch an etwas anderes zu glauben. Jedoch wird es spannend zu sehen sein, wie sich dieses Thema in den neuen Regionen entwickelt wird. Erneut fokussiere ich meinen Blick auf die Kirche, der Rabe schon lange weitergeflogen. Auch wenn optisch kaum Parallelen erkennbar sind, erinnert mich das Gotteshaus dennoch etwas an den Dom in Garreg Mach. Die Residenz der Erzbischöfin, Stützpunkt der sogenannten heiligen Armee und die renommierteste Militärakademie des Kontinents. Der Ort, an dem ich so lange unterrichtet habe, der auch mein erstes richtige Zuhause darstellte. So viele Sachen sind dort geschehen, viele schöne, doch auch einige weniger tolle. Schon länger ist die Festung bis auf einige wenige Elite-Soldaten verlassen, doch irgendwas zieht mich ihr wie ein Magnet an. Vielleicht ist es Sothis, vielleicht Nostalgie, oder einfach nur die Neugierde, was noch alles wartet, entdeckt zu werden. So viele Mysterien und uraltes Wissen, so viele Schätze und Reichtümer laden dazu ein auf Schatzsuche zu gehen. Noch immer sind Teile des Doms beschädigt, vor allem in der Nähe der Grabkammern. Die Gräber selbst sind wahrscheinlich nicht zu Schaden gekommen, jedoch ist die Decke über dem Zugang des Untergrunds eingebrochen, sodass auch der Thron der Sothis, der mich anzieht ebenfalls blockiert ist. In der Kriegszeit gab es einfach nicht die Möglichkeit, die Gebäude zu restaurieren. Kurz runzle ich die Stirn. Allgemein wäre es eine Verschwendung, Garreg Mach von nun an den Witterungen auszusetzen. Die Mauern sind dick, es befindet sich in einer herausragenden Lage und bietet ausreichend Platz. Es wäre ein guter Stützpunkt des Militärs und ein idealer Treffpunkt, an denen sich die Abgesandten der verschiedenen Regionen über das Geschehen im Kaiserreich austauschen können. Was sich auch anbieten würde, wäre eine erneute Funktion als Akademie. Die Kaiserin und ich haben uns bereits flüchtig über Bildungsreformen unterhalten und sind beide der Ansicht gewesen, eine gute Bildung für alle Personen zu ermöglichen. Garreg Mach würde sich als erste große Universität dafür anbieten. Sanft lächle ich. El und ich haben so viele Ideen für künftige Verbesserungen, die wir zum Wohle der Bevölkerung umsetzen werden.
„An was denkst du gerade?“, haucht mir plötzlich eine neugierige Stimme in mein Ohr, ehe ich an meinem Hals die wohligen Berührungen von Lippen spüre, die langsam und zärtlich meine Haut küssen. Zwei starke Arme legen sich um meinen Torso und vermitteln jedem Betrachter die Botschaft, dass ich alleine ihr gehöre. Die Wärme ihres Körpers löst in mir das tiefe Gefühl der Zufriedenheit aus und lässt mich die Sicherheit ihrer Umarmung förmlich greifen. Mein Herz pocht wie immer schneller in ihrer Nähe und an den Stellen der Körperkontakte bekomme ich Gänsehaut. Nach wie vor bin ich Edelgard komplett verfallen und dies wird sich höchst wahrscheinlich niemals ändern. Kurz schmunzle ich. Was macht diese Frau mit mir? Ich war nie jemand, der Emotionen gezeigt hat, doch in ihrer Gegenwart fühlt es sich so richtig an, die inneren Schutzwälle einzureißen. Sie hat mir gezeigt, was es heißt, jemanden zu lieben. Diese junge Dame ist etwas sehr Besonderes, mein Schatz, den ich für nichts auf der Welt hergeben würde.
„An mögliche Veränderungen im Reich“, antworte ich ruhig und lächelnd. „Beispielsweise, dass es eine gute Idee wäre, Garreg Mach wieder als Militärstützpunkt und Akademie zu öffnen. Jedoch natürlich erst, wenn wir zahlreiche Geheimnisse und verbotenes Wissen gelüftet haben“, erkläre ich ihr und lehne mich zu ihr zurück und schmiege meinen Körper an ihre Rundungen an. Auf einmal spüre ich an meinem Rücken, wie sich zwei spitze Punkte durch den dünnen Stoff in mein Fleisch drücken. ‚So ein freches und ungezogenes Mädchen‘, denke ich mit einem verschmitzten Lächeln, doch entscheide mich zunächst, nichts zu erwähnen.
„Eine gute Idee“, erwidert sie nachdenklich, ehe sie nach einem kurzen Moment fortfährt, „Spürst du noch den Drang zu dem alten Thron der Göttin zu gehen?“, wohl wissend, dass mich das heilige Grab nach wie vor wie magisch anzieht.
„Ja, aber das ist nicht der primäre Grund, warum ich, zumindest für eine Weile, dorthin zurückkehren möchte“, antworte ich sanft, ehe ich das Thema geschickt lenke. „Hast du denn schon mal das riesige Bett von Rhea im zweiten Stockwerk gesehen? Was man da wohl alles tun kann“, merke ich, bewusst betonend, schelmisch an.
„Oh, darum geht es also“, lacht sie neckend. „Aber deine Idee gefällt mir. Entweihung der heiligen Gemächer, Blasphemie vom feinsten – wenn Rhea das sehen könnte. Tst tst tst, wenn die Erzbischöfin bloß wüsste was ihre ehemalige Lieblingsprofessorin nur für ein unartiges Mädchen ist.“ Laut lache ich auf, ehe ich mich umdrehe und meine zukünftige Gattin mustere. Sie wirkt ohne ihre offiziellen Gewänder so viel sanfter, so viel friedlicher. Statt ihrer Rüstung trägt sie ein weinrotes, dünnes Sommerkleid, welches ihre wunderschönen Kurven und Körper nur schwer verhüllen kann. Ihre schneeweißen, langen Haare fallen ungewohnt offen an ihrem Hals und Rücken hinunter und ihr Kopfschmuck ebenfalls nicht in ihrer Nähe. Ihre glänzenden Augen mustern mich und ihre Lippen von einem verschmitzten Grinsen geziert. Sie wirkt so jung, so verspielt in den Momenten, in denen es nur sie und mich gibt.
„Wer ist hier das böse Mädchen? Denkst du, ich habe vorhin nicht mitbekommen, was du versuchst hast?“, erwidere ich lächelnd, bevor ich ihre Lippen mit meinen versiegele zu einem leidenschaftlichen Kuss. Innerlich grinse ich, ehe ich den Kuss beende, indem ich mit meiner Zunge über ihren Mund gleite, als würde ich um Einlass bitten. Der süßliche Geschmack ihrer Lippen raubt mir nach wie vor den Verstand. Lange muss ich nicht warten, bis etwas warmes und Feuchtes meine Zunge zu einem intensiven und wilden Tanz, wie der von zwei jungen Tigern, auffordert. Ohne zu Überlegen nehme ich dieses Angebot an und versuche die Dominanz zu gewinnen.
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Das Kapitel ist noch nicht zu ende, jedoch folgt nun eine kleine Lemon. Es ist keine komplette Szene, eher so der Anfang, ich habe dort bis zu einer gewissen Schwelle geschrieben. Wo diese liegt, und wie es weitergeht, könnt ihr hier herausfinden :)