Ich enthaare mich an entsprechenden Stellen regelmäßig (Achsel und Intimbereich), weil ich es hygienischer finde.
[...] und unten rum halt [...] gerade als Frau mit allem was rauskommt unhygienisch finde [...]
Auch die Kimme wird rasiert, eben aus Hygiene [...]
soweit ich dass richtig verstanden habe, haben bereits die alten Ägypter das für sich entdeckt, also die Enthaarung.
Was ich mich aber frage, wenn wir schon seit mehreren Jahrhunderten Klamotten tragen und enthaare, warum die Körperhaarung dann noch so stark ausgeprägt ist? Denn andere Haare, gerade im Gesicht und Oberkörper sind auch im Vergleich zur Steinzeit viel weniger geworden.
Und in der Pflege, zb im Krankenhaus, wird bei OPs an den Stellen ha auch aus Hygiene da rasiert. [...]
Zum Thema Hygiene & Haare, das ist einfach mein persönliches Empfinden [...]
Ich habe mir mal diese gekürzten Zitate von dir rausgenommen, da ich das, was du hier schreibst, recht interessant finde. Mir fiel nämlich auf, dass für dich Hygiene sehr stark an dein subjektives Empfinden gekoppelt zu sein scheint, auch wenn du dich objektiv in den genannten Situationen eher unhygienischer verhältst als Menschen, die bspw. keine Intimrasur vornehmen (gesetzt, dass andere Formen der Körperpflege wie Waschen gewährleistet sind). Mich würde an der Stelle interessieren, wie sich bei dir dieser Gedanke, dass eine Rasur zur besseren Hygiene beitrüge, entwickelt hat. Spielt da Erziehung oder Sozialisierung in gewissen Gruppen mit rein? Vielleicht auch der eigene Medienkonsum oder der Umstand des persönlichen Ekels vor etwas, das dann subjektiv mit einem unhygienischen Zustand assoziiert wird, obwohl dies objektiv gesehen eher umgekehrt der Fall ist? Ich kann mir gut vorstellen, dass hier einige Faktoren reinspielen können, die zu einem subjektiven Hygieneempfinden führen, und bin gespannt, von dir zu lesen, wie das bei dir ausschaut.
Außerdem wollte ich kurz auf deinen Exkurs ins Alte Ägypten eingehen. Es stimmt nämlich, dass bereits zu damaliger Zeit in bestimmten Kulturen Körperhaarentfernungen vorgenommen wurden. Nachdem ich ein wenig tiefer in die Thematik eingetaucht bin, habe ich erst gemerkt, wie viele Kulturen sich teils schon vor Jahrtausenden mit der Haarentfernung beschäftigt haben. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig und können bspw. religiöser Natur sein oder auch dem Erreichen eines gewissen gesellschaftlichen Status und vordefinierten Schönheitsideals dienen. Im Alten Ägypten wurde sich z. B. der Kopf rasiert, um Läusebefall vorzubeugen1, was mitunter auch heute noch angewandt wird. Als Werkzeuge dienten Bimsstein und Klingen aus Feuerstein zur Rasur, aber auch Wachs kam offenbar zur Anwendung. Interessanterweise gab es bei den Ägyptern damals auch schon Perücken, die aus Menschenhaar gefertigt wurden, und auf dem eigenen Haar oder aber auch auf dem kahlgeschorenen Kopf getragen wurden. Abgesehen von gesundheitlichen Motiven wie dem angesprochenen Ungezieferbefall scheinen in die Haarentfernung aber hauptsächlich Gründe mit reinzuspielen, die einen gewissen sozialen Status widerspiegeln sollten oder auch eine bestimmte Altersstufe oder das eigene Geschlecht hervorheben (und damit eine Abgrenzung vornehmen) sollten. Ich kann dir da bspw. den Artikel Hair and the Construction of Identity in Ancient Egypt, c. 1480-1350 B.C. zum Lesen empfehlen. Wenn man einfach nur zum Thema googlet, werden einem leider erst einmal nur sehr viele Kosmetik-Seiten angezeigt, die die Information aufgreifen, dass bereits im Alten Ägypten Waxing und Intimrasur angewandt wurde. Die genauen Hintergründe werden da natürlich meist nicht genau ausgeführt und wissenschaftliche Standards werden hier natürlich auch nicht eingehalten.
1Sherrow V. Hair removal. In: Sherrow V ed. Encyclopedia of Hair: a Cultural History. Westport, Conn: Greenwood Press; 2006: pp. 180– 2.
Nebenbei wollte ich noch ganz kurz deine Frage zur Entwicklung von Körperbehaarung über die Jahrhunderte aufgreifen. Zum einen finde ich deinen Vergleich mit der Steinzeit schwierig, da wir hier von Jahrtausenden bis Jahrmillionen (!) sprechen, je nachdem welche Epoche der Steinzeit herangezogen wird und dem gegenübergestellt ein paar hundert Jahre einfach nichts sind. Zudem lässt es sich wohl kaum so pauschal sagen, dass "wir" schon seit Jahrhunderten enthaaren. Dies trifft ja bei Weitem nicht auf alle Menschen zu, und auch nach bspw. einer Hochphase im Alten Ägypten gab es Jahrhunderte, wo Körperhaarentfernung wiederum stark an Popularität verloren hat. Zum anderen wurde ja auch bereits angesprochen, dass es heute keine signifikanten Nachteile für Menschen mit Körperbehaarung den Genpool betreffend gibt. Deine Annahme erinnert mich stark an Lamarckismus. Du kennst vielleicht das heute oft aufgegriffene Beispiel von Lamarck zu seiner Evolutionstheorie, dass die Vorfahren der Giraffe bei Nahrungsknappheit am Boden ihren Hals strecken mussten, um Blätter an den Bäumen zu erreichen, und sich so durch Vererbung bestimmter Merkmale über die Zeit der lange Hals der Giraffe entwickelt habe. Mittlerweile ist es aber wissenschaftlicher Konsens, dass Evolution so nicht funktioniert. Dies gilt sowohl für den langen Hals der Giraffe als auch für die Körperbehaarung des Menschen.
Nun möchte ich aber zu dem Punkt kommen, der mich überhaupt dazu bewogen hat, mich ins Topic einzuschalten. Die von dir getätigte Aussage, dass in Krankenhäusern bei Operationen an den hierfür relevanten Stellen aus Hygienegründen rasiert werden würde, ist nämlich grundlegend falsch und darauf möchte ich hinweisen. Wenn eine Haarentfernung vorgenommen wird, hat dies damit zu tun, einen besseren Blick auf den Operationsbereich zu erlangen und keineswegs mit Hygiene. Sofern es nicht absolut notwendig ist, sollte am besten gar keine Haarentfernung vorgenommen werden und wenn eben doch, dann auf gar keinen Fall durch Rasur. Rasur führt zu Hautläsion, die postoperative Wundinfektionen zur Folge haben kann. Stattdessen kommt das sog. "Haarclipping" zur Anwendung. Dabei kürzt man die Haare mit einer medizinischen Schere oder mittels Clipper mit Einmalscherkopf. Wenn der OP-Bereich nur leicht oder mäßig behaar ist, ist es aber vollkommen ausreichend, diesen zu desinfizieren. Die Mediziner:innen halten sich im Regelfall auch an die KRINKO-Leitlinien, wobei bei einer Abweichung von diesen eine Begründung hinterlegt werden muss und dies mit zusätzlichen Risiken fürs Klinikpersonal verbunden ist. Das Ganze wird ansonsten auch sehr anschaulich in diesem Video erläutert. Auch die WHO spricht sich klar gegen die präoperative Rasur aus.