Beiträge von Pulverfasser

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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    Meine Rekommentare sind auch in diesem Jahr Unterlassungsklagen, schätze ich. Listen up, maggots.



    P.S.: #TeamMandeleis.

    Hello, friend.


    Abgabe 01 - 4/5.0


    >>> Somebody's doing some harm. Schöner Einstieg, der einen in die Szene wirft. Nach den sich aufbäumenden Wellen möchte ich den Levi im Kopf fast um einen -athan ergänzen, aber zunächst mal in der Story zurechtfinden. Tatsächlich gefällt mir auch das Fortführen des anfänglichen cold open außerordentlich. Selten misslingt der Satzrhythmus, die Wortwahl zeichnet eine plastische, dynamische Szenerie, wirkt nicht allzu verbraucht und abgesehen von der nicht wütenden Wut ansprechend platziert. In der Folge wird zweimal auf Marmor referenziert, einmal als Vergleichsgröße, einmal als tatsächlicher Marmor. Das hier ist 'ne kleine Live Reaction, wenn das keine Plotrelevanz hat (was ich zu diesem Zeitpunkt erst noch erfahren werde), hätte man für den ersten Marmor gerne eine andere Entsprechung finden können for creativity reasons. In der Folge bleibt die Geschichte auf einem stilistisch weiter überdurchschnittlichen Niveau und überzeugt mit angenehmem Pacing. Spätestens seit meiner eher beliebigen Leviathan-Assoziation hatte ich erwartet, dass es sich um eine Groudon/Kyogre-Adaption handeln würde - ich wurde nicht enttäuscht, wobei die Frage ist, ob mich das als Fan von twistreichen Geschichten freuen sollte. Es wirkt auf jeden Fall organisch in die Geschichte eingearbeitet. Schwalboss macht dann einen auf Herr-der-Ringe-Adler, kann man so machen. Es bleibt alles handwerklich weiterhin auf einem ähnlichen Level, während sich herausstellt, dass es wohl so um eine Beinahe-Harakiri-Mission geht, auf der die Pokémon gewordenen Naturkatastrophen besänftigt und Rayquaza erweckt werden sollen. Ich halte die Umsetzung für gelungen und die Motivwahl für stimmig, für die volle Punktzahl fehlt mir das gewisse Etwas - sei es eine innovative Wendung oder eine glaubhaftere Charakterzeichnung als "Person X besitzt Emotion Y und erfüllt Aufgabe Z". Schlusswort: Nicht ohne Sonnenbrille ins Rayquaza gucken. Dennoch: Unter dem Strich eine gute Abgabe.


    Abgabe 02 - 2/5.0


    >>> Kunst. Thema, Titel, Selbstbehauptung? Let's see. Ich finde, du nutzt hier teilweise Begriffe, deren Verwendungskontext und Ton sich ein wenig beißt. Die größtmögliche Pracht ist weitaus zu hochtrabend für so ein Wort wie "Brandbeschleuniger". "Wirkte nur scheinbar chaotisch" ist auch so ein Ding - offensichtlich war der Haufen zwar nur scheinbar chaotisch, aber wie kann etwas nur scheinbar wirken? Erregung auf ein Spektakel? Pluspunkt für klassische Feuerzeuge, die Dinger sind ja tatsächlich älter als Streichhölzer. Neumodischer Schnickschnack. Grundidee irgendwo ganz nett, aber weder elegant genug ausformuliert, dass man dem Ganzen eine wirkliche Mystik attestieren könnte, noch klar und hintergründig genug erzählt, dass man das Ellipsenhafte dieses Handlungsfragments anderweitig verzeihen sollte. Insgesamt inhaltlich, stilistisch und von der Sprachrichtigkeit noch mit ordentlich Luft nach oben. Keine Katastrophe, aber ob ich hier 2 oder 2,5 Punkte gebe, entscheide ich vermutlich erst nach Lektüre aller Texte. Siehst du ja dann.


    Abgabe 03 - 4/5.0


    >>> Logbuchformat, I like! Was unterscheidet eigentlich ein Logbuch von einem Tagebuch, literarisch betrachtet? Ich lasse das mal unbeantwortet. Spatzenmäuse plus Datierung => Eigenes Erzähluniversum. Intriguing. Chemische Elemente statt Feuer/Erde/Luft/Wasser natürlich irgendwie obvious - aus dem "oder" ein "und" zu machen ein charmanter Twist. Warte davon ab immer noch auf die erste Story, die von den vier Elementen des Hip-Hop handelt. Schön auch, dass hier letztlich lediglich eine Binnenerzählung vorgestellt wird, die abrupt in einen wohlbekannten Kontext eingebettet wird und die Anleihe, die sich in der Beherrschbarkeit der Elemente bereits angedeutet hatte, noch einmal verdeutlich. All that changed when the fire nation attacked.



    Abgabe 04 - 3/5.0


    >>> "Element"-Begriffsdropping etwas unelegant, wenn man die Aufgabenstellung kennt. "Smaragdgrün" und "Jagdgründe" sind übrigens die einzigen beiden Wörter der deutschen Sprache mit der Buchstabenfolge "agdgrün", aber das nur am Rande. Ansonsten hat diese Geschichte eine attraktive Hexe, rassistisches Mobbing, etwas staksige Dialoge und "show, don't tell" nicht verstanden. Die Geschichte ist fast komplett dialogabhängig, dieser Dialog will dann aber auch noch enorm viele Hintergründe und Handlung erklären, um letztlich aber doch zu merken, dass eine gesamte Erzählwelt mit lore bis in die mittelferne Vergangenheit, politischen Turbulenzen und Magie irgendwie nicht so leicht zu erklären ist. Schon flüssig lesbar, aber ein bisschen too much an der Gesprächsfront und letztlich nicht unbedingt wie eine abgeschlossene Geschichte strukturiert.


    Abgabe 05 - 2,5/5.0


    >>> Irgendwer hat hier was gegen Titel, kann das sein? Schon okay. Schlängelnde Haare klingt ein bisschen nach Medusa. So rein inhaltlich will der erste Abschnitt Langeweile im Klassenzimmer/Uni-Veranstaltungsraum irgendwie ein bisschen zu wortreich erklären. So schleicht sich eine gewisse Langatmigkeit ein. Im Rahmen dieses Wettbewerbs habt ihr ja nicht so sagenhaft viel Platz für eure Dramaturgie, da sollte man mMn etwas dosierter agieren. Dazu sind manche Passagen auch ein wenig zu sehr in Wortkaskaden gegossene Klischees. May I present to you:


    "„Bist du immer so gesprächig? Oder hat dir mein atemberaubender Auftritt die Sprache verschlagen?“
    Diese Bemerkung schüttelte Leila aus ihrer Trance. So ein arroganter Kerl!"


    Wie oft passiert sowas? Nahezu nie. Wie oft liest man sowas? Relativ häufig. Wieso soll ich etwas lesen, was nicht unbedingt nachvollziehbar, aber zigfach vorhanden ist? You tell me. "Wieso fielen ihr nur diese ganzen Details ins Auge?" aber schöne Self-Awareness. Weil das Handbuch zum Geschichtenschreiben detaillierte Beschreibungen fordert. "Was der Rat zu vertuschen versucht" - come on. Lass mich raten, du hattest davor die Giratina-Abgabe mit der Weltherrschaft? Ich mag mich irren, aber die Fettnäpfchen, die hier mitgenommen werden, ähneln sich stark. Auch hier hat die Story wieder eher so Intro-Charakter. Bin bisschen spät dran mit dem Vote, für mehr und konstruktiveres Feedback gerne fragen. So aber 2,5 mit einem halb zugedrückten Auge.


    Abgabe 06 - 3/5.0


    >>> Dieser Erklärbärapproach zu den vier Ur-Elementen ist meiner Meinung nach grundsätzlich unsexy, aber du formulierst recht flüssig, das macht die ganze Angelegenheit für den Leser dann doch angenehmer. Aber: Schon wieder die fckn Feuernation. Neun Abgaben, zweimal dasselbe Fandom. Gut, naheliegend isses, und naheliegend muss nicht schlecht sein, wenn die Geschichte gut ist (und die Geschichte hier ist zumindest nicht schlecht). Aber: Glaubst du, es ist wahrscheinlich, in der Kürze der Abgabe dem Leser die grundlegende Äthertheorie einer kaum etablierten fiktiven Welt so schmackhaft und interessant zu gestalten, dass wirklich eine tolle Geschichte daraus wird? Das ist doch wirklich schon sehr von hinten durch's Auge. Die Binnenerzählungs-Trickserei hilft da wenig, ist doch die Erzählwelt der Rahmenhandlung noch dünner. Dann kommen am Ende noch ein paar real-mythologische Bezüge, ein Spongebob-Zitat und Grafiktricks. So ganz weiß ich immer noch nicht, was ich davon halten soll.


    Abgabe 07 - 4/5.0


    >>> Okay, das Literarische Quatsch Comedy Quartett lädt zur Besprechung von Abgabe 7. Besten Dank für die Übersetzung von Buletten-Pelipper, dessen Veganismus ich überdies lobend erwähnen möchte, dessen Namensgebung sich mir allerdings schon insofern nicht erschließt, dass es sich nicht einmal um eine Alliteration handelt. Welcher Unmensch macht sowas? Mein inneres Frikadellen-Forstellka weint salzige Tränen. Unfassbarerweise halte ich den Charakter des Pelipper sogar für originell und stimmig, obwohl es sich im Grunde um eine Karikatur mit merkwürdigem Dialekt handelt. In puncto Formulierungsoriginalität sehe ich in der Geschichte sogar das wohl größte kreative Potential. "Die Wolken zerflossen wie Blut im Wasser" bewegt sich fast auf einem Level mit "All' diese Momente werden verloren sein in der Zeit wie Tränen im Regen" (Blade Runner) oder dieser eine Satz, den ich mal hatte, wo ich mit irgendwas in Richtung "der Himmel mahlte die Wolken zu Staub" Schneefall beschrieben hatte (es war viel poetischer, ich muss mal wieder schreiben). In der Gesamtwirkung leidet diese Geschichte allerdings ein bisschen darunter, dass sie nicht ganz weiß, was sie sein will: Will sie einfach nur lustiger Quatschkram sein? Das kann sie mitunter gut (vgl. Sammelkarten!), allerdings ist dafür die Gag-Dichte zu gering, gelegentliche Self-Awareness und das Pelipper als Comic Relief alleine machen das auf die Länge nicht. Will es mehr oder weniger seriös und animemäßig herzergreifend die kreativ gewählten Ziele fachfremder Pokémon, mal zu surfen und zu fliegen, darstellen? Dann sollte Bidiza vielleicht 1 wenig watchen, wie es talkt vong Bimslastigkeit her. Ich mag das schon alles sehr und ich weiß, die Geschichte nimmt sich nicht so ernst, aber ich bin ja ein verantwortungsvoller Voter und auch dort, wo ich immenses Potential sehe, belohne ich es nicht, ehe es wirklich kohärent umgesetzt wird. Herz.


    Abgabe 08 - 3/5.0


    >>> "Der unentwickelte Elektronager", das ist so geiles Beamtendeutsch, eigentlich. "Entfernen Sie ihren unentwickelten Elektronager von meiner Grünfläche!" - ich könnte den ganzen Tag so reden. Schön kurz, schön gaga, der Text. Aber gut, irgendjemand muss die ganze Grundlagenforschung ja mal betrieben haben. Ich möchte dieser Abgabe mehr Punkte geben, als mein Gewissen vertreten kann. Oh well, hier hast du 3 von 5.


    Abgabe 09 - 3/5.0


    >>> This is so motivational. Glaube, das ist ein Text, den man besser findet, wenn man selber mitgemacht hat, weil man sich vielleicht stärker mit den einzelnen Passagen und Beobachtungen identifizieren kann. Als außenstehende Person ist mir das nicht vergönnt, ich find's einfach knuffig. Aber auch kitschig. Und man muss einfach sagen, dass so ein Feelgood-Text, auch, wenn er eine schöne Klammer um dieses Saisonfinale zieht, auch hauptsächlich wegen des Kontextes und nicht aus sich selbst heraus funktioniert. Meine tägliche Meta-Abgabe gib mir heute. Trägt für mich keine komplette Story, zumal es auch weniger eine Geschichte in Erzählprosa als eine freundliche Jahresabschlussrede ist. Die Elemente sind auch nur mehr oder minder elegant eingestreut. Aber insgesamt doch eine Abgabe, die als "nett" bezeichnet werden darf.

    Hi! My name is (what?)
    My name is (who?)
    My name is...


    ***


    Abgabe 1: 3/5


    >>> Lyrik steht auf dem Programm, sehe ich das richtig? Schwierige Disziplin. Sehr wenig Raum, auf dem man sich gestalterisch austoben kann, dazu formale Ansprüche, die dem inhaltlichen Schwerpunkt der "Freiheit" ein bisschen im Weg stehen. Unser erster Anwärter hier nutzt leider den in der Lyrik doch recht signifikanten Titel rein gar nicht zu seinem Vorteil, der "Rebellendrache" klingt doch eher nach ungelenk gekoppelter, sehr gewollte Roughness. Und nach Yu-Gi-Oh!-Karte. Kurz gegooglet, es gibt dort den "Buntäugigen Rebellionsdrachen", so weit weg war mein Impuls gar nicht, obwohl ich seit zehn Jahren keine Ahnung von Yu-Gi-Oh! mehr habe. Egal, es soll ja um das Gedicht gehen. Das Gedicht besteht aus Haikus, was gut und schlecht ist. Einerseits mag ich es, dass sich Leute nicht einfach nur hinsetzen und Schwülstiges mit banalen Endreimen aneinanderklatschen, sondern bewusst und konsequent Entscheidungen bezüglich der formalen Gestaltung treffen. Andererseits sind deutsche Haikus aufgrund der streng genommen unzulässigen Übertragung des japanischen Formats auf die Silbenstruktur anderer Sprachen immer so 'ne Sache. Tippe inhaltlich auf einen vagen Pokémonbezug, klingt ein wenig, als hätte Giratina gerade 'nen Poesie-Workshop durchlaufen. Ich finde die saubere Umsetzung einerseits gut, andererseits erscheint der Text aufgrund seiner Repetetivität (ist das ein Wort?) ein wenig kühl und flach. Ein Haiku funktioniert aufgrund seiner Kürze. Eine Ansammlung aus Haikus ist wie eine Familienpackung Glückskekse zum Abendessen: Der Witz, der Effekt geht schnell verloren. Und am Ende schmeckt das Ganze etwas schal. Dennoch solide drei Punkte für bewusste Formwahl, saubere Umsetzung und soliden Bezug.


    Abgabe 2: 1,5/5


    >>> Völlig losgelöst von der Erde schwebt das Raumschiff völlig schwerelos. Nur, um das vorab mal losgeworden zu sein. Ein kurzes Gedicht. Ich will nicht hingerotzt sagen, für hingerotzt hätten mehr grobe Fehler drinstecken müssen, aber machen wir uns nichts vor: Jeder ansatzweise ernstzunehmende Schreiberling kreiert Gleichwertiges in fünf Minuten. Greisig ist kein Wort, im Lichte tunken ist weder schön noch korrekt formuliert, die verwendeten Begriffe und dargestellten Sachverhalte miefen nach pathetischen Allgemeinplätzen. Mir würde noch absatzweise Verriss hierzu einfallen, aber ich denke, ich beschränke mich darauf, dass es ein Text ist, in den wenig Aufwand geflossen ist, was man ihm auch anmerkt. Nett gemeinte 1,5 Punkte.


    Abgabe 3: 2,5/5


    >>> This! Is! Sparta! Abgabe 3 zeigt sich als Freund des gepflegten und ungepflegten Ausrufezeichens. Ich finde "g'rade" nicht ästhetisch. "Stehts" gar unangenehm. "Welten brechen" ist ganz nett, erinnert es doch an "Wellen brechen", hier hätte man aus dieser Parallele ein schönes Bild bauen können, der Text verfolgt jedoch Ideen und Bilder nicht tiefer und bringt sie nicht zur Vollendung, sondern zeichnet sich durch eine gewisse Wirrheit aus. "Menschlein" als Begriff suggeriert eine übermenschliche Entität, ist gleichzeitig aber eine wenig galante und zutiefst menschliche Wortwahl. Halbvollständige Sätze wie "ein Traum, für den wir gelebt" trüben auch die Qualität der handwerklichen Umsetzung. Das Menschenkind ist der Antagonist, so viel bekommt man mit. Ansonsten wird wenig klar Strukturiertes erzählt, mit einem Begriffskatalog wie aus dem Pokémonforenlyrik-Textbaustein-Bingo und ohne jeden kohärenten Rhythmus. Letztlich hebt sich diese Abgabe von der vorherigen hauptsächlich durch, nun, mehr Mühe und eine leicht niedrigere Kopfschütteldichte ab. Mehr als 2,5 Punkte kann ich dafür dennoch nicht geben.


    Abgabe 4: 2,5/5


    >>> Heit/Keit, Nichts/Lichts. Mir persönlich sind Reime als Gestaltungsmittel lyrischer Texte sehr nahe, und in meiner jahrelangen Auseinandersetzung mit dem praktischen Gebrauch von Reimen habe ich mittlerweile einen Standard entwickelt, unter dem solche Klanggebilde wie die anfänglichen jenseits des Kontextes der schulischen Mittelstufe aufgrund mangelnder Originalität kaum noch eine Daseinsberechtigung besitzen. Andererseits treibe ich mich auch eher im Bereich lyrischer Sonderformen herum, ich will mal nicht so streng sein. Zumindest ist das alles sauber. Schicksalslauf ist ein unsäglicher pathetischer Neologismus. Auch die Verwendung von "Herze", die alleine vom Reimzwang vorgegeben ist, sprachlich aber nicht organisch wirkt, halte ich aus Sicht des passionierten Reimartisten für verwerflich. Die letzten fünf Zeilen brechen minimal aus der Form aus, bringen aber auch nichts Beachtliches mit sich. Inhaltlich bleibt das Gedicht komplett vage, reißt an anderthalb Stellen möglicherweise interessante Ideen an, führt sie aber nicht einmal andeutungsweise weiter aus. Alles kann alles bedeuten, bedeutet aber wahrscheinlich nichts. Langsam glaube ich, dass ich die ersten Gedichte zu hoch bewertet habe, um die Abstufungen noch vernünftig hinzubekommen - in Relation wäre es vielleicht noch eine 3, absolut möchte ich hier aber nicht über 2,5 gehen.


    Abgabe 5: 3,5/5


    >>> Yeah, griechische Mythologie! Endlich wieder eine Spur des so bitter nötigen Gedankenmachens in dieser Ausscheidung. Die Form ist hier etwas freier gewählt, der klare Endreim fehlt, dennoch ergibt sich beim Lesen der Sätze ein gewisser Rhythmus, der letztlich genügt, um den Eindruck einer lyrischen Sprachverwendung aufrechtzuerhalten. Sätze wie "er verfluchte die Nacht, in der er sie sah" werden natürlich weder durch Form noch Motivik weniger leer und fühlen sich an wie das Abrufen bekannter Konventionen, die man imitieren möchte. Ich halte das nicht für geschickt, hier hätte man die vorhandenen Ansätze präziser weiterdenken können. "Vergas" ist so ein "I r8 8/8"-typo. Das Gedicht flüchtet sich unterdessen immer noch eine Spur häufiger, als es wohl ratsam wäre, in vagen Pathos mit Worten, die aufgrund ihrer unkonkreten Natur Atmosphäre schaffen sollen. Dies gelingt in der Regel nicht, da Beschreibungen präzise sein müssten. Die eher prosaische Handlung wird aber derart ausgewalzt, dass der gesamte Text gestreckt und oberflächlich erscheint. Hier hätte man die Idee eher auf eine Szene projizieren sollen anstatt eine längere Erzählung in halbe Lyrik verpacken zu wollen. Im Kontext des Wettbewerbs gebe ich dennoch eine 3,5.


    Abgabe 6: 3,5/5


    >>> Ist das schon wieder derselbe Badass, der auf Titel gänzlich verzichtet, wie schon in Runde 1? Während ich die ersten vier Zeilen lediglich dann kritisieren könnte, wenn ich wirklich wortklauberisch und korinthenkackend tätig werden wollte (käme mir nie in den Sinn), missfällt mir am zweiten Vierer der Sprung in der Silbenzahl. So geht jeder Rhythmus verloren, und einen gewollten Bruch der Harmonie an exakt dieser Stelle halte ich für schwierig begründbar. Ähnliche Stellen sollen auch in den kommenden Abschnitten häufiger folgen. Es wäre so schwer nicht gewesen, hier ein wenig mehr auf das ermöglichen gleichbleibender Betonungsmuster zu achten. Die sich ergebende Asymmetrie hat keinerlei Mehrwert. Einige Beispiele wirkungsvoller Sprachnutzung finden sich dennoch, die Montonie der hier/Gier/wir-Passage vermittelt Nachdruck, das Wiederaufgreifen in der "Macht"-Zeile setzt eine schöne Klammer. Zeilen wie jene von "entronnen" auf "genommen" sowie die komplette Silbenproblematik offenbaren jedoch ein Eleganzdefizit, die dieser originellen und potentiell guten Abgabe mehr als 3,5 Punkte verwehren, zumal die Pointe, dass es sich im Gedicht um das Pokémon Kryppuk handelt, eher stumpf präsentiert wird. Hier hätte man geschickter mit dem mysteriösen Element spielen können.


    Abgabe 7: 2,5/5


    >>> Was soll ich sagen - Meta-Humor in [current year]? Der Witz ist leider ziemlich tot, man muss das so festhalten. Ich finde etwa das schöne Wort "Mäusemelken" und den Umstand, dass diese Umsetzung zum Thema Freiheit etwa in einer Reihe mit dem berühmten Witz rund um den "Aufsatz zum Thema Mut" steht, irgendwo charmant, aber hier wird aufgrund eingestandener Inspirationslosigkeit in Gänze auf sprachlich interessante Ideen oder Ansätze einer Metaphorik verzichtet. Damit macht man sich wenig angreifbar, das war es dann aber auch schon. Weil zumindest nicht in die Pathosfalle getappt wurde, gebe ich einmal gnädige 2,5 Punkte. Hätten auch zwei sein können, aber ich habe gerade meine freundlichen fünf Minuten.


    Abgabe 8: 2/5


    >>> Geht's um die Band? Ich hoffe nicht. Ah, Miltank. Immerhin. Aber: Ernsthaft? Schon der erste Satz ist fehlerhaft. So weit sollte einen die eigene Aufmerksamkeitsspanne ja wohl noch tragen. Dann ist das lyrische Ich auf einmal tot, lebt dann wieder, und entdeckt eine schöne "Menschendiktatur". George Orwell hat mal das Gegenteil ganz nett beschrieben. Argh, ja, ich merke, worauf das inhaltlich hinaus will - so ein "Miltanks sind Freunde, kein Futter", inside "how the sausage is made", aber das ist sprachlich einfach gar nicht mal so gut und für eine zu vermittelnde Moral, so hart das klingt, auch einfach zu dilettantisch. Solche Einschübe a la "wie grauenhaft" kommen unfreiwillig komisch, die Satzstruktur ist irgendwie nie gelungen, und der fies lachende Fleischfressermensch wäre nicht einmal der Partei für Vegetarier, Veganer und Vanfiction so in den Sinn gekommen. This is unsettling.


    Abgabe 9: 3/5


    >>> Attitüde Plattitüde. Eher erzählerisch als lautmalerisch einmal eine Reise durch alle Arten von Sprüchen, die man schon einmal gehört hat. Diese werden dann zwar kommentiert nach dem Motto "das, was die Gesellschaft von einem verlangt, ist irgendwo recht doof", aber auch das hat man eben schon mal gehört. Zumindest wurden einige der eingebrachten Redensarten grob kreativ weitergesponnen, aber hier hätte der Autor oder die Autorin das Eisen schmieden müssen, solange es heiß ist - denn es fehlt die Konstanz im erweitern, im kreativen Umdeuten und verknüpfen der Phrasen. Letzten Endes ist es achselzuckende, aufzählende, sprachlich gewöhnliche "Daraus kann man mit etwas mehr Zeit und Kreativität vielleicht einen mittelguten Poetry Slam basteln"-Lyrik. Aufgrund dessen, das recht wenig falsch gemacht wurde, gibt es immer noch eine 3/5, aber hier steckt gedanklich einfach noch zu viel in den Kinderschuhen.


    Abgabe 10: 3,5/5


    >>> Mhmja, wieder so ein Ding der Kategorie "nah dran". "Machtspiele" werden angerissen, bleiben aber im Dunkeln. Was hat es damit auf sich? Filler-Wort? Man weiß es nicht. In wie viele Verliese muss denn das lyrische Ich gesperrt werden? "Vor" und "Sektor" beißt sich von der Vokallänge. So kleine Spielereien wie "erstens von Herzen" sind aber schön, hier hört zumindest jemand manchmal auf die Sprache, die zum Einsatz kommt. "Brechen sie dich" ist wieder so ein Disrespect dem Satzbau gegenüber, nicht schön. "Hörst du"-Passage nett aufgebaut, aber Endreime wirken immer noch ein bisschen staksig mitunter. "Masse mitschwimmt" kleiner Stilbruch mMn. Eine klare 3 mit 0,5 Bonuspunkten für "erstens von Herzen".


    Ich hätte wirklich gerne 4 oder höher verteilt, aber war einfach nicht so toll meistens ¯\_(ツ)_/¯

    Once again back is the incredible.


    Abgabe 1: 2.5/5

    >>> Don't ge me wrong, mit "ganz nett" wird man dem Text schon gerecht, aber nett hat ja bekanntlich verwandtschaftliche Verhältnisse zu anderen Wörtern. Zuvorderst aber: Schweizer*In? If not, that's gross. If so, it's also gross and you used it correctly. Meine Hauptkritikpunkte: Statt mit innovativen Sprachornamenten wird hier vielfach mit Gemeinplätzen gearbeitet, vielerorts im Text wirken die Formulierungen so, als würde man sie als feststehende Wendungen in allen gängigen Nachschlagewerken finden. Das gibt der Geschichte etwas Schablonenhaftes. Wie oft hast du den Satz "Ich war so leer, dass ich nicht einmal mehr Tränen hatte, um zu weinen" anderswo gelesen, ehe du ihn hier verwendet hast? Ja, eben. Noch dazu fällt der Text bisweilen mit der Tür ins Haus, statt Spannung aufzubauen, und wischt über die Interaktionen drüber, statt den Charakteren Tiefe zu verleihen. Das Ganze erinnert in seiner Formelhaftigkeit leicht an ein Märchen und die Idee mit den handschriftlich verfassten Büchern ist irgendwo charmant, aber letztlich fehlt mir die nachvollziehbare Authentizität für eine Geschichte, die auf Gefühle setzen will. Es ist handwerklich solide, aber ich finde den Text leider an keiner Stelle überdurchschnittlich, dementsprechend kann auch meine Wertung nicht überdurchschnittlich sein.


    Abgabe 2: 4/5


    >>> Eine angenehmere Abgabe. Ich habe eine persönliche Fehde mit englischen Namen in deutschen Texten, die nicht in einen historischen oder anderweitigen, ggf. persönlichen Kontext sinnvoll eingebettet werden, aber daran messe ich nicht die Qualität einer Geschichte. Ich mag den Tempowechsel deiner Sätze, in meinen Augen formen solche Kleinigkeiten den Leserhythmus elementar. Hier gelingt dies spielend, der Wortschatz ist nicht extravagant (dat Tonphiole tho), aber dem zu erzeugenden Eindruck angemessen. Ich fand nur einmal "das Junge" putzig, als es "der Junge" zu heißen hatte - Rehkitz-on-legs-imagery right there. War dann doch nur 'n Dude, gut für ihn. Sonst noch ein paar Flüchtigkeitsfehler, aber lesbar. Letztlich eine knuffige Romanze mit netter Dynamik und einem etwas verwirrenden Happy End. Nicht so sagenhaft linear und eindeutig, sondern offen mit Blick auf die Deutung. Das mag mancher als Qualität sehen, manch anderer als Ausrede. Ich sehe es als 4/5-worthy und das ist mehr, als ich von den Storys hier erwartet hab.



    Abgabe 3: 3/5


    >>> Da beschwere ich mich noch über englische Namen in deutschen Texten und dann kommen Ben Schwarz und Herr Gottlieb. Ich prustete! Davon ab: Viele kleine (Flüchtigkeits-)Fehler drücken die Leserlichkeit des Textes ein Stück. Und niemand hat je in einem seriösen Kontext "Wie können Sie es wagen?" gesagt, das behaupte ich, bis mir jemand den Gegenbeweis erbringt. Ansonsten: "Ich bin ein echter Gangster, ich schreibe Bücher mit unerwarteten Widmungen." Mir ist das wiederum zu schablonenartig. Mir gefällt die Grundidee, eine kriminelle Familie zu portraitieren, alleine halte ich die Umsetzung für nicht gelungen. Schließlich ist es schwer, solch ein Thema ohne große Recherche klischeefrei darzustellen, und auch diese Darstellung tappt in mehr als ein Fettnäpfchen. Letztlich halte ich auch den moralinsauren Twist am Ende für zu holzhammerhaft. Nett gemeinte 3/5 Punkte.


    Abgabe 4: 2.5/5

    >>> Distortia klingt wie'n Vampirschloss. Text macht ein paar Anfängerfehler, so Dinge wie "relativ junger Mann" sind halt ohne Bezugspunkt unpräzise und lenken die Vorstellungskraft des Lesers nur bedingt. Offenbar ist Distortia aber eine Drachenburg, warum nicht. Diese teenagerhafte Schulausflugsszenerie ist im besten Sinne #relatable, aber nicht mehr als solide nacherzählt. Zugegeben, auch nicht weniger. Eine Sprache, die nicht geknackt wird, ist bei heutigen Dechiffrierungsstandards by the way kaum vorstellbar. Beziehungsweise muss die Verschlüsselung des Ganzen total unpraktisch sein, wenn man bedenkt, dass der Herr Graf den Kram ja irgendwie selbst lesen können möchte und nicht der einzige Muttersprachler gewesen sein wird. Sprachen für sich selbst erfinden ist jedenfalls in keiner Weise pragmatisch (das Ziel ist schließlich Kommunikation) und widerspricht der Cleverness, die es benötigen würde, dies auf komplexe Art und Weise hinzukriegen. Auch die Benennung der Sprache, die angeblich nicht erfolgt sein soll, kaufe ich dem Ganzen rein wissenschaftlich nicht ab. Ja, ich verbeiße mich da gerade in etwas, aber das ist wenn schon nicht plot convenience doch zumindest eine sehr leichte Art und Weise, eine Geschichte zu erzählen und Wissen über einen zentralen Kern der Geschichte zu etablieren (apropos: Show, don't tell auch nett umgangen). Aaah, jetzt bin ich mit dem Lesen so weit, dass ich die Auflösung der Sprachverwirrung entdecke - aber warum sollte jemand das machen? Also, Bücher in Giratinas Sprache schreiben? Ist das Viech 'ne Leseratte? Und dass genau dieses Buch in Tildas Hände fällt, ist dann aber endlich plot convenience. Gott sei Dank. Weltherrschaft ist dann auch eher cheap and cheesy. Ich find das irgendwie eine durchaus sympathische Abgabe, aber in sämtlichen bewertbaren Elementen fehlt es hier an Qualität. Routine, dramaturgisches Geschick und plausibilisierte Charaktermotivation fehlen dem Text, insgesamt möchte ich dennoch aufgrund ordentlicher Grundlagen und nettem Gesamteindruck nicht unter 2.5/5 gehen.


    Abgabe 5: 2/5

    >>> Die Kommasetzung ist wie Waterboarding. Oder wie Ice Bucket Challenge mit frisch gebrühtem Kaffee. Ich kann das kaum zu Ende lesen, der Satzrhythmus gerät dadurch all over the place. Zweite Hälfte ist besser, aber am Anfang - puh. Sehr kurze Abgabe, I appreciate. Aber so kann ich gar nicht viel dazu sagen. Das Motiv ist jetzt nichts sagenhaft Neues, aber doch kreativ, die Umsetzung ist dann wieder forced exposition at its finest. Irgendwie in kurzem Dialog die Hintergrundgeschichte erzählen, um die Handlung im Vordergrund zu begründen und zu erklären. Das geschieht aber zu knapp, zu steif und zu staksig, um wirklich emotionale Resonanz zu erwirken. Letztlich nicht schlechter als einige der vorherigen Abgaben, aufgrund der Knappheit, die ich normalerweise schätze, sich hier aber negativ auf die Figurenzeichnung auswirkt, und der Kommasetzung am Anfang der Geschichte reicht es hier allerdings nur zu zwei Punkten von meiner Seite.


    Abgabe 6: 2/5

    >>> Kein Titel, no fucks given. Mag ich grundsätzlich. Ist "vermischen" der adäquate Ausdruck für durcheinanderflatterndes Haar? Ich hege Zweifel. Der Satz "Nein … nein, so leicht würde sie es ihnen nicht machen!" fällt mir in seinem selbstappellativen Pathos irgendwie ein bisschen negativ auf. Mal im Ernst, diese Form der Reflexion bei Figuren entstammt der Fiktion und reproduziert sich in ihr, aber es ist irgendwie wieder so ein unauthentischer Satz, für den man elegantere Alternativen suchen sollte. Der Plottwist twistet nicht wirklich den Plot, sondern ordnet ihn ein. Letztlich ist die Pointe die Existenz einer Rahmenhandlung, das allein konstitutiert aber noch keine gute Geschichte. Mir fehlt es hier schlicht am Fleisch, an der Substanz hinter den kreativen Gedanken. Deswegen auch hier nur zwei von fünf Punkten.


    Abgabe 7: 3.5/5


    >>> Fleetburg wäre exakt der Punkt, an dem ich eingehakt hätte, um die relativ aufgebrauchte Aufgabenstellung auf ein neuartiges Storyelement zu drehen. Das bedeutet allerdings auch irgendwie, dass es recht naheliegend ist, dies so zu tun. Der Name Smallwood erinnert mich an einen Sherlock-Nebencharakter (in diesem Sinne Rest in Peace an eine Serie, die zwei Staffeln lang den Schein eines brillanten Fernsehdramas aufrechterhalten konnte, um sich spätestens im Finale der vierten Staffel als gigantisches falsches Versprechen zu entlarven). Der Name Shirley tut sein Übriges. Die Geschichte ist derweil ohne große Aussetzer erzählt, die Pokémon sind als nettes Gimmick gut eingebracht worden und das Setting verspricht eigentlich eine gute Geschichte. Unterm Strich fühle ich mich nach der Lektüre des Ganzen aber so schlau wie vorher, das Ende ist enorm antiklimaktisch, wodurch die Geschichte wirkt, als sei sie lediglich eine Nebenhandlung einer größeren, deutlich interessanteren Begebenheit, die aber lediglich angedeutet wird. Im Verhältnis zu den anderen Abgaben würde ich hier eine 3.5 vorschlagen.


    Abgabe 8: 4/5


    >>> Danke an Titel/Untertitel, wieder was gelernt! Muss das jetzt auch immer Deutsch "se buck" aussprechen wegen dieser Klarstellung, kann mir da nicht helfen. Die Schreibe gefällt mir aber direkt, weil sie aus jemandes Feder stammt, dessen Beobachtungsgabe überdurchschnittlich ausgeprägt ist. Mit Hakenkreuzen bekritzelte Stapelstühle sind enorm spezifisch, gleichsam kennt sie jeder, ohne, dass man über sie spricht. Voll die Flashbacks. Nachsitzen für einmal schwänzen tho? gg, sag ich mal. Kann man sich da auch nicht cleverer herausreden? Paige voll das gute Buch-Wortspiel aber. Prämisse auch ziemlich cool. Ein bisschen Determinismus, ein bisschen Kommentar auf den Konsum, ein bisschen angelehnt an die Individualisierung von Informationsströmen und Werbeanzeigen. Letztlich endet das Ganze so paradox, wie es enden muss, weil das Wissen um ein Schicksal an und für sich widersinnig ist, da der freie Wille alleine detaillierte Voraussagen zu künftigen Lebensumständen ad absurdum führt. Das ist mir (Abzüge gabs u.A. für andere Plausibilitätslücken wie die sofortige Bereitschaft zum Mord an einer nahestehenden Person aufgrund eines Buches) vier Punkte wert, not bad!


    Abgabe 9: 4.5/5


    >>> Wunderbares Zitat, hat er so allerdings nie gesagt. Winziger Schönheitsfehler tho. Ansonsten: Ich lese einen Satz und habe direkt präzise, detaillierte und atmosphärisch brauchbare Bilder im Kopf. Auch die Szenen des Alltags überzeugen, weil sie spezifisch sind. Ich erwähnte andernorts die Wichtigkeit des aufmerksamen Beobachtens im Fähigkeitenrepertoire des Autors, dieser Text greift auf Details enorm routiniert und stilsicher zurück. Eine gute Grundlage. Den eingeklammerten Satz am Anfang halte ich zwar als Gedankengang für nachvollziehbar, aber auch für literarisch out of place. Nathan fasste sich allerdings ein Herz und nicht ans Herz. Der Dialog wirkt ein bisschen scripted. Artifiziell auf eine Art und Weise, die die Charaktere nicht zu Alltagsmenschen, sondern zu literarischen Menschen transformiert, die so nie interagieren würden. Das nimmt der Szenerie zunächst emotionale Tiefe, es bleibt jedoch grundsätzlich interessant. Herrlich ist dann der Fakt, in dem Nathan behauptet, Autor zu sein, und das Beobachten von Menschen als eine Methode beschreibt, wie er gegen Schreibblockaden vorgeht. Dann drängt das Gespräch noch weiter in die Metaebene, Marie führt ihre Gedanken zur Langlebigkeit von Ideen (respektive Geschichten, letztlich sind das aber ja auch nur Ideen) aus. Jeder Filmgucker darf jetzt sein eigenes liebstes Zitat aus "V for Vendetta" ergänzen. Ein ungewöhnliches Treffen ungewöhnlicher Menschen endet mit einem "Auf bald!" und einigen herrlich subtilen Kommentaren auf Oberflächlichkeiten (overdressed zum wortwörtlichen Blind Date) und die menschlichen Sinneserfahrungen. Blind girl throwing shade bzgl. Nathans Größe dann direkt witzig. Kommentar auf die orale Tradition des Geschichtenerzählens akkurat. Der Twist hat durch die Brille ja schon fore-shadow-ing erfahren, letztlich ist es aber doch eine gelungene Überraschung. Ich finde, die Story hat hier und da noch ein paar Ecken und Kanten, nicht überall wirkt der Text rund und organisch, aber aufgrund der beschriebenen Stärken, einiger Thematiken, die mit mir persönlich resonieren und dem Direktvergleich mit der Konkurrenz reicht es hier dennoch für eine 4.5/5.


    Abgabe 10: 2/5

    >>> Kommen wir nun zu einer Story, in der gegenseitiges Ins-Gesicht-furzen ein Handlungselement darstellt. Finde den Einstieg nicht unbedingt stilsicher. Sand der Strände und dergleichen. Das ist fast schon aufreizend naheliegend durchformuliert. Auch zum Halbsatz "[...], dass Bücher kleine Meisterwerke sind" hätte ich einiges zu sagen, beispielsweise, dass dieser Ausspruch jedes Buch unabhängig vom Inhalt zu einem Meisterwerk erklärt und somit den eigens eingebrachten Superlativ völlig entwertet. Die Geschichte ist dann strukturell komisch, mit einer Binnenerzählung innerhalb eines Briefes, die nicht etwa etablierten Regeln wie der indirekten Rede in solchen Fällen folgt, sondern sich liest wie eine abfotografierte Seite eines anderen Textelementes. Auch finde ich, dass die Pokémon hier einen etwas zu dominanten Teil der Erzählung einnehmen. Da geschieht einfach recht viel Namedropping und nicht so viel geschmeidige Kontextualisierung, wie man es sich vielleicht gewünscht hätte. Letztlich leider keine Geschichte, die mich wirklich fesseln konnte, daher auch hier nur 2/5 Punkten.