Hallo schon wieder :)
Ich habe die letzten Tage damit verbracht, alle bisherigen acht Kapitel etwas abzuändern, dabei ein paar Vorschläge beachtet, die hinein kamen :) Alles konnte ich natürlich nicht umändern, dennoch war es sicher nicht schlecht, gewisses anders zu schreiben.
Für mich das Beste: Endlich konnte ich meine Blockade überwinden und habe Kapitel 9 abgeschlossen und Kapitel 10 begonnen.
Aber jetzt gehts erstmal weiter mit Kapitel 3 hier im Forum. Ich denke, ich werde bis und mit Kapitel 6 hier ins Forum stellen. Vorerst zumindest.
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Kapitel 3 – Der Weg nach Westen
„Alle Mann, aufstehen!“ Eine laute Stimme weckte Ilyana aus ihrem Schlaf. Sie wischte sich die Augen, konnte aber nicht sehen wer es war. Der Stimme nach eine Frau. „In 30 Minuten will ich alle bereit zum Marsch nach Stroud sehen!“ Die Frau verließ das Quartier, während Ilyana sich müde mit den Händen übers Gesicht strich. Rita war bereits auf den Beinen und schon fast komplett in ihrer Rüstung, als sie Ruby anstupste, welche nicht so aussah, als hätte sie viel vom Befehl mitbekommen. „Hey, steh auf du faule Ziege!“, motzte sie. „Hm? Was ist? Es ist doch mitten in der Nacht…“, murmelte Ruby, ohne zu überprüfen ob die Vermutung stimmt. „Jetzt beweg deinen faulen Hintern du Dummkopf! In 30 Minuten marschieren wir los!“ Ruby gähnte laut, machte sich aber langsam daran, sich ihre Rüstung anzulegen.
Rita schaute aus dem Fenster und anschließend zu Ilyana: „So wie es aussieht werden uns neben Sergeant Feder auch Kas Valentine und Celuvian Haap begleiten, zwei erfahrene Arkanisten. Ich empfehle dir, den Leuten aus Stroud nicht zu viel von deinem Hokuspokus zu erzählen. Die Menschen im Westen mögen Leute wie dich nicht besonders.“ Ilyana nickte und sagte nur In Ordnung.
Als Ruby und Ilyana aus der Kaserne kamen, reiten sie sich in die kleine Gruppe ein. Rita stand bereits seit einiger Zeit bereit. Vor die Reihe trat Sergeant Jennifer Feder, eine Frau Anfangs 40 mit einigen Narben über dem Körper. „Ah, wie ich sehe haben es alle geschafft pünktlich zu sein. Schön das ihr drei uns begleitet, Bersi hat mit bereits von euch erzählt.“ Ihr Blick musterte die ganze Gruppe. Neben Rita, Ruby und Ilyana waren auch Celuvian Haap und Kas Valentine dabei. Beide schienen schon etwas älter zu sein. Wie alt, war jedoch schwer einzuschätzen. Celuvian hatte weinrotes Haar, während Kas feuerrotes hatte.
„Kas!“, begann Jennifer, „Dieser Hut ist nicht die korrekte Uniform.“ Kas trug einen Spitzhut anstelle der Shoreham Kappe. „Oh, Eure Augen erspähen jeglichen Makel in dieser Welt, meine Dame. Aber so kann ich euch versichern, dass dies von Kommandant Morana erlaubt ist, gewiss.“ Kas war ein Charmeur und ein sehr wortgewandter Mann. Jennifer hob die rechte Braue und schüttelte den Kopf. „Du siehst lächerlich aus, Kas. Ich werde dies nach unserer Rückkehr mit dem Kommandanten besprechen.“ Jennifer wandte sich nun wieder der ganzen Gruppe zu: „Also schön. Vor uns liegt ein wenig mehr als ein Tagesmarsch. Wenn wir gut vorankommen, werden wir morgen Nachmittag in Stroud ankommen. Ziel dieser Reise ist den kürzlich erworbenen Waffenstillstand zwischen unseren beiden Reichen zu stärken. Es wird ein Fest mit diversen Wettbewerben geben. Wir durchqueren heute Altmere und werden an der nördlichen Grenze zu West Altmere unser Nachtlager aufschlagen. Alle Mann bereit? Dann lasst uns losgehen!“
Die Morgensonne ging gerade erst über Shoreham auf und die Kühle der Frühlingsnacht stand noch immer in der Luft. Die Gruppe, angeführt von Sergeant Feder, ging in zügigen Schritten los Richtung Norden, dieselbe Richtung in der Ilyana auch gestern schon zum Außenposten losging.
Als sie den Außenposten an der Grenze zu Altmere passierten, konnte Ilyana einige Soldaten von Shoreham darin erkennen. Sie hatte jedoch keine Zeit, die ungefähre Anzahl zu schätzen, da Sergeant Feder ein schnelles Tempo angab. Sie liefen noch eine Weile und erreichten schließlich Ost Altmere.
Die Provinz auf dem Gebiet von Shoreham war arm und oft Zeuge von Schlachten im Norden. Es gab nur wenige Dörfer in diesem Gebiet, die meisten entlang der königlichen Straße. Die Menschen aus Ost Altmere waren vor allem Bauern und Jäger.
Sergeant Feder gab nun ein etwas langsameres Tempo, als sie durch die Dörfer schritten.
Im Vergleich zu Shoreham selbst, schienen die Menschen aus Altmere nicht annährend so glücklich die Soldaten zu sehen. Stattdessen konnte sie Wut und Abscheu in ihren Augen sehen. Kas bemerkte Ilyanas Verunsicherung und fing an neben ihr zu laufen. „Na, junges Fräulein. Mich dünkt, wir haben uns noch nicht formell einander vorgestellt. Wie lautet Euer Name, meine Schöne?“ „Ich, äh… Ich bin Ilyana.“ „Oh, welch bezaubernder Name. Er passt zu einer so bildhübschen Blume. Ich bin Kas Valentine, Senior Arkanist von Einheit 2 unter der grazilen Jennifer Feder. Ihr seid bestimmt auch eine angehende Arkanistin, nicht wahr, Ilyana?“ Sie nickte und versuchte seinen Worten zu lauschen, denn ihm zuzuhören war sehr anstrengend. „Vorzüglich! Ihr hättet Euch keinen besseren Ort in ganz Killyganard auswählen können als Shoreham.“
Kas bemerkte, wie Ilyana immer wieder zu den Menschen schaute und sich ihr Blick verfinsterte. „Was bedrückt Euch, oh Ilyana?“ „Diese Menschen hier… Als ich mit Kommandant Morana durch die Straßen Shorehams lief waren sie alle so glücklich und froh die Soldaten zu sehen. Aber hier scheint das genaue Gegenteil der Fall zu sein.“ „Ja, Ihr täuscht Euch nicht.“
Kas zupfte seinen Spitzhut und begann mit ernsterer Stimme: „Es ist noch nicht sehr lange her, da tobte in Altmere ein Krieg zwischen Stroud und Shoreham. Beide Reiche beanspruchten die Provinz für sich. Und Krieg ist, selbstredend, immer schlecht für die Verlierer, was in diesem Falle ganz klar die Bewohner von Altmere sind. Doch denke ich nicht, das Shoreham die alleinige Schuld für das Leiden der Menschen hier verantwortlich ist. Auch wenn die Provinz an Stroud gefallen wäre, wären sie auch mit jener Regentschaft unzufrieden. Der Baron versprach den Menschen allerdings, ihnen beim Aufbau des Landes zu helfen. Unglücklicherweise geht es den Menschen aus Altmere nicht schnell genug voran, und es gibt immer mehr Menschen die von Rebellion reden.“
Ilyana kratzte sich am Hinterkopf und begann mit verwunderter Stimme: „Aber, in meiner Einheit habe ich zwei Männer aus Altmere kennen gelernt. Sie haben gar nichts davon erwähnt.“ „Nun,“, fuhr Kas fort, „ich kann nur vermuten, dass sie beide schon einige Zeit in Shoreham leben, oder Euch schlichtweg nicht mit dieser Geschichte traurig machen wollten.“
Die beiden wurden aus ihrem Gespräch gerissen, als Sergeant Feder den Befehl zur Mittagsrast gab. „Wir werden hier eine Stunde rasten und uns stärken, bevor wir weiter nach West Altmere gehen.“
Ilyana konnte es kaum erwarten einen ordentlichen Bissen von ihrem Proviant zu nehmen. Sie hatte etwas Kartoffelbrot, Zwieback und Hammelfleisch bei sich. Der Mittag war sehr kurz und so gingen sie bereits wieder weiter die Straße entlang. „Wir sollten rasch sein.“, begann Sergeant Feder, „Ich will vor Einbruch der Dunkelheit in beim Außenposten sein.“
Je weiter nach Osten die Gruppe zog, desto weniger Häuser konnte Ilyana sehen. Die Landschaft um sie verwandelte sich von Ebenen mit saftigen Wiesen und dichten Wäldern den Bergen entlang zu einer weiten Tundra und mächtigen Felsen überall verstreut. Am Horizont konnte sie ein größeres, steinernes Gebäude erkennen. Kas nickte ihr zu, als wollte er sagen ‚Ja, das ist der Außenposten‘.
Als die Gruppe die letzten Fußstapfen setzte, ging die Sonne bereits unter. „Also Gut!“, begann Feder, „Somit haben wir bereits den größten Teil des Marsches hinter uns. Wir werden hier die Nacht verbringen und morgen früh weiter nach Westen ziehen.“ Der Außenposten war mit gut hundert Soldaten befestigt, die als erste Verteidigungslinie und Alarmtrupp galten. „Warum sind hier viel mehr Soldaten als in Shoreham selbst?“ wandte sich Ilyana an Kas. „Die meisten Einheiten von Shoreham bestehen aus 15 bis 30 Mann, Liebste. Nur im Falle eines bevorstehenden Krieges schließen sich mehrere Einheiten zusammen um die Truppenstärke zu erhöhen. Während Friedenszeiten jedoch, ermöglicht eine kleine Einheit eine größere Mobilität und Flexibilität, um Shorehams Interessen in allen Ecken des Kontinentes zu vertreten.“, erklärte Kas mit melodiöser Stimme.
Während Sergeant Feder etwas mit dem Wachhabenden Offizier besprach, legten sich Ruby und Rita bereits aufs Ohr. Auch Ilyana war müde, jedoch war der Hunger wieder einmal grösser und so setzte sie sich alleine an einen Tisch und begann erneut von ihrem Proviant zu naschen. Nach einer Weile setzte sich Kas neben sie und auch Celuvian gesellte sich gegenüber von ihr dazu. „Du bist also Bersis neuer Schützling.“, begann letzterer. Ilyana schaute ihn etwas verwirrt an. „Nun…“, begann sie etwas schüchtern, „Ich bin Rekrutin in seiner Einheit, ja, aber ich denke nicht, dass man mich als seinen Schützling bezeichnen kann.“ Kas und Celuvian grinsten beide. „Glaub mir, du bist sein Schützling. Du weißt es nur noch nicht. Weißt du, Bersi war einst mein Lehrling. Einer meiner besten Schüler die ich je hatte. Bersi besitzt gewaltige magische Fähigkeiten. Besonders sein Krankheitszauber ist enorm gefährlich für seine Gegner. Du kennst doch den Krankheitszauber, nicht wahr?“ Ilyana nickte. Der Zauber war tatsächlich nicht sehr schwierig und viele Anfänger der Magierschule kannten ihn. Er ließ sich jedoch nur auf einen Gegner anwenden und bis seine Wirkung sich zeigte, dauerte eine Weile, was ihn in einer Schlacht sehr unnütz machte.
„Normalerweise verursacht der Zauber Übelkeit und Schwindel. Bersis Zauber jedoch ist bereits so mächtig, dass er hohes Fieber verursacht und den Puls rapide nach oben setzt.“ Es ist, als sei er ein Scout.“, fügte Kas hinzu und Celuvian grinste fast spöttisch. Auch Scouts benutzten häufig Giftextrakte von Pflanzen und Tieren. Nicht nur für die Beseitigung einzelner Ziele, sondern auch im offenen Kampf. Sie beschmierten ihre Klingen damit und bereits bei einem leichten Kratzer gelange das Gift in den Blutkreislauf.
„Aber“, begann Ilyana, „wie ist Bersi denn so mächtig geworden?“ Celuvian zuckte mit den Schultern. „Nun, ich denke manche von uns sind einfach mit großem Talent gesegnet. Oder er benutzt irgendwelche Hilfsmittel.“ Celuvian und Kas lachten beide über den Gedanken. „Wie dem auch sei, liebliche Frau Ilyana“, fuhr Kas fort, „Ihr solltet Euch nicht zu sehr Gedanken darum machen. Wichtig ist erst, dass Ihr euch wacker als Rekrutin schlagt und Eure magischen Künste weiterentwickelt, wie auch später an eurem strategischen Geschick feilt.“ „Strategisches Geschick?“, fragte sie ihn. „Oh ja, Frau Ilyana. Es liegt an uns Magier - oder wie wir uns hier nennen, Arkanisten - Kriegsstrategien zu entwickeln, um für unsere weniger gesegneten Soldaten den Weg zum Sieg zu ebnen. Nehmt als Beispiel diesen Außenposten. Was denkt Ihr: Warum ist er wohl von enormer Wichtigkeit für die Kontrolle des Nordens?“ Ilyana zuckte mit den Schultern. „Nun, „fuhr er fort, „Wie Ihr wisst, sind wir hier mitten in West Altmere. Im Vergleich zum Osten der Provinz, ist der Westen karg und hinzukommt, im südlichen Teil sumpfig und gefährlich. Nach dem Sumpf jedoch liegt die mächtige Stadt der Königin: Barain. Und wie Ihr sicher auch wisst, sind die Milizen aus Stroud, zu denen wir reisen, loyal gegenüber dem Königshaus und ihrem närrischen Glauben. Von diesem Außenposten sind wir jedoch im Überblick der beiden Orte: Im Süden Barain, im Westen Stroud. Würden wir den Außenposten verlieren, müssten wir unsere Grenztruppen an zwei Orten im Westen aufstellen, statt wie hier an einem.“ Ilyana nickte und stimmte zu, als sie Kas Anliegen verstand. Jedoch musste sie auch gähnen. „Oh, verzeiht Frau Ilyana. Ich wollte Euch bestimmt nicht langweilen. Rastet, meine Teure. Es war ein langer Weg hierher und wir reisen schon in einigen Stunden weiter.“ Ilyana verabschiedete sich von beiden und ging in die Quartiere der Frauen, wo sich auch Ruby und Rita niederließen. Seit ihrem Abschied aus dem Elfenhain war sie nicht mehr in Strouds Wäldern. Sie freute sich, den moosigen Geruch in ihrer Nase wahrzunehmen. Schon bald …
Die Gruppe machte sich bei den ersten Sonnenstrahlen auf den Weg. Ilyana schleppte dabei ihre Tasche, die um einiges schwerer zu sein schien, als am Tag davor. Sergeant Feder schaute auf sie hinab und zuckte mit einer Augenbraue. „Wir reisen mit leichtem Gepäck, Rekrut.“, tadelte sie. „Was hast du denn da so schweres bei dir?“ Ilyana öffnete ihr Gut und es zeigten sich etliche Lebensmittel. Dörrfleisch, Obst, aber auch Brot und Käse. Alles Sachen, die sie aus der Küche des Außenpostens stibitzte. „Ich dachte, ich sollte meinen Proviant etwas aufstocken, Sergeant.“, verteidigte Ilyana sich. „Etwas aufstocken? Damit könnten wir uns eine Woche ernähren!“ Sie schüttelte den Kopf, aber gab schlussendlich nah. „Mir egal. Solange du mithalten kannst, kannst du so viel mit dir rumschleppen wie du willst. Vielleicht baust du dadurch ein paar Muskeln auf“, meinte sie spöttisch.
Es vergingen einige Stunden. Die Gruppe war bereits in den östlichen Wäldern von Stroud. Kurz vor Mittag befahl Jennifer Feder zur Rast. Ilyana setzte sich voller Freude auf einen umgefallenen Baumstamm und bediente sich einigen Früchten und dem Käse. Kas setzte sich neben sie. „Ihr habt aber einen ganz schönen Appetit, Fräulein Ilyana. Wollt ihr das alles alleine essen?“, fragte er mit einem Lächeln im Gesicht, in der Hoffnung etwas von ihrem Proviant abzubekommen. Ilyana jedoch zerschmetterte seinen Wunsch und brachte ein schmatzendes Ja hervor. Sie hatte seine Absichten nicht erkannt. Kas schmunzelte und nahm nun selbst von seinem Proviant zum Vorschein. Etwas Zwieback und einen halben Apfel.
„Wisst ihr, Fräulein Ilyana, in diesen Wäldern liegt auch der Elfenhain versteckt.“ Sie wandte sich ihm zu und antwortete: „Ich weiß, ich stamme von hier.“ „Oh? Aber ich hörte Ihr stammt ursprünglich aus Durrun?“ Ilyana nickte. „Ja, schon. Ich bin in Durrun geboren, aber als meine Eltern starben, bin ich von zu Hause weggelaufen. Ich weiß nicht wie lange ich unterwegs war. Aber irgendwie bin ich bei den Elfen gelandet. Sie nahmen mich auf und lehrten mich alles, was ich über Magie weiß.“ Kas kratzte sich am Kinn und fuhr fort: „Nun, die Elfen sind auf jeden Fall große Magier. Wusstet Ihr, dass es insgesamt fünf Schulen der Magie gibt?“ Ilyana überlegte. „Hmm… Ich kenne nur drei“ „Nun, da gibt es natürlich die Magierschule. Menschen wie Ihr und ich, oder auch Bersi. Es ist das breiteste Spektrum der Magie. Wir beherrschen eine gute Balance aus defensiven und offensiven Zaubern. Eine weitere Schule ist die der Zaubersänger. Sie wird vor allem von den Elfen genutzt.“ Ilyana stimmte zu: „Ja, die kenne ich. Mit beruhigenden Gesängen leihen sie sich Energie von der Natur, um Heil- und Illusionszauber zu wirken.“
Kas nickte und fuhr fort. „Die dritte Schule ist die der Mystiker. Celuvian da drüber ist ein Mystiker. Diese mächtigen Zauber wurden von den Gargoyles geschaffen. Nun, zumindest von der alten Herrenrasse. Die heutigen Gargoyles haben jeglichen Bezug dazu verloren und nur die wenigsten Wesen beherrschen diese mächtige Magie. Mystiker haben ein sehr breites Spektrum an offensiven Zaubern, jedoch kaum Möglichkeit sich zu verteidigen. Quasi das Gegenteil der Zaubersänger.“ Ilyana verschlang grad ihren dritten Apfel, erwartend auf Kas weitere Erklärungen.
„Die vierte Schule der Magie ist eigentlich nur bedingt eine Magieschule. Und zwar handelt es sich dabei um die Kraft der Paladine. Ihre Magie besteht mehr aus reiner Willenskraft als aus den Kräften der Natur. Auch sie jedoch haben ihr Buch mit Mantras. Die Ehre der Paladine sorgt dafür, dass sie im Kampf durch ihre ‚Zauber‘ zu unbändigen Bestien werden und auch in aussichtslosen Situationen nicht zurückweichen. Ich persönlich halte das ganze ja mehr für einen Kult als eine magische Schule, aber die Geschichtsschreiber sehen dies wohl anders als ich.“ Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, seine Miene verfinsterte sich jedoch, als er begann über die letzte Magierart zu reden. „Die fünfte Magierschule beherbergt die Perversion der Nekromantie. Nekromanten sind dunkle Priester, die Tote wiederaufstehen lassen und sich der Lebensenergie der Lebenden bedienen. Ihre Magie ist strikt verboten in Shoreham und wer sie anwendet, wird durch den Strang oder die Hellebarde zum Tode verurteilt.“ Ilyana strich sich ein paar Mal über die Nase und fragte ihn: „Aber… warum? Ich habe gehört Nekromanten sind sehr mächtig. Wenn Shoreham solche hätte, dann…“ Kas unterbrach sie: „Vergesst diesen Gedanken sofort, Fräulein Ilyana! Der Tod ist endgültig und sollte nicht gestört werden! Stellt Euch vor, Ihr sterbt und Euer Körper wird für die dunklen Machenschaften eines kranken Individuums als Marionette missbraucht? Wir sind Arkanisten, wir sind Weise genug, um zu verstehen, dass es Grenzen unserer Macht gibt. Und eine dieser Grenzen ist der Tod selbst.“
Ilyana sagte nichts, sie nickte nur ganz langsam und schaute auf den Boden. Kas legte seine Hand auf ihren Rücken und begann: „Verzeiht, Fräulein Ilyana. Ich wollte Euch nicht zu nahetreten oder Euch verletzen.“ „Nein, du hast ja Recht Kas. Aber… Darf ich dich um was bitten? Kannst du mich einfach Ilyana nennen?“ Kas fing an laut an zu lachen und zog dabei die Aufmerksamkeit der anderen auf sich. „Natürlich nicht, Fräulein Ilyana! Eine solch bewundernswerte Blume wie Ihr es seid, nein, das wäre wahrlich unter Eurer Würde.“
Ruby kam zu den beiden und motivierte sie zum Weitergehen: „Los ihr zwei Turteltauben. Sergeant Feder möchte weiter. Sie sagt, dass wir in etwa zwei Stunden in Stroud sind.“
Und tatsächlich. Am frühen Nachmittag erreichte die Gruppe Stroud – ein Dorf inmitten einer großen Waldlichtung. Die dicken, riesigen Bäume zogen ein natürliches Dach über das Dorf. Es war bereits festlich dekoriert und die Leute waren schön gekleidet, während die Soldaten in polierter, schwarzer Rüstung umhergingen.